gehirnantisera in ihrer wirkung auf das gehirn des kaninchens bei subduraler einführung

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24- SEPTEMBER 1929 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 8. JAttRGANG. Nr. 39 I8oi Mittel, um seine Eignung ffir die Tropen zu entscheiden24. Voll arbeitsf~hig :st der Meilsch in den Tropen abet nach dem Gesagteil offenbar nieht. Einige Schutzmittel gegen die seh~digeilden Einfltisse des Tropenklimas glauben wit obeil dargelegt zu haben. Die Beeintr~chtigungeil durch das Tropenklima beruhen auf der Notweildigkeit, stAildig zu schwitzen. Sobald es wen:get warm :st und sobald der SchweiB leichter verdampfen kann, wie schon in 9oo m, sind diese Beeintr~chtigungen nicht mehr vorhanden. Orte in einer H6he yon 9oo m liegeil im Sinne der physiologischen KlimatoI0gie nieht mehr im eigentlichen Tropeilklima.- Allerdings wachsen auch die PfIanzen, wegen deter der Europ~er in die Tropeil geht, in dieser H6he nicht mehr. Sie sind daher nicht Arbeitsst~tten, wohl abet WohnstXtten und ErholungsstXtten. Die praktische Erfahrung hat das l~ngst gelehrt. Zusammenfassung. i. Die Ultraviolettstrahlung der Sonne :st im Tieflande Kameruns vergleichsweise nicht sehr hoch. 2. Die Pigmentierung :st ein wichtiger W~rmeschutz f/it den We:Ben, der durch verntinftige Besonnung anzustrebeil :st. 3. Im tropischen Niederungsklima besteht eine st~rkere Durchblutung und damit Erh6hung der Temperatur der Haut. Die Verdauungsorgane werden dabei abet blut- ~rmer. Dies muB nachteilige Folgen haben fiir ihre T~tigkeit, die Appetit-, Verdauungs- und SekretionsverhMtnisse. 4. In gleicher Richtung wirken die Mineralstoffverluste durch den Schweil3; deshalb m~ssen diese in der Nahrung ersetzt werden. 5. Der Neger schwitzt anders, als der We:Be; seine Talg- sekretion :st starker und dadurch das Schwitzen ein anderes. 6. Eine Anpassung an das tropische Ktistenktima wird um so besser erfolgen, je besser die tlaut zwecks Pigment:e- rung uud Sehweii3verdunstung in den n6tigen Grenzen in der Sonne train:err wird. Literatur: 10. I(ESTNER und W. BOEC~IARDr, Pflt~gers Arch. 218, 469 (1927). -- 20. KESrNER, PiIflgers Arch. 217, 5o4 (1927). -- O. KESTNER, FR. PEEM6LLER und SCHADOW, Pfltigers Arch: 217, 473 u. 492 (1927); O. ]5~ESTNER, Naturwiss. I5, 879 (1927). -- O. I~ESTNEE, FR. PEEMOLLER und SCH&DOW, Pfliigers Arch. 217, 473 (I927). -- ~ ERNST, Klimatagung Davos I925 . -- 5 PLEHN, ~amerun. Berlin 1825, I895. -- n W. BORCHARDT, Pflflgers Arch. 214, 169 (1926). -- 7 P: G. UNNA, Dtsch. Medizinalztg. i895. -- s PERTHES, M~nlch. med. Wschr. 1924 II, 13Ol. -- 9 FR. PEE~I6LLER, Strahlenther. 2o, 856 (1925).-- 10 A. ECKERT, Z. Biol. 71, 137 (192o). -- ~ W. BOReH&RD7. Pfliigers Arch. 214, 169 (~926). -- ~ W. GRoss und KESrNE~, Z. Biol. 70, I87 (1919). -- *~ H. WEBER, Z. Biol. 7 o, 225 (1919). -- xa W. BORCHARDT,Arch. Schifis- u. Tropenhyg., demn~chst erscheinend. -- x~ H. WEBER, Z. Biol. 7 o, 211 U. 225 (1919). -- x* W. BORCHARDT, Pfl~lgers Arch. 214, 169 (1926). -- '70. COHNHEI~ und G. K~E~LINGER, Hoppe-Seylers Z. 63, 413 (I9O9). -- ~s O. KESrNER, Abderhaldens Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, 2. Aufl. -- *" O. KES~NER und R. PLAUr, Pflfigers Arch. 2o5, 43 (1924). -- ~0 E. F. Mt~LLEE und Rose H6LSCHER, Dtsch. reed. V~rschr. 1929, Nr 24. -- ex LLOYD ARNOLD, J. inf. Dis. 1926, 249. -- z2 F. LAQUEUR, Klin. Wschr. 1924, 7. -- za KLOe~IA~N, Hoppe-Seylers Z. 80, 17 (1912). -- ~ W. BOECHARDT,Pflt~gers Arch. 214, 169 (I926). GEHIRNANTISERA IN IHRER WIRKUNG AUF DAS GEHIRN DES KANINCHENS BEI SUBDURALER EINFUHRUNG. Won Prof. F. PLAUT. Aus der Deutschen Forschungsanstalt ffir Psyehiatrie (Kaiser Wilhelm-Institut) in Miinchen. Die Untersuchungen auf deiil Gebiet der ailtigenen Wir- kungen der Lipoide ftihrten unter anderem zu dem interessan- ten Resultat, dab es im Experiment m6glich :st, organ- spezifische Lipoidantik6rper gegen Gehirn zu erzeugen. Organspezifische Lipoidstrukturen scheinen, abgesehen yon der Linse, in anderen Organen nieht oder nur schwach aus- gepr~gt z.u sein, be: der Immunisierung yon Kaninchen mittels