gelbfieber in amerikanischen affen

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15 . oKTOBER 1929 KLINISCHE WOCHENSCH Wir haben einen Teil unserer Kulturen aus Berlin in Rio im Laboratorium, bei einer Temperatur yon 2o--33 ~ C mehrere Monate aufbewahrt, ohne sie zu berfihren. Nit diesen sehr alten Kulturen hubert wir dann spgter, nach I --4 Subkulturen (Uberimpfungen), Tierversuche angestellt. Sic besitzen ein besonderes Interesse, weil bier die zur Verwendung gelangen- den St~mme, unter den allerungtinstigsten Bedingungen sehr lange Zeit gehalten, in besonders klarer Weise zeigen, wie un- m6glich die Annahme ist, diese Kulturen w~ren irgendwie zu- gleich Tr~ger eines fibertebenden Virus. Wir haben auf diese Versuche vorzfigtich Wert gelegt, well es vielfach auf grol3e Bedenken st6Bt, dab ein so ,,unvornehmer" Keim wie ein viel- leicht den Corynebakterien nahestehender B. hepatodystrophi- cans zu dem Virus einer Krankheit nach Art des Gelbfiebers in innigen Beziehungen zu stehen verm6chte. Wit geben aus einer groBen Versuchsreihe bier das Beispiel eines sehnell positiven Versuches und behalten uns eine aus- ftihrlichere Darlegung der anderen Versuche zu einem sp~teren Zeitpunkte vor. Der Rhesus 153 (Rio) wurde am erstea Versuchstage mit der Berliner Kultur 1873, Subkultur 7, gespritzt. Diese Subkultur war 7 Tage im sog. Kondenswasser auf Ascites-Ringeragar gewaeh- sen. (66 Teile Ringeragar 3%, 33 Teile Aspires-, I ccm Hottinger- bouillon I : I, StammlOsung.) Solche Impfungen fflhren erfahrungs- gem~B hie zu Erkrankungen. Die Temp~ratur schwankte um 39 C. Am 7. Tage erhielt der gleiehe Affe 7,5 ccm einer Mischkultur. Sie b~stand ans den 4 St~mmen 2OLO, 2375, 31o8 and 2471 aus Berlin. S~Lmtliehe waren organlos auf halbstarren physiologischen Medien unserer Vorschri~t in Berlin zum Anwachsen gebracht und unter einem Iesten Paraffinsiegel anaerob gehalten, und zwar: 2oio als 8. Subkultur yore 27. IV. bis zum 9. VIII.; 2375 als 7. Sabkultur vom 22. IV. bis 9. VIII. ; 3108 als 4. Sabkultur yore 4. IV. bis 9. VIII. ; 2471 als 4. Subkultur yore 24. IV. bis 9. VIII. Gewonnen wurden diese Kulturen am II.XII. 1928, 15. I. 1929, 3. IV. 1929 und am 17. II. 1929. Die jflngste Kultur besal3 daher in allen bis zur Imp- fung vorliegenden Sabkulturen ein Alter von 145 Tagen, die ~tlteste ein solches yon 258 Tagen. Die Dauer der Aufbewahrung ohne t2ber- irap]ung sehw~nkt bei den einzelnen Kulturen zwischen lO4 und 127 Tagen! Zur Infektion warden diese Kulturen 2--4real organlos weitergefflhrt. Nach dieser 2. Impfung blieb die Temperatur bis zum 14. Tage unver~Lndert. Dann hob sie sich auf 4o,8, sank am folgenden auf 39,5, und am n~chsten Tage war das Tier sehwer krank, ~ast agonal. Es verfiel yon Stunde zu Stunde mehr. S~liliel31ich wnrde es get6tet, um eine eingehendere Untersuchnng zu ermSglichen. Befund: schwerste Leberverfettung (cremegelbe Leber) mit mikroskopischen Nekrosen; allgemeine Verfettung der Maskulatur; frische hi~mor- rhagische Erosionen und ein etwas gr6Beres konfluiertes frisches Geschwt~r im Magen mit Blur im Mageninhalt. Die Verimpfung des Herzblutes dieses Rhesus auf den Rhesus 195 ergab wieder sehweres und nun ganz akut verlaufendes Gelbfieber, w~hrend ein Immuntier auf die Impfung nicht reagierte. (Die Untersuchungen wurden auI Veranlassung der brasilianischen Regierung im Institut Oswaldo Cruz and mit dessert frenndlicher Unterstfltzung durch- geffihrt.) GELBFIEBER IN AMERIKANISCHEN AFz~EN. Voi1 MAX I-t. KUCZYNSKI, BIANCA HOHENADEL und ED. IV~AcCLURE, z. Z. Rio de Janeiro. Wit haben bereits kurz die Ergebnisse unserer ~ber- tragungsversuche des Virus vom Gelbfieber auf amerikanische Affen mitgeteilt. (Nachwort zu ,,Der Erreger