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Erfahrungsbericht Liège

Persönliches Mein Name ist Daniela. Ich bin 21 Jahre alt und fing im September 13 die LehrerInnen-Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule in Bern an. Ich entschied mich dafür, mein 4. Semester im Ausland zu machen (EUROPA MOBILITÄT). Das 3. Semester hatte ich am IVP im Profil MST erfolgreich abgeschlossen, bevor ich also nach Liège (Belgien) an die HELMo studieren ging. Für mich war seit Studienbeginn klar, dass ich ein solches Austauschsemester machen würde. Gründe dafür waren, dass ich mich einerseits für Sprachen interessierte und die Chance in eine andere Sprache/ Kulturen eintauchen zu können, nutzen wollte. Die Möglichkeit, ohne Weiteres für ein halbes Jahr in einem anderen Land zu leben, war einmalig. Anderseits würde es mir auch helfen, Französisch kompetenter zu unterrichten. Ich hätte meinen Aufenthalt lieber im englischsprachigen Raum gemacht. Französisch beherrschte ich nämlich bereits vor meinem Aufenthalt in Liège besser als Englisch. Mir wäre lieber gewesen mich darin zu verbessern, denn auch dieses werde ich später unterrichten. Leider gab es keine Partner Hochschulen im englischen Sprachgebiet. In ein frankophones Land zu gehen war also entschieden. Bei der Wahl des Ortes halfen mir die Infoveranstaltungen von Frau Tauch. Sie hatte erklärt, dass die Studiengänge in Belgien derer der Schweiz glichen. Deshalb wäre es leichter sich die Kurse anrechnen zu lassen als dies in Frankreich der Fall sei. (Obwohl ich im Nachhinein das Gefühl habe, egal von wo man kommt und wohin man auch geht, die Anrechnung der ECTS-Punkte ist immer eine Schwierigkeit, die ein solcher Austausch mit sich bringt ). Meine erste Wahl war Liège, welche auch berücksichtigt werden konnte. Dies, weil es hiess wir bekämen viel Unterstützung von der ESN (Erasmus Student Network) und seien nicht allein gelassen. Dies war nur bedingt der Fall. Sie organisierten viele Events. Bei der versprochenen Hilfe für die Wohnungssuche musste ich jedoch feststellen, dass sie erst im letzten Moment auf meine Mails antworteten, als ich mich sowieso schon selbst organisiert hatte. Unter anderem mit Hilfe von Mme Wilmots, die an der HELMo arbeitete. Anreise Das Frühlingssemester an der HELMo Liège, fängt früher an als bei uns. Ich absolvierte also ein verkürztes Praktikum 3 (2 statt 3 Wochen). Am folgenden Samstag, flog ich mit Easyjet von Genf nach Brüssel. Der entscheidende Grund, das Flugzeug (und nicht den Zug) zu nehmen, war der Preisunterschied. In Liège angekommen, wurde ich von einer für mich zuständige Person der ESN am Bahnhof Liège-Guillemins abgeholt. Sie brachte mich in mein neues zu Hause und bot mir an, mich in der Stadt herumzuführen. „Zu Hause“ wartete die Vermieterin meines Zimmers, die gleichzeitig auch in dem Haus wohnte, auf mich. Ich hatte ihr im Vorherein mitgeteilt, wann ich ankommen würde. Unterkunft Bei der Unterkunftssuche, habe ich mir zuerst alle möglichen Angebote angesehen. Zwei Gründe bewegten mich dazu, mich für eine WG zu entscheiden. Erstens stimmte das Preisleistungsverhältnis der Zimmer in den Studentenheimen nicht. Berichten zufolge seien die Zimmer schlecht unterhalten und gleichzeitig sehr teuer. Ich habe während meines Erasmus einige dieser Zimmer gesehen (im Student Hotel und im Studentenwohnheim, das vis-à-vis der Université de Liège (ULG) am Place 20 août liegt). Sie sind meiner Meinung nach bestens unterhalten und bringen den