der Kombinatioilsmethode yon LANDSTEINEN und SIMMS (alkoholische Organextrakte + artfremdes Serum) sich Ilur bisweilen in unbesfimmter Form anzudeuten, be: der Immu- nisierung mit w~Ll3rigeil Organsuspensionen kaum in Erschei- nung zu treten. In Verfolg der Arbeiten voil BRANDT, GUTH und M/3LL~R, A. J. WmL, HEIMAN~ und STEI~FELD, GEORGI und FISCHER habeil die Experimente yon WITEBSI<Y und STEI~FELD folgendes wichtige Ergebnis erbracht: Durch eine Serie yon intraven6sen Injektionen w~Briger artfremder Gehirnsuspensionen lieBen sich be: Kaninchen Antisera erzeugen, die mit w~Brigen Gehirnsuspensioilen und mit alkoholischen Gehirnextrakteil in elektiver Weise sowohl im Rahmen der Komplementbindungsmethode als im Flok- kungsversuch reagierten. Diese Antisera reagierteil im all- gemeinen nicht mit alkoholischeil Herzextrakten, wareil also nicht wassermannpositiv, und zeigten auch ailderen alkoholischen Organextrakteil gegentiber me:st keiil nennens- wertes BindungsvermSgen. Hingegen reagierteil sie nicht nur mit dem Gehirn derj eiligen Tierart, die zur Immunisierung benutzt worden war, also z. B. be: Verwendung von Rinder- gehirn nut mit ttirnextrakten bzw. Hirnsuspensioneil des Rindes, sondern mit Gehirn beliebiger Herkunft, ja sogar mit Gehirn der eigenen Art, mit Kailinchengehirn. Auf der anderen Seite war es nicht m6glich, mit w~grigen Suspen- sionen yon Kaninchengehirn be: Kaninchen Lipoidantik6rper zu erzeugen, well dem Kaninchengehirn die artfremde EiweiB- komponente fehlt, die ftir den immunisatorisehen Effekt der Organlipoide Vorbedingung :st. Es war also geluilgen, beim Kaninchen durch Injektion artfremder Gehirnsuspensionen Lipoidantik6rper, die gegen das eigene Gehirn, gegeil Ka- ninchengehirn, gerichtet waren, mit anderen Worten Auto- gehirnantik6rper, zu erzeugen. WITEBSKu und STEINFELD war es schon aufgefallen, dab solcherart immunisierte Kaninchen, in deren Blur gegeil das eigene Gehirn geriehtete Antik6rper zirkulierten, keine Krank- heitserscheinungen darboten, und sie erkl~rten sich die Unsehgdlichkeit dieser Serumbeschaffenheit dam:t, dag dutch die Blut-Liquorschranke den Gehirnantik6rpern der Zutritt zum Gehirn versperr* sei, PLAUT und KASSOWlTZ haben die Untersuchuiagen yon WlTEBSt~Y und ST~INFm~D einer Nachprtifung unterzogen und deren ErgebniSse im wesentlichen bestXtigt gefunden. Unsere Erfahrungen differiereil nut hinsichtlich des gelegent- lichen Auftretens yon Sondertypeil, auf die ich an dieser Stelte nicht eingehen m6chte, stimrneil jedoch hinsichtlich des Haupttypus fiberein. Be: der iiltraveil6sen Immunisierung yon 24 Kaninchen mit Rinder- bzw. Rattenhirn haben wit be: 17 Kaninchen den organspezifiseheil uild nicht artspezi- fischen Gehirnlipoidantik6rper auftreteil sehen, der auch gegen Kaninchengehirn gerichtet war. Wit sind nun der Frage nachgegailgen, ob Kaninchen gesch~digt werden, weiln mail ihilen die gegeil ihr Gehirn gerichteten Antisera uilter Umgehung der Blut-Liquor- schranke dutch subdurale Injekfionen direkt an das Nerven- system bringt. Wit gingen dabei folgendermaBeil vor: Gehirnantisera -- gewonnen dutch Immunisierung yon Kailinehen mit Rinder- hirnsuspensionen -- yon hohem Titer, die gegenfiber Is chengehirnextrakteil Iloch in der Verdfinnung I :5 ~ kom- plette Hemmung der H~molyse im Komplementbindungs- versuch darboten, wurden mit der Yon mir angegebenen suboccipitalen Methode Kaninchen injiziert. Einzeldosis des Antiserums jeweils 0,6 ccm. Da eine erhebliehe und gleich- m~Bige Titerh6he als Vorbedingung fiir Erreichung eines Erfolges angesehen werden konnte, erschien es wfinschens- wert, das Blur fiir die ganze Serie der Injektionen zu einem gtinstigen Immunisierungstermiil mit einem Male zu eilt- nehmen. Die Sera wurden nach der Entnahme inaktiviert und im Eisschrank aufbewahrt. Da jedoch die Anwesenheit yon Komplement m6glicherweise yon entscheidender Be- deutung ftir die Auswirkung eines Angriffs der Antikfrper auf die Lipoide der lebenden Gehirnsubstanz h~tte sein k6nnen, wurde dem inaktivierten Antiserum o, I25 ccm eines friseh entnommenen aktiven Serums teils von Meet-

