gesamtausgabe 'bundespolizei kompakt' - ausgabe 2/2017

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Zeitschrift der Bundespolizei 02|2017 44. Jahrgang ISSN 2190-6718 Jede Direktion hat einen Vogel Mehr als nur Loblieder zwitschern 16 Portrait Ein Spitzenkoch im Aus- und Fortbildungszentrum Oerlenbach 34 Zähne zusammenbeißen! Wenn die Freizeit für den Leistungssport reserviert ist 38 Mein Kollege der Generation Y Sinnsuche und ausgewogene Work-Life-Balance Generation Soziale Netzwerke Digital Natives Digital Natives Millennials Millennials Anerkennung Öffentlichkeit Teamplayer Sabbaticals Sabbaticals Zeit Ze Zeit Smartphones Tablets kooperativ ehrlich ch Rückkopplung Arbeit Arbeit Instagramm gramm Netzwerk festlegen festlegen festlegen Netzwerk global denkend al denkend Egotaktiker Egotaktiker Gedanken flexibel exibel Spaß paß Konsum Teamplayer Option sprunghaft Sinn n Sinn Selbstverwirklichung geltungsbedürftig Veränderungen Authenzität Authenzität Wertschätzung tschätzung Aufmerksamkeit erksamkeit sozial Familie Familie kompromisslos kompromisslos sslos Erwartungen Fortbildung Fortbildung Vergleich mobil Medien Sinnsuche Überfluss Ausbildung Entscheidungen cheidungen risikofreudig ofreudig risikofreudig technikaffin chnikaffin ehrgeizig Technologie unabhängig anspruchsvoll ansp anspruchsvoll schnell Twitter witter Multimedia Multimedia Werbung Werbung digital ital verbunden n verbunden verbunden verbunden organisiert Freunde Facebook Gadget ehrgeizig ehrgeizig modern familienorientiert umweltbewusst ndividualität motiviert motiviert Laptops ptops Multi-Tasking international international Gesundheit engagieren Freiraum Smartwatch Smartw E-Mail Mail vernetzt Werte Werte WLAN analysieren Selbstsicherheit Freiheiten Fortschritt Geduld Snapchat Freiheiten Apps Google Google Lob Lob ob Ziele verwirklichen Auslandsreisen Freizeit Lebensentwurf Lebensentwurf web 2.0 web 2.0 Teamwork Prioritäten Computer Kreativität Kreativität Beziehungen Beziehungen arbeitswillig arbeitswillig Optimismus mitteilsam Selbstständigkeit Business Förderung Verantwortung klare Botschaften klare Botschaften wissbegierig Verantwortung pragmatisch pragmatis Community mmunity Internet Internet Interne selbstbewusst optimistisch ptimistisch innovativ Homeoffice Why hy Prioritäten Wissen Internet Möglichkeiten Zukunft Feedback Feedb online offline Work-Life-Balance k-Life-Balance organisiert selbstbewusst modern Öffentlichkeit Freizeit Homeoffice Ausbildung Auslandsreisen motivi sozial ganisiert Gesundheit Ge Echtzeitmedien Snap geltungsbedürftig mplayer schn ell

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Zeitschrift der Bundespolizei 02|2017

44. Jahrgang ISSN 2190-6718

Jede Direktion hat einen Vogel Mehr als nur Loblieder zwitschern 16

Portrait Ein Spitzenkoch im Aus- und Fortbildungszentrum Oerlenbach 34

Zähne zusammenbeißen! Wenn die Freizeit für den Leistungssport reserviert ist 38

Mein Kollege der Generation Y Sinnsuche und ausgewogene Work-Life-Balance

Generation

Soziale Netzwerke

Digital Natives

Digital Natives

Millennials

MillennialsAnerkennung

Öffentlichkeit

Teamplayer

Sabbaticals

Sabbaticals

Zeit

Zeit

Zeit

Smartphones

Tablets kooperativehrlich

ehrlich

Rückkopplung

Arbeit

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Fortbildung

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Multi-Tasking

international

international

Gesundheit

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Freiraum

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Smartwatch

E-Mail

E-Mail

vernetzt

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Werte

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Fortschritt

Geduld

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Freiheiten

Apps

Google

Google

Lob

Lob

Lob

Ziele verwirklichen

AuslandsreisenFreizeit

Lebensentwurf

Lebensentwurf

web 2.0

web 2.0

TeamworkPrioritäten

Computer

Kreativität

Kreativität

Beziehungen

Beziehungen

arbeitswillig

arbeitswillig

Optimismusmitteilsam

Selbstständigkeit

Business

Förderung

Verantwortung

klare Botschaften

klare Botschaften

wissbegierig

Verantwortung

pragmatisch

pragmatisch

Community

CommunityInternet

Internet

Internet

selbstbewusst

optimistisch

optimistisch

innovativ

Homeoffice

Why

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Prioritäten Wissen

Internet

Möglichkeiten

ZukunftFeedback

Feedback

online

offline

Work-Life-Balance

Work-Life-Balance

organisiert

selbstbewusstmodern

ÖffentlichkeitFreizeit

Homeoffice

AusbildungAuslandsreisen

motiviertsozial

organisiert

Gesundheit

Gesundheit

Echtzeitmedien

Snapchat

geltungsbedürftigTeamplayer

schnell

schnell

� Editorial

� Titelthema

06 Mein Kollege der Generation Y Sinnsuche und ausgewogene

Work-Life-Balance

14 Kolumne Hoppenstedt gegen Sokrates

15 Karikatur

� In- & Ausland

16 Jede Direktion hat einen Vogel Mehr als nur Loblieder zwitschern

20 Best of Tweets Ein Jahr Twitter

23 Nachwuchswerbung in sozialen Netzwerken Die Lebenswirklichkeit einer neuen Generation

26 Workshop für Weltumsegler Bundespolizei klärt über Gefahren auf hoher See auf

28 Pfarrer sind nicht nur zum Beten da „Großeinsatz“ der evangelischen Seelsorge

Inhalt 02|2017 � Personal & Haushalt

31 5 Fragen an Norbert Hillenbrand

Dienstgruppenleiter und Trainer für künftige Frontex-Escortleader

32 Ein Arbeitstag in Bildern Anwärter

� Portrait

34 Ein Spitzenkoch im Aus- und Fortbildungszentrum Oerlenbach Marcel Spenkuch

� Sport & Gesundheit 38 Zähne zusammenbeißen!

Wenn die Freizeit für den Leistungssport reserviert ist

� Technik & Logistik

42 Die eierlegende Wollmilchsau unter den Füchsen Über ein kleines Auto von großem Wert

� Zu guter Letzt

54 Tierische Rettung Die Rettung eines Schwans aus den

Gleisen

55 Impressum

06 42

34

38

32

26

28

Bundespolizei kompakt 02|201702 03Bundespolizei kompakt 02|2017

Inhalt Inhalt

sie sind verwöhnt, sie sind selbstverliebt, sie scheuen die Verantwortung – sagen Studien; sie sind offen, sie sind kollegial, sie agieren lösungs-orientiert – sagen jene, die mit ihnen täglich arbeiten – die Rede ist von den „Ypsilonern“.

Die zwischen 1980 und 1995 Geborenen, auch „Generation Y“ genannt, strömen in unsere Dienststellen. Sie werden ab 2025 den Hauptteil der Mitarbeiter ausmachen. Sie sind die erste Generation, die mit dem Internet groß geworden ist, die flächendeckende Grenzkontrollen in ganz Europa nur noch aus Geschichtsbüchern kennt, genauso wie die D-Mark, den Franc oder die Peseta. Für sie sind Auslandssemester und Freunde in allen Teilen der Welt ganz selbstver-ständlich. So bringen sie, wenn sie ihren Dienst bei der Bundespolizei beginnen, ein ganz neues Potenzial an Eigenschaften und Fähigkeiten mit.

Grund genug für uns, diese Generation einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Dabei haben wir sowohl „gestandene“ Bundespolizisten als auch „Frischlinge“ um ihre Meinung zur jeweils anderen Generation gebeten. Unser Fazit: Sie ergänzen sich bestens! Auch und gerade unseren Führungskräften und Verantwortungs-

trägern sei die Lektüre dieses Artikels wärmstens empfohlen. Erklärt er doch so manche Eigen-heiten unserer jungen Kollegen, die für uns ältere häufig in die Kategorie „verhaltensauffällig“ fallen, es objektiv betrachtet aber natürlich nicht sind.

Passend zum Thema wurden Anwärter aus einem unserer sechs Aus- und Fortbildungszentren (AFZ) einen Tag lang fotografisch begleitet – zwischen Lehrsaal, Sporthalle und Kantine. Was für diese jungen Kollegen zur Normalität gehört, steckt bei der Bundespolizei noch in den Kinder-schuhen – die Nutzung von sozialen Medien. Wir befassen uns in dieser Ausgabe ausführlich mit diesem Thema und schauen zurück auf unser erstes Jahr der Twitter-Nutzung.

Und sogar kulinarisch hat diese Ausgabe etwas zu bieten. Im Portrait dieses Mal: der neue Spitzenkoch des AFZ Oerlenbach.

Viel Freude beim Lesen!

Ihr Ivo Priebe Redaktion Bundespolizei kompakt

Liebe Leserinnen und Leser,

Editorial

05Bundespolizei kompakt 02|2017Bundespolizei kompakt 02|201704

Editorial

Sie gelten als anspruchsvoll, geltungsbedürftig, sprunghaft, kompromiss-los, mitteilsam, ungeduldig, technikabhängig, mobil, sozial vernetzt und global denkend. Vor allem aber machen sie den „gestandenen“ Bundes-polizisten oft sprach- und ratlos. Der ständige Blick aufs Smartphone löst Kopfschütteln bei dienstälteren Kollegen aus. Sie sind angekommen in der Bundespolizei, die Kollegen der „Generation Why“. Und das ist auch gut so! Denn diese Generation bietet ein riesiges Potenzial an Erfolg versprechenden Eigenschaften – und wir sind gut beraten, dieses für die Bundespolizei zu erschließen.

Sinnsuche und ausgewogene Work-Life-Balance

Mein Kollege der Generation Y

TitelthemaTitelthema

07Bundespolizei kompakt 02|2017Bundespolizei kompakt 02|201706

Traditionalisten1922 bis 1945

72 bis 95 JahrePrägende Jahre: 1933 bis 1960

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

2010Geburtsjahre, Altersgruppen, prägende Jahre: Nur Näherungswerte: anders zum Beispiel Hurrel- mann/Albrecht: Die heimlichen Revolutionäre, 2014, S. 17.

Entwicklung und Eigenschaften der Generation YEine „Generation“ weist im Denken und Handeln grundlegende Gemeinsamkeiten auf, da die Angehörigen der jeweiligen Geburtsjahrgänge Schlüsselerlebnisse teilen. Neben der Prägung durch ihre Eltern sind dies insbesondere Ereig-nisse und gesellschaftliche Trends während der Jugendphase.

Die Eltern der Generation Y gehören zu den so- genannten Babyboomern oder der Generation X. Für die Babyboomer war die Zukunft größtenteils glänzend. Sie wurden von einer wachsenden Stabilität, ansteigendem Wohlstand und einer neuen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung geprägt, im Osten Deutschlands hingegen durch die Ideologie des Sozialismus. Nach dem Ab-schluss der Schule und des Studiums stürmten diese geburtenstarken Jahrgänge auf den Ar-beitsmarkt und lernten sich hier durchzusetzen. Dieses Streben der Babyboomer nach Karriere und gesellschaftlicher Anerkennung ließ die Zeit, die sie gemeinsam mit ihren Kindern verbringen konnten, erheblich schrumpfen. Die sogenann-ten „Schlüsselkinder“ mussten deshalb schon früh selbstständig werden. Im Osten Deutsch-lands spielte zusätzlich der Zusammenbruch des alten Systems eine entscheidende Rolle. Die Generation der Babyboomer war hier nach der

Wende zum Teil stark verunsichert und ließ ihre Kinder aufgrund ihrer eigenen Unsicherheit ohne Orientierung erwachsen werden.

Die Generation X versuchte nun, bei ihren eigenen Kindern alles besser zu machen. Und so wurden die „Ypsiloner“ von Beginn an mit übermäßigem Interesse, Anerkennung und Hochachtung überschüttet. Ihre „Helikopter- Eltern“ unterhielten, beschützten und förderten sie. Jeder noch so steinige Weg ins Erwachse-nenleben wurde – und wird bis heute – durch die Eltern geebnet. Die Jugendphase, die für die Generation Y etwa in den Jahren 1990 bis 2010 zu verorten ist, wurde insbesondere durch die Digitale Revolution sowie die Globalisierung geprägt. Urlaubsreisen, Auslandssemester und Arbeitssuche haben die bisherigen räumlichen Dimensionen weit überschritten. Gleichzeitig wurde die Welt durch eine neue Welle des Terrorismus, der Technik- und Naturkatastrophen sowie der Finanz- und Wirtschaftskrisen schein-bar zusehends ungewiss.

In der Bildung, den Medien, der Freizeit sowie beim Essen und beim Sport wurden die Kinder mit einem Überfluss konfrontiert. Die Herausfor-derung war plötzlich nicht mehr, sich Privilegien zu erarbeiten, sondern Kriterien zu finden, warum man eine bestimmte Sache abwählt.

In dieser Überflussgesellschaft erlebten die jungen Men-schen ein Auflösen der Normengefüge als selbstverständ-lich: Ob Sexualität, Familie, Religiosität, Kleidungsstil oder Berufswahl – Selbstverwirklichung und Individualität haben oberste Priorität.

Welche Eigenschaften werden nun durch die zuvor geschilderten Rahmenfaktoren besonders geprägt? Zunächst einmal lässt sich feststellen, dass die „Ypsiloner“ gemessen an den Kriterien der vorangegangenen Genera-tionen als „statusinkonsistent“ bezeichnet werden müssen. Sie gelten als frühreif im Umgang mit den neuen Medien, in ihrem Konsumverhalten und ihrer Freizeitgestaltung. Im Berufsleben und bei der Familiengründung sind sie allerdings Spätzünder. Während 1960 noch 70 Prozent der 30-Jährigen eine abgeschlossene Ausbildung und eine eigene Wohnung vorweisen konnten, finanziell unab-hängig und verheiratet waren sowie mindestens ein Kind hatten, galt dies 2015 schon nur noch für 12 Prozent.1 Die Ypsiloner halten sich zudem im Berufsleben möglichst viele Optionen offen. Passt also die begonnene oder auch die schon abgeschlossene Ausbildung nicht mehr zum eigenen Lebensentwurf, wendet man sich ab und orientiert sich um. Man bezeichnet sie daher auch gern als „Egotaktiker“. Das bedeutet, dass ihre Lebensent-scheidungen kompromisslos nach Vor- und Nachteilen abgewogen werden. Zudem dienen Ausbildung, Beruf und Beziehung dazu, ihre Einzigartigkeit darzustellen. Über Facebook, Twitter, Instagram und andere soziale Medien wird das gewünschte Selbstbild in der digitalen Welt inszeniert.