des Gelbfiebers", Berlin: Julius Springer.) Diese Untersuchungen sind in- zwisehen erweitert worden. Es ist uns, wie angedeutet, ge- lungen, das Virus durch 5 Cebus in Passage zu ffihren und jedes- mal yon ihnen ausgehend den Rhesus typisch und t6dlich mit Gelbfieber zu infizieren. Diese Erfahrungen decken sich mit inzwischen ver6ffentlichten Ergebnissen yon DAVIS und SHANNON [J. Of exper. Med. 50, 8I (1929)]. Der erste Cebus unserer Versuchsreihe wurde vor I3eginn des gxperimentes zur Ersch6pfung seiner Reserven an Kohlehydraten bei knapper Kost unter Phlorrhizin gesetzt (4mal 4 ccm konz. L6sung). Nach der Infektion mit 4 ccm virushMtigem Blute Iieberte er deutlieh nach dreitggiger Inkubation and starb am Io. Morgen nach der Impfung ohne bezeichnenden anatomischen oder mikroskopischen Befund. Voa ibm aus wurde am ersten [ Mico b get6tet i I RIFT. 8. JAHRGANG. Nr. 42 1961 Fiebertage der entsprechend vorbehandelte Cebus 42 geimpft. Sein Temperatnrverlauf war wie tolgt: 38,3--39,3--39,9--4o,5--39,7 -- 39,5-- 39,3-- 4o-- 38,9-- 37,8-- To~ [ BeJund: S~hwerste Leberverfettung ohne Nekrosen. Vomito negro mit reichlichen M~gengeschw~iren, ausgebreitete Melaena im ganzen Dfinndarm. Es zeigt sich also, dab die h~morrhagische Diathese aus Leberzellinsuffizienz auch ohne anatomische Zer- st6rung der Leher znstande kommen' kann. Die anderen Cebus, allerdings alle in bestem Ern~hrungszustartde, lieBen diese ~flr Gelbfieber im Rahmen aller anderen Erfahrungen bezeichnenden Erscheinungen vermissen, obwohl sie, answeislich der Impferfolge am Rhesus, Virus bargen. Dies ist uns ein neuer Hinweis auf die yon uns frfiher betonte Bedeutung der KohlehydratvorrXte flit den Ausgang des Gelbfiebers bei nicht unbedingt empf~nglichen Organismen. Unsere Versuche am Saimiri sciureus ffihrten zu dem all- gemein nieht erwarteten Ergebnisse, dab diese Tiere weir empfindlicher sind als der Rhesus. Der Saimiri kommt im Hinblick auI die anatomische Auspr~gung des Gelbfieberbildes dem Menschen sehr nahe. Dieser Befund scheint ein gleich- bleibender zu sein. Der KrankheitsverlauI ist kurz. Dennoch bilden sich die schwersten Zerst6rungen der Leber sowie im Magendarmkanal ausgedehnte Blutungen aus. Saimiri 67a: 39,i--37,8--39,8--Tod! Saimiri 67b: 37--38--39,5--Todf Saimiri 121: 39,7--4o--37,9--Tod! Wit werden sparer fiber eine gr6Bere Reihe derartiger Ver- suche ausffihrlich berichten. Welter haben wir mit den Variet~ten des gemeinen ,,Mico" richtiger Saguin, Callithrix j acchus bzw. penicillata, Infektions- versuehe angestellt. Auch hier gilt zun~chst die Feststellung, dab sich das Virus in diesen Affen l~ngere Zeit in Gestalt einer Infektion zu halten vermag. Beispiel: Blur des Rhesus 129 (Rio) {Virus: Brasilien 5) Mico a Rhesus 135 diagnostiseh get6tet Tod ! l Gelbfieber [ Rhesus i47 Tod l Gelbfieher [ I I Mico c Mico d Rhesus 162 get6tet diagnostisch get6tet Tod ! Kulturen [ Gelbfieber Mico 183 Tod ! Gelbfieber I Melaena I I- - - I Mico 193 Mico 194 Im Fieberabfall get6tet Tod! Gelbfieber I . Gelbfieber. Metaena f Rhesus 67 Rekonvaleszent yon Gelb- fieber immun Mico 204 Tod ! Gelbfieber [ I Rhesus 203 Tod ! Gelbfieber Mico 198 Tod ! Gelbfieber Temperaturen einiger Pinsel~ffchen: 183: 39,8--39,4--39,7--39,7--34,2--Tod. 193: 39,I-- 4o,3_ 39,2-- 38,2-- Tod. i8i : 37,9--39,5--39,4--39,3--38--Tod. (Serie 2.) Die Impfungen yon Mico zu Mien erfolgten mittels citrierten Blutes in Mengen yon o,o5--o,i ccm. Erst den Mico 183 lieBen wir sterben. FieberverlauI: 39,8--39,4--39,7--34,2--Tod! Er lag im Abfall der Temperatur mit veriallenem Gesichte jammernd am Boden seines Bauers. Die Leber war stark verfettet und zeigte kleine, verstreute Nekrosen. Im Magen und im oheren Dianndarm fund sich