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Page 1: Gehirnantisera in Ihrer Wirkung auf das Gehirn des Kaninchens bei Subduraler Einführung

24- SEPTEMBER 1929 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 8. J A t t R G A N G . Nr . 39 I 8 o i

Mittel , u m seine E ignung ffir die Tropen zu entscheiden24. Voll arbei tsf~hig :st der Meilsch in den Tropen abe t nach dem Gesagtei l offenbar nieht. E in ige Schu tzmi t t e l gegen die seh~digeilden Einflt isse des Tropenkl imas glauben wi t obeil dargelegt zu haben.

Die Beein t r~cht igungei l durch das Tropenk l ima beruhen auf der Notwei ld igkei t , stAildig zu schwitzen. Sobald es wen:get w a r m :st und sobald der SchweiB le ichter ve rdampfen kann, wie schon in 9oo m, sind diese Bee in t r~ch t igungen n ich t m e h r vorhanden . Or te in einer H6he yon 9oo m liegeil im Sinne der physiologischen Kl imatoI0gie n ieh t m e h r im eigent l ichen T r o p e i l k l i m a . - Allerdings wachsen auch die PfIanzen, wegen deter der Europ~er in die Tropei l geht, in dieser H6he n ich t mehr. Sie sind daher n ich t Arbei tss t~t ten , wohl abe t WohnstXt ten und ErholungsstXtten. Die prakt i sche E r f a h r u n g ha t das l~ngst gelehrt .

Zusammenfassung. i . Die U l t r av io l e t t s t r ah lung der Sonne :s t im Tief lande Kameruns vergleichsweise n ich t sehr hoch.

2. Die P i g m e n t i e r u n g :st ein wicht iger W~rmeschu tz f/i t den We:Ben, der durch vernt inf t ige Besonnung anzust rebei l :st.

3. I m t ropischen Niederungskl ima bes teh t eine s t~rkere D u r c h b l u t u n g und d a m i t E r h 6 h u n g der T e m p e r a t u r der Hau t . Die Verdauungsorgane werden dabei abe t blut- ~rmer. Dies muB nachtei l ige Folgen haben fiir ihre T~tigkei t , die Appet i t - , Verdauungs- und Sekret ionsverhMtnisse .

4. In gleicher R ich tung wirken die Minera ls tof fver lus te durch den Schweil3; deshalb m~ssen diese in der Nahrung erse tz t werden.

5. Der Neger schwi tz t anders, als der We:Be; seine Talg- sekret ion :st s ta rker und dadurch das Schwitzen ein anderes.

6. Eine Anpassung an das t ropische Kt is tenkt ima wird u m so besser erfolgen, je besser die t l a u t zwecks P igment :e - rung uud Sehwei i3verdunstung in den n6t igen Grenzen in der Sonne t ra in :er r wird.

L i t e r a t u r : 10. I(ESTNER und W. BOEC~IARDr, Pflt~gers Arch. 218, 469 (1927). -- 20. KESrNER, PiIflgers Arch. 217, 5o4 (1927). -- O. KESTNER, FR. PEEM6LLER und SCHADOW, Pfltigers Arch: 217, 473 u. 492 (1927); O. ]5~ESTNER, Naturwiss. I5, 879 (1927). --

O. I~ESTNEE, FR. PEEMOLLER und SCH&DOW, Pfliigers Arch. 217, 473 (I927). -- ~ ERNST, Klimatagung Davos I925 . - - 5 PLEHN, ~amerun. Berlin 1825, I895. -- n W. BORCHARDT, Pflflgers Arch. 214, 169 (1926). -- 7 P: G. UNNA, Dtsch. Medizinalztg. i895. -- s PERTHES, M~nlch. med. Wschr. 1924 II, 13Ol. -- 9 FR. PEE~I6LLER, Strahlenther. 2o, 856 (1925).-- 10 A. ECKERT, Z. Biol. 71, 137 (192o). -- ~ W. BOReH&RD7. Pfliigers Arch. 214, 169 (~926). -- ~ W. GRoss und KESrNE~, Z. Biol. 70, I87 (1919). -- *~ H. WEBER, Z. Biol. 7 o, 225 (1919). -- xa W. BORCHARDT, Arch. Schifis- u. Tropenhyg., demn~chst erscheinend. -- x~ H. WEBER, Z. Biol. 7 o, 211 U. 225 (1919). -- x* W. BORCHARDT, Pfl~lgers Arch. 214, 169 (1926). -- ' 7 0 . COHNHEI~ und G. K~E~LINGER, Hoppe-Seylers Z. 63, 413 (I9O9). -- ~s O. KESrNER, Abderhaldens Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, 2. Aufl. -- *" O. KES~NER und R. PLAUr, Pflfigers Arch. 2o5, 43 (1924). -- ~0 E. F. Mt~LLEE und Rose H6LSCHER, Dtsch. reed. V~rschr. 1929, Nr 24. -- ex LLOYD ARNOLD, J . inf. Dis. 1926, 249. -- z2 F. LAQUEUR, Klin. Wschr. 1924, 7. -- za KLOe~IA~N, Hoppe-Seylers Z. 80, 17 (1912). -- ~ W. BOECHARDT, Pflt~gers Arch. 214, 169 (I926).

GEHIRNANTISERA IN IHRER WIRKUNG AUF DAS GEHIRN DES KANINCHENS BEI SUBDURALER

EINFUHRUNG. Won

Prof . F. PLAUT. A u s der Deutschen Forschungsanstalt ffir Psyehiatrie (Kaiser Wilhelm-Institut)

in Miinchen.