Was bedeutet der Generationenwechsel für die Bundespolizei?Das Entscheidende ist, dass die Ypsiloner etwa ab 2025 die Mehrheit der Mitarbeiter in der Bundespolizei ausma-chen und bis dahin wesentliche Führungsfunktionen über-nommen haben und in Schlüsselpositionen aufgerückt sein werden. Hinzu kommt, dass aufgrund der zurückgehenden Geburtenraten ein zunehmender Konkurrenzdruck unter den Arbeitgebern entsteht. Konnte der öffentliche Dienst in der Vergangenheit unter einer Vielzahl von Bewerbern den oder die Geeignetste(n) für die eigene Organisation auswählen, gilt es jetzt Werbung zu machen, um sich von Mitanbietern positiv abzuheben. Prof. Dr. Antonio Vera von der Deutschen Hochschule der Polizei kommt daher zu der Einschätzung: „Der demographische Wandel ist wie ein Tsunami, nur sehr langsam. Die Strategie die Polizei so zu erhalten, wie sie jetzt ist, wird scheitern.“2 Doch wie sieht die Bundespolizei 2.0 aus und welche Kernelemente gilt es zu verändern, um auch mit den neuen Kollegen dem gesetzlichen Auftrag gerecht zu werden? Zunächst muss die Nachwuchsgewinnung auf die neue Lage ausgerichtet werden. Mehr als in den vergangenen Jahren gilt es, ein „treffsicheres“ Auswahlverfahren zu entwickeln. Die Erwartungen an den „PVB 2.0“ müssen konkretisiert und anschließend im Auswahlverfahren angewendet werden.

1 Hess: Millennials: Who They Are & Why

We Hate Them, https://www.youtube.

com/watch?v=P-en-HH-r_FM, zuletzt

aufgerufen am 25. Februar 2017

Generation X1965 bis 1979

38 bis 52 JahrePrägende Jahre: 1976 bis 1994

X

Generation Y1980 bis 1995

22 bis 37 JahrePrägende Jahre: 1991 bis 2010

Y

Generation Z1996 bis ?

21 Jahre und jüngerPrägende Jahre: Seit 2007

Z

Babyboomer1946 bis 1964

53 bis 71 JahrePrägende Jahre: 1957 bis 1979

Polizeihauptkommissar Holger Stark, seit 1980 im Berufsleben Ausbilder am Aus- und Fortbildungszentrum (AFZ) Eschwege

Als ich damals in die Lehre ging, schickte mein Vater mich ins Berufsleben und sagte ‚Junge, dass mir ja keine Klagen kommen.‘ Nun wurde ich in meiner Tätigkeit zum Aus-bilder im AFZ Eschwege Zeuge einer Aussage, die eine Mutter ihrer Tochter mit auf den Weg in ihr Berufsleben gab: ,Und Mädel, lass Dir nichts gefallen.‘ Ich denke, diese zwei völlig gegensätzlichen Aussagen beschreiben gut die Andersartigkeit der Generationen.

Polizeimeister Nils Eric Winkler, Bundespolizeiinspektion Magdeburg seit Februar 2015 mit der Ausbildung fertig

Ich habe mich eigentlich von Anfang an gut mit den Kollegen verstan-den und hatte keine Probleme mich zu integrieren. Sicherlich schauen einen ältere Kollegen manchmal schräg an, wenn man mit konstruk-tiven neuen Vorschlägen daherkommt. Aber wenn man es ordentlich begründet, machen auch die Skeptiker mit und lernen sogar von uns. Ich profitiere von den Erfahrungen der älteren Kollegen und schätze gerade hier am Bahnhof den gelassenen Umgang mit Bürgern, da bin ich noch viel angespannter als sie. Die Kollegen fragen mich oft bei Problemen mit dem PC. Ich finde, wir ergänzen uns da bestens.

2 Prof. Dr. Antonio Vera im Fortbildungsseminar „Personalentwicklung“ am 17. März 2015 an der Deutschen Hoch-

schule der Polizei (DHPol)

08 09Bundespolizei kompakt 02|2017

Titelthema Titelthema

Titelthema Titelthema

11Bundespolizei kompakt 02|2017Bundespolizei kompakt 02|201710

Die absehbare Konkurrenzsituation unter den Arbeitgebern um die jeweils geeignetsten (und nicht die pauschal besten) Köpfe des Landes muss zu einem Paradigmenwechsel in der Nachwuchswerbung führen. Im zivilen Sektor und beispielsweise auch bei der Bundeswehr rücken die Erwartungen der potenziellen Mitarbeiter an ihren Dienstherrn immer stärker in den Fokus. Kein WLAN auf dem Zimmer zu haben, kann für den Anwärter schon Grund zum Antrag auf Entlassung sein. Die Polizei ist keine selbstverständliche Berufsalternative mehr. Für Individualität wird gern auf ein üppiges Gehalt oder gar Aufstiegschancen verzichtet. Die positive Berichterstattung über die Bundes-polizei während der Migrationslage hat daher erwartungsgemäß zu einer wahren Bewerberflut geführt. Während sich also andere Arbeitgeber mühsam ihre Rolle als „Marke am Arbeitsmarkt“ erarbeiten müssen, braucht die Bundespolizei nur offensiver mit den eigenen Pfunden zu wuchern.

In der Ausbildung und auch danach muss es uns gelingen, die Energien der neuen Kollegen in die richtigen Bahnen zu lenken, statt diese mühsam zu unterdrücken. Ein Beispiel soll dies illustrieren: Bereits jetzt geben etwa 65 Prozent der Dienstanfänger an, durch Bekannte oder

Verwandte auf den Arbeitgeber Bundes-polizei aufmerksam gemacht worden zu

sein.3 Wir haben nun eine Vielzahl neuer Kollegen, die einen inneren Drang verspüren, ihren täglichen Dienst einer breiten Öffentlich-keit zugänglich zu machen. Warum geben wir ihnen also nicht die Chance ihre persönlichen Eindrücke über eine Onlineredaktion des Dienstherrn bei Twitter, Facebook oder Instagram einzustellen?

Zurück zur Kernfrage: Mein Streifenpartner ist ein Ypsiloner. Und nun?Die Angehörigen der Generation Y sind mit anderen Selbstverständlichkeiten groß gewor-den. Dazu gehört insbesondere der Umgang mit Autoritäten und digitalen Medien. Sie sind die erste Generation, die mit Computern auf-gewachsen ist und werden deshalb auch als „Digital Natives“ bezeichnet.

Während einige der dienstälteren Kollegen immer noch Schwierigkeiten haben, an einem Bildschirm umfangreichere Texte sinnver-stehend zu lesen, bedient sich ein Ypsiloner wie selbstverständlich an dem „anarchischen Schwarmwissen“ von Wikipedia, Google, Face-book und Co. Sie sind es gewohnt das gesamte digitale Wissen der Welt in der Hosentasche bei sich zu tragen. Wenn alles Wissen nur einen Klick weit entfernt zu sein scheint, dann ist auswendig lernen wirklich Ressourcen- verschwendung.

3 So das Ergebnis 2014 einer alljährlichen

Befragung unter den Dienstanfängern im

Bundespolizeiaus- und -fortbildungszentrum

Eschwege.

Die schnellen Feedbackschleifen in Computer-spielen oder in der Schule haben dazu geführt, dass junge Kollegen schnell irritiert sind, wenn sie keine Rückmeldung für die bewältigten Aufgaben erhalten. Aufmerksamkeit, Förderung und Lob sind ebenso wichtig wie Diskussion. Durch die überwiegend positive Rückkopplung, die der neue Streifenpartner in seiner Kindheit und Jugend von seinen Eltern erfahren hat, ist es häufig erforderlich, das Selbst- und Fremd-bild der „Jungen“ in Einklang zu bringen. Anders als bei einigen dienstälteren Kollegen kann man dabei aber auch mal deutliche Worte finden. Die Ypsiloner sind es gewohnt klare Botschaften auszutauschen, ohne dass damit gleich die Freundschaft oder das Kollegenverhältnis belastet ist.

Für den Vorgesetzten hingegen kann es schon mal kritisch werden, denn die Angehörigen der Generation Y haben gelernt, in Netzwerken zu denken. Lösungen werden in der „Community“ besprochen und ihr Führungsanspruch leitet sich allenfalls von Fachkompetenz ab. Sie wurden zu selbstbewussten Individuen herange-bildet und sowohl von Eltern als auch Lehrern zu Partnern auf Augenhöhe erzogen. Der Verweis auf das Schulterstück, der bei den vorangegan-genen Generationen eine Diskussion schnell beenden konnte, löst hier höchstens ein Achsel-zucken aus.

Die Bundespolizei wird weiterhin eine gewisse hierarchische Struktur brauchen. Diese auf Vorschlag einiger führender Manager der freien Wirtschaft auf ein Minimum zu reduzieren, um die Generation Y in unserer Behörde zu integrieren, wird nicht gelingen. Jedoch sollten wir uns Gedanken darüber machen, die Leistungen jedes Ypsiloners „gewinnbringend“ für die Bundes-polizei zu nutzen.

Für das generationenübergreifende Streifenteam gibt es aber schon jetzt durchweg positive Botschaf-ten: Die Generation Y übernimmt gern Verantwortung, im Regelfall jedoch lieber für Inhalte und Sach- themen anstatt als Vorgesetzte für Mitarbeiter. Führungsverantwortung oder ein Aufstieg in der Hierarchie sind für sie in der Regel nicht so erstrebenswert. Insgesamt gelten sie als pragmatisch, wissbegierig, kooperativ und ehrlich. Das sollte die Zusam-menarbeit unkompliziert machen. Es gibt also Grund zum Optimismus für den „gestandenen“ Bundespolizisten.

Chris Kurpiers, Gerhardt Weitkunat

Die neuen Kollegen der Generation Z stehen am Start ihres Berufslebens: Ein

Credo „Führe mich nicht, sondern ver-stehe mich.“ dieser Generation wird uns wieder vor neue Herausforderungen stellen. In einer noch stärker ausgeprägten Work-Life- Balance strebt diese Generation jedoch

wieder nach festen Strukturen inner-halb ihres Berufes. Es bleibt also

spannend.

Generation ZPolizeihauptmeister Holger Neuling, Bundespolizeiinspektion Magdeburg seit 1984 beim Bundesgrenzschutz/bei der Bundespolizei

Ich stelle Riesenunterschiede zwischen den Generationen fest. Kollegen der Generation X waren damals sehr zurückhaltend und fanden sich erst im Laufe der Zeit mit den Dienstabläufen zurecht. Die heutigen jungen Kollegen kommen mit einem umfangreicheren Wissen an die Dienststellen … an der Umsetzung in der Praxis hapert es zwar, dennoch sind sie hoch motiviert und wollen am liebsten gleich auf die Straße. Manchmal muss man sie dann zurückpfeifen. Es ist jedoch bewundernswert, wie sie uns ‚alten‘ Hasen am PC etwas vormachen. Einen Sachverhalt geben sie in null Komma nichts ins System ein.

Traditionalisten

2015 2020 2025 2030 2040

Babyboomer

Generation X

Generation Y

Generation Z

Traditionalisten

2015 2020 2025 2030 2040

Babyboomer

Generation X

Generation Y

Generation Z

ist Diplom-Soziologe und zurzeit als Dezernatsleiter 1 in der Bundes- polizeiakademie tätig. Der Vater einer Tochter schreibt gerade an seiner Doktorarbeit zum Thema „Personalauswahlverfahren der Bundespolizei“und beschäftigt sich daher intensiv mit der Generation Y.

Gerhardt Weitkunat (32)

Die „Millennials“ werden ab 2025 die Mehrheit der

Mitarbeiter stellen.

Bundespolizei kompakt 02|2017 Bundespolizei kompakt 02|2017

Titelthema Titelthema

1312

„Die Jugend liebt heute den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte. Die Jugend steht nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widerspricht den Eltern und tyrannisiert die Lehrer.“

Ob man in die Klage mit einstimmt, hängt vor allem davon ab, wie alt man selbst ist. Ansonsten werden dem Nachwuchs offensichtlich heute noch genau die gleichen Dinge vorgeworfen wie vor Jahrtausenden. Das Zitat wird nämlich dem griechischen Philosophen Sokrates zugeschrie-ben, der ein halbes Jahrtausend vor Christus gelebt hat.

Generationen scheinen wie Seifenblasen zu sein. Nach außen hin glänzen sie wunderschön. Sie gleiten durch Raum und Zeit, als ob sie selbst ihren Weg bestimmen könnten – während sie in Wahrheit auf Gedeih und Verderb jedem noch so schwachen Hauch der Geschichte ausgeliefert sind. Es geht deshalb auf und ab mit ihnen, ohne dass sie es steuern können. Bei alledem ähneln sie sich sehr – oft mehr, als es ihnen lieb wäre, und mehr, als sie erkennen oder zugeben möchten. Wenn sie sich aber mit zu viel Schwung begegnen, dann wird es proble-matisch. Es ist die Oberflächenspannung, die ihre Begegnungen so gefährlich macht: Peng!

Wenn Alt und Jung aufeinandertreffen, kann es komische oder tragische Folgen haben – manchmal auch beides zugleich. Wer die Schutzsphäre der Gleichaltrigen und somit Gleichgesinnten verlässt, wird unweigerlich mit anderen Lebensentwürfen, Wertevorstellungen sowie Eigen- und Fremdbildern konfrontiert. Häufig gipfelt das in Konflikten. Besser ist es deshalb, nicht gleich über die anderen zu ur-teilen, sondern zunächst die eigene Haltung zu reflektieren. Zuweilen kann man dabei gehörig über sich selbst staunen und etwas dazulernen.