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Page 1: Gelbfieber in Amerikanischen Affen

15 . oKTOBER 1929 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Wir h a b e n einen Teil unserer K u l t u r e n aus Berl in in Rio im Labora to r ium, bei einer T e m p e r a t u r yon 2o - -33 ~ C meh re r e Monate au fbewahr t , ohne sie zu berf ihren. N i t d iesen sehr a l ten K u l t u r e n hubert wir d a n n spgter , nach I - - 4 S u b k u l t u r e n (Uber impfungen) , T ie rversuche angestel l t . Sic bes i t zen ein besonderes In teresse , weil b ier die zur V e r w e n d u n g gelangen- den St~mme, un te r den a l le rungt ins t igs ten Bed ingungen sehr lange Zeit gehal ten, in besonder s k larer Weise zeigen, wie un- m6gl ich die A n n a h m e ist, diese K u l t u r e n w~ren i rgendwie zu- gleich Tr~ger eines f iber tebenden Virus. Wi r h a b e n auf diese Versuche vorzfigtich W e r t gelegt, well es vie l fach auf grol3e Bedenken st6Bt, dab ein so , , u n v o r n e h m e r " K e i m wie ein viel- le icht den Corynebak te r i en n a h e s t e h e n d e r B. h e p a t o d y s t r o p h i - cans zu d e m Virus einer K r a n k h e i t nach A r t des Gelbf iebers in innigen Bez iehungen zu s t ehen ve rm6ch te .

Wi t geben aus einer groBen Versuchsre ihe bier das Beispiel eines sehnel l pos i t iven Versuches und beha l t en uns eine aus- f t ihr l ichere Dar l egung der ande ren Versuche zu e inem sp~teren Ze i t punk te vor.