Die Un te r suchungen auf deiil Gebiet der a i l t igenen Wir- kungen der Lipoide f t ihr ten un te r ande rem zu dem interessan- ten Resul ta t , dab es im E x p e r i m e n t m6glich :st, organ- spezifische Lipo idan t ik6rper gegen Gehirn zu erzeugen. Organspezif ische L ipo ids t ruk tu ren scheinen, abgesehen yon der Linse, in anderen Organen nieht oder nur schwach aus- gepr~gt z.u sein, be: der Immuni s i e rung yon Kan inchen mi t te ls der Kombina t io i l sme thode yon LANDSTEINEN und SIMMS

(alkoholische Organex t r ak te + a r t f remdes Serum) sich Ilur bisweilen in unbes f immte r F o r m anzudeuten, be: der I m m u - nis ierung mi t w~Ll3rigeil Organsuspensionen k a u m in Erschei - nung zu t re ten. I n Verfolg der Arbe i t en v o i l B R A N D T , GUTH und M/3LL~R, A. J. WmL, HEIMAN~ und STEI~FELD, GEORGI und FISCHER habei l die E x p e r i m e n t e yon WITEBSI<Y und STEI~FELD folgendes wicht ige Ergebnis e rb rach t : Durch eine Serie yon in t raven6sen In jek t ionen w~Briger a r t f r emder Gehirnsuspensionen lieBen sich be: Kan inchen Ant i se ra erzeugen, die mi t w~Brigen Gehirnsuspensioi len und m i t a lkoholischen Gehi rnext rak te i l in e lek t iver Weise sowohl im R a h m e n der K o m p l e m e n t b i n d u n g s m e t h o d e als im Flok- kungsversuch reagier ten. Diese Ant isera reagier tei l im all- gemeinen nicht mi t alkoholischeil H e r z e x t r a k t e n , warei l also n icht wassermannposi t iv , und zeigten auch ai lderen alkoholischen Organex t rak te i l gegentiber me:s t keiil nennens- wertes BindungsvermSgen. Hingegen reagier te i l sie n ich t n u r mi t dem Gehirn derj eiligen Tierar t , die zur Immuni s i e rung benu tz t worden war, also z. B. be: Verwendung von Rinder - gehirn n u t mi t t t i r n e x t r a k t e n bzw. Hirnsuspensionei l des Rindes, sondern mi t Gehirn beliebiger Herkunf t , j a sogar mi t Gehirn der eigenen Art, m i t Kai l inchengehirn . Auf der anderen Seite war es n ich t m6glich, m i t w~grigen Suspen- sionen yon Kaninchengehi rn be: Kaninchen Lipoidant ik6rper zu erzeugen, well dem Kaninchengehi rn die a r t f r emde EiweiB- komponen te fehlt, die ftir den immunisa to r i sehen Ef f ek t der Organl ipoide Vorbedingung :st. Es war also geluilgen, be im Kaninchen durch In jek t ion a r t f r emder Gehirnsuspensionen Lipoidant ik6rper , die gegen das eigene Gehirn, gegeil Ka- ninchengehirn, ger ich te t waren, mi t anderen W o r t e n Auto- gehirnant ik6rper , zu erzeugen.

WITEBSKu und STEINFELD war es schon aufgefallen, dab solcherar t immunis ie r te Kaninchen, in deren Blur gegeil das eigene Gehirn ger iehte te Ant ik6rper zirkulierten, keine Krank- hei tserscheinungen darboten, und sie erkl~rten sich die Unsehgdl ichkei t dieser Serumbeschaf fenhei t dam:t , dag du t ch die B lu t -L iquorschranke den Gehi rnan t ik6rpern der Zu t r i t t zum Gehirn versperr* sei,

PLAUT und KASSOWlTZ haben die Untersuchuiagen yon WlTEBSt~Y und ST~INFm~D einer Nachpr t i fung un te rzogen und deren ErgebniSse im wesent l ichen bestXtigt gefunden. Unsere Er fah rungen differiereil n u t h ins icht l ich des gelegent- l ichen Auf t re tens yon Sonder typei l , auf die ich an dieser Stelte n icht e ingehen m6chte , st imrneil j edoch hins icht l ich des H a u p t t y p u s fiberein. Be: der i i l t ravei l6sen Immuni s i e rung yon 24 Kan inchen m i t Rinder - bzw. R a t t e n h i r n haben wi t be: 17 Kan inchen den organspezifiseheil uild n ich t ar tspezi- fischen Gehirn l ipoidant ik6rper auf t re te i l sehen, der auch gegen Kaninchengeh i rn ger ich te t war.

W i t sind nun der F rage nachgegai lgen, ob Kan inchen gesch~digt werden, weiln mai l ihi len die gegeil ihr Gehirn ger ich te ten Ant i se ra ui l ter U m g e h u n g der B lu t -L iquor - schranke du tch subdura le In jekf ionen d i rek t an das Nerven - sys tem bringt .