Mir kommt da Loriots Familie Hoppenstedt in den Sinn, wie sie sich bemüht, Weihnachten zu feiern. Genial, wie Vicco von Bülow die alles andere als perfekten Charaktere liebevoll (über)zeichnet. Jede Hoppenstedt-Generation präsen-tiert ihre eigene Vorstellung von einem gelunge-nen Fest. Während die Familienmitglieder ihre Marotten zur Schau stellen, hat man nicht nur viel zu lachen, sondern auch zum Nachdenken: über die Eltern, die ihre Spießigkeit zelebrieren, über den aufmüpfigen Dicki, der „Zicke Zacke Hühnerkacke“ rezitiert, über den Opa, für den früher alles besser war ... Und schließlich über sich selbst, denn ein aufmerksamer Zuschauer wird in jeder Figur auch eigene Macken erken-nen.

Diese Art der Selbstreflexion täte auch der Bundespolizei gut, hört man doch hier und da derbe Klagen über den „verdorbenen Nach-wuchs“. Unsportlich, dumm und schlecht erzogen seien die jungen Leute von heute. Sokrates lässt grüßen.

Ja, ist denn die gesamte Jugend von heute wirklich so schlecht? Oder kommt es uns nur manchmal so vor, weil sich bei uns nicht aus-schließlich die Überflieger bewerben? Ist denn die Bundespolizei für die Besten attraktiv genug oder bieten andere Behörden und Unternehmen mehr? Fakt ist jedenfalls, dass es bei uns vieles, was gestern noch junge Menschen angezogen hat, heute nicht mehr gibt. 38,5-Stunden- Woche? Geschichte. Ballungsraumzulage? Abgeschafft. Freie Heilfürsorge? Immer weniger frei. Eine ruhegehaltsfähige Polizeizulage? Ver-gangenheit. Urlaubsgeld? Ersatzlos gestrichen.

Vielleicht hat doch nicht Sokrates, sondern Opa Hoppenstedt recht: „Früher war mehr Lametta“ …

Thomas Borowik

Kolumne

Hoppenstedt gegen Sokrates

Der Autor (48) leitet die Pressestelle der

Bundespolizei- direktion München.

Der dienstälteste kompakt -Redakteur

greift in seiner Kolumne die polarisierenden

Aspekte des jeweiligen Titelthemas auf.

Karikatur

Steffen Seifert

Bundespolizei kompakt 02|2017

Titelthema

14 15Bundespolizei kompakt 02|2017

Titelthema

In- & Ausland In- & Ausland

Der Vogel der Bundespolizei in Baden-Württemberg sollte nicht lange alleine sein. Nur wenig später stimmte ein Artgenosse mit bayrischer Mundart ein. Ebenfalls im Rahmen des Pilotprojekts. Die Kollegen der Bundespolizei-direktion München berichteten live von den Einsatzmaßnahmen der Bundespolizei rundum den G7-Gipfel in Elmau.

Warum mit Twitter starten?„Was gibt's Neues?“ Mit dieser Frage wird man schon auf der Twitter-Startseite begrüßt. Und genau darin liegt die Stärke des Mediums. Es handelt sich um einen sogenannten Microblog-ging-Dienst, der es ermöglicht,

Informationen in Echtzeit zu senden und zu lesen. Wenn man will, ohne dass automatische Algorithmen die Art oder Reihenfolge der dargestellten Kurzbei- träge beeinflussen. Das bedeutet, man kann nahezu ungefil-tert Informationen und Nachrichten konsu-mieren. Der erfolg-

reiche Probelauf in Baden-Württemberg und Bayern 2015 führte zu dem Entschluss, Twitter in der gesamten Bundespolizei einzuführen. Seit August letzten Jahres twittern alle Direktionen sowie die Bundespolizeiakademie.

Müssen wir als Behörde Social Media nutzen?Müssen sicher nicht. Können oder wollen wir es uns aber leisten, es nicht zu tun? Sicher auch nicht. Die Auflagen von Tageszeitungen sind seit Jahren rückläufig und ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. Einem morgendlichen Blick in eine dieser Printausgaben stehen heutzutage durchschnittlich 88 Blicke auf das Display des eigenen Smartphones gegenüber. Und das jeden Tag.

Auch die Anzahl der Nutzer von sozialen Medien steigt nach wie vor. Über 90 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sind dort aktiv – sei es Twitter, Face-

book, Instagram oder Snapchat. Beinahe jeder deutsche Jour- nalist hat einen Twitter- Account. Und um eine letzte, beachtliche Zahl zu nennen: Circa zwölf Millionen Menschen haben allein in Deutsch-land regelmäßig Berüh-rungspunkte mit dem Echtzeitmedium.

Jede Direktion hat einen Vogel – … und der kann wahrlich mehr als nur Loblieder zwitschern #bpol

Bundespolizei Folge ich

@bpolDie Geschwindigkeit, in der sich Meldungen – ob wahr, falsch oder irgendwo dazwischen – verbreiten, nimmt rasant zu. Wir als Bundespolizei dürfen davor keinesfalls die Augen verschließen. Das World Wide Web berichtet und debattiert schon längst über unsere Aufgaben, unsere Einsatzmaßnahmen oder über unser Auftreten in der Öffentlichkeit. Natürlich ist man nur in der Lage „mitzumischen“ und die Deutungs- hoheit zu erhalten, wenn man dieselben Kanäle nutzt. Diesen ersten Schritt sind wir nun endlich erfolgreich gegangen. Was aber können wir tat-sächlich durch die Nutzung von sozialen Medien erreichen?

Öffentlichkeitsarbeit – der KlassikerNatürlich gibt es sie nach wie vor, die klassische Öffentlichkeitsarbeit. Pressemitteilungen werden geschrieben wie eh und je. Durch die Nutzung von sozialen Medien hat sich das Repertoire nur um ein hocheffektives Medium erweitert. Die Reichweite von Pressemitteilungen kann so deutlich erhöht werden. Je nach Zielgruppe bietet es sich sogar an, einzelne Beiträge aus-schließlich in den sogenannten „neuen Medien“ zu verbreiten.

Nehmen wir das Bespiel von „Selfies“ auf Bahnanlagen. Diese teils unter Lebensgefahr erstellten Bilder werden vornehmlich digital ver-breitet. Genau hier gilt es also anzusetzen, wenn man vor den Gefahren warnen will. Oder glaubt jemand, er könne diese Zielgruppe mit einem Artikel in der Tageszeitung erreichen?

Außerdem belastet die klassische Öffentlich-keitsarbeit, zum Beispiel die Beantwortung von Medien- und Bürgeranfragen, Leit- und Presse-stellen insbesondere bei Einsatzlagen stark. Ein Verweis auf Echtzeitinformationen, die durch die Bundespolizei über soziale Medien veröffentlicht werden, ersetzt diese Arbeit zwar nicht gänzlich, kann die klassischen Kommunikationswege in Hochphasen aber entlasten. Ein verifizierter Social-Media-Account ist daher sowohl für die Bevölkerung als auch für Journalisten eine glaubwürdige und gern genutzte Quelle.

Einsatzbegleitung und taktische KommunikationEinsätze können über soziale Medien in Echtzeit begleitet und der Öffentlichkeit so polizeiliche Maßnahmen nicht nur ange-kündigt, sondern im laufenden Einsatz auch transparent gemacht werden. Natürlich kennt jeder auch die Risiken. Eine Gefähr-dung des Einsatzerfolgs durch Preisgabe taktischer Details gilt es unbedingt zu vermeiden. Die allgemeinen Regeln der Öffent-lichkeitsarbeit gelten deshalb auch für die „neuen Medien“.

Hat man die Risiken im Hinter- kopf, liegen die Vorteile auf der Hand: Die Kommunikation über eine starke Polizeipräsenz kann zum Beispiel mögliche Straftäter von ihrem Vorhaben abhalten. Auch dem polizeilichen Gegenüber ist bewusst, dass sein Handeln und möglicherweise auch strafbares Verhalten einer breiten Masse bekannt gemacht werden kann. Im Einsatzfall gilt es, Chancen und Risiken genau abzuwägen. Die Schnelligkeit aber, in der kommuniziert werden muss, um Erfolg zu haben, ist derzeit ausschließlich über soziale Netzwerke möglich.

Streckensperrungen, die vorübergehende Schließung von Bahnhöfen oder abgesperrte Bereiche im Flughafen aufgrund von nicht zuzuordnenden Gegenständen, aber auch die Lenkung und Steuerung von Demonstrations- teilnehmern oder Fußballfans: Jeder Polizei- beamte kennt diese Situationen. Solch ohnehin stressigen Einsatzlagen können durch die Nutzung von Twitter ein wenig entschärft werden, sind doch mit jeder polizeilichen Maßnahme Fragen verbunden wie: „Warum ist hier gesperrt?“,

Am 7. Mai 2015 fing der erste Vogel der Bundespolizei an, über die Arbeit und Einsätze der Bundespolizeidirektion Stuttgart zu zwitschern. Anlass für dieses Pilotprojekt war der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag in Stuttgart. Die Bundespolizei in Baden-Württem-berg betrieb zu diesem Großeinsatz erstmalig ihre Öffentlichkeitsarbeit auch über Twitter.

Ein sehenswerter Tweet aus dem G7-Gipfel

Der Abschluss-Tweet von der ersten Einsatz-

begleitung zum 35. Deutschen Evangeli-

schen Kirchentag 2015 der Bundespolizei- direktion Stuttgart

Präventionsarbeit der Bundespolizei auf Twitter

Starke Polizeipräsenz: Regelmäßig begleitet die Bundespolizei via Twitter Einsätze und berichtet live von den Einsatzorten.

POLIZEI

In- & AuslandIn- & Ausland

16 17Bundespolizei kompakt 02|2017Bundespolizei kompakt 02|2017

Bundespolizei kompakt 02|201718 19Bundespolizei kompakt 02|2017

In- & Ausland In- & Ausland

„Wo muss ich denn jetzt hin?“ oder „Wann geht es weiter?“. Jede dieser Fragen bedeutet eine Mehrbelastung für jeden einzelnen Polizisten. Was würden unsere Kollegen also sagen, wenn wir die Möglichkeit hätten, all diese Fragen mit nur 140 Zeichen auch überall dort beantworten zu können, wo Lautsprecherkraftwagen (LauKw) oder der Einsatzleiter mit seinem Megafon nicht zu hören sind. Viele begeben sich dann vielleicht erst gar nicht in die Nähe von Gefahren-bereichen.

Da diese Form der Kommunikation geeignet sein kann, sowohl weiteren Schaden abzuwenden als auch polizeiliche Maßnahmen zu unterstützen und damit das Einsatzergebnis positiv zu be- einflussen, spricht man auch von „Taktischer Kommunikation“.

KrisenkommunikationFür die Bundespolizei ist Krisenkommunikation in zweierlei Hinsicht wichtig. Zum einen umfasst sie all jene Aktivitäten, die dazu beitragen, den Verlust von Vertrauen und Glaubwürdigkeit, etwaige Imageschäden oder andere negative Entwicklungen abzuwenden oder zu minimieren (innere Krise). Zum anderen wird gerade bei Sicherheitsbehörden auch die Kommunikation während größerer Gefahren- und Schadens-

lagen als Krisenkommunikation bezeichnet. Einer klaren und schnellen Kommunikation der Sicherheitsbehörden kommt hier eine hohe Bedeutung zu, da die Bevölkerung in der Regel in solchen Situationen verunsichert ist. Eine gute Krisenkommunikation kann somit nicht nur Schaden von Bürgern abwehren, sondern auch vom „Unternehmen“ Bundespolizei.

Hinsichtlich der Bewältigung größerer Schadens- lagen haben einige Polizeien der Länder (leider) schon traurige Erfahrungen sammeln müssen. Durch ihre besonnene und professionelle Art der Kommunikation in sozialen Netzwerken haben sie jedoch gezeigt, welche Vorzüge, aber auch Anstrengungen für die Twitterer mit der Nutzung verbunden sind. Die Krawalle anlässlich der Er-öffnung des neuen Gebäudes der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main im März 2015, der Amoklauf in München am 22. Juli 2016 und der Terroranschlag in Berlin am 19. Dezember 2016 haben alle Beteiligten an ihre Grenzen ge- bracht. Mit einigem Abstand zu den Ereignissen lässt sich jedoch sagen, dass die Nutzung von Twitter und Co. zur Verbreitung von Informa- tionen, Warnhinweisen und Verhaltenstipps sehr erfolgreich war. Als Beispiel sei hier der Safety Check von Facebook genannt. Damit können Nutzer ihren Bekannten und Freunden mitteilen, dass sie in Sicherheit sind. Allein eine solche Funktion im weltweit größten sozialen Netzwerk trägt zu einer erheblichen Entlastung bei. Sehe ich, dass mein Kontakt in Sicherheit ist, brauche ich nicht bei der Polizei nachfragen.

Krisenkommunikation ist natürlich auch jenseits von Social Media möglich. Über die Pressestel-

len sind wir in der Lage, über „klassische“ Kanäle zu kommunizieren, etwa eine halbe Stunde später können so wichtige

Nachrichten im Radio, Fernsehen oder auf Online-Portalen veröffentlicht sein. Wir können Nachrichten aber auch ganz ohne Mittler direkt auf das Smartphone der Bürger schicken. Wo wird unsere Botschaft wohl zuerst wahrgenom-men?

Community ManagementCommunity Management (auch Community Engagement) ist ein so feststehender Begriff, dass eine Eindeutschung wohl die Bedeu-tung nicht exakt treffen könnte. Der Begriff ist vielschichtig. Er reicht von Maßnahmen zur Vergrößerung der Community (also der Fans oder Follower) über die reine Moderation und Erklärung von Beiträgen und dahinterstehenden Maßnahmen bis zum einfachen Ansprechen des Accountbetreibers. Die Bundespolizei steht für Fragen und Anliegen der Bürger selbstverständ-

lich auch auf ihren Social-Media-Plattformen zur Verfügung. Genauso wie der uni-formierte Beamte „auf der Straße“ antwortet, wenn er etwas gefragt wird, gehört es zum guten Ton, sich mit der Online-Community auszutauschen. Nur so funktioniert Social Media. Im Idealfall werden wir von Bürgern, die sonst möglicherweise nie mit der Polizei zu tun haben würden, als offen und glaubwürdig – sprich positiv – wahrgenom-men. Im Falle von inneren Krisen, übermäßiger Kritik an polizeilichen Maßnahmen oder bei einem sogenannten Shitstorm, sind es meist genau diese, die dann bereit sind, ihr anderes, positives Bild der Polizei aktiv kundzutun.

