gesetze verordnungen lieferbedingungen normen

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118 Fettchem. Umschau 1934, Heft Q erlasslich. In der Literatur und bei Darstellungen, die exakt sein sollen, sollte die botanisch einwand- freie Kennzeichnung dagegen bevorzugt werden. Das ist nicht nur aus wissenschaftlichen Grunden anzu- streben. Wir erinnern an das Unheil, das aus der laxen Kennzeichnung von M a k u 1 u - und M a h w a - fett vor Jahr und Tag entstanden ist. Nur auf die nachlassige sprachliche Kennzeichnung ist es zuriick- zufuhren, daE man beide Fette identifizieren und da- mit das Fett von Illipearten (Mahwa- bzw. Mowrah- fett) durch das einer g i f t i g e n Hydnocarpus-Art (Makulu, Moratty) ersetzen konnte. Internationale Aommission zurn Stndinm der Fettstoff e. Fortsetzung dea Berichtes von Heft 6 der Fettchem. Umschsu 1984, S. 99-100. Internationale Vereinheitlichung der Untersucbungsverfahren fii Fette und ihre Verarbeitungsprodukte. Offizieller Bericht uber die 4.Tagung (vgl.auch Fsttchm. Ummhau 1933, Heft 11). Die 4. Tagung der Internationalen Kommission fand vom 26. bis 27. Oktober 1933 in Rom unter dem Vorsitz Prof. F a c h i n is , Mailand, statt. An den Sitzungen nahmen folgende Herren teil: Fur Ztalien: Prof. S. F a c h i n i , Vorsitzender, Dr. S. S p o r e r , Generalsekretar der Kommission, Dr. B i a n - c h i n i, Vertreter des Arbeitsministeriums, Dr. M an u e 1 I i, Vertreter des Ministeriums des Innern, Cap. M o n t e - 1 u c c i vom Luftfahrtministerium, Comm. V a 1 e n t i n o vom Konsortium des Oelhandels, Dr. D o r t a von der Konigl. Versuchsstation fur Oele und Fette in Mailand, Dr. L o e w , Industriechemiker, Cav. S e r i c a n 0, Techn. Leiter der St6. Mira Lanza, Genua, Cav. N e g r e n t e von der Gaslini-Gesellschaft, Rom. - Fur Deutschland: Prof. Dr. H. H. F r a n c k , Vorsitzender der Wissenschaftlichen Zentralstelle fur Oel- und Fettforschung, Chem. K. R i e t z, dpren Sekretar. - Fur England: Chem. S h e p h e r d , Vertreter der Internationalen Vereinigung der Oelmuller, London, Dr. R o b e r t s h H w , Vertreter der englischen Sektion der Internationalen Vereinigung der Lederindu- strie-Chemiker, Glasgow. - Fur Frankreich: Prof. Dr. M a r g a i 1 1 a n , Marseille, Ing. J. V i z e r n , Marseille, Dr. Wolf f, Paris. - Fur Griechenland: Valcalo- p o u 1 o s, Abgeordneter des griechischen Landwirtechafts- ministeriums. - Fiir Oesterreich: Dr. W. H a 1 d e n , Graz. Verhindert waren die Herren Prof. Dr. V e s e 1 y und Dr. He r i t e s von der tschechoslowakischen Fettana- lysen-Kommission, Prof. H a e u p t 1 i von der Schweizer Fettanalysen-Kommission, Prof. R i v a 1 s , Prasident der franzosischen Kommission, und schlieBlich der Ver- treter der Spanischen nationalen Gesellschaft der Oel- erzeuger. Die Sitzuugen wurden im Hause der ,,Federazione Nazionale Fascista delle Zndwtrie Chiniiche ed Affini" ab- gehalten, deren Generalsekretar und Sekretar, Herr Dr. B on i n i und Herr Dr. B r u n i a 1 d i , die Tagungsteil- nehmer liebenswurdig empfingen und ihnen als angenehme Beigabe zu den Arbeitssitzungen einen Besuch der ,,Mostra delle Rivoluzione Fascista", eine Fuhrung durch Rom, einen Ausflug nach Ostia und dem ,,Lido di Roma" mit anschlieBendem Empfangsabend in der ,.lJlpia" und eine Ausfahrt nach Tivoli boten. Am 28. Oktober konnten die Delegierten der Kundgebung zum Jahrestag des Mar- sches auf Rom beiwohnen. I. Sitzung: 26. O k t o b e r . Die Sitzung wird um 9 Uhr 30 unter dem Vorsitz Prof. F a c h i n i s eroffnet, der in seiner BegruBungsrede den GruB der Regierung ausrichtet, die ausliindischen Abgeordneten bewillkommnet und dem Vorsitzenden der ,,Federazione Nazionale Fuscista delle Zndustrie Chimiche ed Affini" (Fenachimici) fur seine liebenswurdige Gastfreundschaft dankt. Danach ergreift der Generalsekretar der ,,Fenachimici", Dr. B o n i n i , das Wort und uberbringt den KongreBteil- nehmern die GriiBe des Vorsitzenden der Federazione, S. EE. Senator G i nor i C on t i , und S. Exz. Prof. Dr. P a r r a v a n 0, die durch ihre Arbeiten festgehalten wor- den seien. Die ,,Fenachimici" freue sich, die Vertreter der Internationalen Kommission empfangen zu konnen, und wiinsche der Tagungsarbeit besten Erfolg. Die Vertreter der verschiedenen Abordnungen ant; worten, indem sie die GriiBe ihrer Lander uberbringen, darauf verliest Dr. S p o r e r , der Generalsekretar der Internationalen Kommission, das Protokoll der Tagung von Prag, das einstimmig angenommen wird, und be- richtet uber die Tatigkeit des Zentralburos der Kommis- sion im Zeitabschnitt 1932-1933. 2. Sit z u n g : 2 6. 0 k t o b e r. Der Vorsitzende teilt nach der Eriiffnung der Sitzung (9 Uhr 16) mit, daB nach der Fassung des Protokolls der 1. Versammlung der Inter- nationalen Kornmission die Periode des Amtes, das ihm fur drei Jahre anvertraut war, beendet eei. Er bittet demzu- folge die Kommission, Wahlen fur die Neubildung des Zentralburos vorzunehmen. Auf Vorschlag von Prof. F r a n c k .wird unter Zuruf beschlossen : Prof. F a c h i n i ist standiger E h r e n v o r s i t z e n - d e r der Internationalen Kommission zum Studium der Fettstoffe, Prof. R i v a l s V o r s i t z e n d e r , und Dr. S p o r e r fuhrt weiterhin das S e k r e t a r i a t . Im Namen der franzosischen Kommission dankt Prof. Ma r g a i 11 a n der Internationalen Kommission, daB ihre Wahl auf Prof. R i v a 1 s gefnllen ist. Indem er feststellt. daS das Amt des Vizeprasidenten nicht verliehen worden ist, schlagt er vor, Prof. F r a n c k zu wahlen. Dieser Vor- schlag wird durch Zuruf angenommen. Prof. F a c h i n i dankt der Versammlung und echildert kurz die Geschichte der Eommission, die auf italienische Anregung unter hervorragender Mitwirkung der franzosi- schen, deutschen und tschechoslowakischen Kommissionen ins Leben gerufen wurde. Er betont nochmals seine Ge- wiBheit, daR der neue Prasident mit Hilfe des Vizeprasi- denten und des Generalsekretars die Bemiihungen des ersten Priisidenten fortsetzen und vervollkommnen wird, in gleicher Richtung ffir die internationalen Interessen des Handels und der Industrie. Der Sekretar, Dr. S p o r e r , dankt dem neuen Vor- stand. Die Kommission beginnt dann mit der Beratung uber die vom Zentralburo bearbeiteten Texte der verschiedenen Methoden, die schon im Verlauf der vorhergehenden inter- nationalen Tagungen besprochen worden sind. Die Be- merkungen der einzelnen Landerkommissionen beziehen sich auf gewisse Abanderungen und auf die abschlieBende Redaktion der Vorschriften. Dagegen wird das Verfahren zur Bestimmung der oty- dierten Fettsauren (Otysauren) dem weiteren Studium iiberlassen. Zu diesem Zweck sollen vom Zentralbiiro Pro- ben an die verschiedenen nationalen Kommissionen ver- schickt werden. Das Kapitel ,,Bestimmung der reinen Gesamtfettsauren" wird zuruckgestellt und sol1 spater rnit dem noch nicht ausgearbeiteten Kapitel ,,Bestimmung der rohen Gesamt- fettsauren" vereinigt werden. In der 3. Sitzung, die am 27. 10. um 8 Uhr 16 be- ginnt, wird die Beratung iiber die ausgewahlten allge- meinen Untenuchungsvorschriften (Dichte bzw. spezi- fisches Oewicht; Unverseifbares) fortgesetzt und uber die Methoden zur Bestimmung des Neutralfettes in Olein, zur Prufung auf Ricinus in Oelkuchen und -schroten und endlich uber die Seifenanalyse gesprochen.

