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Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 1
Finanzielle Unternehmensführung
Finanzwirtschaftliche
Perspektive
Prozess-
perspektive
klare
Strategische
Ausrichtung
Kunden-
perspektive
Mitarbeiter-
perspektive
Ausschüttung
an Aktionäre
Shareholder-Value-
Ausrichtung
Die Erzielung von Cashflows
und Gewinnen ist davon ab-
hängig, wie zufrieden die
Kunden mit den angebotenen
Produkten bzw. Dienstleistungen
sind
Die Zufriedenheit der Kunden
wird unternehmungsintern durch
schlanke, kundenorientierte
Geschäftsprozesse sicher-
gestellt
Ausschüttung an
Mitarbeiter
Die Umsetzung schlanker,
kundenorientierter Geschäfts-
prozesse wird getragen von
leistungsfähigen und
motivierten Mitarbeitern
Eine gute Strategie
generiert hohe Cash-
flows und damit auch
hohe Gewinne
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 2
Lernziele
Fachkompetenzen: finanzielle Mess- und Steuergrössen zur Unternehmenswertsteigerung unterscheiden und anwenden
Kennzahlensteuersysteme wie das Du-Pont-Schema interpretieren und anwenden
Wertmanagement-Prinzipien, die auf eine langfristige und am vernetzten Denken und Handeln orientierte Führung einer Unternehmung ausgerichtet sind, verstehen und anwenden (Shareholder Value Management)
Methodenkompetenzen: finanzielle Wirkungszusammenhänge mit dem zentralen betriebswirtschaftlichen Kreislauf vernetzen
die Instrumente des Du-Pont-Schemas, Shareholder-Value-Konzepts sowie des Wertsteigerungs-netzwerkes auf konkrete Fallbeispiele anwenden
Sozialkompetenzen: gemeinsam im Team betriebswirtschaftliche Problemstellungen lösen können: Einen eigenständigen
Beitrag in die Gruppe einbringen, rollen- und sachgerecht argumentieren und im Plenum präsentieren können
Selbstkompetenzen: Offenheit entwickeln für eine möglichst vorurteilslose Prüfung von Konzepten, die im Alltagsgebrauch
Reizworte darstellen (z.B. Shareholder-Value-Ansatz)
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 3
Finanzielle Unternehmensführung -
typische Fragen und Probleme
Was bedeutet „Shareholder Value“ wirklich?
Weshalb sind herkömmliche Kennzahlen ein ungenügender
Wertmassstab?
Ist es unethisch, sich als Unternehmer dem Shareholder-
Value-Konzept zu verpflichten?
Was verbirgt sich hinter Abkürzungen wie EVA, DCF, ROIC
oder WACC?
Wie kann eine Unternehmung verhindern, dass mit ihrer
Strategie weiterhin Werte vernichtet werden?
Wie lässt sich Google aus strategischer und finanzieller
Sicht beurteilen?
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 4
Zentrales Ziel: Wertorientierung
„The safest way to become a millionaire is to start as a billionaire
and invest in the airline industry“ Richard Branson, Gründer der Virgin Group
Zum Thema Wertorientierung…:
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 5
Überblick Kapitel 3:
Finanzielle Unternehmensführung
3.1 Finanzielle Mess- und
Steuergrössen zur Unter-
nehmenswertsteigerung
3.2 Finanzielle Erfolgslogik
3.3 Wichtigste Instrumente und
Konzepte
C
D
B
A
gering mittel gross sehr gross
sehr
klein
klein
mittel
gross
Auswirkungen
Ein
tritts
wa
hrs
ch
ein
lich
keit
A höchster Gefährdungsgrad
B vernachlässigbare Kleinrisiken
C „Jahrhundertereignis“
D häufige kleine Zwischenfälle
-
Cashflow/Gewinn
Preise
Opportunitäts-
kostenFixkosten-
anteil
Substitutions-
gefahr
Austritts-
barrieren
Umsatz
Konkurrenzdruck
Markt-
attraktivität
Kostenvorteile
Differenzierungs-
vorteile
Eintrittsbarrieren
Liquide Mittel
Qualitäts-
vorsprung
Absatz
Innovationen
Investitionen
Potenzial
Branchenren-
tabilität
Verhandlungs-
macht Lieferan-
ten/Kunden
Markt-
wachstum
Innovations-
geschwindig-
keit
Branchen-
zyklizität
-
--
-
-
Patente
Staatliche
Regulierungen
Standort-
vorteile
Überrendite
Umsatzrentabilität
Kapitalumschlag
GK-Ren-
tabilität
Kapitalbedarf
Investiertes
Kapital
Kapitalkos-
ten (WACC)
Unter-
nehmens-
risiko
EK
FK
EK-
Rentabilität
-
-
-
-
EffizienzProduktionsmenge
Netzwerkeffekte
-
-
-
Marktanteil
-Wertsteigerung
(EVA)
-
Mitbewerber
-
Kosten
Grössen-
vorteile
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
FreeCashflow
Diskont-satz
Fremd-kapital
Geschaffener (interner)Shareholder-Value
Zielsetzung desUnternehmens
Bewertungs-komponenten
Werttreiber
Management-entscheidungen
Dauer derWertstei-gerung
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
Investitionenins Umlaufs-und Anlage-vermögen
Kapital-kosten
Externer Shareholder-Value- Dividenden- Kursgewinne
Wahr-nehmungs-lücke
Operating Investing Financing
FreeCashflow
FreeCashflow
Diskont-satz
Diskont-satz
Fremd-kapitalFremd-kapital
Geschaffener (interner)Shareholder-Value
Geschaffener (interner)Shareholder-Value
Zielsetzung desUnternehmens
Bewertungs-komponenten
Werttreiber
Management-entscheidungen
Dauer derWertstei-gerung
Dauer derWertstei-gerung
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
Investitionenins Umlaufs-und Anlage-vermögen
Investitionenins Umlaufs-und Anlage-vermögen
Kapital-kostenKapital-kosten
Externer Shareholder-Value- Dividenden- Kursgewinne
Externer Shareholder-Value- Dividenden- Kursgewinne
Wahr-nehmungs-lücke
Wahr-nehmungs-lücke
OperatingOperating InvestingInvesting FinancingFinancing
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 6
Überblick Kapitel 3:
Finanzielle Unternehmensführung
3.1 Finanzielle Mess- und
Steuergrössen zur Unter-
nehmenswertsteigerung
3.2 Finanzielle Erfolgslogik
3.3 Wichtigste Instrumente und
Konzepte
C
D
B
A
gering mittel gross sehr gross
sehr
klein
klein
mittel
gross
Auswirkungen
Ein
tritts
wa
hrs
ch
ein
lich
keit
A höchster Gefährdungsgrad
B vernachlässigbare Kleinrisiken
C „Jahrhundertereignis“
D häufige kleine Zwischenfälle
-
Cashflow/Gewinn
Preise
Opportunitäts-
kostenFixkosten-
anteil
Substitutions-
gefahr
Austritts-
barrieren
Umsatz
Konkurrenzdruck
Markt-
attraktivität
Kostenvorteile
Differenzierungs-
vorteile
Eintrittsbarrieren
Liquide Mittel
Qualitäts-
vorsprung
Absatz
Innovationen
Investitionen
Potenzial
Branchenren-
tabilität
Verhandlungs-
macht Lieferan-
ten/Kunden
Markt-
wachstum
Innovations-
geschwindig-
keit
Branchen-
zyklizität
-
--
-
-
Patente
Staatliche
Regulierungen
Standort-
vorteile
Überrendite
Umsatzrentabilität
Kapitalumschlag
GK-Ren-
tabilität
Kapitalbedarf
Investiertes
Kapital
Kapitalkos-
ten (WACC)
Unter-
nehmens-
risiko
EK
FK
EK-
Rentabilität
-
-
-
-
EffizienzProduktionsmenge
Netzwerkeffekte
-
-
-
Marktanteil
-Wertsteigerung
(EVA)
-
Mitbewerber
-
Kosten
Grössen-
vorteile
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
FreeCashflow
Diskont-satz
Fremd-kapital
Geschaffener (interner)Shareholder-Value
Zielsetzung desUnternehmens
Bewertungs-komponenten
Werttreiber
Management-entscheidungen
Dauer derWertstei-gerung
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
Investitionenins Umlaufs-und Anlage-vermögen
Kapital-kosten
Externer Shareholder-Value- Dividenden- Kursgewinne
Wahr-nehmungs-lücke
Operating Investing Financing
FreeCashflow
FreeCashflow
Diskont-satz
Diskont-satz
Fremd-kapitalFremd-kapital
Geschaffener (interner)Shareholder-Value
Geschaffener (interner)Shareholder-Value
Zielsetzung desUnternehmens
Bewertungs-komponenten
Werttreiber
Management-entscheidungen
Dauer derWertstei-gerung
Dauer derWertstei-gerung
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
Investitionenins Umlaufs-und Anlage-vermögen
Investitionenins Umlaufs-und Anlage-vermögen
Kapital-kostenKapital-kosten
Externer Shareholder-Value- Dividenden- Kursgewinne
Externer Shareholder-Value- Dividenden- Kursgewinne
Wahr-nehmungs-lücke
Wahr-nehmungs-lücke
OperatingOperating InvestingInvesting FinancingFinancing
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 7
ROI als Indikator für Wertgenerierung?
