giftige und explosive substanzen in labor und betrieb. von g. sorbe. umschau-verlag, frankfurt/m....

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Die Doppel-Helix. Von J. D. Watson. (Mit einer Einfiihrung von H.Haber.) Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg 1969. 1. Aufl., 284 S., zahlr. Abb., geh. DM 19,80. Das Buch steht seit geraumer Zeit auf der Bestsellerliste (,,Der Spiegel"). Es ist zu begriiflen, dai3 hier von berufener Hand der Versuch gemacht wird, die moderne Naturwissenschaft nach vielen Jahrzehn- ten gehiiteter Exklusivitat der Offentlich- keit vorzustellen. Der Versuch hat sich ge- lohnt. Die Resonanz, die das Buch beim Publikum gefunden hat, ist ein Zeichen fur das Interesse der Menschen an dem Problem ,,Leben", ein Interesse, das seit der Zeit Darwins nicht mehr in diesem AusmaB wach war. Die ,,Doppelhelix" ist eine autobiographi- sche Schrift, die ihre Wurze der personli- chen Eigenheit des Verfassers verdankt. Es ist fraglich, ob ein anderer als Watson die Entwicklung seiner Forschung in so span- nender Form hatte aufzeichnen konnen. Das Buch erhebt keinen Anspruch auf niichterne, wissenschaftliche Akuratesse, hingegen werden die menschlichen Hinter- grunde einer groflen Entdeckung mit of- fensichtlichem Behagen geschildert. Die wissenschaftliche Seite der Geschichte ist dem Eingeweihten ohnehin bekannt; ihm bleibt das Vergnugen einer ausgezeichne- ten Unterhaltung, dem Uneingeweihten wird sie auf angenehme und verstandliche Art prasentiert. Deshalb ist nicht einzu- sehen, warum das peinlich belehrende Vor- wort zur deutschen Fassung den im Origi- nal bereits vorhandenen Einfuhrungen zu- gesellt wurde. Wenn Sir Lawrence Bragg in seinem den Sinn und Stil des Buches ge- nau treffenden Vorwort keine Interpreta- tion wissenschaftlicher Erkenntnisse fur notwendig hielt, weshalb dann Herr Pro- fessor Haber? J. Lehmann, Freiburg Giftige und explosive Substanzen in Labor und Betrieb. Von G. Sorbe. Umschau-Ver- lag, FrankfurtIM. 1968. 1. Aufl., 167 S., 34 Tab., GL DM 15,80. In der ,,Berufskundlichen Reihe zur Fach- zeitschrift Chemie fur Labor und Betrieb" erschien das obige Buch, in dem - wie der Verfasser im Vorwort sagt - ,,der Ver- such unternommen wurde, alle wichtigen Verbindungen und Klassen, die giftige undloder explosive Eigenschaften haben, zusammenzufassen". Nach kurzen Aus- fuhrungen uber ,,Sicherheit und Unfall- verhutung", mit Tabellen iiber Berufs- krankheiten und Gefahrenklassen brenn- barer und explosiver Stoffe sowie Atemfil- ter bringt das Buch von S. 25 bis 160 in Stichworten ,,Allgemeine toxische und ex- plosive Eigenschaften von Verbindungen und Klassen" in alphabetischer Anordnung rnit chemischen Formeln. Es folgen von S. 161 bis 194 ,,Tabellen mit Kennzahlen toxischer und explosiver Substanzen" (einschliefllich der MAK-Werte) und zwei Seiten Erklarung einiger medizinischer Fachausdriicke. Der Versuch des Verfas- sers, Chemielaboranten iiber die Gefahren der Stoffe aufzuklaren, mit denen sie tag- lich umgehen, ist lobenswert, aber Man- gels Sachkenntnis miBgliickt. Dieses laien- hafte und kritiklose Buch ist voller Fehler. Dem Verfasser scheint die Tatsache unbe- kannt zu sein, daB fur Gesundheitsschaden Dosis und Konzentration ausschlaggebend sind. Deswegen operiert er mit Begriffen wie ,,giftig, sehr giftig, wenig giftig, schwach giftig" usw. Dem Buchlein wurde kein Sachverzeichnis beigegeben, so daB man Chemikalien, die man sucht, nur fin- det, wenn man ahnt, unter welchen Stoff- klassen sie