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Page 1: Gesetze Verordnungen Lieferbedingungen Normen

118 Fettchem. Umschau 1934, Heft Q

erlasslich. In der Li te ra tur und bei Darstellungen, die exakt sein sollen, sollte die botanisch einwand- freie Kennzeichnung dagegen bevorzugt werden. D a s ist nicht nur aus wissenschaftlichen Grunden anzu- streben. W i r erinnern an das Unheil, das aus der laxen Kennzeichnung von M a k u 1 u - und M a h w a -

fett vor Jahr und T a g ents tanden ist. N u r auf die nachlassige sprachliche Kennzeichnung is t es zuriick- zufuhren, daE man beide Fette identifizieren u n d da- mit d a s Fett von Illipearten (Mahwa- bzw. Mowrah- fett) durch d a s einer g i f t i g e n Hydnocarpus-Art (Makulu, Moratty) ersetzen konnte.

Internationale Aommission zurn Stndinm der Fettstoff e. Fortsetzung dea Berichtes von Heft 6 der Fettchem. Umschsu 1984, S. 99-100.

Internationale Vereinheitlichung der Untersucbungsverfahren f i i Fette und ihre Verarbeitungsprodukte. O f f i z i e l l e r B e r i c h t u b e r d i e 4 . T a g u n g (vgl.auch Fsttchm. Ummhau 1933, Heft 11).

Die 4. Tagung der Internationalen Kommission fand vom 26. bis 27. Oktober 1933 in Rom unter dem Vorsitz Prof. F a c h i n i s , Mailand, statt. An den Sitzungen nahmen folgende Herren teil:

Fur Ztalien: Prof. S. F a c h i n i , Vorsitzender, Dr. S. S p o r e r , Generalsekretar der Kommission, Dr. B i a n - c h i n i, Vertreter des Arbeitsministeriums, Dr. M a n u e 1 I i, Vertreter des Ministeriums des Innern, Cap. M o n t e - 1 u c c i vom Luftfahrtministerium, Comm. V a 1 e n t i n o vom Konsortium des Oelhandels, Dr. D o r t a von der Konigl. Versuchsstation fur Oele und Fette in Mailand, Dr. L o e w , Industriechemiker, Cav. S e r i c a n 0, Techn. Leiter der St6. Mira Lanza, Genua, Cav. N e g r e n t e von der Gaslini-Gesellschaft, Rom. - Fur Deutschland: Prof. Dr. H. H. F r a n c k , Vorsitzender der Wissenschaftlichen Zentralstelle fur Oel- und Fettforschung, Chem. K. R i e t z, dpren Sekretar. - Fur England: Chem. S h e p h e r d , Vertreter der Internationalen Vereinigung der Oelmuller, London, Dr. R o b e r t s h H w , Vertreter der englischen Sektion der Internationalen Vereinigung der Lederindu- strie-Chemiker, Glasgow. - Fur Frankreich: Prof. Dr. M a r g a i 1 1 a n , Marseille, Ing. J. V i z e r n , Marseille, Dr. W o l f f , Paris. - Fur Griechenland: V a l c a l o - p o u 1 o s, Abgeordneter des griechischen Landwirtechafts- ministeriums. - Fiir Oesterreich: Dr. W. H a 1 d e n , Graz.

Verhindert waren die Herren Prof. Dr. V e s e 1 y und Dr. H e r i t e s von der tschechoslowakischen Fettana- lysen-Kommission, Prof. H a e u p t 1 i von der Schweizer Fettanalysen-Kommission, Prof. R i v a 1 s , Prasident der franzosischen Kommission, und schlieBlich der Ver- treter der Spanischen nationalen Gesellschaft der Oel- erzeuger.

Die Sitzuugen wurden im Hause der ,,Federazione Nazionale Fascista delle Zndwtrie Chiniiche ed Affini" ab- gehalten, deren Generalsekretar und Sekretar, Herr Dr. B o n i n i und Herr Dr. B r u n i a 1 d i , die Tagungsteil- nehmer liebenswurdig empfingen und ihnen als angenehme Beigabe zu den Arbeitssitzungen einen Besuch der ,,Mostra delle Rivoluzione Fascista", eine Fuhrung durch Rom, einen Ausflug nach Ostia und dem ,,Lido di Roma" mit anschlieBendem Empfangsabend in der ,.lJlpia" und eine Ausfahrt nach Tivoli boten. Am 28. Oktober konnten die Delegierten der Kundgebung zum Jahrestag des Mar- sches auf Rom beiwohnen. I. S i t z u n g : 26. O k t o b e r . Die Sitzung wird um

9 Uhr 30 unter dem Vorsitz Prof. F a c h i n i s eroffnet, der in seiner BegruBungsrede den GruB der Regierung ausrichtet, die ausliindischen Abgeordneten bewillkommnet und dem Vorsitzenden der ,,Federazione Nazionale Fuscista delle Zndustrie Chimiche ed Affini" (Fenachimici) fur seine liebenswurdige Gastfreundschaft dankt.

Danach ergreift der Generalsekretar der ,,Fenachimici", Dr. B o n i n i , das Wort und uberbringt den KongreBteil- nehmern die GriiBe des Vorsitzenden der Federazione, S. EE. Senator G i n o r i C o n t i , und S. Exz. Prof. Dr. P a r r a v a n 0, die durch ihre Arbeiten festgehalten wor- den seien. Die ,,Fenachimici" freue sich, die Vertreter der Internationalen Kommission empfangen zu konnen, und wiinsche der Tagungsarbeit besten Erfolg.

Die Vertreter der verschiedenen Abordnungen ant;

worten, indem sie die GriiBe ihrer Lander uberbringen, darauf verliest Dr. S p o r e r , der Generalsekretar der Internationalen Kommission, das Protokoll der Tagung von Prag, das einstimmig angenommen wird, und be- richtet uber die Tatigkeit des Zentralburos der Kommis- sion im Zeitabschnitt 1932-1933.

2. S i t z u n g : 2 6. 0 k t o b e r. Der Vorsitzende teilt nach der Eriiffnung der Sitzung (9 Uhr 16) mit, daB nach der Fassung des Protokolls der 1. Versammlung der Inter- nationalen Kornmission die Periode des Amtes, das ihm fur drei Jahre anvertraut war, beendet eei. E r bittet demzu- folge die Kommission, Wahlen fur die Neubildung des Zentralburos vorzunehmen.

Auf Vorschlag von Prof. F r a n c k .wird unter Zuruf beschlossen :

Prof. F a c h i n i ist standiger E h r e n v o r s i t z e n - d e r der Internationalen Kommission zum Studium der Fettstoffe, Prof. R i v a l s V o r s i t z e n d e r , und Dr. S p o r e r fuhrt weiterhin das S e k r e t a r i a t .