Eine wachsende Zahl von (v.a. börsenkotierten)
Unternehmungen konzentriert sich derzeit im
Rahmen der wertorientierten Unternehmungs-
führung stark auf die Erfüllung der Interessen ihrer
Aktionäre. Als Messlatte für die unternehmerischen
Bemühungen wird dabei häufig der Gewinn bzw. die
Rentabilität (z.B. Gesamtkapitalrentabilität ROI)
herangezogen.
Wie beurteilen Sie den Gewinn als Kennzahl bzw.
zentrale unternehmerische Zielgrösse zur Einschätzung
der unternehmerischen Wertorientierung?
„3.1.1 Zentrale Ziel- und Messgrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 8
Ausgangsbeispiel
Das nachfolgende Beispiel zeigt eine
Unternehmung, deren Rentabilitätswerte sich
nach einer Erweiterungsinvestition (gemäss
Plan) verändern.
Unter welchen Bedingungen sollte die
Investition Ihrer Meinung nach
vorgenommen werden?
„3.1.1 Zentrale Ziel- und Messgrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 9
Soll investiert werden?
Unternehmung X (Bilanz)
Situation 1
V 100
FK 50
EK 50
Gewinn vor Zinsen
FK-Zinsen
Reingewinn
7.50 ROI: 7,5 / 100
2.50 kFK:
5.00 ROE: 5,0 / 50
= 7,5 %
= 5,0 %
= 10,0 %
Unternehmung X (Bilanz)
Situation 2
V 100
+ 25
FK 50
+ 25
EK 50
Gewinn vor Zinsen
FK-Zinsen
Reingewinn
10.00 ROI: 10 / 125
4.25 kFK = 5,67 %
5.75 ROE: 5,75 / 50
= 8,0 %
= 11,5 %
2.50
1.75
kFK(alt)
kFK(neu)
= 5,00 %
= 7,00 %
V = Gesamtvermögen; FK = Fremdkapital; EK = Eigenkapital, kFK = Fremdkapitalkostensatz; ROI =
Return On Investment (Gesamtkapitalrendite brutto); ROE = Return On Equity (Eigenkapitalrendite)
Quelle: Volkart 1999
„3.1.1 Zentrale Ziel- und Messgrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 10
ROI, ROE und ROS als Wert-
Indikatoren mit Vorteilen, …
Vorteile von ROI / ROE / ROS als Wertmassstab:
- einfach zu ermitteln
- einfach zu verstehen
- weit verbreitete Verwendung, die Vergleiche zulässt
Wie beurteilen Sie den Gewinn als Kennzahl bzw.
zentrale unternehmerische Zielgrösse zur Beurteilung
der unternehmerischen Wertorientierung?
Welche Vor- und Nachteile weist eine Orientierung an
traditionellen Kennzahlen (ROI, ROE, ROS) auf?
„3.1.1 Zentrale Ziel- und Messgrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 11
…aber auch mit gewichtigen Nachteilen…
Nachteile von ROI / ROE / ROS als Wertmassstab:
- buchhalterisch einfach manipulierbar (durch Veränderung stiller
Reserven)
- vernachlässigt Risiko (Unternehmung, Branche, Kapitalstruktur)
- vergangenheitsbezogen
- birgt Gefahr der kurzfristigen Sicht
Besserer Indikator: EVA (Economic Value Added)
- berücksichtigt Risiko (=> Weighted Average Cost of Capital WACC);
so sollte im Einstiegsbeispiel nur investiert werden, falls die kleine
Verbesserung der Renditewerte nicht durch ein hohes Risiko
erkauft werden muss
„3.1.1 Zentrale Ziel- und Messgrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 12
Finanzielle Mess- und Steuerungsgrössen
„3.1.1 Zentrale Ziel- und Messgrössen“
http://www.stendal.hs-magdeburg.de/project/konjunktur/Fiwi/vorlesung/7.Semester/vorlesungsmaterial/110801_fingroessen.pdf
Konkretes Beispiel:
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 13
Beispiel: Finanzziele bei der UBS
ohne Berücksichtigung Risiko
Fallbeispiel: Finanzziele ohne Risikobezug
Die Schweizer Grossbank UBS verfolgte vor der Finanzkrise das Ziel einer
Eigenkapitalrendite von 20% (Quelle: Geschäftsbericht 2007). Dieses sehr ambitionierte
Ziel verleitete zur Verdoppelung der Bilanzsumme zwischen 2003 und 2007. Dabei wurden
sehr hohe Risiken eingegangen. Während der Finanzkrise 2008 musste die UBS massive
Verluste einstecken und letztlich vom Staat gerettet werden.
Als Folge stellte die UBS im Januar 2009 neue Kennzahlen vor. Anstelle des ROE trat das
neue, zentrale Leistungskriterium „Economic Profit“ (=EVA). Dieses stellt eine moderne,
risikoadjustierte Gewinnzahl dar, welche explizit die Kosten für das Risikokapital
berücksichtigt.
Allerdings buchstabierte die UBS anlässlich eines Investorentags bereits im November
2009 wieder zurück und stellte neue konkretisierte Ziele vor: Innert 3-5 Jahre wollte sie
einen Vorsteuergewinn von 15 Mrd. CHF erreichen. Zielgrösse war wiederum die
Eigenkapitalrendite von 15-20%. Nur knapp ein Jahr nach der Rettung kehrte die UBS also
zur alten Kennzahl zurück, welche das Risiko ausblendet. Die Zieldimension ist mit 15 Mrd.
CHF exorbitant und nur zu erreichen, wenn die Investmentbank einen sehr hohen Gewinn
von mind. 6 Mrd. CHF erreicht. Die UBS hat aus dem Debakel 2008 nichts gelernt und ist
bereits ein gutes Jahr nach der Pleite zu den alten unrealistischen Zielen zurückgekehrt,
welche nur mit unverhältnismässigem Risiko zu erreichen sind. So war es keine
Überraschung, dass sie 2011 vermelden musste, ein Händler habe einen Verlust von 2
Mrd. CHF verursacht …
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 14
Besserer Indikator: EVA
EVA = IC1 x (ROIC2 – WACC) 1 IC = Investiertes Kapital, d.h. betriebsnotwendiges Kapital ./. nicht ver-
zinsliches Abzugskapital (Kred, Anzahl., TP, Rückst. u.a.) ./. Flüssige Mittel
2 ROIC = Gesamtkapitalrendite auf der Grundlage des IC
Wertgenerierung = Investiertes Kapital x Überrendite3
3 Überrendite = Gesamtkapitalrendite > Kapitalkosten 3 Überrendite = Planinvestitionsrendite > Risikoadäquate Sollrendite
=> Unternehmerische Investitionsregel:
Nur Investitionen, die eine über den Kapitalkosten
liegende Rendite erwirtschaften (ROIC > WACC),
schaffen für den Aktionär Mehrwert.
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 15
EVA als unternehmerische
Herausforderung
Voraussetzung für EVA: ROIC > WACC
=> unternehmerische Herausforderung:
Return (ROIC) und Risk (WACC) entsprechen
sich oft; Überrendite ist schwierig zu generieren!
Quelle: GB Metro Group 2008
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 16
Ermittlung von EVA:
Berechnungsbeispiel WACC
=> WACC (Kapitalkosten, Sollrendite): 12 %
(4 x 20) + (14 x 80)
100
EK:
FK:
EK-Zins:
FK-Zins:
80 %
20 %
14 %
4 %
Zur Bedeutung des WACC:
Interview mit CS-Chef Urs Rohner vom 11.09.2011 (NZZaS):
„Klar ist, dass sämtliche der rund 50 Geschäftsfelder ihre
Kapitalkosten verdienen müssen.“
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 17
WACC:
Differenzierung Fremdkapitalkosten
Im Gegenteil zur Eigenkapitalverzinsung ist die
Verzinsung des Fremdkapitals voll steuerlich
abzugsfähig.
Die effektiven Kosten des Fremdkapitals sind daher
um die gesparten Steuern zu vermindern (tax
shield).
Zins vor Steuern x (1 - Steuersatz) = Zins nach
Steuern
Beispiel: 5 % x (1 - 0.4) = 3 %
Korrektur Steuereffekt:
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 18
Problem WACC:
Berechnung Eigenkapitalkosten
Eigenkapitalkosten Risikofreier Zins (Beta x Marktrisikoprämie) + =
Unternehmensrisiko im Vergleich
zum Gesamtmarkt
Beta = 1 gleiches Risiko wie der Gesamtmarkt
Beta von ...........................
Über der risikofreien
Anlage liegende durchschnittliche
Verzinsung einer Investition im
Aktienmarkt:
Ø Verzinsung Aktienmarkt:
Ø Verzinsung risikofreie Anlage:
Marktrisikoprämie:
6 – 8 %
– 1 %
5 – 7 %
Verzinsung einer
risikofreien Anlage,
also einer Staatsanleihe
.................. Ø 1 %
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 19
Beispiele Beta
(im Verhältnis zum Dow Jones)
Branche Unternehmen Beta
Banken Bank of America 2.36
Rohstoffe Alcoa 2.32
Software Microsoft 0.93
Pharma Pfizer 0.70
Nahrungsmittel Coca Cola McDonalds
0.59 0.46
Energie Exxon Mobil 0.51
Detailhandel Wal-Mart Stores 0.30
Quelle: FuW, 1. Oktober 2011
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Erläuterung: Der Beta-Faktor gibt die Beziehung zwischen der Kursentwicklung einer
Aktie und einem Index (z.B. SPI) an. Er zeigt die Sensitivität des Aktienkurses auf die
Veränderung des Indexstands.
