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FORSCHUNGS INFORMATIONS DIENST 3/2001

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Page 1: Forschungs Informations Dienst - Hans B¶ckler Stiftung

FORSCHUNGS

INFORMATIONS

DIENST

3/2001

Page 2: Forschungs Informations Dienst - Hans B¶ckler Stiftung

HerausgeberHans-Böckler-StiftungAbt. ForschungsförderungHans-Böckler-Straße 3940476 DüsseldorfTelefon (0211)7778-0

RedaktionErika Mezger, Gabriele HainAbt. Forschungsförderung

UmschlaggestaltungHorst F. Neumann Kommunikationsdesign, Wuppertal

DruckSchäfer Druck, Düsseldorf

Düsseldorf, September 2001

Page 3: Forschungs Informations Dienst - Hans B¶ckler Stiftung

Inhalt

An die Leserinnen und Leser des F.I.D. ...................................................................... 6

1. Neue Forschungsvorhaben

Schwerpunkt: Perspektiven der Arbeitsgesellschaft

Schwerpunkt: Strukturwandel - Innovationen und Beschäftigung

Dörre, Klaus: Globalisierung, Industriepolitik und mikrosoziale Regulation. Die Akteure der industriellenBeziehungen als Kooperationspartner in regionalen Entwicklungskoalitionen..............................................9

Hilpert, Ulrich: Innovation und Beschäftigung - Neue Industrien als Herausforderung angewerkschaftliche Interessenvertretung ......................................................................................................10

Neumann, Uwe: Standortsicherung und -entwicklung im Strukturwandel -Dokumentation zur Rolle von Betriebsräten und Gewerkschaften bei derRestrukturierung der Chemiestandorte im südlichen Sachsen-Anhalt ........................................................12

Priewe, Jan: Ostdeutschland 2010 - Perspektiven der Investionstätigkeit ..................................................14

Schwerpunkt: Mitbestimmung im Wandel - Solidarität in der Arbeit

Lange, Hellmuth u.a.: Interessenregulation in der New Economy am Beispiel klein- undmittelständischer Internet-Technologie-Unternehmen.................................................................................16

Satzer, Rolf: Untersuchung zur Arbeits- und Einkommenssituation in der Branche Privater Rundfunk,Film- und Fernsehproduktionsbetriebe / Audiovisuelle (AV) Dienstleistungsunternehmen: Datenanalyseund praxisorientierte Kommentierung..........................................................................................................17

Schwerpunkt: Modernisierung des öffentlichen Sektors

Reichard, Christoph: Konkurrieren statt Privatisieren - Kommunale Einrichtungen im Wettbewerb...........18

Schwerpunkt: Zukunft des Sozialstaates

Winkler, Gunnar: Empirische Untersuchung zu Lebenslagen in den neuen Bundesländern.Leben 2001 (12.Welle) ................................................................................................................................20

2. Ergebnisse aus abgeschlossenen Forschungsprojekten

Schwerpunkt: Perspektiven der Arbeitsgesellschaft

Bosch, Gerhard u.a.: Zukunft der Arbeit - eine Literaturstudie ....................................................................23

Fichter, Michael u.a.: Zukunft der Gewerkschaften - eine internationalvergleichende Literaturstudie.......................................................................................................................25

Frerichs, Petra u.a.: Zukunft der Gewerkschaften. Eine Literaturstudie......................................................27

Kißler, Leo u.a.: Modellprojekt Teilzeitarbeit im Rahmen eines"kommunalen Bündnisses für Arbeit" in der Stadtverwaltung Wuppertal....................................................29

Lehndorff, Steffen: Neuartige Formen kollektivvertraglicher Regulierung der Arbeitszeitin ausgewählten Industrie- und Dienstleistungstätigkeiten ..........................................................................31

Promberger, Markus u.a.: Industriebeschäftigte in hochflexiblen Arbeitszeitarrangements........................32Schwerpunkt: Strukturwandel - Innovationen und Beschäftigung

Bartsch, Klaus: Aktualisierte und erweiterte Simulationen zu den makroökonomischen

Page 4: Forschungs Informations Dienst - Hans B¶ckler Stiftung

Effekten konkurrierender zins-, fiskal- und lohnpolitischer Konzepte der Tarifparteienim Rahmen des Bündnisses für Arbeit ........................................................................................................34

Dienel, Hans-Liudger u.a.: Politische Regulierungsformen, Government und Governanceund Netzwerkstrukturen auf der globalen, europäischen und nationalen Ebene ........................................36

Hagemann, Harald: Die Produktivitätsentwicklung in den USA und derBundesrepublik Deutschland in den 1990er Jahren im Vergleich ...............................................................37

Klaus, Peter u.a.: Arbeitnehmerorientierte Mobilitätsgestaltung im Großraum Nürnberg -Kriterien, Analysen, Konzepte und Umsetzungen .......................................................................................39

Knapp, Gudrun-Axeli: Wirtschaftsingenieurin - ein Beruf mit Zukunft? .......................................................41

Köhnen, Heiner: Haben Menschenrechtsverletzungen ein System? Wal-Mart'sVerhaltenskodex und die Realität bei Zulieferern in ausgewählten Ländern...............................................43

Kriegesmann, Bernd u.a.: Analyse fördernder und hemmender Bedingungen bei derGründung einer Personalentwicklungsgesellschaft .....................................................................................45

Krumbein, Waltraud u.a.: Konsolidierung und Sanierung auf regionaler Ebene .........................................47

Neumann, Uwe: Strukturen und Entwicklungstendenzen der Automobilzuliefererindustriein Sachsen-Anhalt........................................................................................................................................49

Prätorius, Gerhard: Die Verkehrspolitik der Bundesregierung - Bestandsaufnahme und Bewertung.........52

Scherrer, Christoph: Zukunft der Wirtschaft - eine Literaturstudie ..............................................................54

Voß, Werner u.a.: Der deutsche Marineschiffbau zu Beginn des neuen Jahrtausends - Entwicklungenund Optionen ...............................................................................................................................................56

Wilke, Peter u.a.: Globalisierung, Billiglohn-Konkurrenz und neue Formen gewerkschaftlicherPolitik am Beispiel der ITF...........................................................................................................................58

Schwerpunkt: Mitbestimmung im Wandel - Solidarität in der Arbeit

Kühl, Stefan: Scheitern von Gruppenarbeitsprojekten. Untersuchung über dieRezentralisierung und Rehierarchisierung in Vorreiterunternehmen der Gruppenarbeit ............................60

Nagel, Bernhard u.a.: Mitbestimmungsvereinbarungen in öffentlichen Unternehmen ................................62

Schön, Christine: Aktuelle Konzepte und Strategien betrieblicher Gleichstellungspolitk undFrauenförderung als Herausforderung für die betrieblichen Interessenvertretungen: ein Leitfaden ...........64

Syben, Gerhard u.a.: Verbesserung der Bedingungen der Interessenvertretung inKleinbetrieben durch den Aufbau eines Systems vertretungsorientierter Personalentwicklungim ehrenamtlichen Bereich am Beispiel der Bauwirtschaft..........................................................................66

Wassermann, Wolfram u.a.: Small scale enterprises: What role do they play inthe determination of social norms?..............................................................................................................68

Wassermann, Wolfram: Interservice II: Ansätze abgestimmter Zusammenarbeit zwischen denGewerkschaften IGBAU, NGG und ÖTV im Bereich eines Gebäudedienstleistungskonzerns...................70

Schwerpunkt: Modernisierung des öffentlichen Sektors

Heineke, Thomas: Perspektiven einer kommunalen Beschäftigungspolitik inBeispielkommunen Brandenburgs im Kontext einer verstärkten Haushaltskonsolidierungund veränderter Rahmensetzungen für die öffentliche Wirtschaft ..............................................................72

Knorr, Friedhelm:Leistungsbezogene Entgeltsysteme im öffentlichen Dienst in der Europäischen Union .............................73

Page 5: Forschungs Informations Dienst - Hans B¶ckler Stiftung

Schwerpunkt: Zukunft des Sozialstaates

Dienel, Liudger-Hans u.a.: Wissenschaftliche Debatte über die Zukunft der Gesellschaft:Wissensgesellschaft, mobile Gesellschaft, Zivilgesellschaft und multikulturelle Gesellschaft ....................74

Eitenmüller, Stefan: Reformoptionen für die gesetzliche Krankenversicherung: Auswirkungendes Konzepts für eine Rentenreform 2001 und die Verteilung der Umstiegskosten...................................76

Maihofer, Andrea: Wandel der Familie - eine Literaturstudie ......................................................................78

Ostner, Ilona u.a.: Sozialpolitische Herausforderungen. Zukunft und Perspektiven desWohlfahrtsstaates in der Bundesrepublik Deutschland...............................................................................79

3. Projektergebnisse zu beendeten Schwerpunkten

Buch-Bechler, Gertraude u.a.: Qualitätsentwicklung und Effizienzverbesserung in derHochschulmedizin - beteiligungsorientierte Szenarien für die Universitätsklinika in Rostockund Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) ..............................................................................................83

Hausen, Karin u.a.: Die Frauenpolitik der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transportund Verkehr von 1945/1949 bis Ende der 1980er Jahre.............................................................................85

Lupa, Markus: Transparenzstudie zum Phänomen "Rechtsextremismus" .................................................88

4. Termine .....................................................................................................................93

5. Veröffentlichungen aus Forschungsprojekten ..................................................................97

Bestellschein

Organigramm

Page 6: Forschungs Informations Dienst - Hans B¶ckler Stiftung

An die Leserinnen und Leser des F.I.D.

Die erste Ausgabe des "Forschungsinformationsdienstes" (F.I.D.) der Hans-Böckler-Stiftung erschien vorzehn Jahren. Die seitdem kontinuierlich steigende Nachfrage hat gezeigt, dass unser Anliegen,regelmäßig über neue Forschungsvorhaben in der Projektförderung zu informieren, auf eine breite Re-sonanz stößt. Wir wollen ausgewählte Forschungsprojekte der Hans-Böckler-Stiftung auch im Jahr 2001in knapper Form und möglichst zeitnah vorstellen.

Dieser Anspruch des F.I.D. wäre ohne die Mitarbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlernicht einzulösen. Sie liefern uns als Projektbearbeiter/innen Beschreibungen des Vorhabens undZusammenfassungen der Ergebnisse. Wir möchten ihnen an dieser Stelle für ihre Mitarbeit am F.I.D.ganz herzlich danken.

Die Kurzzusammenfassungen der neu angelaufenen Forschungsvorhaben, jeweils im ersten Teil desF.I.D. enthalten, ermöglichen einen ersten Einblick in die jeweiligen Zielsetzungen und in dasmethodische Vorgehen der von uns geförderten Forschungsarbeiten. Weitergehende Informationenkönnen direkt bei den ProjektbearbeiterInnen oder in der Abteilung Forschungsförderung nachgefragtwerden. Gleiches gilt selbstverständlich für die Ergebnisse aus abgeschlossenen Forschungsprojekten,die ebenfalls präsentiert werden. Bei umfangreichen Projektergebnissen, die in absehbarer Zeit alsPublikation erscheinen, verweisen wir auf die Veröffentlichungen.

Hinweise auf Veranstaltungen und auf Publikationen aus Forschungsvorhaben der Hans-Böckler-Stiftung enthält der letzte Teil des F.I.D. Die mit einer ISBN-Nr. versehenen Veröffentlichungen könnenüber den Buchhandel oder direkt beim Verlag bezogen werden. Mit einer Bestell-Nr. gekennzeichnetePublikationen sind über unseren Auslieferer Der Setzkasten erhältlich. Informationsbroschüren dagegenwerden in der Regel über die herausgebenden Institutionen vertrieben.

Wer an der Teilnahme an einer der Veranstaltungen interessiert ist, sollte bitte direkt mit demzuständigen Referat Kontakt aufnehmen.

Für Anregungen, Kritik und konstruktive Vorschläge zum F.I.D. sind wir offen und dankbar. Wir hoffen,dass dieser Informationsdienst den Anforderungen aus Gewerkschaften und Wissenschaften möglichstnahekommt.

Wichtiger Hinweis:

Wer den F.I.D. beziehen möchte, wird freundlich gebeten, den beiliegenden Bestellschein an unsereForschungsinformation und -dokumentation (Kollegin Gabriele Hain) zu senden. Damit stellen Sie sicher,daß Sie den F.I.D., der dreimal jährlich erscheint, kostenlos erhalten.

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1. NeueForschungsvorhaben

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Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ !"#$%&''('%)*+ !"#$%"&'&()*+,-./+0*'1)&(2#"&1&3.*+0.4&3)#'#5&%"(

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as Forschungsvorhaben will den Zusam-menhang von Globalisierung und Regionali-sierung anhand des Strukturwandels altindus-

trieller Regionen untersuchen. Im Zentrum sollendie industriepolitischen Aktivitäten regionalerEntwicklungskoalitionen stehen, in denenGewerkschaften eine aktivierende Rolle spielen.Analysiert werden soll, ob und wie es gelingt,neue Formen mikrosozialer Regulation zu entwi-ckeln, um den Übergang von der sogenannten„Old Economy“ zu einer „New“ oder besserInformational Economy kooperativ zu bewältigen.Die Leitfragen des Forschungsvorhabens lauten:(1)In welchem Ausmaß ist der Übergang altin-

dustrieller Regionen zu einer „InformationalEconomy“ bereits vollzogen?

(2) Wie sehen die regionalen Netzwerke aus, diediesen Wandel begleiten, z.T. auch initiierenoder abfedern?

(3) Welche Rolle spielen die Gewerkschaften indiesen Netzwerken? Kann ihnen der Sprungvon der „Old“ in die „New Economy“ gelingen?

(4) Lassen sich beste Praktiken identifizieren, diedem kollektiven Lernen der industriellen

Akteure zur Verfügung gestellt werden kön-nen?

Das Forschungsvorhaben soll exemplarisch in denRegionen Dortmund, Nürnberg und Chemnitzdurchgeführt werden. Vorgesehen ist einemehrstufige Empirie, die die Steuerungsleistungenregionaler Entwicklungskoalitionen und vor allemdie Rolle der Gewerkschaften in diesenNetzwerken erfassen soll. Dabei werden mehrereTeilproblematiken untersucht. Im ersten Schrittgeht es um eine zusammenfassende Analyse desregionalen Strukturwandels. Anschließend werdendie Netzwerke und ihre wichtigsten Akteurebeschrieben. Im dritten und vierten Schritt sollendie Steuerungsleistungen der Netzwerke in „Old“und „New Economy“ anhand empirischerBetriebsrecherchen vertiefend untersucht werden.Der fünfte Schritt zielt auf eine aktivierendeAuswertung mit betrieblichen Praktikern.

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m Zuge der Entwicklung neuer Technologien,wissenschaftlicher Durchbrüche und neuerAnwendungsbereiche verändern sich etablierte

Industrien in High-Tech-Branchen und richten sichmit ihren gewandelten Unternehmensorga-nisationen und -kooperationen auf neue Stand-ortbedingungen aus. Dabei entstehen aber nichtnur neue Unternehmen und Bedingungen ihrerEntwicklungen, sondern auch grundlegend ver-änderte Beschäftigungsfelder und Qualifika-tionsanforderungen. Der Strukturwandel hin zuneuen Industrien, Standorten und Wissen-schaftsorientierungen wird auch von neuenArbeitnehmerschichten geprägt. Das wirdgegenwärtig in den verschiedenen technologisch-industriellen Zusammenhängen der Bio-technologie besonders deutlich.

Auf die Regierungen und unterschiedlichenRegierungsebenen kommen durch die neuenUnternehmen mit selektiver Standortwahl, hoherKooperationsdichte, expliziter For-schungsorientierung, spezifischen Funktionen imInnovationskontext dieser Technologie sowieneuen Formen der Betriebsorganisation undArbeitnehmerinteressen neue Herausforderungenzu. Die traditionellen Formen der Ansiedlungs-und Gründungsförderung erreichen dieInteressen- und Problemlagen dieser Unterneh-men nur bedingt. Wesentlich ist hier die Nähe zuInstitutionen der Spitzenforschung und ent-sprechend ausgebildetem und wissenschaftlichqualifiziertem Personal. Staatliche Innovations-politik wie auch die Bedeutung verschiedeneranderer für die Standortbildung relevanter Poli-tikbereiche (z.B. Bildungs- und Hochschulpolitik)nehmen für diese sich neu bildenden, deutlichregionalisierten Unternehmens- und Innova-tionsarrangements eine zentrale Rolle ein.

Damit sind gleichzeitig zwei wesentliche Verän-derungen für die Bedingungen politischerGestaltung dieser Entwicklungen berührt:

– Es kommt zur Bildung von Clustern aus Un-ternehmen, die einerseits ihren Erfolg ausforschungsintensiven Aktivitäten und beson-ders nachgefragten Kompetenzen ziehen (vs.kostengünstigen Produktionsbedingungen) undandererseits wegen dieser starken,kompetenzbasierten Position kaum einergemeinsamen Interessenvertretung bedürfen.Damit gilt es zu überprüfen, inwiefern es zuVeränderungen des traditionellen Organisa-tionsmuster der betroffenen Industrien kommt.

– Mit dem Auftreten neuer Arbeitnehmer-schichten, die sich durch hohe und höchsteQualifikationen, häufig durch Beteiligungs-formen an der Unternehmensentwicklung undgegenwärtig durch eine besonders günstigeArbeitsmarktsituation auszeichnen, stellen sichauch hier neue Fragen hinsichtlich dertraditionellen Formen der Interessenvertretung.Diese müssen ebenso überprüft werden, wiees ausgewählter zusätzlicher Angebote andiese neuen und hochqualifiziertenArbeitnehmer bedarf.

Hinsichtlich dieser neuen Entwicklungen ist es vongrundlegender Bedeutung, den Innovations-prozess zu erfassen und die Veränderungenfrühzeitig zu erkennen. Bei diesen Tendenzenvariieren die Industrien, Technologien undStandorte in hohem Maße. Spezialisierungsfelder,Beziehungen und Auswirkungen auf dieReferenzindustrien, Standortarrangements,Qualifikationsanforderungen und Möglichkeitender politischen Einwirkungen auf Entwicklungenweichen deutlich und in systematisierbarenZusammenhängen voneinander ab.

Die Bedingungen und Zusammenhänge derUnternehmensentwicklung spielen hierbei einewichtige Rolle. Im Bereich der Biotechnologieleisten die kleinen Unternehmensneugründungenwegen ihrer Forschungsintensität neue Beiträgezu Prozessen technologisch-industrieller Innova-tion, wie sie gleichzeitig eine neue Form internerStrukturen und einen Bezug zu neuen Arbeit-

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nehmerschichten darstellen. Ziel dieser Unter-nehmen ist in zunehmendem Maße das Erzielenvon Forschungsergebnissen, die für Großunter-nehmen von Bedeutung sind (z.B. bei der Gen-technik und hinsichtlich der Pharmaindustrie). Indiesem Sinne gliedern sie sich in die Innova-tionskette ein und leisten von ihrem Standort auswesentliche Beiträge zum Innovationsprozess.Gleichzeitig bestehen aber auch in einigenAnwendungsfeldern die Orientierungen auf Spe-zial- oder Kleinserienproduktion (z.B. Bioinstru-mente) fort. Diese Position in den Innovations-und Wirtschaftsprozessen verleiht diesenUnternehmen wegen der Nachfrage nach ihrenErgebnissen und Produkten und der (noch)unterentwickelten Konkurrenzsituation unterein-ander scheinbar die Möglichkeit, ihre Interessenweitgehend außerhalb gemeinsamer Interessen-vertretung wahrzunehmen.

Gleichzeitig kommt es zu deutlichen undbisweilen extremen Steigerungen der Qualifika-tionen der Arbeitnehmer und entsprechendenVeränderungen der Belegschaftsstrukturen. Diehäufig anzutreffenden Unternehmensbeteiligun-gen der Beschäftigten weisen auf einen anderenZusammenhang in diesen Betrieben und auf dieneuen Arbeitnehmerschichten hin. Aber auch fürdiese neueren Bereiche der wirtschaftlichenEntwicklung (new economy) ist die Vertretung vonArbeitnehmerinteressen und die Beziehung zuden neuen Arbeitnehmerschichten wesentlich: mitzunehmendem Alter verändern sich dieLebenslagen der Beschäftigten und mit zuneh-mendem Reifungsprozess der Technologie ver-ändert sich auch die aktuelle Arbeitsmarktsituationdieser Arbeitnehmer. Es bleibt aber in jedem Falledie Tendenz zu steigender Qualifikation undwachsenden Qualifikationsanforderungen an dieArbeitnehmer. Eine Gestaltung dieses Bereichesder Wirtschaft ist deshalb gerade wegen derwachsenden zukünftigen Bedeutung wichtig.Dabei gehen die Vertretungsarrangements derGewerkschaften über die betrieblichen Situationenhinaus und reichen deutlich in die Bereiche derIndustrie-, Innovations- und Qualifizierungspolitikhinein.

Die politische Gestaltung erfordert auch indiesem Bereich weiterhin einen Diskurs mit denBeteiligten und Betroffenen aus dem Wirtschafts-und Arbeitsleben. Ein sinkender Orga-nisationsgrad der Sozialpartner würde das tradi-tionelle Muster der Politikfindung, -formulierungund –umsetzung nachhaltig erschweren. Es wirdaber in diesem Zusammenhang auch immerdeutlicher, dass eine Diskussion zunehmenddurch die Kompetenz der Diskursteilnehmergeprägt wird und erst auf dieser Grundlage eineBeteiligung an den Entscheidungsprozessen

möglich wird: Die qualifizierte Interessenvertretungund die Einwirkung auf die politische Gestaltung indiesem Bereich setzt eine profunde Kenntnis derProblemlagen voraus.

Dabei fällt auf, dass die verschiedenen Bio-Regios in Deutschland auch in ihren Konzeptionenund Orientierungen deutlich unterschiedlich sind.Angesichts der spezifischen Entwicklungen undOrientierungen der BioRegios auf unterschiedlicheindustrielle Sektoren können Erfahrungen kaumübertragen werden. Andererseits liegenvergleichbare Entwicklungen in anderen Ländernan den jeweiligen Innovationsinseln derBiotechnologie vor: ähnliche Zusammenhängebestehen bei den angestrebten biotechnologischbasierten industriellen Anwendungen undUmsetzungen, bei den Dynamiken derUnternehmensgründungen sowie deren Einbezugin Innovationsketten kommt es zu vergleichbarenTendenzen und auch beim Entstehen neuerArbeitnehmerschichten liegen ähnlicheZusammenhänge vor.

Staatliche Politik sieht sich deshalb in ver-schiedener Hinsicht vor neuen Konstellationen.Die Innovationsprozesse sind zwar einerseitsgrundlegend neuer Art und unmittelbar aus wis-senschaftlicher Forschung resultierend, anderer-seits knüpfen sie aber (z.B. im Unterschied zurMikroelektronik) an bestehende Industriestruktu-ren an. Daraus ergeben sich mit Blick auf denInnovationsprozess und die Mitwirkung derbetroffenen gesellschaftlichen Interessen unter-schiedliche Konstellationen für den Prozesspolitischer Gestaltung:

– Der Innovationsprozess kann nur dann öko-nomisch erfolgreich sein, wenn es gelingt,Kompatibilitäten zwischen wissenschaftlich-technischem Fortschritt und den Adaptions-fähigkeiten der Referenzindustrien herzustellenoder aber – eher die Ausnahme – auf derGrundlage neuer Forschungsresultate ingänzlich neue Bereiche mit möglichen neuenIndustrien vorzustoßen.

– Die bestehende politische Kommunikations-struktur der Interessenvertretung muss auchangesichts solcher neuer Tendenzen weiterhinihre Leistungsfähigkeit aufrecht erhalten, diegegenwärtig auf sich verändernde Bedeu-tungen der organisierten Interessenvertretungbei forschungsbasierten Unterneh-mensneugründungen (Unternehmens-verbände) sowie bei den dort beschäftigtenhoch- und höchstqualifizierten Arbeitnehmern(Gewerkschaften) hinweisen.

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ie Entwicklung im sogenannten Chemie-dreieck gilt im Rahmen der wirtschaftspoli-tischen Diskussion über den Transformations-

prozess in Ostdeutschland allgemein als einPositivbeispiel für eine industriepolitisch gestützteNeustrukturierung von Branchen und Regionen.Im Unterschied zu anderen Traditionsbranchendes Landes, deren Zukunft nach wie vor ungewissist, kann man heute davon ausgehen, dass nachder erfolgreich verlaufenen Privatisierung und demEngagement internationaler Großunternehmenwie Bayer, Elf Aquitaine oder Dow Chemical dieChemische Industrie als wichtiger industriellerKern in Sachsen-Anhalt weiter existieren wird.

Schon seit längerem ist die ChemischeIndustrie mit überdurchschnittlichen Umsatz-steigerungen ein Wachstumsmotor für die Ent-wicklung des Verarbeitenden Gewerbes inSachsen-Anhalt. Auch der lange Zeit trotzUmsatzzuwächsen noch anhaltende negativeBeschäftigungstrend – Folge der parallel zumNeuaufbau noch erfolgenden Stillegungenunrentabler Produktionslinien und der auf hohemAutomatisierungsniveau produzierendenNeuanlagen – ist mittlerweile gestoppt und ineinem leichten Aufwärtstrend übergegangen.Weitere neue Produktlinien, Firmenansiedlungenund die geplante Ausweitung von Forschungs-aktivitäten lassen auf zusätzliche Beschäfti-gungseffekte schon in der näheren Zukunft hoffen.

In einem Bundesland, das wie kein anderesder neuen Länder vom Wegbrechen der altenIndustriestrukturen betroffen ist und das seitJahren die höchste Arbeitslosigkeit aufzuweisenhat, ist diese Entwicklung zweifellos als in-dustriepolitischer Erfolg zu verbuchen. DerRückblick auf die ereignisreichen 10 Jahre nachder Wiedervereinigung bot in letzter Zeit immerwieder Anlass, die positiven Ergebnisse derRestrukturierung an den Chemiestandorten beientsprechenden Veranstaltungen und Ausstel-lungen hervorzuheben. Dabei ist allerdings

durchgängig zu bemängeln, dass die entschei-denden Anteile, die den Arbeitnehmervertretungenan dieser Entwicklung zukommt, kaum nochgewürdigt werden.

Ziel des Projektes ist es, die Aktivitäten derMitbestimmungsträger zur Sicherung einerZukunftsperspektive für die Chemieregion imSüden Sachsen-Anhalts chronologisch aufbereitetunter Berücksichtigung der wichtigstenIndustriestandorte in einer optisch entsprechen-den Präsentationsform dokumentarischfestzuhalten. Im einzelnen soll dabei eingegangenwerden auf– den Aufbau der neuen betrieblichen und

gewerkschaftlichen Interessenvertretungs-strukturen;

– die Aushandlung und betriebliche Umsetzungdes tariflichen Regelwerks durch die modifi-zierte Übernahme der für die westdeutscheChemie geltenden Tarifverträge;

– die Durchsetzung der Standorterhaltungs-garantie auf politischer Ebene;

– die sozialverträgliche strukturpolitische Bewälti-gung des Personalabbaus in den ehemaligenKombinatsbetrieben durch Mitgestaltunginnovativer arbeitsmarktpolitischer Lösungen(Sanierungsprojekte, ABS-Gesellschaften,Förderfonds Chemie,Qualifizierungsförderwerk Chemie);

– die Einflussnahme auf die betrieblichen undstandortbezogenen Restrukturierungsprozesseund Privatisierungsverhandlungen;

– das Engagement in der Personal- undOrganisationsentwicklung der neustrukturierten bzw. neu angesiedelten Betriebe,insbesondere in der beruflichen Erstausbildungund Weiterbildung.

Die Dokumentation soll in einem ersten Teil jeneAktivitäten und thematischen Aspekte darstellen,die für die Entwicklung im Chemiedreieck

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insgesamt typisch gewesen sind. In einem zweitenTeil soll dann exemplarisch die spezielleEntwicklung an einzelnen Standorten aufgezeigtwerden.

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as Wirtschaftswachstum in den neuenBundesländern liegt seit 1997 unter dem deralten Länder, die West-Ost-Schere hat sich

wieder geöffnet. Der Angleichungsprozess ist insStocken geraten, es ist nicht absehbar, ob undwann sich die Schere wieder schließt. DieWirtschaft der neuen Länder verharrt damit in ihrerschweren strukturellen Schwäche mit extremerArbeitslosigkeit und hohem staatlichenTransferbedarf.

Sollte dieser Zustand anhalten, stellt sich einökonomisch, sozial und politisch außerordentlichungünstiges Szenario ein: Die Folgekosten derVereinigung fallen sehr hoch aus, der Län-derfinanzausgleich wird auf lange Sicht an dieGrenzen der Belastbarkeit herangeführt; dieChancen auf einen sich selbst tragenden Auf-schwung, auf eine dynamische Re-Industrialisie-rung werden unwiderruflich verloren; im Falleeiner gesamtwirtschaftlichen Rezession entstehenin Ostdeutschland schwer beherrschbareökonomische und politische Probleme; dieOsterweiterung der EU wird auf massive Vorbe-halte stoßen; die sozialen und mentalen Differen-zierungen innerhalb Ostdeutschlands sowiezwischen West und Ost werden erheblichzunehmen.

Daher stellt sich die Frage, ob eine zweiteInvestitionsoffensive in den nächsten Jahrennotwendig und möglich ist, und wenn ja, wie sie zugestalten und zu finanzieren ist.

In dem hier vorgeschlagenen Forschungsprojektsollen die folgenden Fragenkomplexe untersuchtwerden:(1) Diagnose der gegenwärtigen Situation und

Status-quo-Szenario: Handelt es sich um einevorübergehende Stockung, die nach dem„Gesundschrumpfen“ der Bauwirtschaft durcheine dynamischere Entwicklung abgelöst wird,getragen von einer kraftvollen Entwicklung desverarbeitenden Gewerbes? Oder ist von einerdauerhaften Strukturschwäche auszugehen?Was sind die Maßstäbe für die Bewertung derhohen Unterbeschäftigung bei einem

Arbeitsvolumen, das nahezu dem der altenBundesländer entspricht (je Einwohnergerechnet)? Ist gegen Ende dieses Jahrzehntsmit einer „Normalisierung“ am Arbeitsmarkt zurechnen?

(2) Abschätzung eines zweiten Szenarios: Ein-frieren der Reallöhne für einige Jahre undweitere Spreizung der Lohnstruktur durchÖffnung der Tarifverträge: Von diesem Sze-nario werden von der Mehrheit der sich mitOstdeutschland befassenden Ökonomen eineVerbesserung der Arbeitsmarktlage, höhereprivate Investitionen und ein stärkerer Struk-turwandel zugunsten der Dienstleistungenerwartet.

(3) Alternativ-Szenario: Investitionsoffensive füretwa fünf Jahre in den Bereichen öffentlicheInfrastruktur und verstärkter Wirtschaftsför-derung zur besseren Nutzung endogener undMobilisierung zusätzlicher exogener Investi-tionspotentiale. Was die Infrastrukturlückenangeht, so sollen die wichtigsten identifiziertund Finanzierungsoptionen vor dem Hinter-grund der schwachen Finanzlage der neuenLänder dargestellt werden.

(4a)Möglichkeiten der Veränderung desregionalpolitischen Förderinstrumentariums fürdie neuen Länder zur Mobilisierung exogenerPotentiale: Dies impliziert eine Analyse derGemeinschaftsaufgabe „Verbesserung derregionalen Wirtschaftsstruktur“, der Nutzungvon EFRE und ESF, der Veränderungen in derRegionalförderung, die im Zuge der EU-Osterweiterung zu erwarten sind.

(4b)Stärkere Ausrichtung der regionalenWirtschaftsförderung auf endogene Potentiale:regionale Wertschöpfungsketten, Netz-werkbildung, Stärkung endogener Potentiale,Verzahnung mit regionaler Forschungs- undTechnologiepolitik.

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Verschiedene Handlungsoptionen werden einemStatus-quo-Szenario gegenüber gestellt undverglichen, wobei ihre Risiken und ihre zuerwartenden volkswirtschaftlichen Kosten ein-bezogen werden sollen, ebenso ihre Durchset-

zungschancen. Abschließend werden Hand-lungsempfehlungen formuliert. Nicht intendiert istdie Ausarbeitung konkreter Politikprogramme.

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as Forschungsprojekt wendet sich der Praxisder Interessenregulation von hochquali-fizierten Angestellten in klein- und

mittelständischen Unternehmen der "NewEconomy" zu. Im Mittelpunkt stehen Fragen zurberuflichen Interessenorientierung derBeschäftigten, den neuen Formen derMitbestimmung und der Unternehmenskultursowie die Frage nach der aktuellen wiezukünftigen Rolle der kollektiven Interes-senvertretung im kleinbetrieblichen Bereich. DieAnalyse soll sowohl unter den Bedingungen derAbwesenheit wie der Existenz der traditionellenInstitutionen und Akteure der Mitbestimmung inzwei Betriebstypen (selbständige "Eigentümer"-Unternehmen sowie konzernabhängige, ausge-gliederte Betriebe mit einer Beschäftigtenzahl von20 bis 150 Mitarbeitern) im Sektor derInternettechnologie erfolgen.

Die explorative Studie verbindet qualitative undquantitative empirische Forschungsmethoden undwird in einem zweistufigen Verfahrendurchgeführt. Im ersten Schritt wird mit Hilfeleitfadengestützter, problemzentrierter Interviewsmit Unternehmensverantwortlichen, betrieblichenInteressenvertretern (soweit vorhanden) undBeschäftigten (mindestens 40 Gespräche in 10ausgewählten Unternehmen) dasUntersuchungsfeld geöffnet und ein möglichstvielgestaltiges Bild des Untersuchungsge-genstandes erstellt. In der zweiten Projektphasewerden die Ergebnisse der ersten Befragung zurweiteren Verifizierung in einen standardisiertenFragebogen überführt, der via Internet einermöglichst großen Anzahl der Mitglieder der

Untersuchungsgruppe zugänglich gemacht wird(angestrebter Rücklauf: > 500 Antwortende).

Das Vorhaben möchte damit den derzeitigenKenntnis- und Forschungsstand über den Wandelder Arbeit im kleinbetrieblichen Feld erweitern undeinen Beitrag zur Analyse der aktuellen Arbeits-und Beschäftigungssituation in diesem Sektor derIT-Branche leisten. Ziel des Projekts ist es,mögliche neue interessenpolitische Konfliktzonennäher auszuleuchten. Hierbei wird auf dieimmanenten Widersprüche der neuen Formen derArbeitsorganisation hinsichtlich der Arbeits- undBeschäftigungsbiographie einer Gruppe vonArbeitnehmern fokussiert, deren Bedeutung für dieweitere Entwicklung der Arbeitsbeziehungen undeine in die Zukunft weisende Arbeitspolitik immerwichtiger wird. Es wird nach den betrieblichenHandlungsbedingungen und persönlichenZielsetzungen der Beschäftigten fragen, diesowohl für die Herausbildung gewählterInteressenvertretungen, wie auch für diezukünftige Ausgestaltung verbindlicherdemokratischer Mitbestimmungsstrukturenrelevant sind.

