experimentelle testung von kollagenfilm-notverbänden

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580 H.E. K6~Er~: Literatur [1] B~Au J. P., J. A. BASS, and F. L. ESTES: Tex. 1%ep. Biol. Med. ~2, 220 (1964). [2] ENG3ELItAI~DT, H., m. STI~UCK 11. J. HEI~NA~DEZ-I:~XO~TER: Kollagen-Sympo- sium, Lyon 1965. [3] HE~XNDEZ-1%Ie~TE~, J., u. H. STruCK: Mfinch. reed. Wschr. 106, 310 (1964). [4] -- Langenbeeks Arch. klin. Chir. 808, 782 (1964). [5] -- H. STRUCK U. H. SIXT: Virchows Arch. path. Anat. 889, 198 (1965). [6] -- -- u. H. ENGELltAtCDT:Langenbecks Arch. klin. Chit. 818, 693 (1965). [7] ROTHBAI~D, S., and 1%.F. WATSON: g. exp. ~ed. 116, 337 (1962). [8] -- -- J. exp. Med. 122, 441 (1965). [9] SCIIMITT, F. 0., L. LEVINE, iVi. 1 ). DICAKE, A. L. 1%UBIl% D. I~FA~IL, and P. F. DAVlSON: Proe. nat. Acad. Sci. (Wash.) 51, 493 (1964). [10] STEFFEN, C., 1%.TnwPL u. J. WOLFF: Z. Immnn.-Forsch. 124, 478 (1962). [11] -- -- Z. Immun.- u. A]lergieforsch. 129, 46 (1965). Aussprache Loiter: Ich habe eine Frage: Sie haben mit denaturiertem Kollagen keino Ver- bcsserung Ihrer Wundheilung erzielt. Haben Sie das nicht probiert ? H. STRUCK-KOLN (a. G.) : Es ist teilweise bekannt. Von den Amerikanem ist es schon gemacht worden. Wit selbst haben es nicht gemacht. Wir wollten gerade mit nativem Kollagen arbeiten, um dem Organismus bereits mSglichst vorbereitetes Material beizugeben. Uber die Verwendung des Kollagens bei der Wundheilung selbst laufen Untersuchungen. Dar~iber kann ich im Augenblick noch nichts Ein- deutiges sagen. 85. Experimentelle Testung yon Kollagenfilm-Notverb~inden H. E. K6~NLEIN-Freiburg i. Br. Das Them~ Hautersatz hat in j/ingster Zeit durch zahlreiche sen- sationell aufgem~chte VerSffentlichungen in der Laienpresse eine unangebraehte Popularits erlangt. Es mug deshalb noeh einmal betont werden, dal~ eine endgfiltige Deckung yon drittgradigen Brandwunden nach wie vor nur mit Autotransplantaten mSglich ist. Nur bei etwa 10~ der Sehwerstverbrannten ist eine vorfibergehende Deekung der Wunden mit Notverb/~nden erforderlich. Die in letzter Zeit aufget~uchte Bezeichnung ,,Synthetisehe.Itaut" fiir Notverb~nde, die bestenfalls 3--4 Woehen haften, ist daher in keiner Weise gerechtfertigt. Zahlreiche Notverbs wurden in den letzten Jahren entwickelt und getestet. Wir selbst konnten fiber unsere Er- fahrungen mit nylonverst/~rkter Kalbskollagenfo]ie, mit Ivalonschw/s men und mit Schweinehaut beriehten. Nut die Sehweinehaut braehte roll zufriedenstellende Ergebnisse. An jeden Itautersatzstoff ist die For- derung zu stellen, daf3 er nieht wie Homoiotransplantate von Fremdhaut

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580 H.E . K 6 ~ E r ~ :

Literatur [1] B~Au J. P., J. A. BASS, and F. L. ESTES: Tex. 1%ep. Biol. Med. ~2, 220 (1964). [2] ENG3ELItAI~DT, H., m. STI~UCK 11. J. HEI~NA~DEZ-I:~XO~TER: Kollagen-Sympo-

sium, Lyon 1965. [3] HE~XNDEZ-1%Ie~TE~, J., u. H. STruCK: Mfinch. reed. Wschr. 106, 310 (1964). [4] -- Langenbeeks Arch. klin. Chir. 808, 782 (1964). [5] - - H. STRUCK U. H. SIXT: Virchows Arch. path. Anat. 889, 198 (1965). [6] -- - - u. H. ENGELltAtCDT: Langenbecks Arch. klin. Chit. 818, 693 (1965). [7] ROTHBAI~D, S., and 1%. F. WATSON: g. exp. ~ed. 116, 337 (1962). [8] - - -- J. exp. Med. 122, 441 (1965). [9] SCIIMITT, F. 0., L. LEVINE, iVi. 1 ). DICAKE, A. L. 1%UBIl% D. I~FA~IL, and P. F.