- Beta-Faktor > 1: Aktie schwankt stärker als der Gesamtmarkt
- Beta-Faktor = 1: Aktie schwankt gleich stark wie der Gesamtmarkt (Index)
- Beta-Faktor < 1: Aktie schwankt im Verhältnis zum Gesamtmarkt weniger stark
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 20
Beispiele Beta
(im Verhältnis zum SPI über 1 Jahr)
Quelle: Finanz + Wirtschaft, 3. Dezember 2008
Höchste Beta im SPI:
Meyer Burger: 3.4
Dufry: 3.11
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 21
Eigenkapitelkosten: Bsp. Transocean
Unternehmensrisiko im Vergleich
zum Gesamtmarkt
Beta = 1 gleiches Risiko wie der Gesamtmarkt
Beta von 1.28*
Über der risikofreien
Anlage liegende durchschnittliche
Verzinsung einer Investition im
Aktienmarkt:
Ø Verzinsung Aktienmarkt:
Ø Verzinsung risikofreie Anlage:
Marktrisikoprämie:
6 – 8 %
– 1 %
5 – 7 %
Verzinsung einer
risikofreien Anlage,
also einer Staatsanleihe
................. 1.0 %
Eigenkapitalkosten Risikofreier Zins (Beta x Marktrisikoprämie) + =
8.68% = 1.0% + (1.28* x 6%)
Quelle:
http://www.snb.ch
/de/iabout/stat/sta
tpub/zidea/id/curr
ent_interest_exch
ange_rates
* Quelle: FuW, 24.9.2011
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 22
Beispiel WACC: Bossard 2011
Marktrendite
(6.5%)*
Zinssatz risiko-
freier Anlagen
( 1.5%)
- Risikoprämie
Markt (5%)*
Risikofaktor
Beta (1.1)*
x
Risikoprämie
des
Unternehmens
( 5.5%)
Zinssatz risiko-
freier Anlagen
(1.5%)
Marktzinssatz für
Fremdkapital
(2.4%)
(1 – kalkulatorische
Steuerquote)
(0.07)
+
x
Eigenkapi-
talkosten
(7.0%)
Fremdka-
pitalkosten
(2.2%)
Eigen-
kapi-
tal-
anteil
(62.3%)
x
Anteil
zu ver-
zinsen-
des
Fremd-
kapital
( 37.7%)
x
4.37%
=
Kapitalkosten
(WACC) ( 5.2%)
0.83%
+
+
=
* Im Geschäftsbericht 2011 (Finanz-
bericht) nicht ausgewiesen; plausible
Annahmen
Quelle: Geschäftsbericht Bossard 2011
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 23
Beispiel WACC: Metro Group 2010/2011
Quelle: Geschäftsberichte 2010/2011
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
2011
2010
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 24
EVA an einem Beispiel 1
Übergewinn
Überrendite Netto investiertes
Kapital
Nettokapi-
talrendite
Kapital-
kosten Investiertes
Kapital *
Betriebs-
ergebnis
(vor Zinsen /
nach Steuern)
Netto
investiertes
Kapital
Eigenkapital Finanzschulden°
x
:
EVA
IC oder NOA
WACC ROIC
IC oder NOA
ROIC/WACC-Spread
– –
+
Flüssige
Mittel
* Wird oft auch berechnet, indem vom Gesamtkapital das Abzugskapital
(Lieferantenschulden, Vorauszahlungen, Rückstellungen, TP)
abgezogen wird
° Finanzschulden = zu verzinsendes Fremdkapital
NOPAT oder EBI
Quelle: i.A. Hauser 2001
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 25
EVA an einem Beispiel 1 (fiktiv)
Übergewinn
Überrendite Netto investiertes
Kapital
Nettokapi-
talrendite
Kapital-
kosten Investiertes
Kapital
Betriebs-
ergebnis
(vor Zinsen /
nach Steuern)
Netto
investiertes
Kapital
Eigenkapital Finanzschulden
x
:
– –
+
Flüssige
Mittel
9.4 % 12.5 %
100
800
3.1 %
24.8
800
1000 200
600 400
Quelle: i.A. Hauser 2001
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 26
EVA an einem Beispiel 2: Bossard 2011
Übergewinn
Überrendite Netto investiertes
Kapital
Nettokapi-
talrendite
Kapital-
kosten Investiertes
Kapital
Betriebs-
ergebnis
(vor Zinsen /
nach Steuern)
Netto
investiertes
Kapital
Eigenkapital Finanzschulden
x
:
– –
+
Flüssige
Mittel
251.5 / 224.1* 15.6 / 19.0*
206.2/179.4* 45.3/44.7*
35.3 (Mio. CHF) [gegenüber 35.9 im Vorjahr]
220.5
5.2% 21.2%
46.8
220.5
16.0%
* Zahlen jeweils Ende / Anfangs 2011
Quelle: GB 2011 (Informationen für Investoren, letzter Teil GB)
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 27
EVA an einem Beispiel 3
Fallbeispiel: EVA beim Weingut Zumboden
Das Walliser Weingut Zumboden kann durch folgende Finanzdaten charakterisiert
werden (Werte in Mio. Franken):
Investiertes Kapital (IC; NOA) 20
Fremdkapital 40 %
Verkaufsumsatz 10
EBI 2.4
Gewinnsteuersatz 40 %
Fremdkapitalzinsen 5 % (Steuersatz 0.4)
Geschätzte Eigenkapitalkosten 13 %
Daraus ergeben sich die folgenden Werte:
WACC = (0.4 x 3 % + 0.6 x 13 %) = 9 %
ROIC = ([NOPAT / IC] oder [EBI / NOA]) = (2.4 / 20) = 12 %
Nettorendite (ROIC-WACC-Spread) = 12 % – 9 % = 3 %
EVA = Nettorendite x IC = 3 % x 20 = 0.6
Mit den angegebenen Zahlen wird also eine Überrendite von 600 000 Franken
(0.6 Mio. Franken) pro Jahr erwirtschaftet.
„3.3.3.1 Konzept des EVA“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 28
Wertschaffung kotierte CH-Firmen
EVA in der Praxis: Umfassende Studie
2003-2010 erzielten nur 41% der kotierten CH-Firmen einen Wertzuwachs! Quelle: IFBC 2011
„3.3.3.1 Konzept des EVA“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 29
Steuerungsgrösse bei Thyssen-Krupp
EVA in der Praxis: Zentrale
Quelle: Finanz und Wirtschaft 8.12.07
„3.3.3.1 Konzept des EVA“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 30
EVA in der Praxis:
neue Leitplanken zur Lohnpolitik (Finma)
Gilt für die grössten 7 Banken und 5 Versicherungen:
• Längerfristig darf das Volumen der Boni nicht höher sein als der
ökonomische Gewinn (EVA)
• Boni sind von lfr. Erfolg abhängig und müssen alle eingegangenen
Risiken berücksichtigen
• Teil der Boni bzw. Gesamtlöhne sind für mind. 3 Jahre zu sperren (je
höher der Lohn, desto grösser der gesperrte Anteil)
• In schlechten Zeiten sind die gesperrten Boni mit einem Malus zu
belasten
Regeln treten 2010 in Kraft und sind ab 2011 umzusetzen. Banken zeigen
bisher wenig Interesse, diese so zu berücksichtigen.
Vgl. Darstellung historischer Bankengewinne mit und ohne
Berücksichtigung der Kapitalkosten: Berücksichtigung Risiko bei
Bonibemessung wäre sehr wichtig! (Eco vom 16.11.2009): http://www.videoportal.sf.tv/video?id=4a1b8b8c-7603-4bfb-bd9a-9003b1268dfe
Quelle: finma, 3.6.2009 (gestützt auf
Empfehlungen des G-20-Gipfels vom April 09)
„3.3.3.1 Konzept des EVA“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 31
EVA als Entscheidungsregel:
Soll investiert werden?
Ausgangs-
lage
Erweite-
rungs
projekt
Neue Lage
(Ausgangs-
lage plus
Erweiterungs-
projekt)
Betriebsgewinn vor Zinsen
(EBI, NOPAT)
250 200 450
Investiertes Betriebskapital
(IC, NOA)
1000 1000 2000
ROIC (NOPAT / NOA bzw.
EBI / IC)
25% 20% 22.5%
Kapitalkosten (WACC) 15% 15% 15%
EVA ((ROIC – WACC) * IC) 100 50 150
„3.3.3.2 Operative Anwendung der EVA-Entscheidungsregel“
Quelle: Volkart 1998
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 32
EVA als Entscheidungsregel:
Soll investiert werden?
Ausgangs-
lage
Erweite-
rungs
projekt
Neue Lage
(Ausgangs-
lage plus
Erweiterungs-
projekt)
Betriebsgewinn vor Zinsen
(EBI, NOPAT)
50 100 150
Investiertes Betriebskapital
(IC, NOA)
1000 1000 2000
ROIC (NOPAT / NOA bzw.
