fachtagung “biotechnologie im umweltschutz”

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Tagungsberichte Tagungsank/indigungen Tagungsberichte Fachtagung "Biotechnologie im Umweltschutz" Munster, 9.- 12. Mai 1999 Die moderne Biotechnologie enp~vickelt sich immer mehr zu einem unverzichtbaren Werkzeug, um Umweltbelastungen zu vermeiden oder aufzufinden und zu beseitigen, so das Fazit der Fachtagung "Biotechnotogie im Umweltschutz", die vom 9. - 12. Mai 1999 in Munster stattfand. Organisiert wurde die Tagung yon der Arbeitsge- meinschaft fiir das weltweite Projekt der Expo 2000 in Munster, die fachliche Leitung hatten die Gesellschaft fiir Biotechnologische For- schung (GBF), Braunschweig, das Zenrrum f/.irUmweltforschung und Umwelttechnologie (UFT) der Universit~it Bremen und das Wehr- wissenschaftliche Institut fiir Schutztechnologien (WIS), Munster. Den Veranstaltern gelang es, rund 150 Vertreter aller wichtigen the- matischen Ans/J.tzein Munster zu versammeln und mit dem Schwer- punkt Innovation und Perspektiven auch einen Blick in die Zukunft moderner Umweltbiotechnologie zu werfen. Neben dem wissenschaft- lichen Hintergrund wurden auch Aspekte aus PolJtJk, Wirtschaft und Recht diskutiert. 30 Vortr/ige dokumentierten die Komplexit~it des Themas, aber auch die vielen unterschiedlichen Vorgehensweisen,sei es yon der Biologie, der Chemie oder den Ingenieurwissenschaften. Vorgestelit wurdeq mikrobiologische Verfahren, die sich bereits in der Praxis bew~hrt haben und auch unter schwierigen Bedingungen, zum Beispiel unter bebauten Grundstiicken, funktionieren. Diese Verfahren werden beispielsweise zur Abtuftreinigung eingesetzt oder um Verunreinigungen mit Mineral61en abzubauen. [m Umfeld yon Tankstellen oder Treibstoffan|agen liegen h/iufig hohe Konzentratio- nen dieser schfidlichen Stoffe vor, die ebenfalls mit Hilfe yon Mikro- organismen beseitigt werden k6nnen. In manchen F/J.llen reicht es aus, auf die Selbstreinigungsf/ihigkeit der Umwelt zu setzen, denn die schadstoffabbauenden Mikroorga- nismen sind in vielen F{illenvor Ort und werden mit der Zeit aktiv. Allerdings muf~man h/iufig helfend eingreifen, um die Lebensbedin- gungen der Mikroorganismen zu verbessern. So miissen zum Bei- spiel gezielt Niihrstoffe zugefiihrt oder fiir eine Beliiftung gesorgt werden. In beiden F~iltenist es wichrig, den Prozeg zu iiberwachen, damit sich die Schadstoffe nicht unkontrolliert ausbreiten. Nicht wirksam ist jedoch dieser Ansatz beispielweise bei einer Bela- stung durch Dio• oder polychlorierte Biphenyle (PCBs), da diese Schadstoffe erst vor kurzer Zeit durch den Menschen in unsere Urn- I welt gebracht wurden. Natiirlich vorkommende Organismen hatten daher h/iufig noch keine Chance, sich im Zuge der Evolution an die ver/inderten Bedingungen anzupassen. Eine m6gtiche Entwicklungsrichtungliegt daher in einer Art Labor- Evolution: Teile vorhandener Abbauwege werden mit Hitfe gen- technischer Methoden neu kombiniert und so im Prinzip die Ent- wicklung der Mikroorganismen beschleunigt. Zwei Effekte werden damit erzielt: zum einen k6nnen die Mikroorganismen die Schad- stoffe nun abbauen und zum anderen wird damit die natiirlich vor- handene mikrobielle Lebensgemeinschaft vor eben diesen Schadstof- fen geschiitzt. Auch Pflanzen k6nnen zur Sanierung beiasteter B/iden und Gew/is- ser eingesetzt werden. Sie nehmen Schadstoffe, wie zum Beispiel Schwermetalle, aus dem Boden auf und k6nnen dann geerntet wer- den. Andere Schadstoffe werden besonders gut im biologisch hoch- aktiven Wurzelraum yon Pflanzen abgebaut. In einigen Spezialf/illen k6nnen sogar gezielt einzelne Enzyme einge- setzt werden, um sehr giftige Verbindungen zu "knacken". Andere Ans~itze Rihren dazu, dag aus einem Probtemstoff ein Produkt mit Wert entsteht, beispielsweise, wenn Industrieabgase durch Algen in speziellen Bioreaktoren herausgefiltert werden. Dabei wachsen diese Algen heran und ergeben ein Produkt, das ats Nahrungs- und Futtermittelerg;,inzung verwertet werden kann und zudem eine Viel- zahl pharmazeutisch-chemischer Wertstoffe enth/ilt. Hinweis: Die Ergebnisse der Tagung sind als Buch im Erich Schmidt Verlag unter dem Titel "Biotechnologie im Umweltschutz" publiziert wor- den. Herausgeber sind Stefanie Heiden, Rainer Erb, Jiirgen Warrel- mann, Roland Dierstein. Das Buch enth/ilt Langfassungen der Vor- tr~ige sowie Zusammenfassungender Poster und kann beim Veran- statter in Munster bezogen werden. Dr. Rainer Haas Biiro fiir Altlasten und Umweltforschung Stadtwaldstraige 45A D-35037 Marburg Tagungsankiindigungen IIq II I li I I C)kobilanzen und Produktverantwortung Veranstaltung in Ankniipfung an die Okobilanzentagungen der UTECH Hannover, Hauptverwaltung der IG BCE, 1.-2. September 1999 Das Thema "Umwelt" ist am Ende unseres Jahrhunderts liingst nicht mehr eine reine Frage der Okologie, sondern ist zu einer wichtigen Frage fiir die Organisation yon wirtschaftlichen und geseltschaftli- chen Abl/iufen geworden. Okobilanzensind ein Ergebnis dieser Entwicklung und doch zugleich ein noch relativ junges Instrument des modernen Managements. Die Fragen, mit der sich diese Tagung besch/iftigt, sind, wound wie die- ses Instrument bereits seine Anwendung gefunden hat, wie die Pra- xis seiner Anwendung weiterentwickelt werden kann und ob es ge- lingt, Okobilanzen zu einem akzeptierten Instrument fiir die sach- orientierte Verbesserung der Steuerung wirtschaftlicher und gesell- schaftlicher Prozesse zu machen. Die im Tagungsprogramm deutlich werdende Fachkompetenz, die ____._d auf der Tagung "Okobilanzen und Produktverantwortung" erwar- tet wird, macht deutlich, dal~ es sich um eines der wichtigsten Ereig- nisse zum Thema in diesem Jahr in Deutschland handelt. Das voilst/indige Tagungsprogramm finden Sie im Veransta[tungs- kalender unserer Homepage: http:llwww.ecomed.deljournalsluwsf/ tag.htm Weitere Informationen Stiftung Arbeit und Umwelt K6nigsworther Ptatz 9 D-30167 Hannover Tel: +4%511-7631-386; Fax: -782 e-mail: [email protected] UWSF- Z. Umweltchem. Okotox. 11 (4) 247 (1999) ecomed verlagsgeseRscha[r AG & Co. KG, D-86899 Landsberg 247

