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ergopraxisDie Fachzeitschrift für Ergotherapie
Effektiver HandeinsatzAssisting HAnd Assessment (AHA) Mit dem Assisting Hand Assessment können Ergotherapeuten messen, wie effektiv Kinder mit einer unilateralen Bewegungsstö-rung ihre betroffene Hand in bimanuellen Spielsituationen einsetzen. Das Instrument folgt einem Konzept, das es zudem erleichtert, Therapieziele zu setzen und die Be-handlung zu planen.
E ine „gesunde“ nicht dominante Hand kann fast alle Aktivitäten ebenso gut durchführen wie eine dominante Hand. Anders
bei Kindern mit einer Hemiparese. Abhängig von der Schwere ihrer Beeinträchtigung kann die hemiparetische Hand weniger leisten. Sie übernimmt eine andere Rolle und unterstützt, hält oder stabili-siert, damit die dominante Hand hantieren kann. Deshalb bezeich-net man sie als Assistenzhand. Führt ein Kind mit einer Hemiparese bimanuelle Aufgaben selbstständig, flott und mit minimaler Anstrengung durch, hat es eine effektive Assistenzhand. Verlang-samt oder behindert ihr Einsatz die Durchführung, kann man kaum von einer brauchbaren Assistenzhand sprechen. Im Alltag der Kin-der beobachtet man häufig, dass sie viele Aktivitäten „nur“ mit einer Hand durchführen (a Abb. 1). Recht haben sie, wenn dies effektiver ist und schneller geht.
Drei Ergotherapeutinnen entwickelten das AHA 2002 am Karo-linska-Institut in Stockholm, Schweden. Sie konzipierten es für Kin-der mit einer angeborenen Hemiparese oder Plexusläsion im Alter von 18 Monaten bis 12 Jahren. Seitdem wird das Assessment in ver-schiedenen Ländern weiterentwickelt und auf andere Klienten-gruppen wie jüngere Kinder oder Erwachsene ausgedehnt [1]. Zwi-schen 2003 und 2007 wurde das Assessment mittels Rasch-Analyse auf seine Gütekriterien hin überprüft [1–3]. Es ist valide, ein-
dimensional und reliabel. Da es sensitiv auf Veränderungen reagiert, kann es die Behandlung evaluieren [4].
Performanz statt Leistungsvermögen messen > Das Assisting Hand Assessment (AHA) ist ein Instrument, das beschreibt und misst, wie effektiv Kinder mit einer unilateralen Bewegungsstörung ihre betroffene Hand – die Assistenzhand – in bimanuellen Spielsitua-tionen einsetzen. Es erhebt die tatsächliche Performanz (Leistung) des Kindes auf Aktivitätsebene und nicht das maximale Leistungs-vermögen (Kapazität) auf Körperfunktionsebene. Die tatsächliche Performanz beobachten wir, da das AHA so spielerisch gestaltet wird, dass die Kinder nicht bemerken oder schnell vergessen, dass es eine Testsituation ist (a Abb. 2). Mit dem AHA können Ergothera-peuten analysieren, wie und bei welchen Spielaktivitäten das Kind seine Assistenzhand einsetzt (a Abb. 1–4).
Von einfach nach schwierig > Die Items des AHA sind hierarchisch aufgebaut. Das heißt, die dazugehörige Software transferiert die ermittelten Scores in eine Tabelle, in der die Items von einfach nach schwierig aufgelistet sind. Zum ersten Mal erhalten wir durch das AHA eine Auflistung der Handfunktionen nach Schwierigkeitsgrad. Für die Therapie hat dies eine enorme Bedeutung, denn so kann
ZertifiZierungskurse
Um das AHA durchzuführen, benötigt man einen 2,5-tägigen Zertifizierungskurs. Nach dem Kurs müssen die Teilnehmer fünf vorgegebene und drei Kinder aus der eigenen Arbeit bewerten und die Ergebnisse einsenden. Die Anschaffung des Spiele-koffers und ein Video system sind erforderlich.
Weitere Infos erhalten Sie unter www.ahanetwork.se oder [email protected].
Kategorien Items
allgemeiner Einsatz
… initiiert den Einsatz… wählt Assistenzhand, wenn diese näher zum Gegenstand ist
Einsatz des Armes
… bewegt den Unterarm… stabilisiert Objekte durch Gewicht oder Stützen
Greifen/ Loslassen
… legt hin… hält
feinmotorische Anpassung
… bewegt Finger… manipuliert
Koordination … koordiniert… orientiert Gegenstände
Tempo … fährt fort… ändert Strategien
Tab. Die Items des AHA sind in 6 Kategorien aufgeteilt. Hier auszugsweise 12 der insgesamt 22 Items.
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Ergotherapie
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man erkennen, welche Items das Kind noch effektiv durchführt und ab wann Probleme auftreten. Ein Beispiel: Rutschen die Gegen-stände in der Assistenzhand eines Kindes, weil es sie nicht effektiv genug durch den Griff stabilisieren kann, hat es wenig Sinn, das Greifen vom Tisch mit ihm zu üben (a Abb. 3). Denn: Das Item „Greifen“ ist viel schwieriger als das Item „Gegenstände durch Griff stabilisieren“ ( Item-Hierarchie des AHA).
