georg trakl

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Georg Trakl 1. Georg Trakl wurde am 3. Februar 1887 geboren. Er hat seine Jugend im österreichischen Salzburg verbrach t. Durch seine französische Gouvernante kommt Georg Trakl erstmals mit französischer Literatur in Kontakt, die sein Gesamtwerk durch diverse Einflüsse von Arthur Rimbaud und Charles Baudelaire noch prägen sollte. Als 1906 seine beiden Theaterstücke "Totentag" und "Fata Morgana" ohne Erfolg im Salzburger Stadttheater aufgeführt wurden, vernichtete er sämtliche Manuskripte zu seinen Dramen und fiel ebenso dichterisch in eine 1-2 jährige Schaffenspause. Nach der erfolgreichen Ausbildung begann Trakl, in der Hoffnung auf eine Karriere als selbstständiger Apotheker, ein Pharmaziestudium in Wien, das er aber im Jahr 1911 zu Gunsten eines einjährigen Militärjahres im Sanitätsdienst abbrach. Zu dieser Zeit knüpfte er bereits erste Kontakte zu seinem späteren Förderer Ludwig von Ficker, der ihm neben finanzieller Hilfe auch mittels Gedichtpublikationen in seiner expressionistisch-orientierten Zeitung Der Brenner zum dichterischen Durchbruch verhalf. Fortan erschienen ebenso regelmäßig Gedichte in der von Karl Krauss geleiteten Zeitschrift Die Fackel. Als 1913 mit "Der jüngste Tag" der erste Gedichtband erschien, erreichte der Dichter Georg Trakl seine kreativste sowie (zu Lebzeiten) populärste Periode. Psychisch war sein Zustand, bedingt durch den Drogenkonsum, die unbeständige Beziehung zu seiner Schwester Margarethe, sowie die in Geldnot begründete Existenzangst, schon seit seiner Kindheit äußerst instabil. Im August 1914 meldete er sich als Freiwilliger Sanitäter für den Ersten Weltkrieg und wurde daraufhin an die Ostfront nach Galizien versetzt. Trakl erlebte den Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Russland unmittelbar mit und hatte als Sanitätsoffizier zeitweise ca.100 Menschen alleine zu versorgen. Infolgedessen erlitt er einen Nervenzusammenbruch, der ihn selbst zum Kriegsopfer machte. Im Krakauer Militärlazarett schrieb Trakl mit Grodek sein wohl populärstes Gedicht, bevor er am 3. November 1914 infolge einer Überdosis Kokain starb. Der zweite und damit letzte Gedichtband Sebastian im Traum, den er vor Kriegsbeginn in Salzburg noch selbst zum Druck in Auftrag gab, erschien 1915 posthum. 2. Georg Trakl gilt neben Gottfried Benn (1886-1956) und Georg Heym (1887-1912) als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Epoche des Expressionismus. Anders als die anderen Vertreter seiner Zeit, erschuf Trakl eine eigene, tiefsinnig-depressive und chiffrenhaltige Welt, die in ihren erzeugten Bildern eine typisch "schwermütige Grundstimmung" 2 vermittelt. 3. Georg Trakls lyrische Entwicklung lässt sich am besten in vier Phasen unterscheiden, die der Dichter zu seinen Lebzeiten durchlaufen hat. Die erste Phase steht noch unter den Einflüssen von Symbolismus sowie Impressionismus, die sich größtenteils in Trakls Jugendwerk (bis etwa 1909) wiederfinden lassen. Ab 1909 wirkt seine Lyrik insgesamt reifer und ist deutlich von der Epoche des Expressionismus beeinflusst, dessen offensichtliche Merkmale, wie z.B. die Vision einer Apokalypse oder der zunehmende menschliche Verfall, sich fortan

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Life of Georg Trakl

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Page 1: Georg Trakl

Georg Trakl

1. Georg Trakl wurde am 3. Februar 1887 geboren. Er hat seine Jugend im österreichischen Salzburg verbracht. Durch seine französische Gouvernante kommt Georg Trakl erstmals mit französischer Literatur in Kontakt, die sein Gesamtwerk durch diverse Einflüsse von Arthur Rimbaud und Charles Baudelaire noch prägen sollte.

Als 1906 seine beiden Theaterstücke "Totentag" und "Fata Morgana" ohne Erfolg im Salzburger Stadttheater aufgeführt wurden, vernichtete er sämtliche Manuskripte zu seinen Dramen und fiel ebenso dichterisch in eine 1-2 jährige Schaffenspause.