Im Namen der franzosischen Kommission dankt Prof. M a r g a i 11 a n der Internationalen Kommission, daB ihre Wahl auf Prof. R i v a 1 s gefnllen ist. Indem er feststellt. daS das Amt des Vizeprasidenten nicht verliehen worden ist, schlagt er vor, Prof. F r a n c k zu wahlen. Dieser Vor- schlag wird durch Zuruf angenommen.

Prof. F a c h i n i dankt der Versammlung und echildert kurz die Geschichte der Eommission, die auf italienische Anregung unter hervorragender Mitwirkung der franzosi- schen, deutschen und tschechoslowakischen Kommissionen ins Leben gerufen wurde. Er betont nochmals seine Ge- wiBheit, daR der neue Prasident mit Hilfe des Vizeprasi- denten und des Generalsekretars die Bemiihungen des ersten Priisidenten fortsetzen und vervollkommnen wird, in gleicher Richtung ffir die internationalen Interessen des Handels und der Industrie.

Der Sekretar, Dr. S p o r e r , dankt dem neuen Vor- stand.

Die Kommission beginnt dann mit der Beratung uber die vom Zentralburo bearbeiteten Texte der verschiedenen Methoden, die schon im Verlauf der vorhergehenden inter- nationalen Tagungen besprochen worden sind. Die Be- merkungen der einzelnen Landerkommissionen beziehen sich auf gewisse Abanderungen und auf die abschlieBende Redaktion der Vorschriften.

Dagegen wird das Verfahren zur Bestimmung der o t y - dierten Fettsauren (Otysauren) dem weiteren Studium iiberlassen. Zu diesem Zweck sollen vom Zentralbiiro Pro- ben an die verschiedenen nationalen Kommissionen ver- schickt werden.

Das Kapitel ,,Bestimmung der reinen Gesamtfettsauren" wird zuruckgestellt und sol1 spater rnit dem noch nicht ausgearbeiteten Kapitel ,,Bestimmung der rohen Gesamt- fettsauren" vereinigt werden. In der 3. S i t z u n g , die am 27. 10. um 8 U h r 16 be-

ginnt, wird die Beratung iiber die ausgewahlten allge- meinen Untenuchungsvorschriften (Dichte bzw. spezi- fisches Oewicht; Unverseifbares) fortgesetzt und uber die Methoden zur Bestimmung des Neutralfettes in Olein, zur Prufung auf Ricinus in Oelkuchen und -schroten und endlich uber die Seifenanalyse gesprochen.

Page 2: Gesetze Verordnungen Lieferbedingungen Normen

Fettchem. Umschau 1934, Heft 8 119

Zum SchluB der Sitzung gibt Dr. H a 1 d e n einen sehr interessanten Ueberblick iiber die Definition und die Ein- teilung der L i p o i d e , deren weiteres Studium be- schlossen wird.

Nach einer Aussprache, in deren Verlauf Prof. F a c h i n i allen Kommissionen Eeinen Dank fur die Mit- wirkung an dem Werk der internationalen Vereinheit- lichung ausdriickt, wird die Sitzung gegen Mittag ge- schlossen.

Die 6. Zusammenkunft der Internationalen Kommission zum Studium der Fettstnffe soll in Paris stattfinden, und zwar gelegentlich der Einweihung des franzosischen Chemiehauses, wahrscheinlich Ende September 1934.

* Im folgenden werden die M e t h o d e n v o r s c h l a g e

wiedergegeben, die von der Internationalen Kommission soweit bearbeitet worden sind, daB sie hier noch einmal der Oeffentlichkeit zur Ueberpriifung anheimgegeben wer- den konnen. AeuBerungen zu den Texten werden bis 16. September ds. Js. von der ,,Commissione Intmazionale per lo Studio dei Grassi", Uffic!o Centrale, R. Stazione Sperimentale per l'lndustria degli Olii e dei Grassi, Mai- land 113, Via Marina 6, und auch vom Wizoff-Sekretariat, Berlin W 8, Behrenstr. 6, entgegengenommen und zur end- giiltigen BeschluBfassung iiber die Methoden auf der 6. Tagung der Kommission vorgelegt werden.

Die Texte sind in unveranderter Anordnung und mog- lichst wortgetreu aus der franzosischen Originalfassung des Zentralbiiros iibersetzt worden.

J o d z a h 1 (,,Indice d'iode''). V o r b e m e r k u n g. Die Jodzahl eines Fettes ist ein

MaB fur den Grad seiner Ungesattigtheit. In der Praxis wird sie durch Halogenanlagerung und nach Ueberein- kunft in g Jod ausgedriickt, die von I00 g Fett gebunden werden.

Als chemische Kennzahl soll die Jodzahl in allen Fallen an der entwasserten und filtrierten Substanz bestimmt werden. Wenn es sich urn die Feststellung der Reinheit handelt, sol1 die Fettprohe vorher entsauert werden.

Die Verfahren von W i j s , H a n u s und H ii b 1 werden von der Internationalen Kommission angenommen. Die ersten beiden Verfahren sind fur Tndustrie- und Handels- analysen vorgesehen. Das Verfahren von Hii b l ist in manchen Landern auaerhalb des Handelsverkehrs noch amtlich in Gebrauch. I m Untersuchungsbefund soll jedoch die benutzte Methode angegeben werden.

Bei der Anwendung der drei Verfahren sollen die Opera- tionen bei ungefahr 200 und gegen Licht geschiitzt vor- genommen werden.

B e s t i m m u n g s - u n d B e r e c h n u n g s v e r f a h r e n. Bei den drei angenommenen Verfahren soll man immer

soviel Reagenz anwenden, daB am Ende der Reaktion der HalogeniiberschuB mindestens soviel wie die Menge des gebundeiien Halogens betragt. Daraus folgt, daB fur 26 ccm angewendete Halogenlosung folgende Gewichts- mengen Fett, entsprechend der Formel -, einzuwagen sind:

1 g fur eine zu erwartende Jodzahl von 0- 30

aa JZ.

096 8 n n n n n ao- 50

092 g n n n n " 100-160 04 g n n n n n 60-100

0,16g n n n n n 160-200 a) V e r f a h r e n v o n W i j s. Die benotigte Losung

wird durch getrenntes Auflosen von 7,8 g Jodtrichlorid und 8,6 g Jod in Eisessig (mindestens ggproz,, alkoholfrei) hergestellt. Man mischt die beiden Losungen, fiillt sie mit dem Eisessig auf lo00 ccm auf und verwahrt diese L h n g i n einer braunen Gl~sst~pselflasche.

Man wagt die notigenfalls vorher geschmolzene Fett- probe i n einen kleinen Glasbecher von 1-2 ccm Fassungs- vermogen ein, den man i n einen sorgfaltig gereinigten und getrockneten 200-300-ccm-Kolben mit eingeschliffe- nem Glasstopfen einfiihrt, lost die Probe in 10 ccm Chloro-

form oder Tetrachlorkohlenstoff und fugt 26 ccm mit Hilfe einer Pipette sehr genau abgemessene JodlGsung hinzu. Man schiittelt, verschlieBt den Kolben und laBt ihn bei Fetten, deren Jodzahl kleiner als 160 ist, eine Stunde lang im Dunkeln stehen, und bei Fetten, deren Jodzahl groBer als 160 ist, drei Stunden lang.

Nach Ablaiif dieser Zeit fiigt man 20 ccm IOproz. Jod- kaliumlosung (jodfrei) und ungefahr I00 ccm destilliertes Wasser hinzu. Man titriert den HalogeniiberschuB mit einer 0,l n- oder 0,06 n-Thiosulfatlosung zuriick. Hierbei fiigt man die Thiosulfatlosung in kleinen Portionen zu und schuttelt, bis die Mischung nur noch leicht gefarbt ist. Nach Zugabe von 6 ccm frisch hergestellter Starkelosung als Indicator setzt man die Titration unter lebhaftem Schiitteln fort, bis die Blaufarbung verschwindet.

