galactomannan-test ermöglicht schnelle aspergillosediagnostik · journal of medicine...

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377 klinikarzt 2012; 41 (8): 377 Blickpunkt Frühzeitige Therapie rettet Leben Galactomannan-Test ermöglicht schnelle Aspergillosediagnostik Je früher die Therapie beginnt, desto bes- ser ist die Prognose. Dies gilt insbesondere für Patienten mit invasiven Aspergillosen, die mit einer hohen Morbiditäts- und Le- talitätsrate einhergehen und zu den teu- ersten Komplikationen bei hospitalisier- ten Patienten zählen. Dass hier jede Stun- de zählt, haben die Studien von Kumar et al. hinlänglich gezeigt. Eine gezielte frühe und sichere Diagnostik der Aspergillose ermöglicht der Galactomannan-Test (Platelia TM Aspergillus EIA und Platelia TM Aspergillus Ag, Bio-Rad) und verbessert damit die therapeutischen Möglichkeiten dieser lebensbedrohlichen Mykose. Dabei wird nicht nur Zeit, sondern werden auch Kosten gespart und Leben gerettet. Unverzichtbar: labormedizinische Untersuchung Die Diagnose einer invasiven Aspergillose (IA) ist komplex und gestaltet sich oftmals schwierig. Unverzichtbar sind labormedi- zinische oder mikrobiologische Untersu- chungen. „Wenn seitens der Klinik ein Ver- dacht auf eine invasive Aspergillose be- steht, ist die mikrobiologische Untersu- chung hilfreich, um herauszufinden, ob tatsächlich ein Aspergillus hinter den Be- schwerden steckt. Den Beweis für eine In- fektion liefert letztlich die histologische Untersuchung. Für den mikrobiologischen Nachweis stehen verschiedene Möglich- keiten zur Verfügung: Kulturen, die aller- dings lange dauern und auch hinsichtlich ihrer Sensitivität nicht optimal sind. Zu den neueren Methoden zählen der Asper- gillusantigen-Nachweis und der Nachweis mittels PCR, die schneller und präziser sind“, sagte Frau Prof. Birgit Willinger, Uni- versitätsklinikum Wien, in einem Ge- spräch am Rande der ISHAM-Tagung (In- ternational Society of Human and Animal Mycology) in Juni 2012 in Berlin. Mit der Einführung des Galactomannan- Tests hat sich die Erkennung einer invasi- ven Aspergillose verbessert. Bestimmte Voraussetzungen müssen jedoch erfüllt sein, um den Test effektiv einzusetzen und das Ergebnis optimal zu nutzen. Von gro- ßer Bedeutung ist, dass das richtige Unter- suchungsmaterial des Patienten, der sich in einer Risikophase befindet, eingeschickt wird. Aus Nativblut/Serum oder der bron- choalveolären Lavage kann Galactoman- nan gut nachgewiesen und das Ergebnis für eine Diagnose herangezogen werden. Das Labor muss entsprechend ausgerüstet sein und kontaminationsfrei arbeiten, da aufgrund der Sensitivität des Tests schon eine Kontamination aus der Luft zu einem nicht korrekten Ergebnis führen könnte. Schnelle Diagnostik – frühzeitige Therapie Eine schnelle Diagnostik begünstigt die erfolgreiche Therapie einer invasiven As- pergillose und kann für den betroffenen Patienten lebensrettend sein. Denn je frü- her eine antimykotische Therapie mit beispielsweise Voriconazol (Vfend ® ) – dem derzeitigen Mittel der Wahl – be- ginnt, desto größer sind die Heilungs- chancen – und dabei zählt jede Stunde. Auf ein positives Testergebnis folgt die unverzügliche Information an die Klinik, die entsprechende Maßnahmen und Ak- tivitäten einleitet. „Gleichzeitig fordern wir eine zweite Blutprobe an“, so Willin- ger. „Erst wenn beide Proben positiv sind, gilt der Verdacht als bestätigt. Weiterhin besprechen wir die klinische Symptoma- tik, um sicherzugehen, dass keine falsch positiven Befunde vorliegen. Auf einen intensiven Austausch mit den Klinikern legen wir großen Wert.“ Auch im Falle ei- nes negativen Testergebnisses wird die Klinik umgehend informiert, jedoch kei- ne weitere Untersuchung veranlasst. Um sicherzugehen, dass es sich nicht um ein falsch negatives Ergebnis handelt, wird auch hier die Symptomatik besprochen. Wenn der Verdacht auf eine Aspergillose weiterhin besteht, empfiehlt sich eine er- neute Untersuchung. In der täglichen Routine stellt der Galacto- mannan-Test keine besondere Herausfor- derung dar. Willinger bezeichnete den Test als „gut und einfach in der Abarbeitung.“ Zudem liefere er reproduzierbare Ergeb- nisse und sei absolut unkompliziert und zuverlässig. Zu beachten sind jedoch anti- mykotische Vorbehandlungen einschließ- lich der Prophylaxe, weil dadurch die Er- gebnisse beeinflusst werden könnten. Risikoschwerpunkt: Onkologie „Wesentliche Bereiche, die Untersuchun- gen anfordern, sind die Onkologie, mit be- sonderem Schwerpunkt auf der Häma- toonkologie mit einer großen Anzahl von neutropenischen Patienten, die Intensiv- medizin, insbesondere die chirurgische In- tensivmedizin, und die Transplantations- medizin“, so die Mikrobiologin, „vereinzelt kommen auch Proben aus anderen Abtei- lungen bzw. auswärtigen Kliniken. Myko- sen sind ein interdisziplinäres Thema, das in fast allen medizinischen Disziplinen Be- achtung findet. Die diagnostischen und therapeutischen Vorgehensweisen sind weitestgehend bekannt. Oftmals wird der Galactomannan-Test in Verbindung mit der PCR sogar explizit angefordert.“ Das Kon- zept der diagnostisch gestützten/präempti- ven Therapie bei der invasiven Aspergillose bewertet Willinger als „sehr gut“, weil es eine gezieltere und frühe Therapie ermög- licht, mit deutlich besserer Prognose. Da- durch werden weitaus weniger Patienten behandelt und auch nur diejenigen, die tat- sächlich eine antimykotische Therapie be- nötigen. Gabriele Henning-Wrobel, Erwitte 10 Jahre Voriconazol – Goldstandard bei invasiven Aspergillosen Mit der Einführung von Voriconazol (Vfend ® ) vor 10 Jahren wurde in der antimykotischen Therapie ein Wandel in Bewegung gesetzt. Nicht nur die überlegene Wirksamkeit, sondern auch die gute Verträglichkeit und sein breites Wirkspektrum, das Hefen und Schimmelpilze umfasst, konnten in einer Vergleichsstudie von Herbrecht et al., die 2002 das New England Journal of Medicine veröffentlichte, bestätigt werden. Für Patienten mit schweren Grunder- krankungen, die sich aufwendigen Therapiemaßnahmen unterziehen müssen, stellen opportunistische Infektionen wie Aspergillosen eine lebensbedrohliche Gefahr dar. Mit Vori- conazol ist diese Bedrohung beherrschbarer geworden und die Überlebenschancen sind deutlich gestiegen. Die Heilungsrate bei Mykosen beträgt inzwischen rund 71 %. Heute gilt das Azolantimykotikum als Goldstandard und hat in den nationalen und internationalen The- rapieleitlinien zur Behandlung von invasiven Aspergillosen und seltenen Pilzinfektionen wie Scedosporiosen und Fusariosen mit A1-Empfehlungen einen festen Platz. Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. 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Page 1: Galactomannan-Test ermöglicht schnelle Aspergillosediagnostik · Journal of Medicine veröffentlichte, bestätigt werden. Für Patienten mit schweren Grunder- Für Patienten mit