Wi t gingen dabei folgendermaBeil vo r : Gehi rnant i sera -- gewonnen du tch Immuni s i e rung yon Kai l inehen m i t R inder - h i rnsuspensionen -- yon hohem Titer , die gegenfiber Is chengehi rnex t rak te i l Iloch in der Verdf innung I : 5 ~ kom- p le t te H e m m u n g der H~molyse im K o m p l e m e n t b i n d u n g s - ve rsuch darboten , wurden m i t der Yon mi r angegebenen suboccipi ta len Methode Kan inchen inj iziert . Einzeldosis des Ant i se rums jeweils 0,6 ccm. Da eine erhebl iehe und gleich- m~Bige Ti te rh6he als Vorbed ingung fiir E r r e i chung eines Erfolges angesehen werden konnte , erschien es wfinschens- wert , das Blur fiir die ganze Serie der In j ek t ionen zu e inem gtinst igen Immunis ie rungs te rmi i l m i t e inem Male zu eilt- nehmen. Die Sera wurden nach der E n t n a h m e inak t iv i e r t und im Eisschrank aufbewahr t . Da jedoch die Anwesenhe i t yon K o m p l e m e n t m6glicherweise yon entscheidender Be- deu tung ftir die Auswi rkung eines Angriffs der A n t i k f r p e r auf die Lipoide der lebenden Gehi rnsubs tanz h ~ t t e sein k6nnen, wurde dem inak t iv i e r t en A n t i s e r u m o, I25 ccm eines friseh e n t n o m m e n e n ak t iven Serums teils von Meet-

Page 2: Gehirnantisera in Ihrer Wirkung auf das Gehirn des Kaninchens bei Subduraler Einführung

18o2 K L I N I S C P ! E W O C H E N S C F I R I F T . 8. J A H R G A N G , Nr. 39 24. SEPTEMBER I929

schweinchen, tells von Kaninchen -- vor der Injektion bei- gemischt.

Die I{aninchen erhielten in Abst~Lnden roll 3--4 Tagen im ganzen IO suboccipitale Injektionen.

4 Kaninchen bekamen inaktiviertes Gehirnanfiserum plus aktives 3/[eerschweinchenserum als Komptement (Gruppe i).

4 Kaninchen bekamen inaktiviertes Hirllantiserum plus aktives Kaninchellserum als Komplement (Gruppe 2).

3 weitere I<aninchen, die zur Kontrolle dienten, bekamen normales inaktiviertes Kaninchenserum plus normales aktives Kaninchenserum als Komplement (Gruppe 3).

Dutch die subdurale Einbringung der ortsfremden Depots entwickelten sich meningeale Reizerscheinungen, die sich bei der Ulltersuchung des Liquors in Zell- mid Eiweil3ver- mehrung manifestierten. Bei der Gruppe I zeigten sich -- offenbar infolge der Beimischung yon artfremden (Meer- schweinchen) Serum -- erheblich h6here Zellwerte als bei den beidell anderen Gruppen; bei jener Gruppe zeigte des Kaninchen, das die geringste cellulare Reaktion darbo ~, immerhin einell H6chstwert roll lO2O Zellen im Kubik- millimeter, wghrend ein anderes Tier 7680 Zellen als H6chst- zahl erreiehte; bei dell beiden weiteren Tieren der Gruppe I bewegte sich der H6chstwert um 3ooo Zellen. Bei der Gruppe 2 ulld bei der Gruppe 3 hielten sich die Zellwerte ill niedrigerell Grenzell, bewegten sich zwischen 6o und 51o Zellen als Maximalwert, ohne dab jedoch bei dem Vergleich der .Zell- kurven dieser beiden Gruppen ein nennenswerter Unterschied hervortrat. Daraus ist zu folgern, dab bei suboccipitaler Eillbringung die Gehirnantisera keinen st~rkeren meningealen Reiz ausfibell als Normalsera.

Die klinische Beobachtung der Kaninchen "ergab im allgemeinell nichts Auffglliges. Die Infektionen wurden gut vertragen, das Allgemeinbefinden war llicht gest6rt, Reiz- oder Ausfallserseheinungen seitens des Nervensystems t ra ten nicht auf. Zeitweise fraBen eillzellle Tiere far einige Tage wenig oder nichts, beganllen dann abet trotz Fort- setzullg der Einspritzungen wieder mit dem Fressen, so dab kein nenllenswerter Gewichtsabfall eintrat. Nur ein Kanill- chen der Gruppe I zeigte, nachdem die ersten 7 Injektionen reaktionslos vertragen worden waren, im AnsehluB an die 8. Inj'ektion allgemeine Kollvulsionen, die eillige Minuten alldauerten, jedoch keine Folgeerscheinungen zurtickliel3en. Die gleichen Erscheinungen wiederholten sich bei der 9. ulld io. Injektion. Das Tier wurde noch mehrere 5Ionate nach Abschlul3 der Behandlung beobachtet, zeigte keine weiteren Krampfanf~lle und bot auch sonst nichts AuffSlliges. Offenbar handelte es sich hier llm eill Kaninchen, dem konstitutionell eine gewisse Birampfbereitsehaft eigen war, die durch den t~nger dauernden meningealen Reizzustand -- das Tier hot in der kritischen Zeit Zellwerte, die iooo fiberstiegen -- manifest wurde.

Von der 2. Gruppe starben 2 Tiere infolge roll Punktions- verle.tzungen, eills nach der 5., eins nach der 8. Illjektion. Die beiden anderen Tiere erhielten die fiblichen IO Injek- tionen. ]3ei der 3. Gruppe zeigte keill Tier etwas Auff~lliges.

Auch die Kaninchen der Gruppe 3 vertrugen die IO sub- occipitalen Injektionell anstandslos.

Zu sammenfassend ist zu sagen : Die suboccipitalen In]elctionen vor~ Gehirnautoantisera in Verbindung mit aktivem Serum als Komplement lieflen im allgemeiner~ sowohl wghrend der In]ektions periode als bei monatelanger Nachkontrolle nach Abschlufi der In]ektionen keine Erscheinungen seitens des Nervensystems erkennen, die an] eine Schd~cligung desselben durch die Wirkung tier Gehirnantisera hinwiesen. Eill Unterschied der Wirkung der Injektionen roll Gehirnantiserum im Vergleich zu den Injektionen yon normalem Kaninchenserum gab sich nicht zu erkennen.