Auf der Grundlage der gewonnenen For-schungsergebnisse sollen gemeinsam mit denbeteiligten Kooperationspartnern (Betriebsräte undGewerkschaftsvertreter) Lösungskonzepte undMaßnahmenvorschläge entwickelt werden, diegeeignet sind, die Institutionen und Akteure derMitbestimmung mit Blick auf ihre zukünftigeGestaltungs- und Dienstleistungsfähigkeit imkleinbetrieblichen Bereich der "New Economy" zustärken.

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Mitbestimmung im Wandel – Solidarität in der Arbeit________________________________________________________________ !"#$%&''('%)*+ !"#$%&'()'"*+,'%+-%.$/#&0+'"1+2/"3455$"&&/#'6#/4"

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ie Branche des privaten Rundfunks und derFilm- und Fernsehproduktion (AV-Produktion)gilt als dynamische Wachstumsbranche mit

steigenden Umsätzen und zunehmenderBeschäftigungsquote. Genauere Daten über dieArbeitsbedingungen sowie die Einkommenssi-tuation der dort - häufig in kleinen bzw. Kleinst-betrieben - Arbeitenden, darunter viele Freie bzw.„auf Produktionsdauer“ Beschäftigte, lagen bislangjedoch nicht vor. Im Herbst 2000 wurde daher vonder Hans-Böckler-Stiftung eine bundesweiteBeschäftigtenbefragung unterstützt, die imRahmen einer Kooperation mit demBranchenprojekt connexx.av von Wissenschaftlernder AG BiB (Arbeitsgemeinschaft Befragungen imBetrieb) durchgeführt wurde. Die Umfrage stießauf eine sehr positive Resonanz bei denBeschäftigten. Über 1.000 Beschäftigte beteiligtensich an der umfangreichen Erhebung, wasinsbesondere aufgrund der schwierigenBranchenbedingungen (zahlreiche kleinereBetriebe, viele schwer erreichbare Beschäftigteohne festen Arbeitsplatz, kaum ausgeprägteStrukturen der Interessenvertretung usw.)beachtlich war.

Die Auswertung der Erhebung lieferteumfangreiches Datenmaterial zur Tätigkeits-struktur, zu Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit,Einkommenssituation sowie zu Einschätzungenund Meinungen der Beschäftigten (u. a. zuGewerkschaften, Beteiligung, Arbeitsbelastungenusw.), das in einem ca. 400-seitigenAbschlußbericht in Form tabellarischer Über-sichten und grafischer Abbildungen vorgelegtwurde. Wegen der Vielzahl der Auswertungser-gebnisse konnten bislang nur einige zentraleResultate der Befragung veröffentlicht werden, u.

a. in einer Präsentation auf den MedientagenMünchen sowie auf den Internetseiten vonconnexx.av. Diese Veröffentlichungen führten zuvielen Anfragen durch Beschäftigte, Wissen-schaftler und die interessierte Fachöffentlichkeit,die sich an die connexx-MitarbeiterInnen, diebeteiligten Wissenschaftler und die zuständigenGewerkschaften richteten und zu weiterenBerichten in den Medien führten. Nicht zuletztnahmen im Rahmen der Befragung knapp 500Befragte die Möglichkeit in Anspruch, weitereInformationen über die Befragungsergebnisse unddas Projekt connexx.av schriftlich anzufordern.Die geplante Kurzstudie zielt in diesemZusammenhang daher darauf ab, dievorliegenden Daten weiter zu analysieren, zustrukturieren und in einer praxisorientiertenKommentierung in Form eines Textentwurfs füreine Broschüre aufzubereiten, die sich an dieZielgruppe der Medienschaffenden im privatenRundfunk und die Fachöffentlichkeit richtet.Darüber hinaus sollen die Arbeitserfahrungen ausdem connexx.av-Projekt an den MedienstandortenKöln, München, Hamburg und Berlin aufbereitetwerden. Da der privaten Medienbranche eineVorreiterrolle bei der Auflösung klassischerBerufsbiografien und Arbeitsbedingungenzugeschrieben wird, ist damit zu rechnen, dass dieErgebnisse der Studie auch für andere Branchen,Unternehmen und Gewerkschaften vonBedeutung sein werden u. a. mit Blick auf neueStrategien und Alternativen zur traditionellenMitbestimmung bzw. Interessenvertretunginsbesondere im Bereich der New Economy.

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Modernisierung des öffentlichen Sektors________________________________________________________________ !"#$%&''('%)*+ !"#$%&&'(&(#)*+,++)-&'.,+'*'(&(#)/)!"00%#,1(

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1. AusgangslageMit Wettbewerb soll das Neue Steuerungsmodellin den Kommunen „unter Strom“ gesetzt werden.Das gilt insbesondere für kommunaleEinrichtungen wie etwa Regiebetriebe oderEigenbetriebe bzw. eigenbetriebsähnliche Ein-richtungen, die Bürgerdienste und verwaltungs-interne Serviceleistungen erbringen, die auch vonprivaten Unternehmen angeboten werden, z. B.Gebäudereinigung, Grünflächenpflege,Bauunterhaltung, Abfallbeseitigung oderStraßenreinigung. Der für diese Einrichtungenimmer wieder erhobenen Privatisierungsforderungstellt das Neue Steuerungsmodell die Forderung„Konkurrieren statt Privatisieren“ entgegen.

Im Projekt sollen die folgenden Formenmarktlichen Wettbewerbs untersucht werden, weilvon ihnen die stärksten Wettbewerbsimpulse unddamit auch die stärksten Legitimationswirkungenerwartet werden können:1. Beteiligung der kommunalen Einrichtungen an

förmlichen Vergabeverfahren der eigenenVerwaltung

2. Beteiligung der kommunalen Einrichtungen anAusschreibungen anderer Verwaltungen

Wenn die kommunalen Einrichtungen wie privateUnternehmen dem Wettbewerb ausgesetztwerden sollen, dann stellt sich als weiteres dieFrage, ob ihnen nicht auch die gleichen Hand-lungsmöglichkeiten eingeräumt werden müssen.Der wichtigste Aspekt in diesem Zusammenhangist folgender:3. Tätigwerden einer kommunalen Einrichtung für

Private (Unternehmen oder Haushalte)

Alle vorstehenden Wettbewerbsformen stoßen aufrechtliche Schwierigkeiten. Deswegen suchenmanche Verwaltungen folgenden Ausweg:

4. Überführung der kommunalen Einrichtungen inbestehende oder neue Eigen- oder Beteili-gungsgesellschaften

Aber auch die Möglichkeiten kommunalerUnternehmen, zum einen außerhalb der eigenenGemeindegrenzen tätig zu werden oder sich zumanderen gegenüber privaten Auftraggebern„wirtschaftlich“ zu betätigen, sind gemäß dendeutschen Gemeindeordnungen äußerst begrenzt.Zusätzlich entstehen zahlreiche neue Probleme,u.a. des Personalübergangs in privatrechtlicheBeschäftigungsverhältnisse oder der bislangungelösten politischen Steuerung dieserBeteiligungen.

2. Kernfragen der UntersuchungIn der Vorstudie sollen folgende Kernfragenbeantwortet werden:a) Ist die oben getroffene Diagnose der

Rechtslage zutreffend oder gibt es schon heutegangbare Wege für kommunale Einrichtungen,sich am marktlichen Wettbewerb zu beteiligen?

b) Welche Trends sind in der Zukunft in rechtli-cher Hinsicht zu erwarten, insbes. bei derWeiterentwicklung des EU-Rechts? Wird bspw.die Ausschreibungspflicht bestimmterkommunaler Leistungen kommen und werdensich kommunale Einrichtungen an Aus-schreibungen der eigenen Verwaltung betei-ligen können?

c) Welche Probleme und Zukunftsperspektivenstellen sich für die Beschäftigten von kom-munalen Einrichtungen sowie für deren Per-sonalvertretungen im Hinblick auf diegeschilderte Problemlage?

d) Wie ist die derzeitige faktische Lage im Hin-blick auf die Wettbewerbsteilnahme vonkommunalen Einrichtungen an Ausschrei-bungen einzuschätzen, z.B. im Hinblick auf

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Verbreitung, praktische Verfahrensweisen,Erfahrungen (auch: Quoten der „Gewinner“ vonAusschreibungen) und Probleme?

e) Welche Empfehlungen sind für die zukünftigeModernisierungspolitik gegenüber demGesetzgeber, aber auch gegenüber denKommunen, ihren Verbänden sowie gegenüberden Gewerkschaften abzugeben? Welcherechtlichen Lösungen bieten sich bereits heuteund welche wären im Hinblick auf die Stärkungder Wettbewerbsfähigkeit von kommunalenEinrichtungen für die Zukunft im Rahmen vonrechtlichen Änderungen einzufordern?

3. Anwendungsnutzen/Transfermöglichkeiten

Die Studie soll Argumentations- und Arbeitshilfenfür eine verbesserte Steuerung und damit dieExistenzsicherung kommunaler Einrichtungenliefern, die unter Privatisierungsdruck stehen.Dabei sollen Orientierungshilfen für dieBeschäftigten dieser Einrichtungen und die Per-sonalvertretungen gegeben werden. Perspekti-visch soll der Veränderungsbedarf von rechtlichenRahmenbedingungen auf EU-, Bundes- undLänderebene (Legislative und Exekutive) aufge-zeigt werden.

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Zukunft des Sozialstaates________________________________________________________________ !"#$%&''('%)*+ !"#$%$&'()*+,-)%&.'(.,/*0.*1)2),&34/),*$,*5),

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ie Sozialberichterstattung des SFZ istbemüht, vor allem der Spezifik und derhistorischen Dimension der

Transformationsprozesse in den neuenBundesländern Rechnung zu tragen. Vonbesonderer Bedeutung ist dabei auch, daß siegetragen ist von den wissenschaftlichenKenntnissen der am SFZ tätigen ostdeutschenWissenschaftler über Verhältnisse und Prägungenin der ehemaligen DDR und deren Nachwirkungenseit der deutschen Vereinigung.

Folgende Thesen sollen im Rahmen des„Sozialreports 2001“ durch die Ergebnisse derempirischen Untersuchung - analog der Unter-suchung 2000 - bestätigt, untersetzt oder ver-worfen werden:– Die Gesamtbewertung zur Lebenslage und den

Lebensverhältnissen in den neuen Bun-desländern wird in zunehmendem Maße durchsteigende Zufriedenheiten und wachsendeBefürchtungen, Sorgen und Ängste beeinflusst.Beide Entwicklungen prägen die Bewertungen.Eine z.T. vorhandene kritische Distanz zumVereinigungsprozess und zur sozialenMarktwirtschaft resultiert auch aus diesemwidersprüchlichen Prozeß.

– Die nach 1990 zunächst eingetretenenWohlfahrtsgewinne und deren positiveBewertung werden durch eine zunehmend

kritische Betrachtung in einzelnen Lebensbe-reichen ergänzt. Bestimmend für Verände-rungen sind zunehmend Arbeitslose und inarbeitsmarktpolitischen Maßnahmen Tätige.Veränderungen im ZufriedenheitsvergleichGegenwart - Vergangenheit sind nicht alsneues DDR-Verständnis (Nostalgie), sondernals Resultat sich heute ändernder Strukturen,insbesondere des wachsenden Gewichtes desOst-West-Vergleiches zu verstehen.

– In der Wertstruktur ist der Stellenwert derArbeit bei Frauen und Männern ungebrochenhoch. Integration bzw. Ausgrenzung aus demErwerbsleben - vor allem für Frauen - sindbestimmend für subjektive Befindlichkeiten undWohlfahrtsbewertungen.

– Arbeitslosigkeit ist für über die Hälfte allerBürger zwischen 18 und 60 Jahren in denneuen Bundesländern bereits zur eigenenErfahrung geworden. Arbeitslosigkeit wird inzunehmendem Maße als systemimmanent fürdie Marktwirtschaft und nicht vorrangig alsErgebnis der vergangenen Entwicklungverstanden. Die Akzeptanz, schlechtereArbeitsbedingungen für den Erhalt einesArbeitsplatzes in Kauf zu nehmen, ist hoch. DieErwartungen auf Verbesserung im BereichArbeit sind zunehmend im Sinken.

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Bisheriges Ergebnis :

Sozialreport / Sozialwissenschaftliches Forschungszent-rum Berlin-Brandenburg (Hrsg.)Sozialreport II/2001 + Sonderheft 1/2001:Bundeshauptstadt Berlin. Arbeitslosenquoten - Berlin,2000.

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2. Ergebnisseaus abgeschlossenenForschungsprojekten

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n der Expertise werden an Hand fünf zentralerFragestellungen der Stand der wissenschaftli-chen Diskussion zur Zukunft der Arbeit unter-

sucht, die prägenden Diskussionsbeiträgebewertet und eigene Positionen begründet.

Ende der Arbeitsgesellschaft oder wachsendeBedeutung der Erwerbsarbeit?Seit längerem schon wird von verschiedener Seitedie These vertreten, daß der Gesellschaft dieArbeit ausgehe. Verbunden ist dies mit Vor-schlägen, andere Tätigkeiten gleichrangig nebendie Erwerbsarbeit zu stellen und Arbeit insgesamtneu zu definieren. Grundlage für diese These istdie Annahme, daß die Arbeit auf Grund vonTechnikeinsatz und organisatorischenVeränderungen von immer weniger Menschenverrichtet werden wird, weil das notwendigeArbeitszeitvolumen abnimmt. Das ist in einigenLändern tatsächlich der Fall, in anderen nicht. Esist allerdings möglich durch Arbeitszeitverkürzungein sinkendes Volumen auf mehr Köpfe zuverteilen und damit ein Anwachsen derArbeitslosigkeit zu verhindern oder garBeschäftigung aufzubauen. Dafür gibt es Bei-spiele.

Darüber hinaus wird unterstellt, daß die Mengeder Waren und Dienstleistungen, die eineGesellschaft braucht, sich nicht verändert, eineSättigung vorhanden ist. Das unterschlägt einewachsende Nachfrage nach sozialen undkulturellen Dienstleistungen, die bei erhöhterKaufkraft noch anwachsen würde.

Auch aus Sicht der Menschen ist eine Ver-abschiedung von der Erwerbsarbeit nicht fest zustellen. Die Erwerbsbeteiligung der Männer inDeutschland ist unverändert hoch, ebenso die derostdeutschen Frauen, während die derwestdeutschen Frauen wächst und ein Endedieses Trends nicht absehbar ist.

Erosion des Normalarbeitsverhältnisses?

Die Debatte vom „Ende des Normalarbeits-verhältnisses (NAV)“ betrifft nicht nur die Inter-pretation tatsächlicher Veränderungen imBeschäftigungssystem, sondern vor allem auchdie Frage, ob das NAV zukunftsfähig und ver-teidigenswert ist.

Das NAV war im letzten Jahrzehnt - geht manvon den der unbefristeten Vollzeitbeschäftigtenaus - stabil. Die absoluten Zahlen haben sichwenig verändert. Allerdings wurde es durchandere Beschäftigungsformen, etwa Teilzeitarbeitund Befristungen ergänzt, die den Menschen auchgewisse Wahlfreiheiten bieten können.

Parallel dazu unterliegt das NAV einem quali-tativen Wandel, der durch sechs Faktorenbeeinflußt wird: Flexibilisierung der Produkt-märkte, steigende Erwerbstätigkeit von Frauen,Vermischung von Arbeit und Bildung, ein ver-bessertes Bildungsniveau der Erwerbstätigen, dieRegulierung oder Deregulierung desArbeitsmarktes und die Beschäftigungssituation.Diese Faktoren verursachen keinen Automatis-mus, ihr Wirken ist vielmehr von politischenGrundentscheidungen abhängig.

Das sozialstaatliche Arrangement des NAVdient dem sozialen Schutz der Arbeitskraft. DieAutorInnen plädieren dafür, diese Schutzfunktionzu erhalten, das NAV allerdings den neuenBedingungen und veränderten Lebensentwürfender Beschäftigten entsprechend anzupassen.

Arbeitszeitpolitik: Erosion oder Erneuerungeines gesellschaftlichen Standards?Der Regulierung der Arbeitszeit wird vonverschiedenen Seiten ein baldiges Ende voraus-gesagt. Empirisch kann das nicht belegt werden,allerdings ist an zwei Polen ein „Ausfransen“ zubeobachten. An dem einen Pol sind Männer mitstark nachgefragten Qualifikationenüberrepräsentiert. Sie arbeiten in überlangenArbeitszeiten. Am anderen arbeiten Frauen inextrem kurzen Arbeitszeiten. Dahinter steht nichtzuletzt eine traditionelle Rollenzuweisung derGeschlechter.

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Die AutorInnen plädieren für einen Arbeits-zeitstandard, der von einer gleichrangigenErwerbstätigkeit von Männern und Frauen aus-geht. Dies entspricht den Wünschen derBeschäftigten. Eckpunkte eines künftigenArbeitszeitstandards wären: eine Begrenzung derArbeitszeit nach oben und nach unten, eineSenkung des Vollzeitstandards und die Schaffungvon Wahlmöglichkeiten unterhalb des Voll-zeitniveaus bei möglicher Variabilität im Verlaufdes Erwerbslebens.

Lohnspreizung und NiedriglohnsektorMit Blick auf die Forderung nach Einführung einesNiedriglohnsektors entpuppt sich dieser als eineArt Wunderwaffe gegen verschiedene Übel dieserZeit: So würden - wie in den USA - eineJobmaschine geschaffen, benachteiligte Gruppenin den Arbeitsmarkt integriert, den Sachzwängendes globalisierten Weltmarkts Rechnung getragenund schließlich die deutsche Dienstleistungslückegeschlossen.

Studien über den Zusammenhang vonBeschäftigungsentwicklung und Einkommens-entwicklung können einen solchen nicht belegen.Der Beschäftigungszuwachs in den USA geht aufandere Ursachen, vor allem eine andereMakropolitik, zurück. Die Vermutung, daß geringQualifizierte von einem Niedriglohnsektorprofitieren, haben Untersuchungen der ILO undder OECD ebenfalls widerlegt. Das Gegenteil istder Fall. In Ländern mit geringerer Lohnspreizungist die Arbeitslosenquote gering Qualifizierterniedriger als in den USA und Großbritannien. Undauch die Dienstleistungslücke könnte - soverschiedene Untersuchungen - durch einenNiedriglohnsektor nicht geschlossen werden.

Für eine erfolgreiche wirtschaftliche undsoziale Entwicklung, die Beschäftigungsent-wicklung einschließt, ist es kontraproduktiv, Politikauf eine Größe - Lohnspreizung - zu reduzieren.

Die Alternative liegt in einer integrierten Strategie,die viele Felder - insbesondere Bildung undFörderung von Innovation - einbezieht.

TertiarisierungIm Zusammenhang mit der Debatte über einesogenannte „Dienstleistungslücke” wird heftigdarüber gestritten, ob es eine solche„Dienstleistungslücke” in Deutschland tatsächlichgibt oder nicht. Dieser Streit entpuppt sich beinäherem Hinsehen zumindest teilweise alsScheinkontroverse, da die Autoren von unter-schiedlichen Indikatoren ausgehen. DieAutorInnen zeigen, daß eine Analyse derDienstleistungsbeschäftigung mit ganzunterschiedlichen Indikatoren vorgenommenwerden kann, die zu unterschiedlichen Inter-pretationen über den Grad der Tertiarisierungführen (können).

In allen Industrieländern ist der Dienst-leistungsbereich der beschäftigungsstärksteSektor. Gleichzeitig findet eine Tertiarisierung dessekundären Sektors statt, d. h. Dienst-leistungstätigkeiten in der Produktion nehmen zu.Triebkräfte der Tertiarisierung sind die Erhöhungdes Dienstleistungsgehalts in der industriellenProduktion, die Auslagerung vonHaushaltstätigkeiten durch steigende Erwerbs-beteiligung von Frauen, eine Rationalisierungs-resistenz vieler Dienstleistungen, eine wachsendeNachfrage nach hochwertigen Dienstleistungenund eine Professionalisierung ausgelagerterDienstleistungen.

Am Beispiel dreier unterschiedlicher Typen vonDienstleistungswirtschaften wird gezeigt, daß sichländerspezifisch unterschiedliche Strukturen derDienstleistungsbeschäftigung in Abhängigkeit vonden gesellschaftlichen Rahmenbedingungenentwickeln.

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Ergebnis +

Zur Zukunft der Erwerbsarbeit: Eine Positionsbe-stimmung auf der Basis einer Analyse kontroverserwissenschaftlicher Debatten / Gerhard Bosch u.a.Gelsenkirchen, Juli 2001. (Publikation im Erscheinen)

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eltweit sind Gewerkschaften heute in derDefensive. Überall sehen sie sich mitwachsenden Herausforderungen

konfrontiert, sich zu behaupten und ihre Rolle ineiner veränderten Umwelt neu zu bestimmen. Siemüssen neue Aufgaben angehen und neuePerspektiven entwickeln. Wer sind dieGewerkschaften? Wie definieren sie sich im 21.Jahrhundert? Welche Ziele verfolgen sie, welchessind ihre Themen? Und wie wollen sie vorgehen,für wen und mit wem wollen sie streiten undzusammenarbeiten? Ist ihnen die Fähigkeit,Antworten auf solche Fragen zu finden, in denletzten Jahren abhanden gekommen? Sofern dieszutrifft: Ist dies von den Gewerkschaften selber zuverantworten oder unvermeidliche Folge einesweltweiten sozioökonomischen Strukturwandels?

Im Frühjahr 2001 hat die HBS zwei Litera-turstudien in Auftrag gegeben, die diese undweitere Fragen zur Zukunft der Gewerkschaftenbearbeiten sollten. Die eine Studie wurde amInstitut zur Erforschung sozialer Chancen (ISO) inKöln erstellt. Unsere Studie bezieht in besondererWeise internationale und vergleichende Literaturmit dem Bezug auf deutsche Gewerkschaften ein.Sie ist fokussiert auf die Funktion derGewerkschaften im deutschen Modell derindustriellen Beziehungen. Die beiden Literatur-auswertungen sind nicht als konkurrierendeStudien konzipiert worden, sondern ergänzeneinander in ihrer jeweils spezifischen Ausleuch-tung der wissenschaftlichen Abhandlungen überdie Perspektiven der Gewerkschaften inDeutschland.

Die in der vorliegenden Studie behandelteinternationale Literatur zum Thema "Zukunft derGewerkschaften" ist außerordentlich breit gestreutund umfasst sämtliche im weitesten Sinne sozial-und wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen.Innerhalb von drei Monaten hat das Autorenteamca. 300 Publikationen in deutscher und englischerSprache zusammengetragen, ausgewertet und dierelevanten Argumente erläutert.

Für die Literaturauswahl wurden folgendeKriterien zugrunde gelegt: Gewerkschaften alshandelnde Subjekte; umfassender sozialwissen-schaftlicher Blickwinkel; internationale und ver-gleichende Perspektive. Hiervon ausgehendwerden zuerst die externen, also von denGewerkschaften nicht verursachten, Herausfor-derungen behandelt, die überwiegend, aber nichtnur, ökonomisch-globaler Art sind. In einemnächsten Schritt werden die externenHerausforderungen als interne Problemlagen derGewerkschaften vorgestellt. Diese sind nachnational bestehendem institutionellem und kul-turellem Kontext verschieden, weisen aber auchinternationale Gemeinsamkeiten auf. Der dritteSchritt geht auf die von den Gewerkschaftenselbst hervorgebrachte oder ihnen von der Wis-senschaft anempfohlene Problemlösungen undzukunftsweisende Reformen auf nationaler undinternationaler Ebene ein. Daraus werdenschließlich Perspektiven und Handlungsoptionender Gewerkschaften in fünf Thesen erörtert:– Inklusive vs. exklusive Solidarität– Soziale Bewegung vs. institutionelle Einbin-

dung– Inter-/supranationale vs. nationale Orientierung– Organisation von Solidarität vs. Dienst-

leistungsunternehmen– Pragmatismus vs. Leitbilder und Visionen

Unsere Thesen beziehen sich auf Handlungs-optionen als Alternativen, zwischen denenbewusst zu entscheiden wäre, nicht nur alsDilemmata, als Trade-offs, bei denen die Zielegleichwertig sind, aber das eine Ziel meist nur aufKosten des anderen zu erreichen ist, so dass inder Praxis pragmatische Abwägungsent-scheidungen zu treffen sowie Ausgleichs- undVerhandlungslösungen zu finden wären. Wirdenken, dass die angestrebte Hauptrichtungalternativ - und damit als Gegenstand einerbewussten politischen Entscheidung derGewerkschaft - definiert werden kann. Das

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bedeutet aber nicht, dass die jeweilsentgegengesetzte Option - etwa „sozialeBewegung vs. institutionelle Einbindung“ mit einersolchen Richtungsentscheidung als „erledigt“ odergar als „gegnerisch/bekämpfenswert“ anzusehenwäre. Sie wäre vielmehr in die gewählteHauptrichtung einzubauen. Die in ihrausgedrückten Probleme und Bedürfnisse wärenzu berücksichtigen - aber im Sinne der gewähltenHauptrichtung. Sie wären in dialektischem Sinne„aufzuheben“.

Die Studie enthält ein umfangreiches Litera-turverzeichnis. Diese und ca. 6.000 weitere Titelsind in der Literaturdatenbank „Gewerkschaftenund industrielle Beziehungen“ der Arbeitsstelle„Nationale und InternationaleGewerkschaftspolitik. Politische Regulierung derArbeitsbeziehungen“ gespeichert. Die Datenbanksteht im Internet unter http://www.fu-berlin.de/gewerkschaften für Recherchen zurVerfügung.

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Ergebnis :

Fichter, Michael; Gester, Jochen; Zeuner, Bodo: Zukunftder Gewerkschaften. Externe Herausforderungen -Interne Problemlagen - Zukunftsoptionen: Eineinternationale Perspektive. Abschlussbericht. Berlin, Juli2001. (Publikation im Erscheinen)

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icht erst im Jahr 2001 wird festgestellt: Diedeutschen Gewerkschaften befinden sich in„schwerem Wasser“. Die ökonomischen,

politischen und sozialen Rahmenbedingungengewerkschaftlichen Handelns sind einem tief-greifenden Wandel unterlegen, der die Bedeutungder „politisch-moralischen Großorganisation“Gewerkschaft so weit in Frage stellt, dass ihreZukunftsfähigkeit und sogar ihre Existenz-berechtigung mit Zweifeln belegt werden. IhreMitgliederentwicklung ist seit einigen Jahrenrückläufig; in der Struktur der Mitgliedschaftzeigen sich erhebliche Lücken, wenn als Vergleichdie Struktur des Arbeitsmarktes herangezogenwird. Die Angemessenheit der gewerkschaftlichenOrganisationsstrukturen wird vielfach in Zweifelgezogen und gerät durch den Mitgliederschwundzusätzlich unter Druck und Handlungszwang;verschiedene Organisationsmodelle mitunterschiedlichen, sich teils widersprechendenZielsetzungen und Entwicklungsperspektivenwerden diskutiert. Das Wertespektrum in derGesellschaft unterliegt einem fortschreitendenWandel, der Ungleichzeitigkeiten offenbart: DasImage und die Werte der gewerkschaftlichenOrganisationen und die Werte und Orientierungenihrer alten und neuen Zielgruppen scheinen nichtmehr kompatibel zu sein.

Im Rahmen einer Literaturstudie werden vor-liegende Ergebnisse aus der neueren Gewerk-schafts- und Organisationsforschung zu denThemenschwerpunkten Mitgliederentwicklung und-struktur, gewerkschaftliche Organisations-strukturen sowie Image, Werte, Orientierungenund Zielgruppen aufbereitet. Ihr Ziel ist es, vor-handenes Wissen zu bündeln, den Debattencha-rakter der Beiträge und Kontroversen zu markie-ren und schließlich die Empfehlungen, die seitensder Wissenschaft an die Gewerkschaften gerichtetsind, auf ihre Kompatibilität bzw.Widersprüchlichkeit hin zu überprüfen und einige

Dilemmata, die sich daraus für dieGewerkschaften ergeben, herauszuarbeiten.

– Die dramatischen Mitgliederverluste, die dieDGB-Gewerkschaften in den neunziger Jahrenhinnehmen mussten, gehen zum großen Teilauf Strukturdefizite in der Mitgliedschaftzurück. Ihre international vergleichsweise nochstarke Position beziehen die deutschenGewerkschaften aus ihrer starken Verankerungim produzierenden Sektor unter dermännlichen Facharbeiterschaft in großbe-trieblichen Strukturen. Diese Stärke erweistsich unter Bedingungen des beschleunigtenStrukturwandels als Schwäche; sie behindertdie Transformation von der Industrie- zurDienstleistungsgewerkschaft mit differenziertenVertretungsstrukturen, um neue Mitglieder undZielgruppen zu erreichen.

– Unter dem Einfluss der Organisationsfor-schung hat sich das Bild von den Gewerk-schaften in der Gewerkschaftsforschunggewandelt und wird der Komplexitätgewerkschaftlicher Organisations- undAnforderungsstrukturen eher gerecht. InAnlehnung an ein Modell, das die Vielfaltdieser Anforderungen in ihren Grundzügenrepräsentiert, werden drei gleichzeitig vor-handene Ebenen unterschieden, denen jeweilsdrei analytische Kategorien zugeordnet sind:die Mitglieder treten sich in drei potenziellenRollen gegenüber – als politischeInteressenten, Kunden und Klienten; die haupt-und ehrenamtlichen Funktionsträger sehensich als politische Akteure, advokatorischeInteressenvertreter und als Dienstleister;beiden Gruppen stehen die StrategieoptionenKonflikt, Kooperation und längerfristigerKorporatismus zur Verfügung. Mit diesemModell kann gezeigt werden, warum es zueinem Nebeneinander höchst unterschiedlicher

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und widersprüchlicher Anforderungen kommt,warum im zeitlichen Verlauf gewisseAnforderungen in Bedeutung und Gewichtvariieren können, warum strukturkonservativeElemente mit Reformbestrebungen aufanderen Gebieten locker verbunden seinkönnen, und warum es trotz allerReformbestrebungen dennoch zur„überraschenden Robustheit“ gewerkschaft-licher Strukturen kommt. Daraufhin werdenvorhandene Untersuchungsergebnisse zuunterschiedlichen Facetten der gewerk-schaftlichen Organisationsstrukturenzusammengetragen und systematischzugeordnet.

– Das Image der Gewerkschaften ist neuerenUmfrageergebnissen zufolge besser als ihrRuf. Durchweg werden die historischen Leis-tungen der Gewerkschaften als Träger undOrganisator des gesellschaftlichen Zusam-menhalts (sozialintegrative Funktion) und alswichtiges wie legitimes Gegengewicht zurWirtschaft (Funktion des Machtausgleichs)anerkannt. Allerdings bleiben die Gewerk-schaften auch immer mehr hinter den Ideal-vorstellungen ihrer Mitglieder zurück. Umzukunftsfähig zu sein, wird mehr Flexibilität,Konsens und Pragmatismus eingeklagt;gleichzeitig aber sollen sich die Gewerk-schaften ihre Konfliktfähigkeit als Kampfor-ganisation bewahren.

– Ein modernes Verständnis von Solidarität istzwingend an Diskurs wie zugleich an Beteili-

gung und Demokratie gekoppelt. Gefordert isteine „inklusive“ (d.h. nicht ausgrenzende,sondern einschließende), „plurale“ Solidarität,die ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter denimmer heterogener und ungleichergewordenen Mitgliedern und Zielgruppenstiftet, was nur im Diskurs und unter Beteili-gung der Verschiedenen vorstellbar ist. Parti-zipation impliziert ein gewandeltes, emanzi-patorisches Verhältnis von Individuum undOrganisation, in dem den Einzelnen Respektund Wertschätzung entgegengebracht wird.Auch der Grundwert der sozialen Gerechtigkeitist mit neuen Inhalten zu füllen, beispielsweise,indem er mit dem Nachhaltigkeitsprinzip ausdem Ökologiediskurs und/oder dem Wertegalitärer Freiheit und/oder mit neuen,umfassenderen Gleichheitsvorstellungen (etwaim Aus- und Weiterbildungsbereich) verbundenwird. Mit Blick auf die Wertorientierungen vonZielgruppen kristallisiert sich die Empfehlungheraus, dass sich die Gewerkschaften überdas Differenzierungsparadigma hinaus aufeinen Wertepluralismus einzulassen haben,unter dem so konträre Erwartungen undAnforderungen wie Dienstleistung undKundenorientierung einerseits undWertbindung und emanzipatorische Interessenandererseits gleichzeitig zu bedienen sind.

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Ergebnis :

Frerichs, Petra; Pohl, Wolfgang: Zukunft der Gewerk-schaften. Mitgliederentwicklung - Organisationsstruk-turen - Werte und Orientierungen. Literaturstudie. Köln,Juli 2001. (Publikation im Erscheinen)

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nde 1998 wird in Anlehnung an das nationaleBündnis für Arbeit, Ausbildung undWettbewerbsfähigkeit ein kommunales

Bündnis in der Stadtverwaltung Wuppertalgeschlossen. Vertragsparteien sind dieStadtverwaltung Wuppertal und die GewerkschaftÖffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV).

Der Bündnisvertrag umfasst mehrere Maß-nahmenpakete wie etwa zur Ausbildung, Um-verteilung von Arbeit durch Teilzeitarbeit, zuflexibleren Arbeitszeitmodellen, zum Überstun-denabbau oder zur Beschäftigungsförderung. EinSchwerpunkt wird für die ersten zwei Jahre (1999-2000) auf die Umverteilung von Arbeit durchTeilzeitarbeit gelegt. Hierbei geht es darum, dassalle Beschäftigten ohne Nennung von Gründen dieMöglichkeit erhalten, “auf Arbeitszeitanteilebefristet oder unbefristet zu verzichten”. DieStadtverwaltung garantiert, dass die zurVerfügung gestellten Arbeitsanteile wiederbesetztwerden” (Stadtverwaltung Wuppertal/ ÖTV 1998).Dieser Ausschnitt aus dem Rahmenvertrag wurdewissenschaftlich begleitet.