377

klinikarzt 2012; 41 (8): 377

Blickpunkt

Frühzeitige Therapie rettet Leben

Galactomannan-Test ermöglicht schnelle Aspergillosediagnostik

Je früher die Therapie beginnt, desto bes­ser ist die Prognose. Dies gilt insbesondere für Patienten mit invasiven Aspergillosen, die mit einer hohen Morbiditäts­ und Le­talitätsrate einhergehen und zu den teu­ersten Komplikationen bei hospitalisier­ten Patienten zählen. Dass hier jede Stun­de zählt, haben die Studien von Kumar et al. hinlänglich gezeigt. Eine gezielte frühe und sichere Diagnostik der Aspergillose ermöglicht der Galactomannan­Test (PlateliaTM Aspergillus EIA und PlateliaTM Aspergillus Ag, Bio­Rad) und verbessert damit die therapeutischen Möglichkeiten dieser lebensbedrohlichen Mykose. Dabei wird nicht nur Zeit, sondern werden auch Kosten gespart und Leben gerettet.

Unverzichtbar: labormedizinische UntersuchungDie Diagnose einer invasiven Aspergillose (IA) ist komplex und gestaltet sich oftmals schwierig. Unverzichtbar sind labormedi­zinische oder mikrobiologische Untersu­chungen. „Wenn seitens der Klinik ein Ver­dacht auf eine invasive Aspergillose be­steht, ist die mikrobiologische Untersu­chung hilfreich, um herauszufinden, ob tatsächlich ein Aspergillus hinter den Be­schwerden steckt. Den Beweis für eine In­fektion liefert letztlich die histologische Untersuchung. Für den mikrobiologischen Nachweis stehen verschiedene Möglich­keiten zur Verfügung: Kulturen, die aller­dings lange dauern und auch hinsichtlich ihrer Sensitivität nicht optimal sind. Zu den neueren Methoden zählen der Asper­gillusantigen­Nachweis und der Nachweis mittels PCR, die schneller und präziser sind“, sagte Frau Prof. Birgit Willinger, Uni­versitätsklinikum Wien, in einem Ge­spräch am Rande der ISHAM­Tagung (In­ternational Society of Human and Animal Mycology) in Juni 2012 in Berlin.Mit der Einführung des Galactomannan­Tests hat sich die Erkennung einer invasi­ven Aspergillose verbessert. Bestimmte Voraussetzungen müssen jedoch erfüllt sein, um den Test effektiv einzusetzen und das Ergebnis optimal zu nutzen. Von gro­ßer Bedeutung ist, dass das richtige Unter­suchungsmaterial des Patienten, der sich

in einer Risikophase befindet, eingeschickt wird. Aus Nativblut/Serum oder der bron­choalveolären Lavage kann Galactoman­nan gut nachgewiesen und das Ergebnis für eine Diagnose herangezogen werden. Das Labor muss entsprechend ausgerüstet sein und kontaminationsfrei arbeiten, da aufgrund der Sensitivität des Tests schon eine Kontamination aus der Luft zu einem nicht korrekten Ergebnis führen könnte.