DAVlSON: Proe. nat. Acad. Sci. (Wash.) 51, 493 (1964). [10] STEFFEN, C., 1%. TnwPL u. J. WOLFF: Z. Immnn.-Forsch. 124, 478 (1962). [11] - - - - Z. Immun.- u. A]lergieforsch. 129, 46 (1965).

Aussprache

Loiter: Ich habe eine Frage: Sie haben mit denaturiertem Kollagen keino Ver- bcsserung Ihrer Wundheilung erzielt. Haben Sie das nicht probiert ?

H. STRUCK-KOLN (a. G.) : Es ist teilweise bekannt. Von den Amerikanem ist es schon gemacht worden. Wit selbst haben es nicht gemacht. Wir wollten gerade mit nativem Kollagen arbeiten, um dem Organismus bereits mSglichst vorbereitetes Material beizugeben. Uber die Verwendung des Kollagens bei der Wundheilung selbst laufen Untersuchungen. Dar~iber kann ich im Augenblick noch nichts Ein- deutiges sagen.

85. Experimentelle Testung yon Kollagenfilm-Notverb~inden

H. E. K6~NLEIN-Fre iburg i. Br.

Das Them~ H a u t e r s a t z h a t in j / ingster Zei t durch zahlreiche sen- sa t ionel l aufgem~chte VerSffent l ichungen in der La ienpresse eine unangeb raeh t e P o p u l a r i t s er langt . Es mug deshalb noeh e inmal b e t o n t werden, dal~ eine endgfil t ige Deckung yon d r i t t g r ad igen B r a n d w u n d e n nach wie vor nur mi t A u t o t r a n s p l a n t a t e n mSglich ist. Nur bei e twa 10~ der Sehwer s tve rb rann ten is t eine vorf ibergehende Deekung der W u n d e n mi t Notverb/~nden erforderl ich.

Die in le tz te r Zei t aufge t~uchte Bezeichnung , , S y n t h e t i s e h e . I t a u t " fiir No tve rb~nde , die bestenfal ls 3 - - 4 Woehen haf ten, is t daher in ke iner Weise gerecht fer t ig t . Zahlreiche N o t v e r b s wurden in den le tz ten J a h r e n en twicke l t und getes te t . W i r selbst konn t e n fiber unsere Er- f ahrungen m i t nylonverst /~rkter Kalbskol lagenfo] ie , m i t Ivalonschw/s men und mi t Schweinehaut ber iehten . N u t die Sehweinehau t b raeh te ro l l zufr iedenste l lende Ergebnisse . A n jeden I t au t e r s a t z s to f f is t die For - derung zu stellen, daf3 er n ieh t wie H o m o i o t r a n s p l a n t a t e von F r e m d h a u t

Tesfung von Kollagenfilm-Notverbanden 581

eine lymphocytare Abwehrreaktion hervorruft und dab er mindestens 3- -4 Wochen fest auf der Wundflache halter, ohne dab es unter dem Notverband zur Exsudagon oder gar Infektion kommt.

Von T~I~T,]~ in Kiel wurde in Zusammenarbeit mit der Fa. Braun ein Kollagenfilm aus Sehweinehaut hergestellt. Bei der IIerstellung werden zuni~chsf die Epidermis und Curls voneinander gelSsf, dann werden naeheinander zuni~ehst die Mucopolysaccharide und danaeh die Kollagen- Elastin-EiweilBe herausgelSst. Die EiweiB15sung wird wieder mit Muco- polysacchariden und MetallsalzlSsungen versetzt. Unter dem EinfluB der

Abb. 1. Auf eine Br~ndwunde bei einer ~ a u s aufgeklebtes Transplan~a~

Salze enfsteht ein Gel, dessen Struktur durch die Art und Konzentrat ion der zugegebenen SalzlSsungen in gewissen Grenzen beeinflu~bar is~. Nach Verfestigung des Gels werden die Metallionen durch Ausfauseh wieder ausgewaschen. Die uns zur Verfiigung gestellfe Kollagenfolie war aus zwei Schieh~en aufgebaut, einer schwammigen, loekeren unteren Schieht und einer diehten Oberschicht. Nach Untersuehungen yon GBSzI~G]~]r und WA~KE wurde die untere Schieht bei Versuchen ~n Sehweinen durehwachsen und resorbier~. Dabei ist allerdings zu bedenken, da~ Schweinekollagen fiir Sehweine ein homologes und kein heterologes Material darstellf, und dab das Schwein ein sehr sehlechter AntikSrper- bfldner ist.