Nach der erfolgreichen Ausbildung begann Trakl, in der Hoffnung auf eine Karriere als selbstständiger Apotheker, ein Pharmaziestudium in Wien, das er aber im Jahr 1911 zu Gunsten eines einjährigen Militärjahres im Sanitätsdienst abbrach. Zu dieser Zeit knüpfte er bereits erste Kontakte zu seinem späteren Förderer Ludwig von Ficker, der ihm neben finanzieller Hilfe auch mittels Gedichtpublikationen in seiner expressionistisch-orientierten Zeitung Der Brenner zum dichterischen Durchbruch verhalf. Fortan erschienen ebenso regelmäßig Gedichte in der von Karl Krauss geleiteten Zeitschrift Die Fackel. Als 1913 mit "Der jüngste Tag" der erste Gedichtband erschien, erreichte der Dichter Georg Trakl seine kreativste sowie (zu Lebzeiten) populärste Periode. Psychisch war sein Zustand, bedingt durch den Drogenkonsum, die unbeständige Beziehung zu seiner Schwester Margarethe, sowie die in Geldnot begründete Existenzangst, schon seit seiner Kindheit äußerst instabil.

Im August 1914 meldete er sich als Freiwilliger Sanitäter für den Ersten Weltkrieg und wurde daraufhin an die Ostfront nach Galizien versetzt. Trakl erlebte den Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Russland unmittelbar mit und hatte als Sanitätsoffizier zeitweise ca.100 Menschen alleine zu versorgen. Infolgedessen erlitt er einen Nervenzusammenbruch, der ihn selbst zum Kriegsopfer machte. Im Krakauer Militärlazarett schrieb Trakl mit Grodek sein wohl populärstes Gedicht, bevor er am 3. November 1914 infolge einer Überdosis Kokain starb. Der zweite und damit letzte Gedichtband Sebastian im Traum, den er vor Kriegsbeginn in Salzburg noch selbst zum Druck in Auftrag gab, erschien 1915 posthum. 

2. Georg Trakl gilt neben Gottfried Benn (1886-1956) und Georg Heym (1887-1912) als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Epoche des Expressionismus. Anders als die anderen Vertreter seiner Zeit, erschuf Trakl eine eigene, tiefsinnig-depressive und chiffrenhaltige Welt, die in ihren erzeugten Bildern eine typisch "schwermütige Grundstimmung"2 vermittelt.

3. Georg Trakls lyrische Entwicklung lässt sich am besten in vier Phasen unterscheiden, die der Dichter zu seinen Lebzeiten durchlaufen hat. Die erste Phase steht noch unter den Einflüssen von Symbolismus sowie Impressionismus, die sich größtenteils in Trakls Jugendwerk (bis etwa 1909) wiederfinden lassen.

Ab 1909 wirkt seine Lyrik insgesamt reifer und ist deutlich von der Epoche des Expressionismus beeinflusst, dessen offensichtliche Merkmale, wie z.B. die Vision einer Apokalypse oder der zunehmende menschliche Verfall, sich fortan durchgehend in der traklschen Lyrik wiederfinden lassen. Diese zweite Phase dauerte bis etwa 1912 an und geht fließend in die dritte Phase, die vollends aus dem Gedichtband Sebastian im Traum besteht, über. Ab da an bekommen seine Gedichte neben den (für Trakls Lyrik bis dahin) neuen mythologisch und religiösen Motiven, auch formal eine erkennbare Wandlung. Insgesamt

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zeigen seine Gedichte einen Reifeprozess zu freien Rhythmen auf, die zu dieser Phase (1912-1914) für eine Verschärfung des psychischen Zustands bei Trakl sprechen könnten.

Die mit Abstand kürzeste aber zugleich auch ausdrucksstärkste Schaffensperiode stellen die Kriegserlebnisse dar, die Trakl in seinen letzten beiden Gedichten Klage und Grodek verarbeitete. Des Weiteren lassen sich in jene vierte Phase noch sieben weitere Gedichte datieren, die Trakl zwischen Juni und Oktober 1914 z.T. bereits während seines freiwilligen Kriegsdienstes, fern von Innsbruck, schrieb.

Wichtig bei den folgenden Phasen ist die Tatsache, dass diese periodische Einordnung nicht als starre Entwicklung der traklschen Lyrik verstanden werden darf. Einzelne Auffälligkeiten unterschiedlicher Phasen ziehen sich z.T. durchgehend durch seine Lyrik, andere sind wiederum nur in bestimmten Abschnitten seines Gesamtwerks nachweisbar.