Das Thema “Teilzeitarbeit” oder “flexibleArbeitszeit” ist kein neues Thema und bereits invielfältiger Weise wissenschaftlich bearbeitetworden. Seine ständige Aktualität erhält dasThema durch die ständige Veränderung von Arbeitund Arbeitsorganisation, insbesondere vor demHintergrund des gegenwärtigengesamtgesellschaftlichen Strukturwandels undhier v.a. mit Blick auf die Verwaltungsmoderni-sierung.

Besondere Aufmerksamkeit erhält das“Modellprojekt Teilzeit” im Rahmen des kom-munalen Bündnisses für Arbeit in der Stadtver-waltung Wuppertal deshalb, weil dieVertragsparteien die Wuppertaler Teilzeitmög-

lichkeiten über die gesetzlichen hinaus erweiterthaben, was zunächst ein Attraktivitätsgewinn fürTeilzeitarbeit ist. Damit hätte Teilzeitarbeit nebendem intendierten Ziel der Umverteilung von Arbeitzugleich die Chance einer qualitativen Aufwertungbzw. einer gesellschaftlich längst überfälligen“Neubewertung” der Teilzeitarbeit (gegenüber der“Normalarbeitszeit”) in Wuppertal.

Innerhalb von Organisationen sind unter-schiedliche Akteure und Betroffene angesprochen,die alle gemeinsam eine Teilzeitoffensive tragenmüssen: Teilzeitbeschäftigte, Vollzeitbeschäftigte,Vorgesetzte, OrganisationsvertreterInnen und dieGewerkschaften, insbesondere die ÖTV. Undwenn es um das Thema Teilzeitarbeit geht, bietetsich immer an, den geschlechtsspezifischen Blickgeschärft zu behalten. Es ist somit von einervielschichtigen Interessenkonstellationauszugehen. Wie sich diese innerhalb derOrganisation im Bündniskontext darstellt und wiesie das Projektziel beeinflussen, ist eine zentraleFragestellung.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichenBegleitung sind ernüchternd. Ein auch von denHauptakteuren des Prozesses zugegebenerma-ßen hoch angesetztes Ziel konnte nicht erreichtwerden. Lernen lässt sich allerdings nicht nur ausErfolgsprojekten, sondern auch wenigererfolgreiche Prozesse geben zumindest Hinweiseauf zu vermeidende Fallstricke. Um diese zuermitteln, sind die unterschiedlichen Akteure undBetroffenen befragt worden.

Ein empirisch nachweisbar hohes Teilzeitin-teresse seitens der Belegschaft, sowohl beiFrauen als auch bei Männern, stehen am Endeder Teilzeitinitiative wenig mehr als eine Hand vollTeilzeitanträge im Rahmen des Bündnissesgegenüber. Das Ergebnis weist bereits auf Brüche

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im Bündnisprozess hin. Als wesentlich könnenfolgende Brüche benannt werden:– Das Bündnis wurde als top-down Prozess

implementiert. D.h. hier gab es bereits zuBeginn Versäumnisse, die entscheidendenMotivationsträger, die Leitungskräfte in derLinie, für einen solchen Prozess zu gewinnen.Ihre mangelnde Beteiligung führte zumangelnder Bündnis-Akzeptanz, die unmit-telbar Auswirkungen auf ihre Führungskräftezeitigte. War ein formuliertes Vertragsziel dieAkzeptanzsteigerung für Teilzeitarbeit in derBelegschaft, so hat man offenbar die Rolle undAkzeptanznotwendigkeit bei Leitungs- undFührungskräften unterschätzt.

– Die Teilzeitinitiative erhielt innerhalb der Pro-zesslaufzeit eine politische Neubewertung bzw.Neuorientierung verbunden mit Nach-verhandlungen seitens der Vertragspartner.Aus Sicht der Verwaltungsführung wurde diesaufgrund des zunehmenden Haushaltsdrucksnotwendig. Wesentliches Ergebnis dieserNachverhandlungen war, dass entgegen derursprünglichen Wiederbesetzungsgarantie freiwerdender Arbeitszeitanteile im Rahmen desBündnisses nun diese Zeitanteile auch für dieHaushaltskonsolidierung genutzt werdenkönnen.

– Aus Sicht der Leitungs- und Führungskräftewürden diese mit der Zustimmung von Teil-zeitanträgen gleichzeitig den eigenen Perso-nalabbau befördern.

– Aus Sicht der Beschäftigten riskieren diese dasArbeitsklima, da die versprochene Per-sonalkompensation nicht mehr gesichert ist,u.U. TeilzeitanwärterInnen sowie die Kolle-gInnen die verbleibende Arbeit unter sichaufteilen müssen.

– Hier entsteht auf allen Seiten eine Glaub-würdigkeitslücke, die kaum akzeptanzförderlichsein kann.

– Die Prozessorganisation und Steuerung desBündnisses sollte im Rahmen von Team-strukturen erfolgen. Diese parallel zur Linieorganisierte Struktur (Parallelstruktur) istallerdings nicht mit genügend Kompetenzenund Wissen im Vergleich zur Linienorganisa-tion ausgestattet, um diese Aufgabe kraftvollvoranzutreiben. Reibungsverluste und pro-grammierte Kommunikationsdefizite blockierenderartig zentral angelegte Prozesse nichtselten.

– Der Bezug des kommunalen Bündnisses zurVerwaltungsmodernisierung stellt sich nichtallein über die parallel laufenden Haushalts-konsolidierungszwänge dar. UnmittelbareZusammenhänge ergeben sich vielmehr ausden sich verändernden Arbeitszeiten,Servicezeiten, veränderten Arbeitszuschnittenund damit letztlich für eine veränderteAblauforganisation. Die hiermit verbundenenChancen sind allerdings kaum erkennbargenutzt worden.

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Kißler, Leo; Wiechmann, Elke: Pionierarbeit - kom-munales Bündnis für Arbeit. In: Die Mitbestimmung; Heft4/2000. S. 58-59.

Stadtverwaltung Wuppertal: Kommunales Bündnis fürArbeit. Teilzeit-Modellprojekt. Dokumentation zu denWorkshops am 14.01.2000 und 26.01.2000.

Kißler, Leo; Wiechmann, Elke: Modellprojekt im Rah-men eines "kommunalen Bündnisses für Arbeit" in derStadtverwaltung Wuppertal. Abschlussbericht. Hagen;Fröndenberg, Februar 2001.

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as beantragte Projekt untersucht neuartigeAnsätze der Arbeitszeitregulierung in aus-gewählten Tätigkeitsbereichen des Industrie-

und des Dienstleistungssektors. Diese Ansätzezeichnen sich dadurch aus, dass sie expandie-rende individuelle Arbeitszeiten unter Absicherungindividueller Gestaltungsspielräume in dienormierende Kraft kollektivvertraglicher Rege-lungen einzubinden versuchen. Sie finden sich vorallem in posttayloristisch organisiertenTätigkeitsbereichen, in denen vergleichsweisebreite Autonomiespielräume für die Beschäftigtenin der Gestaltung ihrer Arbeit und ihrer Arbeitszeitbestehen. Diese Bereiche sind derzeittypischerweise von höher- und hochqualifiziertenBeschäftigten besetzt, d.h. mit Beschäftigten, dieüber einen Hochschul- oderFachhochschulabschluss verfügen. Bei diesenBeschäftigtengruppen scheinen die her-kömmlichen kollektivvertraglichen Arbeitszeitre-gulierungen der Standardarbeitszeit ihre Wirk-samkeit nach und nach einzubüßen. Lange undschwankende Arbeitszeiten sind ein prägendesElement ihrer Arbeitsbedingungen.

Das beantragte Projekt verfolgt die Frage, wieund ob sich diese neuartigen Regulierungs-versuche in der betrieblichen Praxis bewähren.Diese Frage gewinnt ihre Bedeutung nicht nur mitBlick auf hochqualifizierte Beschäftigte. Denn dieEntwicklungen bei diesen Beschäftigtengruppenkönnen aus unterschiedlichen Gründen alsSymptom für tieferliegende Strukturentwicklungeninterpretiert werden, die zur weiteren Erosiontraditioneller Arbeitszeitarrangements führenkönnen. Zum einen deshalb, weil der Anteil dieser

Beschäftigtengruppen, die bereits 28% allerAngestellten ausmachen, weiter anwachsen wird,und zum zweiten deshalb, weil damit zu rechnenist, dass die dort praktiziertenOrganisationsformen der Arbeit mehr und mehrauch auf andere Tätigkeitsbereiche ausgedehntwerden. Neue Regulierungsversuche in Bereichenmit autonomer Arbeitsorganisation sind deshalbein Testfall für die Zukunftsfähigkeitkollektivvertraglicher Arbeitszeitregulierungenbreiterer Beschäftigtenkreise, auch wenn heutenur Minderheiten von ihnen unmittelbar tangiertsind.

Im Rahmen des beantragten Projekts werdenSampleunternehmen verschiedener Branchenuntersucht. Fünf Arbeitsschritte sind vorgesehen.Erstens werden die neuartigen Regulie-rungsansätze inhaltlich analysiert. Zweitenswerden auf der Grundlage qualitativer Interviewsdie Hintergründe und die Wirkungsweisen derArbeitszeitregulierungen ausgeleuchtet. Drittenswerden Unternehmensdaten zur Entwicklung derArbeitszeitrealitäten ausgewertet. Diese werdenviertens ergänzt durch statistischeSonderauswertungen, die einen Bezug zu denallgemeinen Entwicklungen der jeweiligenBranchen erlauben. Dieses Vorgehen ermöglichteine Verknüpfung von qualitativer und quantita-tiver Analyse. Fünftens schließlich ist die Rück-koppelung der Ergebnisse mit betrieblichen undgewerkschaftlichen PraktikerInnen in Form vonInterviews und round table-Gesprächen vorge-sehen.

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lexible Arbeitszeiten breiten sich in derIndustrie stark aus, und dies nicht nur unterhochqualifizierten Experten und Führungskräf-

ten. Mehr und mehr sind auch Beschäftigteeinfacher und mittlerer Qualifikationen undgewerblichen Tätigkeiten in hochflexibleArbeitszeiten einbezogen. In vielen hochflexiblenArbeitszeitarrangements der Metallindustrie sinddabei auch Möglichkeiten für Beschäftigteverankert, auf ihre Arbeitszeitgestaltung Einflusszu nehmen. In der betrieblichen Alltagspraxisstoßen solche formal vereinbarten Optionen aufäußerst unterschiedliche Bedingungen, die ihreNutzung erschweren oder erleichtern können. DieForschungslage über innovative Arbeitszeiten aufder Ebene betrieblicher Modelle und Regelungenist mittlerweile ausgezeichnet, über derenalltagspraktische Handhabung und die Nutzungder Gestaltungsoptionen durch die Beschäftigtenwar jedoch bislang nur wenig bekannt.

Das vorliegende Forschungsprojekt ist dieserFragestellung nachgegangen. Die Ergebnissebasieren auf Experteninterviews mit Betriebsrätenund Managern, mit Vorgesetzten und mit 60Beschäftigten in fünf Betrieben der Metallindustrie.In ihnen werden auch in der Produktion undangrenzenden Bereichen hochflexibleArbeitszeiten praktiziert, etwa in Gestalt vonKorridormodellen und flexibler Gleitzeit auf Basisvon Arbeitszeitkonten. All diese Arrangementsräumen den Beschäftigten zumindest formalOptionen zur bedürfnisorientiertenArbeitszeitgestaltung ein.

Die praktische Nutzbarkeit dieser Optionenunterliegt vor allem im gewerblichen Bereichhäufig verschiedenen Restriktionen. Sie kommenetwa durch hohe Kapazitätsauslastung, engverkettete Fertigungsstrukturen, feste

Schichtübergabezeiten, restriktive Vorgesetzteoder ‚ungünstige‘ Gruppenkonstellationenzustande. Die Einschränkungen der Nutzbarkeitwirken sich unterschiedlich auf die verschiedenenGestaltungsdimensionen der Arbeitszeit aus:Feste Übergabezeiten und eng verketteteFertigungsstrukturen behindern tägliche Ar-beitszeitvariationen, hohe Kapazitätsauslastungwirkt sich hingegen negativ auf die freie Wahl desArbeitsendes und auf das Abfeiern freier Tageaus, um nur einige Beispiele zu nennen.Auffallend ist die konjunkturbedingt hohe Kapa-zitätsauslastung, die in vielen Bereichen undBetrieben zu Arbeitszeitverlängerungen mitchronisch hohen Kontoständen und entspre-chenden Belastungen, die nicht nur die Syn-chronisation von Arbeit und Familienzeiterschweren. Beschäftigte in der Industrie könnennoch am ehesten im Bereich mittlererKapazitätsauslastung ihre persönlichen Gestal-tungswünsche der Arbeitszeit realisieren. Sowohlbei hoher als auch bei niedriger Auslastungdominieren häufig betriebliche Zeitanforderungen.Im ersten Fall sollen so bedarfsorientierteVerlängerungen, im zweiten Fall Absenkungen derArbeitszeit der Beschäftigten erreicht werden.

Restriktive Kontextbedingungen einer selbst-bestimmten Nutzung zeitlicher Spielräume, wie sieetwa durch hohe Auslastung und rigideArbeitsorganisation entstehen, können jedochzumindest teilweise kompensiert werden. Wichtigsind hier beispielsweise aufgeschlosseneVorgesetzte sowie ‚gute‘ Vertretungsstrukturen mithoher und egalitärer Qualifikation der Mitgliederder (teilautonomen) Arbeitsgruppe.

Trotz häufiger Restriktionen, bei denen nichtnur Konjunktur und Arbeitsorganisation, sondernauch gruppen- und abteilungsspezifische

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‚Umgangskulturen‘ eine Rolle spielen können,nutzen die befragten Beschäftigten oft und gernedie Gestaltungsoptionen der flexiblenArbeitszeiten. Auch im gewerblichen Bereichkommen tägliche Arbeitszeitvariationen und dasSammeln und Abfeiern freier Tage häufig vor undsind beliebt. Familienorientierte Zeitbedürfnisseund ein "Stück persönlicher Freiheit in der Arbeit"spielen hierbei eine große Rolle. Bemerkenswertist dabei, dass selbst Beschäftigte, die angeben,eigentlich immer zur selben Zeit zu arbeiten,oftmals beispielsweise ihren Arbeitsbeginn ein biszweimal pro Woche um mehr als eine halbeStunde variieren. Der Begriff ‚fester Arbeitszeiten‘wird offensichtlich in flexiblen betrieblichenZeitsystemen immer flüssiger.

Entscheidend für die Nutzbarkeit von zeitlichenGestaltungsoptionen für die Beschäftigten ist dieBegrenzung des Zugriffs auf die persönlichenArbeitszeiten durch die Betriebsräte. In der Regelsind jedoch betriebliche Verhandlungen überhochflexible Arbeitszeitsysteme begleitet voneinem schrittweisen Verzicht des Betriebsrats aufdie materielle Gestaltung der Arbeitszeiten.Einstmals konkrete Regelungen täglicher festerArbeitszeiten ‚zerrinnen‘ gewissermaßen zu immerabstrakteren Grenzen, wie Rahmenzeiten undAusgleichszeiträume. Damit schwindet gleichsamder Einfluss des Betriebsrats auf den Arbeitsalltagein Stück weit; Die Beschäftigten sind in derAushandlung ihrer Arbeitszeiten mehr und mehrsich selbst und den betrieblichen Anforderungenüberlassen.

Dieser Erosionsprozess der betrieblichen Mit-bestimmung in Arbeitszeitfragen kann aufgehaltenwerden: Unsere Ergebnisse zeigen, dass die fürdie Flexibilisierung konstitutive Preisgabematerialer Normen durch den Erhalt und denAusbau prozeduraler Normen kompensiert werdenkann: Signalgrenzen, bei deren ErreichungVerhandlungen und Prozeduren über Gutha-

benabbau beginnen, obligatorische Null-durchgänge beim Kontenausgleich, Einrichtungund Kompetenzfestlegung von Schlichtungs- undÜberwachungskommissionen, Geneh-migungsprozeduren für kollektive Arbeits-zeitänderungen und die gesicherte Freiwilligkeitder Teilnahme von Beschäftigten an Arbeitszeit-änderungen sind potentiell äußerst wirksameInstrumente. Um jedoch dauerhafteVerbesserungen der Nutzbarkeit flexiblerGestaltungsoptionen für Beschäftigte zu erreichenund betriebliche Zugriffe auf die Arbeitszeiteinzugrenzen, sowie dabei im Gegenzug dieGestaltungsmacht und Partizipation vonBetriebsräten zu sichern, dürfen solcheprozeduralen Normen nicht bloßes Papier bleiben,sondern ihre Möglichkeiten müssen imbetrieblichen Alltag permanent genutzt undumgesetzt werden.

Arbeitszeitflexibilisierung ist mittlerweile invielen Industriebetrieben auch in der Produktionunverzichtbar. Sie ist erstens aufgrund ihrerunbestreitbaren praktischen Vorteile für dieUnternehmen, zweitens wegen ihrer beschäfti-gungsstabilisierenden Aspekte, drittens - abernicht zuletzt - aufgrund einer kognitiven Gleich-setzung von Flexibilität, Modernität, Effektivität,Konkurrenzfähigkeit fest in den Köpfen derindustriellen Akteure verankert. Eine mittelfristigeZunahme von hochflexiblen Arbeitszeiten steht an;das empirisch zu konstatierende Missverhältnisder Längen relevanter Konjunkturzyklen und dermomentan üblichen Ausgleichszeiträume erzeugteinen Druck, der über kurz oder lang zurAusbreitung echter Langzeit- oderLebensarbeitszeitmodelle führen wird. Betriebs-räte und Gewerkschaften wären gut beraten, sichfrühzeitig auf diesen Trend einzustellen.

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Ergebnis :

Chancen, Risiken und Grenzen zeitlicher Flexibilität -Industriebeschäftigte in hochflexiblen Arbeitszeitsys-temen. Fünf Betriebsfallstudien in der westdeutschenMetallindustrie. Abschlussbericht / Markus Prombergeru.a. Nürnberg, August 2001. (Publikation geplant)

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nter Verwendung des makroökonometrischenDeutschlandmodells LAPROSIM wurden diegesamtwirtschaftlichen Effekte der Um-

setzung von drei gewerkschaftsnahen und vierarbeitgeberverbandsnahen gesamtwirtschaftlichenHandlungsstrategien für die Bundesrepublik fürden Zeitraum von 2001 bis 2006 abgeschätzt undin Bezug zum wirtschaftspolitischen Status Quo(Basisszenario) gesetzt.

Die Lösung für das Basisszenario ergab, dasses trotz der den Arbeitsmarkt entspannendendemographischen Entwicklung vor dem Hinter-grund der aktuellen Konjunkturabschwächung beiunveränderter Politik nicht gelingen dürfte, dieZahl der Arbeitslosen auch nur bis 2006 unter die3.5-Millionenmarke zu senken. Die fiskalpolitischeZielsetzung eines mittelfristig ausgeglichenenHaushalts wird bis 2006 nach Prognose desModells mit einer Relation vonNettokreditaufnahme zu Bruttoinlandsprodukt von–0.6 vH nicht ganz erreicht.

Bei den Gewerkschaftsszenarien zeigte sich,dass eine Kombination aus Arbeitszeitverkür-zungen in Höhe von 0.8 vH per anno, einereuropaweit koordinierten schrittweisen Anhebungder öffentlichen Investitionsquote um 0.8 vHsowie einer an der Entwicklung der nominalenArbeitsproduktivität orientierten Lohnpolitik ( inetwa „Meinholdformel“) bis 2006 zu einerzusätzlichen Beschäftigung von etwa 700.000Personen bzw. einer Absenkung der Zahl derArbeitslosen um knapp 400.000 führen kann(Gewerkschaftsszenario A). Diese Politik wäreallerdings mit einem Budgetdefizit von 1.9 vH desBIP im Jahr 2006 bezogen auf die AmsterdamerZielsetzung mittelfristig ausgeglichenerStaatshaushalte in der EU nur mit einemhaushaltspolitischen Zielverlust umzusetzen.

Das Gewerkschaftskonzept gewinnt erheblichan beschäftigungs-, wachstums- und haus-haltspolitischer Effizienz, wenn es durch eineregelorientierte Zinspolitik der Notenbank flankiertwird, die kurz- und mittelfristig neben der aktuellenPreisentwicklung auch die konjunkturelle Situation

berücksichtigt und im langfristigen Trendstörungsfrei mit dem Wachstumspfad desProduktionspotentials harmoniert (modifizierteTaylor-Regel). Die Zahl der zusätzlichBeschäftigten kann dadurch nach Prognose desModells auf etwa 1.35 Millionen erhöht werden(Gewerkschaftsszenario B). Trotz deskonjunkturellen Einbruchs dürfte dann einUnterschreiten der Arbeitslosenzahl von 3.0Millionen bis 2006 möglich sein. Die sich erge-bende Kombination aus niedrigeren Zinsen unddeutlicher Mehrbeschäftigung entspannt dieHaushaltssituation des Staates erheblich. DerFinanzierungssaldo des Staates liegt in Relationzum Bruttoinlandsprodukt um etwa 0.6 vH besserals im Basisszenario. Es ist damit zugleich daseinzige der simulierten Szenarien, in welchemtatsächlich bis 2006 ein ausgeglichenerStaatshaushalt erreicht werden kann.

Wird zusätzlich die gegebene Investitions-quotenlücke von 0.8 vH gegenüber den übrigenEU-Ländern bis 2006 geschlossen, also dieInvestitionsquote schrittweise um insgesamt 1.6vH erhöht, lassen sich die Beschäftigungseffekteauf mehr als 1.8 Millionen Personen steigern(Gewerkschaftsszenario C). Die Zahl derArbeitslosen würde auf weniger als 2.7 Millionenfallen. Die haushaltspolitische Performanz diesesSzenarios liegt trotz des erheblich höherenInfrastrukturinvestitionsniveaus in 2006 nichtschlechter als im Basisfall.

Die Analyse der Simulationsergebnisse für dieArbeitgeberverbandsszenarien A und C ergab,dass Politiken der Lohnzurückhaltung bzw. desgänzlichen Verzichts auf Nominallohnerhöhungenmittelfristig nur dann positiveBeschäftigungseffekte zeitigen können, wenn diemit dieser Strategie verbundenen erheblichenfiskalischen Einnahmenausfälle nicht aus-geglichen werden. Die haushaltspolitischenZielsetzungen von Amsterdam werden in diesemFall mit Defizitquoten von minus 1.4 vH (AGV A)bzw. 2.8 vH (AGV B) jedoch nachhaltig verfehltwerden. Zum Ausgleich dieser Ausfälle die

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Sozialausgaben in den Szenarien so gekürzt,dass der haushaltspolitische Erfolg insgesamtdemjenigen des Basisszenarios entspricht(Arbeitgeberszenarien B und D), dann treten überden gesamten Simulationszeitraum moderatnegative Beschäftigungs- undWachstumswirkungen auf.

Als mit den in Amsterdam gefassten haus-haltspolitischen Beschlüssen der EU kompatibelerwiesen sich somit nur die Ergebnisse derGewerkschaftsszenarien B und C sowie dieArbeitgeberverbandsszenarien B und D. Da unterden gegebenen politischen Rahmenbedingungendie Zielsetzung der mittelfristigen Erreichungausgeglichener Staatshaushalte als bindendeRandbedingung jeder Wirtschaftspolitik zu wertenist, sind diese vier Szenarien auch als diewirtschaftspolitisch relevantesten zu betrachten.

Im Ergebnis der durchgeführten Simulations-studien erwiesen sich die in den Gewerk-schaftsszenarien B und C abgebildeten wirt-schaftspolitischen Strategien mit den Elementenverstärkte Arbeitszeitverkürzung, Erhöhung der

öffentlichen Investitionsquote, produktivitäts-orientierter Lohnpolitik und wachstumsorientierterZinspolitik als beschäftigungs- und wachstums-politisch den auf Lohnzurückhaltung undAusgabenkürzungen im Sozialhaushaltbasierenden Arbeitgeberverbandsstrategien B undD weit überlegen.

Während bei der Umsetzung der Gewerk-schaftskonzepte B und C der private Konsum unddie öffentlichen und privaten Investitionen diewesentlichen Träger der Erhöhung des BIPdarstellen, werden in den Arbeitgeberlösungen Bund D die Entwicklung des BIP maßgeblich durchdie Entwicklung der Nettoexporte und derprivaten Investitionen bestimmt, während derprivate Konsum stark zurückfällt. DasGewerkschaftskonzept ist daher insgesamt als„binnenorientiert“ zu kennzeichnen, während dasArbeitgeberkonzept eher auf die Erhöhungaußenwirtschaftlicher Überschüsse setzt.

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Ergebnis :

Bartsch, Klaus: Aktualisierte und erweiterte Simulationenzu den makroökonomischen Effekten konkurrierenderzins-, fiskal- und lohnpolitischer Konzepte derTarifparteien im Rahmen des "Bündnisses für Arbeit".Abschlussbericht. Rotenburg an der Wümme, August2001.

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ie Überblicksstudie fasst wichtige wissen-schaftliche Debatten zu den Chancen undGefahren der Verschiebung der Politik hin zur

Mehrebenenpolitik und zu weichen Politikformenauf der globalen, europäischen, nationalen undregionalen Ebene zusammen, bündelt siethesenförmig und schließt mit Konsequenzen fürdie politische Arbeit von NGOs. Die Gliederungder Studie folgt in vier Abschnitten dergeographischen Dimension der Politik von derglobalen bis zur regionalen Ebene, die Feinglie-derung in den einzelnen Abschnitten dagegen deninhaltlichen Schwerpunkten der Debatten zurZukunft der Politik auf der jeweiligen Ebene. Anden innerwissenschaftlichen Debatten beteiligensich neben der Politikwissenschaft insbesonderedie Volkswirtschaft, die Jurisprudenz, dieVerwaltungswissenschaften, aber auch dieSoziologie, Planungswissenschaften und Philo-sophie. Ein impliziter Teil der Debatte ist diedisziplinäre Auseinandersetzung und der Über-gang der Vorherrschaft in der staatlichen Ver-waltung von der Jurisprudenz mit dem Paradigmader Gerechtigkeit hin zur Ökonomie mit demParadigma der Effizienz.

Die Aufgaben und Handlungsspielräume derPolitik werden angesichts der Trends bzw.Trendbotschaften Deregulierung und Globalisie-rung neu fixiert. Es geht in den aktuellen Debattenum die Neueinschätzung und -bewertung der(gesunkenen) Möglichkeiten staatlicher Politik und- handlungsorientierter - um die Abgabe von

Aufgaben des staatlichen Verwaltungshandelnsan neue Akteure bzw. an zivilgesellschaftlicheStrukturen, bzw. schlicht um den Abbaubestimmten Verwaltungshandelns einerseits undandererseits um die Verlagerung vonZuständigkeiten von der nationalen auf die eu-ropäische bzw. globale Ebene, aber auch um eineReregionalisierung von Politik und Zuständigkeit.Es geht weiterhin um den Ersatz bzw. dieErgänzung stärker ordnungspolitischen Ver-waltungshandelns durch weichere, mit Anreiz-strukturen arbeitende Formen staatlicher Aktivität(Government to Governance).

Die in der Überblickstudie skizzierten wis-senschaftlichen Debatten zur Zukunft der Politikzeigen wichtige Tendenzen und Verschiebungender Schwerpunkte und Bewertungen in unter-schiedliche Richtungen. Die gegenwärtigenAnalysen und Debatten zur Zukunft der Politikorientieren sich zunehmend an umfassendenKonzepten zur Optimierung des politischenSteuerungssystems, zu Ausgestaltungs- undDemokratisierungsmöglichkeiten, neuen Steue-rungsformen und globalen Politiknetzwerken.Politiknetzwerke aller Art haben Konjunktur,tragen sie doch dazu bei, dass die stakeholdersan der Lösung der sich stellenden Aufgabenpartizipieren können. Schwerpunkte dieser Dis-kussionen kreisen um Begriffe wie Transparenz,Legitimität, Systemvertrauen, Nachvollziehbarkeit,Zugangsmöglichkeit.

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Ergebnis :

Wissenschaftliche Debatten über die Zukunft derPolitik: Politische Regulierungsformen, Governmentund Governance und Netzwerkstrukturen auf derglobalen, europäischen und nationalen Ebene: EineLiteraturstudie / Hans-Liudger Dienel u.a. Berlin, Juli2001. (Publikation im Erscheinen)

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ür Aussagen über die ökonomischen Konse-quenzen der Informations- und Kommunika-tionstechnologien in Deutschland bietet sich

ein Vergleich mit den auf diesem Gebietführenden USA an. In den 1990er Jahrenverzeichneten die USA ein höheresWirtschaftswachstum, das durch einekontinuierliche Expansion des Arbeitseinsatzesbegleitet wurde. Seit der grundlegenden Revisionder Volkseinkommensdaten in den USA imOktober 1999 wird ein deutlich höheres Wachstumder Arbeitsproduktivität ausgewiesen, das jenes inanderen Industriestaaten übertrifft. Parallel hierzufiel die Arbeitslosenquote auf ca. 4% bei einergleichzeitig niedrigen Inflationsrate. InDeutschland kam es dagegen zu keiner deutlichenReduzierung der Arbeitslosigkeit. Vielmehr wurdedie Arbeitsproduktivität durch einen Abbauweniger produktiver Arbeitsplätze gesteigert. Vordem Hintergrund dieser Erfahrung rückte seit Mitteder 1990er Jahre zunehmend die These der sog.New Economy in den Mittelpunkt der Debatte.Obwohl der Begriff der New Economy nichteindeutig definiert ist, ist er im allgemeinen mit derVorstellung verbunden, dass der Einsatz neuerTechnologien, insbesondere von IKT, zu einerPhase mit hohem Wirtschafts- undProduktivitätswachstum, geringer Arbeitslosigkeitund niedrigen Inflationsraten führen wird.

Tatsächlich ist erst seit Mitte der 1990er Jahrein den USA eine Phase hoher Produktivi-tätsanstiege eingetreten. Zuvor hatte sich trotzmassiver Investitionen in IKT keine Erhöhung derWachstumsraten der Arbeitsproduktivitätabgezeichnet. Dies widersprach sowohl denAussagen der traditionellen als auch der NeuenWachstumstheorie (NWT). Insbesondere dieAnsätze der NWT postulieren einen engenZusammenhang zwischen der Investitionstätigkeitund dem Produktivitätswachstum, da neueKapitalgüter als Träger und Ursache technischenFortschritts gesehen werden. Darüber hinaus sindviele Güter des IKT-Bereichs durch Externalitäten

gekennzeichnet, die ebenfalls wachstums-erhöhend wirken können. Da der NobelpreisträgerRobert Solow als einer der Ersten auf diesesPhänomen aufmerksam machte, wird auch vomSolowschen Produktivitätsparadoxon gesprochen.Um diese scheinbaren Widersprüche aufzulösen,wurden mehrere Erklärungsansätze entwickelt.Mögliche Gründe können in statistischen Mess-und Erfassungsproblemen liegen. Vor allem dieraschen qualitativen Veränderungen bei IKT-Gütern werden durch die bisherigen Preisbereini-gungsmethoden nur unzulänglich erfasst. Gegendie Vermutung, dass es sich nur um einestatistische Schimäre handelt, sprechen sich vorallem Autoren aus, die die hohen Investitionen inIKT als Ausdruck einer Fehlallokation sehen, dasie z.B. aufgrund von Fehlplanungen nichtadäquat genutzt werden. Da die IKT bislang amgesamtwirtschaftlichen Kapitalstock noch einensehr geringen Anteil ausmachen, sind ihrerseitskeine hohen Beiträge zum Produktivitätswachstumzu erwarten. Des weiteren unterliegen IKT einemzeitintensiven Diffusionsprozess, der durch Lern-und Anpassungserfordernisse beeinflusst wird. Somuss u.a. das Humankapital komplementär zuden IKT entwickelt sein.

Nachdem sich in den USA ein deutlicherAnstieg der Wachstumsrate der Arbeitsproduk-tivität seit 1996 eingestellt hat, stellt sich die Fragenach deren Ursachen. Generell lassen sich dreiWirkungskanäle unterscheiden, über die IKT aufdie Effizienz einer Volkswirtschaft einwirkenkönnen. Zum einem kommt es im IKT-Sektorselbst zu einem raschen technischen Fortschritt,der sich positiv auf das gesamtwirtschaftlicheProduktivitätsniveau auswirkt. Der verstärkteEinsatz von IKT bedingt zweitens einen Anstiegder Kapitalintensivierung in weiteren Sektoren.Drittens sind auch positive Externalitäten (z.B.Netzwerkeffekte) festzustellen. Ein Vergleichentsprechender Studien ergibt, dass ein großerTeil der Produktivitätsbeschleunigung in den USAauf die neuen IKT zurückgeführt werden kann.

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Inwieweit es sich um ein kurzfristiges oderlangfristiges Phänomen handelt, ist noch offen. Esist aber zu erwarten, dass eine Abschwächungdes technischen Fortschritts bei den IKT diegesamtwirtschaftliche Dynamik bremsen wird.Eine Verringerung des Kapazitäts-auslastungsgrades aufgrund eines konjunkturellenAbschwungs kann diese Entwicklung verstärken.

Innerhalb Deutschlands lässt sich im Gegen-satz zu den USA bislang kein New Economy-Effekt feststellen. Neben den unterschiedlichenkonjunkturellen Phasen, in denen sich beideVolkswirtschaften im Betrachtungszeitraumbefanden, spielen hier diverse statistischeErfassungs-, Mess- und Preisbereinigungsver-fahren eine zentrale Rolle. Insbesondere erfolgtedie Neudefinition der Investitionstätigkeit, wonachAusgaben für Software investiv gesehen werden,in den USA früher als in Deutschland. Von großerBedeutung sind strukturelle Faktoren, wie z.B. dieDiffusion und Anwendung von IKT. Im Vergleichzu den USA hat der IKT-Sektor in Deutschlandbislang nur eine geringe relative Größe erreicht.Wie eine OECD-Studie zeigt, liegt die deutscheVolkswirtschaft auch im Hinblick auf dieAnwendung von IKT in anderen Sektoren weithinter der US-amerikanischen zurück.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung stelltsich die Frage nach den Möglichkeiten, dievorhandene Lücke zu schließen. Diese hängendavon ab, ob die USA aufgrund von Netzwerk-effekten einen permanenten Vorteil in der Pro-duktion und Anwendung von IKT besitzen.Tatsächlich folgt die Ausbreitung neuerTechnologien einem Prozess schöpferischerZerstörung, d.h. sowohl auf mikro- als auch aufmakroökonomischer Ebene kommt es zu einemWandel der Strukturen. Dies verlangt eineausreichende Flexibilität bei allen Beteiligten. Vorallem der vermeintlich stark regulierte deutscheArbeitsmarkt scheint auf den ersten Blick die An-passungsfähigkeit zu behindern. Hier ist zubeachten, dass eine zu große Flexibilisierung zueiner Verschwendung von Humankapital führenkann, da Lerneffekte nicht mehr greifen. Einweiteres Element ist der Ausbau und die Existenz

eines ausreichend qualifiziertenHumankapitalstocks. Nicht nur innerhalb des IKT-Sektors, sondern auch in den Anwendungs-branchen erhöhen sich die Qualifikationserfor-dernisse. Das Bildungssystem und die Unter-nehmen müssen die Formen und Inhalte derAusbildung an die neuen Gegebenheiten anpas-sen. "Lebenslanges Lernen" wird an Relevanzgewinnen, so dass Humankapitalinvestitionen zumzentralen Bestandteil zukünftiger Wachstums- ,Einkommens-, und Sozialpolitik werden müssen.Neben den qualitativen werden quantitativeWirkungen auf dem Arbeitsmarkt erwartet. EinÜberblick über aktuelle Studien ergibt, dass deranfängliche Optimismus gedämpft wurde, da IKTumfassende Rationalisierungsmöglichkeiten beiihrer Anwendung bieten und häufig in derProduktion steigenden Skalenerträgenunterliegen.