Die Halogenlosung wird unter gleichen Bedingungen in einer Blindprobe ohne Fettsubstanz titriert.

Wenn b und a die Mengen 0,l n-Thiosulfatlosung in ccm sind, die h i m Haupt- und Blindversuch verbraucht werden, und p die Fetteinwage, ist die gesuchte Jodzahl:

.

b) V e r f a h r e n v o n H a n u s . 10 g Jodinonobromid werden in 600 ccm Eisessig (rein, alkoholfrei) in einer vorteilhaft braunen Glasstopselflasche gelost. In einen sorgfaltig gereinigten und getrockneten Kolben

von ungefahr 200 ccm Fassungsvermogen rnit weiter Oeffnung und eingeschliffenem Glasstopfen fiihrt man die Fettprobe ein, lost sie in 10 ccm Chloroform oder Tetra- chlorkohlenstoff und fiigt 25 ccm genau abgemessene Hanuslosung hinzu. Man schiittelt, laBt eine Stunde im Dunkeln stehen, gibt dann 20 ccm IOproz. reine, jodfreie Jodkaliumlosung und ungefahr 60 ccm destilliertes Wasser dazu und titriert das freie Jod mit einer 0,l n-Thiosulfat- losung.

Die Titration und Berechnung der Jodzahl geschieht wie beim W i j s ' schen Verfahren.

c) V e r f a h r e n v o n H ii b 1. Man lost einerseits 25 g Jod in 600 ccm reinem, 96proz. Alkohol und anderseits 30 g Quecksilber-(2)-chlorid in derselben Menge Alkohol; falls notig, filtriert man die letztere Losung. Etwa 24 Stun- den vor Gebrauch werden die beiden Losungen gemischt. Die fertige Losung darf fur den Gebrauch nicht langer als 48 Stunden aufbewahrt werden.

Die abgewogene Fettprobe wird in einen 600 bis 800 ccm- Kolben mit eingeschliffenem Glasstopfen gebracht, in I0 ccm Chloroform oder Tetrachlorkohlenstoff gelost und rnit 26 ccm genau abgemessener Jodlosung versetzt. Man verschlieBt, schiittelt und la& je nach dem erwarteten JZ.-Wert, 12 bis 24 Stunden im Dunkeln stehen. Die Dauer von 24 Stunden bezieht sich auf trocknende Oele. Nach Ab- lauf dieser Zeit gieBt man 20 ccm l0proz. reine, jodfreie Jodkaliumlosung hinein (wenn sich ein Niederschlag von Jodquecksilber bilden sollte, gibt man nochmals Jod- kaliumlosung dazu), ferner ungefahr 300 ccm destilliertes Wasser und titriert mit einer 0,l n-Thiosulfatlosung.

Gleichzeitig fiihrt man eine Blindprobe ohne Fett aus. Titration und Berechnung wie bei den vorhergehenden

Verf ahren.

V e r s e i f u n g 8 z a h 1 (,,Indice de saponiflcation").

V o r b e m e r k u n g. Unter der Verseifungszahl ver- steht man die Menge Kaliumhydroxyd, ausgedriickt in mg, die zur Verseifung von 1 g Fett notwendig ist.

A n m e r k u n g. Bei der Auswertung der Ergebnisse muB man beachten, daB die Gegenwart oxydierter Fett- sauren und unverseifbarer Stoffe die Verseifungszahl er- niedrigt, wahrend die Gegenwart freier Fettsauren sie erhoht.

V e r f a h r e n u n d B e r e c h n u n g . Notwendige Lo- sungen :

a) 0,6 n-Salzsaure. - b) Alkoholische, ungefahr 0,6 n- Kalilauge (rllkohol 96proz.). Diese Losung wird nach dem Stehenlassen in eine braune oder gelbe Glasflasche dekan- tiert, die rnit einem Gummistopfen versehen ist.

Page 3: Gesetze Verordnungen Lieferbedingungen Normen

120 Fettchem. Umschau 1934, Heft 6

Zur Bestimmung der Verseifungsxahl wiigt man in einen Kolben von ungefahr 200 ccm Fassungsvermogen aus alkalibestandigem Glas etwa 2 g Fett genau ein. Man gibt 35 ccm genau abgemeseene alkoholische Kalilauge dazu, ferner einige Siedesteinchen und halt die Mischung eine halbe Stunde lang unter Ruckflu5 im Sieden. Das Ver- seifungsgemisch wird in Gegenwart von Phenolphthalein rnit 0,5 n-Salzsaure hei5 titriert.

Unter den gleichen Bedingungen macht man einen Blindversuch mit der Kalilauge.

Wenn Cl und C, die Anzahl ccrn der benutzten 0,511- Salzsaure beim Blindversuch und beim Versuch rnit Fett bedeuten und p die Fetteinwaye, wird die Verseifungszahl (VZ.) nach folgender Forrnel erhalten:

VZ.

B r e c h u n g s q u o t i e n t (,,Indice de refraction"). V o r b e m e r k u n g. Der Brechungsquotient eines

Stoffes bei einer bestimmten Wellenlange ist das Verhalt- nis der Sinuswcrte des Einfalls- und Brechungswinkrls fur einen Lichtstrahl von dieser Rellenlange, der aus Luft in die Substanz eintritt.

Abgesehen von besoncleren Fallen, wird der Brechunps- quotient fur die D-Linie des Natriums angegeben. Der Ausdruck n bezieht sich immer auf ta und die D-Linie. Wenn die Bestimmung in Bezug auf eine Linie X gemacht wird. mu13 die Angabe Iaiiten: ni,

Als physikalische Kennzahl sol1 der Brechungsquotient an der vollstandig wasserfreien unrl filtrierten (unter Um- standen, wenn es sich urn eine Identitatsfeststellung handelt, sogar entsaaerten) Fettprobe bestimmt werden.

V e r f a h r e n. Alle Apparate, welche die Messung des Brechungsquotienten gestatten. kiinnen benutzt werden. Dagegen erkennt die Internationale Kommission keinen Apparat an, der empirische Werte liefert.

Die Beobachtung wird f u r fliissiye Fette bei Zimmer- temperatur gemacht, fur feste Fette bei einer Temperatur oberhalb des Schmelzpunktes, aber auch moglichst henach- bart der Bezugstemperatur. (Man muB auf die genaue Messunp der Versuchstemperatur achten.)

Die Fettprobe sol1 den Raum zwischen den beiden Prismen vollstandig ausfiillen. die Ablesung nach minde- stens 5 Minuten Kontakt iind bei gut eingestellter Tem- peratur gemacht werclen. Als Bezugstemperaturen sind zuzulassen:

200 fur Oele. 400, 600, 800 oder mehr fiir feste Fette iind fur Fett-

sauremischungen. Die Beobachtung wird mancbmal bei zerstreutem Tages-

licht unter Kompensation vorgenommen. Genauere Be- stimmungen werden bei Natriumlicht ausgefuhrt.

B e r e c h n u n g . Die bei einer Temperatur tl, die von der gewahlten Bezugstemperatur t abweicht. beobachteten Werte werden mit Hilfe folgender Faktoren auf die Be- zugstemperatur umgerechnet :

F = 0,00035 bei Oelen, F = 0,00036 bei festen Fetten und Fettsauren.

Bei einer Temperatur ti, die unterhnlb der gewahlten Bezugstemperatur liegt, rechnet man also:

bei Temperaturen oberhalb der Bezugstemperatur: nt = nt, - (t - t,) . F,

nt = nt, + (t, - t) . F. R e c h e n b e i s p i e l :

n = 1,46991 bei 17,6O:

n,, = 1,46904. n,,, = 1,46991 - (20--17,5) . o,oooa~

A n m e r k u n g. Die wesentlichen Bedingungen zum Er- halt vergleichbarer Werte sind: Konstante Temperatur, vollig wasserfreie und gereinigte Fettproben.