Der Rhesus 153 (Rio) wurde am erstea Versuchstage mit der Berliner Kultur 1873, Subkultur 7, gespritzt. Diese Subkultur war 7 Tage im sog. Kondenswasser auf Ascites-Ringeragar gewaeh- sen. (66 Teile Ringeragar 3%, 33 Teile Aspires-, I ccm Hottinger- bouillon I : I, StammlOsung.) Solche Impfungen fflhren erfahrungs- gem~B hie zu Erkrankungen. Die Temp~ratur schwankte um 39 C. Am 7. Tage erhielt der gleiehe Affe 7,5 ccm einer Mischkultur. Sie b~stand ans den 4 St~mmen 2OLO, 2375, 31o8 and 2471 aus Berlin. S~Lmtliehe waren organlos auf halbstarren physiologischen Medien unserer Vorschri~t in Berlin zum Anwachsen gebracht und unter einem Iesten Paraffinsiegel anaerob gehalten, und zwar: 2oio als 8. Subkultur yore 27. IV. bis zum 9. VIII.; 2375 als 7. Sabkultur vom 22. IV. bis 9. VIII . ; 3108 als 4. Sabkultur yore 4. IV. bis 9. VIII . ; 2471 als 4. Subkultur yore 24. IV. bis 9. VIII. Gewonnen wurden diese Kulturen am I I . X I I . 1928, 15. I. 1929, 3. IV. 1929 und am 17. II. 1929. Die jflngste Kultur besal3 daher in allen bis zur Imp- fung vorliegenden Sabkulturen ein Alter von 145 Tagen, die ~tlteste ein solches yon 258 Tagen. Die Dauer der Aufbewahrung ohne t2ber- irap]ung sehw~nkt bei den einzelnen Kulturen zwischen lO 4 und 127 Tagen! Zur Infektion warden diese Kulturen 2--4real organlos weitergefflhrt.

Nach dieser 2. Impfung blieb die Temperatur bis zum 14. Tage unver~Lndert. Dann hob sie sich auf 4o,8, sank am folgenden auf 39,5, und am n~chsten Tage war das Tier sehwer krank, ~ast agonal. Es verfiel yon Stunde zu Stunde mehr. S~liliel31ich wnrde es get6tet, um eine eingehendere Untersuchnng zu ermSglichen. Befund: schwerste Leberverfettung (cremegelbe Leber) mit mikroskopischen Nekrosen; allgemeine Verfettung der Maskulatur; frische hi~mor- rhagische Erosionen und ein etwas gr6Beres konfluiertes frisches Geschwt~r im Magen mit Blur im Mageninhalt. Die Verimpfung des Herzblutes dieses Rhesus auf den Rhesus 195 ergab wieder sehweres und nun ganz akut verlaufendes Gelbfieber, w~hrend ein Immuntier auf die Impfung nicht reagierte. (Die Untersuchungen wurden auI Veranlassung der brasilianischen Regierung im Inst i tut Oswaldo Cruz and mit dessert frenndlicher Unterstfltzung durch- geffihrt.)

G E L B F I E B E R I N A M E R I K A N I S C H E N A F z ~ E N .

Voi1 MAX I-t. KUCZYNSKI, BIANCA HOHENADEL und ED. IV~AcCLURE,

z. Z. Rio de Jane i ro .

W i t h a b e n bere i t s kurz die Ergebnisse unserer ~ b e r - t r agungsve r suche des Virus v o m Gelbfieber auf amer ikan i sche Affen mi tgete i l t . (Nachwor t zu , ,Der E r rege r des Gelbf iebers" , Ber l in: Jul ius Springer.) Diese U n t e r s u c h u n g e n sind in- zwisehen e rwe i t e r t worden . Es is t uns, wie angedeu te t , ge- lungen, das Virus du rch 5 Cebus in Passage zu ff ihren und jedes- mal yon ihnen ausgehend den Rhesus t yp i s ch und t6dl ich mi t Gelbf ieber zu infizieren. Diese E r f a h r u n g e n decken sich mi t inzwischen ve r6 f fen t l i ch ten Ergebn i s sen yon DAVIS und SHANNON [J. Of exper . Med. 50, 8I (1929)].