Der New Economy-Effekt berührt auch andereBereiche der Wirtschaftspolitik. So scheint sichder traditionelle Konflikt zwischenPreisniveaustabilisierung und Beschäftigung durchIKT entspannt zu haben, so dass die Geldpolitikbei niedrigen Arbeitslosenquoten mehr Spielraumfür expansive Maßnahmen hat. Ein Blick auf dieUSA zeigt jedoch, dass weitere Faktoren denInflationsdruck reduziert haben, wie z.B. dieAufwertung des US-Dollars und diezurückhaltende, teilweise durch eine Produktivi-tätsillusion gekennzeichnete Lohnpolitik.

In Deutschland bzw. in der EuropäischenUnion wurden mit dem Lissabon-Gipfel 2000 ersteSchritte gemacht, den Übergang in dieinformations- und wissensbasierte Gesellschaftaktiv zu fördern. Neben den dort beschlossenenMaßnahmen, die von einer Verbesserung der IKT-Infrastruktur bis zu einer stärkeren Konzentrationauf anwendungsorientierte Forschung reichen,können die europäischen Volkswirtschaftengegenüber den USA in einigen Bereichen (z.B.Telekommunikation) Vorsprünge verzeichnen, diemittel- bis langfristig Produktivitäts-, Wachstums-und Beschäftigungspotentiale bieten.

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Ergebnis :

Abschlussbericht des Projekts "Die Produktivität-sentwicklung in den USA und der BundesrepublikDeutschland in den 1990er Jahren im Vergleich /Georg Erber u.a. Berlin; Stuttgart, Februar 2001.(Publikation geplant)

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ie Probleme und Herausforderungen, die daszunehmende Personenverkehrsaufkommenverursacht, sind sehr zahlreich. Auch

Arbeitnehmer bleiben hiervon nicht verschont -weder auf dem Weg zur Arbeit noch in der Frei-zeit. Staus auf Ein- und Ausfallstraßen sowiedichtes Gedränge in Öffentlichen Verkehrsmittelnzu Spitzenzeiten, hohe Abgaskonzentrationen aufHauptverkehrsstraßen, lästige Parkplatzsuche,Verspätungen, verpaßte Anschlüsse z.T. wegenunpünktlicher Busse und Bahnen machen vielenzu schaffen.

Die Lösungsansätze zur Bewältigung dernegativen Folgen der stetig wachsenden Mobilitätvon Personen sind genauso zahlreich wie diedaraus entstehenden Mobilitätsangebote für dieNutzer. Das Ziel der vorliegenden Studie ist es,Lösungsansätze und beste Praktiken in demThemenfeld des Betrieblichen Mobilitätsmana-gements (BMM) zu analysieren und Erfolgsfak-toren abzuleiten. Neben einer Recherche vonMaßnahmen im deutschsprachigen Raum werdendrei betriebliche Situationen in der RegionNürnberg analysiert.

Im Wesentlichen geht es in der Studie darumaufzuzeigen, wie Mobilitätsangebote für Arbeit-nehmer in deren Interesse im Rahmen desBetrieblichen Mobilitätsmanagements gestaltetwerden können. Dies kann durch die verschie-denen Interessensvertretungen wahrgenommenwerden, wobei es von vorn herein keine klareAufgabentrennung zwischen den Ebenen gibt(z.B. zwischen Arbeitgebervertretungen; Arbeit-nehmervertretungen/Betriebsräten; regionalenVerkehrsverbünden etc.). Die Angebote undAufgaben im Rahmen des BMM sind jeweils

standort- bzw. betriebssituationsbezogen zudefinieren und wahrzunehmen. Es kann so eingroßer Nutzen sowohl für die Arbeitnehmer, dieArbeitgeber und die Umwelt geschaffen werden:Zum einen durch die Schaffung von attraktivenAngeboten zur Verkehrserreichbarkeit, zumanderen durch die Entlastung von Kosten bzw. diegerechtere Verteilung dieser und letzten Endesdurch verkehrsentlastende Effekte.

Ergebniszusammenfassung:Die Entscheidung für das Betriebliche Mobili-tätsmanagement erscheint geeignet, Maßnahmenin den Betrieben zielgerichtet durchführen zukönnen. Die umzusetzenden Maßnahmen solltensich idealerweise an den im Verkehrsmanagementüblichen Zielsetzungen der Verkehrsverlagerung,Verkehrsvermeidung und der umweltverträglichenAbwicklung im Pendler- undGeschäftsreiseverkehr ausrichten.

Im Rahmen des Betrieblichen Mobilitätsma-nagements sind für die Ausarbeitung vonHandlungsoptionen, neben der Betrachtung derbetrieblichen Gesamtverkehrssituation, die per-sönlichen Einstellungen der Mitarbeiter mit ein-zubeziehen. Die Maßnahmen sollten idealerweiseunter Kosten-Nutzen-Aspekten für die jeweiligenInteressensgruppen ausgearbeitet und bewertetwerden. Daher empfehlen sich Runde Tische(inner- und außerbetrieblich) für die Ausarbeitungvon Maßnahmen, um jeder Interessensgruppe(Firmenleitung, Arbeitnehmervertretung,Gewerkschaft, schichtzugehörige Mitarbeiter,regionale Verkehrsanbieter etc.) gerecht zuwerden.

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Folgende Erfolgsfaktoren können zusammen-fassend für die Umsetzung des BetrieblichenMobilitätsmanagements genannt werden:1. Die Angebote sollten sich an den jeweiligen

Bedarfen der Nutzer orientieren.2. Der Nutzen einer arbeitnehmerorientierten

Mobilitätsgestaltung sollte nach innen undaußen kommuniziert werden.

3. Engagement der Beteiligten sollte vorhandensein.

4. Organisatorische Zuständigkeiten solltengeklärt werden.

5. Push- und Pull- Maßnahmen – schrittweise –umsetzen (“Honig” als auch “Essig”).

6. Integration der Maßnahmen in die Unter-nehmensziele und –vereinbarungen.

7. Rahmenbedingungen sollten beachtet werden(fiskalischer Rahmen, Unterstützung durchöffentliche Akteure, Arbeitsbelastung derzuständigen Stellen etc.).

8. Kooperation zwischen den Interessensgruppensollte vorhanden sein und "gelebt" werden.

In der Region Nürnberg hat sich der Ansatz desBetrieblichen Mobilitätsmanagements noch nicht

durchgesetzt bzw. die Maßnahmen werden fürsich betrachtet einzeln durchgeführt. Zu nennenist hier insbesondere die Einführung des “Firmen-Abos”, welches jedoch an recht restriktiveParameter gebunden ist (50 Mitarbeiter müssensich mindestens an der Maßnahme beteiligen,40% der Belegschaft ist die Mindest-teilnehmerzahl).

Die regionalen Interessensgruppen sind - dieshaben die Gespräche in der Region gezeigt -durchaus zu Kooperationen und Modifizierungenvon Rahmenbedingungen bereit, es fehlt jedocheine zentrale Anlaufstelle für die Bearbeitung desfirmenspezifischen Themenfeldes. Diese könntehelfen, Maßnahmenvorschläge zu finden, zustrukturieren und zu bewerten. Weiterhin könnteeine solche Anlaufstelle als regionaler“Katalysator” bzw. als Netzwerkverbindung für dieregionalen Interessensgruppen dienen und z.B.bei Verhandlungen eine neutrale Rolleeinnnehmen (Clearing-Stelle).

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Ergebnis :

Hoppe, Frank; Müller Steinfahrt, Ulrich; Essert, Markus:Arbeitnehmerorientierte Mobilitätsgestaltung im Groß-raum Nürnberg. Kriterien, Analysen, Konzepte undUmsetzungen. Vorläufiger Endbericht. Nürnberg, Juli2001.

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ie Explorationsstudie „Wirtschaftsingenieurin– ein Beruf mit Zukunft?“ ist ein eigen-ständiges Teilprojekt im organisatorischen

Rahmen der Begleitforschung zum Modellversuch„Frauenstudiengang Wirtschaftsingenieurwesenan der Fachhochschule Wilhelmshafen“. Sieuntersucht Chancen und Barrieren von Frauen insogenannten „Zukunftsberufen“ aus einerbetrieblichen Perspektive: Wie schätzen Expertenund Expertinnen aus dem Personalmanagement,aus Betriebsräten und Gleichstellungsstäben dieBeschäftigungschancen hochqualifizierter Frauenim Berufsfeld „Wirtschaftsingenieurwesen“ ein?Spielen dabei Vorstellungen besondererKompetenzen von Frauen eine Rolle? Was sagenVertreter von Betrieben zu monoedukativenModellversuchen, die den Anspruch erheben,Frauen den Zugang zu traditionellenMännerdomänen zu erleichtern? DieBetriebsbefragung, Experteninterviews mitVertreterInnen aus zehn Betrieben unterschied-licher Größenordnung und Branchenzugehörig-keit, kontrastiert und ergänzt die Befunde derBegleitforschung. Sie erlaubt es, Erwartungen undVersprechen, mit denen neue Studienangeboteannonciert werden, in Relation zu setzen zurSichtweise derjenigen, die am Arbeitsmarkt und inden Betrieben die „Zielwahrscheinlichkeitsräume“(Masarik) und Umsetzungschancen solcherVersprechen beurteilen können.

Wirtschaftsingenieurinnen sind eine besondersinteressante Gruppe, um die Frage nach Chancenund Barrieren von Frauen in sogenanntenZukunftsberufen zu untersuchen.– Das bislang unter dem Geschlechteraspekt

kaum erforschte Berufsfeld des Wirtschafts-ingenieurs repräsentiert historisch wie aktuelleinen vergleichsweise dynamischen Bereich ineiner traditionellen Männerdomäne, der starkbeeinflusst ist von Veränderungen in denAnforderungen an hochqualifizierteArbeitskräfte. Das spezifische „Kombi-Profil“des Wirtschaftsingenieurwesens kann dazubeitragen, dass Frauen hier leichter Fußfassen als in den „harten“ Ingenieurberufen.

– Auch die gegenwärtig hohe Nachfrage nachqualifizierten Arbeitskräften könnte dazu bei-tragen, die Berufs- und Karrierechancen vonFrauen in diesem Feld zu erhöhen. Begleitetwird diese Entwicklung von einer öffentlichenDiskussion um neue Anforderungen inZukunftsberufen, in der kommunikativeKompetenzen eine herausgehobene Rollespielen. Diese werden eher Frauen zuge-schrieben.

Doch wie tragfähig sind solche Rekurse auf„typisch weibliche Vermögen“? Verbessern dieSchnittstellenqualifikationen der Wirtschaftsin-genieurinnen und die ihnen als Frauen zuge-schriebenen Soft Skills tatsächlich die Ein-stiegschancen in Berufe im technisch-ingenieur-wissenschaftlichen Feld und den Zugang zu denFührungsetagen?

Nehmen wir die Einschätzungen und Aussa-gen unserer GesprächspartnerInnen vorsichtig alsTendenzaussagen, so lassen sich einigeWidersprüche und Ungleichzeitigkeiten ausma-chen. Zunächst lässt sich generell eine Kluftzwischen den euphorischen öffentlichen Ver-heißungen über Karrierechancen hochqualifizier-ter Frauen und den demgegenüber zurückhal-tenderen Urteilen unserer InterviewpartnerInnenaus den Betrieben konstatieren.

Die Relevanz neuartiger Anforderungen unddie Einsatzmöglichkeiten von Wirtschaftsinge-nieuren stellt sich in den Aussagen von Expertenaus den Unternehmen sehr uneinheitlich dar.Während auf der Ebene allgemeiner Trend-aussagen Einhelligkeit herrscht über den Zuschnittvon Qualifikationen mit Zukunft, erscheinen diefaktischen Bedarfe an interdisziplinären Profilenwie dem des Wirtschaftsingenieurs in der Praxisals spezifisch und (noch?) vergleichsweisebegrenzt. Unterschiedlich fallen in diesemZusammenhang auch die Einschätzungen derKarrierechancen von hochqualifizierten Frauen indiesen Berufsfeldern aus. Die Prognosen sinddabei nicht nur abhängig von der persönlichenHaltung der Gesprächspartner, sondernbeeinflusst davon, wie der eigene Betrieb bzw. die

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Betriebskultur wahrgenommen wird. Deutlich wirddies vor allem in Aussagen von Experten austraditionellen Maschinenbau- undFertigungsunternehmen. Technisch qualifizierteFrauen müssten sich hier nicht nur mit demMinderheitenstatus auseinandersetzen, sondernwären konfrontiert mit dem wirkmächtigenTraditionsbonus für Männer, wonach sich auch inden Augen der Experten technische Kompetenzenund Frausein wechselseitig ausschließen.

Die Vorstellung, dass sich Frauen in Topposi-tionen ausbreiten könnten, scheint bei derMehrzahl der männlichen Gesprächspartnerambivalent besetzt zu sein. Dies wird jedoch nurselten offensiv proklamiert, die Ja´s und Aber´svermitteln sich eher indirekt, durch unterschwelligeBotschaften, die Vorbehalte signalisieren.

Als feiner Seismograph für derartige Ambi-valenzen können die Einstellungen betrieblicherExperten zur Einrichtung von Frauenstudien-gängen angesehen werden, die das Ziel verfol-gen, den Anteil hochqualifizierter Frauen inMännerdomänen zu erhöhen. Da unsereGesprächspartnerInnen zu den betrieblichenEntscheidungsträgern gehören, lassen sich ausihren Akzeptanzproblemen vorsichtige Rück-schlüsse auf praktische Konsequenzen etwa fürdie Personalrekrutierung ziehen. In unserenExperteninterviews war auffallend, dass insbe-sondere männliche Befragte eher zu skeptischenHaltungen zur Monoedukation tendierten. EinHauptargument: Die jungen Frauen lernen indieser Bildungsenklave nicht, sich gegenüberMännern durchzusetzen. Eine schlechte Voraus-setzung also für eine spätere Berufstätigkeit inMännerdomänen. Dieses Argument wird aller-dings von keinem der Befragten reflexiv gewendet

in dem Sinne, dass in den nur nominellkoedukativen, faktisch aber wegen Studen-tinnenmangels monoedukativen Studiengängenim Ingenieurbereich, auch keiner der zukünftigenmännlichen Führungskräfte lernt, mit Frauen zukooperieren.

In anderer Weise äußern sich die Vorbehaltevon Frauen- bzw. Gleichstellungsbeauftragtenhinsichtlich derartiger Bildungsangebote. Auchwenn sie persönlich oder im Kontextgleichstellungspolitischer Programmatiken ihrerBetriebe monoedukative Studiengänge befür-worten, so führt die Antizipation negativer Ein-schätzungen durch die Kollegen zu einer letztlichskeptischen Bewertung der Erfolgschancen.

Generell lässt sich sagen, dass wir in den füruns zentralen Fragen des Geschlechterverhält-nisses in den Unternehmen auf ein gleichsam„gespaltenes“ Expertentum stießen: zum einen diequasinatürliche alltagsweltliche Kompetenz des„gesunden Menschenverstandes“ in Sachen„Geschlecht“, über dessen Expertise sich auchstereotype Auffassungen von Männerarbeit undFrauenarbeit fortschreiben können; zum anderenFormen einer professionellen Expertise in Fragendes Geschlechterverhältnisses. Über diese ver-fügten insbesondere die Gleichstellungsbeauf-tragten, die auf der Basis des aktuellen For-schungsstandes argumentierten, aber auch dieweiblichen Gesprächspartner der anderenExpertengruppen (Personalmanagement,Betriebsrat) zeigten sich in diesen Fragen prob-lembewusster und auch informierter als diemännlichen Interviewpartner.

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Ergebnis :

Knapp, G.-A.; Gransee, C.; Köhler, Th.: Wirt-schaftsingenieurin - ein Beruf mit Zukunft? Explorationder Einstellungen betrieblicher Akteure zuBeschäftigungschancen von Frauen im BerufsfeldWirtschaftsingenieurwesen. Abschlussbericht / unterMitarb. von A. Taubner. Juli 2001.

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ngesichts von Prozessen der Globalisierungund der Liberalisierung des Welthandelswerden in der politischen Diskussion als

Instrumente zur Durchsetzung internationalerSozialstandards neben Sozialklauseln ininternationalen Handelsverträgen vor allemVerhaltenskodizes für Transnationale Unter-nehmen angeführt. Die vorliegende Studie kon-zentriert sich auf Verhaltenskodizes als Instru-mente zur Durchsetzung von Arbeits- undMenschenrechten. Es werden hierfür das Regu-lierungsproblem, die Inhalte von Kodizes, ihreÜberprüfungsmethoden und ihr Anspruch prob-lematisiert. Es wird dafür plädiert, dass Träger derMitbestimmung und NROs die Bemühungen zurDurchsetzung von Kodizes in Strategien zurOrganisierung der Beschäftigten in Ländern desSüdens einbinden und Formen einer wirklichenPartnerschaft mit Gruppen im Süden aufbauen.

Empirisch wird der Verhaltenskodex desweltweit größten EinzelhandelsunternehmensWal-Mart für seine Zulieferer vorgestellt undbewertet. Der Verhaltenskodex Wal-Mart's ist einBeispiel eines unternehmenseigenen Kodexes,der ohne die Beteiligung von Gewerkschaftenoder NROs entstanden ist. Direkt wird an keinerStelle auf die grundlegenden Arbeitsrechte derIAO hingewiesen, wenngleich einige zum Teilinhaltlich aufgegriffen werden. Angesichts deraggressiven Unternehmenspolitik gegenGewerkschaften ist es nicht verwunderlich, dassweder das Recht auf Vereinigungsfreiheit nochdas Recht auf Kollektivverhandlungen aufgeführtwerden. Auch die Forderung eines Existenzlohnsist nicht aufgenommen und Verfahren derÜberprüfung und Inspektion sowie derenErgebnisse bleiben ausschließlich unter derKontrolle des Unternehmens. Mögliche kritischeErgebnisse einer Überprüfung oder derenVeränderung sind damit allein dem Unternehmenüberlassen und für die Öffentlichkeit nichtnachzuprüfen.

Konkret wird die Umsetzung des Verhaltens-kodexes bei Zulieferern Wal-Mart's in Honduras,El Salvador, Bangladesch, China und Saipanuntersucht. Menschenrechtsgruppen konnten hier

vielfache Verletzungen zentraler ArbeiterInnen-und Menschenrechte bei Zulieferern Wal-Mart'saufdecken. Beschäftigte wurden durch extremniedrige Löhne, lange Arbeitszeiten und harteStrafmaßnahmen ausgebeutet. Dabei wurdegegen mehrere grundlegende IAO-Konventionenverstoßen. Die Fallbeispiele legen darüber hinausnahe, dass damit keine Einzelfälle beschriebensind, sondern Wal-Mart sich - im Interesse eineshöchst möglichen Profits - Bedingungenbestimmter Regionen und Verhältnissesystematisch zunutze macht. Dies meint nicht,dass Wal-Mart besonders ausbeuterischeEinzelbetriebe sucht. Die Bekämpfung gewerk-schaftlicher Aktivitäten, die Nichtbeachtung vonGesundheits- und Sicherheitsstandards, Arbeits-rechtsverletzungen, die Diskriminierung vonFrauen und Drohungen gegen Beschäftigte sindals gängige Realität innerhalb der Freien Produk-tionszonen in Mittelamerika und Asien empirischvielfach belegt. Insofern unterscheidet die meistenBetriebe dieser Zonen oftmals nur das Ausmaß anAusbeutung oder der Verletzung vonArbeiterInnen- und Menschenrechten. Da nichtnur Wal-Mart, sondern die Mehrzahl der großenEinzelhandelskonzerne Waren aus Freien Pro-duktionszonen beziehen, ist der Konzern deshalbauch nicht als Einzel- sondern als exemplarischerFall zu bewerten, der höchstens durch seineGröße und Einflussmöglichkeiten besondereBedeutung besitzt.

Ferner belegen die Fallbeispiele die Problema-tik und Unzulänglichkeit eines unternehmensin-ternen und rein kommerziellen Monitorings. Wal-Mart lehnt ein unabhängiges und öffentlichesMonitoring durch Gewerkschaften, kirchlicheGruppen oder Menschenrechtsorganisationenkategorisch ab. Unbeeindruckt von deröffentlichen Kritik beteuert der Konzern, dass diefreiwillige Selbstkontrolle funktioniert. Im gleichenZusammenhang lehnt Wal-Mart dieVeröffentlichung von Zulieferern ab und begründetdies mit dem Schutz von Wettbewerbsvorteilenund Geschäftsgeheimnissen gegenüberKonkurrenten. Wal-Mart hielt an dieser Positionauch dann fest, als die Arbeitsbedingungen von

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Betrieben in China, Saipan, Honduras und ElSalvador öffentlich ausführlich kritisiert wurdenund sich zum Teil lokale Menschenrechts-,Kirchen- und ArbeiterInnenrechtsgruppenzusammengefunden hatten, um "unabhängigeMonitoringteams" für diese Betriebezusammenzustellen. Mehr als öffentliche Beteu-erungen, dass menschenunwürdige Verhältnissenicht toleriert werden, hat das Unternehmen indiesen Fällen nicht geleistet. Es kann deshalbnicht belegt werden, dass die VorgehensweiseWal-Mart's auf ein ernsthaftes Interesse der

Konzernführung schließen lässt, Mindestbedin-gungen für Lohnabhängige bei Zulieferern tat-sächlich durchzusetzen. Wal-Mart weigerte sich inden angegebenen Fällen mit den VertreterInnender Beschäftigten zu sprechen und hat über dieEntsendung kommerzieller Monitoringfirmenhinaus keinerlei Versuche unternommen, aufHinweise oder die Unterstützung lokaler Men-schenrechtsorganisationen einzugehen.

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Ergebnis :

Köhnen, Heiner: Haben Menschenrechtsverletzungenein System? Wal-Mart's Verhaltenskodex und dieRealität bei Zulieferern in ausgewählten Ländern.Abschlussbericht. Frankfurt.

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Neue Wege für Personalanpassungen inder chemischen Industrie: Entwicklung eineserfahrungsbasierten Rahmenkonzepteszur Gestaltung und Umsetzung vonTransfer-SozialplänenLange galten Vorruhestandsregelungen undAbfindungszahlungen als "Mittel der Wahl" zurBewältigung von Personalanpassungsprozessenin der chemischen Industrie. Diese Praxis ist bisheute gängig, erscheint aber aus verschiedenenGründen kaum mehr zeitgemäß: Arbeitnehme-rInnen werden mit der Kurzlebigkeit von Abfin-dungen konfrontiert, Betriebe spüren trotz hoherAufwendungen negative Folgewirkungen aufverbleibende Belegschaften und in der Gesell-schaft wächst der Unmut über die Belastungender öffentlichen Sozialsysteme und den Umgangmit älteren ArbeitnehmerInnen, zumal derenErfahrungen bei der Überwindung des Fach-kräftemangels in Deutschland dringend benötigtwerden.

Um neue Wege für Personalanpassungen inder chemischen Industrie zu eröffnen, die ver-stärkt auf die Zukunftsperspektiven von Betriebenund ArbeitnehmerInnen abzielen, haben derBundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) unddie IG Bergbau-Chemie-Energie (IG BCE) mitihrem Modell des "Transfer-Sozialplans" einbeispielhaftes Konzept entwickelt. Im Vergleichzum bisherigen Instrumentarium lässt sich der mitdiesem Konzept dokumentierte Paradig-menwechsel mit der Formel veranschaulichen:(Neue) Arbeit vor Abfindung!

Bislang bleibt die Anerkennung dieses Kon-zeptes sowohl bei Unternehmensleitungen alsauch bei Betriebsräten jedoch hinter den Erwar-tungen zurück. Unbekannte Anforderungen undZweifel an der Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeitdieses Instrumentariums begünstigen das"Business as usual". Demgegenüber belegenerste Erfahrungen aus bereits erfolgten bzw. noch

laufenden Personalanpassungen, dass es mitHilfe von Transfer-Sozialplänen gelingen kann, dieGefahr der Arbeitslosigkeit für die betroffenenArbeitnehmerInnen deutlich abzusenken undgleichzeitig die Wahrung unternehmerischerZielsetzungen im Kontext sehr unterschiedlicherUrsachen und Rahmenbedingungen vonBetriebsänderungen sicherzustellen.

Angesichts der Diskrepanzen zwischen Nut-zungsgrad und vorhandenen Entwicklungspo-tentialen hat die Prof. Staudt Innovation -Consulting (SIC) GmbH im Auftrag der HansBöckler Stiftung und der InfraServ GmbH & Co.Knapsack KG die bisherigen Erfahrungen mitTransfer-Sozialplänen gebündelt und in ein um-setzungsorientiertes Rahmenkonzept überführt.Als Grundlage der Projektarbeit wurde ein fünf-stufiges Analyseraster verwendet, mit demzunächst geklärt wurde,– welche Aufgaben bei der Umsetzung von

Transfer-Sozialplänen anfallen,– inwieweit dabei Erwartungen bzw. Anforderun-

gen einzelner Akteure besonders zu berück-sichtigen sind,

– wie die Partnerstruktur in den einzelnenPhasen der Personalanpassung aussehenkann bzw. zu konstituieren ist,

– bei welchen konkreten Aufgaben die Zusam-menarbeit mit externen Partnern zweckmäßigbzw. sogar zwingend erforderlich ist und

– welche organisatorische Verankerung bzw.gesellschaftsrechtliche Ausgestaltung für dieUmsetzung der Personalanpassung zu wählenist.

Die enthaltenen Hinweise und konkretenUmsetzungshilfen für die Gestaltung und Durch-führung von Transfer-Sozialplänen sowie neueImpulse sollen einen Beitrag leisten, die Akzep-tanz dieses Instrumentariums in der chemischenIndustrie zu erhöhen.

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Ergebnis :

Kriegesmann, Bernd; Kottmann, Marcus: Neue Wegefür Personalanpassungen in der chemischen Industrie.Entwicklung eines erfahrungsbasiertenRahmenkonzeptes zur Gestaltung und Umsetzung vonTransfer-Sozialplänen. Juli, 2001.

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n den Jahren 1991 bis 2000 hat sich die Anzahlder Unternehmensinsolvenzen in Deutschlandvon 8.800 auf 27.500 verdreifacht. Im Zuge

dieser Insolvenzen, die im wesentlichen dieIndustrie und die industrienahen Dienstleistungenbetrafen, verloren allein im Jahr 2000 fast 500.000Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihrenArbeitsplatz. Die aus den "Pleiten" resultierendenForderungsausfälle, die die Geschäftspartnerzahlungsunfähiger Firmen verkraften müssen,führen nicht selten zu weiterenUnternehmenszusammenbrüchen. Die negativenFolgen der Insolvenzen zeigen sich aber auch vorOrt in den Kommunen und Städten, diezunehmend mit Arbeitslosigkeit und sinkendenSteuereinnahmen konfrontiert sind.

Aufgrund dieses Problemdruckes haben in derletzten Zeit vereinzelt Kommunen bzw. Städteihren Aufgabenkatalog um Hilfen für notleidendeBetriebe erweitert. Einzelne regionale bzw.kommunale Akteure nehmen immer häufiger eineaktive Rolle bei der betrieblichenKrisenbewältigung ein. Hierbei schlagen sieunterschiedliche Wege und Strategien ein.

Das Ziel des Projektes war es,– auf Basis der Erfahrungen ausgewählter

Städte/Regionen aufzuzeigen, welche Stra-tegien von den Akteuren vor Ort gewähltworden sind, um Unternehmen inSchwierigkeiten zu helfen;

– die Erfahrungen der Beispiel-Städte/Regionen zu analysieren und daraufaufbauend Handlungshilfen bzw. -empfehlungen für die regionalen undkommunalen Akteure zu entwickeln.

Ansatzpunkt der Untersuchung war die Fragenach Möglichkeiten und tatsächlichen Aktivitätender kommunalen Wirtschaftsförderung im Bereich

der Konsolidierungs- und Sanierungspolitik fürUnternehmen in Schwierigkeiten. Dieser Frage lagdie Annahme zugrunde, dass die kommunaleWirtschaftsförderung aufgrund ihrer Funktion alsder kommunale Ansprechpartner für die Wirtschaftund aufgrund ihrer vergleichsweise neutralenPosition die für eine Konsolidierungspolitikadäquate Problemnähe aufweist.

Das Projekt stützt sich methodisch überwie-gend auf leitfadengestützte ExpertInnen-Inter-views. Als Untersuchungsbeispiele wurden ge-wählt: die Städte Augsburg (Bayern), Bielefeld(Nordrhein-Westfalen), Chemnitz und Leipzig(Sachsen), Dessau (Sachsen-Anhalt), Mannheim(Baden-Württemberg), Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz) und Wilhelmshaven (Niedersachsen).

In den ausgewählten Untersuchungsfällenwerden in unterschiedlicher Konsequenz undKonstellationen Unternehmen in Schwierigkeitenunterstützt. Als Grundregel kann festgehaltenwerden, dass die Höhe des Engagements (sei esfinanziell oder politisch, konzeptionell) mit derregionalen Bedeutung des jeweiligenUnternehmens korreliert, wobei dieser Begriffnicht für eine feste Größe steht, sondern je nachFall bewertet wird (zumeist steht dahinter dieAnzahl der betroffenen Arbeitsplätze, dieAusstrahlung des Betriebs auf die regionaleWirtschaft, die erwartete Sogwirkung für andereBetriebe etc.). Eine Zielgruppenorientierung imSinne eines strukturpolitischen Konzepts, also z.B.eine Branchenorientierung oder die bevorzugteStützung von Frauenarbeitsplätzen, ist kaumgefunden worden.

Hauptakteur ist entgegen unserer Annahmenselten die kommunale Wirtschaftsförderung: Derdrohende Verlust von Arbeitsplätzen und dieimmens hohe Arbeitslosigkeit in diesenKommunen, ist sicher ein Grund dafür, dass in

I

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diesem Feld als mindestens ebenso wichtigerAkteur die Gewerkschaften auftreten, die nebensozial- und strukturpolitischen sicher auchorganisationspolitische Interessen am Erhalt vonArbeitsplätzen haben müssen. Daneben sind –mal mehr und mal weniger – die Kammern, dieörtliche Arbeitsverwaltung, regional orientierteKreditinstitute und politische Akteure beteiligt. D.h.aber auch, dass der Fokus auf die engen Grenzender Kommune zu beschränkt ist. Aufgrund dermiteinander korrespondierenden Ziele und trotzunterschiedlicher Organisationskulturen, Denk-und Herangehensweisen kommt es, je nach Fall,zur Zusammenarbeit und zur Verbindung vonInstrumenten der Wirtschaftsförderung mitInstrumenten der betriebsnahenArbeitsmarktpolitik.

Die aus der vorliegenden Untersuchungabgeleiteten Handlungsempfehlungen für dieEntwicklung einer kommunalen/regionalen Kon-solidierungspolitik lassen sich wie folgt zusam-menfassen: Es sind Bestandsaufnahmen inzweierlei Richtung notwendig: 1. WelcheBetriebe/Branchen sind besonders betroffen vonKrisen und wo liegen die Ursachen? Lassen sichstrukturelle Probleme erkennen oder sind estatsächlich jew. Einzelfälle? Diese Fragestellun-gen dürften erhebliche Auswirkungen auf die dannentsprechend mehr oder weniger strukturpolitischgeprägte Ausgestaltung der konkretenMaßnahmen haben. 2. Wie stehen die kommu-nal/regional ansässigen Akteure, die die Lageeines gefährdeten Betriebes beeinflussen können,zu einer aktiven Krisenpolitik? Wer kann und willhier welche Rolle übernehmen? Neben diesenBestandsaufnahmen ist auf eine stärkereZusammenarbeit von Akteuren hinzuarbeiten. Der

räumliche Bezugsrahmen muss mindestens dieregionale Ebene sein und die übergeordnetenEbenen müssen mit einbezogen werden. Unter-schiedliche Politikfelder, insbesondere die kom-munale Wirtschaftsförderung und die betriebsnaheArbeitsmarktpolitik sind aufeinander abzustimmen.

Gerade für die wirtschaftsnahen Institutionenund Organisationen stellt sich Konsolidierungs-und Sanierungspolitik als ordnungspolitisch höchstproblematisch dar, aber auch die relativ geringenErfolgschancen dürften dazu führen, dass dasInteresse am Thema in konjunkturellenAufschwungphasen abnimmt. Die nächste Krisewird nur selten antizipiert, konsolidierungspoliti-sche Vorhaltestrategien werden weitgehendabgelehnt. Einzige Ausnahme dürfte der FallBielefeld sein, wo man z.Zt. versucht, sich auf dieKrise im Gesundheitswesen und im Bereich NewEconomy vorzubereiten und das Instrumentariumentsprechend weiter zu entwickeln. Immerhin gibtes aber einige Ansätze auf kommunaler undregionaler Ebene, die neben anderen z.B.clusterpolitischen Zielen auch prophylaktischwirken sollen: Der Aufbau vonBranchennetzwerken soll für eigene und dieProbleme anderer sensibilisieren und Entwick-lungschancen für die Branche als solche, unddamit auch für jedes einzelne Unternehmenentwickeln helfen. Betriebsrätenetzwerke und -schulungen sollen das ihre dazu beitragen, Krisenfrühzeitiger zu erkennen und angehen zu können.

Das Projekt ist in enger Zusammenarbeitzwischen Frau Dr. Astrid Ziegler vom WSI unddem IfR durchgeführt worden.