der Verfasser eingeordnet hat. Wenn der Verfasser S. 197 unter den be- nutzten Handbiichern ,,Ullmanns Ency- klopadie der technischen Chemie" angibt, dann hat er die letzte, eben fertiggestellte Auflage, in der der Referent alle gewerbe- toxikologischen Beitrage geschrieben hat, sicher nicht benutzt! Man kann nur wiin- schen, dai3 das Buch bald wieder von der Bildflache verschwindet, denn es ist un- moglich, in einer Neuauflage die vielen Fehler zu verbessern. Vor dieser laienhaf- ten Broschure kann nur gewarnt werden. Sie wird mehr schaden als niitzen! H. Oettel, Ludwigshafen Atombau und chemische Bindung. Von F. Seel. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1969. 7., verbess. Aufl., VII, 96 S., 63 Abb., 7 Tab., geh. DM 9,80/geb. DM 12,80. Die Literatur uber den Bau der Atome und die chemische Bindung ist sehr um- fangreich. Die meisten Monographien sind in englischer Sprache abgefaflt. Oberdies sind in der angelsachsischen Literatur die Fragen uber den Atombau und die chemi- sche Bindung vorwiegend auf der Grund- lage der Quantenmechanik in mathematisch mehr oder weniger anspruchsvoller Weise behandelt. Der junge Student der Natur- wissenschaften - vor allem der Chemie und Physik - wird es deshalb schwer ha- ben, geeignete deutschsprachige Literatur zu finden, die den Bau der Atome und die chemische Bindung anschaulich beschreibt. Das Buch von F. Seel darf wegen seiner nichtmathematischen, leicht verstandlichen Darstellung dem Chemiestudenten der Anfangssemester als sehr brauchbar emp- fohlen werden. Daruber hinaus wird es auch fur Chemielehrer an hoheren Schu- len wegen seines didaktisch guten Auf- baus nutzlich sein. Im ersten Teil des Bu- ches behandelt der Autor die Grundlagen des wellenmechanischen Atommodells. Aus didaktischen Griinden ware es wiin- schenswert, wenn in diesem Teil auch die Atommodelle von Bohr und Sommerfeld etwas naher beleuchtet wiirden, um dem Leser das Zustandekommen der Quanten- zahlen (und somit den Zusammenhang zwischen den Quantenzahlen und dem Drehimpuls bzw. der Energie) leichter ver- standlich zu machen. Im zweiten Teil des Buches werden in kla- rer und leicht iiberschaubarer Weise die vier Grundformen der chemischen Bin- dung (Ionenbindung, Atombindung, me- tallische Bindung und zwischenmolekulare Bindung) aufgezeigt. Es ist sinnvoll, dai3 das Stoffgebiet dabei nicht in organische und anorganische Chemie unterteilt wird, sondern dai3 die wichtigsten Eigenschaften der verschiedenen Bindungstypen an Hand von Beispielen aus beiden Bereichen be- sprochen werden. Eine sehr niitzliche Er- ganzung zur Behandlung der chemischen Bindung sind die Kapitel uber den Zusam- menhang zwischen chemischer Bindung einerseits und Reaktivitat, Formbestan- digkeit, metallischer Leitfahigkeit und Farbe von Stoffen andererseits. Es ware begruflenswert, wenn der Autor bei der nachsten Oberarbeitung seines Bu- dies im 2. Teil etwas ausfuhrlicher auf die Vorstellungen der Ligandenfeldtheorie und der MO-Theorie einginge, da die mo- derne Betrachtungsweise der chemischen Bindung sehr stark auf diesen Modelltheo- rien beruht. P. Giitlich, Darmstadt 160

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Page 1: Giftige und explosive Substanzen in Labor und Betrieb. Von G. Sorbe. Umschau-Verlag, Frankfurt/M. 1968. 1. Aufl., 167 S., 34 Tab., GL DM 15,80

Die Doppel-Helix. Von J. D. Watson. (Mit einer Einfiihrung von H.Haber.) Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg 1969. 1. Aufl., 284 S., zahlr. Abb., geh. DM 19,80.