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Vorteil, dass sie sehr zentral gelegen sind. Auch lernt man automatisch viele andere Erasmus-Studenten kennen. Der Nachteil ist, dass die Zimmer meisten teurer sind als die WG-Zimmer. Der Zweite Grund war, dass ich gerne mit einheimischen Studenten zusammen wohnen wollte, um in Bezug auf die Sprache grösstmögliche Fortschritte zu erzielen. Glücklicherweise verstand ich mich bestens mit meiner belgischen Mitbewohnerin. So profitierte ich von der Wohnsituation in zweierlei Hinsicht: der soziale Kontakt der mit guttat brachte automatisch auch sprachliche Fortschritte mit sich. Ich hatte eine Unterkunft bei einer Frau gefunden, die zwei Zimmer an Studenten vermietete. Wir waren eine kleine WG mit familiärem Charakter. Martine Wilmots (von der HELMo) schickte uns mögliche Unterkunftsmöglichkeiten. Unter diesen war auch das Zimmer dabei, das für die 5 Monate des Frühlingssemesters 15 meines sein sollte. Das Zimmer befand sich an der Rue Du Limbourg 10. Mit dem Bus war das Zentrum in etwa 6 Minuten zu erreichen, zu Fuss brauchte man jedoch mindestens 25 Minuten. Es lag am Hang in der Höhe von Liège , was den Nachhauseweg noch länger machte. Eine Lage im Zentrum wäre sicherlich besser gewesen, ansonsten kann ich mich jedoch über nichts beklagen. Das Zimmer war möbliert. Mir wurde von Geschirr bis zu Duschtüchern alles zur Verfügung gestellt. Ein riesen Vorteil war auch, eine Waschmaschine im Haus zu haben. Viele meiner Freunde beklagten sich immer wieder, dass es äusserst mühsam sei, jedes mal in die Wäscherei gehen zu müssen. Das Zimmer kostete mich im Monat 290 Euro. Empfehlenswert bei der Wohnungssuche ist sicherlich, möglichst früh damit anzufangen. Ein Tipp ist auch, sich auf allen möglichen Erasmus- und Studenten-Seiten von Liège auf Facebook anzumelden. Dort schreiben die ehemaligen Erasmusstudenten jeweils ihre Wohnungen/ Zimmer aus. Studium Da ich an der HELMo Liège studierte, war es für mich nicht möglich, die Kurse vor meiner Abreise zu wählen und somit mein Learning Agreement davor zusammen zu stellen. Anfangs fand ich das komisch und ich kam mir unvorbereitet vor. In den ersten 2 Wochen besuchte ich so ziemlich alle Kurse, um anschliessend zu entscheiden, welche ich wählen wollte. Dieses Vorgehen schien mir im Nachhinein eigentlich sehr sinnvoll. Auch wäre es möglich gewesen, das Learning Agreement nachträglich noch zu ändern. Hierfür sah ich jedoch keinen Bedarf. An HELMo waren wir 6 Austauschstudenten. Je zu zweit wurden wir in je eine Klasse eingeteilt. Die Unterrichtsform glich derjenigen unserer Seminare. Vorlesungen gab es meiner Meinung nach nur in Mathematik, welches ich jedoch nicht besuchte. Eine solche Unterrichtsorganisation war für uns Erasmusstudenten sehr hilfreich, denn schon bald wussten wir, an wen wir uns bei Fragen richten konnten. Die Integration war dennoch nicht leicht. Dies lag sicherlich auch daran, dass wir 2 Erasmusstudenten in einer Klasse waren. Diese Situation brachte den Nachteil, dass wir oft einfach unter uns blieben. Ich erkannte, dass einige Mitstudierenden sehr offen waren. Sie kümmerten sich eher um uns als andere, jedoch fühlten wir uns nie wirklich integriert. In Bezug auf die Prüfungen, zeigten sich die meisten sehr offen und baten uns ihre Notizen an. Auf dieses Angebot griff ich einige Male zurück, denn meine Notizen einiger Fächer waren nicht wirklich zu gebrauchen. In den Kursen wurde nämlich nicht mit PPPs gearbeitet und wenn doch, dann fand man sie meistens nicht auf dem E-Learning/Intranet. Wir mussten alle wichtigen Informationen selber festhalten, was angesichts der Sprache und Materie oft nicht einfach war. Das Sprachniveau war nicht unbedingt das Problem. Das Problem war eher, dass ich in Fächern wie