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Ergebnis :

Bruch-Krumbein, Waltraud; Ziegler, Astrid: Konsolidie-rung und Sanierung auf regionaler Ebene. Abschluss-bericht. Düsseldorf; Göttingen, März 2001. (Publikationgeplant)

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ie Automobilzulieferindustrie hat sich auseher unbedeutenden Anfängen in den letztenJahren zu einem der industriellen Wachs-

tumsträger in Sachsen Anhalt entwickelt. Einevom Ministerium für Wirtschaft und Technologiedes Landes Sachsen-Anhalt in Kooperation mitder Volkswagen AG im September 2000ausgerichtete Automobilzulieferkonferenz solltedazu dienen, die weitere Entwicklung diesesIndustriezweiges zu befördern.

Angekoppelt an diese Konferenz fand eine vonder Hans-Böckler-Stiftung und dem Ministeriumfür Wirtschaft und Technologie des LandesSachsen-Anhalt gemeinsam finanzierte schriftlicheBefragung der teilnehmenden Unternehmen statt,die fundiertere Ergebnisse zu Strukturen,Problemlagen und Entwicklungspotentialen dieserBranche liefern sollte. Die Auswertung dieserBefragung, an der sich insgesamt 56 aktuelle undpotentielle Zulieferunternehmen beteiligt haben,hat folgende Ergebnisse ergeben:

Wachstum und BeschäftigungDie Automobilzulieferindustrie in Sachsen-Anhaltist klein- und mittelbetrieblich geprägt und konnteihren positiven Wachstumstrend der vergangenenJahre sowohl in der Umsatz- als auch in derBeschäftigungsentwicklung auch in jüngster Zeitfortsetzen. Sie profitierte dabei sowohl vom Sogeiner guten Autokonjunktur als auch von deranhaltenden Tendenz einer Auslagerung vonWertschöpfungsanteilen durch dieFinalproduzenten. Die aktuell günstigen Ent-wicklungsbedingungen verdecken dabei jedochstrukturelle Nachteile und weiter bestehendeDefizite bei vielen Automobilzulieferern in derRegion, die sich als Hemmschuh für die künftigeEntwicklung erweisen könnten.

Marktstellung und ProduktpaletteBei den Autozulieferunternehmen in Sachsen-Anhalt dominieren die Hersteller von Metallteilenund -komponenten, gefolgt von Unternehmen, dieder Erzeugnissparte Chemie/Kunststoffezuzurechnen sind. Mit 4 von 56 befragtenUnternehmen nur äußerst schwach vertreten ist

der Bereich Elektrik/Elektronik, dem allgemein diedeutlich besseren Entwicklungschancenzugesprochen werden.

Nimmt man die Komplexität der Produkte alseinen weiteren Maßstab für die Stabilität derMarktposition und die Strategiefähigkeit einesUnternehmens, so ist die Situation der Branche inSachsen-Anhalt vergleichsweise ungünstig. Mitknapp 40% der befragten Unternehmen ist derAnteil einfacher Teilehersteller überdurch-schnittlich hoch. Eine ausgeprägte Hierarchie derZulieferbeziehungen im Sinne der in derFachliteratur oft unterstellten Zulieferpyramide istallerdings nicht festzustellen. Die große Mehrheitder Unternehmen liefert direkt an dieFinalproduzenten, zusätzlich allerdings oft auchan Systemanbieter und Komponentenfertiger.Eher vorteilhaft erscheint auch die Tatsache, dassnur eine Minderheit der Unternehmen allein vonden Aufträgen nur eines Finalproduzentenabhängig ist.

Selbsteinschätzung der Wettbewerbspositionund des InnovationspotentialsDie große Mehrheit der Unternehmen sieht in derProduktqualität den entscheidenden Faktor für dieWettbewerbsfähigkeit. In der Preisgestaltung siehtdagegen nur eine Minderheit Wettbewerbsvorteile.Die gelegentlich geäußerte These, wonach sichostdeutsche Unternehmen oftmals durchDumpingpreise den Eintritt den Markt zuverschaffen suchen, bestätigt sich damit imvorliegenden Falle nicht. Fähigkeit zurProduktinnovation, zwar von gut der Hälfte derBefragten als wichtiger Wettbewerbsfaktorgenannt, rangiert bei den sachsen-anhaltischenUnternehmen deutlich niedriger als in Ver-gleichsstudien, die sich auf die Bundesrepublikinsgesamt beziehen. Zu diesem Befund passt dermit einem Drittel relativ hohe Anteil derAutozulieferer in Sachsen-Anhalt, die über keineeigene FuE-Abteilung verfügen.

Dass in der Innovationskraft der UnternehmenDefizite liegen, macht auch eine parallel zu derUnternehmensbefragung durchgeführte Befragungvon VW-Einkäufern deutlich. Die Einkäufer

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bewerten die angebotenen Produkte undLeistungen zu rund 50% als dem Durch-schnittsstandard entsprechend, nur zu rund einemViertel als innovativ bis hochinnovativ, und zumehr als einem Fünftel als technisch veraltet ein.

Technische Ausstattung, Produktions- undOrganisationskonzepte, Belegschaftsqualifika-tionDie Hälfte der befragten Unternehmen stuft seinenAnlagenbestand als modern, ein weiteres Drittelsogar als hochmodern ein. Auch wenn bei dieserSelbsteinstufung Überbewertungen des erreichtentechnischen Standards nicht ganzausgeschlossen werden können, bestätigt diesdoch die Ergebnisse anderer Studien, welchebesagen, dass der technologische Rückstandöstlicher Industriebetriebe in der Anlagen-ausstattung insbesondere auf dem Sektor derMetallverarbeitung weitgehend aufgeholt seindürfte.

Demgegenüber zeigen sich Defizite sowohl beider Nutzung moderner Organisationsformen alsauch beim Qualifikationsstand der Belegschaften.Von der breiten Anwendung des Qualitätsauditsabgesehen, ist es nur eine Minderheit vonUnternehmen in Sachsen-Anhalt, dieentsprechende Konzepte und Verfahren - z.B.KVP, Simultaneous Engineering oder Just-in-Timeoder Gruppenarbeit - praktizieren, während siebundesweit in nahezu allen Organisa-tionsdimensionen von der überwiegendenMehrheit der Autozulieferunternehmen ange-wendet werden.

Durchaus kritisch fällt auch die Selbstein-schätzung der befragten Unternehmen hinsichtlichdes Qualifikationsprofils ihrer Belegschaften aus.Immerhin ein gutes Drittel sieht bereits aktuellDefizite im Hinblick auf die Anforderungen, die vonder strategischen Ausrichtung an die Qualifikationder Belegschaft gestellt sind. Für weitere 16% istdie Entstehung von Qualifikationsdefiziten für dieZukunft absehbar. Vor allem fehlendeQualifikationen in der Anwendung vonComputertechniken (CNC, CAD, CAM) werdenbeklagt. Damit bestätigt sich auch in diesem Falldie vor dem Hintergrund der immer nochbestehenden Produktivitätsrückständeostdeutscher Betriebe aufgekommene These,wonach die Investition in Personalent-wicklungsmaßnahmen in den Betrieben mit demtechnologischen Wandel nicht mitgehalten hat undsomit das vorhandene technologische Potentialnur unzureichend genutzt werden kann.Investitionen in die Humanressourcenentwicklung,sei es in Form von Weiterbildungsmaßnahmen,forcierter Erstausbildung oder der Einstellung vonentsprechend qualifizierten ArbeitnehmerInnen,erscheint für viele Unternehmen somit geboten.

Regionale Verflechtung undKooperationsbeziehungen

Die Autozulieferunternehmen Sachsen-Anhaltsweisen ihrerseits nur vergleichsweise geringeZulieferverflechtungen mit Betrieben im regionalenUmfeld auf. Gründe hierfür dürften u.a. derinsgesamt schwache Industriebesatz in Sachsen-Anhalt, aber auch die Tatsache sein, dass denUnternehmen z.T. die eigenen Zulieferer vomAutoproduzenten vorgeschrieben werden, so dasseine Wahlmöglichkeit nicht bzw. nur eingeschränktbesteht.

Am mangelnden Kooperationswillen derUnternehmen jedenfalls liegt es sicherlich nicht,wenn die regionale Lieferverflechtung ver-gleichsweise schwach ausgeprägt ist. Immerhinsind knapp 60% der befragten Unternehmenbereits in regionalen Netzwerkkooperationeneingebunden. Weitere 24% streben dies an. Zudiesem durchaus beachtlichen Ergebnis trägtsicherlich in starkem Maße das MAHREG Kom-petenznetzwerk im Rahmen des Innoregio-Pro-gramms bei. Im geringen Umfang sind Zuliefer-unternehmen aus Sachsen-Anhalt auchbundesweit oder sogar global in Kooperations-netzwerken eingebunden. Die Tendenz ist auchhier steigend und zeigt ein zunehmendes Bemü-hen um Zusammenarbeit weit über die Regionhinaus. Hohes Gewicht haben nicht zuletzt auchForschungskooperationen mit Hochschulen undInstituten, 62% der befragten Unternehmenpflegen derartige Kooperationen, dies entsprichtpraktisch dem Anteil der Unternehmen miteigenen FuE-Kapazitäten.

Auswirkungen des ZulieferforumsDas gewachsene Interesse an einer engerenZusammenarbeit der Autozulieferer in Sachsen-Anhalt drückt sich auch in den Erwartungen andas Zulieferforum aus. Neben dem dominierendenInteresse an der Kontaktherstellung und-verbesserung zum Mitveranstalter VW erhofftensich die Hälfte der befragten UnternehmenAnbahnung von Kontakten zu anderen Automo-bilzulieferern in Sachsen-Anhalt.

Um konkrete Geschäftserfolge, die aus demZulieferforum erwachsen sind, ermitteln zukönnen, wurde einige Wochen später eineNachbefragung durchgeführt. 20 Unternehmenhaben sich daran beteiligt. Für 12 dieser Unter-nehmen hat das Forum zu konkreten Geschäfts-erfolgen geführt: bei zwei Unternehmen sind imGefolge der Veranstaltung sogar bereits Aufträgeerteilt worden. Zwar lassen sich aufgrund derrelativ geringen Beteiligung an der Nachbefragungdiese Zahlen in ihrer prozentualen Relation nichtumstandslos hochrechnen, doch dass tatsächlichschon wenige Wochen nach dem Forum für eineReihe von Unternehmen neue Aufträge erteiltwurden oder absehbar waren, kann auf jeden Fallals beachtlicher Erfolg gewertet werden.

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Ergebnis :

Kurtzke, Wilfried; Neumann, Uwe: Strukturen undEntwicklungstendenzen der Autozuliefererindustrie inSachsen- Anhalt. Abschlussbericht. Magdeburg, April2001.

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1. Die Notwendigkeit einer Entkoppelung vonVerkehrswachstum und UmweltbelastungUnter den Bedingungen einer forcierten Arbeits-teilung in einer globalisierten Ökonomie mit einerentsprechend transportintensiven Produk-tionsweise sowie einer grundlegenden Verände-rung privater Lebensentwürfe muss das Ziel einersignifikanten Verkehrsvermeidung zwangsläufigscheitern. Im Sinne einer neuen"Entkoppelungshypothese" besteht die zentraleverkehrspolitische Herausforderung darin, Ver-kehrswachstum ohne zugleich steigende Um-weltbelastungen zu ermöglichen. Als relevanteHandlungsfelder lassen sich hierfür "fünf I´s"identifizieren: Infrastruktur, Intermodalität,Innovation, Internalisierung und ein IntegriertesGesamtverkehrskonzept.

2. Zum Paradigma einer nachhaltigen Entwick-lung in der VerkehrspolitikIn ihrer Koalitionsvereinbarung und in dem"Verkehrsbericht 2000" bezieht sich die rot-grüneKoalition auf das Paradigma einer vorsorgendenUmweltpolitik, d.h. einer gleichgewichtigenEntwicklung von Ökologie, Ökonomie undGesellschaft. Den damit verbundenen Anspruchgilt es einzulösen. In instrumenteller Hinsicht sinddie verkehrspolitischen Rahmenbedingungen sozu gestalten, dass sie einerseits die dezentraleIntelligenz des Wettbewerbs auch imVerkehrsbereich mobilisieren und andererseitssozial-ökologischen Kriterien genügen.

3. Infrastruktur: Sicherung der Rahmenbedin-gungen - Systemwechsel in der Finanzierung ?Die Infrastrukturinvestitionsprogramme derBundesregierung sind kaum ausreichend, dieFinanzierungsrückstände der christlich-liberalenKoalition zu überwinden und das übergeordneteZiel einer leistungsfähigen Infrastruktur zurSicherung einer umweltgerechten Mobilität zuerreichen. Für Unterhalt und Ausbau der ver-kehrlichen Infrastrukturen reichen die bisherigenFinanzierungsmodi offenbar nicht mehr aus.Daher gilt es, neue Finanzierungsmodelle imInteressenabgleich mit den gesellschaftlichen

Akteuren zu erproben. In diesem Zusammenhanggewinnt insbesondere eine direkte Nutzer-finanzierung an Bedeutung. Die Verantwortung fürdie Infrastrukturplanung muss jedoch inöffentlicher Regie bleiben.

4. Intermodalität: Effizientes Verkehrssystemdurch kompetitive VerkehrsträgerDie angestrebte Förderung von Intermodalitätbleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Im Kernlassen sich die Mängel in der Umsetzung einesintermodalen Verkehrskonzepts vor allem auchauf Defizite in der Reform der Bahn zuspitzen.Solange im Bereich der Bahn keine neue Balancevon Ökonomie (Marktsteuerung) und Politik(Regulierung, gesamtwirtschaftlichesGleichgewicht) gefunden wird, bleibt Intermodalitätweitgehend eine Absichtserklärung. Bei derordnungspolitischen Aufgabe der Herstellungfairer Wettbewerbsbedingungen ist der Staatgefordert. Dabei ist es nicht seine Aufgabe,technokratische Lösungen „von oben“durchzusetzen, sondern vielmehr in einerreformorientierten Perspektive auch einengesellschaftlichen Suchprozess zu organisieren,durch den der bisherige Pfad in der Verkehrspo-litik verlassen werden kann und wettbewerbs-fähige Verkehrsträger in der Lage sind, durchKooperation und Wettbewerb die Effizienz desGesamtsystems Verkehr deutlich zu steigern.

5. Innovation: Beschäftigungschancen einerneuen MobilitätswirtschaftKonzentrierte sich der Innovationsaspekt imVerkehrswesen bisher eher auf technologischeEntwicklungen, wird von Seiten der rot-grünenBundesregierung nun ein forschungsgestütztesintegriertes Verkehrssystem angestrebt, dasgleichzeitig eine stärkere Vernetzung der Akteurebewirken soll. Ein solcher Politikansatz bedarf vorallem jedoch eines Bündels von technischen,ökonomischen und politischen Maßnahmen, dasermöglicht, die bestehenden Widersprüche einertransportintensiven Produktionsweise zubearbeiten („Systeminnovation“). Zudem werdendie Beschäftigungspotenziale einer innovativen

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Mobilitätswirtschaft nur ausgeschöpft werdenkönnen, wenn sich Forschungspolitik alsBestandteil einer industriepolitischenModernisierungsstrategie begreift, die in einemengen Zusammenhang sowohl mit spezifischenarbeitsmarkt-, regional- und strukturpolitischenAnsätzen als auch mit einer Neubestimmung desStaates in ökonomischen Innovationsprozessensteht.

6. Internalisierung von Umweltlasten durchFiskalpolitik: die ökologische SteuerreformDie Internalisierung von Umweltlasten durchFiskalpolitik folgt dem seit Mitte der 80er Jahre zubeobachtenden Paradigmenwechsel in derDiskussion um Ökosteuern und ist dem Prinzipder Aufkommensneutralität verpflichtet. Als neueForm betrieblicher Kostensenkungsstrategienstellt sie eine doppelte Dividende - eineökologische und beschäftigungspolitische Wirkung- in Aussicht, die jedoch fraglich ist. Wenigstens istes der ökologischen Steuerreform gelungen, dieInnovationsblockade in der Verkehrspolitik zudurchbrechen. Die einseitige Akzentuierung vonangebotsorientierten Strategieelementen imRahmen der ökologischen Steuerreform könntesich zunehmend als Restriktion erweisen, dieReform tatsächlich „durchzustehen“. Daher mussdie ökologische Steuerreform in eine politischeDiskussion über ein konkretes umwelt- undverkehrspolitisches Leitbild eingebunden werden,um ihre Akzeptanz herzustellen und dauerhaft zusichern.

7. Integration: "Integrierte Verkehrspolitik"erschöpft sich nicht in technischen LösungenDas Regierungskonzept einer „integrierten Ver-kehrspolitik“ gibt vor, den Schlüssel für dieBeantwortung komplexer Fragen der Verkehrs-regulierung mobiler Gesellschaften und gleich-zeitig „intelligente Lösungen“ bereitzustellen.Tatsächlich aber greift das Konzept zu kurz, weildie Dimensionen technische Integration (technischoptimale Vernetzung aller Verkehrsträger),politische Integration (ressortübergreifendeRegulierung verkehrsrelevanter Probleme) undsoziale Integration (Beteiligung einer Vielzahl vongesellschaftlichen Akteuren am ver-kehrspolitischen Entscheidungs- und Implemen-tationsprozeß) kaum zu einem kohärentenGesamtkonzept gesellschaftlicher Regulationvernetzt werden. So ist es der Bundesregierungbislang nicht gelungen, die Verkehrspolitik in denKontext einer ökologischen Modernisierung derVolkswirtschaft zu stellen und damit eine neueBalance von betriebs- und gesamtwirtschaftlicherRationalität herzustellen. Es bleibt nicht zuletztauch die Aufgabe der Gewerkschaften undanderer gesellschaftlicher Akteure, die Spielräumefür ökologisches Handeln und Reformpotenziale inder Verkehrspolitik immer wieder auszuloten. Diesist zugleich die entscheidende Bedingung, einUmsteuern in der Verkehrspolitik zu erreichen.

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Ergebnis :

Verkehrspolitik - Baustein einer ökologischen Mo-dernisierungsstrategie? Bestandsaufnahme und Per-spektiven der Verkehrspolitik der rot-grünen Bundes-regierung. Abschlussbericht. Braunschweig, 2001.

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ie deutsche Wirtschaft steht gegenwärtigunter erheblichem Problem- und Verände-rungsdruck. Zu den internen Problemlagen,

wie die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit, der demo-graphische Wandel und die Entwicklungs-schwäche der ostdeutschen Wirtschaft, kommenexterne Herausforderungen, wie beispielsweisedie integrative Vertiefung und Erweiterung derEuropäischen Union, der institutionelleRegimewettbewerb, die Ausbreitung digitalerTechnologien und die Veränderung globalerWertschöpfungsketten und Unterneh-mensstrategien, hinzu. Vor diesem Hintergrundarbeitet die Studie zentrale Entwicklungstrendsder deutschen Wirtschaft anhand einer Auswer-tung und Diskussion der vorliegenden wirtschafts-und politikwissenschaftlichen Literatur aus. DieBerücksichtigung institutionellerRegulationsformen, der Umweltproblematik undauch Fragen der Migration macht deutlich, dasswirtschaftliche Entwicklungsprozesse im gesell-schaftlichen und stofflichen Kontext zu betrachtensind. Einerseits ist die damit verbundeneUnsicherheit zu berücksichtigen, andererseitsverweist dieser Kontext aber auch auf die Rele-vanz gesellschaftspolitischer Ziele, Strategien undMachtverhältnisse. In diesem Zusammenhangwerden insbesondere die Gewerkschaften alsökonomischer und politischer Akteur ange-sprochen.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass wederdie zu erwartende verhaltene Wachstumsdynamikin einer Größenordnung von rund 2 Prozent proJahr noch die absehbare demographischeEntwicklung zu einem signifikanten Rückgang derArbeitslosigkeit in den nächsten zehn Jahrenführen werden. Die anhaltende internationaleWettbewerbs- und Exportstärke wird mit einerbinnenwirtschaftlichen Nachfrageschwäche teuererkauft. Darüber hinaus kann mit einem zügigenAufholprozess der ostdeutschen Wirtschaft auf80% des westdeutschen Niveaus bis zum Jahr2010 nicht gerechnet werden.

Angesichts eines eher zögerlichen sektoralenWandels und der enttäuschten Hoffnungen derUS-amerikanischen ‚New Economy’ sind nur

begrenzte Wachstums- und Beschäftigungsim-pulse von der Entwicklung zur Dienstleistungs-und Informationsökonomie erwartbar. Allerdingsist die digitale Technologie eine treibende Kraftneuer globaler Unternehmensstrategien. Diesesind geprägt durch internationale Netzwerkbildungund Vermarktlichung betrieblicher Beziehungen,die Reorganisation der Wertschöpfungsketteninsbesondere durch ‚Outsourcing’ und einekundenbezogene Veränderung derGeschäftsbereiche hin zu Dienstleistungs- undMultimediaangeboten. Der Faktor Zeit wird immermehr zu einer zentralen Zielgröße für denUnternehmenserfolg.

Unter dem Paradigma des internationalenWettbewerbs unterliegen sowohl die Sozialver-sicherungs- und Steuersysteme als auch dieInstitutionen des Arbeitsmarktes und der Unter-nehmenssteuerung einem Wandlungsprozess.Zunehmender Steuerwettbewerb und Austeri-tätspolitik auf europäischer Ebene durch denStabilitäts- und Wachstumspakt schränken nichtnur die Erfüllung staatlicher Aufgaben ein,sondern limitieren auch die wirtschaftlicheDynamik von der Nachfrageseite her. Während inder viel zitierten Systemkonkurrenz dieFlexibilisierung des Arbeitsmarktes nach anglo-amerikanischem Vorbild gefordert wird, sind esgerade atypische Beschäftigungsverhältnisse unddie Unterbeschäftigung welche den Sozial-versicherungen Finanzierungsprobleme besche-ren. Bezüglich der Arbeitskräfteimmigration undder Frauenerwerbstätigkeit könnten die US-amerikanischen Erfahrungen jedoch durchausfruchtbar gemacht werden.

Wieweit und vor allem mit welchen Konse-quenzen, beispielsweise bezüglich der Mitbe-stimmung und der Einkommensverhältnisse, sichdas deutsche - bankenzentrierte - Modell der‚Corporate Governance’ dem angelsächsischen -finanzmarktgesteuerten und ‚Shareholder Value’-orientierten - Modell annähert bleibt indessennoch ungewiss. Die Restrukturierung derFinanzmärkte durch den Trend zu transnationalenAllfinanzkonzernen deutet jedoch ebenso auf einegraduelle Entflechtung der ‚Deutschland AG’ hin,

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wie auch die - infolge der Deregulierungs- undWettbewerbspolitik - von der EU angestoßenenKonzentrationsbewegungen auf europäischerEbene. Trotz anhaltender Wettbewerbs- undExportstärke zeichnen sich demnachVeränderungen der institutionellen Formen des‚rheinischen Kapitalismus’ ab - auch wenn vondessen Ende noch keine Rede sein kann. Sowohl

die Pfadabhängigkeit als auch die mit einemInstitutionentransfer verbundenen Problemesetzen hier Grenzen, zumal die angeblicheÜberlegenheit des ‚Vorbildes’ umstritten undstandpunktabhängig ist.

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Ergebnis :

Scherrer, Christoph: Zukunft der Wirtschaft. Eine Lite-raturstudie. Abschlussbericht. Kassel; Berlin, Mai 2001.(Publikation im Erscheinen)

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Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung

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or dem Hintergrund gewandelter außen- undsicherheitspolitischer Konzeptionen ist dieAuslastung der führenden westeuropäischen

Marinewerften Anfang des neuen Jahrzehntswesentlich besser als in den 1990er Jahren. Neuenationale Beschaffungsprogramme und einegestiegene Nachfrage ausländischer Marinenlasten nicht nur die deutschen, sondern diewehrtechnischen Schiffbaukapazitäten in denmeisten Staaten Westeuropas für die kommendenJahre größtenteils aus.

In der Untersuchung wird die Struktur, derderzeitige Stand der Anpassungsprozesse sowieteilweise die Perspektiven des Kriegsschiffbausfür die größten Schiffbaunationen Westeuropasund den USA empirisch aufgearbeitet. Danachweist die westeuropäische Marineindustrie derzeitfolgende Strukturen auf.– Die zehn größten Werften bzw. Schiffbau-

gruppen (DCN, Fincantieri, IZAR,HDW/Kockums, Blohm & Voss, BAe Systemsu.a.) vereinen rund drei Viertel des mili-tärischen Schiffbauumsatzes Westeuropas aufsich.

– Die Produktionsverhältnisse im westeuropäi-schen Marineschiffbau sind recht unter-schiedlich. Derzeit lassen sich drei Typen vonSchiffbauunternehmen unterscheiden:– reine Militärwerften (DCN in Frankreich),– die Separierung von Militär- und zivilem

Schiffbau in verschiedenen Werften, aberinnerhalb eines Konzernverbunds (Fin-cantieri Italien, Izar Spanien),

– die Integration von ziviler und militärischerFertigung innerhalb der Werftbetriebe(Deutschland).

– Die Eigentümerstrukturen differieren ebenfallserheblich (privat – staatlich).

– 35.000 - 40.000 Arbeitsplätze im europäischenSchiffbau hängen direkt oder indirekt vonMarine-Aufträgen ab.

– Von der Beschäftigungswirkung erreicht derwesteuropäische Marineschiffbau somit eineGrößenordnung, die rund 70 Prozent des US-amerikanischen Kriegsschiffbaus entspricht.

Trotz der guten Auftragslage und der in denletzten Jahre vollzogenen Anpassungen kanndennoch prognostiziert werden, dass mittelfristignach wie vor Überkapazitäten im MarineschiffbauWesteuropas bestehen. WeitereRestrukturierungsprozesse sind zu erwarten.

Diese dürften sich im Gegensatz zu früherenZeiten verstärkt auf europäischer Ebeneabspielen. Neuartige Kooperationen und Allianzenkönnten die Vorstufe zu grenzüberschreitendenVerflechtungen von Unternehmen sein.

Allerdings stellen unterschiedliche Exportpoli-tiken und Eigentumsstrukturen sowie andersgeartete zivil-militärische Integrationen nach wievor entscheidende Hemmnisse auf dem Weg zueinem gemeinsamen europäischen Markt fürKriegsschiffe dar. Die existierenden Rahmenbe-dingungen erschweren die Entwicklung einerkonsistenten, gemeinschaftlichen westeuropäi-schen Politik im Marineschiffbau.

Die angestrebte Schaffung einer gemeinsamenEuropäischen Verteidigungs- und Sicher-heitsidentität führte in den letzten Jahren zupolitischen Initiativen, die Rüstungszusammen-arbeit in Westeuropa zu intensivieren. Insbe-sondere die „Absichtserklärung über Maßnahmenzur Erleichterung der Umstrukturierung dereuropäischen Rüstungsindustrie“ (der sog. Letterof Intent) aus dem Jahre 1998 sowie dasdiesbezügliche Rahmenabkommen vom Juli 2000könnten die Zusammenarbeit in den sechswichtigsten Marinenationen Westeuropas stärken.

Die kurzfristigen Auswirkungen auf denMarinesektor sind allerdings schwierig einzu-schätzen. Für viele Schiffbauregionen sindWerften oft bedeutende Arbeitgeber. Aus derÜberlagerung von Rüstungs- und Beschäfti-gungspolitik wurde in der Vergangenheit mancheWettbewerbsverzerrung im Schiffbau toleriert. Siedürfte auch zukünftig politisches Handelnwesentlich beeinflussen.

Trotz dieser Unwägbarkeiten sollte derInformationsaustausch zwischen den Gewerk-schaften sowie anderen politischen Einrichtungen

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gestärkt werden. Nur so wird der begonneneProzess der gesteigerten europäischen

Zusammenarbeit angemessen begleitet undgestaltet werden können.

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Ergebnis :

Heseler, Heiner; Voß, Werner: Der deutsche Marine-schiffbau im westlichen Kontext. Entwicklungen undOptionen. Abschlussbericht. Bremen, Juli, 2001.

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Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ !"#$%&''('%)*+ !"#$%"&'&()*+,-./&""&,"#0+12#+3*))(+4.*+5.+(*(

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lobalisierung ist heute ein zentrales Themavon Politik und Wirtschaft weltweit. DieHaupttriebkräfte der Globalisierung sind die

technologischen Veränderungen und die wirt-schaftliche Liberalisierung. Dieser Globalisie-rungsprozess hat schwerwiegende soziale Folgen.Deutlich ist auch, dass der Prozess derGlobalisierung die Gewerkschaften weltweit vorneue Herausforderungen stellt.

Auch für die Internationale TransportarbeiterFöderation (ITF) und ihre nationalen Gewerk-schaftsverbände ist dieses Problem bereits alt undbekannt. Die Handelsschifffahrt ist schon langeinternational und der Arbeitsmarkt global. Seitüber 50 Jahren suchen Schiffseigner die Fluchtaus nationaler Arbeitsgesetzgebung undTarifverträgen. Sie flaggen aus: Ihre Schiffelassen sie in offene Register anderer Ländereintragen, um Steuern zu sparen und dieArbeitskosten zu drücken. Die ITF wendet sich mitihrer Billigflaggenkampagne gegen dieseEntwicklung. Zum fünfzigjährigen Bestehen ihrerBilligflaggenkampagne hatte sie ein Schiff gekauft,es ”Global Mariner” getauft und es um die Weltgeschickt, um die Öffentlichkeit auf Probleme, diedurch Billigflaggen entstehen, aufmerksam zumachen. Über 750.000 Menschen haben dieAusstellung auf dem Schiff während dieser Fahrtdurch 86 Häfen in 51 Ländern gesehen.

Die ITF und ihre Seefahrersektion ist im Kon-text der internationalen Gewerkschaftsbewegungeinmalig. Kein anderer internationalerZusammenschluss von nationalen Gewerk-schaften hat eine solange Tradition in inter-nationalen Kämpfen, keine verfügt über diefinanziellen Mittel, um diese Breite an interna-tionaler Gewerkschaftsarbeit zu gewährleisten.Auch wenn diese Prozesse in der ITF nicht ohneKonflikte ablaufen, so kann die ITF und dieKampagnentour der Global Mariner als wichtigespositives Beispiel für internationale Gewerk-schaftsarbeit betrachtet werden.

Das internationale Tarifvertragssystem derBilligflaggen ist einmalig. Es gibt in keiner anderen

Transportbranche oder Industrie vergleichbareAnsätze einer internationalen Tarifpolitik. Für dieZusammenarbeit der Seeleutegewerkschaften inder ITF war das Interesse der Begrenzung dernegativen Folgen der Billigflaggenschifffahrt voneinscheidender Bedeutung. Das tarifpolitischeRegelwerk bindet insbesondere dieGewerkschaften aus arbeitskräfteexportierendenNiedrigstandardregionen in eine internationalgovernance ein. Dieses Fallbeispiel zeigt, dassinternationale Gewerkschaftspolitik nichtnotwendig ohnmächtig oder ausschließlichdienstleistungsorientiert bleiben muss.

Es ist der ITF zwar nicht gelungen, die Billig-flaggenregister abzuschaffen oder ihre Ausdeh-nung einzudämmen. Aber es konnte eine - imVergleich zu anderen Wirtschaftszweigen - starkeinternationale Regulierung des vormalsderegulierten internationalen maritimen Trans-portsektors gewerkschaftlich durchgesetzt wer-den. Die gesetzliche Regelungsdichte ist außer-gewöhnlich hoch. Auch die tarifvertraglicheRegulierungsdichte hat sich gegenüber denAnfängen verfünffacht und erfasst inzwischen 25-29 % der Billigflaggen.

Es bestehen teilweise grundlegende Wider-sprüche zwischen den Interessen der nationalenGewerkschaften in den unterschiedlichen Regi-onen der Welt. Dies zeigt auch das Beispiel derITF. Ein internationalisierter Kapital-Arbeit-Konfliktgarantiert nicht die Ausbildung gemeinsamerInteressen und handlungsfähiger Organisationen.Die vielfältigen internationalen Konfliktlinienverlaufen nicht nur entlang differenter wirtschafts-,tarif-, innen- und außenpolitischer Orientierungender Nationalverbände. In der internationalenGewerkschaftspolitik besteht auch eintiefgreifender Interessenkonflikt zwischenVerbänden aus Hoch- und Niedrigstan-dardregionen, wie das Fallbeispiel zeigt. Er machtdie Perspektive demokratischer und effektiverinternationaler Kooperation auch unterBedingungen von Globalisierung schwierig.

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Die Lehren aus der ITF Billigflaggenkampagnesind deutlich. Wenn die herrschendenökonomischen Kräfte auf internationaler Ebeneagieren, so müssen auch die gewerkschaftlichenKämpfe auf internationaler Ebene geführt werden.Eine globalisierte Wirtschaft braucht globaleStandards – um globale Standards zu erreichen,werden globale Gewerkschaften benötigt.

Der Weg, den die Gewerkschaften bestreitenmüssen, um im Prozess der Globalisierung nicht

als Interessenvertretung und politischer Akteur anden Rand gedrängt zu werden, ist von der ITF inder Seefahrersektion vorgezeichnet worden. DieITF hat mit ihrer Politik und ihrer Kampagne gegenBilligflaggen gezeigt, was eine starkeinternationale Gewerkschaftsorganisationbewegen kann.

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Ergebnis :

Wilke, Peter; Kopte, Susanne; Meister, Reiner: Glo-balisierung, Billiglohn-Konkurrenz und neue Formengewerkschaftlicher Politik am Beispiel der ITF.Abschlussbericht. Hamburg, Dezember 2000. Anlagen:Interviews Ausschnitte Präsentationsmaterial.

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Anlage des ProjektesTeilautonome Gruppenarbeit gilt als zentralesIndiz für die Abwendung von tayloristischen, starkarbeitsteiligen Organisationsstrukturen hin zudezentralen, postfordistischen Arbeitsformen.Aufgrund des Interesses an der Ausbildung neuerProduktionskonzepte richtete sich der Fokus derindustriesoziologischen, arbeitswissenschaftlichenund betriebswirtschaftlichen Forschung bisherweitgehend auf den Einführungsprozess vonGruppenarbeit. In dem durchgeführtenForschungsprojekt wurde erstmals dieRücknahme der Gruppenarbeit untersucht.

Methodisches Vorgehen und empirische BasisAus einem Sample von zehn Unternehmen, indenen Vorgespräche durchgeführt wurden,wurden drei Unternehmen ausgewählt, die erstensin den neunziger Jahren eine prominente Rolle inder Gruppenarbeitsdiskussion gespielt haben undin denen zweitens eine deutliche Rücknahme derGruppenarbeit zu beobachten ist.