EBI / IC)
5% 10% 7.5%
Kapitalkosten (WACC) 15% 15% 15%
EVA ((ROIC – WACC) * IC) -100 -50 -150
Quelle: Volkart 1998
„3.3.3.2 Operative Anwendung der EVA-Entscheidungsregel“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 33
Vor- / Nachbereitung Woche 11
Im Bossard-GB (letzter Teil) EVA-Berechnung
studieren/nachvollziehen können
Im Kapitel 3 Abschnitt 3.2 – 3.3.2.3 studieren
Artikel UBS auf LP studieren
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 34
“Hebel“ WACC: Ansatz für
kluges Risikomanagement
WACC (EK-Kosten):
= f (unternehmerisches Risiko)
Marktrisiko
Personalrisiko
Externe Bedrohungen
Operatives Risiko
IT-Risiko
Finanzrisiko
Ein Teil dieser Risiken
kann durch kluges
Risikomanagement
gesenkt werden
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 35
“Hebel“ WACC: Risk Map
C
D
B
A
gering mittel gross sehr gross
sehr
klein
klein
mittel
gross
Auswirkungen
Ein
tritts
wa
hrs
ch
ein
lich
keit
A höchster Gefährdungsgrad
B vernachlässigbare Kleinrisiken
C „Jahrhundertereignis“
D häufige kleine Zwischenfälle
Quelle: Haller 2004
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 36
“Hebel“ WACC:
Risikomanagement
Fallbeispiel: Jahrhundertereignis
Das Katastrophenbeben in Japan vom 11. März 2011 war nicht nur für Japan ein
Jahrhundertereignis. Mit einer Magnitude von 8,9 gehört es zu den stärksten je
gemessenen Erdbeben weltweit. Es hatte verheerende Folgen im japanischen Kern-
kraftwerk Fukushima. Vier von sechs Reaktorblöcken des Kraftwerks wurden durch
die Unfälle zerstört. Presseberichten zur Anfangsphase der Nuklearkatastrophe
zeichnen ein Bild von Tepco, der Betreibergesellschaft, die mit der Situation überfor-
dert war. Die von Tepco getroffenen oder nicht getroffenen Entscheidungen, das
Risiko- und Krisenmanagement sowie die Informationspolitik der verantwortlichen
Stellen wurden vielfach kritisiert.
Die Berichterstattung über die Katastrophe führte in vielen Ländern zu einer
grösseren Skepsis oder einem Stimmungsumschwung zulasten der Nutzung von
Kernenergie. Im Mai 2011 beschloss der Bundesrat eine neue Energiestrategie für die
Schweiz, die den schrittweisen Ausstiegt aus der Kernenergie umfasst. Dies macht
einen grundlegenden Umbau des heutigen Energiesystems notwendig.
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 37
“Hebel“ WACC:
Risikomanagement
Fallbeispiele: Risikoverminderung
Disney errichtete seine wichtigsten Freizeitparks in Gegenden, in denen
das Wetter im Allgemeinen angenehm und relativ konstant ist. Dazu
gehören zum Beispiel Anaheim (Kalifornien) und Orlando (Florida). Mit
dieser Standortpolitik kann die wetterbedingte Schwankung der Umsätze
verringert werden.
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 38
“Hebel“ WACC:
Risikomanagement
Fallbeispiele: schlechtes Risikomanagement
Am 14.10.2010 veröffentlichte die UBS in ihrem Transparenzbericht die Aufarbeitung der
Geschehnisse im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise. Hinsichtlich
Risikomanagement kommt UBS zum Schluss, „dass die zu wenig systematisch geplante
Wachstumsstrategie im Investmentbanking wesentlich zu den grossen Verlusten der Bank
beigetragen hatte. Die damaligen Anreize, Umsatz zu generieren, ohne die Risiken
angemessen zu berücksichtigen, unterstützten diese Strategie und begünstigten damit die
Verluste. In verschiedenen Unternehmenseinheiten von UBS wurden dieselben Geschäfte
betrieben, was die Risiken vervielfachte. Am Markt aufgenommenes Kapital wurde
innerhalb der Bank ohne Risikozuschläge weitergegeben, womit sich die Investmentbank
günstig refinanzieren und die rückblickend verlustreichen Positionen weiter aufbauen
konnte. Limiten für die Bilanzsumme bestanden keine, und es gab keine über die ganze
Bank einheitliche Betrachtung der Risikopositionen. Die Risikokontrolle stützte sich zu sehr
auf statistische Modelle, und Einschätzungen der Ratingagenturen wurden kaum
hinterfragt. Trotz Warnungen wähnte sich die Bank in der falschen Sicherheit, ihre
Finanzprodukte mit Bezug zum US-Immobilienmarkt seien werthaltig und ausreichend
gegen Verluste abgesichert“ (…). (Transparenzbericht – Finanzmarktkrise: S. 15-30)
Hintergrund: Risikonahme im Investmentbanking (Eco vom 20.9.011):
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=58e0ebc6-0d7c-4e52-b81e-0b1d4d15f900
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 39
“Hebel“ WACC:
Risikomanagement
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 40
“Hebel“ WACC:
Kapitalstruktur
Fallbeispiel: Senkung des WACC durch Verschuldung
Abbildung 3-2 zeigt Eigenkapitalkosten von 8% und Fremdkapital-
kosten von 2,8% bei einem Verschuldungsgrad von 40% an, was zu
einem WACC von 5,92% führt. Unter der (relativ plausiblen) Annahme,
dass bei einem auf 50% gestiegenen Verschuldungsgrad die Eigenka-
pitalkosten auf 8,5% und die Fremdkapitalkosten auf 3% steigen,
resultiert dennoch ein geringerer WACC von 5,75%. In diesem Beispiel
würde sich also eine Erhöhung der Verschuldung trotz grösserem
Risiko lohnen.
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 41
Exkurs: “Hebel“
Kapitalstruktur => ROE (Leverage)
Fallbeispiel: Leverage-Effekt
Ein Unternehmen, das sich nur mit Eigenkapital (100 000 Franken) finanziert und dabei
einen Reingewinn von 20 000 Franken erwirtschaftet, weist eine Eigenkapitalrendite (ROE)
von 20 % auf, die gleichzeitig auch dem ROI entspricht. Wenn dieses rentable Unterneh-
men einen Kredit von 80 000 zu 5 % aufnimmt und nur noch 20 000 mit Eigenmitteln finan-
ziert, kostet der Kredit jährlich 4000 Franken, so dass der Gewinn auf 16 000 Franken fällt.
Gleichzeitig ist aber der ROE auf 80 % gestiegen! Durch die Aufnahme von (billigerem)
Fremdkapital konnten die Eigenkapitalgeber ihre Rendite vervielfachen. Dieser Hebeleffekt
wird als Leverage-Effekt bezeichnet. Allerdings gilt der Hebeleffekt auch im negativen
Bereich: Ist die Bedingung, dass der Fremdkapitalzinssatz unter der Gesamtkapitalrenta-
bilität liegt, nicht mehr erfüllt, wird der ROE durch mehr Fremdkapitaleinsatz kleiner. Wenn
also der Gewinn nur noch 2000 und der ROI 2 % beträgt, würde eine Kreditaufnahme im
Umfang von 80 000 Franken zu einem Verlust von 2000 Franken und einem negativen
ROE führen.
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 42
Positiver Leverage-Effekt
FK-Zins 5 %, EBI 140, ROI 17.5 %:
Durch zusätzliches Fremdkapital kann die Eigenkapitalrendite
ROE gesteigert werden!
500
300
300
500
Mehr EK Mehr FK
FK-Zins
Reingewinn
Eigenkapitalrendite
15
125
25 %
25
115
38 %
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 43
Positiver Leverage-Effekt:
Beispiel tamedia beim Börsengang
1999 2000
Eigenfinanzierungsgrad
Umsatzrendite (ROS)
Eigenkapitalrendite (ROE)
61 %
17.8 %
24.9 %
46 %
16.6 %
30.1 %
528.3
332.8
524.6
336.5
861.1 758.7
371.5
387.2
408.8
349.9
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 44
Abnehmender Leverage-Effekt:
Beispiel UBS (zunehmendes EK ab 2009)
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 45
Negativer Leverage-Effekt
FK-Zins, EBI 30, ROI 3.75 %:
Durch zusätzliches Fremdkapital wird die Eigenkapitalrendite
vermindert!
500
300
300
500
Mehr EK Mehr FK
FK-Zins
Reingewinn
Eigenkapitalrendite
15
15
3 %
25
5
1.7 %
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 46
“Hebel“¹ ROI
ROI = ROS x CTO
Gesamtkapitalrendite = Marge x Kapitalumschlag
ein hoher ROI ist über Marge und / oder Masse zu erreichen!
¹ ROI ist zwar ein Hebel zur Steigerung von EVA, hat in unternehmerischer Sicht aber eher den Charakter eines Indikators; bei präziser Berechnung ist der ROIC zu verwenden
„3.1.2 Zentrale Steuergrössen“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 47
“Hebel“ ROI: Du-Pont-Schema
ROI
Umsatz-
rentabili-
tät
Kapital-
umschlag
x
Betriebs-
gewinn
Umsatz
:
Umsatz
Gesamt-
kapital
:
Deckungs-
beitrag
Fixe
Kosten
Umlauf-
vermögen
Anlage-
vermögen
-
+
Umsatz
Variable
Kosten
Allgemeine
Fixkosten
Finanzanlagen
Forderungen
Vorräte
Liquide
Mittel
Produktgruppen
Verkaufsgebiete
Kundengruppen
Fertigungsmaterial
Fertigungslöhne
Var. Gemeinkosten
Marketing + Vertrieb
Produktion
Materialwirtschaft
Unternehmensleitung
Finanz- + Rechnungswesen
Allg. Verwaltung
Grundstücke, Gebäude
Maschinelle Anlagen
Fuhrpark
Betriebs- + Geschäftsausstatt.
Beteiligungen
Aktivdarlehen
Forderungen aus L+L
Sonstige
Forderungen
Kasse
Bank
Postcheck
Spezielle
Fixkosten
Sachanlagen
Beteiligungen
Aktivdarlehen
Immer mehr
Unternehmen
weisen in den
Geschäfts-
berichten als
zentrale
Kennzahl den
ROI oder
ROCE / ROIC
aus, teilweise
sogar für die
einzelnen
Sparten (wie
z.B. Sulzer).