Die Social-Media-Kanäle der Bundespolizei werden bisher nur im Nebenamt bedient. So kommt es nicht selten vor, dass die verantwort-lichen Kollegen nach einem 12-Stunden-Dienst noch die Accounts, die inzwischen knapp 84 000 Follower zählen, verwalten und Fragen von Usern beantworten.

Unterm Strich wird die Kommunikation über soziale Medien weiterhin an Bedeutung ge- winnen. Insofern war und ist es nur folgerichtig, dass die Bundespolizei twittert und insbeson-dere für die Nachwuchsgewinnung, aber auch für die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit weitere Social-Media-Kanäle erschließt und nutzt. Wünschenswert wäre eine tatsächliche Imple-mentierung in der Behörde, was dann natürlich die Bereiche Personal und Technik berührt.

Dennis Goldbeck, Friedemann Vollmer

Aktuelle Informationen wie beispielsweise über

Streckensperrungen bei der Bahn werden

schnell über Twitter verbreitet.

Die Bundespolizei berichtet während eines

laufenden Einsatzes über Straßensperrungen.

Bei der Ankunft in Karlsruhe-Durlach zünden Fußballanhänger einen Rauchkörper im Bahnhof.

Der Einsatz eines Laut-sprecherkraftwagens auf dem Oktoberfest in München wird durch die „Durchsagen“ via Twitter verstärkt.

Wo müssen die Fuß-ballfans nach Ankunft am Spielort hin? Die Bundespolizei klärt auf.

19Bundespolizei kompakt 02|2017Bundespolizei kompakt 02|201718

In- & Ausland In- & Ausland

Best of

TWEETS

Seit nunmehr einem Jahr twittert die Bundes- polizei bundesweit (Wir berichteten in der Ausgabe 03|2016). Alle zehn Direktionen sowie die Bundespolizeiakademie informieren seitdem aus dem Alltag und dem Einsatzgeschehen bei der Bundespolizei sowie über Erfolge unserer Spitzensportler. Anlässlich des einjährigen „Geburtstags“ zeigt die kompakt eine kleine Auswahl der beliebtesten Tweets aller Bundespolizei-Accounts:

Ein Jahr Twitter

In- & AuslandIn- & Ausland

20 Bundespolizei kompakt 02|2017 Bundespolizei kompakt 02|2017 21

Viele dieser Nachrichten laufen seit 2013 täglich bei Bundespolizei Karriere auf, in den Hochzeiten der Bewerbungsphase sind es bis zu 40 pro Tag. 94 Prozent werden dabei von der Redaktion innerhalb einer Stunde beantwortet.

Die vorherigen Generationen hatten diese direkte Kommunikationsmöglich-keit allein aufgrund der technischen Gegebenheiten nicht. Fraglich bleibt dennoch, ob Bewerber der Genera- tion X und Y ihren Einstellungsberater so einfach „angetextet“ hätten. Die Generation Z (Jahrgang 1996 bis heute) nutzt die Errungenschaften des überall verfügbaren Internets und checkt Berufswünsche abends im Jugendzimmer am Smartphone. Ein direkter Austausch mit dem zukünf-tigen Arbeitgeber wird dabei wie selbstverständlich erwartet. Es ist zum einen eine Errungenschaft, da persön-liche Fragen schnell geklärt werden

können und Missverständnisse und falsche Vorstellungen über den Beruf des Bundespolizisten von vornherein ausgeräumt werden können. Für Kopfschütteln sorgen zum anderen aber oft solche Fragen, die durch wenige Klicks hätten selbst recher-chiert werden können.

Behörde trifft auf Generation ZIst die Lebenswirklichkeit der neuen Generation überhaupt kompatibel mit der Kultur einer Behörde wie der Bundespolizei? Im Vergleich zu früheren Jahren – mit den geburten- starken Jahrgängen der Generation Y – reißen sich Firmen und Behörden heute um gute Schulabgänger. Das weiß auch die Generation Z: Sie will abgeholt und gewonnen werden. In sozialen Netzwerken übertreffen sich die Nachwuchs-Kampagnen großer Firmen. Behörden möchten diesem Trend nicht hinterherlaufen und auch ein Stück vom knappen Kuchen der

Generation Z abhaben – am besten das Stück mit der Piemont-Kirsche.Dabei muss die Kampagne aber zur Seriosität einer Behörde passen – dennoch hip sein und Aufmerksamkeit erregen – ein wahrer Drahtseilakt. Das Image einer Behörde passt nicht zwangsläufig in das Korsett einer frischen Nachwuchs-Kampagne mit frechen Slogans. Auch hat die Gene-ration Z ein feines Gespür dafür, ob Nachwuchswerbung eine Wirklichkeit vorgaukelt, die es gar nicht gibt.

Eine gute Nachricht: Das Image einer Behörde scheint besser in das Weltbild der Generation Z zu passen, als in das der Generation Y. Das bunte Großraumbüro mit Lounge, Steh-Meetings, Kickertisch und Espressobar ist für die Generation Z wenig attraktiv. Studien zeigen, dass Z-ler auf einen strukturierten eigenen Arbeitsbereich, klare Aufgaben und feste Arbeitszeiten setzen.

In sozialen Netz-werken geht es nicht zwangsläufig um spektakuläre Inhalte: Authentizität ist Trumpf. Echte Einblicke in den Ausbildungsalltag sind für zukünftige Bewerber wichtiger als 360-Grad-Videos.

Wie sich die Bundespolizei auf die Lebenswirklichkeit einer neuen Generation einstellen muss

Nachwuchswerbung in sozialen Netzwerken

„Hey, welche Note brauche ich in Englisch für die Bewerbung bei euch?“, fragt Jenna in einer PN an die Facebook-Seite Bundespolizei Karriere. PN sind die persönlichen Nachrichten, die über den Facebook- Messenger verschickt werden. Kein „Sehr geehrte Damen und Herren“, kein Fotografen-Bewerbungsfoto – Jennas Profilbild zeigt ein Selfie am Strand. Direkt zur Sache, ohne Scheu und Umschweife: Die Generation Z ist im Anmarsch.

23Bundespolizei kompakt 02|2017Bundespolizei kompakt 02|201722

In- & AuslandIn- & Ausland

1 Als Digital Native (deutsch: „digitaler

Ureinwohner“) wird eine Person bezeichnet, die

in der digitalen Welt aufgewachsen ist.

2 In Haul-Videos stellen Personen kürzlich gekaufte Kosmetikartikel und Kleidung, oft auch modische Accessoires vor. Let’s-Play-Videos (engl. „Lasst uns spielen“) bezeichnet das Vorführen und Kommentieren eines Computerspiels.

3 Name geändert

Bescheidener, aber distanzierter„Sammle Momente, keinen Besitz“, dieser vielfach geteilte Facebook- Spruch trifft das Lebensgefühl der Generation Z sehr gut. Materielle Besitztümer treten zunehmend in den Hintergrund. Mein Haus, mein Auto, mein Boot – diese Zeiten sind mit der Generation Z wohl vorbei. Meine Weltreise, mein Festivalbe-such, meine Freunde in Südafrika – das sind die neuen Statussymbole. Insofern ist die Generation Z bescheidener, was Vermögenswerte angeht. Damit verabschiedet sich die Generation aber auch vom unbedingten Willen, die große Karriere anzustreben. Die Einstellung zum Arbeitgeber ist distanzierter und man zieht eine klare Trennlinie zwischen Privat- und Berufsleben. Eine Herausforderung für die Bundespolizei, denn schließlich ist vor allem der Polizeivollzugsdienst kein Job, sondern ein Beruf. Er setzt eine ganz eigene Lebens- einstellung voraus.

Doch die Bundespolizei steht mit der Generation Z nicht auf verlorenem Posten: Verschiedene Studien zeigen, dass Z-ler sich um den Schutz und Erhalt gemeinsamer Werte sorgen. Konven- tionelle Werte wie Verlässlichkeit, Respekt, Orientierung und Gemeinschaft spielen eine zunehmende Rolle. Das heißt, die Generation Z will ihren Beitrag für eine funktionierende Gesell-schaft leisten.

Abgrenzung im NetzDie Z-ler sind die zweite Generation der „Digital Natives“1. Smartphones und Tablets gehören zu ihrem Lebensalltag und sie sind mit den Errungenschaften des Web 2.0 aufgewachsen. Während sich die Generation Y noch mit ihren Computerskills, dem „Surfen“ im Netz und ihrer Videospielkultur von der Elterngeneration abgrenzen konnte, müssen sich die Z-ler neue

Wege suchen. Wenn sich Eltern mittlerweile auf Facebook und Instagram tummeln, weichen viele Jugendliche auf Alternativen wie Snapchat aus. Auch die Welt der YouTube-Channels sind eine der abgeschlossenen Welten, zu denen vergangene Generationen kaum Bezug haben. Z-ler schauen lieber „Let‘s-Plays“ und „Hauls“2 ihrer Lieblings-YouTuber, anstatt auf eine Sendung im TV zu warten.

Die Veränderungen in der Mediennutzung wirken sich auch auf die Nachwuchswerbung der Bundespolizei im Netz aus. Mit den drei Karriere- Auftritten auf Facebook, Instagram und YouTube ist die Bundespolizei aktuell gut aufgestellt. Aber auch die Trends in den sozialen Medien verändern sich ständig. Die Kanäle zu haben, ist ein Punkt, der andere: sie mit Leben zu füllen.

Authentizität ist TrumpfWie man den Nerv der neuen Generation trifft? Diese Frage stellt sich die Redaktion der Social-Media-Kanäle von Bundespolizei Karriere jeden Tag. Längst hat die Fülle der Medieninhalte unsere Zeit zum Konsumieren überschritten. Dabei konkurriert in den sozialen Medien alles mit allem. Branchen und Themengrenzen gibt es nicht. Der Beitrag der Bundespolizei findet sich zwischen dem einer Rezeptseite, eines Mode-Blogs und einer Festival-Veranstaltung wieder.

Ein Grundsatz nach dem sich jeder Beitrag auf Facebook, Instagram und YouTube richten sollte ist Authentizität. Gerade im Social Web zählt oft zuerst das WIE und dann erst das WAS. Also, wie ist eine Geschichte aufbereitet und spricht sie mich emotional an? Der Blick hinter die Kulissen, ungeschönte Geschichten aus dem Dienstalltag und auch die Schattenseiten des Dienstes – daran wollen unsere Fans und Abonnenten unmittelbar teilhaben. Die Generation Z hat ein feines Gespür dafür, ob ihr etwas vorgegaukelt wird. So ergibt sich für die Redaktion täglich ein Spagat: Einerseits die Vielfalt der Verwendungsmöglichkeiten in der Bundespolizei ansprechend zu präsentieren

und dennoch Leonie aus Ravensburg3 sagen zu müssen, dass die wenigen Stellen bei der Reiterstaffel sehr begehrt sind und viele Kollegen ihre erste Verwendung wohl in anderen Bereichen finden werden.

Unsere Beiträge müssen dabei nicht schneller, höher, weiter und sensationeller sein, um über-haupt wahrgenommen zu werden. Wir stellen immer wieder fest, dass es die einfachen und kleinen Geschichten über einzelne Kollegen sind, die die Nutzer berühren. Da reicht schon der Blick in den Schrank eines Anwärters.

Simon Hegewald (Generation Y)

Was macht der Polizei- beamte da? Solche Hin-gucker stechen aus der Überflutung der Inhalte in sozialen Medien her-aus. Die Bundespolizei

See unterstützte das Deutsche Zentrum für

Luft- und Raumfahrt bei der Simulation einer

Umweltverschmutzung auf See – mit umwelt-

freundlichem Popcorn.

Türöffner: Dieses Foto

eines Anwärters auf Ins-tagram bot Diskussions-

stoff. Einige Nutzer bean-standeten zwar den unkon-

ventionellen Schrankbau, dennoch erfreute sich der

Schnappschuss bei den Abonnenten auf Instagram

besonderer Beliebtheit.

Die Generation Z setzt wieder verstärkt auf konventionelle Werte und möchte sich dafür auch in der Gesellschaft einsetzen. Dabei spielen Orientierung, Verlässlichkeit und Zugehörigkeit eine wichtige Rolle.

Instagram ermöglicht die Veröffentlichung von Schnappschüssen, kleinen Momenten und kurzen Blicken „hinter die Kulissen“. Die Abonnenten freuen sich über jeden Einblick in die Bundespolizei. Bis Jahresende 2016 stieg die Abonnentenzahl auf 10 000.

Wasserwerfer beseitigen Hochwasser-schlamm nach schweren Unwettern 2016 in Niederbayern. Das 21-sekündige Video, welches durch Kollegen vor Ort an die Facebook-Redaktion gesandt wurde, erreichte fast 280 000 Facebook-Nutzer und wurde über 538 Mal geteilt.

Beiträge, die einen Blick „hinter die Kulissen“ geben und mit denen sich Nutzer identifizie-ren können, sind auf Facebook besonders gefragt. Allein 64 000 User sahen sich diesen Post an.

Facebook “f ” Logo

CMYK / .epsFacebook “f ” Logo

CMYK / .eps

Bundespolizei kompakt 02|201724 25Bundespolizei kompakt 02|2017

In- & Ausland In- & Ausland

Workshop für WeltumseglerBundespolizei klärt über Gefahren auf hoher See auf

Blaues Wasser, herrliche Buchten und strahlender Sonnenschein. So stellen sich viele eine Weltumseglung vor. Doch die Realität sieht manchmal anders aus. Erst Ende Februar ermordeten Islamisten der Terrorgruppe Abu Sayyaf einen 70-jährigen deutschen Segler auf der philippinischen Insel Solo auf grausame Weise. Der Segler und seine Lebens- gefährtin waren im November vergangenen Jahres auf ihrer Segelyacht „Rockall“ von Piraten überfallen worden. Die 59-jährige Frau erschossen sie sofort, für den verschleppten Segler forderten die Kidnapper Lösegeld. Kurz nach Ablauf des Ultimatums machten die Terroristen ihre Drohung wahr und töteten den Segler.