Der erste Cebus unserer Versuchsreihe wurde vor I3eginn des gxperimentes zur Ersch6pfung seiner Reserven an Kohlehydraten bei knapper Kost unter Phlorrhizin gesetzt (4mal 4 ccm konz. L6sung). Nach der Infektion mit 4 ccm virushMtigem Blute Iieberte er deutlieh nach dreitggiger Inkubation and starb am Io. Morgen nach der Impfung ohne bezeichnenden anatomischen oder mikroskopischen Befund. Voa ibm aus wurde am ersten

[ Mico b get6tet

i I

R I F T . 8. J A H R G A N G . N r . 42 1961

Fiebertage der entsprechend vorbehandelte Cebus 42 geimpft. Sein Temperatnrverlauf war wie tolgt: 38,3--39,3--39,9--4o,5--39,7 -- 39,5-- 39,3-- 4o-- 38,9-- 37,8-- To~ [

BeJund: S~hwerste Leberverfettung ohne Nekrosen. Vomito negro mit reichlichen M~gengeschw~iren, ausgebreitete Melaena im ganzen Dfinndarm. Es zeigt sich also, dab die h~morrhagische Diathese aus Leberzellinsuffizienz auch ohne anatomische Zer- st6rung der Leher znstande kommen' kann. Die anderen Cebus, allerdings alle in bestem Ern~hrungszustartde, lieBen diese ~flr Gelbfieber im Rahmen aller anderen Erfahrungen bezeichnenden Erscheinungen vermissen, obwohl sie, answeislich der Impferfolge am Rhesus, Virus bargen.

Dies is t uns ein neuer Hinweis auf die yon uns frfiher b e t o n t e B e d e u t u n g der Koh lehydra tvo r rXte flit den Ausgang des Gelbfiebers bei n ich t u n b e d i n g t empf~ngl ichen Organ ismen .

Unse re Versuche am Saimir i sciureus f f ihr ten zu d e m all- gemein n ieh t e r w a r t e t e n Ergebnisse , dab diese Tiere weir empf ind l icher s ind als der Rhesus . Der Saimiri k o m m t im Hinb l ick auI die ana tomische Auspr~gung des Gelbf ieberbi ldes dem Menschen sehr nahe. Dieser Befund sche in t ein gleich- b le ibender zu sein. Der K ran k h e i t s v e r l au I is t kurz. Dennoch bi lden sich die schwers t en Zers t6 rungen der Leber sowie im M a g e n d a r m k a n a l ausgedehn te B lu tungen aus.

Saimiri 67a: 3 9 , i - - 3 7 , 8 - - 3 9 , 8 - - T o d ! Saimiri 67b: 3 7 - - 3 8 - - 3 9 , 5 - - T o d f Saimiri 121: 3 9 , 7 - - 4 o - - 3 7 , 9 - - T o d ! Wi t werden spare r fiber eine gr6Bere Reihe dera r t iger Ver-

suche ausff ihrl ich ber ich ten . Wel te r h a b e n wir mi t den Var ie t~ ten des gemeinen , ,Mico"

r icht iger Saguin, Callithrix j acchus bzw. penici l la ta , In fek t ions - ve rsuehe angestel l t . Auch hier gilt zun~chs t die Fes ts te l lung , dab sich das Virus in diesen Affen l~ngere Zeit in Ges ta l t e iner In fek t ion zu ha l t en vermag.