Bei derAusgangsvorstellung, dab die subdural einverleibten Gehirnlipoidantik6rper sich mit lipoiden Strukturell ver- binden ulld vielleicht durch Vermitt lung des Komplements einen Lipoidabbau im Nervensysteln herbeiffihren k6nntell, muBte daran gedacht werden, dab bei einer solcherart ein- geleiteten St6rung des Lipoidstoffwechsels Lipoide frei werden und Lipoidantik6rper ausl6sen k6nllten, die, sei es

im Liquor, sei es im Serum, nachzuweisen w/~ren. Eine solehe Annahme war bei dieser Versuehsanordnung, wo man wirklich Gehirnantik6rper in die n~chste NShe des Gehirns brachte, zum mindesten n/iherliegend als die Annahme, dab dieser Mechanismus bei der Paralyse sich abspielt, bei der wir ja nichts Sicheres tiber das Auftreten von Gehirnanti- k6rpern fiberhaupt wissen. Ich meine damit jene schon von WEIL und BRArJ~" im Jahre 19o 7 erstmalig ge~LuBerte und in dell Jahren 19o9 und 1921 (E. W~IL) gedanklich welter ausge'baute Hypothese yon einem Circulus vitiosus, ein- geleitet durch das Freiwerden von Gewebsbestandteilen antigenen Charakters, die dureh Erzeugung yon Alltik6rpern zu progredientem Gehirnabbau mit immerw~hrender Neu- bildullg roll Autoantik6rpern ffihren sollte. Dieser Hypo- these fiir die Ents tehung der Paralyse ist auf Grund des gegen- wSrtigell Standes tier Forschung neuerdings yon WITI~BSKY und auch yon G~OR~I, voll diesem jedoch in etwas abweichen- der Formulierung, nahegetreten worden.

Im Hinblick auf. solehe M6gliehkeiten wurden die Sera und Liquores der mit Gehirnantisera suboccipital behandelten Kaninchen roll der 6. Injektion ab auf das Auftretell yon AntikSrpern untersucht und die Untersuehungen noch mehrere Mollate lang nach Beendigung der Injektionen Iortgesetzt. Sera und Liquores wurden im Komp!ementbindungsversuch gegenfiber Rinderhirn-, Kaninchenhirn-, Rinderherz- und Kaninchennierenextrakten sowie gegen w/il?rige Suspen- sionen yon Rinderhirn, Kaninchenhirn und Kaninchellniere geprfift. Das Ergebnis war durchweg ein v611ig negatives. Danach kann man sagen, da3 die subduralen Injektionen yon Antiseris, die gegen Kaninchengehirn gerichtet waren, keine St6rung im Lipoidstoffwechsel des Gehirns herbei- ffihrten, die zum Freiwerden yon Hirnlipoiden und zur Ent- stehung yon Hirnlipoidalltik6rpern ffihrte.

Die Untersuchullgen erstreckten sich weiterhin darauf, ob Hirnlipoide im Liquor oder im Serum infolge der Anti- serumbehandlung auftraten. Die Sera und Liquores wurden zur Prfifung dieser Frage im Kqmplementbindungsversuch init Hirnantisera zusammengebracht. Auch nach dieser Richtung verliefen s~mtliehe Versuche negativ.

Es sei hervorgehoben, dab der Bedingung der Allwesenheit artfremden Serums bei der Gruppe I dureh die t{ombination des Kallinchenserums mit Meerschweinchenserum Genfige getan war, so dal3 den etwa dnreh die Antik6rperwirkung frei gewordenen Hirnlipoidell der zur Komplettierung ihrer alltigenell Wirkung notwendige artfremde EiweiBk6rper zur Verffigung gestanden haben wfirde. Aber da Lipoide offenbar dutch die Lipoidantik6rperwirkung gar nicht frei gemacht wurden, war die Erffillung der genanntell Bedingung natfir- lich gegenstandslos.

Das Auftreten yon Meerschweincheneiweil3antik6rpern bei den gleichzeitig mit Meerschweinchenserum vorbehalldelten Kaninchen (Gruppe I) zwang bei den Komplementbindungs- versuchen in vitro zum Ersatz des fiblichen !Vleerschweinchen- komplements durch ein andersartiges Serum. Es wurde darum bei der Prfifung der betreffenden Liquores und Sera als Komplementquelle geeignetes aktives menschliches Serum verwendet. Bei der Untersuchung der Sera und Liquores der nut mit ts gespritzten Tiere (Gruppe 2 und 3) diellte Meerschweillchenserum als Komplement.

Das Ergebnis der Versuche ist also dahin zu /ormulieren, daft nach suboccipitalen In]ektionen von Gehirnantisera weder Hirnb:poidantik6rper noch Hirnlipoide in den K6rper]li~ssig- ]ceiten au/traten. Die geschilderte Versuchsanordnung, die retativ gfinstige Bedingungen ffir die Beurteilung der Frage bot, ob ill vitro nachweisbare Oehirnalltik6rper auch in vivo als Antik6rper in dem Sinlle wirkell, dab sie all lipoide Strukturen des Gehirns sich billden, damit eine irgendwie geartete Seh~digung des Gehirns herbeiffihren und etwa sogar den geschilderten hypothetischen Circulus vitiosus ausl6sen, hat eill ganz negatives Resultat erbracht. Wir werden an anderer Stelle im Zusammenhaug die Frage zu prfifen haben, inwieweit analoge Vorstellungen etwa ffir die Ents tehung der Paralyse, bzw. ffir ihren progrediellten Verlauf in Betracht kommen k6nnen. I-IANs SACHS und