„3.3.1 Du-Pont-Rendite-Schema“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 48
Überblick Kapitel 3:
Finanzielle Unternehmensführung
3.1 Finanzielle Mess- und
Steuergrössen zur Unter-
nehmenswertsteigerung
3.2 Finanzielle Erfolgslogik
3.3 Wichtigste Instrumente und
Konzepte
C
D
B
A
gering mittel gross sehr gross
sehr
klein
klein
mittel
gross
Auswirkungen
Ein
tritts
wa
hrs
ch
ein
lich
keit
A höchster Gefährdungsgrad
B vernachlässigbare Kleinrisiken
C „Jahrhundertereignis“
D häufige kleine Zwischenfälle
-
Cashflow/Gewinn
Preise
Opportunitäts-
kostenFixkosten-
anteil
Substitutions-
gefahr
Austritts-
barrieren
Umsatz
Konkurrenzdruck
Markt-
attraktivität
Kostenvorteile
Differenzierungs-
vorteile
Eintrittsbarrieren
Liquide Mittel
Qualitäts-
vorsprung
Absatz
Innovationen
Investitionen
Potenzial
Branchenren-
tabilität
Verhandlungs-
macht Lieferan-
ten/Kunden
Markt-
wachstum
Innovations-
geschwindig-
keit
Branchen-
zyklizität
-
--
-
-
Patente
Staatliche
Regulierungen
Standort-
vorteile
Überrendite
Umsatzrentabilität
Kapitalumschlag
GK-Ren-
tabilität
Kapitalbedarf
Investiertes
Kapital
Kapitalkos-
ten (WACC)
Unter-
nehmens-
risiko
EK
FK
EK-
Rentabilität
-
-
-
-
EffizienzProduktionsmenge
Netzwerkeffekte
-
-
-
Marktanteil
-Wertsteigerung
(EVA)
-
Mitbewerber
-
Kosten
Grössen-
vorteile
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
FreeCashflow
Diskont-satz
Fremd-kapital
Geschaffener (interner)Shareholder-Value
Zielsetzung desUnternehmens
Bewertungs-komponenten
Werttreiber
Management-entscheidungen
Dauer derWertstei-gerung
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
Investitionenins Umlaufs-und Anlage-vermögen
Kapital-kosten
Externer Shareholder-Value- Dividenden- Kursgewinne
Wahr-nehmungs-lücke
Operating Investing Financing
FreeCashflow
FreeCashflow
Diskont-satz
Diskont-satz
Fremd-kapitalFremd-kapital
Geschaffener (interner)Shareholder-Value
Geschaffener (interner)Shareholder-Value
Zielsetzung desUnternehmens
Bewertungs-komponenten
Werttreiber
Management-entscheidungen
Dauer derWertstei-gerung
Dauer derWertstei-gerung
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
Investitionenins Umlaufs-und Anlage-vermögen
Investitionenins Umlaufs-und Anlage-vermögen
Kapital-kostenKapital-kosten
Externer Shareholder-Value- Dividenden- Kursgewinne
Externer Shareholder-Value- Dividenden- Kursgewinne
Wahr-nehmungs-lücke
Wahr-nehmungs-lücke
OperatingOperating InvestingInvesting FinancingFinancing
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 49
Finanzielle Erfolgslogik
-
Cashflow/Gewinn
Preise
Opportunitäts-
kostenFixkosten-
anteil
Substitutions-
gefahr
Austritts-
barrieren
Umsatz
Konkurrenzdruck
Markt-
attraktivität
Kostenvorteile
Differenzierungs-
vorteile
Eintrittsbarrieren
Liquide Mittel
Qualitäts-
vorsprung
Absatz
Innovationen
Investitionen
Potenzial
Branchenren-
tabilität
Verhandlungs-
macht Lieferan-
ten/Kunden
Markt-
wachstum
Innovations-
geschwindig-
keit
Branchen-
zyklizität
-
--
-
-
Patente
Staatliche
Regulierungen
Standort-
vorteile
Überrendite
Umsatzrentabilität
Kapitalumschlag
GK-Ren-
tabilität
Kapitalbedarf
Investiertes
Kapital
Kapitalkos-
ten (WACC)
Unter-
nehmens-
risiko
EK
FK
EK-
Rentabilität
-
-
-
-
EffizienzProduktionsmenge
Netzwerkeffekte
-
-
-
Marktanteil
-Wertsteigerung
(EVA)
-
Mitbewerber
-
Kosten
Grössen-
vorteile
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
„3.2 Die finanzielle Erfolgslogik“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 50
Kritische Rolle der Investitionen
-
Cashflow/Gewinn
Preise
Opportunitäts-
kostenFixkosten-
anteil
Substitutions-
gefahr
Austritts-
barrieren
Umsatz
Konkurrenzdruck
Markt-
attraktivität
Kostenvorteile
Differenzierungs-
vorteile
Eintrittsbarrieren
Liquide Mittel
Qualitäts-
vorsprung
Absatz
Innovationen
Investitionen
Potenzial
Branchenren-
tabilität
Verhandlungs-
macht Lieferan-
ten/Kunden
Markt-
wachstum
Innovations-
geschwindig-
keit
Branchen-
zyklizität
-
--
-
-
Patente
Staatliche
Regulierungen
Standort-
vorteile
Überrendite
Umsatzrentabilität
Kapitalumschlag
GK-Ren-
tabilität
Kapitalbedarf
Investiertes
Kapital
Kapitalkos-
ten (WACC)
Unter-
nehmens-
risiko
EK
FK
EK-
Rentabilität
-
-
-
-
EffizienzProduktionsmenge
Netzwerkeffekte
-
-
-
Marktanteil
-Wertsteigerung
(EVA)
-
Mitbewerber
-
Kosten
Grössen-
vorteile
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
„3.2 Die finanzielle Erfolgslogik“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 51
“Hebel“: Investitionen als
potenzielle Geldvernichter
Quelle: NZZaS, 18.12.2011
Neuester
Abschreiber
2011: 1.3
Mrd. Euro
(2007:
Fastweb, I)
„3.2 Die finanzielle Erfolgslogik“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 52
“Hebel“: Investitionen als
potenzielle Geldvernichter
„3.2 Die finanzielle Erfolgslogik“
Fallbeispiel: Jede zweite Akquisitionen ver-
nichtet Wert
Laut empirischen Studien liegt die Misserfolgsquote von Zu-
sammenschlüssen relativ stabil bei über 50%. Immer wieder
müssen nach dem Zukauf von Firmen Goodwill-Abschrei-
bungen in Millionenhöhe vorgenommen werden, weil die Ak-
quisitionen zu überhöhten Preisen getätigt wurden.
Ein Beispiel ist die Saurer-Übernahme durch die OC Oerli-
kon im Jahre 2006. Die Firmenleitung überhäufte sich da-
mals mit Eigenlob: «Der Kauf ist exzellent», «Unsere Ge-
schäftsfelder passen hervorragend zueinander». Drei Jahre
später stand OC Oerlikon vor dem Kollaps. Grund: OC Oerli-
kon nahm für die Akquisition zwei Milliarden Franken Fremd-
kapital auf, um den Traum eines Industriekonglomerats à la
General Electric aufzubauen. Doch der Traum platzte. Die
erhofften Synergien blieben aus. Was blieb, war ein Schul-
denberg so hoch wie das Matterhorn.
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 53
Überblick Kapitel 3:
Finanzielle Unternehmensführung
3.1 Finanzielle Mess- und
Steuergrössen zur Unter-
nehmenswertsteigerung
3.2 Finanzielle Erfolgslogik
3.3 Wichtigste Instrumente
und Konzepte
C
D
B
A
gering mittel gross sehr gross
sehr
klein
klein
mittel
gross
Auswirkungen
Ein
tritts
wa
hrs
ch
ein
lich
keit
A höchster Gefährdungsgrad
B vernachlässigbare Kleinrisiken
C „Jahrhundertereignis“
D häufige kleine Zwischenfälle
-
Cashflow/Gewinn
Preise
Opportunitäts-
kostenFixkosten-
anteil
Substitutions-
gefahr
Austritts-
barrieren
Umsatz
Konkurrenzdruck
Markt-
attraktivität
Kostenvorteile
Differenzierungs-
vorteile
Eintrittsbarrieren
Liquide Mittel
Qualitäts-
vorsprung
Absatz
Innovationen
Investitionen
Potenzial
Branchenren-
tabilität
Verhandlungs-
macht Lieferan-
ten/Kunden
Markt-
wachstum
Innovations-
geschwindig-
keit
Branchen-
zyklizität
-
--
-
-
Patente
Staatliche
Regulierungen
Standort-
vorteile
Überrendite
Umsatzrentabilität
Kapitalumschlag
GK-Ren-
tabilität
Kapitalbedarf
Investiertes
Kapital
Kapitalkos-
ten (WACC)
Unter-
nehmens-
risiko
EK
FK
EK-
Rentabilität
-
-
-
-
EffizienzProduktionsmenge
Netzwerkeffekte
-
-
-
Marktanteil
-Wertsteigerung
(EVA)
-
Mitbewerber
-
Kosten
Grössen-
vorteile
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
FreeCashflow
Diskont-satz
Fremd-kapital
Geschaffener (interner)Shareholder-Value
Zielsetzung desUnternehmens
Bewertungs-komponenten
Werttreiber
Management-entscheidungen
Dauer derWertstei-gerung
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
Investitionenins Umlaufs-und Anlage-vermögen
Kapital-kosten
Externer Shareholder-Value- Dividenden- Kursgewinne
Wahr-nehmungs-lücke
Operating Investing Financing
FreeCashflow
FreeCashflow
Diskont-satz
Diskont-satz
Fremd-kapitalFremd-kapital
Geschaffener (interner)Shareholder-Value
Geschaffener (interner)Shareholder-Value
Zielsetzung desUnternehmens
Bewertungs-komponenten
Werttreiber
Management-entscheidungen
Dauer derWertstei-gerung
Dauer derWertstei-gerung
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
UmsatzwachstumbetrieblicheGewinnmargeGewinnsteuersatz
--
-
Investitionenins Umlaufs-und Anlage-vermögen
Investitionenins Umlaufs-und Anlage-vermögen
Kapital-kostenKapital-kosten
Externer Shareholder-Value- Dividenden- Kursgewinne
Externer Shareholder-Value- Dividenden- Kursgewinne
Wahr-nehmungs-lücke
Wahr-nehmungs-lücke
OperatingOperating InvestingInvesting FinancingFinancing
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 54
Wie ist Wertorientierung auf Gesamt-
unternehmensebene zu messen?