Bei der Auswertung der Ergebnisse m.d man dem Um- stand Rechnung tragen, da5 die Gegenwart freier Fett- sauren den Brechungsquotienten stark erniedrigt.

S ii u r e g e h a 1 t 6,Aciditb"). V o r b c ni e r k u n g. Der Sauregehalt, d. h. der Prozent-

gehalt an freien Fettsauren kann vereinbarungsgemaa je nach der Natur der Fette ausgedruckt werden als Oel-, Palmitin- oder Laurinsaure, und zwar auf Grund folgender Rerechnung :

Molekulargewicht.der Oelsiiure . . . . 282 Palmitinsnure . . 266

,, Laurinsaure . . . 200 W

n

Weiin bei der Saurebestimmung p die Fetteinwage ist und n das Volumen der zur Neutralisation not- wendigen Alkalilosung (ausgedruckt in ccm n-Liisung), werden die verschiedenen Ausdrucke fur den Saure- gehalt nach folgenden Formeln barechnet:

II . 0,282 . 100 P

S (bw. auf Oelsaure) =

. o , m . 100 S (bez. auf Palmitinsaure)= (gilt besonders fur Palmfett), P

n .o,aoo . 100 P

S (bez. auf Laurinsaure) =

(gilt besonders fiir Cocos-, Palmkern-, Lorbeerbaum- fette und dergl.).

Wenn bei einem Analysenbefund der Ausdruck ,$awe- gehalt" ohne Angabe der Berechnungsweise steht, handelt es sich nach Uebereinkunft immer um den Sauregehalt, bezogen auf 0 e 1 s a u re .

Der Sauregehalt kann auch als S a u r e z a h l ausge- driickt werden, d. h. als Anzahl mg Kaliumhydroxyd, die zur Neutralisation der freien Sauren in 1 g Fett notwendig sind. Man erhalt dann:

II 66,ll sz.= -- P I

worin der Faktor 56.11 das Molekulargewicht des Kalium- hydroxyds darstellt.

Der Saurcgehalt als Kennzahl eines Fettes sol1 in Pro- zenten des entwaseerten und filtrierten Fettes bestimmt werden.

V e r f a h r e n. Das Fett wird vorher bei einer Tempera- tur dekantiert, die wenig oberhalb seines Schmelzpunktes liegt oder oberhalb des Schmelzpunktes gewisser fester Be- standteile, die sich unter Umstanden vom fliissigen Anteil abgeschieden haben. Der gro5te Teil des Wassers wird auf diese Weise ausgeschieden. Bei einer Temperatur, die zum vollstandigen Aufschmelzen ausreicht, aber moglichst niedrig liegt, wird das Fett mit entwaesertem Natrium- sulfat getrocknet und dann filtriert.

5 bis 10 g Filtrat werden in ungefahr 150 ccm einer Misihung aus gleichen Teilen 95proz. Alkohol und Aethyl- ather gelost, die vorher mit 0,l n-Kalilauge neutralisiert worden ist. Man schuttelt und titriert in Gegenwart von Phenolphthalein mit einer wPsserigen 0,5 n-Kali- oder Natronlauge (oder 0.1 n-Lauge im Falle eines schwachen Sauregehalts).

A n m e r k u n g . In Gegenwart von freien oder ge- bundenen Mineralsauren sol1 man sich besonderer Be- stimmungsverfahren bedienen.

Rei Produkten, die fliichtige Fettsauren enthalten, be- stimmt man den Sauregehalt am urspriinglichen Pro- dukt, wahrend man den Feuchtigkeitsgehalt gesondert feststellt und den Sauregehalt auf die trockne Probe be- zieht.

A a c h e 6,Cendres"). V o r b e m e r k u n g. Die Aeche etellt den mineralischen

Ruckstand der filtrierten Fettstoffe dar. Ihr Prozentgehalt sol1 nicht zu dem der in einem Losungsmittel unloslichen Verunreinigungen addiert werden, um zu vermeiden, daO gewisse Bestandteile zweimal geziihlt werden. Dagegen kann man unter Umstanden im AnschluB a n die Bestim- mung der Verunreinigungen die h c h e im gereinigten Fett bestimmen, nachdem man das Loeungsmittel verjagt hat. I n solchem Fall wird der Prozentgehalt an Asche zu dem der Verunreinigungen hinzugerechnet.

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Fetteheni. Umschau 1934. Heft 6 121

V e r f a h r e n . Man wiigt 10 bis 15 g Fctt in einen Platintiegel ein, erhitzt vorsichtig bis zum Entziindunfis- punkt und laBt die Substanz von selbst abbrennen. Um den Verlust fliichtiger Alkalisalze zu vermeiden, wascht man den Verkohlungsriickstand mit heiBem Wasser und filtriert die Losung durch ein aschefreies Filter. Filter und Kohle werden dann bis zur vollstandigen Veraschung scharf gegliiht. Man kann den Vorgang erleichtern, indem man einige Tropfen Wasserstoffsuperoxyd hinzufugt oder in einem schwachen Sauerstoffstrnm gliiht.

Nach dem Abkiihlen wird der filtrierte Anteil in die Platinschale zuriickgegossen und auf dem Wasscrbad ver- dampft, schlieBlich wird das Ganze gegliiht.

Die Asche kann wieder carbonisiert werden, indcm man Ammoniumcarbonat oder mit Ilohlensaurc gesattigtcs Wasser zugibt.

W a s s e r u n d I l i i c h t i g e S t o f f e (,,Em et matieres entrainables").

V o r b e m c r k u n g . Unter .,Wasnpr rircd b p i 102 brs 1050 flrirhtigen Stoffen" vcrsteht man ti l lr bis 1015~ fliich- tigen Bestandteilc nnd die Gesamtmenge nichtgebundenes Wasser. die in dem Fettstoff enthalten ist.

1. B e s t i n i m u n g v o n W a s s r r u n r l f l i i c h t i g c n S t n f f e n. 20 g Fett wcrrlen in cine tarirrte Schalr von 8 bis 0 cni Durchmcwr eingewogen. die vortcilhaft einrn flachen Boden hat rind ein kleines Thermometer enthiilt. Man verjagt die Feuchtipkeit bei kleiner Flanirne auf detii Sandbad und riihrt rlabei bestandig rnit dern Thermometer. Bei Fetten niit Ausnahnie vnn Cncos- und Palmkernfett wird die Trmperatur von 105, bei Cncos- und Palmkern- fett die Temperatur r o n 10'20 nicht iiberschritten. Man hort in dern Augenblirk auf. in dern keine Entwicklung von Dampfblasen mehr xu beobachten ist. h'ach dem Ab- kiihlen wagt man. Der Gewichtsverlust stellt den Feuchtig- keitsgrad dar.

2. B e s t i n i n i u n p v o n W a s s e r a l l e i n . Man wapt 20 bis 100 g Fett in einen kurzhalsipen Kolben ein. fiigt ungefahr 100 ccm klares. mit Wassrr gesattigtes Sylol hinzu, ferner einige Siedesteinchen. um das Sieden zu regeln. Mit Hilfe eines Korkstopfens verbindet man den Kolben rnit der abgebildeten Apparatur. (Vgl. Deutsche Einheitsmethnden 1930 Wiznff, 119. nder Norrnblatt DIN- DVM 3656.)