Um derartige Fälle zu vermeiden und deutschen Seglern Handlungssicherheit zu geben, führt die Bundespolizei See in Neustadt in Holstein seit 2015 einmal jährlich einen Workshop für Weltumsegler durch. Das Piraterie-Präventions- zentrum der Bundespolizei (kurz PPZ) ist hier für alle Fragen der maritimen Gefahrenprävention zuständig. Neben der Beratung von deutschen Reedereien in Sachen Piraterie klären Bundes- polizisten an jedem ersten Wochenende im März auch angehende oder bereits erfahrene Blauwassersegler über die Gefahren während einer Weltumseglung auf. 500 bis 600 deutsche Weltumsegler sind laut PPZ mit ihren Schiffen weltweit unterwegs. „Wir geben nicht nur Ver- haltensregeln, sondern es geht uns auch um den Erfahrungsaustausch mit den Seglern“, so Jens Reimann, Leiter des Stabsbereichs Mari- time Sicherheit und Kriminalitätsbekämpfung. „Bei den Gesprächen erhalten wir wichtige Informationen, die in unsere Präventionsarbeit mit einfließen.“

Aussteiger, Abenteurer und SegelfreaksDer diesjährige Workshop erfreute sich großer Nachfrage. 55 Segler aus ganz Deutschland meldeten sich für das Wochenende an, um sich auf ihre bevorstehende Weltumseglung vorzube-reiten. Unter den Teilnehmern sind Aussteiger, Abenteurer oder einfach nur Segelfreaks, die mit ihrem Segelboot die Welt erkunden wollen. Das Hamburger Ehepaar Sabine und Jan Søren-sen zum Beispiel hat sein Haus verkauft und will noch dieses Jahr auf große Fahrt gehen. „Angst haben wir nicht, aber Respekt – und bestimmte Gebiete werden wir meiden“, sagt Sabine Sørensen.

Neben Informationen über Gefahrengebiete bietet das Piraterie-Präventionszentrum der Bundespolizei auch an, Reiserouten mitzuplot-ten. Die Bundespolizei See ist dann in Neustadt in Holstein stets über den aktuellen Standort des Seglers informiert. „Das PPZ ist weltweit vernetzt und wir wissen, wo aktuell Gefahren für Segler lauern“, erläutert Jan Labetzsch, Leiter des PPZ. „Bestimmte Gebiete in der Karibik oder in Südostasien sollte man meiden, hier drohen Überfälle und Entführungen, wie der aktuelle Fall leider zeigt.“ Segelyachten sind aus Sicht der Piraten leichte und auch lohnen-de Angriffsziele. Die Möglichkeiten, Überfälle

abzuwehren, sind eher gering. „Wir raten von einer Bewaffnung ab“, sagt Jens Reimann. „Die Hemmschwelle der Piraten Waffen einzusetzen, ist als niedrig anzusehen. Daher sollte man auf alles verzichten, was zusätzlich provozieren könnte.“

Die Vorbereitung ist das A und ONeben theoretischen Inhalten gibt es auch einen praktischen Teil an Bord des Bundespolizei-bootes „Europa 2“. Hier geht es um technische Möglichkeiten, das Boot vor Einbrüchen und Überfällen zu sichern. „Weltumsegler sollten ihre Reise gründlich vorbereiten, sich sowohl bei der Bundespolizei See als auch bei erfahrenen Seglern informieren und ihr Boot gut ausrüsten“, fasst Jens Reimann die wichtigsten Empfeh- lungen zusammen. „Und melden Sie sich regel-mäßig bei Ihren Angehörigen in Deutschland und sagen ihnen, wo Sie sich gerade befinden.“

Tragisch bei dem aktuellen Fall des entführten Seglers: Das Paar war schon 2008 Opfer einer Entführung vor der Küste Somalias geworden und kam erst nach 52 Tagen frei.

Matthias Menge

Aufmerksam verfolgen die Workshop-Teilnehmer die Ausführungen von Jan Labetzsch über besondere Gefahrenge-biete, die Weltumsegler auf ihrer Route meiden sollten.

Praktische Einweisung in Abwehrtechniken für Segler an Bord des Bundespolizei-bootes „Europa 2“ im Bundespolizeihafen in Neustadt in Holstein

27Bundespolizei kompakt 02|2017

In- & Ausland

Bundespolizei kompakt 02|201726

In- & Ausland

„Der erste Einsatz des Trainings führte in die fiktive „Inspektion Duderstadt“. Dort wurde angenommen, dass drei Kollegen einer Dienst- gruppe nach einer Nachtschicht auf dem Heimweg auf der Autobahn einen schweren Unfall hatten: Zwei der Bundespolizisten wurden dabei getötet, der dritte schwer verletzt und in ein Krankenhaus geflogen. Der diensthabende Dienstgruppenleiter forderte daraufhin den ört- lich zuständigen Bundespolizeipfarrer zur Unter- stützung an. Die große Herausforderung für diesen zuerst eintreffenden Seelsorger bestand zunächst darin, sich in der äußerst realistisch gespielten, hektischen und emotional sehr be-troffenen Atmosphäre in der „Inspektion“ nicht

in einzelne Betreuungsaufgaben ziehen zu las-sen, sondern sich zuerst einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Dann galt es, einen größeren Seelsorge-Einsatz aufzubauen und zu koordinieren. Dazu mussten weitere Seelsorger nachgefordert und mit klaren Anweisungen verschiedenen Schwerpunkten zugeteilt wer-den. Die Überbringung der Todesnachrichten sowie die weitere seelsorgerliche Begleitung und Betreuung der Angehörigen hatten dabei zunächst Vorrang. Danach musste eine Nach-besprechung mit der betroffenen Dienstgruppe organisiert werden, die ebenfalls nach und nach in der Inspektion eintraf. Zur Unterstützung der Familien zu Hause und im Krankenhaus wurden

neben einem „Peer“1 der Inspektion, also einem Bundespolizeibeamten mit einer zusätzlichen Ausbildung im Bereich der psychosozialen Notfallversorgung (PSNV), auch ein externer Notfallseelsorger mit einbezogen.

In enger Abstimmung mit der Inspektionsleitung und den Dienstgruppenleitern ging es schließ-lich darum, den Dienst in den nächsten Tagen sowie weitere Angebote für Gespräche und zur Verarbeitung der Ereignisse zu organisieren. Die beteiligten Mitspieler aus der Abteilung zeigten sich dabei ziemlich beeindruckt von der Einsatz-leitung, den Kompetenzen und der vielfachen Kooperation der Seelsorger in den unterschied-lichen Teams: „Wir wussten ja noch gar nicht, was Ihr so alles draufhabt!“

Auch gewalttätige Demonstrationen waren im Übungs-PortfolioAm Nachmittag des Übungstages mussten sich die evangelischen Seelsorger einem zweiten komplexen Szenario stellen: Bei Demonstra- tionen verschiedener politischer und religiöser Gruppen in einer größeren Stadt wurde die Einsatzhundertschaft einer Abteilung zur Sicherung in den S-Bahnen eingesetzt. Beim Aufeinandertreffen von Demonstrationsteil- nehmern verschiedener Nationalitäten eskalier-te die Lage in einem S-Bahnwagen und führte zu einer größeren Schlägerei. Als die Beamten eingriffen, zogen einige an der Schlägerei Betei-ligte plötzlich Messer und andere Waffen. Dabei kam es zu einem tödlichen Angriff auf einen Polizeibeamten. Als letzte Möglichkeit setzten die weiteren im Zug befindlichen Einsatzkräfte Schusswaffen gegen die Täter ein.

Die Ausgangslage für die Übung bestand schließlich aus einem getöteten und zwei schwer verletzten Bundespolizisten. Ein großer Teil der anderen Beamten war von den Ereignissen emotional sehr mitgenommen. Dazu kamen ein toter unbeteiligter Fahrgast sowie eine erhebliche Anzahl weiterer leicht verletzter und geschockter Reisender. Zwei der Täter konnten identifiziert werden – einer davon war erschos-sen, der zweite schwer verletzt worden. Ob es noch weitere Täter gab, war zu diesem Zeitpunkt noch unklar. Ermittler hatten sich an die Arbeit gemacht. Da Beamte verletzt und sogar getötet wurden und weitere durch das Erlebte schon fast paralysiert waren, verständigte der zustän-dige Abteilungsführer bereits nach etwa einer Viertelstunde den evangelischen Seelsorger, der den ganzen Einsatz begleitet hatte und deshalb recht zügig am Tatort eintraf.

1 Darüber haben wir in der Ausgabe 02|2013 ausführlicher berichtet.Die Pfarrer sind nicht nur zum Beten da

„Großeinsatz“ der evangelischen Seelsorge

Erste Gespräche der Seelsorger mit Betroffenen

am Einsatzort

+

Realitätsnahe Darstellung von Einsatzszenarien: Unter diesen Bedingungen konnten die

Seelsorger optimal trainieren.

Der Kollege in der Einsatzzentrale hört sich schon am Telefon ziemlich angespannt an: „Bundespolizeiinspektion Duderstadt – Kollegen von uns hatten auf der Heimfahrt vom Dienst einen schweren Unfall, es gab auch Tote. Wir brauchen hier dringend Ihre Unter-stützung – können Sie kommen?“ Was sich so dramatisch anhört, war zum Glück nur eine Übung! Im Rahmen einer Pfarrkonferenz stellten sich die evangelischen Seelsorger der Bundespolizei im Frühjahr vergangenen Jahres auf dem Gelände der Bundespolizei- abteilung Duderstadt einem umfassenden Einsatztraining. Mit hohem Personalaufwand und großer Detailtreue hatten die Kollegen der Abteilung verschiedene Übungsszenarien vorbereitet.

Eckhard Zihn, Evangelischer Oberpfarrer in der Direktion Bundesbereitschaftspolizei

Aufgabenerfüllung gelingt, wenn man realitäts- getreu üben kann. Wenn ich das Training für komplexe lebensbedrohliche Einsatzlagen (KLE) wahrnehme und sehe, wie exakt dort Verhaltens- weisen einstudiert werden, dann war unsere Übung Gold wert! Auch Seelsorge in der Bundespolizei kann dann bedarfsgerecht funktionieren, wenn wir Pfarrer unsere Herausforde-rungen und Chancen in einer Lage am eigenen Leib erleben. Ich wünschte mir, dass wir innerhalb der Bundespolizei solche Trainings-bedingungen wie in Duderstadt immer einmal wieder zur Verfügung gestellt bekommen: Qualitative und professionelle Verrichtung braucht viele Wiederholungen!

Bundespolizei kompakt 02|201728 29Bundespolizei kompakt 02|2017

In- & AuslandIn- & Ausland

Norbert Hillenbrand

5Fragen anNorbert Hillenbrand (46) ist seit 26 Jahren bei der

Bundespolizei. Schon 1996 kam er nach seiner Aus-bildung zum Flughafen Düsseldorf, machte noch im

selben Jahr seinen Aufstieg in den gehobenen Dienst und ist nun seit 16 Jahren Dienstgruppenleiter. Viele

Jahre begleitet er mittlerweile Rückführungen, seit 2008 mit dem Schwerpunkt Frontex-Charter.

Der 46-jährige Hauptkommissar ist auch Trainer für künftige Frontex-Escortleader. Dienstlich wie privat spielt bei ihm die Fliegerei eine bedeutende Rolle,

er engagiert sich leidenschaftlich im Verein der Freunde historischer Luftfahrzeuge.

Das Interview führte Achim Berkenkötter.

1. Was schätzen Sie bei der Bundespolizei am meisten?Bei der Arbeit am Flughafen gefällt mir am meisten die Ab-wechslung. Neben den vielen Aufgaben – von der Grenz-

kontrolle bis zur Rückführung – ist wirklich jeder Tag anders und bringt neue Herausforderungen, welche einen hohen

Teamgeist erfordern und keine Langeweile aufkommen lassen. Man hat mit vielen Kulturen zu tun und lernt

mitunter interessante Menschen kennen.

2. Was schätzen Sie bei der Bundespolizei am wenigsten?Trotz einiger guter Ansätze sehe ich bundesweit immer noch

viel Spielraum zur Verbesserung von Dienst- und Schicht-modellen. Diese sollten noch flexibler werden, sodass die

Mitarbeiter mehr Einfluss auf ihre Schichtfolgen nehmen können. Ich bin davon überzeugt, dass wir dadurch die

Motivation steigern und die Ausfallquote senken können.

3. Was war Ihr bisher schönstes Erlebnis im Dienst?Das war sicherlich unsere Projektwoche bei der Metro

Dade Police in Miami während meines Polizeikommissar- lehrganges. Außerdem durfte ich am Phare Twinning-

Projekt mit Bulgarien teilnehmen, das zwischen unserer Dienststelle und den bulgarischen Grenzbehörden anläss-

lich des EU-Beitrittes von Bulgarien 2007 bestand. Bei solchen Auslandsdienstreisen lernt man nicht nur ausländi-sche Beamte und das Gastland, sondern auch die eigenen

Kollegen durch die intensive Zusammenarbeit und das Zusammenleben besser kennen als im täglichen Dienst.

4. Was war das Schlimmste, was Sie im Dienst erlebt haben? Während einer Demonstration von Kurden wurden wir 1996

in erhebliche Ausschreitungen verwickelt, bei denen

Kollegen teilweise schwer verletzt worden sind. Aber auch die Arbeit am Flughafen bietet mitunter Szenen, die meine Kollegen und mich belasten. In Erinnerung geblie-ben sind Flüge einer Hilfsorganisation, die Kinder aus Kriegsgebieten in Deutschland medizinisch behandelt. Unmittelbar nach dem Krieg in Afghanistan haben wir bei der Abfertigung dieser Flüge oftmals Kinder gesehen, welche schwerste Verbrennungen oder nur notdürftig verbundene Amputationen hatten. Einige der Kinder schrien vor Schmerzen. Einschneidend waren auch die ersten Ankünfte von Passagieren aus Thailand nach dem Tsunami 2004. An Bord waren mehrere kleine Kinder, die teilweise beide Elternteile in der Katastrophe verloren hatten und apathisch von Bord gebracht wurden. Gott sei Dank überwiegen aber positive Ereignisse in meinen Erinnerungen.

5. Was wäre Ihre erste Amtshandlung, wenn Sie heute zum Präsidenten der Bundespolizei ernannt würden? Ich würde die gesamte Vorgangsbearbeitung, nachdem die zwingend von Polizeivollzugsbeamten durchzuführen-den Maßnahmen abgeschlossen sind, von Verwaltungs-beamten und -angestellten erledigen lassen. Ich finde, dass uns die Bearbeitung mittlerweile zu stark einnimmt. Oftmals haben wir am Flughafen kleinere Anlässe, die aber eine stundenlange Bearbeitung erfordert, in die nach meiner Ansicht nicht zwangsläufig Polizisten ein- gebunden werden müssten. Während der Vorgangsbe-arbeitung fehlen die Beamten in der Kontrolle. Gerade in den personell sehr knappen Jahren ist dies besonders schmerzlich.