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Tagungsberichte Tagungsank/indigungen

Tagungsberichte Fachtagung "Biotechnologie im Umweltschutz"

Munster, 9 . - 12. Mai 1999

Die moderne Biotechnologie enp~vickelt sich immer mehr zu einem unverzichtbaren Werkzeug, um Umweltbelastungen zu vermeiden oder aufzufinden und zu beseitigen, so das Fazit der Fachtagung "Biotechnotogie im Umweltschutz", die vom 9. - 12. Mai 1999 in Munster stattfand. Organisiert wurde die Tagung yon der Arbeitsge- meinschaft fiir das weltweite Projekt der Expo 2000 in Munster, die fachliche Leitung hatten die Gesellschaft fiir Biotechnologische For- schung (GBF), Braunschweig, das Zenrrum f/.ir Umweltforschung und Umwelttechnologie (UFT) der Universit~it Bremen und das Wehr- wissenschaftliche Institut fiir Schutztechnologien (WIS), Munster. Den Veranstaltern gelang es, rund 150 Vertreter aller wichtigen the- matischen Ans/J.tze in Munster zu versammeln und mit dem Schwer- punkt Innovation und Perspektiven auch einen Blick in die Zukunft moderner Umweltbiotechnologie zu werfen. Neben dem wissenschaft- lichen Hintergrund wurden auch Aspekte aus PolJtJk, Wirtschaft und Recht diskutiert. 30 Vortr/ige dokumentierten die Komplexit~it des Themas, aber auch die vielen unterschiedlichen Vorgehensweisen, sei es yon der Biologie, der Chemie oder den Ingenieurwissenschaften. Vorgestelit wurdeq mikrobiologische Verfahren, die sich bereits in der Praxis bew~hrt haben und auch unter schwierigen Bedingungen, zum Beispiel unter bebauten Grundstiicken, funktionieren. Diese Verfahren werden beispielsweise zur Abtuftreinigung eingesetzt oder um Verunreinigungen mit Mineral61en abzubauen. [m Umfeld yon Tankstellen oder Treibstoffan|agen liegen h/iufig hohe Konzentratio- nen dieser schfidlichen Stoffe vor, die ebenfalls mit Hilfe yon Mikro- organismen beseitigt werden k6nnen. In manchen F/J.llen reicht es aus, auf die Selbstreinigungsf/ihigkeit der Umwelt zu setzen, denn die schadstoffabbauenden Mikroorga- nismen sind in vielen F{illen vor Ort und werden mit der Zeit aktiv. Allerdings muf~ man h/iufig helfend eingreifen, um die Lebensbedin- gungen der Mikroorganismen zu verbessern. So miissen zum Bei- spiel gezielt Niihrstoffe zugefiihrt oder fiir eine Beliiftung gesorgt werden. In beiden F~ilten ist es wichrig, den Prozeg zu iiberwachen, damit sich die Schadstoffe nicht unkontrolliert ausbreiten. Nicht wirksam ist jedoch dieser Ansatz beispielweise bei einer Bela- stung durch Dio• oder polychlorierte Biphenyle (PCBs), da diese Schadstoffe erst vor kurzer Zeit durch den Menschen in unsere Urn-