Page 3: Gehirnantisera in Ihrer Wirkung auf das Gehirn des Kaninchens bei Subduraler Einführung

24. SEPTEMBER z929 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 8. J A H R G A N G . Nr. 39 18o3

seine Schule haben den Begriff der Disponibilit/it der Lipoide aufgestellL Darunter verstehen sie, dab gewisse Organ- lipoide nicht erst durch den Eingriff der Extrakt ion mittels Alkohol, die nattirlich zu einer weitgehenden L6sung der Lipoide aus dem Gewebsverband ffihrt, antigenen Charakter (bei der Kombinationsmethode) gewinnen, sondern dab bereits bei dem sehr vim schonenderen Eingriff, den die Aufnahme der Organemulsionen in Kochsalzl6sung bedeutet, disponibel sind, so dab ihr antigener Charakter beim Immu- nisierungsversuch hervortr i t t . Gerade die Gehirnlipoide sind nun, wie wir durch die Untersuchungen yon WITEBSKY und STEINFELD wissen, solcherart disponible Lipoide, und hier- durch nehmen sie im Verein mit den Linsenlipoiden (WITEBSKu eine Sonderstellung gegen/iber Lipoiden anderer Organe ein. Die Hirnantisera reagieren in vitro nicht nur mit alkoholischen IIirnextrakten, sonderu auch mit waBrigen Hirnsuspensionen, worin sieh gleichfalls die direkte Angreifbarkeit der mit den gesamten Gehirnsubstanzen in Kontakt gebliebenen Gehirn- lipoide kundgibt. Bet alledem bleibt es abet noeh eine ganz offene Frage, ob die Bindungsvorgange zwischen Hirnlipoiden und Hirnlipoidantik6rpern, die wir in vi tro sehen und durch den Komplementbindungsversuch sowie durch den Flockungs- versuch sinnf~illig maehen k6nnen, auch in vivo stattfinden. Das ist der groBe Sprung, der zu machen ist, wenn man aus den Immunisierungsversuchen und ihren in vi tro nachweis- baren Folgen Schlfisse auf Vorg~nge ziehen will, die im leben- den Organismus sich abspielen. Wir wissen vorlaufig nicht das geringste darfiber, ob die Natur solche M6glichkeiten zu realisieren vermag. Die mitgeteil ten Ergebnisse unserer Versuche sprechen zum mindesten nicht im positiven Sinn. Es erscheint deshalb bet dem gegenwartigen Stande unseres Wissens geboten, sich vor weitgehenden SchluBfolgerungen fiber die Wirkungen experimentell erzeugter Hirnautoanti- k6rper in vivo fernzuhalten. Es bedarf kaum einer ausdrfick- lichen Erwahnung, dab eine noeh weir gr6Bere Vorsicht angebracht ist gegenfiber der Annahme ether spontanen Ents tehung yon Autoantik6rpern unter pathologisehen Be- dingungen und ihrer etwaigen analogen Wirkung auf Gewebs- strukturen. Denn die Immunitatsforschung und die patho- logische Physiologie konnte noch keinen Beweis daffir er- bringen, daf3 irgend ein krankhafter Prozeg im menschlichen oder tierischen Organismus zu einer Autoantik6rperbildung AnlaB gibt, gesehweige denn zur Entstehung yon Autoanti- k6rpern pathogenen Charakters ffihrt. Das yon t~HRLICH aufgestellte Gesetz des ,Hor ro r autotoxicus" kennt vor- laufig keine eindeutige Ausnahme, denn in dem einzigen Falle, bet dem eine Ausnahme in Betracht kommen k6nnte, der paroxysmalen Hamoglobinurie, liegen ganz besondere Bedingungen vor.

Zuscbmme@c~ssung: i. Autoantisera, die gegen Kaninchen- gehirn gerichtete Lipoidantik6rper enthielten, wurden Kanin- chen mittels Nackenstichs subdural injiziert.

2. Eine pathogene Wirkung, die auf eine Beeintrachtigung der Hirnfunktionen dutch die t t i rnantik6rper hindeutete, gab sich klinisch nicht zu erkennen.

3. Die suboccipitalen Injektionen ftihrten weder im Liquor -noch im Serum zunl Auftreten yon Lipoidantik6rpern oder yon Hirnlipoiden.

4. Es ergaben sich somit keine klinischen oder serolo- gischen Anhaltspunkte ftir die Annahme, dab die in die nachste N~he des Gehirns eingeffihrten Hirnantik6rper mit dem Gehirn in Reaktion treten.

L i t e r a t u r : R. BRA~T, H. GUTH und R. I~IOLLER, Klin. Wschr. I926, Nr 15, 655; Nr 49, 23II. -- GEOI~G1, Klin. Wschrl I928 , Nr 4 o. -- GEORGI und FISCHER, Klin. Wschr. x927, Nr 2o, Nr 43, Nr 48, Nr 49, Nr 51. -- HEIMANN und STEINFELD, Z. Immun.forschg 58, 18I (1928). -- LANDST~I~ER und SIMMS, J. of exper. Med. 38, 117 (1923). -- SACHS, Jkurse ~rztl. Fortbildg Oktober 1927. -- A. J. WELL, Z. Immun.forschg 46, 81 (1926): -- E. WEIL, Berlin. klin. Wschr. 192I, Nr 33. -- ~u und BI~AIJI~, Bedim kiln. Wschr. I9O7, Nr 49; Wien. klin. Wschr. i9o9, Nr I I. - - W I T E B S K Y , Z. Immun.- forschg 58, H. 3/4, 297 (1928); 1Viiinch. reed. Wschr. x927, Nr 45; Z. Immun.forschg 62, 35 (1929). -- WITEBSKY und STEII~LD, Z. Immun.forschg 58, H. 3/4, 271 (1928).