Im Unternehmen A – einem Automobilzulie-ferer - wurden die kunden- bzw. produktbezo-genen Fertigungsinseln aufgelöst und wieder dieklassischen verfahrensorientierten Abteilungeneingeführt. Die indirekten Aufgaben wie Perso-nalplanung, Auftragsfeinsteuerung, Wartung undQualitätssicherung, die ursprünglich in dieKompetenz der Inseln übertragen wurden, sindwieder in Zentralbereichen zusammengefasstworden. Den Gruppensprechern wurden hierar-chische Weisungsbefugnisse zugestanden.

Das Maschinenbauunternehmen B hat dieAnfang der neunziger Jahren etablierte Grup-penarbeit bereits Mitte der neunziger Jahreneinschlafen lassen. Die Gruppenarbeit basierte indiesem Unternehmen auf einer selbständigenWochenplanung der Aufträge durch die Ferti-gungsinseln. Von den Gruppenarbeitsversuchender neunziger Jahre sind faktisch nur noch dieMaschinenanordnung und die Schilder über denGruppenbereichen geblieben.

Unternehmen C, ein Zulieferer für die Auto-mobilindustrie und die Maschinenbauindustrie,befindet sich nach einer sehr weitgehenden

Dezentralisierung Mitte der neunziger Jahre jetztin einem Prozess der Rezentralisierung. NachBeobachtungen von Fertigungs- und Montage-mitarbeitern schliefe die Gruppenarbeit in einigenBereichen wieder ein.

Neben der Literaturrecherche wurden in allenUnternehmen qualitative Interviews durchgeführt.Diese wurden anhand der durch die theoretischenVorüberlegungen gebildeten Kategorienteiltranskribiert.

ProjektergebnisseIn Bezug auf die drei zentralen Forschungsfragendes Projektes wurden folgende Ergebnisseherausgearbeitet:

1. Weswegen wurde in den Unternehmen dieGruppenarbeit zurückgenommen, obwohl dieGruppenarbeitsprojekte von der Unternehmens-führung intern und extern lange Zeit als wirt-schaftliche Erfolgsgeschichte präsentiert wurden?Sowohl die Gründe für die Einführung derGruppenarbeit als auch die Gründe für dieRücknahme basierten auf Konstruktionen vonEffizienz, die auf Vereinfachungen und proble-matisierbaren Zurechnungen basiert. Sowohl diePromotoren als auch die Gegner von Gruppen-arbeitssystemen sind bei der sozialen Konstruk-tion von Effizienz- und Effektivitätsberechnungennicht völlig frei. Unternehmen bewegen sich imkapitalistisch-marktwirtschaftlichen Systeminnerhalb spezifischer Viabilitätsanforderungen.Das Prinzip der finanziellen Reproduktion ist einStrukturmoment, das in Unternehmen nicht völligbeliebig hintergangen werden kann. Aber dasWirtschaftlichkeitsprinzip ist nicht der „autonomeUrgrund“, aus dem alle wirtschaftlichen undstrategischen Handlungen bloß abgeleitet werdenmüssten. Effizienz, Effektivität undWirtschaftlichkeit bei der Einführung oderAbschaffung von Gruppenarbeit sind zunächsteinmal nur „Leerformeln“, die durch das angeblichaus ihnen abgeleitete Handeln der Akteure erstinhaltlich gefüllt werden.

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2. Weswegen gab es von Seiten der Mitarbeiterkeinen Widerstand gegen die Rücknahme derGruppenarbeit, obwohl diese in der Grup-penarbeitsliteratur als Nutznießer der neuenProduktionskonzepte betrachtet werden?In der Hauptrichtung der Gruppenarbeitsforschungwird davon ausgegangen, dass der Widerstandder betroffenen Mitarbeiter gegen Gruppenarbeitin denjenigen Unternehmen besonders virulentwird, in denen lediglich eine „restriktive“,„strukturkonservative“ oder „halbherzigumgesetzte“ Form der Gruppenarbeit eingeführtwurde. Aus der in dem Projekt entwickeltenPerspektive kann jedoch argumentiert werden,dass gerade in der „teilautonomen“,„strukturinnovativen“ und „beherzt umgesetzten“Form der Gruppenarbeit durch ein aufZweckprogrammierung basierendes Zielverein-barungssystem den Mitarbeitern die vorher exis-tierende Trumpfkarte „informelle Flexibilität“ ausder Hand genommen wird. Unter Machtge-sichtspunkten scheint Gruppenarbeit für dieAkteure in Fertigungs- und Montagebereichen nurdann interessant zu sein, wenn nicht nur ihreformalen Handlungsmöglichkeiten erweitertwerden, sondern auch ihre informellenMachtpotenziale durch die Bereitschaft zurfunktionalen Regelabweichung nicht allzu starkuntergraben werden. Bei der Umstellung vonKonditionalprogrammen auf Zielvereinbarungen istdies aber offensichtlich eher die Ausnahme als dieRegel.

3. Weswegen konnte die Gruppenarbeit so leichterodieren, obwohl in der Organisationsforschungvon der strukturellen Trägheit einmal etablierterOrganisationsformen ausgegangen wird?In Bezug auf Gruppenarbeit lässt sich ein ge-spaltenes Lock-in (Blockierung) beobachten.Einerseits scheint sich Gruppenarbeit als Orga-nisationskonzept so zu etablieren, dass es für dasManagement schwierig ist, sich offiziell nicht zuirgendeiner Form der Gruppen- und Teamarbeitzu bekennen. Im Gegensatz zu anderenLeitbildern wie „Lean Management“, „BusinessProcess Reengineering“, „Kaizen“ oder „TotalQuality Management“ scheint das Konzept derGruppenarbeit nicht den üblichen Halbwertszeitender Managementdiskurse zu unterliegen.Andererseits prägt sich in der organisatorischenPraxis durch Gruppenarbeit kein Pfad aus, dervon den Unternehmen nur schwer wieder zuverlassen ist. Der Entscheidungskorridor, derdurch die Einführung der Gruppenarbeit gezogenwird, scheint recht schwache Grenzen zu haben.Durch dieses gespaltene Lock-in verschärft sichdie in Organisationen häufig zu beobachtendeDiskrepanz zwischen Außendarstellung und dervon den Mitarbeitern wahrgenommenen internenBetriebsrealität.

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Ergebnisse :

Kühl, Stefan: Das Scheitern von Gruppenarbeits-projekten. Untersuchung über die Rezentralisierungund Rehierarchisierung in Vorreiterunternehmen derGruppenarbeit. Abschlussbericht. München, Mai 2001.

Kühl, Stefan: Über das erfolgreiche Scheitern von

Gruppenarbeitsprojekten. Rezentralisierung undRehierarchisierung in Vorreiterunternehmen derDezentralisierung. In: Zeitschrift für Soziologie; 30.Jg./2001. S. 199-222.

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Mitbestimmung im Wandel – Solidarität in der Arbeit________________________________________________________________ !"#$%&''('%)*+ !"#$%&#"''()*&+%,%")$-,()*%).")

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er öffentliche Sektor ist zur Zeit einem starkenVeränderungsdruck ausgesetzt, der vor allemin den Branchen Energieversorgung und

öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) durchdas Diktat der leeren öffentlichen Kassen, dieLiberalisierungsbestrebungen der EU undIneffizienzen in den öffentlichen Unternehmenverursacht wird. Häufig wird versucht, dieserSituation mit der Privatisierung öffentlicherUnternehmen Herr zu werden. Dabei dominierenneoliberale Restrukturierungskonzepte: Der Staatsoll seine Aktivitäten auf wenige Kernaufgabenbeschränken, alles andere soll von miteinander imWettbewerb stehenden privaten Anbietern aufeinem möglichst freien Markt günstigerbereitgestellt werden. Wird privatisiert, so kanndies für die Beschäftigten der betroffenen Betriebeund Unternehmen mit einschneidenden personal-und mitbestimmungsrechtlichen Änderungenverbunden sein, die sich auf die Motivation derBeschäftigten und damit auch auf diewirtschaftliche Leistungsfähigkeit der betroffenenBetriebe und Unternehmen auswirken.

Ziel des Projektes war zum einen, alle Mitbe-stimmungsvereinbarungen in öffentlichenUnternehmen mit privater Rechtsform im Orga-nisationsbereich der Gewerkschaft ÖTV zuerfassen. Von 162 ÖTV-Kreisverwaltungenbeantworteten 153 (d. h. 94,4 %) die an sieausgegebenen Fragebogen. Damit konnten 281Mitbestimmungsvereinbarungen nach Art, Aus-gestaltung, Alter und Qualität der Mitbestim-mungspraxis erfasst werden. Zum anderenwurden mit vertiefenden Fallstudien die Wirk-samkeit und Wirkungsweise von Mitbestim-mungsvereinbarungen und die Anreize der han-delnden Personen in drei Branchen näheruntersucht. Im Bereich Elektrizitätsversorgungwurden Fallstudien bei den Stadtwerken Bayreuth,

bei der HEAG in Darmstadt und bei den zumOrganisationsbereich der IG-Metall gehörendenHEW in Hamburg durchgeführt, im Bereich ÖPNVwurden die Bremer Straßenbahnen, dieOffenbacher Verkehrsbetriebe und derVerkehrsbetrieb Potsdam untersucht. Im BereichKrankenhäuser wurden das Klinikum Stade, dasKlinikum Erfurt und die Klinikorganisation Vivantesin Berlin untersucht. Bei den Krankenhäusernverschärfen die demographische Entwicklung derBevölkerung, die immer kostspieligere technischeAusstattung und die aufwendigerenBehandlungsmethoden die wirtschaftliche Lage. Inder Elektrizitätsversorgung und im ÖPNV geht derRationalisierungsdruck u. a. von derLiberalisierung durch die EG aus.

Die Auswertung aller Fragebogen ergab, dassdie Mitbestimmungsvereinbarungen sehrheterogen über das Gebiet der Bundesrepublikverteilt sind. Dies kann an regional unterschied-lichen Mitbestimmungskulturen, unterschiedlicherAkzeptanz der Mitbestimmung, unterschiedlichenPrivatisierungsgraden oder Unterschiedenzwischen den Unternehmensgrößen in ländlichenRegionen und Ballungsräumen liegen.Überwiegend, insbesondere bei denKrankenhäusern, stammen die Vereinbarungenaus der Zeit seit 1990. Meist kommen die Ver-einbarungen in Unternehmen mit bis zu 500Arbeitnehmern vor. Am häufigsten wird eineDrittelbeteiligung der Arbeitnehmer im Aufsichtsratvereinbart. An zweiter Stelle stehenMitbestimmungsvereinbarungen, nach denenweniger als ein Drittel der AufsichtsratsmitgliederArbeitnehmervertreter sind. Danach folgt dieParität nach dem Mitbestimmungsgesetz von1976. Es gibt nur in sieben Unternehmen einenvereinbarten echten Arbeitsdirektor. DieMitbestimmungspraxis in den Unternehmen mit

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Mitbestimmungsvereinbarungen wird meist als„gut“ oder „eher gut“ eingeschätzt, amschlechtesten bei den Krankenhäusern. Es fälltauf, dass ältere Vereinbarungen besser funktio-nieren als jüngere, ebenso verbessert sich dieMitbestimmungspraxis mit steigendem Arbeit-nehmeranteil im Aufsichtsrat.

Zu berücksichtigen ist, dass sich die Bedin-gungen in öffentlichen Unternehmen teilweise vondenen in privaten unterscheiden. Dies hatAuswirkungen auf die Handlungsmöglichkeitender Mitbestimmungsträger. In öffentlichenUnternehmen können politische Mandatsträgerund teilweise auch Vertreter der Verwaltung alsMitglieder des Aufsichtsrats oder der Gesell-schafterversammlung direkten Einfluss aufunternehmerische Entscheidungen nehmen. Siehaben aber andere Verhaltensanreize als pri-vatwirtschaftliche Anteilseigner, da mit ihrerTätigkeit kein persönliches, pekuniäres Verlust-risiko verbunden ist. Außerdem müssen dieöffentlichen Unternehmen berücksichtigen, dassdie öffentliche Hand eine Daseinsgrundvorsorgebereitstellen muss. Die Güter, die von öffentlichenUnternehmen angeboten werden, unterscheidensich deshalb erheblich von den Gütern derPrivatwirtschaft. Dies ist von den politischenMandatsträgern zu berücksichtigen.

Das bunte Spektrum der Mitbestimmungs-praxis resultiert aus dem Zusammenspiel derEinflüsse von Personen und Institutionen, aus derBranchenentwicklung und (gerade in öffentlichenUnternehmen) aus den Entwicklungen in denkommunalen und staatlichen Entschei-dungsgremien. Etliche Entscheidungsträger ver-suchen, nachdem sie in der Vergangenheitunvertretbare Defizite aufgehäuft haben, möglichstschnell und möglichst umfassend zu privatisieren,um dem Kostendruck zu entgehen.

Privatisierung und Qualität der Mitbestimmungmüssen keine Gegensätze sein. Eine Pri-vatisierung muss nicht zu einem Abbau vonMitbestimmungsvereinbarungen führen. Im Zugevon Umstrukturierungen kann es aus der Sicht derMitbestimmungsträger sogar zu Verbesserungenkommen. In den 90er Jahren wurden viele neueMitbestimmungsvereinbarungen abgeschlossen.Aus den Fallanalysen ergibt sich, dass im Zugeder neuen Vereinbarungen auch die praktischePolitik verbessert werden kann.

Die Antworten, welche eine Verbesserung derPolitik durch Mitbestimmungsvereinbarungenkonstatieren, sind überraschend zahlreich.Mitbestimmung kann, wenn man diese Ergebnissezusammenfasst, dazu führen, dass einUmstrukturierungsprozess konstruktiv begleitetwird. Deshalb wird die Mitbestimmung auch beiPrivatisierungen ganz überwiegend nicht alshinderlich eingeschätzt

Bei einigen Mitbestimmungsträgern herrschtUnsicherheit in der Frage, inwieweit Mitbe-stimmungsvereinbarungen im Bereich derUnternehmensmitbestimmung zulässig sind undwelche Rechtswirkung sie entfalten. DerGesetzgeber sollte daher klarstellen, dass diegesetzliche Mitbestimmung durch Vereinbarungenverbessert und spezifiziert werden kann.

Wenn die institutionellen Grundlagen derMitbestimmung, d. h. Gesetze und die Mitbe-stimmungsvereinbarungen, verbessert werden,dann verbessern sich auch die Chancen derMitbestimmungsträger, Verbesserungen für dieArbeitnehmerseite auszuhandeln. Dies kann,muss aber nicht zu Effizienzverbesserungen auswohlfahrtsökonomischer Sicht führen. Sicherlichwerden sich die Aktivitäten der Arbeitnehmerseitezum großen Teil darauf richten, den Bestand anRechtspositionen und faktischenVermögenspositionen der Arbeitnehmerseite zuschützen und zu stärken. Dies kann zu Effi-zienzverlusten führen. Die verbesserte Kommu-nikation im Unternehmen und die verbesserteMotivation der Beschäftigten in einem von einerMitbestimmungskultur getragenen Unternehmendürften aber dazu führen, dass per Saldo dieEffizienzverbesserungen weit überwiegen. Diesgilt auch und gerade bei Strukturveränderungendes Unternehmens. Vor allem das Interesse dermeisten Beschäftigten und ihrer Mitbestim-mungsträger am Fortbestand ihrer Arbeitsplätzespricht dafür, dass sie sich mittel- und langfristigsinnvollen Strukturveränderungen des Unter-nehmens nicht verschließen. Mitbestimmungs-vereinbarungen schaffen Potentiale dafür, dassdiese mittel- und langfristigen Interessen bei derFestlegung der Unternehmensstrategien berück-sichtigt werden.

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Ergebnis :

Nagel, Bernhard; Haslinger, Sebastian; Meurer,Petra: Mitbestimmungsvereinbarungen in öffentlichenUnternehmen mit privater Rechtsform.Abschlussbericht. Erste Fassung, 10. August 2001.

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ie „Förderung der Durchsetzung der tat-sächlichen Gleichberechtigung von Frauenund Männern“ ist schon seit 1994 Bestandteil

des Betriebsverfassungsgesetzes und gehörtsomit zum Aufgabenbereich von Betriebsräten.Betriebsräte sind in zahlreichen Unternehmeneingebunden in gleichstellungspolitische Aktivi-täten durch Betriebsvereinbarungen zu Arbeits-zeiten, zum Wiedereinstieg und zur Vereinbarkeitvon Familie und Beruf.

Die vorliegende Broschüre zeigt weiterenHandlungsbedarf auf. Sie will die betrieblichenInteressenvertretungen informieren und zugleichAnregungen liefern, wie sie ihre gleichstellungs-politischen Handlungs- und Gestaltungsmög-lichkeiten ausbauen können; oder wie sie eine aufChancengleichheit ausgerichtete Politik initiierenund auf den Weg bringen können.

Dazu gibt sie einen Überblick über aktuellegleichstellungspolitische Konzepte und Strategienwie Gender-Mainstreaming, Total E-Quality-Management und Managing-Diversity. Diesewerden durch ausgewählte Praxisbeispieleerläutert. Anschließend werden vorliegendeEckpunkte für ein Gleichstellungsgesetz für dieprivate Wirtschaft vorgestellt.

Teil I der Broschüre enthält zunächst einenÜberblick über Gleichstellungspolitik als Verfas-sungsauftrag und als Wettbewerbsvorteil.

In Teil II werden aktuelle Konzepte und Stra-tegien sowie ausgewählte Praxisbeispiele vor-gestellt:1. Das Gender-Mainstreaming-Konzept der

Europäischen Union, das 1995 als eine weit-reichende Strategie zur Förderung der Chan-cengleichheit von Frauen und Männern in allenBereichen des gesellschaftlichen Lebenseingeführt wurde. Gender-Mainstreamingfordert somit auch die betrieblichen Interessen-vertretungen, in alle ihre Entscheidungs-prozesse und Handlungsfelder die Geschlech-terperspektive - mit dem Ziel der Herstellungvon Chancengleichheit - miteinzubeziehen.

2. Mit Konzepten und Strategien wie Total E-Quality-Management und Managing-Diversity wird Chancengleichheit zumBestandteil unternehmenspolitischer Ziel-setzungen in der privaten Wirtschaft.Zahlreiche Unternehmen praktizieren schoneine an Chancengleichheit orientiertePersonalpolitik und wollen auf die Potentialevon Frauen nicht mehr verzichten. DieUnternehmen versprechen sich davonMarktvorteile im internationalen Wettbewerb. Inder betrieblichen Praxis gewinnen dabei neueInteressenkonstellationen (z.B.Gleichstellungsbeauftragte und Vorstand)sowie neue frauenpolitische Inte-ressenvertretungen (z.B. institutionalisierte undinformelle Frauennetzwerke) zunehmend anBedeutung.

Es werden ausgewählte Maßnahmen vor-gestellt, für die Unternehmen das Total E-Quality-Prädikat verliehen bekommen haben.Dazu gehören „E-Quality-Teams“ als Instru-ment zur Umsetzung eines Frauenförderkon-zeptes und „Mentoring-Programme“ als einInstrument zur beruflichen Förderung vonFrauen sowie ein Gleichstellungsprojekt mitdem Schwerpunkt Qualifizierung, das vonBetriebsratsseite auf den Weg gebracht wurde.

3. Außerdem wird ein Diversity-Konzept in einemUnternehmen mit dem SchwerpunktChancengleichheit von Frauen und Männernaufgezeigt. Das Diversity-Konzept gewinnt vordem Hintergrund wachsender internationalerBeziehungen und Unternehmensfusionen anBedeutung. Managing-Diversity hat zum Ziel,die Verschiedenheit (Diversity) der Mitarbeiterund Mitarbeiterinnen (z.B. von Geschlecht,Nation, Alter etc.) zu integrieren und zu nutzen.

4. Am Beispiel einesGleichberechtigungsgesetzes wirdaufgezeigt, wie ein Gesetz innovative Prozessein Unternehmen in Gang setzen kann.Ausgewählt dafür wurden Initiativen zur Teilzeit

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in Sparkassen, die in den Geltungsbereich desHessischen Gleichberechtigungsgesetzesfallen.

In Teil III werden die Eckpunkte für ein Gleich-stellungsgesetz für die private Wirtschaft erläu-tert.

Die skizzierte Entwicklung darf jedoch nichtdarüber hinwegtäuschen, dass der Verfas-sungsauftrag: „Männer und Frauen sind gleich-berechtigt“ noch nicht erfüllt ist. Lohndiskrimi-nierungen und der immer noch geringe Anteil vonFrauen in Entscheidungs- und Führungspositionensind Beispiele dafür.

Um Chancengleichheit weiter voranzubringensoll deshalb ein Gleichstellungsgesetz für dieprivate Wirtschaft die Unternehmen zum Handelnverpflichten, die gleichstellungspolitisch bislanggar nichts tun. Außerdem sollen in einemnovellierten Betriebsverfassungsgesetz u.a. diegleichstellungspolitischen Rechte der Betriebsrätegestärkt werden. Ein Gleichstellungsgesetz für dieprivate Wirtschaft sowie ein novelliertesBetriebsverfassungsgesetz sollen noch in dieserLegislaturperiode in Kraft treten. Damit kommen

neue Aufgaben auf die betrieblichenInteressenvertretungen zu.

Die betrieblichen Interessenvertretungen undihre gleichstellungspolitische Kompetenz sind vordem Hintergrund wachsender internationalerBeziehungen und im Zusammenhang mit demorganisatorischen Wandel in den Unternehmenbesonders gefragt. Die Verwirklichung vonChancengleichheit soll außerdem ein mitbe-stimmungspflichtiges und beteiligungsorientiertesVerfahren sein.

Am Ende eines jeden Abschnitts sindAnmerkungen zu finden, sowie Materialien zumThema zum Weiterlesen und Kontaktadressen.Die Broschüre enthält außerdem ein Glossar mitBegriffen, die im Zusammenhang mit Gleich-stellungspolitik und Frauenförderung im Gebrauchsind.

Für die Broschüre wurde zahlreiches Daten-material aus den ausgewählten Unternehmengesichtet und verwertet. Außerdem wurdenPrimärdaten erhoben. Dazu wurden Interviews mitExpertinnen aus den ausgewählten Unternehmendurchgeführt.

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Ergebnis :

Schön, Christine: Aktuelle Konzepte und Strategienbetrieblicher Gleichstellungspolitik - eine Herausforde-rung für die betrieblichen Interessenvertretungen.Abschlussbericht. Frankfurt/M., Dezember 2000.

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I.ProjektkonzeptionKleine Betriebe sind vielfach „mitbestimmungsfreieZonen“. In Kleinstbetrieben haben dieBeschäftigten so gut wie nie, in kleinen Betriebennur selten den Schutz eines Betriebsrates. DieBetriebsverfassung als Bestandteil des deutschenModells der Arbeitnehmermitbestimmung entfaltetdamit entgegen den Intentionen des Betriebsver-fassungsgesetzes in einem erheblichen Teil derUnternehmenslandschaft kaum Wirksamkeit.Dieses Problem gewinnt aufgrund der Dynamikder auf Verringerung der Betriebsgrößengerichteten Unternehmensentwicklung stetig anGewicht. Eine Verstärkung der Interessen-vertretung durch Betriebsräte in Kleinbetriebengehört deshalb zu den wichtigsten Zielen einerPolitik, die eine Erosion des Modells derArbeitnehmermitbestimmung verhindern und seineWeiterentwicklung fördern will. Das Erreichendieses Ziel setzt allerdings eine genauereKenntnis der fördernden und hinderndenBedingungen voraus, denen die Bildung und dieArbeit von Betriebsräten in kleinen Betriebenunterliegt.

Nach den Ergebnissen eines früher von derHans-Böckler-Stiftung geförderten Forschungs-vorhabens “Interessenvertretung in Kleinbetriebenim Baugewerbe” wird die Bildung von Betriebs-räten in Kleinbetrieben unter anderem wesentlichdurch einen Rückkoppelungszusammenhang ausfehlenden positiven Beispielen für dieBetriebsratsbildung in Kleinbetrieben und demgenerellen Fehlen betriebsratsfähiger Personennegativ beeinflußt: Die fehlende Motivation derPersonen und fehlende motivierende Beispielebilden einen sich ständig wieder selbstver-

stärkenden Zirkel. Dies gilt besonders, wenn ineinem Betrieb ein Betriebsrat bisher nicht bestandund erstmalig gebildet werden soll.

Ziel des Projektes war daher die Entwicklungund Erprobung einer in der Praxis anwendbarenMethode einer systematischeren Einbeziehungkleiner Betriebe in die gewerkschaftlicheBetriebspolitik auf zentraler und örtlicher Ebene.Dabei sollten zwei Entwicklungselementemiteinander verknüpft werden:(a) Eine Qualifizierungskonzeption für an der

betrieblichen Interessenvertretungsarbeitinteressierte Arbeitnehmer „ohne Amt“.

(b) Methoden zur systematischen Erfassungbisher unerreichter kleinbetrieblicher Potentialesowie zur Gewinnung von Interessenten für dieBR-Arbeit und zur Einleitung von BR-Wahlen inKleinbetrieben (bis 100 Arbeitnehmern).

Zugleich sollten die Erkenntnisse über den Aufbaueines solchen Systems in einer derartverallgemeinerbaren Form dargestellt werden,daß sie als Bestandteil eines allgemeinenOrientierungsrahmens gewerkschaftlicherBetriebspolitik im Bereich der Kleinbetriebe dienenund folglich auch für andere Branchen verwendetwerden können. Die Bauwirtschaft ist eineBranche mit einer stark ausgeprägten kleinbetrieb-lichen Struktur. Sie eignet sich deshalb inbesonderer Weise zur Untersuchung desgeschilderten Problemzusammenhangs. DasModellprojekt wurde daher am Beispiel derBauwirtschaft und in Kooperation mit der IGBauen-Agrar-Umwelt, VorstandsbereichMitbestimmung-Recht, durchgeführt

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II. ProjektergebnisseDie Projektergebnisse wurden in zweipraxisorientierten Teilen präsentiert:(a) Es wurde ein Qualifizierungskonzept im

Rahmen einer auf zentraler Ebene erprobtenSeminarreihe für an Betriebsratsarbeitinteressierte Arbeitnehmer in kleinen Betriebenentwickelt. Dieses Konzept geht insbesondereauf die Motivations- und Hürdenprobleme von„Nicht-Funktionären“ ein. Neben Grundkennt-nissen der Mitbestimmungsziele und Hand-lungsmöglichkeiten von Betriebsräten werdenvor allem Fragen der sozialen Kompetenz vonBelegschaftssprechern sowie Ängste undBewältigungsstrategien in Gruppensituationenund in Auseinandersetzungen mit demArbeitgeber behandelt. Das Seminarkonzeptliegt unter der Bezeichnung „SchnupperkursBetriebsräte in Kleinbetrieben“ als detaillierter,unmittelbar umsetzungsfähigerSeminarleitfaden vor und kann nun aufregionaler Ebene eingesetzt werden.

(b) Zur Systematisierung der Kleinbetriebsarbeitauf regionaler Ebene wurde eine handlungs-orientierte Broschüre entwickelt, die denAkteuren von Mitbestimmungspolitik auf

örtlicher Ebene in der Kleinbetriebsarbeit alsLeitfaden dienen soll. Das Konzept einersystematischen Bestandsaufnahme betriebs-ratsloser Kleinbetriebe, der Kontaktaufnahmezu den Arbeitnehmern dort, sowie der Qualifi-zierung und Beratung dieser Ansprechpartnermit dem Ziel der Einleitung von Betriebsrats-wahlen wurde im Projektverlauf in einemregionalen Bezirksverband der IG BAU erprobtund seine Ergebnisse wurden dokumentiert.Diese Projektergebnisse liegen in einer von IGBAU und Hans-Böckler-Stiftung gemeinsamherausgegebenen Broschüre („Starthilfe fürmehr Betriebsräte in Kleinbetrieben - EineArbeitshilfe für die gewerkschaftliche Arbeit inKleinbetrieben“) vor.

Beide Projektergebnisse - Qualifizierungskonzeptwie Arbeitshilfe - gewinnen angesichts der durchdie Reform des Betriebsverfassungsgesetzesvollzogenen Vereinfachung des Wahlverfahrensfür Betriebsräte in Kleinbetrieben, insbesonderebei den bevorstehenden BR-Wahlen im Frühjahr2002, besondere praktische Bedeutung.

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Ergebnisse :

Wassermann, W.: Ein Bezirksverband entdeckt diekleinen Betriebe. Erfahrungen aus einem regionalenKMU-Projekt im Bezirksverband Oberfranken der IGBAU. Abschlussbericht. Kassel, 2001.

Starthilfe für mehr Betriebsräte in Kleinbetrieben: EineArbeitshilfe für die gewerkschaftliche Arbeit in Klein-betrieben / IG BAU, Vorstandsbereich Mitbestimmung -Recht (Hrsg.). Frankfurt/M., April 2001.

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m Mittelpunkt des o.g. Forschungsprojektessteht die Frage, wie gesetzliche und kollektiv-vertragliche Normen in Kleinbetrieben wirksam

werden bzw. das Arbeitsleben in kleinen undmittleren Unternehmen prägen. Insbesondere wirdanalysiert, welche Rolle bei der Umsetzung bzw.Anwendung solcher Normen von denBelegschaften gewählte Interessenvertretungs-gremien einnehmen, und wie die Wirkunggesetzlicher wie kollektivvertraglicher Normen inBetrieben ohne Interessenvertretungsorgane derArbeitnehmerseite verläuft. In eine erste Pro-jektphase sind Schweden, Frankreich undDeutschland einbezogen, in einer späteren zwei-ten Phase drei weitere europäische Länder.

In allen drei Ländern stellen Kleinbetriebe (hierdefiniert mit einer Untergrenze von drei und einerObergrenze von 100 Beschäftigten) einenwesentlichen Anteil an der Gesamtzahl derUnternehmen und der Beschäftigten. ErsteErkenntnisse aus den ermittelten Datengrundla-gen über Schweden, Frankreich und Deutschlandbesagen, dass soziale Beziehungen inKleinstbetrieben kaum untersucht werden. Gän-gige Annahme ist, dass sie sich vergleichsweiseschlechter darstellen als größere Betriebe, z. B. ingeringerem Maße gewerkschaftlich organisiertsind, seltener über tarifvertraglichen Schutz sowieüber Interessenvertretungen der Arbeitnehmerverfügen und weniger häufig in Streikaktivitäteneinbezogen sind.

Sowohl in der Theorie als auch in der Praxissind Kleinst- und Kleinbetriebe an bestehendebetriebsübergreifende soziale Normen gebunden(Arbeitsrecht, Tarifverträge etc.). Eine zentraleFragestellung für die Fallstudien der empirischenPhase ist, wie die Akteure in kleinen Firmen in derPraxis Zugang zu dieser Art von Normen finden,wie sie mit ihnen verfahren, sie übernehmen oderggf. auch umgehen. Während sozialeBeziehungen in Großbetrieben im Hinblick auf den

rechtlichen Rahmen, in den sie eingebettet sind,recht umfassend analysiert und erklärt sind(bezüglich der Rechte der Gewerkschaften, derRechte und Pflichten betrieblicherInteressenvertretungen und des Managements),können Kleinbetriebe in dieser Weise nur schweranalysiert werden. Zu einem vermutlich weitaushöheren Grad hängen dort Regulierungsmecha-nismen von informellen Regeln ab.

In der im Mai 2001 abgeschlossenen Pilot-phase des Projekts wurden von Forscherteamsaus allen drei Ländern auf der Basis des verfüg-baren statistischen Materials jeweils eineBestandsaufnahme zur Bedeutung kleinbetriebli-cher Strukturen in der jeweiligen nationalenWirtschaft sowie Angaben über die Verbreitungvon Tarifverträgen, Gewerkschaften und Inte-ressenvertretungsorganen der Beschäftigten inKleinbetrieben erarbeitet. Aufgabenstellung derPilotphase war außerdem die Festlegung vonKriterien für die spätere Betriebsauswahl, eineerste Kontaktaufnahme zu möglichen Untersu-chungsbetrieben und die Erarbeitung von Inter-viewleitfäden. Die Pilotphase wurde mit einemArbeitsbericht abgeschlossen.

Im Verlauf des geplanten Hauptprojektessollen Primärerhebungen in Form betrieblicherFallstudien durchgeführt werden. Inhaltlich geht eseinerseits um einen Vergleich der innerbe-trieblichen Sozialbeziehungen in unterschiedlichenBranchenmilieus (traditionelle Produktions- undHandwerksbereiche versus Dienstleister undandere Newcomer) und andererseits umKleinbetriebe mit oder ohne formelle Interessen-vertretungsstrukturen der Arbeitnehmerseite. Beider länderübergreifenden Vergleichsperspektivesollen die je spezifischen gesellschaftlichen undpolitischen Rahmenbedingungen (Gesetzgebung,Gewerkschaftstraditionen, Struktur und Traditionder Arbeitgeberverbände) Berücksichtigungfinden.

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Wassermann, Wolfram; Rudolph, Wolfgang:"Small scale enterprises: What role do they playin the determination of social norms?"Arbeitsbericht über die Pilotphase eines inter-national vergleichenden Projekts zur Fragesozialer und industrieller Beziehungen inKleinbetrieben. Kassel, Juni 2001.

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Zur AufgabenstellungIm Verlauf der Arbeiten am Projekt „Dienstleistungund Interessenvertretung“1 hatten sich zwischenden Forschern und den für dieDienstleistungsbranchen zuständigen Fachab-teilungen der Gewerkschaften ÖTV, NGG und IGBAU Kooperationsbeziehungen entwickelt, die imBereich branchenübergreifender Dienst-leistungsunternehmen organisationsübergreifendeInitiativen zur besseren Betreuung vonArbeitnehmern und Betriebsräten zum Ziel haben.Noch im Projektverlauf haben sich Fachsekretäreder drei Gewerkschaften in mehreren Treffen aufdie Entwicklung eines gemeinsamenUmsetzungskonzeptes im Bereich einer ausge-wählten Firmengruppe mit heute rund 33.000Beschäftigten (in Deutschland, 55.000 weltweit) indrei Tarif- und Organisationsbereichen geeinigt.Folgende Maßnahmen wurden geplant:– Analyse der bestehenden Betriebsratsstruk-

turen, Identifizierung „weißer Flecken“, d.h. vonUnternehmensbereichen, in denen bisherkeine betrieblichen Interessenvertretungs-strukturen existieren;

– Zusammenarbeit beim weiteren Aufbau desBetriebsrätewesens. Vorbereitung und Einlei-tung von Betriebsrätewahlen in einzelnenUnternehmensteilen. Dies schließt auchabgestimmte Konzernbetreuung auf denEbenen der Gesamtbetriebsräte und deskürzlich gebildeten Konzernbetriebsrats ein;

– Initiativen zur Errichtung eines Aufsichtsratsnach dem 1976er Mitbestimmungsgesetz,Initiative zur Errichtung eines Euro-Betriebs-rats;

– Absprachen über gemeinsames Vorgehen beievtl. anstehenden branchenübergreifendenTarifverhandlungen;

– Durchführung von gemeinsamen Informations-und Bildungsveranstaltungen fürBetriebsratsmitglieder der Firmengruppe. Die

1 Abgeschlossen Ende 1998, vgl. Wassermann, W.,1999: Diener zweier Herren, Arbeitnehmer zwischenArbeitgeber und Kunde, Münster

erste Veranstaltung dieser Art ist für AnfangApril 1999 terminiert;

– Vorbereitung und Herausgabe eines von dendrei Gewerkschaften gemeinsam zusam-mengestellten Informationsblattes über Fir-menstruktur, Tarifbindungen und die Arbeit derbeteiligten Gewerkschaften zur Verteilung anBetriebsratsmitglieder und Beschäftigte.

