>„forschung zur infektionsprävention in europa: neue fortschritte und prioritäten für die...
Post on 09-Sep-2016
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AUS DER INTERNATIONALEN FACHLITERAT
UR,,Forschung zur Infektionspr€avention in Europa:Neue Fortschritte und Priorit€aten f€ur dieZukunft‘‘
Christian Conrad, MPH, DAS Evaluation
Hintergrund
Bis 1990 wurden wurde in vieleneurop€aischen L€andern kontroverseDiskussionen €uber den Nutzen und dieGrenzen epidemiologischer Methodenf€ur die Pr€avention von im Krankenhauserworbener Infektionen gef€uhrt. Bisdahin beherrschten mikrobiologisch-basierte Ans€atze das Fachgebiet. Imletzten Jahrzehnt wurden die Prinzipiender Krankenhausepidemiologie in denmeisten europ€aischen L€anderneingef€uhrt, um die Notwendigkeit undEffekte der Pr€avention nosokomialerInfektionen zu €uberpr€ufen.S. Harbarth und D. Pittet aus Genfbeschreiben die Entwicklung derForschung im Gebiet der Pr€avention undBek€ampfung nosokomialer Infektionen inEuropa in den letzten 2 Jahrzehnten.
Ziel der Studie
Fortschritte der Verh€utung nosokomialerInfektionen in Europa aufzeigen undeinen Ausblick auf zuk€unftige undnotwendige Schritte in der Forschunggeben.
Resultate
Die Verh€utung und Bek€ampfungnosokomialer Infektionen und derAntibiotikaresistenzen hat in den letzte2 Jahrzehnten in Europa großeFortschritte gemacht (speziell durchMultizenterstudien, internationaleNetzwerke der Infektionssurveillancesowie H€andehygienekampagnen).Die Autoren beschreiben dieEntwicklung in der Krankenhaushygiene
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der letzten Jahre und Jahrzehnte. Indieser Zeit wurden in Europa einigeNetzwerke f€ur die Erfassungnosokomialer Infektionen eingerichtet,basierend auf validen undstandardisierten Methoden.Dennoch gibt es Regionen, in denenwenig Erfassungen durchgef€uhrt werden,weil personelle Ressourcen oder diepolitische Unterst€utzung fehlen.Das k€urzlich erschaffenen EuropeanCenter for Disease Control andPrevention (ECDC, 2005 implementiert,Anm. CC) hat dieses Problem erkanntund beabsichtigt diesem Punktstrategische Priorit€at zu geben.Etliche Europ€aische L€ander undForschergruppen haben durch ihre Arbeitdie Evidenz in der Pr€aventionkrankenhauserworbener Infektionenerh€oht. Die EU hat f€ur die Forschung indiesem Bereich seit 1999 rund 200Millionen Euro investiert. VieleDisziplinen waren in diesemForschungsgebiet aktiv.Etliche Empfehlungen zur Pr€avention dernosokomialen Infektionen werden aberimmer noch kontrovers diskutiert. Esfehlen wissenschaftliche Nachweise undDaten zur Kosteneffektivit€at. Aus diesemGrund m€ussen in Zukunft Studien mitguten methodischen Standardsdurchgef€uhrt werden.Folgende Themen werden als wichtig f€urweitere Forschungen erachtet(Ausgew€ahlte Punkte die in einemExpertengremium in Deutschland 2009diskutiert wurden, Via MedicaSymposium 2009, Freiburg,Deutschland):
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6–
Untersuchung vonIsolationsmaßnahmen undScreeningmethoden bei
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multiresistenten Erregern, inklusivegramnegative Keime
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Einfluss der Umwelt auf nosokomialeInfektionen und Antibiotikaresistenz-
Etablierung einesverhaltenswissenschaftlichen Ansatzeszur nachhaltigen Verbesserung derH€andehygienecompliance (Anm. CC:adherence)-
Kosteneffektivit€at derHygienemassnahmen untersuchen-
Verbesserung der Erfassungnosokomialer Infektionen (speziellelektronische Monitoringsystemeeinsetzen)-
Verbesserung der wissenschaftlicheGrundlage f€ur bestimmteHygienemassnahmen/Empfehlungen-
Unterschiede in der Praxisidentifizieren, Kooperationintensivieren und voneinander inEuropa lernen-
Zuk€unftige methodologischeHerausforderungen in der Forschungad€aquat angehenDie methodologischenHerausforderungen m€ussenangenommen werden. Nicht immerwerden Prinzipien der statistischenAnalyse und epidemiologischer Studienso verstanden wie es vorgesehen ist.Deshalb sind zahlreiche Fehler imDesign und der Analyseepidemiologischer Studien anzutreffen,die zu Verzerrungen oderFehlinterpretationen f€uhren.