Wir fiihrten daher Reihenversuche bei 200 Inzuchtmausen und 20 Kaninehen dureh. Bei den Mausen wurden zunachst drittgradige Brandwunden yon 1,5 em Quersehnitt mit einem Kupferkolben yon 80 ~ C Temperatur und 20 sec Konfaktzei t erzeugt. Am 6. Tag wurde ein

5 8 2 H . E . K S t t N L E I N :

Abb. 2. Transplanta t bei einem Kaninchen l0 Tage post op.

Abb.3. Leukocytensaum und Exsuda t zwischen Transplanta t , obere Bildhi~lfte, und Brandwunde, unt;en im Bild (HE 250fach)

Testung yon Kollagenfilm-Notverb~nden 583

Debridement des Verbrennungsschorfes vorgenommen und die Kollagen- filmtransplantate iibertragen. Die Transplantate erhielten wit einzeln sterll verpaekt. Am Rand' waren sie mit einem PVC-l%ing versehen. Dieser l~ing wurde mit. dem Acrylatkleber der Fa. Braun auf die ent- haarte Rfickenhaut der Maus neben der Wunde (Abb. 1) aufgeklebt, so dab keine Ni~hte und kein Verband notwendig waren. Bei den Kaninehen wurden keine Brandwunden, sondern einfach im Durehmesser 3 em grol3e runde Vollhautdefekte am l%ficken gesetzt, die Transplantate wurden nieht aufgeklebt, sondern mit fiber dem Transplantat geknfipften Fiiden fixier~. Die Halfte der Tiere erhielt reine Kollagentransplantate, die andere H/ilfte Kollagen mit E]astinzusatz.

Makroskopiseh waren die Transplantate sehon am 2. Tag an der Oberfli~che troeken, am 4. Tag begann sieh der PVC-tCing abzulSsen, die Transplantate hafteten lest auf der Unterlage. Etwa am 10. Tug fiel eine yon der Peripherie her fortschreitende, ringfSrmige Verkleinerung des Transplantates auf (Abb. 2). Zwisehen ~i~usen ~md Kaninehen war dabei kein Unterschied. Zwisehen 24. und 30. Tag fielen die Transplantate ab. Zwei Transplantate wurden durehschnittlieh sehon nach 22 Tagen abgestoI~en, woraus auf eine naeh der ersten Transplantation erfolgte geringe AntikSrperblldung geschlossen werden kann. Zur Infektion unter dem Transplantat kam es in keinem Fall. tIistologiseh zeigte sich bei allen Tieren am 2. Tag beginnend eine heftige leukoeyt~re Reaktion (Abb. 3) im Wundbett , die am 8. Tag ihren t tShepunkt erreiehte. Dabei war zwisehen Brandwunden nnd Exeisionswunden kein Unterschied festzustellen. Es erfolgte keine fiberm~l~ige Exsudation zwischen Folle und Wundbett , wie wit das frfiher bei Iva]onschwamm beobachteten. Das Granulationsgewebe im Wundbett biieb flaeh. Im Gegensatz zu G~6z~GE~ konnten wit niemals ein Einwachsen yon Granulations- gewebe in die Folie oder eine Proteolyse der basalen Folienschicht beobaehten. Die Beurteilung unserer histologischen Schnitte ffihrte O~n~w~T yore Pathologischen Institu~ Freiburg dutch.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daI3 dureh die Kollagen- folienverbande ein ausreiehender Schutz vor l~lfissigkeitsverlust und Infektionen gegeben ist. Eine starke ]eukoeyt~re Infiltration des Wund- bettes mul~ dabei aber in Kauf genommen werden. Die Wundheflung wird durch Anwendung yon Kollagenfolie im Tierversuch hinaus- gez6gert. Die Anheflung yon Transplantaten erfolgt auf vorher mit Folie abgedeckten Brandwunden nach K6P~ nur verzSgert. Bei der Anwendung beim Mensehen, die wir in einem Falle durchffihrten, ist die relative Starrheit grSl]erer Fo]iens~iieke yon Nachteil. Ein Haften ist hier nur dutch voriibergehende Anwendung fester Verbande zu erreichen. Eine klinisehe Anwendung yon Kollagenfolie bei Sehwerstverbrannten kann deshalb vorli~ufig nut bedingt empfohlen werden.