Eine derartige grenzüberschreitende Zusammen-arbeit von Gewerkschaften hat angesichts derbesonderen Strukturprobleme, denen sich dieGewerkschaften in den Dienstleistungsbranchenim allgemeinen gegenüber sehen, innovativenCharakter. Es war deshalb sinnvoll, sie mitMethoden der empirischen Begleitforschung zudokumentieren und zu evaluieren. Die wissen-schaftliche Begleitung und Evaluation erstrecktesich auf alle genannten Teilprojekte. Als Methodenwurden teilnehmende Beobachtung, Interviewsund Gruppendiskussionsverfahren eingesetzt. DasErgebnis der Untersuchung wurde zum Abschlußdes Förderzeitraums in einem schriftlichenAbschlußbericht vorgelegt.

Das Projekt Interservice II bildet den zweitenund abschließenden Teil des Gesamtprojekts zurwissenschaftlichen Begleitung des Entwick-lungsprozesses. Es umfaßt den Zeitraum zwi-schen Mai 2000 und Mai 2001. Während sich zuBeginn der Initiative lediglich die zuständigenSekretäre der Zentralebene der drei beteiligtenEinzelgewerkschaften an der Arbeitsgruppebeteiligten, nahmen an der zweiten Phase derArbeitsgruppenarbeit auch Mitglieder desGesamtbetriebsrats des Unternehmens aktiv teil.Dieser Zeitraum war von bedeutenden Ver-änderungen hinsichtlich der Unternehmensstrukturund der Eigentumsform des Unternehmensgeprägt (Umwandlung in eine AG & Co KgaA). ImUntersuchungszeitraum wurde erstmals einparitätisch besetzter Aufsichtsrat nach demMitbestimmungsgesetz von 1976 errichtet. Damitwurden neue Rahmenbedingungen für diemitbestimmungspolitische Entwicklung in derUnternehmensgruppe geschaffen.

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Aus den Ergebnissen: Ein mittelständischerDienstleister auf dem Weg zum globalenSystemanbieter - Entwicklungsbedarf beiManagement und GewerkschaftenInsgesamt ist die Situation in der Dienst-leistungsgruppe derzeit geprägt durch eine tiefeDiskrepanz der Unternehmensstrukturentwicklungeinerseits, gekennzeichnet durch unter-nehmensorganisatorischen Neuzuschnitt und denGang an die Börse, sowie eine systematischeRückständigkeit der Betriebsratsstruktur und dergewerkschaftlichen Organisation in denBelegschaften auf der anderen Seite. Ob dieManagementseite den enormen Anforderungen aneine den neuen Dimensionen angemesseneveränderte Arbeitsmethode im Umgang mit denArbeitnehmern und ihren Vertretern (Betriebsräte,Gewerkschaften) gewachsen sein wird, scheintaus heutiger Sicht keineswegs gesichert. Ebensohaben die Gewerkschaften derzeit mit erheblicheninternen Entwicklungshemmnissen zu kämpfen.Als hauptsächliche Hemmnisse, die einerNormalisierung der Mitbestimmungsverhältnisseauf ein der Unternehmensgröße angemessenesNiveau entgegenstehen, dürften im wesentlichendrei Faktoren gelten:– Die zergliederten Unternehmens- und

Betriebsstrukturen erschweren objektiv sowohldie Bildung von Betriebsräten, als auch dieEntwicklung kommunikativerBelegschaftszusammenhänge, die für diegewerkschaftliche Organisierung vonArbeitnehmern von großer Bedeutung sind.

– Die bis heute gültige betriebsverfassungs-rechtliche Gesetzeslage sowie die daraufbezogene konservative Rechtsprechungbehindern objektiv die Bildung einerarbeitsfähigen Betriebsratsstruktur inDienstleistungsnetzwerken, wie sie in derDienstleistungsgruppe gegeben sind. Die

Arbeitgeberseite ihrerseits kann auf diesemHintergrund die Bildung stabiler, effektivarbeitender Betriebsratsstrukturen auf mittlererEbene bisher weitgehend behindern.

– Die branchenübergreifende Entwicklung desGebäude-Dienstleistungsmarktes stellt dieGewerkschaftsseite vor erheblicheHerausforderungen. Nur wenn es ihr gelingt,zu organisationsübergreifenden Aktionsformenzu kommen, wird es möglich sein, in Zukunft inUnternehmensstrukturen, wie der der Dienst-leistungsgruppe sowohl tarifpolitisch, als auchbetriebs- und organisationspolitisch präsent zusein. Eine solche Kooperationspolitik stecktnoch in den Anfängen und ist auch innerhalbder beteiligten Gewerkschaften nicht unumstrit-ten.

Im Berichtszeitraum ist es zu einer erstenKonsolidierung des Projekts einer organisations-und branchenübergreifenden Interessenvertre-tungsarbeit in einem Dienstleistungskonzerngekommen. Die Vision einer koordiniertengewerkschaftlichen Betreuungsarbeit wurde vonden Beteiligten im Laufe der vergangenen zweiJahre in routiniertes Handeln umgesetzt. DieEbenen und Aufgabenfelder der Zusammenarbeitkonnten konkretisiert und differenziert werden. DieZusammenarbeit auf zentraler Ebene wird künftigdurch gewerkschaftsübergreifende Kontakte inausgewählten Regionalbereichen ergänzt werden.Die kommenden Betriebsratswahlen im Jahr 2002,in denen die Bildung von Betriebsräten in einigennicht unwesentlichen Punkten erleichtert sein wird,bilden für die gewerkschaftsübergreifendeZusammenarbeit im untersuchten Dienst-leistungskonzern so etwas wie einen Prüfsteinihrer bisher entwickelten Kooperationsfähigkeit.

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Ergebnisse :

Wassermann, Wolfram: GewerkschaftlicheBetriebspolitik in einem branchenübergreifendenDienstleistungskonzern. Kommunikation undKooperation über Gewerkschafts- und Branchen-grenzen zum Aufbau eines Betriebsräte- undMitbestimmungsnetzwerks. Abschlussbericht. Kassel,Mai 2001.

Wassermann, Wolfram: "Diener zweier Herren" -Prekär: Interessenvertretung für private Dienstleister. In:Die Mitbestimmung; Heft 6 + 7/1999. S. 38-41.

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ie Finanzkraft der Kommunen in Brandenburgreicht nicht aus um die nötigen Investitionenin die öffentliche und wirtschaftsnahe

Infrastruktur bedarfsgerecht tätigen zu können.Angesichts dieser schwierigen haushaltspoliti-schen Lage der Kreise, Städte und Gemeinden(Konsolidierungsdruck, Verschuldung, mangelndeEinnahmen) als auch den Veränderungen - auchüber europäisches Recht - in der Rahmensetzungfür öffentliche Betriebe durch einen zunehmendenLiberalisierungs- und/oder Privatisierungsdrucksollten in dieser Vorstudie praxisrelevanteMöglichkeiten für eine kommunaleWirtschaftsförderungs,- Arbeitsmarkt- undBeschäftigungspolitik in den beiden Beispiel-kommunen Henningsdorf und Frankfurt/Odergesucht werden.

Hierbei standen insbesondere die öffentlicheVergabepraxis durch die Kommunen hinsichtlichihrer beschäftigungs- - und regionalwirtschaftli-chen Wirkungen als auch die Herausforderungendurch die Privatisierung kommunaler Was-serunternehmen thematisch im Mittelpunkt desInteresses. Dabei gingen der Verfasser sowie dieInitiatoren des Projekts davon aus, das durch denAusbau der Dialogfähigkeit sowie die Qualität derKooperation, der Interaktion zwischen den lokalenhaupt- und ehrenamtlichen Funktions- undMandatsträgern und den gesellschaftlichenAkteuren (Sozialpartner, Kirche, Verbände,Vereine) für eine erfolgreiche kommunale Arbeits-und Beschäftigungspolitik entscheidendeBedeutung zukommt.

Durch den Aufbau von regionalen Netzwerk-strukturen und nachhaltigen Kooperationsbezügensollen in den beiden Beispielkommunen neue

Impulse für eine aktive Beschäftigungspolitikausgehen. Mittels vorbereitender Ge-sprächsrunden und Workshops stellte sich imRahmen der Vorstudie heraus, dass insbesonderedie Lage der Bauindustrie in den beiden Kom-munen als auch in ganz Brandenburg das vor-dringlichste Problem sei, für das man Lösungs-möglichkeiten anbieten müsse. Mit dem Entwurfeiner möglichen Vergabeordnung für öffentlicheBauaufträge in Brandenburg wurden auchpraktische Alternativen zur bestehendenGesetzeslage aufgezeigt.

Auch im Bereich der Wasserwirtschaft vollzogsich die Analyse der bisherigen kommunal-politischen Anstrengungen für eine sowohl kos-tengünstige als auch arbeitnehmerfreundlicheBeschäftigungspolitik praxisrelevant, da nochmalsüber eine stärkere Verzahnung von Organisations-, Kooperations- und Qualitätsmanage-mentaspekten in den betroffenen Verbändendiskutiert werden sollte.

Die Perspektiven einer kommunalen Beschäf-tigungspolitik können anhand der bisherigenErfahrungen beim Aufbau eines Dialogforums vonkommunalen Mandats- und Funktionsträgern undgesellschaftlichen Akteuren insofern als positivbewertet werden. Es hat sich herausgestellt, dasseine verstetigte Begleitung der kommunalenEntscheidungsprozesse, gerade im Bereich derwirtschaftlichen Betätigung der Kommunen, durchlokale und neutrale Akteure und Berater Initiativenanregen und Lösungspotentiale aufzeigen kann,die bis dato noch nicht in die oftmals unter reinverwaltungstechnischen Gesichtspunkten geführteDiskussion eingeflossen waren.

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Ergebnis :

Heineke, Thomas: Perspektiven einer kommunalenBeschäftigungspolitik in Beispielkommunen Bran-denburgs im Kontext einer verstärkten Haushalts-konsolidierung und veränderter Rahmenbedingungenfür die öffentliche Wirtschaft. Vorstudie. Abschluss-bericht. Berlin, Juni 2001.

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ielsetzung des Projektes ist es, anhand derAnalyse von Entgeltsystemen und Perso-nalmanagementsystemen in der EU auf einer

Fachtagung in Maastricht best practice Fälle zuidentifizieren, die vertiefend untersucht werdensollen. Die Fragestellungen des Projektes leitensich aus folgenden Arbeitshypothesen ab:– Die Einführung leistungsbezogener Entgelt-

systeme ist kein Selbstzweck, sie ist Teil einerallgemeinen Strategie zur Steigerung derProduktivität, Bürgerorientierung undQualitätssteigerung im öffentlichen DienstDeutschlands.

– Leistungsbezogenes Entgelt an sich schafftkeinen Anreiz erwünschtes Verhalten zuerreichen, alle Instrumente des Personalma-nagements sind notwendig, insbesonderenichtmaterielle Anreize sind zu berücksichti-gen.

– Von zentraler Bedeutung ist das Beurtei-lungssystem und die Akzeptanz derLeistungsmaßstäbe.

– Theoretische Grundlagen und praktischeUmsetzung klaffen weit auseinander (Umset-zungsdefizit).

– Die Reform soll mindestens kostenneutraldurchgeführt werden.

Die Gewinnung von aussagefähigen Leistungs-kriterien der Mitarbeiter und ein darauf aufbau-endes Personalbeurteilungssystem stehen not-wendig am Anfang des neuen Entgeltsystems.Das Führen mit Zielen, verbunden mit einemkonsistenten Anreizsystem, bietet dann dieChance, Organisationen effizienter zu gestalten.Innerhalb eines modernen und leistungsfähigenPersonalmanagements ist trotz materieller Leis-tungsanreize mit tendenziell sinkenden Perso-nalkosten, steigender Dienstleistungsqualität underhöhtem Nutzen für den Kunden/Klienten zurechnen. Das Thema Leistungsanreize darf indiesem Zusammenhang nicht zu einer verkürzten

Sichtweise führen, bei der von vorn herein nureinseitig das mögliche Einsparungspotential beiden Personalausgaben gesehen wird. Einleistungsbezogenes Entgeltsystem, das prinzipiellunter der derzeitigen Gehaltshöhe liegt, ist zumScheitern verurteilt. Ein leistungsbezogenesEntgeltsystem soll vielmehr eine gewisse Flexi-bilität bei der Bezahlung erlauben, wenn es darumgeht, Minderleistung zu sanktionieren undbesondere Leistungen zu honorieren.Leistungsbezogene Entgeltsysteme sind Teil einerUnternehmenskultur, in der messbare Leistungender Mitarbeiter die gemeinsame Arbeitsbasisbilden.

Die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereit-schaft unterliegt aus den verschiedenstenGründen Schwankungen, sie stellt eine Kapazitätdes Menschen dar, über die er verfügt. Sie istdarüber hinaus auch abhängig vom jeweiligenCharakter der Arbeit und ihrer institutionellenOrganisation, sowie den Kenntnissen undMöglichkeiten der Einflussnahme des Mitarbeitersauf die betriebliche Organisation der Arbeit. Einquantitativ und qualitativ zufriedenstellendesArbeitsergebnis kommt nur dann zustande, wennder Mitarbeiter leistungsfähig und zugleichleistungsbereit ist.

Dies gilt auch für den öffentlichen Dienst derEU, einen notwendigen Zusammenhang zwischenLeistungssteigerung und leistungsbezogenenEntgeltkomponenten gibt es nicht. Daher ist aucheine gewisse Skepsis gegenüber denMöglichkeiten und der Wirksamkeit einesleistungsbezogenen Entgeltsystems nicht von derHand zu weisen.

Ziel des Forschungsprojektes soll es sein,anhand eines deskriptiven Schemas vorhandeneModelle und ihre Rahmenbedingungen systema-tisch zu untersuchen und darzustellen.

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ie Überblicksstudie skizziert wissenschaftlicheDebatten zur zukünftigen Entwicklung in vierThemenfeldern zur Zukunft der Gesellschaft:

zum einen Veränderungen im Bereich von Wissenund Mobilität und zum zweiten in den BereichenMultikulturalität und Zivilgesellschaft. Zu demletztgenannten Bereich sei auch auf dieÜberblicksstudie zur Zukunft der Politikhingewiesen. Die Studie schließt mit Thesen zumöglichen Handlungsansätzen für die gewerk-schaftliche Arbeit. Sie ist in sechs Abschnittegegliedert:– Einleitung (Ziel und Zweck der Studie),– die Wissensgesellschaft als Beschleu-

nigungsgesellschaft,– die Zukunft der mobilen Gesellschaft,– die Zukunft der Zivilgesellschaft und des

Gemeinsinns,– Multikulturelle Gesellschaft und Migration,– Handlungsansätze für die gewerkschaftliche

Arbeit,Literatur.

Die Überblicksstudie identifiziert, typologisiert undinterpretiert Akteure, Schwerpunkte,Abgrenzungsbewegungen und Trends in den vierdisziplinären und disziplinübergreifendenDebatten, die seit Jahren ein Schwerpunkt politik-,planungs-, sozial- und wirtschafts-wissenschaftlicher Forschung sind. Wissen-schaftliche Mehrheitspositionen undInteressenschwerpunkte verändern sich derzeitdynamisch und sind deutlich beeinflusst vonparallelen gesellschaftspolitischen Entwicklungen.

So thematisierten die Debatten zur Zukunft derZivilgesellschaft einerseits Ehrenamt, Ver-antwortung und Verantwortlichkeit, partizipativeElemente und Defizite im Steuerungssystem derGesellschaft, entfalten dabei aber implizitSubdebatten über die Eingrenzung undNeupositionierung staatlicher Aufgaben undFunktionen und die Ablösung der Jurisprudenzdurch die Ökonomie als Leitwissenschaft desVerwaltungshandelns. Die Debatten zur Zukunftder Wissensgesellschaft thematisieren denBedeutungsgewinn der Ressource Wissen mitihren sozialen und ökologischen Chancen undRisiken. Auf der einen Seite ermöglichenInformations- und Kommunikationstechnologien(IuK-T) den weltweiten Zugang und Austauschvon Wissen. Auf der anderen Seite erörtern dieDebatten zu Ökobilanzen, ungleichem Zugang zuWissen und Bildung und zu informationstech-nologisch gesteuerten Kontrollmechanismen dieGefährdung der sozialen Gerechtigkeit und dermenschlichen Selbstbestimmung. Die Debattenzur mobilen Gesellschaft beschäftigen sich mit derAnnäherung von individuellem und öffentlichemVerkehr. Die Ausdifferenzierung individueller undfokusgruppenspezifischer Bedürfnisse nachMobilität stellt neue Anforderungen an integrierteMobilitätskonzepte.

Die Debatten zur Zukunft der multikulturellenGesellschaft werden durch die Verschiebung desSelbstverständnisses der bundesrepublikanischenGesellschaft als Einwanderungsland geprägt.

Die vier wissenschaftlichen Debatten werdenparallel beschrieben und interpretiert. Dazu gehört

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jeweils in einem ersten Schritt die Identifikationder Orte und Akteure der Debatte, sodann derinhaltlichen Schwerpunkte und Kernaussagen undabschließend eine gewichtende Interpretation. Inden Schlussfolgerungen werden die Ergebnisse

der Studie handlungsorientiert für diegesellschaftliche Zukunftsdebatte aufbereitet.

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Ergebnis :

Dienel, Hans-Liudger; Schophaus, Malte; Wilpert,Czarina: Wissenschaftliche Debatten über die Zu-kunft der Gesellschaft. Wissensgesellschaft, mobileGesellschaft, Zivilgesellschaft und multikulturelleGesellschaft. Eine Literaturstudie. Berlin, Juli2001.(Publikation im Erscheinen)

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m Mai 2001 wurde die Rentenreform derBundesregierung endgültig verabschiedet.Durch eine neue Anpassungsformel werden die

zukünftigen Steigerungen der Renten dergesetzlichen Rentenversicherung (GRV) im Ver-gleich zu den Zuwächsen der Nettolöhne derBeschäftigten niedriger ausfallen. ZentralesElement der Reform ist der Einstieg in einestaatlich geförderte kapitalgedeckte privateVorsorge, mit der das in der Zukunft geringereAbsicherungsniveau der GRV ausgeglichenwerden soll.

Die Hans-Böckler-Stiftung hat die Prognos AGbeauftragt, die Auswirkungen der neuenRentenreform zu untersuchen. Ausgehend voneiner Referenzrechnung, bei der die Rentenan-passungen der Nettolohndynamik folgen, werdenim ersten Teil der Studie die Konsequenzen derneuen Rentenreform aufgezeigt. Im zweiten Teilwird eine Reformoption simuliert, bei der Beamteund Selbständige in den Versichertenkreis derGRV einbezogen werden.

Aufgrund der neuen Anpassungsformel(modifizierte Bruttoanpassung) kommt es in derModellrechnung zur Rentenreform zu niedrigerenBeitragssätzen im Vergleich zur Referenz-rechnung. Während dort der Beitragssatz bis zumJahr 2060 auf 27 Prozent steigt, liegt derBeitragssatz in der Modellrechnung zur Renten-reform mit langfristig 24,5 Prozent deutlichniedriger. Der Einfluß der neuen Rentenanpas-sungsformel zeigt sich vor allem in den ersten 10Jahren der Modellrechnung. Dies ist zum einendarauf zurückzuführen, dass der in die Formeleinfließende Beitragssatz zur privatenAltersvorsorge in diesem Zeitraum ansteigt unddamit wesentlich zur Dämpfung der Rentenan-passungen beiträgt. Zum anderen führt die wegender Steuerreform geringere Steuerbelastunganders als bei der Nettolohnanpassung in derneuen Formel nicht zu steigenden Renten. Auchin den folgenden Jahren bewirkt die modifizierteBruttoanpassung eine geringere Rentendynamik,da der Anstieg des gesamten Beitragssatzes zur

GRV in der Formel verstärkt berücksichtigt wird,während sich bei einer Nettolohnanpassung nurder Anstieg des Arbeitnehmerbeitragsniederschlägt. In der Modellrechnung verringertsich der reale Rentenwert bis 2010 um rund 6,5Prozent gegenüber der Referenzrechnung.Längerfristig sind es zwischen knapp 7 bis zu über8 Prozent.

Die durch die neue Rentenanpassungsformelhervorgerufenen Minderungen der Rentengegenüber den Referenzwerten determinieren inder Modellrechnung zur Rentenreform den pri-vaten Vorsorgebedarf. Der hierfür erforderlicheBeitragssatz zur privaten Vorsorge ist für diejüngeren Geburtsjahrgänge am niedrigsten, da siedie längste Ansparphase zum Aufbau desKapitalstocks vor sich haben. Für ältereGeburtsjahrgänge ergeben sich dagegen zum Teilsehr hohe rechnerische Beitragssätze zur privatenVorsorge, da ihnen unter Umständen nur relativwenig Zeit zum Aufbau des nötigen Kapitalstockszur Verfügung steht. Personen, die sich schon inder Rentenphase befinden, ist es nicht möglich,die Wirkung der neuen Anpassungsformel überdie private Vorsorge ausgleichen.

Den zusätzlichen Kosten für die private Vor-sorge stehen Entlastungen durch den niedrigerenBeitragssatz zur GRV gegenüber. So beträgt zumBeispiel die Entlastung durch die GRV für denGeburtsjahrgang 1958 rund einen Prozentpunktder Beitragssatzbelastung. Zusammen mit dem fürihn erforderlichen Beitragssatz zur privatenVorsorge in Höhe von 3,8 Prozent ist damit dieserGeburtsjahrgang im Durchschnitt mit 2,8 Prozentbelastet. Berücksichtigt man die staatlicheFörderung der Vorsorge sind es noch 1,7 Prozent.Gewinner der Rentenreform sind dieGeburtsjahrgänge ab 1971. Je jünger derGeburtsjahrgang, umso höher ist die Nettoent-lastung. Für heute Geborene beträgt sie 1,4Prozentpunkte.

Während jüngere Geburtsjahrgänge durch dieRentenreform profitieren, ist der Einstieg in diekapitalgedeckte Vorsorge mit Übergangskosten

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verbunden, die von den vor 1971 Geborenengetragen werden. Vor dem Hintergrund diesesErgebnisses wurde im zweiten Teil des Gutach-tens eine Reformoption simuliert, die aufbauendauf der Modellrechnung zur Rentenreform dieEinbeziehung von Selbständigen und Beamten inden Kreis der Versicherten der GRV vorsieht.Durch die Ausweitung der beitragspflichtigenEinkommenssumme kann der Beitragssatz zurGRV zunächst um 1,3 Prozentpunkte niedrigerausfallen. Im Laufe der Zeit entstehen allerdingszusätzliche Rentenausgaben für die ehemaligenBeamten und Selbständigen. Die Folge ist einvergleichsweise stärkerer Anstieg des Beitrags-satzes, der zum Ende der Modellrechnung im Jahr2060 um rund 0,5 Prozentpunkte höher liegt als inder Modellrechnung zur Rentenreform.

Mit der Reformoption kann die Übergangs-belastung durch die private Vorsorge deutlichgemindert werden. Die Absenkung des Bei-tragssatzes zur GRV zu Beginn der Modellrech-nung entlastet die von der Rentenreform negativbetroffenen älteren Geburtsjahrgänge. Die später

höhere Beitragsbelastung durch die Reformoptionist dagegen von den Gewinnern der Rentenreformzu tragen. Während in der Modellrechnung zurRentenreform die Geburtsjahrgänge ab 1971Gewinner der Rentenreform sind, werden durchdie Reformoption bereits die ab 1962 Geborenenbegünstigt.

Die Erweiterung des Versichertenkreises kanndie Übergangsbelastung bei dem Einstieg in dieprivate Vorsorge zwar nicht verhindern, sie stelltaber ein beträchtliches Entlastungspotential für dieheute 30-jährigen und älteren dar. Freilich gingedies zu Lasten der Beamten, derenAltersversorgung nach geltendem Recht über dasallgemeine Steueraufkommen finanziert wird. ImFalle der Reformoption müßten sie wie die übrigenErwerbstätigen auf Einkommen während derErwerbsphase zugunsten der Altersvorsorgeverzichten.

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Ergebnis :

Eitenmüller, Stefan: Reformoptionen für die gesetzlicheRentenversicherung. Auswirkungen der Rentenreform2001 und die Verteilung der Umstiegskosten.Abschlussbericht. Basel, August 2001. (Edition derHans-Böckler-Stiftung; 58)

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n der soziologischen Familienforschung bestehtinzwischen weitgehende Einigkeit darüber, dassdie Familie sich derzeit im Wandel befindet,

allerdings ist strittig, wie weitgehend er ist. Alsmarkanteste Veränderungen gelten diesteigenden Scheidungszahlen und der Rückgangder Eheschließungen sowie der Geburten. Auchdie Zunahme sogenannter nicht-familialerHaushalte (kinderlose Ehepaare, Einpersonen-haushalte) wird als Symptom gesehen. Unstrittigist außerdem, dass das traditionelle Fami-lienmodell seine Monopolstellung verliert undandere Formen familialen Zusammenlebens anBedeutung gewinnen (Alleinerziehende, unehe-liche Familien, Patchworkfamilien). Auch beginntsich die traditionelle Verbindung von Ehe undFamilie sowie von Familie und Heterosexualität zulockern. Familie wird immer weniger durch einebestimmte Norm definiert, entscheidend ist eherdas Selbstverständnis der Personen und diespezifische mit Familie verbundene emotionaleQualität. Darüber hinaus zeichnen sich

Veränderungen in den Paarbeziehungen sowieder Aufteilung der Hausarbeit undKindererziehung ab. Die Vereinbarkeit von Familieund Beruf wird zunehmend zu einem Problembeider Geschlechter. Familie ist immer wenigeretwas konventionell Gegebenes, sondern etwas,was hergestellt und um das sich bemüht werdenmuss. Dafür bedarf es großer kommunikativerKompetenz, Souveränität, Flexibilität undMobilität. Das macht diese Entwicklungenaußerordentlich ambivalent. Doch geglücktefamiliale Beziehungen und eine für alle Beteiligtenzufriedenstellende Vereinbarkeit von Familie undBeruf hängen nicht allein von den Fähigkeiten derIndividuen ab. Dazu bedarf es entsprechendergesellschaftlicher Lebens- undArbeitsbedingungen. Hier sind Forschung undPolitik vermehrt gefordert, sollen denAmbivalenzen in diesem Wandel entgegengewirktund die emanzipativen Chancen verstärkt werden.

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Ergebnis :

Maihofer, Andrea; Böhnisch, Tomke; Wolf, Anne:"Wandel der Familie - eine Literaturstudie".Abschlussbericht. Basel; Frankfurt/M., 7. August 2001.(Publikation geplant)

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er von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte,von Ilona Ostner, Sigrid Leitner und StephanLessenich angefertigte Literaturbericht sollte

auf der Grundlage des aktuellen - auch internatio-nalen - Standes der Forschung mögliche Zukünftedes deutschen Wohlfahrtsstaates und seinerInstitutionen sozialer Sicherung herausarbeiten.

Ausgangspunkt der Expertise bildeten laufendeDebatten und Reformvorhaben, die - nicht nur inDeutschland - auf eine "normative" und"funktionale" Neujustierung wohlfahrtsstaatlicherInstitutionen und Politiken zielen. Die "normative"Neujustierung knüpft am behaupteten Befundeiner gestörten wohlfahrtsstaatlichen Reziprozitätan, dem Missverhältnis zwischen Ansprüchen anden Wohlfahrtsstaat und der Bereitschaft,"subsidiär" Vor- und Eigenleistungen im Interesseder Sicherungsgemeinschaft zu erbringen. Siewird durch Hinweise auf die "soziale Hängematte",in der sich so mancher unverdient auszuruhenscheint, auf den "Freizeitpark Deutschland" oderdarauf, "daß es kein Recht auf Faulheit gebe",popularisiert. Die "funktionale" Neujustierungargumentiert mit der Über-, Unter- undFehlversorgung, mit der Fehlallokation vonLeistungen und den daraus resultierendenEffizienzproblemen.

In einem ersten Schritt listet der Bericht dieexogenen und endogenen Herausforderungenauf, die nach Meinung der Experten heute undzukünftig die Wohlfahrtsstaaten und den deut-schen Wohlfahrtsstaat auf spezifische Weise zurUmorientierung zwingen. Solche Herausfor-derungen sind z.B. der Bedeutungsverlust derindustriellen Produktion; daraus resultierende

Interessen- und Konfliktlagen; internationaleVerflechtungen; der soziodemographische Wandelund die Erschöpfung sozialmoralischer Res-sourcen im säkularisierten und individualisiertenWohlfahrtsstaat. Auch wenn die Existenz dieserHerausforderungen nicht bestritten wird, sohandelt es sich doch immer auch um sozial - dasheißt auch: interessengeleitet - konstruierteGrößen.

Gleich ob empirisch oder konstruiert, dieangesprochenen Herausforderungen offenbaren,wie voraussetzungsvoll die moderne Wohl-fahrtsstaatlichkeit - bis in die jüngste Zeit definiertals volle soziale Teilhabe durch umfassendesoziale Rechte (Th. H. Marshall; Niklas Luhmann;Franz-Xaver Kaufmann) - ist. Im zweiten Schrittdiskutiert die Expertise diese Voraussetzungenunter dem Stichwort der "wohlfahrtsstaatlichenReziprozität": Keine Rechte ohne Pflichten. InZeiten knapper Kassen und individuellerOptionsoptimierung hängen solidarischeLeistungen mehr denn je von der vermutetenSolidaritäts"würdigkeit" (Carsten Ullrich), derReziprozitätsfähigkeit und -bereitschaft des"Nettoempfängers" bzw. von der "Schuldlosigkeit"und "Authentizität" des Leidens im Falle nicht-reziproken Nehmens ab. Solidaritätswürdig indiesem Sinn sind arme Kinder, aber nichterwerbsfähige Sozialhilfeempfänger.

Der Hauptteil des Berichts ist dem Versuchgewidmet, die Richtung und Logik einer norma-tiven und funktionalen Neujustierung einzelnerSicherungssysteme - Gesundheit, Alterssiche-rung, Pflegeversicherung, Sozialhilfe undArbeitsförderung, Familienförderung - zu identi-

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fizieren. Auch wenn sich diese Systeme durch jebereichsspezifische Probleme und Akteurs-konstellationen auszeichnen, folgen die Reformen,wie die Expertise zeigen kann, doch ähnlichen,teilweise einheitlichen Mustern. So läßt sich dieNeujustierung der Logik sozialer Sicherung in deneinzelnen Systemen als eine stärkereKategorisierung und Finalisierung der Leistungen,als verschärfte Kontrolle und Disziplinierung derals zur Selbsthilfe fähig definierbarenLeistungsempfänger verstehen sowie alszunehmende Dualisierung und Privatisierung der

Leistungsprogramme beschreiben. Insgesamtkann man eine Erosion des Solidarprinzips undeine Polarisierung der BürgerInnen in denneujustierten Sicherungen erwarten.

Die Expertise schließt mit Überlegungen zurWiderständigkeit von Institutionen, Faktoren desWandels und der Stellung der Gewerkschaften imProzess der Neujustierung der Sozialpolitik inDeutschland.

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Ergebnis :

Ostner, Ilona; Leitner, Sigrid; Lessenich, Stephan:Sozialpolitische Herausforderungen. Zukunft undPerspektiven des Wohlfahrtsstaates in der Bundes-republik. Literaturbericht. (Publikation geplant)

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3. Projektergebnissezu beendetenSchwerpunkten

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ie Hochschulmedizin ist inhaltlich wieberufsständisch, administrativ wie juristisch,finanziell wie personell sowohl im Hoch-

schulwesen als auch im Gesundheitswesenverankert. In beiden Systemen nimmt sie aufGrund ihrer dualen Ausrichtung und der darauserwachsenden Synergieeffekte eine Sonderrolleein. Der medizinische Bereich bindet fast dieHälfte der öffentlichen Haushaltsausgaben fürHochschulen und ist Tätigkeitsfeld annäherndjedes zweiten Hochschulmitarbeiters. Hoch-schulklinika haben sich zu Großbetrieben entwi-ckelt, deren spezifischen Steuerungs- und Ver-waltungsansprüchen die tradierten universitärenGremien kaum noch gerecht werden können.Auch für das Gesundheitswesen stellen Hoch-schulklinika keineswegs eine Marginalie dar. Sieleisten einen unverzichtbaren Beitrag für dieHochleistungsmedizin der regionalen und über-regionalen Krankenversorgung. Die Besonder-heiten der Hochschulmedizin liegen erstens inihrem vielfältigen Leistungsspektrum begründet.Zweitens zeichnen sich die von Hochschulklinikazu erbringenden medizinischen Betreu-ungsleistungen durch Komplexität und über-durchschnittlichen Schwierigkeitsgrad aus, wofürder Wissenschaftsrat den Begriff der„Supramaximalversorgung“ prägte. Nicht zu letzthandelt es sich bei der Finanzierung vonGroßgeräten und Bauvorhaben durch Bund undLänder im Rahmen des Hochschulbauförde-rungsgesetzes um ein Unikat innerhalb derKrankenhauslandschaft.

Die Hochschulmedizin gilt schon seit langemals reformbedürftig und war wiederholt Ge-genstand der Empfehlungen des Wissenschafts-rates und der Deutschen Forschungsgemein-schaft. Ausschlaggebend für die aktuelleReformdebatte war der hochschulintern lokali-sierte Erneuerungsbedarf allerdings nicht oderzumindest nicht direkt und vordergründig. Primärlöste externer, vom Gesundheitswesenausgehender Druck die institutionelle Umstruk-turierung aus. Mit dem Gesundheitsstrukturgesetz(1992) und der Bundespflegesatzverordnung(1995) wurde der wirtschaftlichen Betriebsführungeine Schlüsselfunktion in Bezug aufWettbewerbsfähigkeit und zukünftigen Bestandvon Krankenversorgungseinrichtungenzugewiesen. Nach einer Übergangsphase müssensich Hochschulklinika an den gleichen Maßstäbenmessen lassen wie andere Krankenhäuser, undzwar trotz ihres spezifischen, kostenintensivenLeistungsprofils. Noch dazu stehen nicht seltenveraltete Bausubstanz, zersplitterteStandortstruktur und schwerfälligeEntscheidungsmechanismen dem Effizienzgebotentgegen. Dies ist der Kontext, in dem die Dis-kussion um Finanzierungsalternativen und neueModelle der Trägerschaft für Hochschulklinikaeröffnet wurde. 1995 erklärte die KMK, gestütztauf Empfehlungen des Wissenschaftsrates, dieÜberführung der Klinika in andere Rechtsformenfür zulässig. Erste Landesgesetze traten 1998 inKraft, wobei sich die rechtsfähige Anstalt desöffentlichen Rechts als Favorit erwies.