Schlussfolgerungen derAutoren
W€ahrend der letzten 20 Jahre wurdengrosse Fortschritte in der Verh€utung und
Kontrolle nosokomialer Infektionen undAntibiotikaresistenzen gemacht.Dennoch fehlen f€ur vielePr€aventionsmaßnahmen in diesemSektor gute, wissenschaftliche Datensowie Angaben zur Kosteneffektivit€at.Wie in allen wissenschaftlichenForschungsgebieten ist es auch in derKrankenhausepidemiologie wichtig, dierichtigen Fragen zu stellen und diead€aquaten Methoden auszuw€ahlen, umsie dann auch zuverl€assig beantwortenzu k€onnen.
Kommentar des €Ubersetzers
Harbarth und Pittet beschreiben hiereine wichtige Entwicklung in derKrankenhaushygiene, weg von derreinen mikrobiologischen Sichtweise hinzum epidemiologischen Ansatz. Nurgewisse Studiendaten k€onnen unsAntworten darauf geben, ob und welcheArt von Maßnahmen wirksam sind, wiezum Bsp. die Ausbreitungmultiresistenter Keime eind€ammen, dieAdh€arenz der H€andehygiene nachhaltigverbessern oder Massnahmen
entwicklen, die kosteneffizient undumsetzbar sind.In einem Evidenzreport der Agency forHealthcare Research and Quality €uberdie Verbesserung der Adh€arenz bei derPr€avention nosokomialer Infektionenwurden 64 Studien analysiert [1]. DieAutoren kommen zum Schluss, dass dieQualit€at der meisten Studien suboptimalist und nur wenig Aussagen €uberMethoden zur Verbesserung derUmsetzung von Massnahmen zurVerh€utung postoperativerWundinfektionen, katheterassoziierter,intravasaler Infektionen,Harnwegsinfektionen sowiePneumonien gemacht werden k€onnen.Dies unterstreicht die Aussagenvon Harbarth und Pittet nachweiterer, methodisch stringenterForschung, gerade auch im Bereich derUmsetzung und Schulung erfolgreicherbzw. wirksamerPr€aventionsmassnahmen.Quelle:Harbarth S, Pittet D. Infection preventionresearch in Europe: Recent advancesand future priorities. Infect Control HospEpidemiol 2010;31(S1):S11-S13
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Weiterf€uhrende, zitierteLiteratur
[1] Sumant R Ranji, Kanaka Shetty, MD, KeithA Posley, MD, Robyn Lewis, MA, VandanaSundaram, MPH, Cristina M Galvin, MS,MA, and Lisa G Winston, MD Closing theQuality Gap: A Critical Analysis of QualityImprovement Strategies (Vol. 6: Preven-tion of Healthcare–Associated Infections),Technical Reviews, No. 9.6 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/bookshelf/br.fcgi?book=techrev9v6.
Referiert durch:Christian Conrad; MPH, DASEvaluationDozentHochschule f€ur angewandteWissenschaften FHS St.Gallen,Fachbereich Gesundheit, CH-9000 St.Gallen ([email protected])undSpitalhygiene und Epidemiologie,Spit€aler Schaffhausen, CH-8208Schaffhausen([email protected])
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