Beispiel:

Blur des Rhesus 129 (Rio) {Virus: Brasilien 5)

Mico a Rhesus 135 diagnostiseh get6tet Tod !

l Gelbfieber [

Rhesus i47 Tod l

Gelbfieher

[ I I Mico c Mico d Rhesus 162 get6tet diagnostisch get6tet Tod !

Kulturen [ Gelbfieber

Mico 183 Tod !

Gelbfieber I Melaena I

I- - - I Mico 193 Mico 194

Im Fieberabfall get6tet Tod! Gelbfieber I . Gelbfieber. Metaena

f Rhesus 67

Rekonvaleszent yon Gelb- fieber immun

Mico 204 Tod !

Gelbfieber [

I Rhesus 203

Tod ! Gelbfieber

Mico 198 Tod !

Gelbfieber

Temperaturen einiger Pinsel~ffchen:

183: 39,8--39,4--39,7--39,7--34,2--Tod. 193: 39,I-- 4o,3_ 39,2-- 38,2-- Tod. i8i : 37,9--39,5--39,4--39,3--38--Tod.

(Serie 2.)

Die Impfungen yon Mico zu Mien erfolgten mittels citrierten Blutes in Mengen yon o,o5--o, i ccm. Erst den Mico 183 lieBen wir sterben.

FieberverlauI: 39,8--39,4--39,7--34,2--Tod! Er lag im Abfall der Temperatur mit veriallenem Gesichte jammernd am Boden seines Bauers. Die Leber war stark verfettet und zeigte kleine, verstreute Nekrosen. Im Magen und im oheren Dianndarm fund sich

Page 2: Gelbfieber in Amerikanischen Affen

1962 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 8. J A H R G A N G . Nr . 42 I5. OKTOBER 1929

r6tliche Blutdurchsetzung des Inhaltes, im Dickdarme stArkste Melaena. I94 und 198 zeigte nur diese schwere Melaenades Dick- darmes bei wenig ansgesprochenen Blutnngen im Magen und Dtinn- darm, abet bei gleichem Leberbefunde.

In vier we i te ren F/tllen lieB sich gleichfalls das Gelbfieber- virus erfolgreich und schon im e r s t en Tiere t6dl ieh auf den Mico i iber impfen, so dal3 auch dieser sehr ve rb re i t e t e Affe als hochempf ind l i ch beze ichne t werden muB.

Die He ranz i ehung wei te re r Versuchs t i e re b e d e u t e t ffir die F ragen der Pa thogenese und der B e w e r t u n g der e inzelnen

Fak to ren , wie fiir die Probleme, die Virus und Ku l tu r auf- geben, eine sehr wer tvol le HiKe. Ohne eine genaue K e n n t n i s der S t6 rungen des Stoffwechsels im Gefolge einer fiir das Versuchs t ie r n ich t t6d l i chen Infekt ion , is% es n i eh t wohl m6g- lich, yon einer u n s i c h t b a r e n In fek t ion zu sprechen. Schon die bloBe, e twas sorgfitl t igere B e o b a e h t u n g der Versuchs t ie re l eh r t httufig das Gegenteil . Erss das S t u d i um der yon uns frfiher mi tge te i l t en S t6 rungen des Zuckers toffwechsels be- recht ig t , u n a b h ~ i n g i g . v o n m6gl ichen ana tomischen E n d - zus t~nden, zu t ie fergre i fenden Urtei len.

K A S U I S T I S C H E M I T T E I L U N G .

UBER HAMORRHAGISCHE ALEUKIE. V0n

Dr. ALICE CHASSEL. Aus der Infektionsabteilung des Allgemeinen Krankenhauses Hambttrg-Barmbeck

(Leitender Oberarzt: Prof. Dr. REICHE)

Seitdem FRANK zuerst 1915 und dann endgtiltig 1925 das Krank- heitsbild der hAmorrhagischen Aleukie aufgestellt and test umrissen hat, erfibrigt es sich eigentlich, an weiteren FAllen die Symptome erneut aufzuzeichnen. Unser FaII aber zeichnet sich durch eine besonders lange genaue klinische Beobaehtung ans (1Anger als irgendeiner der zug~nglichen unter den ca. 7 ~ der gesamten Lite- ratur). Auch wurden die therapeutischen u der neuesten Zeit auf diesen Fall angewandt; darauf mag zurfickzuftihren sein, dab unser Fall im Gegensatz zu allen anderen eine gewisse Remission in seinem Verlauf zeigte.