Unternehmungsbewertung – immer
wieder von Neuem eine grosse
Herausforderung...
? ?
Buchwert 2011: 52 Milliarden
Börsenkapitalis.: 160 Milliarden
„3.3 Die wichtigsten Instrumente und Konzepte im Überblick“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 55
Wie lässt sich der
Unternehmungswert bestimmen?
Fragen zur Einstimmung:
• Wie viel ist Ihrer Meinung nach Nestlé aktuell Wert?
• Wie sind Sie zu Ihrem Resultat gekommen?
• Ein Bauernhof ist 5 Mio. Wert (Land, Haus, Hof) und
erzielt 50’000.- Jahreseinnahmen.
Wie viel würden Sie als Interessent bezahlen?
• Wie könnte man allgemein den Wert einer
Unternehmung bestimmen?
„3.3 Die wichtigsten Instrumente und Konzepte im Überblick“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 56
Flüssige Mittel als zentrale
unternehmerische Grösse
Fallbeispiel: Verschiedene Schweizer Firmen schwimmen in Liquidität
Viele Schweizer Industriefirmen haben sich in der Finanzkrise als ausserordentlich
finanzstark erwiesen. Sie haben ihre Bilanzen bedeutend gestärkt und hohe
Cashreserven aufgebaut. Es ist zu erwarten, dass diese Unternehmen ihre Cash-
Reserven bald verstärkt zum Einsatz bringen, sei es für Dividendenausschüttungen,
Aktienrückkäufe oder für Akquisitionen.
Eine Finanz und Wirtschaft-Auswertung der Daten von 29 kotierten Schweizer
Industrie- und Dienstleistungsunternehmen (ohne Banken, Versicherungen) zeigt
eine deutliche Erhöhung des freien Mittelflusses (Free Cash Flow).
„3.2 Die finanzielle Erfolgslogik“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 57
Wertorientierung auf
Unternehmensebene
Zur Erinnerung – Nachteile des ROI als Wertmassstab:
- Buchhalterisch einfach manipulierbar (durch Veränderung stiller Reserven)
- Vernachlässigt Risiko (Unternehmung, Branche, Kapitalstruktur)
- Vergangenheitsbezogen
- Birgt Gefahr der kurzfristigen Sicht
Alternative: Shareholder-Value-Ansatz (SV)
- Grundlage: nicht manipulierbare Cashgrösse (=> Free Cashflow FCF)
- Zukunftsbezogen (=> basiert auf geschätzten zukünftigen FCFs), wobei der Zeitwert des Geldes berücksichtigt wird
- Langfristig ausgerichtet (=> Planungshorizont und ewige Rente)
- Berücksichtigt Risiko (=> Weighted Average Cost of Capital WACC)
„3.3 Die wichtigsten Instrumente und Konzepte im Überblick“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 58
Zentrale Grössen des SV-Ansatzes
zur Überwindung der Nachteile
Orientierung am Free Cashflow:
- Geldwert, der für Geldgeber zur Verfügung steht (operating cf ./. investing cf), z.B. für Dividendenausschüttung bzw. Kapitalrück-zahlung
- Als Geldgrösse nicht manipulierbar
- Zukunftsbezogen, da nur die zukünftigen FCFs geschätzt werden
- Langfristig ausgerichtet, da „ewiger“ Horizont
Orientierung an gewichteten Kapitalkosten (WACC):
- Berücksichtigt Risiko, da die Kosten für EK höher als für FK veran-schlagt werden (je nach Unternehmungsrisiko werden die EK-Kosten höher oder tiefer bemessen)
„3.3 Die wichtigsten Instrumente und Konzepte im Überblick“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 59
Shareholder-Value wird i.d.R. falsch
verstanden
Oft so oder ähnlich gehört:
„Wer den Shareholder-Value propagiert, ist ein
rücksichtsloser Egoist, der kurzfristige und
kurzsichtige Gewinnmaximierung über die langfristigen
Bedürfnisse der Gemeinschaft stellt“.
Unser Vorgehen:
Das Konzept des Shareholder-Value als
Grundlage für die Unternehmungsbewertung
kennen lernen und Ansätze zur
Wertsteigerung ableiten können
„3.3 Die wichtigsten Instrumente und Konzepte im Überblick“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 60
Das Agency-Problem hat nichts
mit Shareholder-Value zu tun
„3.3 Die wichtigsten Instrumente und Konzepte im Überblick“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 61
Umgang mit Free Cashflows zur
Lösung des Agency-Problems
Free Cashflows sollen nach dem Shareholder-Value-Ansatz an
die Aktionäre ausbezahlt werden (Dividendenausschüttung, Ak-
tienrückkauf), sofern eine Schuldentilgung nicht zweckmässig ist
Begründung: Wenn Manager keine sinnvollen Möglichkeiten se-
hen, wie sie das operativ erwirtschaftete Geld rentabel investie-
ren können, dann ist es besser, dieses an die Aktionäre zurück-
zugeben.
Agency Problem: mit der Ausschüttung an die Aktionäre will
man verhindern, dass Manager ihre eigenen Interessen verfolgen
(z.B. Machtzuwachs durch risikoreiche Akquisitionen) bzw. das
Geld unrentabel investieren (z.B. Prestigeprojekte, luxuriöse Ver-
waltungsgebäude); man will zudem verhindern, dass die Stake-
holder auf (unrentable) Investitionen drängen, weil sehr viel Geld
verfügbar ist
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 62
Der Vater des Shareholder-Value
Persönlichkeit: Alfred Rappaport
1986 entwickelte Alfred Rappaport, Professor an der Kellogg-Management-Schule
der Northwestern University in Chicago, das Konzept des Shareholder-Values, das
in den 90er Jahren die Welt eroberte. Nur was am Schluss an baren Finanzmitteln
übrig bleibt, soll den Wert eines Unternehmens ausmachen und die Entscheidungs-
grundlage für Investitionen wie für Fusionen und Akquisitionen sein. Kaum ein Kon-
zept ist wohl in den letzten Jahrzehnten so gründlich missverstanden bzw. missin-
terpretiert worden wie das Shareholder-Value-Konzept von Rappaport: Unterneh-
menspleiten, misslungene Akquisitionen, Entlassungen und überrissene Manager-
löhne haben wohl viel mehr mit sich an kurzfristigen (Gewinn-)Resultaten, Börsen-
kursen, Macht und persönlichen Egoismen orientierenden Managern als mit der
ursprünglichen, langfristig und nachhaltig ausgerichteten Shareholder-Value-Idee zu
tun. Für Rappaport gab es nie ein sozial verträglicheres Modell: „Wer Mehrwert
schafft, tut nichts anderes, als langfristig die Produktivität zu erhöhen. Das nützt
allen Verbrauchern und damit der ganzen Bevölkerung in Form eines höheren
Lebensstandards.“
„3.3 Die wichtigsten Instrumente und Konzepte im Überblick“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 63
Ausgangspunkt:
Stakeholder-Ansprüche
Betriebliche
Einzahlungen
Cashflow
(vor
Investitionen)
Betriebliche
Aus-
zahlungen
Investitions-
zahlungen
Freier
Cashflow
Mitarbeiter-,
Lieferanten-,
staatlicher
Anspruch
•
•
•
Lieferanten-
anspruch
Zinszahlungen
Kredittilgungen
Dividenden
Liquide Mittel
Gläubiger-
anspruch
Aktionärs-
anspruch
„3.3.2.2 Das Discounted (Free) Cashflow-Verfahren“
Quelle: Hauser 2001
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 64
Fokus auf die betrieblichen Geldmittel
„Gelingt es einem Unternehmen nicht, die finanziellen Ansprüche seiner Anspruchsgruppen zu befriedigen, so
wird es aufhören, eine lebensfähige Organisation zu sein. Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten werden ihm einfach
ihre Unterstützung entziehen. Die Verbesserung der Fähig-keit, Cash zu schaffen, muss daher ein ständiges Anliegen
des Managements sein. Die Fähigkeit eines Unterneh-mens, Geldmittel an seine verschiedenen Anspruchsgrup-
pen zu verteilen, hängt von der Fähigkeit ab, Geldmittel aus dem laufenden Geschäft zu erwirtschaften.“
Alfred Rappaport, „Vater“ des Shareholder-Value-Ansatzes
„3.3 Die wichtigsten Instrumente und Konzepte im Überblick“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 65
Ablauf der Ermittlung des SV
1.
die Cash-Flows der
kommenden Jahre
Aus dem Geschäftsplan folgen…
1.
die Cashflows der
kommenden Jahre
2.
budgetierte
Investitionen
3.
die Risiken
… und daraus die erwarteten freien
Cashflows
… und die
Kapitalkosten
… woraus sich der Shareholder-Value berechnet
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 66
Ablauf der Ermittlung des SV
Betrachtungszeitpunkt Planungsperiode Restwert
Barwert der
Planungsperiode
Barwert des Restwertes
+
=
Unternehmungswert
Abzinsung auf den Gegenwartswert
Fremdkapital Shareholder-Value =
Freier
Cash-
flow
Jahr 2
Freier
Cash-
flow
Jahr n
Freier
Cash-
flow
Jahr 1
Ewige Rente aus
typischen freien
Cashflows
–
„3.3.2.2 Das Discounted (Free) Cashflow-Verfahren“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 67
Berechnung des SV
Prognose der Free Cashflows
Reingewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) - Steuern (T)
Op. Ergebnis vor Zinsen, nach Steuern (EBI, NOPAT) + nicht liquiditätswirksamer Aufwand (Abschr., Rückst.)