Diese Apparatur besteht aus Pinem graduierten Zylinder mit einem AbfluBrobr. Der Zylinder wird mit einem Riick- flul3kiihler verbunden. Man erhitzt den Kolbeninhalt lang- sam bis zum Sieden. Das abziehende Wasser wird in dem praduierten Zylinder aufpefangen. Wenn das destilliertc Lnsungsmittel klar geworden ist und sich kein Wasser mehr abscheidet, unterbricht man das Erhitzen und laRt geniigende &it ruhig stehen. darnit sich das Wasser voll- kommen absetzt und keine Emulsionsschicht entsteht. Wenn Wassertropfen a n der Zylinderwand anhaften, entfernt man sie durch vorsichtiges Erhitzen der Wand mit Hilfe einer kleinen Flamme. Rildet die kochende Xylollosung Schaum, so enipfiehlt es sich, 1 bis 2 g Paraffin oder Olein zuzufiigen.

V c r u n r e i n i g u n g e n (,,Irnpuretb"). V o r b e rn e r k u n g. Im allgenieinen versteht man

unter den ,,init Hilfe eines fliichtigen Losimgsmittels er- haltenen Veninreinigungen" die Summe der Stoffe, die in diesem Loeungsmittel unter bestimmten Versuchsbedingun- gen nicht loslich sind.

Vom Gesamtgewicht dieser Stoffe konnen unter Uni- standen die Gewichtsmengen gewisser Bestandteile abge- zogen werden. die nach Uebereinkunft der Parteien oder nach Handelsbrauch nicht als .,Verunreiaigungen" gezahlt werden sollen.

Nur folgende drei Losungsmittel sind vorbehalten : Frischdestillierter neutraler A e t h y 1 8 t h e r ; P e t r o 1 a t h c r (zwischen 40 und 6@ siedend, Broni-

frischdestillierter S c h w e f e 1 k o h 1 e n s t o f f. Ihre Wahl ist durch die Art der untersuchten Fettstoffe

und durch die Art der Stoffe bedingt, die als ,,Verunreini-

zahl < 1);

gungen" angesehen werden sollen. Sie kann auch durch Handehbrauch oder durch Vereinbarungen der Parteien bestimmt spin.

Die Verunreinigungen in Speisefetten urid in Rohfetten, die auf Speisefette verarbeitet werden sollen, werden durch Petrolatber bestimmt.

Bei den spater beschriebenen Versuchsbedingungen laRt A e t h y I a t h e r folgende Stoffe ungelijst: mechanische Verunrcinigungen, Schleimstoffe, Kalkseifen, Alkaliseifen; P e t r o 1 a t h e r: mechanivche Verunreinigungen, Schleim- stoffe, Oxysauren, Lactone, Kalkseifen (er lost nur teil- weise: Oryfettsauren, ihre Glyceride und die Alkaliseifen).

Die K a 1 k s e i f e n werden als ,,Verunreinigungen" ge- rechnet, wenn die Vereinbarungen der Parteien nichts anderes bestimmen. Im letzteren Falle wird als Verun- reinigung nur ihr Kalkgehalt gezahlt, ausgedriickt als CaO.

Wenn nichta anderes bestimmt ist, werden die A 1 k a 1 i- s e i f e n nicht als Verunreinigungen betrachtet, abge- when von den als Oxyde berechneten basischen Bestand- teilen. die sie enthalten.

Das Analysenattest sol1 das benutzte Lijsungsinittel und grgrbenenfalls auch die Bestandteile angeben, die von den Verunreinigungen abgcrechnet worden sind.

V c r f a h r P n. Eine Einwage vnn 20 g geschtnolzeneni. aber nicht getrocknetem Fettstoff (man mischt einige Tropfen Wiiseer dam, wenn dir Fettprobe vorhcr ge- trocknet worden war) wird rnit 200 ccni des gewahlten Liisungsniittels i n eintw vcrschlossenen Erlenmeyer be- handelt. Das Ganze wirrl nach Umschiitteln hei ungefiihr 200 15 bis 30 Minuten der Ruhe uberlassen. wenn man rnit Petrol- oder Aethylather, und 12 Stunden lang, wenn man rnit Schwefelkohlenstoff arbeitet.

Man filtriert dann-durch ein doppeltes. gewngenes Filter oder durch rin tariertes trncknrs Filter und wascht wrg- faltig rnit kleinen Mengen drs Lijsungsmittels nach, bis das Filtrat fettfrei ist. Die Waschfliissigkeiten wcrden auf die allernotwendigstr Losungsmittelnienge beschrankt. Man trocknet im Trockenschrank bei 105O bis zur Gc- wichtskonetanz. nit, Gewichtszunahnie des Filters stellt die ..Vrrunrcinigungen" rlar.

A n m e r k u n g e n. 1. Falls ein seifenhaltiges Fett vor- liegt und falls d i e s Scifen nur i n Bezug auf ihre baei- schen Bestandteile als Verunreinigungen betrachtet wer- den sollen. behandelt man den Riiekstand auf dem Filter unter RiickfluB mit Salzsaure (1 : 6), bis die Seifen voll- standig zersetzt sind. Man extrahiert dss so abgeschiedene Fett in einem Scheidetrichter rnit Hilfe des zur Bestim- mung der Verunreinigungen benutzten Losungsmittels. Nach Waschen mit geringen Mengen Wasser. urn die Nineralsauren zu entfernen, nach Filtrieren und Verjagen des Losungsmittels last man in einem Trockenschrank bei 1060 trocknen, wagt die ails den Seifen freigemachte Fett- inenge und rechnet sie von dem gefundenen Prozentgehalt an Verunreinigungen ab.

2. Wenn der in dem Losungsmittel unlijsliche Ruckstand sowohl Kalkseifen als auch Alkaliseifen enthalt und wenn nur die Kalkseifen insgesamt als Verunreinigungen ge- rechnet werden sollen, muB man das Filter bei niedriger Temperatur veraschen und in der Asche das wasserlosliche Alkali titrieren (Methylorange). Das so bestimmte Alkali entspricht dem in den Alkaliseifen gebundenen. Der Ge- halt an gebundenen Fettsauren errechnet sich, indem man die Aequivalentgewichte der Fettsaureanhydride einsetzt:

191 fur Cocos-, Palmkernfett und dergl., 247 fur Palmfett, 273 f u r alle anderen Fette.

Dieser Gehalt wird von dem Prozentgehalt an Verun- reinigungen abgezogen.

3. I n gewissen Fallen kann die Fettlijsung sogar nach der Filtration Mineralstoffe enthalten, deren Menge zu den Verunreinigungen auf dem Filter addiert werden mu& Es geniigt, das Likungsmittel zu verjagen und die Asche zu bestimmen.

D i c h t e. - Spezifisches Gewicht (,,Densit&'). V o r b e rn e r k u n g. Mit Rucksicht auf die MiBver-

standnisse, denen die Begriffe ,,Dichte" und ,,spezifisches

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122 Fettchem. Umschau 1934, Heft 6

Gewicht" bei den verschiedenen Landern und niitunter - je nach den zugrundelicgenden Formulierungen - in ein und demselben Lande unterliegen. soll hier unter dem Wort ,,D i c h t e bei to" die absolute Dichte verstanden werden, d.h. die M a s s e d e r V o l u m e ' i n h e i t , aus- gedriickt in g/ccm bei der Temperatur t. Wir geben diese GroBe durch das Symbol Dt wieder.

Bis auf 0,000 027, d. h. bis auf eine bei den gewohnlichen genauen Messungen nicht erreichte Annaherung, stimmt dieser Wert rnit der Dichte iiberein, die auf Wasser von 40 bezogen wird: d 4.

Die genaue Temperaturmessung ist sehr wichtig, da die Dichte der Fettstoffe um ungefahr 0,00066 je Grad schwmkt.

Die Dichtewerte werden ebenso wie die Brechungs- quotienten auf die getrocknete und filtrierte Fettsubstanz bezogen und bei 200 angegeben (unter Umstanden auch bei 40°, 60" usw. f u r Fettstoffe, deren Zustand bei 200 schlecht definiert ist).