Wie schon am Vormittag bestand die Heraus-forderung für den jetzt eingesetzten Seelsorger zunächst in der Klärung der Lage und der Orga-nisation des weiteren Einsatzes der Seelsorge. Das war gar nicht so leicht, denn die Szenerie am „Trainingszug“ der Duderstädter war derartig wirklichkeitsnah und detailgenau aufgebaut, dass selbst gestandene Abteilungskräfte meinten: „Das wirkt bedrückend echt!“ So gab es nicht nur perfekt gespielte Verletzte, „Leichen“ und Einsatzkräfte, sondern auch ein von Dutzenden Beamten dargestelltes, sehr reales Chaos von Lärm, Blaulichtern, Spurensicherung und komplexer Einsatzhektik am Bahnsteig. Dabei sorgten nicht nur viele betroffene Beamte, Führungskräfte und Passanten, sondern sogar ein inzwischen eingetroffener „Staatsanwalt“ für einen gehörigen Druck auf den Einsatzleiter der Seelsorge.

Der blieb jedoch konsequent bei seiner Auf- gabe; nämlich der Organisation der seelsorge-rischen Betreuung der verletzten Beamten und des Kollegen, der einen der Täter erschossen hatte. Zudem kümmerte er sich um die Seel-sorge und den Sanitätsdienst, eine Einsatz-nachbesprechung für die betroffenen Beamten aus dem Zug, die Einbeziehung der örtlichen Notfallseelsorge für die nicht tatbeteiligten Fahrgäste sowie die Übermittlung der Todes-nachricht an die Familie des getöteten Bundes-

polizisten. Auch diese wurde später in einem weiter entfernten „Wohnhaus“ ebenfalls sehr realistisch durchgespielt.

Der Tag war anspruchsvoll, das Fazit positivNach einem langen und anspruchsvollen Trainingstag zogen alle Beteiligten ein sehr positives Resümee. Für die evangelischen Seelsorger war es eine Übung, bei der unter sehr realen Bedingungen die Leitung, effektive Koordinierung und Durchführung von größeren Seelsorge-Einsätzen sowie die Zusammenarbeit und Kommunikation in verschiedenen Teams und mit unterschiedlichen Partnern eingeübt werden konnte. Aber auch die beteiligten Einsatzkräfte und die Leitung der Bundespolizei-abteilung Duderstadt zeigten sich sehr angetan von dem Einblick in die Arbeit der Seelsorge in komplexen Einsatzlagen – und luden gleich für 2017 zu einer Fortsetzung ein.

Der evangelische Dekan in der Bundespolizei Dr. Helmut Blanke bedankte sich bei den Kollegen aus Duderstadt, die mit viel Zeit- und Organisationsaufwand für realitätsnahe Übungs-szenarien sorgten. Sein Fazit: „Wir trainieren für Situationen, von denen wir hoffen, sie treten nicht ein. Wir wissen aber, sie treten ein. Und dann hoffen wir, allen Mitarbeitern der Bundes-polizei kompetent helfen zu können.“

Ingo W. Zwinkau

Eine der wohl schwierigsten Aufgaben eines Seelsorgers: das Überbringen einer Todesnachricht

Nach dem Gebrauch der Schusswaffe: Betreuung eines betroffenen Kollegen durch vor Ort eingesetzte Seelsorger

Zu jedem Training gehört auch eine intensive und konstruktive Nachbereitung.

31Bundespolizei kompakt 02|2017

Personal & Haushalt

Bundespolizei kompakt 02|201730

In- & Ausland

33

AnwärterEin Arbeitstag in Bildern

Fotografin Alexandra Stolze,

Fachinformations- und Medienstelle der Bundespolizei

Die Nachbesprechungen zu den Situationstrainings

in Arbeitsgruppen sind wichtiger Bestandteil

der Ausbildung.

Auch der Umgang mit Computern will gelernt sein,

damit später polizeiliche Berichte und Strafanzeigen

gerichtsfest bearbeitet werden.

Beim anschließenden Situationstraining werden

die Anwärter auf mögliche Einsatzszenarien

in der Praxis vorbereitet.

Beim Einsatztraining werden verschiedene

Abwehr- und Verteidigungstechniken erlernt, ...

Das Zirkeltraining am Morgen bei der

Sportausbildung dient dem Aufbau von

Kraft, Ausdauer, Kondition sowie Koordination.

bei der Bearbeitung von Sachverhalten.

Beim Kriminalistikunterricht liegt der Schwerpunkt

... die immer wieder geübt werden.

und gesunden Buffet gestärkt werden.

In der Mittagspause kann sich am reichhaltigen

Anwärter des mittleren Polizeivollzugsdienstes

im Aus- und Fortbildungszentrum Oerlenbach begleitet.

Dieses Mal hat die einen Tag langkompakt

Personal & HaushaltPersonal & Haushalt

Bundespolizei kompakt 02|2017Bundespolizei kompakt 02|201732

Ein im Aus- und Fortbildungszentrum OerlenbachTrotz seiner erst 30 Jahre weist Marcel Spenkuch bereits eine beeindruckende Vita auf. Seine Ausbildung zum Koch machte er am berühmten Institut Paul Bocuse in Lyon/ Frankreich. Danach arbeitete er in mehreren Sternerestaurants in Frankreich, England, Neuseeland und in Deutschland. Seit einigen Monaten ist er nun Küchenchef im Aus- und Fortbildungszentrum (AFZ) Oerlenbach. Ein Karriereknick? Weit gefehlt, denn für Marcel Spenkuch war es genau der richtige Schritt zur richtigen Zeit.

Marcel Spenkuch wusste schon immer ganz genau, was er will. Schon mit 13 Jahren war sein Berufswunsch Koch. Er wollte aber nicht nur irgendeine Ausbildung zum Koch machen. Sein großes Vorbild war Paul Bocuse, der als einer der besten Köche des 20. Jahrhunderts gilt. Marcel fand heraus, dass es in der Nähe von Lyon das Paul Bocuse Institut für Hotellerie und Kulinarische Kunst gibt. Für ihn war klar: Dort will ich hin! Zu den Zugangsvoraussetzungen gehör-ten unter anderem Abitur und das Beherrschen der französischen Sprache. Sein Ehrgeiz war geweckt. Passenderweise zogen seine Eltern im Sommer 2000 aus beruflichen Gründen nach Südfrankreich, in die Nähe von Montpellier. Ohne ein Wort Französisch zu sprechen, besuchte Marcel fortan die l'Ecole Bilingue Internationale in Baillargues. Er lernte die Sprache schnell und nach fünf Jahren hatte er sein französisches Abitur in der Tasche.

Er lebte seinen TraumDie Aufnahmeprüfung am Institut Paul Bocuse meisterte er anschließend mit Bravour und so begann das dreijährige Abenteuer im Oktober 2005. Für ihn ging damit ein Traum in Erfüllung. Fortan drückte er im feinen Zwirn mit Anzug, Hemd, Krawatte und Lackschuhen die Schul- bank und bekam die theoretischen und praktischen Inhalte vermittelt. Mit Eifer und Begeisterung saugte er das ganze Wissen auf wie ein Schwamm. 2007 gewann er sogar

den deutsch-französischen Universitätspreis. Zur Ausbildung gehörten auch drei Praktika in französischen Sternerestaurants. Zu seinen Stationen zählten das Jean Brouilly in Tarare, das Restaurant Christian Etienne in Avignon und das Château de la Chèvre d'or in Eze Village. Seine Ausbildung beendete Marcel Spenkuch im Juli 2008 mit dem Bachelor in der Kategorie „Arts Culinaires et Management de la Restauration“.

Nun standen ihm alle Türen offen. In dieser Branche kennt jeder jeden. Bei Christian Etienne in Avignon, wo er bereits während seiner Ausbil-dung ein Praktikum machte, fand er seine erste Anstellung. Nach fünf Monaten stieg er dort vom Springer (Tournant de cuisine) zum „Chef de partie“ (verantwortlicher Koch für eine Abteilung) auf. Im September 2009 legte er gemeinsam mit seiner damaligen Freundin ein Erasmusjahr (Aus-tauschprogramm für Studenten) in England ein. Im Restaurant L'Ortolan (ein Stern im Michelinfüh-rer) in Reading sammelte er prägende Erfahrun-gen in der englischen Küche. „Als Koch reist man sehr viel“, sagt Marcel. Das machte ihm damals auch nicht viel aus. Zurück in Frankreich, ging das turbulente Leben weiter. In den nächsten drei Jah-ren arbeitete er in drei verschiedenen Restaurants.

Warum diese ständigen Wechsel? „Man reibt sich in der Sternegastronomie auf. Dann will man auch wieder was Neues sehen, neue Erfahrungen machen und besser werden.

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Spitzenkoch

Ich wollte verschiedene Küchenziele kennenlernen. Und die internationale Küche reizte mich auch“, so Marcel Spenkuch über seine vielen Stationen.

Abstecher nach NeuseelandIm August 2013 kehrte er nach Deutschland zurück. In seiner Heimatstadt Würzburg machte er seinen Küchenmeister. Danach zog es ihn wieder weg – dieses Mal nach Neuseeland. Eigentlich zum Urlaub machen und Ausspannen. Aber schon nach zwei Wochen kribbelte es wieder. Ihm fehlte die Arbeit. Statt seinen Urlaub zu genießen, heuerte er als „Sous chef“ (stellver-tretender Küchenchef) im Restaurant Raupo in Blenheim an. Dort gefiel es ihm auf Anhieb und er lernte die neuseeländische Küche kennen und schätzen. Leider musste er dort nach vier Monaten aufhören, da sein Visum keine längere Beschäftigung möglich machte. So blieb ihm anschließend doch noch genügend Zeit, Neuseeland zu erkunden und wirklich Urlaub zu machen. Nach seiner Rückkehr nach Deutsch-land erhielt er seine erste Stelle als Küchenchef im Würzburger Restaurant Reisers am Stein.

Hier wendete sich das Blatt und Marcel Spen-kuch stand mit seinen 29 Jahren plötzlich an einem Scheideweg. Die letzten Jahre hatten Spuren hinterlassen. Arbeitszeiten von 60 bis 70 Stunden pro Woche waren keine Seltenheit. Er stand meist morgens um acht Uhr bereits in der Küche und dort ging es dann ohne große Pausen bis nachts ein Uhr weiter. Die Bezahlung war nicht angemessen. Schlafstörungen und auch der psychische Stress nahmen kontinuier-lich zu. Marcel rieb sich auf. Probleme sprach

er immer wieder an, es änderte sich aber nichts. Das Schlimmste war allerdings, dass er seine Arbeit in Frage stellte. „Ich hatte keinen Spaß mehr an der Sterneküche. Wofür mache ich das eigentlich? Außer Selbstbestätigung brachte es mir nichts mehr. Ich stand kurz vor einem Burnout“, so Marcel Spenkuch. Er erkannte, dass er etwas ändern musste. Vor allem aber erkannte er, dass er endlich anfangen wollte zu leben. Richtig zu leben. Und nicht nur zu arbeiten.

Endlich wieder Spaß an der Arbeit„Ich wollte etwas machen, wo ich mich ein- bringen kann, und was auch einen Sinn für mich hat. So bin ich auf die Bundespolizei hier in Oerlenbach gekommen“, ergänzt Marcel Spen-kuch schmunzelnd, denn „auch Bundespolizisten wollen etwas Gescheites zu essen bekommen.“ Die Stellenausschreibung kam wie gerufen und er bewarb sich sofort. Auf die Frage im Vorstel-lungsgespräch, ob er mit seiner Vita nicht über-qualifiziert wäre, antwortete er: „Das glaube ich nicht, denn das Kochen in so einer Großküche ist für mich eine neue Herausforderung, der ich mich gern stelle, denn man wächst auch an seinen Herausforderungen.“

Seit dem 2. Mai 2016 ist er nun Küchenchef im Bundespolizeiaus- und -fortbildungszentrum Oerlenbach. Über seine ersten Erfahrungen in der neuen Umgebung muss er heute noch ein wenig lachen. „Anfangs war es ein komisches Gefühl, täglich so viele Polizisten zu sehen. Sobald ich einen Bundespolizisten sah, fühlte ich mich immer gleich schuldig. Warum, weiß ich auch nicht genau. Wahrscheinlich liegt es an der Uniform, die schon eine gewisse Autorität ausstrahlt“.

Mit Leidenschaft, Kreativität und fachlicher Finesse bringt Marcel Spenkuch seine Erfahrun-gen in die Großküche ein. Täglich bereitet er mit seinem Team rund 500 Essen zu. Er merkte aber schnell, dass Veränderungen Zeit brauchen. Zum einen bei seinen Mitarbeitern, denn der letzte Küchenmeister war dreißig Jahre lang in Oerlenbach tätig. Das prägt natürlich. Hier braucht es Geduld und Verhandlungsgeschick, um Arbeitsabläufe und Strukturen zu verändern.

Aber auch bei seinen „Kunden", zu denen vor allem die Auszubildenden gehören, braucht(e) es Zeit, um sie an Neues zu gewöhnen. Das Stammpersonal reagierte durchweg positiv auf den neuen Küchenchef und die neuen Gerichte. Aber gerade bei der jüngeren Generation hat Marcel Spenkuch Veränderungen in der Ess-kultur ausgemacht. „Junge Leute ernähren sich zu häufig von Fast Food“, so Spenkuch. Da ist es natürlich schwieriger, sie an gesündere und ausgewogenere Gerichte zu gewöhnen. Er ist da aber guter Hoffnung.