- nicht liquiditätswirksamer Ertrag (Buchgewinne)
Operativer Cashflow brutto (= CF Europa) +/- Veränderungen im Nettoumlaufsvermögen
Operativer Cashflow netto (= CF USA) + Investiver Cashflow
Freier Cashflow (FCF)
„3.3.2.2 Das Discounted (Free) Cashflow-Verfahren“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 68
Warum Abzinsung?
Unter der Lupe: Ertragswertansatz
Um das Ertragswertprinzip zu verstehen, genügt ein Blick auf ein Bankkonto. Wenn man heute 100 Franken anlegt, so macht man dies mit der Erwartung, im nächsten Jahr mehr als diese 100 Franken zurückzubekommen. Die Differenz ist die Verzin-sung. Anders gesagt: Wenn jemand ein Darlehen will und verspricht, in einem Jahr 100 Franken zurückzubezahlen, dann wird er heute weniger als 100 Franken er-halten, weil der Zins berücksichtigt wird. Wie viel weniger angeboten wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen können die Gläubiger einen Minimalzins wollen. Er wird kaum tiefer liegen als der Zins, den man für Staatsobligationen bekommt. Immerhin sind diese praktisch risikolos. Bei einer Einzelperson oder einer Firma ist dies aber selten der Fall, weshalb ein höherer Zins verlangt wird: Man setzt daher die „erwartete Rendite“ höher an. Mit der erwarteten jährlichen Rendite (k) kann der Gegenwartswert von 100 Franken errechnet werden, und zwar mit der Formel: x = 100 / (1 + k). Dieser Vorgang wird als „Abdiskontieren“, d.h. Abzinsen bezeichnet. Für weitere Zahlungen in der Zukunft kann man, unter Berücksichtigung des Zinseszinses, für jede einzelne Zahlung den Gegenwartswert berechnen. Addiert man dann die Gegenwartswerte der einzelnen Zahlungen, erhält man den heutigen Wert der ganzen Schuld.
„3.3.2.1 Grundgedanke: Zukunfts- und Cashorientierung sowie Ertragswertansatz“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 69
Berechnung Abzinsung
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
Jahr 0 Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3
1000 909 826
751
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
Jahr 0 Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3
1000
833
694 579
Verzinsung von CHF 1000 zu 10% Verzinsung von CHF 1000 zu 20%
Endwert = G * 1
(1 + i)t
G = Geldstrom
i = Zinssatz (10 % = 0.1)
t = Anzahl Jahre
Abzinsung: Wie viel hat zukünftiges Geld heute Wert?
„3.3.2.1 Grundgedanke: Zukunfts- und Cashorientierung sowie Ertragswertansatz“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 70
Herleitung “ewige CF-Rente“
G ( ) 1
1+i
2
G ( ) 1
1+i
Jahre
= G
i
Grenz-
wert
Summe der
einzelnen Werte
... G ( )
1
1+i
3
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 71
Berechnungsbeispiel:
Unternehmungswert (SV)
op CF
inv CF
free CF
Residualwert (70 / 0.2)
Barwerte FCFs
WACC = 20%
Barwerte Planungsperiode
Barwert Residualwert (350 / 1.25)
Unternehmenswert Entity
./. FK
Unternehmenswert Equity (Shareholder Value)
Jahr 1
80.0
-40.0
40.0
33.3
Jahr 2
83.0
-33.0
50.0
34.7
Jahr 3
84.0
-54.0
30.0
17.4
Jahr 4
92.0
-32.0
60.0
29.0
Jahr 5
100.0
-30.0
70.0
28.1
Folgejahre
110.0
-40.0
70.0
350.0
140.7
142.5
140.7
283.2
120.0
163.2
Quelle: Volkart 1999
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 72
Berechnungsbeispiel: SV
Quelle: Volkart 2002
DCF-Unternehmenswert an einem Beispiel (alle Wertgrössen in Mio. CHF)
Jahr 2
11
-11
0
0,0
Jahr 3
16
-21
-5
-3,9
Jahr 4
19
-9
10
7,1
Jahr 5
12
-4
8
5,2
Jahr 6ff.
17
-7
10
111
72,2
Jahr 1
4
-1
3
2,8
Unternehmenswert (Gesamtkapitalebene bzw. Brutto-Methode)
Cashflow USA
+ Investiver Cashflow
Free Cashflow
Residualwert
Barwerte FCFs
WACC
Barwert Free Cashflows Jahre 1 - 5
Barwert Residualwert
Unternehmenswert (Entity)
- Fremdkapital
Unternehmenswert (Equity)
9,0 %
11,2
72,2
83,4
-50,0
33,4
„3.3.2.2 Das Discounted (Free) Cashflow-Verfahren“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 73
Bewertungsbeispiel: Meyer Burger
Erfolgsreichste SPI-Aktie 2007: +627%
„We add Meyer Burger to our European Conviction Buy list with a new 12-month, DCF-based target price of SFr550 (from SFr303), implying 81% upside from current levels. (...). On P/E and EV/EBITDA multiples, Meyer Burger trades at a significant discount to the European solar sector (...)“. Goldman Sachs, Oktober 2007
Welche Massstäbe können zur Überprüfung von DCF-Schätzungen herangezogen werden? Eigene Unternehmensangaben (Weitere) Analystenstudien Substanzwert Bilanz Marktwert, z.B. Börsenkapitalisierung Kennzahlen Fundamentalanalyse (z.B. KGV/PE, KBV, KUV, KCV) ...
Je mehr Massstäbe auf die Plausibilität der DCF-Berechnung hinweisen, desto vertrauenswürdiger dürfte die Schätzung sein. Im vorliegenden Beispiel waren KGV (30) und KBV (12) hoch, Helvea- und ZKB-Analysten berechneten deutlich tiefere DCF-Werte und Goldman Sachs hatte in ihrem DCF-Modell höhere Umsatzwerte als Meyer Burger selbst eingesetzt ...
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 74
Vor- / Nachbereitung Woche 12
In der Leverage-Excel-Datei den Leverage-
Effekt simulieren
Im Kapitel 3 Abschnitt 3.3.2.4 - Ende studieren
Fallstudie 3-2 Google: Arbeiten
planen/beginnen (nur finanzieller Teil; gleiche
Gruppen wie bisher)
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 75
Stärke des SV:
Seriöse Zukunftsprognosen
Zukunftsorientierte Bewertungsmethoden wie z.B. die Discounted Cashflow-Methode zwingen Führungskräfte dazu, ihre Projekte stets seriös zu durchdenken. Erst durch die Prognose der in Zukunft zu erwartenden Free Cashflows können sie die in einem Investitionsprojekt (z.B. Kauf einer anderen Unternehmung, Beschaffung einer Maschine) steckenden Probleme einerseits und Chancen andererseits frühzeitig erkennen! Zudem erlaubt erst eine zukunftsorientierte Bewertung, Werttreiber aufzudecken, die den grössten Einfluss auf den Projekt- bzw. Unternehmungswert haben.
Achillesferse des SV: Unsicherheit
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 76
Gefahr des SV:
Hockeystock-Effekt
Unter der Lupe: Hockey-Stick-Effekt
Der Shareholder-Value-Ansatz setzt eine Prognose der zukünftigen Free Cashflows
voraus, die so differenziert wie möglich zu erfolgen hat. Darin liegt eine zentrale Stärke
des Ansatzes, nämlich die konsequente und detaillierte Beschäftigung mit der zukünf-
tigen Entwicklung sowie dem dabei zu erwartenden Risiko. Allerdings ist damit auch die
grösste Schwäche verbunden: die Einschätzung von zukünftigen Zahlungsströmen.
Menschen neigen immer wieder zu einer Überschätzung der kommenden Entwicklung.
Oft enthalten Shareholder-Value-Berechnungen umso höhere Free-Cashflow-Progno-
sen, je weiter diese in der Zukunft liegen. Wenn die unmittelbaren Werte gar noch
negativ sind (bzw. sich verschlechtern), ergibt sich eine Kurve wie ein Hockeystock:
Nach anfänglich sinkenden Werten werden die Prognosen immer rosiger, je weiter sie
in der Zukunft liegen. Ein spektakulärer kollektiver Hockey-Stick-Effekt mit anschlies-
send verheerender Korrektur bzw. Wertvernichtung liess sich von 1998 bis Frühling
2000 an den weltweiten Technologiebörsen beobachten: Die Internet-, New Economy-
und Jahrtausendwende-Euphorie liess die Kurse in neue Sphären steigen, bevor sie
ebenso dramatisch wieder abstürzten. Beispielsweise stieg in dieser Zeit die amerika-
nische Technologiebörse Nasdaq von etwas mehr als 1000 auf über 5000 Punkte,
bevor sie wieder auf gut 1000 Punkte korrigierte.