Die Messungen konnen bei einer Temperatur t, in der Nahe der Bezugstemperatur t vorgenommen und auf diese mit Hilfe der Formeln umgerechnet werden:

Dt =Dt, + (4 - t) . 0,00066, wenn t, > t Dt = Dtl - (t - tl) . 0,00066, wenn t, < t.

V e r f a h r e n . Zur Bestimmung der Dichte wird das Pyknometer, nachdem es die Temperatur der Umgebung gleichbleibend angenommen hat, bis zum Rand des Capillarrohres gefiillt und nach Einfiihren des "hermo- meters gewogen, wobei man die Temperatur beachtet. Der Unterschied zwischen dem Gewicht des vollen und des leeren GefaBes, geteilt durch das Gewicht des Pyknometers rnit Wasser von 200, ist die Dichte des ge- priiften Stoffes.

Die Dichte errechnet sich demgemaB nach folgender Formel:

t

c - a - a

D,,, = + 0,0012, worin:

a = Gewicht des leeren Pyknometers, b = Gewicht des leeren Pyknometers + Wasser,

c = Gewicht des Pyknometers + Fett, b-a = Gewicht des Wassers,

c-a = Gewicht des Fettes. *

Bei f e s t e n F e t t e n geht man folgendermaBen vor: Das Pyknometer wird ungefahr bis zu 31, seiner Hijhe

mit Fett gefiillt und 1 Stunde lang im Trockenschrank bei der Schmelztemperatur des Fettes stehen gelassen, damit jede Spur Luft, die in der Probe eingeschlossen ist, verjagt wird. Nach dem Abkiihlen wagt man das Pykno- meter + Fett. Man fiillt mit Wasser von 200 bis zum Rande des Pyknometers auf, la& das Ganze 1 Stunde in einem Wasserbad von 200 stehen, trocknet sorgfaltig und bestimmt das Gewicht des Pyknometers mit Fett und mit, Wasser. Die Dichte des Fettes bei 200 ergibt sich aus folgender Formel:

worin : a = Gewicht des leeren Pyknometers, b = Gewicht . des leeren Pyknometersf Wasser,

L a = Gewicht des Wassers = Volumen des Pykno-

c = Gewicht des Pyknometers + Fett, c-a = Gewicht des Fettes,

d = Gewicht des Fettes i- Wasser

d-c = Gewicht des Waesers iiber dem Fett,

meters,

+ Pyknometer,

(b-a)-(d-c) = Volumen des Fettes.

U n v e r 8 e i f b a r e 8. (,,Matitwee insaponiflables"). V o r b e m e r k u n g. Das Unverseifbare eines Fett-

stoffes umfadt alle nicht verseifbaren, aber in dem organi-

when Losungsmittel, das zum Verfahren benutzt wird, loslichen Bestnndteile.

Man benutzt P e t r o 1 a t h e r fur alle die Fettstoffe, die vermutlich nur geringe Mengen hoherer, in diesem Losungsmittel wenig loslicher Alkohole enthalten. I n den anderen Fallen nimmt man A e t h y 1 a t h e r zu Hilfe.

I m allgemeinen wird der Prozentgehalt an Unverseif- barem, wenn er zu den Prozentmengen Wasser und Ver- unreinigungen addiert werden soll, im urspriinglichen Fett bestimmt. Andernfalls und wenn man das Unverseifbare in Prozent der reinen Fettsubstanz ausdriicken will, korri- giert man rechnerisch den gefundenen Prozentgehalt unter Reriicksichtigung der Gehalte a n Wasser und Verunreini- gungen. In diesem Fall gibt man das Ergebnis ,,bezogen auf reines Fett" an.

V e r f a h r e n. a) P e t r o l a t h e r - V e r f a h r e n . In einen rnit Riick-

fluBkiihler versehenen Kolben wagt man genau 5 g Fett ein, fiigt 60 ccrn alkoholische ungefahr 2 n-Kalilauge (Alkohol 96proz.) hinzu und halt die Mischung eine Stunde lnng in leichtem Sieden. Von oben her durch das Kiihl- rohr giel3t man dann 60 ccm destilliertes Wasser, schiittelt, laBt erkalten und fiillt den Inhalt des Kolbens in einen Scheidetricbter um. Man spiilt den Kolben mehrmals mit insgesamt 60 ccm frischdestilliertem Petrolather (Siede- grenzen 40 bis 600; Bromzahl < l ; ohne Siederiickstand) aus, der dann in den Scheidetrichter gegossen wird. Man schiittelt mehrmals, um den Petrolather und die Seifen- losung gut zu mischen, lafit ruhig stehen und zieht, sobald die beiden Schichten sich vollstandig getrennt haben, die Seifenlosung in einen zweiten Scheidetrichter ab, wo man sie von neuem mit 60 ccm frischem Petrolather er- schopfend auszieht, dann ablaBt und ein drittes Ma1 mit frischen 60 ccm Petrolather extrahiert.

Noch eine vierte Ertraktion wird ausgefuhrt, und wenn eine Probe Petrolatherlosung von dieser Extraktion beim Verdampfen einen merklichen Riickstand hinterlaBt, be- nutzt man zur Bestimmung des Unverseifbaren das Aethyl- atherverfahren.

Die drei Petrolatherlosungen werden dann im gleichen Scheidetrichter vereinigt und dreimal mit jedesmal 50 ccm 6Oproz. Alkohol gewaschen. Man fiillt schliel3lich den Petrolather in einen Destillierkolben uni und destilliert auf einem Wasserbad bis auf einen Rest von wenigen ccrn ab. Der Destillationsriickstand wird in eine tarierte Kry- stallisierschale gegossen, der Kolben sorgfaltig mit kleinen Petrolathermengen nachgespiilt, die man gleichfalls in die Krystallisierschale gieBt, und das Losungsmittel in freier Luft verdampfen gelassen. Dann setzt man die Schale fur 15 Minuten auf ein kochendes Wasserbad, laBt in einem Exsiccntor erkalten und wagt.

Gewisse Fette. die mit LBsungsmitteln extrahiert worden sind, enthalten bei ungefahr 1000 fliichtige und verseif- bare Bestandteile. In solchen Fallen ist es wichtig, die Bestimmung des Unverseifbaren an der vorher bei 1050 getrockneten Substanz vorzunehmen, damit die gleiche ,,Verunreinigung" nicht doppelt bestimmt wird, einmal bei den fliichtigen Bestandteilen und zugleich beim Un- verseifbaren. I n der Berechnung wird man das Unverseif- bare auf 100 g urspriigliches Fett beziehen.

Bei sorgfaltiger Versuchsausfiihrung ist das Unverseif- bare frei von Seife; dennoch empfiehlt es sich, das er- haltene Unverseifbare zu veraschen, damit Versuchsfehler vermieden werden, die von einem zufalligen Herauslosen der Seife herriihren konnten. Wenn Asche hinterbleibt, bestimmt man die Alkalitat rnit einer 0,ln-Saure in Gegenwart von Methylorange. 1 ccm dieser Saure ent- spricht 0,032 g Kaliseife, die vom Unverseifbaren abzu- rechnen ist.

b) A e t h y l a t h e r - V e r f a h r e n . I n einen 250 ccm- Erlenmeyerkolben wagt man 10 g Oel oder Fe t t ein, D b t 26 ccrn alkoholische Kalilauge (3 bis 4 g Kaliumhydroxyd, in moglichst wenig Wasser gelost, mit 26 c:m Alkohol versetzt) dam, verbindet den Kolben durch einen Kork- stopfen rnit einem RuckfluBkiihler oder mit einem gewohn- lichen, ungefiihr 1 m langen Glasrohr und erhitzt eine Stunde lang zu leichtem Sieden.