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Geologie sehr wenig Hintergrundwissen hatte und es schon auf Deutsch schwierig gewesen wäre, das alles zu verstehen. In anderen Fächern wie z.B. Religion gab es keine Verständnisprobleme. Zu meiner Erleichterung stellte ich vor den Prüfungen fest, dass einige Dozenten Skripts zu der behandelten Materie in das Netz gestellt hatten, welche für mich sehr hilfreich waren. Im Allgemeinen waren die Kurse mehr oder weniger spannend. Was mir auffiel war, dass es in einigen Fächern rein um die Selbstkompetenz (und nicht Didaktik) ging, und zwar sehr detailliert. Anderseits gab es auch viele Praxisbezüge und es wurde viel diskutiert. Es gab ein Fach „Ateliers Formation Professionelle“ (AFP), das wohl der unsrigen BPA entspricht. Stundenmässig hatten wir jeden Freitag zwischen 4 und 6 Lektionen davon und es konnte demzufolge wirklich an konkreten Schulsituationen gearbeitet werden. Ich finde ein solches Fach, insofern auch eine gewisse Stundenzahl investiert wird, sehr sinnvoll. Zweimal in der Woche hatten wir den Kurs „Français langue étrangère“ zu besuchen, für welchen wir 5 ECTS-Punkte erhielten. Anfangs war es mein Lieblingskurs, denn wir lernten sehr viel. Mit der Zeit wurde es aber eher mühsam, weil er jeweils an lange Schultage anschloss und wir alle müde waren. Auch hatten wir jeweils Hausaufgaben zu erledigen und einen parallelen Online-Kurs (ALTER) zu absolvieren. Beim Online-Kurs geht es darum jede Woche zwei Aufgaben zu erledigen (einen Text schreiben, ein Quizz ausfüllen, Fragen mündlich zu beantworten,..), welche anschliessend bewertet werden. Die Punkte, die man erhält werden mit der schriftlichen und der mündlichen Prüfung verrechnet. Es lohnt sich also sich Mühe zu geben. Was mir Probleme bereitete waren die mündlich Aufgaben auf ALTER zu registrieren. Wir mussten unsere Antworten mit einem Programm aufnehmen, das von meinem Mac anscheinend nicht unterstützt wurde. Die Sicherheitsvorkehrungen blockierten es. Niemand konnte mir sagen, an was es lag. Erst nachdem ich zweimal auf jemanden anderen angewiesen war, um die Aufgabe trotzdem lösen zu können, erklärte mir jemand, ich solle FIREFOX verwenden, weil es lediglich SAFARI sei, das dieses Programm blockiere. Ich besuchte viel mehr Kurse als jeweils an der PH in Bern und hatte 9 Prüfungen. Die Kurse waren nämlich weniger umfangreich und gaben jeweils nur zwischen 1 und 2 ECTS-Punkten. An der HELMo wird der gesamte Stoff gemeinsam in der Klasse durchgearbeitet. Es ist keine oder nur wenig Zeit eingerechnet, in der die Studenten zu Hause im Selbststudium Stoff erarbeiten. Die Prüfungen wurden an uns Erasmusstudenten angepasst. In den meisten Fächern lediglich quantitativ, weil die regulären Studenten Ganzjahresprüfungen hatten. Im Fach Französisch jedoch hatten wir eine ganz andere Prüfung, weil es nicht realistisch gewesen wäre, uns mit den selben Fragen zu testen. Auch waren einige Prüfungen für uns mündlich, während sie für die anderen schriftlich gewesen sind. Ich empfand die Prüfungsformen als sehr entgegenkommend. Einzig was mich störte, war die späte Kommunikation. Oft hatten wir das Gefühl erst im letzten Moment informiert zu werden. Wie bereits erwähnt, hatte ich das Praktikum 3 verkürzt absolviert (2 statt 3 Wochen). Ich war also darauf angewiesen ein Praktikum in Liège zu machen, was auch möglich war. Im Studienplan der HELMo war ein 2-wöchiges Praktikum nach den 2-wöchigen Frühlingsferien vorgesehen. Die regulären Studenten lernten ihre Praktikumsklassen ziemlich früh kennen, während für uns noch Plätze gesucht wurden. Wir waren 3 Erasmusstudenten an einer Schule in der Nähe des Bahnhofs Guillemins. An unserer Schule waren zudem andere Praktikantinnen, die an HELMo studierten.