Es handelt sich nm eine 32jAhr. Frau, die vom 7. II. bis zum io. IV. I929 im Allgemeinen Krankenhaus l iamburg-Barmbeck

behandelt wurde.

Anamnese: Familie o. ]3. Selbst: In Buenos Aires anfgewachsen: Malaria, Gelbfieber, Pocken. Seit 1914 in Europa, bier stets gesund. Kein Abort�9 Kein Partus. Inf. yen. negatur. Zigaretten- und zeit- weise Alkoholabusus.

J etzige Erkrankung: 1922 ein halbes Jahr lang dauernde leichte Uterusblutungen, seither Neigung zu blauen Hautilecken bei StoB. November 1928 einige Tage Mittelohrentzfindung, seitdem keine rechte Erholung. Zunehmende Mattigkeit, BI~sse, Sehwindel. Vor 3 Wochen 4 Tage lang stark blutiger Urin ohne Schmerzen, Menses regelm~13ig, zuletzt vor 14 Tagen, mittelstark wie stets 4 Tage lang. Seit 8 Tagen Fieber, abends 4 ~ ~ keine SchtittelfrSste. Seit 5 Tagen ]eichtes Nasenbluten, seit 4 Tagen m~Bige lialsschmerzen, Bel~ge im Rachen, Rachenblntungen. Seit 2 Tagen zunehmende Ver- schlechterung der Sehkraft, sieht alles verschwommen. Starker KrAfteverfall. I~ein Zungenschmerz, kein I~nochenschmerz, keine Magenbeschwerden.

Be/und: Wachsbleiche Frau in guter K6rperffille. Schleimhgmte schlecht dnrchblutet. Macht schwerkranken Eindruck. Sensorium frei. ,

Haut etwas schwammig, sehr blaB. Starke Behaarung des Kinns. Sonst normale Behaarung. An beiden Unterschenkeln 5pfennig- sttickgroBe Hi~matome.

Rachen: GebiB intakt. Zunge belegt. Tonsillen geschwollen. Blutig-schmieriger, sehr ausgedehnter, nicht abstreifbarer ]3elag auf der linken Tonsille, der vordere Gaumenbogen erscheint leicht angenagt.

Nase: Geringer blutiger AusihB links. Driisen: Links vor dem l~ieferwinkel walnnBgroB, mittelderb.

Sonst keine periphere Drfisenschwellung, He,z, Lungen, o. B, Leib: Milz und Leber nicht als vergrSBert nachweisbar. iVerven o. B. Augenhlntergrund: Beiderseits massige, zum Teil tiber papillen-

groBe frische und ~ltere H~morrhagien. Blutbe]und: Hb. 27%, Erythrocyten 1 3200o0, F.I. I,O, Leuko-

cyten 28oo. Keine l%tychromasie, keine kernhaltigen roten. VVeil3es Blutbild: Myelocyten 1,5%, Metamyelocyten 1%, Stab- kernige 3,5%, Segmentkernige I5,5%, kleine Lymphocyten 71,5%, groBe Lymphocyten 3 %, Plasmazellen 0,5 %, MononucleAre 3,5 %- Keine pathologischen Zellformen. Der lymphoeytAre Charakter der kleinen Rundzellen wurde durch den negativen Ausfall der Per- oxydasereaktion sichergestellt. Thrombocyten im gew6hnlichen Blutausstrich gleichmi~Big verteilt, nirgends verklumpt, mittelgroB, im Ausstrichveriahren nach FoNIo 12000.