Das Buch steht seit geraumer Zeit auf der Bestsellerliste (,,Der Spiegel"). Es ist zu begriiflen, dai3 hier von berufener Hand der Versuch gemacht wird, die moderne Naturwissenschaft nach vielen Jahrzehn- ten gehiiteter Exklusivitat der Offentlich- keit vorzustellen. Der Versuch hat sich ge- lohnt. Die Resonanz, die das Buch beim Publikum gefunden hat, ist ein Zeichen fur das Interesse der Menschen an dem Problem ,,Leben", ein Interesse, das seit der Zeit Darwins nicht mehr in diesem AusmaB wach war.

Die ,,Doppelhelix" ist eine autobiographi- sche Schrift, die ihre Wurze der personli- chen Eigenheit des Verfassers verdankt. Es ist fraglich, ob ein anderer als Watson die Entwicklung seiner Forschung in so span- nender Form hatte aufzeichnen konnen. Das Buch erhebt keinen Anspruch auf niichterne, wissenschaftliche Akuratesse, hingegen werden die menschlichen Hinter- grunde einer groflen Entdeckung mit of- fensichtlichem Behagen geschildert. Die wissenschaftliche Seite der Geschichte ist dem Eingeweihten ohnehin bekannt; ihm bleibt das Vergnugen einer ausgezeichne- ten Unterhaltung, dem Uneingeweihten wird sie auf angenehme und verstandliche Art prasentiert. Deshalb ist nicht einzu- sehen, warum das peinlich belehrende Vor- wort zur deutschen Fassung den im Origi- nal bereits vorhandenen Einfuhrungen zu- gesellt wurde. Wenn Sir Lawrence Bragg in seinem den Sinn und Stil des Buches ge- nau treffenden Vorwort keine Interpreta- tion wissenschaftlicher Erkenntnisse fur notwendig hielt, weshalb dann Herr Pro- fessor Haber? J. Lehmann, Freiburg

Giftige und explosive Substanzen in Labor und Betrieb. Von G. Sorbe. Umschau-Ver- lag, FrankfurtIM. 1968. 1. Aufl., 167 S., 34 Tab., GL DM 15,80.

In der ,,Berufskundlichen Reihe zur Fach- zeitschrift Chemie fur Labor und Betrieb" erschien das obige Buch, in dem - wie der Verfasser im Vorwort sagt - ,,der Ver- such unternommen wurde, alle wichtigen

Verbindungen und Klassen, die giftige undloder explosive Eigenschaften haben, zusammenzufassen". Nach kurzen Aus- fuhrungen uber ,,Sicherheit und Unfall- verhutung", mit Tabellen iiber Berufs- krankheiten und Gefahrenklassen brenn- barer und explosiver Stoffe sowie Atemfil- ter bringt das Buch von S. 25 bis 160 in Stichworten ,,Allgemeine toxische und ex- plosive Eigenschaften von Verbindungen und Klassen" in alphabetischer Anordnung rnit chemischen Formeln. Es folgen von S. 161 bis 194 ,,Tabellen mit Kennzahlen toxischer und explosiver Substanzen" (einschliefllich der MAK-Werte) und zwei Seiten Erklarung einiger medizinischer Fachausdriicke. Der Versuch des Verfas- sers, Chemielaboranten iiber die Gefahren der Stoffe aufzuklaren, mit denen sie tag- lich umgehen, ist lobenswert, aber Man- gels Sachkenntnis miBgliickt. Dieses laien- hafte und kritiklose Buch ist voller Fehler. Dem Verfasser scheint die Tatsache unbe- kannt zu sein, daB fur Gesundheitsschaden Dosis und Konzentration ausschlaggebend sind. Deswegen operiert er mit Begriffen wie ,,giftig, sehr giftig, wenig giftig, schwach giftig" usw. Dem Buchlein wurde kein Sachverzeichnis beigegeben, so daB man Chemikalien, die man sucht, nur fin- det, wenn man ahnt, unter welchen Stoff- klassen sie der Verfasser eingeordnet hat. Wenn der Verfasser S. 197 unter den be- nutzten Handbiichern ,,Ullmanns Ency- klopadie der technischen Chemie" angibt, dann hat er die letzte, eben fertiggestellte Auflage, in der der Referent alle gewerbe- toxikologischen Beitrage geschrieben hat, sicher nicht benutzt! Man kann nur wiin- schen, dai3 das Buch bald wieder von der Bildflache verschwindet, denn es ist un- moglich, in einer Neuauflage die vielen Fehler zu verbessern. Vor dieser laienhaf- ten Broschure kann nur gewarnt werden. Sie wird mehr schaden als niitzen!