„3.3.2.2 Das Discounted (Free) Cashflow-Verfahren“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 77
Unsicherheit der FCF am Bsp. Coop
Als sich Coop mit 50% an der Import-Parfumerie Schweiz beteiligte, legte man der DCF-Methode einen durchschnittlichen Free Cashflow zugrunde. Die Verhandlungspartner (Coop und Pick Pay) kamen überein, den durchschnittlichen Free Cashflow aus drei Jahren zu ermitteln: aus dem Istjahr, dem Vorjahr und dem Budget des folgenden Jahres. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich um drei absolute Spitzenjahre handelte und Coop für seinen Anteil viel zu viel bezahlt hatte. Dies wurde einvernehmlich korrigiert, als Coop später weitere 40% übernahm...
Quelle: Seiler 1999
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 78
Vergleich DCF - EVA
Wertmessungsansätze
Verbindung von DCF- und EVA-Ansatz
DCF-Ansatz EVA-Ansatz
Berechnung des
Unternehmenswertes
auf der Basis künftiger
freier Cashflows
Entscheidungsregel für Zukunftsprojekte:
nur Projekte mit verbessertem
SV sind zu realisieren
Berechnung der vergangenen
oder zukünftigen
Wertgenerierung durch
Vergleich ROIC / WACC
Entscheidungsregel für Zukunftsprojekte:
nur Projekte mit positivem
Plan-EVA sind zu realisieren
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 79
Vor- / Nachbereitung Woche 13
Fallstudie 3-2 Google fertig machen (für Finanz-
zahlen http://investor.google.com/index.html);
auf Berechnungsweise FCF achten!
Übung 3-1 Tritex machen
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 80
Wertsteigerungsansatz EVA
Operative Entscheidungen beeinflussen primär
den NOPAT (Net Operating Profit After Taxes;
= RG + FK-Zinsen = EBI).
Investitionsentscheidungen
beeinflussen primär das
investierte Kapital IC / NOA.
Finanzierungsentscheidungen
beeinflussen primär die WACC
(Kapitalkosten).
Wertgenerierung:
EVA = NOPAT – (NOA x WACC)
= (ROIC* – WACC) x NOA
* ROIC = NOPAT / NOA = EBI / IC
„3.3.3.3 Wertsteigerungsansatz“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 81
(nach Rappaport)
Wertsteigerungsnetzwerk DCF
Free
Cashflow
Kapitalkosten-
satz Fremd-
kapital
Geschaffener (interner)
Shareholder-Value Zielsetzung des
Unternehmens
Bewertungs-
komponenten
Werttreiber
Management-
entscheidungen
Dauer der
Wertstei-
gerung
Umsatzwachstum
betriebliche
Gewinnmarge
Gewinnsteuersatz
-
-
-
Investitionen
ins Umlaufs-
und Anlage-
vermögen
Kapital-
kosten
Externer Shareholder-Value - Dividenden
- Kursgewinne
Wahr-
nehmungs-
lücke
Operating Investing Financing
„3.3.2.4 Wertsteigerungsnetzwerk (nach Rappaport)“
Quelle: Rappaport 1998
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 82
Wertsteigerungsnetzwerk nach Rappaport
Identifikation von Werttreibern (Value Drivers)
Grössen, welche die freien Cashflows beeinflussen
Suche nach Ansatzpunkten,
welche die Wertgeneratoren
positiv beeinflussen
5 zentrale Wertgeneratoren
(Rappaport, 1986)
Umsatzwachstumsrate
Gewinnmarge
Ertragssteuerrate
Investitionen ins NUV / AV
Kapitalkosten
1
2
3
4
5
„3.3.2.4 Wertsteigerungsnetzwerk (nach Rappaport)“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 83
Bsp. Werttreiber (kursiv)
Umsatzwachstum
Umsatz
Cashflow-Marge
Cashflow vor Zinsen und Steuern
- Abschreibungen
EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern)
- Steuern (40%)
NOPAT (Gewinn vor Zinsen nach
Steuern)
+ Abschreibungen
Cashflow vor Zinsen (Europa)
- Nettoinvestitionen operatives UV
- Nettoinvestitionen Anlagevermögen
Free Cashflow
Residualwert
WACC
FCF-Barwerte
Barwert Free Cashflows Jahre 1-5
Barwert Residualwert
DCF-Wert (Unternehmenswert brutto)
- Fremdkapital
DCF-Wert (Unternehmenswert netto)
600
10,0%
138
466
604
-250
354
Folge-
jahreJahr 5Jahr 4Jahr 3Jahr 2Jahr 1Jahr 0
0,0%
600
18,3%
110
-45
65
-26
39
45
84
25
-20
89
80,9
(23%)
(77%)
(100%)
5,0%
630
17,5%
110
-40
70
-28
42
40
82
0
-90
-8
-6,6
(d.h.: [75/0,1]/1,15)
19,0%
750
18,7%
140
-50
90
-36
54
50
104
-30
-100
-26
-19,5
13,4%
850
20,0%
170
-60
110
-44
66
60
126
-25
-60
41
28,0
5,9%
900
22,2%
200
-60
140
-56
84
60
144
-20
-35
89
55,3
0,0%
900
0,2
180
-55
125
-50
75
55
130
0
-55
75
750
465,7
Quelle: Volkart 1999
„3.3.2.4 Wertsteigerungsnetzwerk (nach Rappaport)“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 84
Bsp. Werttreiber: Studie IFBC
(jeweils Durchschnitt 2003-2010)
Unternehmen Umsatz-
wachstum
EBITDA-
Marge
ROIC-WACC-
Spread
Meyer Burger 78% 17.3% 12.7%
Roche 8% 33.8% 10.3%
Nestlé 2% 16.2% 7.0%
Swisscom -2% 39.7% 8.7%
Petroplus 32% 2.5% -8.5%
Leclanché -11% -14.0% -21.3%
Quelle: IFBC 2011
„3.3.2.4 Wertsteigerungsnetzwerk (nach Rappaport)“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 85
Beispiel Wahrnehmungslücke
Fallbeispiel: Wahrnehmungslücke
Der Pharma- und Biochemiezulieferer Lonza geriet in den
letzten Jahren immer wieder in die Schlagzeilen. Gewisser-
massen als Krönung seiner Unternehmerlaufbahn wollte
Christoph Blocher die Lonza unter seine Kontrolle bringen und
zusammen mit der Ems-Chemie in eine neu gegründete Dach-
holding eingliedern. Blocher war von Lonzas innerem Wert
überzeugt und sah eine ideale Ergänzung zur Ems-Chemie.
Mit der Wahl in den Bundesrat wurde Blochers schlauer strate-
gischer Plan zur Makulatur.
Die Lonza-Aktien verloren seit 2008 nicht weniger 75 Prozent
ihres Wertes, obwohl Lonza nach wie vor weltweit die erste Ad-
resse bei der Produktion neuer Medikamente auf biotechno-
logischer Basis ist. Ein wesentlicher Grund waren die ver-
schiedenen Wechsel im Aktionariat der letzten Jahre und die
zahlreichen Wechsel im Topmanagement wie jüngst im Januar
2012 die Entlassung des CEO von einem Tag auf den anderen.
Die ständigen Wechsel und etlichen Enttäuschungen haben für
Unruhe gesorgt und dem Börsenkurs geschadet.
„3.3.2.4 Wertsteigerungsnetzwerk (nach Rappaport)“
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 86
Vergleich Wertsteigerungsnetzwerk
und Du-Pont-Ansatz
Value Drivers versus Du-Pont-Schema
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 87
Rück- und Ausblick
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 88
Rück- und Ausblick
-
Cashflow/Gewinn
Preise
Opportunitäts-
kostenFixkosten-
anteil
Substitutions-
gefahr
Austritts-
barrieren
Umsatz
Konkurrenzdruck
Markt-
attraktivität
Kostenvorteile
Differenzierungs-
vorteile
Eintrittsbarrieren
Liquide Mittel
Qualitäts-
vorsprung
Absatz
Innovationen
Investitionen
Potenzial
Branchenren-
tabilität
Verhandlungs-
macht Lieferan-
ten/Kunden
Markt-
wachstum
Innovations-
geschwindig-
keit
Branchen-
zyklizität
-
--
-
-
Patente
Staatliche
Regulierungen
Standort-
vorteile
Überrendite
Umsatzrentabilität
Kapitalumschlag
GK-Ren-
tabilität
Kapitalbedarf
Investiertes
Kapital
Kapitalkos-
ten (WACC)
Unter-
nehmens-
risiko
EK
FK
EK-
Rentabilität
-
-
-
-
EffizienzProduktionsmenge
Netzwerkeffekte
-
-
-
Marktanteil
-Wertsteigerung
(EVA)
-
Mitbewerber
-
Kosten
Grössen-
vorteile
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
PIMS
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 89
Anschlussmodule
Betriebliches Rechnungswesen 2 (BRW2)
Unternehmensfinanzierung (UFIN)
Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 90
Vor- / Nachbereitung Woche 14
Vorbereitung Modulschlussprüfung:
Übungen (alte Prüfungen samt Lösungen)
auf LP durcharbeiten