Ob und wie das Kind die Assistenzhand einsetzt, hängt davon ab, welche Aktivität es ausführt, mit welchen Gegenständen es hantiert und welche Funktionen die Assistenzhand übernimmt. Ein unterschiedlicher Einsatz kann effektiv sein, denn ein Kind mit leichter Hemiparese greift Gegenstände manchmal spontan mit der Assistenzhand. Ein Kind mit mittelschwerer Hemi parese hingegen greift fast immer Gegenstände mit der dominanten Hand und gibt sich diese dann in die Assistenzhand. Ein Kind mit einer schweren Hemiparese stabilisiert Gegenstände vor allem mit dem Arm.
Spielerisch den Einsatz der Assistenzhand testen > Zur Ausrüs-tung des AHA gehört ein Koffer mit Spielmaterial, das beidhändiges Hantieren provoziert. Die Therapeutin bietet es dem Kind in einer lustigen Spielsituation an. Wie das Kind damit spielt, darf es selbst entscheiden. Dabei zeigt es spontan, wie es seine Hände einsetzt. Kinder, die älter als fünf Jahre alt sind, explorieren meist nicht mehr spontan, weshalb zwei Brettspiele entwickelt wurden, bei denen die Kinder eine „wichtige Mission“ erfüllen müssen. Im Verlauf des Spieles lösen sie Aufgaben, sammeln beispielsweise Drachenkugeln (Murmeln) aus einer Drachenhöhle in eine Flasche und setzen dabei das Spielmaterial aus dem Koffer ein (a Abb. 4).
Die Therapeutin filmt die Spielsituation. Anhand des Videos bewertet sie kriterienspezifisch die 22 Items aus den Kategorien „Allgemeiner Einsatz“, „Einsatz des Armes“, „Greifen und Loslas-sen“, „Feinmotorische Anpassung“, „Koordination“ und „Tempo“ (a Tab.). Die Daten überträgt sie in eine Computersoftware, welche die Rohwerte und den Prozentrang (0 bis 100 Prozent) angibt und ein individuelles Profil des Kindes erstellt. 100 Prozent stehen für den optimalen Einsatz der Assistenzhand. Der Test dauert etwa 15 Minuten, die Auswertung circa 45 Minuten. Voraussetzung ist ein AHA-Zertifizierungskurs (a „Zertifizierungskurse“).
Abb. 1–4 Die Materialien aus dem Spielekoffer des AHA fordern beide Hände – Kinder mit einer Hemiplegie setzen ihre Assistenzhand dabei unterschiedlich effektiv ein.
Ellen Romein ist seit 1976 Ergo-therapeutin und war unter anderem in der Erwachsenenrehabilitation und Neuropädiatrie tätig. Ihr besonderer Einsatz gilt der betätigungs orientierten und klienten zentrierten Ergotherapie. Melanie Hessenauer ist seit 2000 Ergotherapeutin und arbeitet seit
2004 in der Schön Klinik Vogtareuth im Bereich Neuropädiatrie. Aktuell befindet sie sich in der Ausbildung zur Faculty für das AMPS. Gemeinsam geben die beiden Ergotherapeutinnen Fortbildungen zum AHA in Deutschland.
Die Therapie gestalten > Mit dem Konzept des AHA können Ergo-therapeuten verstehen, was eine effektive Assistenzhand ausmacht, und die Therapie planen. Denn: Kann ein Kind eine bestimmte Aktivität mit einer Hand erfolgreich durchführen, besteht kein Bedarf an therapeutischer Intervention. Ist die Durchführung nicht möglich, verlangsamt oder mühevoll, kann man mithilfe der Item-Hierarchie überlegen, wie die Assistenzhand effektiver werden könnte. Das AHA macht auf Diskrepanzen zwischen Kapazität und Performanz aufmerksam und stellt Therapeuten vor die Frage, ob der Einsatz der Kapazität in bestimmten Alltagsaktivitäten realis-tisch ist. Wir können nicht erwarten, dass ein Kind ständig seine maximale Leistung im Alltag zeigt oder bei allen Aktivitäten „übt“. Ansonsten werden wir enttäuscht, die Eltern frustriert, und das Kind fühlt sich schuldig oder macht nicht mehr mit.
Mit dem AHA kann man die Therapie effektiver gestalten, ohne jahrelang das Greifen von Gegenständen vom Tisch und deren Los-lassen zu üben. Das ist nur für bestimmte Kinder sinnvoll. Wir ana-lysieren problematische Betätigungen und entscheiden individuell mit unseren Klienten, ob Körperfunktionen verbessert werden sol-len, um bestimmte Alltagsaktivitäten ausführen zu können. Das heißt, das Konzept der Assistenzhand ermöglicht eine therapeuti-sche Haltung, in der nicht das Beüben des hemiparetischen Armes, sondern das effektivere Durchführen von Alltagsaktivitäten im Mittelpunkt steht. Ellen Romein und Melanie Hessenauer
Item-Hierarchie und Literaturliste finden Sie unter www.thieme-connect.de/ejournals/toc/ergopraxis > „Ausgabe 4/12“.
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