Ein neues LebensgefühlWenn er über seine Arbeit in Oerlenbach spricht, dann leuchten seine Augen: „Ich freue mich jeden Tag, wenn ich zur Arbeit komme. Ich habe den Spaß am Kochen wiedergefunden.“ Beim Essen setzt er seine eigenen Akzente. Das Salatbuffet veränderte er bereits. Er achtet auf frische und saisonale Produkte, die miteinander harmonieren. Frittierte Speisen strich er zum

Großteil von der Karte. Dafür gibt es vermehrt leichte Gerichte und so oft es geht auch Fisch, so zum Beispiel gebratenen Lachs in Hummer- cremesauce mit Bandnudeln oder Couscous mit Kichererbsen und Korianderjoghurt. Marcel Spenkuch ist zufrieden mit sich und seiner Arbeit. Wenn es nach ihm geht, dann sind auch die Zeiten des Nomadenlebens endgültig vorbei. „Ich fühle mich wohl und kann mir vorstellen, hier ganz lange zu bleiben.“

Die Vorteile des öffentlichen Dienstes mit gere-gelten Arbeitszeiten, planbaren Wochenenden und einem festen Gehalt weiß er zu schätzen. Anfangs war die Umstellung aber groß, wie er zugibt, denn so viel Freizeit hatte er vorher noch nie. Jetzt findet er auch endlich wieder Zeit für seine Hobbys, zu denen unter anderem Fahrrad fahren, lesen und – man höre und staune – auch zu Hause kochen zählen. Zusätzlich bietet er den Anwärtern im AFZ nach Feierabend auch Koch-kurse an. Man merkt, dass er seine Leidenschaft zurückgewonnen hat. Er fühlt sich frei und ange-kommen in seinem Leben. Er kann sein Leben nun erstmals planen und ist nicht mehr fremd-bestimmt. „Vorher war die Arbeit mein Leben. Jetzt arbeite ich, um Geld zu verdienen und mein Leben genießen zu können. Das war vorher nie der Fall, weil es immer nur die Arbeit gab.“

Torsten Tiedemann

Marcel Spenkuch liebt seinen Beruf. Mit Leidenschaft,

Finesse und Kreativität versucht er, auch in Oerlenbach leckere

Speisen zuzubereiten.

Der Spaß an seiner Arbeit ist ihm ins Gesicht geschrieben. In seiner Küche in Oerlenbach fühlt er sich wohl. Getreu dem Motto: Hier will ich sein, hier will ich bleiben.

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Sport & Gesundheit Sport & Gesundheit

Bundespolizist und Rugby-Nationaltrainer

Sie werfen, schlagen, schwimmen oder treten: Für viele Bundespolizisten ist Sport neben der Arbeit selbst-verständlich. Vom Walking bis zum Eishockey gibt es sicherlich keine Disziplin, die nicht durch irgendwen vertreten ist. Und so findet sich neben Hobby-Fußballern und Urlaubsradlern auch der eine oder andere Leistungssportler.

Es sind Sportler, die auch abseits von Förderungen alles geben, um zur Spitze zu gehören. Genauso Trainer, die ihre Freizeit nutzen, damit andere ein perfektes Spiel bieten können. Sie alle leben das Motto: „Je schwieriger ein Sieg, desto größer die Freude am Gewinnen.“ (Pelé). Die kompakt zieht den Hut und stellt zwei dieser Kollegen vor. Sie stehen stellvertretend für alle Bundespolizisten, die sich privat im Leistungssport engagieren.

Wenn die Freizeit für den Leistungssport reserviert ist

Zähne zusammenbeißen!Ermittler bei der Bundespolizei und gleich-zeitig Trainer der deutschen Rugby-Frauen: Was so unglaublich klingt, ist tatsächlich wahr. Beruflich leitet Alfred Jansen den ört- lichen Ermittlungsdienst im Bundespolizei- revier Mannheim. Seine Freizeit ist für die Rugby-Felder Mitteleuropas reserviert.

Im letzten Jahr gründete der deutsche Rugby- Verband die Nationalmannschaft im 15er-Frauen- Rugby („DRV XV“) neu. Wie der Name vermuten lässt, sind im Vergleich zum 7er-Rugby statt sieben je fünfzehn Spielerinnen pro Mannschaft beteiligt. Das macht die Partien für Außenstehen-de etwas schwerer zu verfolgen. Diese Variante ist jedoch traditioneller und Kenner schätzen ihre Komplexität. Für den Spielablauf selbst bedeutet die Anzahl der Spielerinnen keinen Unterschied.

Erste ErfolgeBereits im letzten August absolvierte die Mann-schaft ihr erstes erfolgreiches Testspiel gegen die Schweiz. Mit 36:0 konnten die deutschen Rugby-Frauen einen eindeutigen Sieg feiern. Im nächsten Wettkampf, gegen eine britische Armeeauswahl, unterlag das Team mit 29:25 nur knapp dem „Homeland“ des Rugbys. Nach sechs Jahren ohne Nationalmannschaft zeigten die deutschen Frauen, dass sie wieder ganz vorne mitspielen können und werden.

Auf diese Entwicklung ist Alfred Jansen beson-ders stolz, handelt es sich bei den Spielerinnen doch überwiegend um Amateurinnen: „Die meisten im Team haben andere Berufe und müssen sogar einen Teil der Reisekosten bei Auswärtsspielen selbst tragen. Nur wenige waren Sportsoldatinnen bei der Bundeswehr.“ Als „Head Coach“ trainiert der 52-Jährige die Mann-schaft seit ihrer Neugründung – gemeinsam mit Sturm-Trainer Marcus Trick. Beide kennen sich bereits aus der Zeit, als Alfred Jansen noch die Mannschaft des Heidelberger Ruderklubs* betreute. Als Trainer im Sportclub Neuenheim

gehörte Marcus Trick zu den Lokalrivalen. Den-noch verstanden sich der 40-jährige Betriebswirt und Alfred Jansen sehr gut. Für das Nationalteam ziehen sie nun gemeinsam an einem Strang.

Mehr als nur ein SportRugby ist bei Familie Jansen mehr als nur ein Hobby. Alfred selbst war Spieler von klein auf und schaffte es über die Baden-Württem-berg-Auswahl bis in die Bundesliga. Im Jahr 1991 zog es ihn als grenzpolizeilichen Berater an die deutsch-polnische Grenze. Die Zeit und die Möglichkeiten, in einer so hohen Klasse weiter zu spielen, gab es dort leider nicht. So verabschiedete sich Alfred Jansen nach sechs Jahren aus der Bundesliga.

Später als Frauentrainer gewann der zweifache Familienvater mit dem Heidelberger Ruderklub siebenmal die 15er- und sechsmal die 7er-Meis-terschaften. Auch seine beiden erwachsenen Kinder sind aktive Rugbyspieler. Einen Unter-schied zwischen Männern und Frauen gibt es in dieser Sportart übrigens nicht – beide Ge-schlechter spielen nach den gleichen Regeln. Alfred Jansen würde sich jedoch freuen, wenn sie in der Öffentlichkeit etwas populärer werden würde.

Für Laien (wie den Autor) ist der Unterschied zwischen Rugby und American Football nicht immer offensichtlich. Alfred Jansen kann darüber nur schmunzeln und fasst zum Abschluss noch einmal das Wichtigste zusammen: „Beim Rugby darf der Ball nur nach vorn getragen werden. Will man ihn zurückspielen, muss er geworfen wer-den. Dabei gilt: Die Ballabgabe darf grundsätzlich an keinen Spieler erfolgen, der vor dem Läufer steht. Der offensichtlichste Unterschied ist aber die fehlende Schutzausstattung. Beim Rugby ist lediglich eine Schutzkappe für den Kopf zugelas-sen. Diese wird aber nur selten getragen.“

Benjamin Fritsche

Ein ungewöhnlicher Nebenjob

Uniform statt Sportanzug: Außerhalb des Spielfelds ist Alfred Jansen Ermittler im Bundespolizeirevier Mannheim.

Im Spiel gegen die British Army (rote Trikots) gaben die deutschen Rugby-Frauen alles und verloren nur knapp.

Alfred Jansen bei seinem letzten Spiel als Trainer im „Heidelberger Ruderklub“. Nach einem gelungenen Sieg über den Lokalrivalen „Sportclub Neuenheim“ sind die Emotionen groß.

* Die Geschichte des Rugbys ist sehr universi-tär geprägt. Britische Elite-Studenten übten den Sport traditionell vor allem im Winter aus. Im Sommer dominierte das Rudern. In Deutschland wurde diese Zweiteilung in der Anfangszeit übernommen.

Sport & Gesundheit

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Mumuku, Alii Drive, Queen K und Energy Lab

Im Oktober eines jeden Jahres treffen sich die besten Triathleten der Welt

auf Hawaii. Dann wird auf der Insel Big Island die Triathlon-Weltmeister-schaft auf der Ironman-Distanz aus-

getragen. Dazu müssen die Athleten 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilo-meter Rad fahren und zu guter Letzt

42,195 Kilometer laufen. 2016 durfte auch unser Kollege Björn Wüsteney

von der Bundespolizeiinspektion Flughafen München I erstmals beim wohl härtesten Ironman der Welt an

den Start gehen.

Fragt man Triathleten nach einem sportlichen Ziel, dann antworten neun von zehn: der Ironman Hawaii. Auch für unseren Münchner Kollegen Björn Wüsteney war der Ironman Hawaii im-mer ein großer Traum. „Jeder Triathlet kommt zwangsläufig irgendwann mit diesem Mythos in Berührung. Ich habe mir immer die Übertragungen im TV angesehen und gedacht: Irgendwann stehst Du auch dort am Start. Als ich mit 16 Jahren mit kürzeren Distanzen anfing, war es ein schier unerreichba-res Ziel. Mit den Jahren wurden meine Leistungen aber immer besser und ein Start auf Hawaii schien irgendwann doch nicht mehr unmöglich.“

Auf Hawaii dürfen nur die besten Athleten der Welt an den Start gehenDoch wer beim Triathlon auf der Insel Big Island an den Start gehen will, muss nicht nur bereit sein für die 3,8 Kilometer im offenen Meer, die 180 Kilometer auf dem Rad in der

Lavawüste und den Marathon bei brü-tender Hitze. Er muss bei einem der weltweit vierzig Qualifikationswettbe-werbe über die volle Ironman-Distanz beweisen, dass er es verdient hat, auf Hawaii dabei zu sein. Denn die Start-plätze sind auf etwa 2 200 begrenzt.

Die Qualifikationshürde nahm Björn bereits 2015 beim Ironman Barcelona. Für die 226 Kilometer lange Strecke benötigte der 30-Jährige nur 9:15 Stunden und wurde damit Dritter seiner Altersklasse. Das Hawaiiticket war gelöst.

Die Qualifikation war kein Selbstläufer oder Zufall, sondern das Ergebnis jahrelangen harten Trainings. Und was hartes Training bedeutet, zeigt mir Björn in seinem Trainingstage-buch: 47,5 Kilometer Schwimmen, 1 306,7 Kilometer Radfahren, 241,7 Kilometer Laufen, acht Stunden Kraft- und Stretchingtraining und

ein Wettkampf über die Olympische Distanz. Nein, nicht im Jahr, sondern in einem Monat.

Dass er das Ganze trotz Schichtdienst absolviert, nötigt mir noch mehr Respekt ab. „Eigentlich kommt mir der Schichtdienst sehr entgegen und auch die Tatsache, dass ich weit von meinem Wohnort Barsinghausen eingesetzt bin, ist gut für mein Training. Meine Freundin sieht das allerdings nicht so“, schiebt er lächelnd hinterher.

Urlaub für den IronmanIm Oktober 2016 war es dann endlich so weit. „Mein Dienstgruppenleiter schaute nicht schlecht, als ich auf dem Urlaubsantrag‚ Teilnahme an der Ironman-Weltmeisterschaft‘ als Grund vermerkte.

Zwei Wochen vorher flog ich mit meiner Freundin nach Hawaii.

Für den Wettkampf hatte ich mir eine Zeit von unter zehn Stunden vorgenommen. Damit hätte ich den vereinsinternen Rekord des TSV Barsinghausen gebrochen. Aber es kam dann doch anders.“

Kein Schatten, keine Zuschauer dafür 40 Grad und starker Wind„Ich kam nach dem Start gut in meinen Rhythmus und hatte bereits nach einer guten Stunde die 3,8 Kilometer im Atlantik hinter mich gebracht. Auf der Radstrecke, dem legendären Queen K Highway, haben mir die gefürchteten Mumuku-Winde zu schaffen gemacht. Mit über 90 Stundenkilometern blasen sie einem die heiße Luft ins Gesicht. Dennoch war ich bis zum Wendepunkt am Energy Lab, einer Forschungs- station mitten in der Lavawüste, auf Bestzeitkurs. Hier gibt es keine Zu-schauer und keinen Schatten, dafür aber Temperaturen um die 40 Grad.

Das hat mir zugesetzt. Mein Ziel habe ich mit einer Gesamtzeit von 10:23 Stunden leicht verfehlt. Das Gefühl, auf dem Alii Drive nach diesem Wett-kampf ins Ziel zu kommen, werde ich wohl nie vergessen. Es war unbe-schreiblich.“

Das Leuchten seiner Augen erübrigt die Frage nach einem erneuten Start. Und so ist es auch. „Natürlich will ich nochmal nach Hawaii. Ich will den Rekord. Allerdings ist das Projekt Ironman Hawaii nicht ganz günstig. Allein die Ausrüstung kostet mehrere tausend Euro. Die Startgebühr für den Qualifikationswettkampf beträgt circa 600 Euro und für den Ironman Hawaii müssen nochmal 900 Euro bezahlt werden. Und dann ist man noch nicht da. Nächstes Jahr wird erstmal gehei-ratet und dann greif ich nochmal an.“

Ronny von Bresinski

2 400 Athleten warten in der Bucht von Kailua Kona auf den Startschuss.

Nach 3,8 Kilometern im Atlantik geht es für 180 Kilometer mit dem Rad in die Lavawüste.

Die Ausrüstung für einen Triathlon kostet nicht selten einen hohen vierstelligen Betrag.

Der abschließende Marathon fordert die letzten Kräfte.

Björn Wüsteney auf der traditionellen Nationenparade im Vorfeld des Ironmans

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Sport & GesundheitSport & Gesundheit

Wird am Flughafen Frankfurt/Main ein nicht zuzu- ordnender Gegenstand (NZG) mit USBV-Verdacht (unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung) aufgefunden, wird der Entschärfungsdienst der dor-tigen Bundespolizeidirektion alarmiert. Dieser muss dann zeitnah mit allen erforderlichen Führungs- und Einsatzmitteln jeden möglichen (und unmöglichen) Ort am Flughafen erreichen können. Über 1 400 Einsätze im Jahr 2016 und die baulichen Gegeben-heiten eines Verkehrsflughafens stellen also entspre-chend hohe Anforderungen an das zu verwendende Einsatzfahrzeug der Entschärfer.

Wer sich den Fuhrpark der Bundespolizeidirektion Flughafen Frankfurt/Main einmal genauer ansieht, findet eine breite Palette deutscher und internationaler Autobauer. Darunter auch der Goupil. Noch nie gehört? Dann wird es aber Zeit, denn so klein und knuffig wie der Goupil ist, so groß ist doch sein Einsatzwert für den Entschärfungsdienst der Bundes- polizei am Frankfurter Flughafen. Aber der Reihe nach.