Schnelle Diagnostik – frühzeitige Therapie Eine schnelle Diagnostik begünstigt die erfolgreiche Therapie einer invasiven As­pergillose und kann für den betroffenen Patienten lebensrettend sein. Denn je frü­her eine antimykotische Therapie mit beispielsweise Voriconazol (Vfend®) – dem derzeitigen Mittel der Wahl – be­ginnt, desto größer sind die Heilungs­chancen – und dabei zählt jede Stunde. Auf ein positives Testergebnis folgt die unverzügliche Information an die Klinik, die entsprechende Maßnahmen und Ak­tivitäten einleitet. „Gleichzeitig fordern wir eine zweite Blutprobe an“, so Willin­ger. „Erst wenn beide Proben positiv sind, gilt der Verdacht als bestätigt. Weiterhin besprechen wir die klinische Symptoma­tik, um sicherzugehen, dass keine falsch positiven Befunde vorliegen. Auf einen intensiven Austausch mit den Klinikern legen wir großen Wert.“ Auch im Falle ei­nes negativen Testergebnisses wird die Klinik umgehend informiert, jedoch kei­ne weitere Untersuchung veranlasst. Um

sicherzugehen, dass es sich nicht um ein falsch negatives Ergebnis handelt, wird auch hier die Symptomatik besprochen. Wenn der Verdacht auf eine Aspergillose weiterhin besteht, empfiehlt sich eine er­neute Untersuchung. In der täglichen Routine stellt der Galacto­mannan­Test keine besondere Herausfor­derung dar. Willinger bezeichnete den Test als „gut und einfach in der Abarbeitung.“ Zudem liefere er reproduzierbare Ergeb­nisse und sei absolut unkompliziert und zuverlässig. Zu beachten sind jedoch anti­mykotische Vorbehandlungen einschließ­lich der Prophylaxe, weil dadurch die Er­gebnisse beeinflusst werden könnten.

Risikoschwerpunkt: Onkologie„Wesentliche Bereiche, die Untersuchun­gen anfordern, sind die Onkologie, mit be­sonderem Schwerpunkt auf der Häma­toonkologie mit einer großen Anzahl von neutropenischen Patienten, die Intensiv­medizin, insbesondere die chirurgische In­tensivmedizin, und die Transplantations­medizin“, so die Mikrobiologin, „vereinzelt kommen auch Proben aus anderen Abtei­lungen bzw. auswärtigen Kliniken. Myko­sen sind ein interdisziplinäres Thema, das in fast allen medizinischen Disziplinen Be­achtung findet. Die diagnostischen und therapeutischen Vorgehensweisen sind weitestgehend bekannt. Oftmals wird der Galactomannan­Test in Verbindung mit der PCR sogar explizit angefordert.“ Das Kon­zept der diagnostisch gestützten/präempti­ven Therapie bei der invasiven Aspergillose bewertet Willinger als „sehr gut“, weil es eine gezieltere und frühe Therapie ermög­licht, mit deutlich besserer Prognose. Da­durch werden weitaus weniger Patienten behandelt und auch nur diejenigen, die tat­sächlich eine antimykotische Therapie be­nötigen. Gabriele Henning-Wrobel, Erwitte

10 Jahre Voriconazol – Goldstandard bei invasiven Aspergillosen

Mit der Einführung von Voriconazol (Vfend®) vor 10 Jahren wurde in der antimykotischen Therapie ein Wandel in Bewegung gesetzt. Nicht nur die überlegene Wirksamkeit, sondern auch die gute Verträglichkeit und sein breites Wirkspektrum, das Hefen und Schimmelpilze umfasst, konnten in einer Vergleichsstudie von Herbrecht et al., die 2002 das New England Journal of Medicine veröffentlichte, bestätigt werden. Für Patienten mit schweren Grunder-krankungen, die sich aufwendigen Therapiemaßnahmen unterziehen müssen, stellen opportunistische Infektionen wie Aspergillosen eine lebensbedrohliche Gefahr dar. Mit Vori-conazol ist diese Bedrohung beherrschbarer geworden und die Überlebenschancen sind deutlich gestiegen. Die Heilungsrate bei Mykosen beträgt inzwischen rund 71 %. Heute gilt das Azolantimykotikum als Goldstandard und hat in den nationalen und internationalen The-rapieleitlinien zur Behandlung von invasiven Aspergillosen und seltenen Pilzinfektionen wie Scedosporiosen und Fusariosen mit A1-Empfehlungen einen festen Platz.

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