L O K A L - U N D L E I T U N G S A N A S T H E S I E ALS D I F F E R E N T I A L D I A G N O S T I S C H E

HILFSMITTEL.

Von

Dr. WALTER K. FRANKEL, Berl in-Wilmersdorf .

Die Verfeinerung und Ausbreitung der R6ntgendiagnost ik 1/iBt sie namentlieh bei Beschwerden im Bauch sehr vielen firzten als sicherstes Mittel diagnostischer Klarstellung er- scheinen. Darum wird auf sie ohne vorherige Aussch6phmg einfacherer und weniger kostspieliger Untersuchungsmetho- den zurfickgegriffen. Hierbei wird der Arzt in vielen Fallen yon dem Wunsche des Patienten nach ,,R6ntgendurch- leuchtung" geffihrt, yon der der Late restlose und absolut sichere Erkl~irung seiner Schmerzen erwartet, well ibm ja nicht die diesem Verfahren gesetzten Grenzen bekannt stud. Auf diese Weise kommt es zu ether sehr erheblichen und oft nutzlosen geldlichen Belastung der Versicherungstr~iger. Diese Ausifihrungen sollen natiirlich in keiner Weise gegen den Wert der R6ntgenuntersuchung sprechen, deren Anwen- dung in weitestem Umfange, namentlich bet Verdaeht auf Knochenverletzung oder Magen-Darm-Erkrankungen gefordert wird, sie sollen nut die Aufmerksamkeit des Praktikers auf iVi6glichkeiten lenken, die viel zu wenig bekannt und beachtet sind. Namentlich Klagen fiber lange bestehende Schmerzen im r. Hypochondrium -- dem Wetterwinkel des ]3auches -- bereiten der diagnostischen Kl~irung erhebliche Schwierig- keiten, wahrend ihre schnelle und zweifelsfreie Erkennung ein dringendes Erfordernis kausaler Therapie ist. Ahnlich liegen die Verh~iltnisse abet auch bet schmerzhaften Zustan- den des Unterbauehes, namentlich der rechten Seite, bet denen immer eine Appendicitis (acuta bezw. chronica) differential- diagnostiseh in Betracht kommt. Nur zu leicht ist der unter- suehende Arzt geneigt, Druckschmerz der als empfindlich angegebenen Abdominalgegend auf eine viseerale Erkrankung zu beziehen. Er fibersieht oft die Lokalisation dieses Schmer- zes nut in den Bauchdecken. Das ist eine Folge wenig sorg- f~Itiger Palpation des Abdomens, deren Vernachl~ssigung BoAs I mit vollem Rech• bedauert. Gerade seine ,,Schwellen- wertpalpation", d.h. die sanft ausgefiihrte Abtastung der Bauchdecken, l~LI~t ,,tiefliegende entzfindliche Ver~inderungen nicht blof3 besser tasten, sondern aueh besser abgrenzen" und zeigt bet langsamem Vordringen in die Tiefe ein Nach- lassen der anf~inglich erheblichen Schmerzhaftigkeit als Aus- druck ihrer Lokalisation nur in den Bauchdeeken. Gerade in solchen Fallen wird der Wert der Sehmerzausschaltung durch 6rtliche Bet~iubung besonders offensichtlich. Das Verfahren kann yon jedem Arzt ohne Mfihe in der Sprechstunde aus- gefiihrt werden. Injektionsspritze und Nadel sowie irgendein An~isthesiernngsmittel in Ampullen sind immer zur Hand oder soliten es Welligstens sein. Um zu einem einwandfreien Ergebnis zu kommen, muB nut darauf geachtet werden, Injektion und Infiltration auf die Muskulatur zu beschr~n- ken, well ein Vordringen his zum parietalen Bauchfell auch zu einer Schmerzaufhebung visceraler Erkrankungsgebiete ffihren und zu falschen diagnostischen SchluBfolgerungen verleiten k6nnte; doch macht sich das DurchstoBen der Mus- kulatur dem Geffihl gut bemerkbar, und so bietet die einfaehe Teehnik keine Schwierigkeiten. Haufig geniigt die Injektion auf den empfindliehsten Schmerzpunkt, in anderen Fallen ist eine Umspritzung des schmerzhaften Gebietes in etwa 5-Mark- sttick-Gr6Be wfinschenswert, abet die Diffusion der an ether Stelle eingebrachten An~sthesiel6sung (2 ccm = i Ampulle) reicht meistens zur Ausschaltung eines erforderlichen Wand- bezirkes aus. Nach Abwarten yon 3--5 iViinuten ist es iiber- raschend, wie der vorher sehr empfindliehe Kranke jetzt klaglos den Druck in die Tiefe ertrbgt und sich nun die v611ige Schmerzfreiheit der tiefliegenden, vorher als schwer krank betrachteten Bauchorgane und damit deren Nichtkranksein zweifelsfrei erweist. Die Bedeutung dieses einfachen und harmlosen Hilfsmittels ffir Diagnostik und Therapie ist offen- �9 sichtlich, und seine systematische Anwendung in allen zweifelhaften Erkrankungsfallen wfirde sicherlich vielen