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Fettchem. Umschau 1934, Heft 6 123

Man gieBt die Losung in einen Scheidetrichter, spult den Kolben mit soviel destilliertem Wasser nnch, daB die Cresamtfliissigkeit 100 ccm betragt, fiigt 76 ccm Aethyl- ather dazu und schiittelt eine Minute lang kraftig. Dann laBt man ruhig stehen und, sobald sich die beiden Schich- ten vollig klar getrennt haben, die unten befindliche Seifenschicht in einen anderen Scheidetrichter flieoen. Man gibt 50 ccm Aethylather dam, schiittelt nochmals eine Minute lang, genau wie oben, und wiederholt die Operation ein drittes Mal.

Die Aethylather-Extrakte werden vereinigt und ge- waechen. Man spiilt die Scheidetrichterwande mit destil- liertem Wasaer, ohne zu schiitteln, la& jedesmal eine ge- wisse Zeit ruhig stehen, bis die Waschwasser nicht mehr Phenolphthalein roten. Dann giel3t man destilliertes

Wasser dazu und schuttelt kraftig, urn jede Spur von Seife zu entfernen.

Die Betherlosung filtriert man in einen gewogenen Kolben, verjagt das Losungsmittel, trocknet im Trocken- schrank bei 1050, laBt abkiihlen und wagt. Das gefundene Unverseifbare wird auf 100 g Probe berechnet.

Es kann vorkommen, dad man die in Petrolather los- lichen Anteile abtrennen muB. I n diesem Fall giedt man zu dem wie oben erhaltenen Unverseifbaren 60 ccm Petrol- ather (Siedegrenzen 40 bis 0@), erhitzt im Wasserbad bis zum Sieden, verschlieflt den Kolben mit einem Stopfen und laBt drei Stunden lang an einem kiihlen Platz stehen.

Wenn sich ein Niederschlag ebildet hat, filtriert man die Losung in einen anderen Kofben, verjagt das Losungs- mittel, laBt abkiihlen und wagt. (Fortsetzung folgt.)

Bedeutung der alten deutlschen Eolonien als Rohstoffquelle fiir die dentsche Fettversorgung.

Von Dr. August Marcus, Berlin. Vorgetragen am 24. Nai 1934 in K61n auf der gemeinsamen Tagung der F a c h g r u p p e fu'r F e t t c h s m i e und der W i e e e n s c h a f t l i c h e n Z e n t r a l e t r l l s f i l r 0 8 1 - u n d F s t t f o r e e h u n g ( W i z a f f ) mahreud der 47. Hauptversarnm-

lung des Vercina Dsutecher Chsmikar. (Eingegangen am 18. 6. 1934.)

,,Ich danke Ihnen und freue mich, daS Sie mir Ge- legenheit gegeben haben, in dem k o l o n i a l e n E r - i n n e r u n g s j a h r auch in Ihrem Kreise der deut- schen Kolonien gedenken zu konnen. Sind doch 60 Jahre vergangen, seit B i s m a r c k durch sein be- kanntes Telegramm an den deutschen Konsul in Kap- stadt die deutsche Kolonialpolitik einleitete. Gerade Ihr Kreis, der groSe Mengen Rohstoffe verwendet, die zu ihrer Entstehung der Tropensonne bedurfen, wird die Wichtigkeit des Besitzes von eigenen Kolo- nien fur unsere Wirtschaft in vollem Umfange er- messen kijnnen.

Die Selbstversorgung Deutschlands rnit Nahrungs- und Futtermitteln ist im letzten Jahr in der Ta es- presse und Fachliteratur lebhaft erortert worden. %a- bei spielen die Fette und fetten Oele sowie ihre Roh- stoffe und die Ruckstande ihrer Verarbeitung eine besonders wichtige Rolle. I m a l l g e m e i n e n g e h t d i e A n s i c h t d a h i n , d a 0 D e u t s c h l a n d n i c h t i n d e r L a g e i s t , s e i n e n F e t t b e d a r f i m e i g e n e n L a n d e d e c k e n z u k o n n e n . M u n z i n g e r I) weist dies zahlenmaSig nach und for- dert zur Milderung unserer Abhangigkeit vom Aus- land in Bezug auf pflanzliche Oele und Fette die Wiedererlangung unserer alten Kolonien. V o n d e r D e c k e n ') kommt gleichfalls zu der Ansicht, daS die Selbstversorgung Deutschlands mit Oel- und Fett- rohstoffen technisch kaum zu verwirklichen ist; auch den Ausfiihrungen von H a h n $) ist ahnliches zu ent- nehmen. E B k u c h e n ') bejaht die Moglichkeit der Bedarfsdeckung aus eigener Erzeugung fur die Speisefette, beriicksichtigt aber nicht die Fette f i i r technische Zwecke. H ii b n e r 6, vertritt wieder den

l) Weltwirtschaftl. Zusammenhange u. Gestaltung d. dtsch. Fettversorgung. (Stuttgart 1933. - Vertrieb durch Verlag ds. Ztschr.)

*) 88. Sonderheft d. Ber. uber Landwirtschaft. (Her- ausgeg. v. Reichsministerium f. Ernahrung u. Landwirt- schaft.) J, Ebenda.

'1 Vgl. ,,Kuhn-Archiv", Bd. 38, S. 391: ,,Zur Frage der Selbstversorgung Deutschlands mit Fett und EiweiB" von R. W a g n e r . 9 Ebenda.

Standpunkt, daS Deutschland in seinem heutigen Lebensraum auch in Zudunft bei der Deckung seines Oel- und Fettbedarfs in starkstem MaSe von aus- landischen Zufuhren abhangig bleiben wird. Kurz zu- sammengefaSt, zeigen die Anschauungen, daS der aus den verschiedensten Grunden erwiinschte heimi- sche Oelfruchtbau nicht den Fettbedarf Deutschlands wird decken konnen, daS wir vielmehr weiterhin auf die Einfuhr von Fettrohstoffen aus den warmen Landern angewiesen sind.

Mit Ende des vorigen Jahrhundgrts setzte die ge- waltige Aufwartsentwicklung im Verbrauch pflanz- licher Fett- und Oelrohstoffe ein. Die gemal3igten Zonen vermochten den Bedarf nicht mehr zu be- friedigen, und man ging dazu uber, die tropischen und subtropischen Gebiete rnit ihren fast unbegrenz- ten Moglichkeiten der Erzeugung pflanzlicher Roh- stoffe zur Fettgewinnung auszunutzen. Gegenuber der Zeit vor dem Kriege 1914-1918 sind wesentliche Ver- schiebungen eingetreten, sowohl hinsichtlich der ver- arbeiteten Rohstoffe als auch der Herkunftsgebiete. Im Jahre 1913 hatte Deutschland einen Einfuhruber- schuS an pflanzlichen Fett- und Oelrohstoffen von 1715 810 t und einen AusfuhruberschuS an Oel von 27 130 t. Beim EinfuhriiberschuS der Rohstoffe stan- den Leinsaat und Leinmehl rnit 556 196 t an 1. Stelle; darauf folgten Palmkerne rnit 235921 t, dann in Ab- stiinden Baumwollsaat, Copra, Raps und Rubsen, Soja, Sesam und Erdnusse.

Im Jahre 1933 war der EinfuhriiberschuS Deutsch- lands an Fettrohstoffen 2284978 t. Etwa die Halfte, mit 1 170 900 t, machte die Sojabohne aus. Leinsamen und Leinmehl sind mit 356983 t an die 2. Stelle ge- ruckt. Sehr stark zugenommen hat die Einfuhr an Erdniissen, auSerordentlich verringert hat sich die des Sesams, von Raps und Riibsen, und fast ver- schwunden ist als Rohstoff die Baumwollsaat. Palm- kerne und Copra haben ihre Stellung etwa gehalten. Statt eines Ausfuhruberschusses an Oel, wie 1913, hatten wir 1933 einen EinfuhriiberschuS von 23 945 t, der hauptsachlich aus Palmol besteht.

Aus den Angaben iiber die Einfuhr der letzten Jahre ersehen wir, daS abgesehen von der Sojabohne, die ubrigens, wie ich spater noch zeigen werde, auch