]31utungszeit 6 Minuten, Blutgerinnungszeit 2 Minuten 3 ~ Sekun- den.

Die chemische ]31utuntersnchung zeigte normale Werte, HAmatin und Bilirubin waren nicht nachweisbar.

Die WaR. war + + + , bei allen spAteren I~ontrollen r Die bakteriologische Blutuntersuchung fiel negativ aus, Resistenz der Erythrocyten normal.

Aus dem Verlauf sollen nut die wichfigsten Etappen auf- gezeichnet werden, den genauen ]3efund yon Hiimoglobin und Leukocyten gibt die nachfolgende Kurve wieder.

qO00

r 3000 30

20

2000 40

~000

500

Hb.- und Leukocyten-Verlau~ w/ihrend der Krankenhausbeobachtung. Hfimoglobin; - - Leukocyten.

ErgAnzungen zur Kurve: Der FArbeindex schwankt zwischen 0,9 und 1, 4 meist I,O. Das weiBe Differentialbild zeigt auffAllig geringe Schwankungen, Lymphocyten zwischen 7 ~ und 80%. Eosinophile wurden erst nach der ersten Transfusion gefunden, hielten sich 3 Wochen in einer H6he yon etwa 1,5 %, um dann wieder zu schwinden. Plasmazellen waren dauernd in ca. 1% vorhanden. Die Thromboeyten fallen bet w6chentlicher Z~hlung geradlinig von 12000--500.

I I. II.: ]3efinden versehlechtert. Rachennekrose zugenommen. Fieber remittierend bis 39 ~ l ib . auf 22%, Leukocyten auI 2400 gefallen. Aussehen des roten ]31utbildes und Zusammensetzung des weil3en ziernlich unverAndert, bei tAglich genauer AuszAhlung nie ein kernhaltiger toter, hie Polychromasie, hie ein Eosinophiler. Therapie: Bisher LeberdiAt, tAg]ich 0,045 g Neosalvarsan intra- ven6s. Da bisher eine ]3esserung nicht erzielt, Transfusion yon 800 ccm Blur.

13. II . : Rachenbelag abgestol3en. ]3efinden gebessert. Kein Nasenbluten mehr. Fieberabfall. Leukocytensturz.

16. II. : Rumpel-Leede heute erstmalig + . Heute zuerst wieder etwas Nasenbtuten.

22. II . : Leichtes Nasenblnten, leiehte Zahnfleischblutnngen. Im ]3Iutbild bei wieder fallenden t tb.-Werten Ansteigen der Leuko- cyten, Eosinophile, zunehmende Anisocytose, Polychromasie.

26. II.: Spontan reichlich Petechien an beiden Beinen und Armen.

2. III . : Keine ]31utungen mehr. Befinden wesentlich gebessert. 7. I I I . : In den letzten Tagen Stillstand. R6ntgenbestrahlung

der R6hrenknochen mit kleinen Reizdosen (lO% der l iED.) . 13. I I I . : Abfall alIer ]31utwerte. Bis auf Zunahme der Normo-

blasten kein EinfluB der R6ntgenbestrahlnng. Zur Zeit keine Blutungsneigung.

15.3.: Zweite Bluttransfnsion, IOOO ecru. I6. I I I . : Fieberanstieg. Heute erstmatig schwache Menses. 22. I I I . : Seit 2Tagen Gingivitis nnd Zahnileischblntnngen.

Hb. gut angestiegen. Lenkocyten weniger. Im ]31utbild wieder v611ige Reizlosigkeit der roten.

3 o. I I I . : Sehneller Verfall. Geringes, aber unstil!bares Zahn- fleischbluten. Nekrosen des Zahnfleisches. Hautblutungen.

5- IV.: Hamaturie. Zunehmender Verfall. Rachenbefund ver- schlechtert.