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welt gebracht wurden. Natiirlich vorkommende Organismen hatten daher h/iufig noch keine Chance, sich im Zuge der Evolution an die ver/inderten Bedingungen anzupassen. Eine m6gtiche Entwicklungsrichtung liegt daher in einer Art Labor- Evolution: Teile vorhandener Abbauwege werden mit Hitfe gen- technischer Methoden neu kombiniert und so im Prinzip die Ent- wicklung der Mikroorganismen beschleunigt. Zwei Effekte werden damit erzielt: zum einen k6nnen die Mikroorganismen die Schad- stoffe nun abbauen und zum anderen wird damit die natiirlich vor- handene mikrobielle Lebensgemeinschaft vor eben diesen Schadstof- fen geschiitzt. Auch Pflanzen k6nnen zur Sanierung beiasteter B/iden und Gew/is- ser eingesetzt werden. Sie nehmen Schadstoffe, wie zum Beispiel Schwermetalle, aus dem Boden auf und k6nnen dann geerntet wer- den. Andere Schadstoffe werden besonders gut im biologisch hoch- aktiven Wurzelraum yon Pflanzen abgebaut. In einigen Spezialf/illen k6nnen sogar gezielt einzelne Enzyme einge- setzt werden, um sehr giftige Verbindungen zu "knacken". Andere Ans~itze Rihren dazu, dag aus einem Probtemstoff ein Produkt mit Wert entsteht, beispielsweise, wenn Industrieabgase durch Algen in speziellen Bioreaktoren herausgefiltert werden. Dabei wachsen diese Algen heran und ergeben ein Produkt, das ats Nahrungs- und Futtermittelerg;,inzung verwertet werden kann und zudem eine Viel- zahl pharmazeutisch-chemischer Wertstoffe enth/ilt.

Hinweis: Die Ergebnisse der Tagung sind als Buch im Erich Schmidt Verlag unter dem Titel "Biotechnologie im Umweltschutz" publiziert wor- den. Herausgeber sind Stefanie Heiden, Rainer Erb, Jiirgen Warrel- mann, Roland Dierstein. Das Buch enth/ilt Langfassungen der Vor- tr~ige sowie Zusammenfassungen der Poster und kann beim Veran- statter in Munster bezogen werden.

Dr. Rainer Haas Biiro fiir Altlasten und Umweltforschung

Stadtwaldstraige 45A D-35037 Marburg

Tagungsankiindigungen IIq II I l i I I

C)kobilanzen und Produktverantwortung Veranstaltung in Ankni ip fung an die Okobi lanzentagungen der U TECH

Hannover, Hauptverwaltung der IG BCE, 1.-2. September 1999

Das Thema "Umwelt" ist am Ende unseres Jahrhunderts liingst nicht mehr eine reine Frage der Okologie, sondern ist zu einer wichtigen Frage fiir die Organisation yon wirtschaftlichen und geseltschaftli- chen Abl/iufen geworden. Okobilanzen sind ein Ergebnis dieser Entwicklung und doch zugleich ein noch relativ junges Instrument des modernen Managements. Die Fragen, mit der sich diese Tagung besch/iftigt, sind, wound wie die- ses Instrument bereits seine Anwendung gefunden hat, wie die Pra- xis seiner Anwendung weiterentwickelt werden kann und ob es ge- lingt, Okobilanzen zu einem akzeptierten Instrument fiir die sach- orientierte Verbesserung der Steuerung wirtschaftlicher und gesell- schaftlicher Prozesse zu machen. Die im Tagungsprogramm deutlich werdende Fachkompetenz, die

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auf der Tagung "Okobilanzen und Produktverantwortung" erwar- tet wird, macht deutlich, dal~ es sich um eines der wichtigsten Ereig- nisse zum Thema in diesem Jahr in Deutschland handelt. Das voilst/indige Tagungsprogramm finden Sie im Veransta[tungs- kalender unserer Homepage: http:llwww.ecomed.deljournalsluwsf/ tag.htm

Weitere Informationen Stiftung Arbeit und Umwelt

K6nigsworther Ptatz 9 D-30167 Hannover

Tel: +4%511-7631-386; Fax: -782 e-mail: [email protected]

UWSF- Z. Umweltchem. Okotox. 11 (4) 247 (1999) �9 ecomed verlagsgeseRscha[r AG & Co. KG, D-86899 Landsberg

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