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Einige Erasmus-Mitstudenten hatten grosse Bedenken, das Praktikum nicht gut zu meistern auf Grund mangelnder Sprachkenntnisse. Es zeigte sich, dass die Sprache nur wenige Schwierigkeiten bereitete. Die Praxislehrperson und auch die Kinder wussten, dass Französisch nicht meine Muttersprache war. Die Tatsache, dass nicht nur die Kinder von der Lehrerin lernen, sondern auch umgekehrt, zeigte sich in diesem Kontext sehr deutlich. Sie halfen mir mit der Sprache, während ich sie unterrichtete und ihnen Dinge lehrte. Das Praktikum war ein Halbzeit-Praktikum. Fächer wie Französisch unterrichtete ich natürlich nicht. Ich arbeitete mit den Kindern in den Fächern Mathematik, Bildnerisches Gestalten, Geschichte und Geografie. Die Fächer Geschichte und Geografie nutzte ich dazu, ihnen die Schweiz näher zu bringen. Zu meinem Erstaunen waren die Kinder höchst interessiert und wollten unbedingt einige Wörter auf Deutsch lernen. Die Gelegenheit zu haben, ein Praktikum in einem anderen Land zu machen, ist grossartig. Man sieht in eine andere Kultur und lernt dadurch sehr viele Sachen. Es entsteht eine Offenheit, gegenüber anderen Lehrprinzipien, die nicht schlechter, aber halt anders als unser sind. Ich persönlich empfinde dies auch als grossen Mehrwert für die Kinder. Sie waren begeistert mehr über mich und meine Kultur zu lernen. Freizeit Das Zugfahren in Belgien ist bis und mit 25 Jahren sehr günstig. Für den GO-PASS 10 bezahlt man 51 Euro und kann damit 10 beliebige Fahrten durch Belgien machen. Vor der Fahrt trägt man Abfahrts-und den Ankunftsort ein und los geht’s. In meiner Freizeit besuchte ich also die Städte Brügge, Gent, Leuven, Namur und Maastricht(NL). Auch erkundete ich Liège. Jeden Sonntagmorgen gab es einen riesen grossen Markt entlang der Meuse, dem Fluss, der mitten durch Liège fliesst. Die Treppe bei der Citadelle, mit ihren 374 Stufen, ist ein Muss. Von oben überblickt man die gesamte Stadt. In Liège gibt es zudem eine Oper, mehrere Theater und viele Museen. Auch Bars gibt es nicht zu wenige. Leute, die gerne ausgehen, kommen im Carré auf ihre Kosten. Auch der Pot au Lait, eine Bar in der Nähe der Université, darf nicht ungesehen bleiben. Mit seiner speziellen und farbigen Dekoration bietet er eine einmalige Atmosphäre. Die ESN Helmo organisierte einige Freizeitaktivitäten für und mit uns. Am erstem Wochenende führten sie uns in der Stadt herum, luden uns zum Bowling spielen ein und zeigten uns anschliessend das Maison de Peket. Der Peket, ein alkoholisches Getränk, ist eine Spezialität Lièges, welches man in dieser Bar in zig verschiedenen Geschmacksrichtungen geniessen kann. Ein anderes Mal organisierte die ESN ein Wochenende mit uns in einem kleinen Dörfchen in der Nähe von Liège. Wir besuchten die Städte, die sich in der Nähe davon befanden und gingen Paintball spielen. Auch verbrachte ich einen Tag an einem Festival in Brügge, einen anderen verbrachte ich im Aqualibi, einem Wasserpark ganz in der Nähe von Liège. Kontakt zu anderen Erasmusstudenten zu finden ist nicht schwierig. Alle sind in der gleichen Situation und daher sehr offen Freunde zu finden. Ein Vorteil ist, dass es in Liège pro Semester zirka 500 Erasmusstudenten hat und daher viele Abende von der ESN organisiert werden. Freundschaften mit Einheimischen zu schliessen ist die grössere Herausforderung. Sprachlich gab es immer wieder Missverständnisse, jedoch nichts Gravierendes. Für die meisten Ersamusstudenten war Französisch nicht die Muttersprache und da ist es wohl normal, sich nicht auf Anhieb immer zu verstehen.

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Fazit Alles in Allem hat mir der Aufenthalt sehr gut gefallen. Es waren 5 lehrreiche und spannende Monate. Ich habe verschiedenste Menschen kennen gelernt und viel über andere Kulturen gelernt (nicht nur die belgische). Es waren Leute, mit denen ich sehr viel Zeit verbracht habe, was uns sehr eng zusammenbrachte. Die Zeit von fünf Monaten schien mir eher zu kurz und der Abschied fiel schwer. Der Aufenthalt hat mich also nicht nur sprachlich weiter gebracht, sicherlich auch in meiner persönlichen Entwicklung. Ich durfte viele spannende Erfahrungen machen. Deshalb würde ich jedem und jeder empfehlen ein solches Austauschsemester zu machen.