H. Oettel, Ludwigshafen

Atombau und chemische Bindung. Von F. Seel. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1969. 7., verbess. Aufl., VII, 96 S., 63 Abb., 7 Tab., geh. DM 9,80/geb. DM 12,80.

Die Literatur uber den Bau der Atome und die chemische Bindung ist sehr um- fangreich. Die meisten Monographien sind in englischer Sprache abgefaflt. Oberdies sind in der angelsachsischen Literatur die

Fragen uber den Atombau und die chemi- sche Bindung vorwiegend auf der Grund- lage der Quantenmechanik in mathematisch mehr oder weniger anspruchsvoller Weise behandelt. Der junge Student der Natur- wissenschaften - vor allem der Chemie und Physik - wird es deshalb schwer ha- ben, geeignete deutschsprachige Literatur zu finden, die den Bau der Atome und die chemische Bindung anschaulich beschreibt.

Das Buch von F. Seel darf wegen seiner nichtmathematischen, leicht verstandlichen Darstellung dem Chemiestudenten der Anfangssemester als sehr brauchbar emp- fohlen werden. Daruber hinaus wird es auch fur Chemielehrer an hoheren Schu- len wegen seines didaktisch guten Auf- baus nutzlich sein. Im ersten Teil des Bu- ches behandelt der Autor die Grundlagen des wellenmechanischen Atommodells. Aus didaktischen Griinden ware es wiin- schenswert, wenn in diesem Teil auch die Atommodelle von Bohr und Sommerfeld etwas naher beleuchtet wiirden, um dem Leser das Zustandekommen der Quanten- zahlen (und somit den Zusammenhang zwischen den Quantenzahlen und dem Drehimpuls bzw. der Energie) leichter ver- standlich zu machen.

Im zweiten Teil des Buches werden in kla- rer und leicht iiberschaubarer Weise die vier Grundformen der chemischen Bin- dung (Ionenbindung, Atombindung, me- tallische Bindung und zwischenmolekulare Bindung) aufgezeigt. Es ist sinnvoll, dai3 das Stoffgebiet dabei nicht in organische und anorganische Chemie unterteilt wird, sondern dai3 die wichtigsten Eigenschaften der verschiedenen Bindungstypen an Hand von Beispielen aus beiden Bereichen be- sprochen werden. Eine sehr niitzliche Er- ganzung zur Behandlung der chemischen Bindung sind die Kapitel uber den Zusam- menhang zwischen chemischer Bindung einerseits und Reaktivitat, Formbestan- digkeit, metallischer Leitfahigkeit und Farbe von Stoffen andererseits.

Es ware begruflenswert, wenn der Autor bei der nachsten Oberarbeitung seines Bu- dies im 2. Teil etwas ausfuhrlicher auf die Vorstellungen der Ligandenfeldtheorie und der MO-Theorie einginge, da die mo- derne Betrachtungsweise der chemischen Bindung sehr stark auf diesen Modelltheo- rien beruht.

P. Giitlich, Darmstadt

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