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Abweichend von anderen Bundesländernzeichnete sich in Mecklenburg-Vorpommernschon zu Beginn der Debatte ab, dass nichtunbedingt eine landeseinheitliche Lösung imVisier der Hochschulpolitik stand. Vielmehrschienen unterschiedliche Rechtsformen für dieKlinika der Universitäten Rostock und Greifswaldim Bereich des Möglichen zu liegen. DieGrundintention des Projektes lag in der Unter-stützung der Akteure bei ihren Reformbemü-hungen sowie der Moderation des Interessen-ausgleichs und der Entscheidungsfindung aufLandes- und Hochschulebene. Angestrebt wurde,die Informationsgrundlage zu Leistungsprozessenund Finanzierungsströmen im medizinischenBereich unter Mitwirkung der Beteiligten zuerweitern und damit Bedingungen fürSelbstreflexion und Leitbildentwicklung zuverbessern. Die (potentiellen) Akteure solltenmotiviert und befähigt werden, eigene Reform-szenarien, die soziale und ökonomische, patien-tenorientierte und marktwirtschaftlicheGesichtspunkte sinnvoll miteinander verbinden, zuerarbeiten.

Im Rahmen des Projektes wurden dieReformbestrebungen durch Consulting, Vorträge,Diskussionsrunden und organisatorischeHilfestellungen flankiert, die Kommunikationzwischen den verschiedenen Akteuren befördert,die konzeptionelle Arbeit an Reformszenarien bishin zur Beschlussfähigkeit begleitet und derenUmsetzung inhaltlich vorbereitet. Das Projektstand grundsätzlich allen Interessierten offen,richtete aber sein besonderes Augenmerk auf dieUnterstützung der Beschäftigten und ihrerInteressenvertretungen, was seinen Niederschlagin einer kontinuierlichen und intensivenZusammenarbeit mit den Personalräten und derÖTV (Bezirks- und Kreisverwaltungen) fand.

Mittels leitfadengestützter Interviews undthemenzentrierter Expertengespräche wurdeEinblick in die Reformpraxis gewonnen. Dabei galtdie besondere Aufmerksamkeit der Entwicklung in

den neuen Bundesländern, deren Problemlagensich ähnlich gestalteten wie in Mecklenburg-Vorpommern, so dass auf übertragbareLösungskonzepte geschlossen werden konnte.

Die Entscheidungsfindung wurde durch zweigemeinsam mit der Medizinischen Fakultät derUniversität Greifswald durchgeführte Workshopszu zentralen Fragestellungen -„Hochschulbauförderung – Finanzierungsmodellefür Universitätsklinika“ und „Universitätsklinika alsAnstalten öffentlichen Rechts – gesetzlicheRegelungen und Reformpraxis“ Rechtsformen“ –inhaltlich fundiert.

Das Projekt leistete einen nachhaltigen Beitragin Bezug auf die Akzeptanz der Beschäftigten undihrer Interessenvertretungen als gleichberechtigtePartner im Reformgeschehen.Beschäftigungspolitische und arbeitsrechtlicheAnliegen fanden Eingang in den Beschluss derGreifswalder Universität zur Überführung desKlinikums in eine rechtsfähige Anstalt desöffentlichen Rechts. Im Rahmen von ÖTV-Ver-anstaltungen konnten mit Unterstützung desProjektes Positionspapiere und Forderungskata-loge erarbeitet und öffentlichkeitswirksam prä-sentiert werden. Mit dem hochschulübergreifendagierenden ÖTV-Arbeitskreis „Zukunft der Uni-Klinika in Mecklenburg-Vorpommern“ wurde derlandespolitischen Dimension des Reformpro-zesses Rechnung getragen.

Die Ergebnisse der Projektarbeit wurden fürFachzeitschriften, ÖTV-Mitteilungen, Personal-ratsinfos und die Regionalpresse aufbereitet. ZuEinzelaspekten (Übersichten zu praktiziertenRechtsformen, Aufsichts- und Leitungsgremien,gesetzlichen Grundlagen) liegen Arbeitsmateria-lien vor. Die theoretische Einordnung der empiri-schen Befunde im Kontext von Steuerung undQualität war Gegenstand der HoF-Fachtagung„Qualität – Essential von Hochschulreformen?“.

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Ergebnisse :

Universitätskliniken in Mecklenburg-Vorpommern: Ab-schlussbericht. Mai, 2001.

Buck-Bechler, Gertraude; Burkhardt, Anke: Hoch-schulmedizin in Deutschland. Auf der Suche nachadäquaten Rechts-, Organisations- und Finan-zierungsmodellen. In: Hochschule Ost. Politisch-akademisches Journal aus Ostdeutschland; 1-2/2000.S. 139-151.

Burkhardt, Anke: Rechtsformänderung vonHochschulklinika - Balanceakt zwischen wirtschaftlichenErfordernissen und universitärem Anspruch. In:Flexibilisierung der Hochschulhaushalte, Handbuch für

Personalräte und Gremienmitglieder / Gerd Köhler,Peer Pasternack (Hrsg.). Marburg, Schüren Verlag,2001.

Burkhardt, Anke: Zielfindung und Zielturbulenzen ineinem dynamischen Reformprozess. Rechtsform-änderung von Hochschulklinika - wissenschaftlicheErträge eines Consulting-Projektes. In: Qualität -Schlüsselfrage der Hochschulreform / Jan-HenrikOlbertz, Peer Pasternack, Reinhard Kreckel (Hrsg.).Weinheim: Deutscher Studienverlag, 2001. S. 80-116.

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n der Studie wird untersucht, wie sich diegeschlechtsspezifische Aufspaltung von Inte-ressen in der Politik der ÖTV seit ihrer Gründung

1949 bis zur deutsch-deutschen Vereinigung 1989niederschlug. Die Untersuchung knüpft anFragestellungen und Ergebnisse derGeschlechter- und der Organisationsforschung an.

Organisationen werden als Interaktionszusam-menhang konkreter Menschen verstanden, die inder ”Arena” ihre Interessen und Konflikteaushandeln. Für die Platzierung von Frauen inOrganisationen ist nicht allein das quantitativeGeschlechterverhältnis entscheidend; wichtig ist,dass Organisationen selbst Orte ver-geschlechtlichter Strukturen und Prozesse sind.Die Geschlechterbeziehungen werden in denOrganisationen alltäglich verhandelt. Chancen, indiesen Aushandlungsprozess einzugreifen,eröffnen sich Frauen z.B., wenn sie Netze bildenund Unterstützungsbeziehungen herstellen.Chancen können sich auch in Phasen derEtablierung und Veränderung von Organisationenergeben. Eine Veränderung der Geschlechter-und Machtverhältnisse kann aber auch vonaußen, z.B. durch gesellschaftliche und sozialeBewegungen angestoßen werden.

In der Studie wird die gewerkschaftlicheFrauenpolitik der ÖTV überwiegend auf derzentralen Organisationsebene untersucht. Dabeiwerden zwei Schwerpunkte bearbeitet: DasPolitikum der Organisationsstrukturen wirdanalysiert, und am Beispiel der Zeitpolitik wird einfrauen- und geschlechterpolitisch relevantesPolitikfeld untersucht. Die Studie basiert imWesentlichen auf gewerkschaftlichen Quellen ausdem Archiv der ÖTV-Hauptverwaltung sowie auf

gedruckten Gewerkschaftsquellen. Das schriftlicheMaterial wurde ergänzt durch Gespräche mitZeitzeuginnen und Zeitzeugen.

Die Darstellung ist in drei größere Kapitelgegliedert:1. erfolgt ein Überblick über die Geschichte der

ÖTV, wobei die Organisationsentwicklung inden politischen, ökonomischen und gesell-schaftlichen Zusammenhang der Bundesre-publik eingebettet wird.

2. werden die Strukturen der Gesamtorganisationund die Strukturen der gewerkschaftlichenFrauenarbeit untersucht. BesonderesAugenmerk gilt der Geschichte der Quotierung.Die strukturellen Bedingungen der Partizipationwerden mit der gewerkschaftlichen Praxiskonfrontiert.

3. wird am Beispiel der Zeitpolitik gezeigt, wie dieGewerkschaft darauf reagierte, dass vorrangigFrauen neben der Erwerbsarbeit dieZuständigkeit für Haus- und Familienarbeitzugemutet wird. Der Stellenwert von Zeit in derÖTV-Frauenpolitik wird anhand von dreiFragen untersucht: Inwieweit wurden in derPolitik der allgemeinen Arbeitszeitverkürzungspezifische Zeitbedürfnisse von Frauenberücksichtigt? Wie debattierte die ÖTV überden Hausarbeitstag als eine Hilfestellung beider Bewältigung des ”Vereinbarkeits-dilemmas”? Wie reagierte die ÖTV auf dieZunahme von Teilzeitarbeitsverhältnissen?

Ergebnisse:

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In der Studie werden drei Phasen in derGeschichte der ÖTV-Frauenpolitik von derNachkriegszeit bis 1989 identifiziert:

1. Aufbruch: Beim gewerkschaftlichen Neu-aufbau nach 1945 wurde durch die Einrichtungspezifischer Frauenstrukturen der gestiegenenErwerbsbeteiligung von Frauen und ihrerOrganisationsbereitschaft Rechnung getragen.Zur Förderung der Partizipation von Frauen anden übrigen Gremien und Organen wurde1952 eine (unverbindliche) Quotenregelungbeschlossen. Viele Funktionärinnen bliebenallerdings in ihren Bereichen als Frauenvereinzelt.

2. Rollback: Die Organisationsstrukturreform von1968 besiegelte einen frauenpolitischenRollback, der sich in der Abschaffung vonFrauenkonferenzen und Quotenregelungdokumentierte. Für eine neue Generation vonFrauen schien die Gleichberechtigung vonMännern und Frauen im Prinzip verwirklicht.Gleichwohl stagnierte der Frauenanteil an derMitgliedschaft und die Beteiligung von Frauenin den Gremien ging zurück.

3. Aufbruch: Die seit den siebziger Jahren durchdie Frauenbewegung angestoßenenDiskussionen über die Diskriminierung vonFrauen auf allen Ebenen der Gesellschaftschärften das frauenpolitische Bewusstseinauch in der Gewerkschaft und führten zueinem erneuten Aufbruch gewerkschaftlicherFrauenpolitik. In den achtziger Jahren wurdedie Frauenförderung zum zentralen Dis-kussionsthema.

Die Phasen gewerkschaftlicher Frauenpolitikgingen einher mit einem Wandel im Verständnisvon Gleichheit und Differenz, der sich in frauen-und geschlechterpolitisch relevanten Politikfeldernspiegelt. Für die Gewerkschafterinnen derAufbaujahre waren Frauen und Männer von Naturaus verschieden, standen aber in einemkomplementären Verhältnis zueinander. AmBeispiel des Hausarbeitstags wird gezeigt, wiejedoch der Differenzgedanke in Konflikt mit demGleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes geriet.Die Debatte über Teilzeitarbeit wurde hingegen inden siebziger Jahren maßgeblich vom Gedankender Gleichheit geprägt. Eine vollständigeEmanzipation sei nur über Vollzeiterwerbsarbeitmöglich, denn nur diese verspreche die Chanceauf eine eigenständige, vom Mann unabhängige

Existenz. Teilzeitarbeit verfestige dagegenalthergebrachte Rollenmuster. Die Anpassung andie ”männliche Normalbiographie” galt als das fürFrauen anzustrebende Ziel. Übersehen wurdedabei, dass dieses Konzept denjenigen Frauen,die Erwerbsarbeit und Familie unter einen Hutbringen wollten oder mussten, keine realistischenAlternativen zur Teilzeitarbeit eröffnete. DieGewerkschaft hielt noch in den achtziger Jahrenam Ziel des ”Normalarbeitsverhälnisses” fürFrauen fest, obgleich dessen fiktiver Charakterangesichts steigender Arbeitslosigkeit bereitsoffensichtlich war. Die Verantwortung für diegeschlechtsspezifische Arbeitsteilung wurdevorrangig an die staatliche Sozialpolitik delegiert.In den achtziger Jahren sparte die ÖTV-Diskussion über Partizipation und Einflusschancenvon Frauen in der Organisation den Anteil derMänner an der bestehenden Ungleichheit nochweitgehend aus.

Die Studie stellt schließlich einige Faktorenheraus, die die Partizipationschancen von Frauenund das frauenpolitische Profil der Gewerkschaftbeeinflussten:– Frauen als wichtiges Mitgliederpotential zu

erkennen, war eine notwendige Voraussetzungfür die Erweiterung ihrer Partizipa-tionsmöglichkeiten und Machtteilhabe.

– Einflussreiche Bündnispartner verbessertensowohl in den fünfziger als auch seit denspäten siebziger Jahren die Durchsetzungs-chancen von Frauen.

– Dem stand eine männerbündische Basis ent-gegen, die die Konkurrenz von Frauen umFunktionen abzuwehren suchte.

– Das Konzept der Einheitsgewerkschaft wurdevor allem in den fünfziger Jahren gegenPartizipationsansprüche von Frauen und ihresog. Sonderinteressen instrumentalisiert.

– Wirkungsmächtige Leitbilder von denGeschlechterrollen beeinflussten dasgewerkschaftliche Fortkommen von Frauen.

– Anstöße von außen brachten die gewerk-schaftliche Frauen- und Geschlechterpolitik vorallem seit den späten siebziger Jahren voran.

– Mehr Gleichberechtigung organisationsinternzu realisieren, entwickelte sich in den achtzigerJahren immer mehr zu einer Frage derpolitischen Glaubwürdigkeit.

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Ergebnisse :

Geschlechterverhältnisse im Dienstleistungssektor undgewerkschaftliche Interessenvertretung. Fachtagung imBildungs- und Begegnungszentrum der ÖTV - Clara-Sahlberg-Haus - in Berlin-Wannsee in Kooperation mitdem Zentrum für interdisziplinäre Frauen- undGeschlechterforschung am Fachbereich 1 derTechnischen Universität Berlin und der Hans- Böckler-Stiftung.- 25./26. Februar 2000.

Kassel, Brigitte: "... ein wahnsinnig mühsamesGeschäft". Zur Frauenpolitik der Gewerkschaft ÖTV,1949-1989." Abschlussbericht. Berlin, April 2001.

Kassel, Brigitte: ... letztlich ging es doch voran! ZurFrauenpolitik der Gewerkschaft ÖTV 1949 - 1989 / hrsg.von ver.di - Vereinte Dienstleistungsgesellschaft e.V.und Hans-Böckler-Stiftung. Reutlingen, Juni 2001.

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ur langsam sickert ins öffentliche Bewusst-sein, was in der Forschung inzwischen alsgängiger Topos zirkuliert: Rechtsextremismus

und Gewalt wurzeln in der Mitte der Gesellschaft.Die hierzu vorliegenden Studien lokalisieren dieEntstehungsbedingungen in der politischen Kultur,im gesellschaftlichen Modernisierungsprozess undim Konfliktpotential einer multiethnischen, durchwachsende soziale Ungleichheit geprägtenEinwanderungsgesellschaft.

Im Fokus dieser Deutungsfigur nimmt sich derorganisierte Rechtsextremismus wie eine Mar-ginalie aus. Zwei brisante Entwicklungen ver-dienen gleichwohl Beachtung. Die bei denRepublikanern und im Bund freier Bürgerbeheimateten Rechtspopulisten streben nach demVorbild der österreichischen FPÖ eineModernisierung des Rechtsextremismus an. Diesbeinhaltet die Abkehr von der tradierten NS-Ideologie zugunsten eines neoliberalenGesellschaftskonzeptes, wobei die Sozial- undWirtschaftspolitik als zukunftsträchtiges Agita-tionsfeld in den Blick gerät. Bei der Formulierungeines neuen Programms kommt der um dieZeitschriften „Junge Freiheit“ und „Criticon“gruppierten intellektuellen Rechten eine zentraleRolle zu, denn das publizistische Kartell fungiertals Scharnier zwischen Rechtsextremismus unddem nationalliberal-konservativen Spektrum. Einezweite Veränderung des politischenRechtsextremismus geht von den offen rassistischagierenden und gewaltbereiten Repräsentantender „Bewegungsrichtung“ aus, die ein eherdezentrales Organisationskonzept mit losevernetzten Kadergruppen und lokalen Kamerad-schaften favorisieren. Ihr in den 80er Jahrenunternommener Versuch, den Rechtsextremismusumzustrukturieren, fand in Ostdeutschland einensozialen Raum. Hier gruppiert sich derorganisierte Rechtsextremismus zu einer politi-schen Bewegung um. Die Ausrufung nationalbefreiter Zonen, das Maß der durch Straßenge-walt verbreiteten Angst und die kulturelle Mei-nungsführerschaft in Gemeinden, wo einedemokratische Gegenwehr fehlt, verleihen derlose vernetzten rechten Subkultur den Statuseiner soziokulturellen Bewegung.

Die Umgruppierung des Rechtsextremismusstützt sich auf die jugendlichen Subkulturen, die

gleichsam einem Transformationsprozessunterworfen waren. Aus dem provozierendenSpiel mit tabuisierter Nazisymbolik, wie es diePunk-, Skinhead- oder Death Metal-Szene prak-tizierte, ist inzwischen blutiger Ernst geworden.Fremdenfeindliche Gewalt geht überwiegend vongewaltaffinen jugendlichen Subkulturen undFreizeitcliquen aus und scheint für die meistenAkteure ein episodales Jugendphänomen zu sein.Speziell in Ostdeutschland ist die in unpolitischeOi!-Skins und Nazi-Skins gespaltene Skinhead-szene zum Rekrutierungsbecken für rechtsex-treme Organisationen geworden. Doch konnteauch hier nur ein kleinerer Teil in „neonazistischeKonglomerate“ eingebunden werden, die in dieJugendkulturen hineinwirken und sie für ihreZwecke einzuspannen versuchen. Mehrheitlichsind die Subkulturen oder Cliquen weder politischgesteuert, noch verfügen ihre Mitglieder übergeschlossene rassistische oder rechts-extremistische Weltbilder. Deshalb wäre zufragen, ob die als rechtsextrem klassifiziertenStraftaten tatsächlich ideologisch motiviert sind,zumal bei der Wahl der Opfer eine gewisseBeliebigkeit herrscht. Die Bedeutung der Gruppefür die Genese von Gewalt eröffnet eine zweitePerspektive. Gewalt konstituiert eine „episodaleSchicksalsgemeinschaft“, folgt der Dynamik einerSelbstreproduktion von Cliquen übernormbrechende Aktivitäten und vermittelt ihneneine sozialräumliche Kontroll- und relativeMachterfahrung.

Wie die nach Hoyerswerda sich bildende„fremdenfeindliche Bewegung“ demonstrierte,schwimmen die jugendlichen Täter in einembreiten Meinungsstrom, nicht gegen ihn. ImWindschatten der breit verankerten und durch dieMedien geschürten Fremdenfeindlichkeitradikalisierten sie die öffentliche Meinung und diestaatliche Ausländerpolitik, die statt Migrations-und Integrationspolitik die gesellschaftlicheAusgrenzung von Flüchtlingen und Asylbewerbernmit rechtsstaatlichen Mitteln betrieb. Vieles sprichtdafür, dass im Zentrum der Gewaltwelle einKonflikt um Zuwanderung stand. Ökonomischeund soziale Ängste sowie die Irritation über dieAbwesenheit von Politik in einer offiziellgeleugneten Einwanderungssituation schlugen inAggression und Gewalt gegen die „Eindringlinge“

N

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um. Der Abtransport der Asylbewerber empfahldas „erfolgreiche Modell Hoyerswerda“ zurbundesweiten Nachahmung.

Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung vonAusländern sowie strukturelle Diskriminierung undethnisch-kulturelle Konflikte in der Arbeitsweltstellen die Gewerkschaften vor schwerwiegendeProbleme. Verschiedene Wahlanalysenbestätigten, was erstmals die Berlinwahl 1989offen legte: Gewerkschaftszugehörigkeitimmunisiert nicht gegen rechtsextremes Wahl-verhalten. Denn sie demonstrierte, dass sich dieRechtswähler überdurchschnittlich aus jenenSchichten und Berufsgruppen rekrutieren, dieauch die Mitgliederbasis der Gewerkschaftendominieren. Die Wählerschaft der Republikanerverteilte sich nahezu hälftig auf Gewerk-schaftsmitglieder und Unorganisierte, wobei die„autoritären jungen Facharbeiter“ und die sozialdeklassierten Arbeitnehmer hervorstachen. Inso-fern bestätigte die 1998 vom Institut infra-test/dimap durchgeführte Studie eine frühzeitigsichtbare Tendenz.

Hinter den potentiellen oder tatsächlichenWahlentscheidungen der jungen Arbeitnehmerverbirgt sich kein rechtsextremes Weltbild, wieverschiedene Jugendstudien zeigen. Vorherr-schendes Kennzeichen der politischen Orientie-rungen von Jugendlichen ist vielmehr ihreWidersprüchlichkeit. Indes scheinen Fremden-feindlichkeit und die Bereitschaft zur Ausgrenzungvon Ausländern bei gewerkschaftlich organisiertenJugendlichen stärker ausgeprägt zu sein als beiden Nichtmitgliedern. Möglicherweise haben siesich die betriebliche Konkurrenzlogik stärker zueigen gemacht und erwarten nun von ihrerGewerkschaft, die unnötige Konkurrenzweitgehend auszuschalten. Die Motive derJugendlichen lassen zugleich erkennen, dassFremdenfeindlichkeit heute keiner rassistischenZuschreibungen mehr bedarf. Auf der Basis einesvermeintlich rationalen „Standortegoismus“können Fremde als unliebsame Konkurrenz umArbeitsplätze und Wohlstand ausgeschlossenwerden. Dabei unterscheiden die Befragtenzwischen Arbeitsmigranten im Nahbereich, denenein gleiches Arbeits- und Bildungsrechtzugestanden wird, und einer diffus bestimmtenGruppe von „Fremden“ in der Ferne, gegen diesich die Aversionen in dumpfer Form äußern.Diese Aufspaltung korrespondiert mit einemzweiten wichtigen Befund: FremdenfeindlichePositionen nehmen zu, je geringer der

tatsächliche Kontakt zu Menschen anderer Her-kunft ist. Erst durch die Begegnung nehmen dieanfängliche Fremdheit und die damit verknüpftenÄngste ab.

Betriebliche Fallstudien lassen Zweifel auf-kommen, ob ethnisch begründete Konflikte in derArbeitswelt mit den Begriffen Rechtsextremismusoder Rassismus angemessen beschreibbar sind.Hier dürfte eher die Diskussion über die„Ethnisierung“ von sozialen Beziehungen undKonflikten neue Impulse geben. Sie verweist aufdie Gefährdung des kulturellen Kapitals vonsozialen Gruppen, auf Indivi-dualisierungstendenzen und eine wachsendesoziale Ungleichheit. Armut, Massenarbeitslo-sigkeit, soziale Schließungstendenzen in denunteren Segmenten der Arbeiterschicht und dieZunahme von Risiken und Existenzunsicherheitenbis weit in die Mittelschichten hinein lassenKonflikte und Konkurrenzen entlang ethnisch-kultureller Grenzen aufbrechen, zumal die weit-gehend assimilierten und gut qualifiziertenMigranten der dritten Generation die bisher dendeutschen vorbehaltenen Positionen einfordern.Fremdenfeindlichkeit ist deshalb nicht nur derVersuch, durch Ausschließung Gemeinschaft zukonstruieren und so die eigene bedrohte In-tegration zu sichern. Sie kumuliert bei Bevölke-rungsgruppen mit niedriger Qualifikation, die mitden Einwanderern um Wohnraum, um Arbeits-plätze, um Sozialhilfe, um die Sprache in derSchulklasse oder um die Geltung der eigenenClique im Stadtviertel konkurrieren.

Die jüngste Studie zur ethnisch heterogenenBelegschaft eines großen Automobilunterneh-mens stimmt optimistisch. Sie präsentiert dasVerhältnis zwischen deutschen und ausländischenArbeitnehmern als konflikthaft und span-nungsgeladen. Doch wurden diese Konflikte alsgesellschaftliche wahrgenommen, was zugleichdie Möglichkeit ihrer Bewältigung bot. Die Gefahreiner wachsenden Konflikthaftigkeit zwischen denethnischen Gruppen speist sich aus Ängsten vorFremdheit und einer „Übersättigung“ des ThemasGleichstellung im Betrieb auf Seiten derdeutschen und dem Drängen aufGleichberechtigung seitens der gut qualifiziertenMigrantenkinder. Die Betriebsräte jedenfallswerden künftig mit Augenmaß darüber wachenmüssen, ob lebenslagentypische Probleme eth-nisiert oder ethnisch-kulturelle Diskriminierungenals leistungsgerecht daherkommen.

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Ergebnis :

Lupa, Markus: Transparenzstudie zum Phänomen"Rechtsextremismus". Abschlussbericht. Dortmund,Januar 2001.

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4. Ausgewählte Termine

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Ausgewählte Termine

Projektpräsentation und internationales SeminarCodes of Conduct and Monitoring. Handlungsoptionen für AkteurInnen in DeutschlandTermin: 04./05. Oktober 2001Ort: HamburgKontakt: Dr. Ronald Köpke, Tel. 0521-4942649, E-Mail: [email protected]

Dr. Wolfgang Röhr, Tel.: 040-42838-2306, E-Mail: roehr@hwp-hamburg. de

Nähere Informationen über die Hans-Böckler-Stiftung, Forschungsförderungsreferat I,Dr. Frank Gerlach, Renate Scholz (0211/7778-127/128)

Tagung des Arbeitskreises "Zukunft der Sozialpolitik"Sozialpolitische Konzepte vor dem Hintergrund der aktuellen WohlstandsverteilungTermin: 12. Oktober 2001Ort: FrankfurtNähere Informationen über die Hans-Böckler-Stiftung, Forschungsförderungsreferat IVDr. Erika Mezger, Rosemarie Pulfrich (0211/7778-108/109)

Schöneberger Forum 2001Der aktivierende Staat und seine Beschäftigten: Chancen und BedrohungenTermin: 14./15. November 2001Ort: BerlinNähere Informationen über die Hans-Böckler-Stiftung, Forschungsförderungsreferat IVDr. Erika Mezger, Rosemarie Pulfrich (0211/7778-108/109)

WorkshopZielvereinbarungen als Instrument der VerwaltungsreformTermin: 28. November 2001Ort: DüsseldorfNähere Informationen über die Hans-Böckler-Stiftung, Forschungsförderungsreferat IVDr. Erika Mezger, Rosemarie Pulfrich (0211/7778-108/109)

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5. Veröffentlichungenaus Forschungsprojekten

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Veröffentlichungen aus Forschungsprojekten*

Hans-Böckler-Stiftung (Hrsg.)Bildung in der frühen KindheitSachverständigenrat Bildung bei der Hans-Böckler-StiftungDüsseldorf: Juni 2001Diskussionspapiere; Nr. 4 DM 6,-

Best.-Nr. 23004

Bogumil, Jörg; Holtkamp, Lars; Kißler, LeoVerwaltung auf AugenhöheStrategie und Praxis kundenorientierter DienstleistungspolitikBerlin: Ed. Sigma, 2001Modernisierung des öffentlichen Sektors; Bd. 19ISBN 3-89404-739-9 DM 16,80

Bruch-Krumbein, Waltraud; Hochmuth, Elke; Ziegler, AstridWege aus der UnternehmenskriseKonsolidierungsbeihilfen in den westdeutschen BundesländernMarburg: Schüren, 1999StrukturpolitikISBN 3-89472-199-5 DM 24,80

Ganßmann, Heiner; Haas, MichaelArbeitsmärkte im Vergleich IIFlexibilität und Rigidität der Arbeitsmärkte in den Niederlanden,Dänemark und SchwedenMarburg: Schüren, 2001ISBN 3-89472-203-7 DM 34,-

Görzig, Bernd; Schmidt-Faber, ClaudiusWie entwickeln sich die Gewinne in Deutschland?Gewinnaussagen von Bundesbank und volkswirtschaftlicherGesamtrechnung im VergleichBerlin: Duncker & Humblot, 2001Sonderheft / Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung; Nr. 171ISBN 3-428-10504-4 DM 92,-

Hans-Böckler-Stiftung (Hrsg.)Fields of Action and Options on SustainabilityResults from the RWI contribution to the Workand Ecology Research ProjectDüsseldorf, May 2001

kostenlos

Herausforderung GlobalisierungKonsequenzen für die Bildungs-, Steuer- und ArbeitspolitikMarburg: Schüren, 2001Strukturpolitik *Veröffentlichungen der HBS sind über den Buchhandel zu beziehen. Die mit einer Bestell-Nr. versehenen Titelerhalten Sie über unseren Auslieferer Der Setzkasten, Am Kreuzberg 4, 40489 Düsseldorf, Fax 0211/4080080 E-Mail: [email protected]

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ISBN 3-89472-204-5 DM 25,-

Kalkowski, Peter; Helmer, Matthias; Mickler, OtfriedTelekommunikation im AufbruchWandel der Arbeitsstrukturen und BeschäftigungsverhältnisseDüsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 2001Edition der Hans-Böckler-Stiftung; 50ISBN 3-935145-22-5 DM 20,-

Best.-Nr. 13050

Kassel, BrigitteVer.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e. V.;Hans-Böckler-Stiftung (Hrsg.)... letztlich ging es doch voran!Zur Frauenpolitik der Gewerkschaft ÖTV 1949 - 1989Düsseldorf; Stuttgart 2001Stuttgart; Düsseldorf, Juni 2001 DM 7,50

zu beziehen über:Ver.di, Abt. Frauen und Gleichstellungspolitik, Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin

Kasten, Gabriele; Soskice, DavidEuropäische BeschäftigungspolitikMöglichkeiten und GrenzenMarburg: Schüren, 2001StandortdebatteISBN 3-89472-205-3 DM 15,45

Kommunale Zusammenschlüsse, Netzwerke und sonstigeKooperationen mit besonderer Relevanz für dasThema "Aktivierender Staat"Eine Recherche für die Hans-Böckler-StiftungDüsseldorf: August, 2001Arbeitspapier; 41 DM17,-

Best.-Nr. 11041

Küchle, HartmutRüstungsindustrie im UmbruchStrategien deutscher Unternehmen und Ansätze einereuropäischen NeuordnungBaden-Baden: Nomos, 2001 BICC Schriften zur Abrüstung und KonversionISBN 3-7890-7186-2 DM 49,-

Modernisierung des öffentlichen Dienstes - eine ZukunftsbilanzCongress Centrum Hamburg, 25. Februar 2000Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 2001Edition der Hans-Böckler-Stiftung; 35ISBN 3-935145-06-3 DM 12,-

Best.-Nr. 13035

Noll, PetraFrauen, Manager, Paare. Wer managt die Familie?Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei FührungskräftenMünchen; Mering, Hampp, 2001ISBN 3-87988-543-5 DM 48,50

Pathways to a Sustainable Future

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Results from the Work & Environment Interdisciplinary ProjectDüsseldorf, May 2001 kostenlos

Schmid, Josef; Blancke, SusanneArbeitsmarktpolitik der BundesländerChancen und Restriktionen einer aktiven Arbeitsmarkt- undStrukturpolitik im FörderalismusBerlin: Ed. Sigma, 2001Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung; 30ISBN 3-89404-890-5 DM 36,-

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Bestellschein

Hans-Böckler-StiftungForschungsinformationund -dokumentationHans-Böckler-Straße 39

40476 Düsseldorf

AbsenderIn:

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An dem regelmäßigen Bezug des F.I.D. bin ich interessiert !!!!

Wer den F.I.D. beziehen möchte, wird freundlich gebeten, den beiliegendenBestellschein an unsere Forschungsinformation und -dokumentation (KolleginGabriele Hain) zu senden. Damit stellen Sie sicher, daß Sie den F.I.D. dreimaljährlich kostenlos erhalten.

Meine Anschrift hat sich geändert !!!!

Ich bitte um Zusendung des Forschungsförderungsprogramms !

________________________ _____________________ Ort und Datum Unterschrift

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Struktur und Schwerpunkte der Abteilung Forschungsförderung

Stand: September 2001

Forschungsförderung 4Abteilungsleitung

Dr. Erika MezgerTel. 0211/7778-108E-Mail: [email protected]

Rosemarie PulfrichTel. 0211/7778-109E-Mail: [email protected]

Förderungsschwerpunkte! Modernisierung des öffentlichen Sektors! Zukunft des Sozialstaates

Forschungsförderung 2Referat

Ina DrescherTel 0211/7778-175E-Mail: [email protected]. Norbert Kluge (beurlaubt bis 4/2003)Tel. 0211/7778-257E-Mail: [email protected]

Renate Anstütz / Ursula Düker-ThomashoffTel. 0211/7778-176E-Mail: Renate-Anstü[email protected]: Ursula-Dü[email protected]

Förderungsschwerpunkt! Mitbestimmung im Wandel - Solidarität in

der Arbeit

Forschungsförderung: Dokumentation

Gabriele HainTel. 0211/7778-119E-Mail: [email protected]

EDV-gestützte Forschungsinformation

Forschungsförderung 1

Referat

Dr. Frank GerlachTel. 0211/7778-127E-Mail: [email protected]

Renate ScholzTel. 0211/7778-128E-Mail: [email protected]

Förderungsschwerpunkt! Strukturwandel - Innovationen und

Beschäftigung

Forschungsförderung 3Referat

Dr. Gudrun LinneTel. 0211/7778-194E-Mail: [email protected]

Kirsten RungeTel. 0211/7778-115E-Mail: [email protected]

Förderungsschwerpunkt:! Perspektiven der Arbeitsgesellschaft

Netzwerk Kommunen der Zukunft

Volker GrünewaldTel: 0211/7778-113E-Mail: [email protected]

www.kommunen-der-zukunft.de

Hans-Böckler-StiftungHans-Böckler-Straße 39

40476 Düsseldorfhttp://www.boeckler.de

Abt. ForschungsförderungFax: 0211/7778-283