Dem frankophilen Leser fällt vielleicht auf, dass „Goupil“ die französische Entsprechung für „Fuchs“ ist. So erklärt sich dann auch schnell das Marken-Emblem unterhalb der vergleichsweise riesig wirkenden Frontscheibe, ein stilisierter Fuchskopf. Ob der Fuchs als Markenzeichen auch ausschlaggebend für die werksmäßige Farbgebung war, lässt sich nicht genau sagen. Tatsächlich erinnert das kräftige Rot an fabelhafte Darstellungen von Reineke Fuchs. Während dieser aber gemeinhin als verschlagen und hinter-listig gilt, kommt unser Goupil eher niedlich und liebenswert

daher. Bei den Traummaßen von 322/120/186 auch kein Wunder: gerade einmal etwas über drei Meter lang, knapp über einen Meter breit und nur mannshoch. Den muss man einfach mögen.

Wertvolle FrachtWas da nun so klein und niedlich aussieht, ist tatsächlich aber ein vollwertiges elektrogetriebenes Kraftfahrzeug mit Straßenzulassung. Und weil das so ist, muss der Goupil auch regelmäßig zum TÜV und verfügt somit über all jene gesetzlich vorgeschriebenen Bauteile, die man auch an einem „normalen“ Pkw finden würde, einschließlich eines Behördenkennzeichens. Der Fahrer benötigt daher neben einer speziellen Einweisung natürlich auch die Fahrerlaub-nis der Klasse B.

50 000 Euro kostet der Goupil. In seiner Grundform als Pritschenwagen konstruiert, trägt er auf seinem Rücken ei-nen Kofferaufbau, den eine Spezialfirma aus Aschaffenburg exakt nach den Maßgaben des Entschärfungsdienstes an-gefertigt hat. Unmengen an Führungs- und Einsatzmitteln, wie Bombenschutzanzüge, ein digitales Röntgensystem, Sprengstoffdetektionsgeräte, unterschiedlichste Werkzeuge und Kleinteile, aber auch Absperrband und Handschuhe, finden im ausgeklügelten Schubladen- und Klappensystem ihren Platz. Diese wertvolle Fracht hat einen Wert von rund 250 000 Euro. Mit Fahrer und Beifahrer wiegt das komplett beladene Gefährt dann schließlich annähernd 2 000 Kilo-gramm – ohne den optionalen Anhänger, denn der Goupil verfügt selbstverständlich auch über eine Anhängerkupp-lung.

Über ein kleines Auto von großem Wert

Die eierlegende Wollmilchsau unter den Füchsen

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Technik & LogistikTechnik & Logistik

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Flexibel bis in luftige HöhenUm die Gesamtmasse nun auch in Bewegung zu setzen, bringt der Kleine dank seiner leistungsstarken Akkus 5,4 kW – für Nostalgiker: das sind knapp über 7 PS – auf die Straße, was ihn, im schnelleren von beiden Gängen, auf immerhin 35 km/h beschleunigt. Der langsamere Gang, unzutreffenderweise mit einer Schildkröte gekennzeichnet, schafft immer noch 11 km/h in der Spitze, was im Terminal- bereich aufgrund der Menschenmassen aber ohne Über-treibung als lebensgefährliche Raserei bezeichnet werden kann.

Das überdimensional anmutende Ladegerät an der Gara-genwand erinnert an den Haartrockner im Hallenbad, lädt den Goupil nach jeder Einsatzfahrt aber in circa zwei Stun-den wieder komplett auf. Strecken bis zu 50 Kilometer sind kein Problem und so sind die acht Kilometer zum entferntes-ten Einsatzort in der Cargocity Süd in etwa zwanzig Minuten erreicht, ohne dass vor einem eventuellen Folgeeinsatz die Akkus erneut geladen werden müssten.

Auch bei verstopften Zufahrtswegen wird dem Goupil nicht bange. Wie es sich für ein Einsatzfahrzeug gehört, kann zur sicheren Inanspruchnahme von Sonder- und Wegerechten das blaue Rundumlicht mittels Magnethalterung aufgesetzt und das Martinshorn eingeschaltet werden. Zugegeben – selbst dann wirkt der Goupil noch niedlich und die Hälse irritierter Verkehrsteilnehmer werden zusehends länger, wenn er mit 35 km/h entgegen der Fahrtrichtung durch Ein-bahnstraßen flitzt oder am stehenden Verkehr vorbeizieht. Eine breite Rettungsgasse benötigt er zum Glück ja nicht.

Seine eigentliche Stärke spielt der Goupil aber im Terminal- bereich aus. Ist beispielsweise ein Wechsel von der Ab-flug- in die Ankunftsebene notwendig, passt er mal eben bequem in den Fahrstuhl, was so manchem Reisenden einen ungläubigen Blick abnötigt. Selbst ein Einsatz an den Wagen des Personentransportsystems (PTS) ist möglich. Hierzu wird das PTS auf einer Sicherheitsposition vor der Wartungshalle in der östlichen Verlängerung von Terminal 2 abgestellt. Diese befindet sich auf einer Plattform in luftiger Höhe von etwa 20 Metern über dem Straßenniveau. Der Goupil erreicht diese Örtlichkeit nur über einen speziellen Aufzug. Hier ist viel Fingerspitzengefühl nötig, denn der Fuchs passt nahezu auf den Zentimeter genau hinein.

Nicht zuletzt die Fähigkeit zum Ebenenwechsel macht ihn zur eierlegenden Wollmilchsau unter den Füchsen. Deswe-gen hat unser Entschärfungsdienst auch gleich zwei davon. Im Jahr 2016 legten die beiden Fahrzeuge eine Strecke von mehr als 4 200 Kilometern zurück und verbrauchten dabei etwa 4 000 Kilowattstunden Strom. Seit ihrer An-schaffung im Jahr 2011 haben sie schon mehr als 28 000 Kilometer auf der Uhr – das entspricht in etwa zweimal der Flugstrecke Los Angeles – Singapur.

Von Eiswagen, Feuerwehrautos und BriefkastenleerernDie Fahrt im Terminalbereich erfordert mindestens genauso viel Aufmerksamkeit von den Entschärfern wie der Um-gang mit nicht zuzuordnenden Gegenständen. Der Fuchs schleicht nämlich auf leisen Pfoten: Durch die antriebsbe-dingt nahezu geräuschlose Fortbewegung wird der Goupil im lauten Treiben eines Verkehrsflughafens akustisch nicht von den Reisenden wahrgenommen. Hier hilft nur der wohltemperierte Einsatz der Hupe. Es ist der verwen-dungsbedingten Umsicht und Sorgfalt der Entschärfer zu verdanken, dass es noch nie zu einem Personenunfall kam. Optional zur Hupe könnte der Fahrer auch mit einem Glockenton auf sich aufmerksam machen, allerdings führt das unweigerlich zu komischen Verwechslungen. Mitunter bestellen dann gerade jüngere Fluggäste bei den netten Männern und Frauen im Fahrzeug Vanille- oder Straccia- tella-Eis, denn die Glocke erinnert zwangsläufig an den Eiswagen im amerikanischen Vorstadtidyll.

Aufgrund der fuchsroten Lackierung freuen sich Reisende auch mal über das „kleine lustige Feuerwehrauto“. Das Behördenkennzeichen der Bundespolizei führte aber auch schon zu der Frage, warum denn die Post zwischenzeitlich über rote Briefkastenleerer verfügt. Da müssen bei allem gebotenen Ernst dann auch die Entschärfer mal lachen. Aber selbst das gestaltet sich schwierig im Goupil. Die beiden Recaro-Sitze sind zwar ergonomisch geformt und versprühen fast sportlichen Charme, aber der Platz ist mehr als beengt und die Kollegen sitzen quasi Schulter an Schulter. Ab einem Body-Mass-Index von 26 wird es da schon sehr kuschelig. Von roten Sardinenbüchsen war zum Glück aber noch nie die Rede.

Michael Moser

Die „Schildkröte“ beschleunigt den Goupil

auf atemberaubende 11 km/h.

Zwischen den Passagieren fällt der Kleine fast nicht auf.

Für die Einfahrt in den Fahrstuhl werden die

Spiegel nach vorne eingeklappt.

Abmessungen: L 3 228 mm, H 1 860 mm, B 1 200 mm (zgl. der Außenspiegel)Zulässige Gesamtmasse: 1 935 kgHöchstgeschwindigkeit: 35 km/hLeermasse: 886 kgNennleistung: 5,4 kW bei Nenndrehzahl min-1 2 940Reichweite: 50 kmLadedauer: 2 h

Technische Daten

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Technik & Logistik

HerausgeberBundespolizeipräsidium

RedaktionIvo Priebe (V.i.S.d.P.), Dorothea Schoop,

Anja Pester, Christian Altenhofen, Achim Berken-

kötter, Thomas Borowik, Ronny von Bresinski,

Benjamin Fritsche, Dennis Goldbeck, Philipp

Herms, Fabian Hüppe, Christian Köglmeier,

Chris Kurpiers, Frank Riedel, Daniela Scholz,

Alexandra Stolze, Torsten Tamm, Torsten

Tiedemann

AnschriftHeinrich-Mann-Allee 103

14473 Potsdam

Telefon/FAX0331 97997-9420/-9409

[email protected]

Intranet Bundespolizeiinfoportal.polizei.bund.de/kompakt

Internetbundespolizei.de/kompakt

Layout & SatzJennifer Khlief, Barbara Krieg, Mandy Zutz

Fachinformations- und Medienstelle

der Bundespolizei

DruckFirma Appel & Klinger

Druck und Medien GmbH,

96277 Schneckenlohe

Auflage11 000

Erscheinung6-mal jährlich

Wir danken allen Beteiligten für ihre Mitarbeit.

Für den Inhalt der Beiträge sind grundsätzlich die

Verfasser verantwortlich.

Alle Inhalte sind urheberrechtlich geschützt.

Nachdruck und Vervielfältigung außerhalb der

Bundespolizei nur mit ausdrücklicher Zustim-

mung des Herausgebers. Dies gilt auch für die

Aufnahme in elektronische Datenbanken und die

Vervielfältigung auf Datenträgern. Die Redaktion

behält sich vor, Beiträge und Leserbriefe zu

kürzen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe13. März 2017

Bildnachweis:Alle Bilder Bundespolizei, außer:

S. 04, 05 Javi_Indy Freepik; S. 13 yavorandriy

Freepik; S. 24 (o.l.) DLR (CC-BY 3.0);

S. 38 (u.) Gerold Seufert-Chang; S. 39 (u.l.)

Gisbert Kühner, (u.r.) Gerold Seufert-Chang;

Impressum

Tierische Rettung …… und es gab auch noch andere tierische Begegnungen

… twitterte die Bundespolizeidirektion Berlin am 26. August 2016, nachdem Christin Wagner, Kontroll- und Streifenbeamtin in der Inspektion Berlin-Hauptbahnhof, einen Schwan aus den Gleisen der Berliner Stadtbahn gerettet hat. Ein Tweet von mittlerweile circa 1 500, die von der Hauptstadtdirektion seit ihrem Twitter-Start vor einem Jahr veröffentlicht wurden.

Freitagmorgen im Berliner Berufsverkehr. Die S-Bahn-Züge, insbesondere die auf der Stadt-bahn quer durch die Berliner City, sind brechend voll. Zehntausende Fahrgäste befinden sich auf dem Weg zur Arbeit. Doch ein verirrter Schwan sorgt kurz vor acht für eine ungeplante Betriebs- unterbrechung auf drei S-Bahnlinien.

Offensichtlich hatte der Schwan einen unge-wollten Zwischenstopp auf dem Schotterbett eingelegt, was ihm beinahe zum Verhängnis wurde. „Der Schwan wäre nicht von selbst aus dem Gleisbett gekommen“, meint Heike Bremer von der Bundespolizeiinspektion Berlin-Haupt-bahnhof zurückblickend. „Auf dem Schotterbett bekam er nicht genug Geschwindigkeit, um zu starten. Zudem sei er immer wieder mit den Flügeln an Hindernisse gestoßen“, sagt Bremer weiter.

Beamte, unter ihnen Christin Wagner, stiegen daher am Hauptbahnhof ins Gleisbett und trieben den Schwan gemeinsam zu einer Stelle, wo sie ihn von hinten gefahrlos an den Flügeln packen konnten. Wagner: „Doch ganz so einfach, wie es klingt, war es nicht. Schließlich sind die Tiere, wenn sie sich bedroht fühlen, für ihre Aggressivität bekannt.“ Die Polizistin hat aus ihrer Kindheit Erfahrung im Umgang mit Federvieh. Sie erklärt: „Man sollte das Tier möglichst vom

Körper weghalten und leicht nach hinten kippen. Schwäne können den Kopf nicht nach hinten überstrecken. Also können sie einen dann auch nicht mit dem Schnabel verletzen.“

Die Beamten ließen das Tier am nahegelegenen Spreeufer frei. Scheinbar überglücklich wegen der wiedergewonnenen Freiheit ist der Schwan dann ins Wasser gewatschelt und davonge-schwommen. Im ländlichen Bereich kommt es möglicherweise häufiger zu solchen Einsätzen, in Berlin darf ein Schwan im Gleisbett allerdings eher als Seltenheit bezeichnet werden. Nach 15 Minuten war der Einsatz beendet und die Gleise für den Bahnverkehr wieder frei.

Der Tweet erhielt bei damals 7 000 Followern insgesamt 435 Gefällt-mir-Angaben und wurde 153 Mal retweeted. Er erlangte dadurch 39 215 Impressionen und eine potenzielle Reichweite von 577 574 Nutzern des Kurznachrichten- dienstes. Auch über die Netzgemeinde hinaus erlangte der Tweet der Bundespolizistin mit Schwan Berühmtheit, da er auch in zahlreichen Zeitungen abgedruckt wurde.

Frank Riedel

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Zu guter Letzt

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Zu guter Letzt

Spenden für Helfer in Not:

Bundespolizei-Stiftung

Sparda-Bank West eG IBAN: DE51 3706 0590 0000 6836 80 BIC: GENODED1SPK

Die Spenden werden ausschließlich und un-mittelbar zu mildtätigen Zwecken verwendet. Die Geldzuwendungen können zweckgebun-den erfolgen. Die Bundespolizei-Stiftung ist befugt, Spen-denquittungen auszustellen.

Mehr erfahren Sie unter: www.bundespolizei.de