erfahrungen bei der mandibulären bzw. artikulären bißhebung

5
258 Fortsehritte der Kieferorthopfidie Bd. 18 H. 3 (1957) Aus der kieferorthop/idischen Abteilung (Leiter: Dozent Dr. med. H. Wunderer) der Westdeutsehen Kieferklinik der Medizinisehen Akademie Diisseldorf (Direktor: Professor Dr. K. Hiiupl) Erfahrungen bei der mandibuliiren bzw. artikuliiren BiBhebung Yon Dr. Walter Weise, Diisseldorf Mit 15 Abbildungen In einer VerSffentliehung fiber den kieferorthopiidisehen gewebeumbau bei Behandlung des tiefen Frontzahniiberbisses mittels Aktivators zeigte K. H iiupl 1954= die MSgliehkeit einer mandibulgren bzw. artikulgren Bighebung dureh Sen- kung des vorderen horizontalen Unterkieferanteils. Bei einer Reihe yon Fgllen war im Laufe funktionskieferorthopgdiseher 13e- handlung innerhalb kurzer Zeitr/iume eine auffgllige Verringerung des Front- zahntiberbisses eingetreten. Bei einem dieser Fglle kam es sehon naeh 3 Ngehten zur Ausbildung eines frontM offenen Bisses. Hervorzuheben war dabei, dab hgutig das Kaufliiehenrelief am Aktivator erhalten geblieben war. Die betreffenden Ak- tivatoren waren also nieht auf Bighebung eingesehliffen worden. Sodann war nieht selten in Sehlul3bil3stellung ein Klaffen der Ziihne festzustellen, das bei den vorletzten Seitenzithnen beginnend naeh vorn zunahm. Diese Tatsaehen spreehen dafiir, dal3 die erreiehte Verminderung des Frontzahniiberbisses kaum dureh Vertikahvanderung der Seitenzghne erreieht wurde. Aueh die anderen MSglieh- keiten einer paradentalen Verringerung des Frontzahniiberbisses (Protrusion und Intrusion yon Frontziihnen sowie horizontale Zahnbewegungen) konnten bei diesen Fiillen weitgehend ausgesehlossen werden. K. Hgup1 nahm statt dessen als wahrseheinliehe Ursaehe fiir die Verminderung des Frontzahntiberbisses eine Formvergnderung des Unterkiefers, und zwar insbesondere im Bereieh der KSpf- ehenh/ilse an und bezeiehnete diesen Vorgang als mandibulgre bzw. artikuliire BiBhebung. Seither wurde an der kieferorthop/idisehen Abteilung der Westdeutsehen Kie- ferklinik besondere Aufmerksamkeit auf solehe und iihnliehe Fglle geriehtet. Wie ieh an anderer Stelle bereits besehrieben habe, konnten dabei zwei Formen der mandibulgren bzw. artikulgren Bighebung untersehieden werden, die dureh Sen- kung des gesamten und dureh die Senkung des vorderen horizontalen Unterkiefer- anteils hervorgerufene Form. Eine klare Trennung kann im Einzelfall sehwierig sein, da beide Formen kombiniert vorkommen kSnnen und h/iufig noeh funktio- nelle paradentale Anpassungswanderungen hinzutreten. I Zungehst sei die dureh Senkung des gesamten horizontalen Unterkie- feranteils hervorgerufene Form der Bighebung behandelt. Diese Form tritt bei einer Vergnderung der Biglage im Laufe kiefer- orthopiidiseher Behandlung ein, wenn bei der horizontalen Versehiebung des Unterkiefers infolge yon Fiihrungselementen zugleieh eine Senkung des gesamten horizontalen Unterkieferanteils bewirkt wird. Als Ftihrungselemente kommen Zahnh6eker, Sehneidekanten und Gelenkfliiehen in Betraeht. Sehon geringe Vergnderungen der BiNage kSnnen eine solehe Bighebung bewirken, zunl Beispiel wenn an Stelle einer I-I6eker-Fissuren-Verzahnung eine H6eker-H6eker-Stellung tritt. Besonders augenseheinlieh wird diese Bil3hebung an den F/illen, bei denen

Upload: walter-weise

Post on 13-Aug-2016

224 views

Category:

Documents


3 download

TRANSCRIPT

Page 1: Erfahrungen bei der mandibulären bzw. artikulären Bißhebung

258 Fortsehritte der Kieferorthopfidie Bd. 18 H. 3 (1957)

Aus der kieferorthop/idischen Abteilung (Leiter: Dozent Dr. med. H. Wunderer) der Westdeutsehen Kieferklinik der Medizinisehen Akademie Diisseldorf

(Direktor: Professor Dr. K. Hiiupl)

Erfahrungen bei der mandibuliiren bzw. artikuliiren BiBhebung Yon Dr. Walter Weise, Diisseldorf

Mit 15 Abbildungen

In einer VerSffentliehung fiber den kieferorthopiidisehen gewebeumbau bei Behandlung des tiefen Frontzahniiberbisses mittels Aktivators zeigte K. H i iupl 1954= die MSgliehkeit einer mandibulgren bzw. artikulgren Bighebung dureh Sen- kung des vorderen horizontalen Unterkieferanteils.

Bei einer Reihe yon Fgllen war im Laufe funktionskieferorthopgdiseher 13e- handlung innerhalb kurzer Zeitr/iume eine auffgllige Verringerung des Front- zahntiberbisses eingetreten. Bei einem dieser Fglle kam es sehon naeh 3 Ngehten zur Ausbildung eines frontM offenen Bisses. Hervorzuheben war dabei, dab hgutig das Kaufliiehenrelief am Aktivator erhalten geblieben war. Die betreffenden Ak- t ivatoren waren also nieht auf Bighebung eingesehliffen worden. Sodann war nieht selten in Sehlul3bil3stellung ein Klaffen der Ziihne festzustellen, das bei den vorletzten Seitenzithnen beginnend naeh vorn zunahm. Diese Tatsaehen spreehen dafiir, dal3 die erreiehte Verminderung des Frontzahniiberbisses kaum dureh Vertikahvanderung der Seitenzghne erreieht wurde. Aueh die anderen MSglieh- keiten einer paradentalen Verringerung des Frontzahniiberbisses (Protrusion und Intrus ion yon Frontziihnen sowie horizontale Zahnbewegungen) konnten bei diesen Fiillen weitgehend ausgesehlossen werden. K. H g u p 1 nahm sta t t dessen als wahrseheinliehe Ursaehe fiir die Verminderung des Frontzahntiberbisses eine Formvergnderung des Unterkiefers, und zwar insbesondere im Bereieh der KSpf- ehenh/ilse an und bezeiehnete diesen Vorgang als mandibulgre bzw. artikuliire BiBhebung.

Seither wurde an der kieferorthop/idisehen Abteilung der Westdeutsehen Kie- ferklinik besondere Aufmerksamkeit auf solehe und iihnliehe Fglle geriehtet. Wie ieh an anderer Stelle bereits besehrieben habe, konnten dabei zwei Formen der mandibulgren bzw. artikulgren Bighebung untersehieden werden, die dureh Sen- kung des gesamten und dureh die Senkung des vorderen horizontalen Unterkiefer- anteils hervorgerufene Form. Eine klare Trennung kann im Einzelfall sehwierig sein, da beide Formen kombiniert vorkommen kSnnen und h/iufig noeh funktio- nelle paradentale Anpassungswanderungen hinzutreten.

I Zungehst sei die dureh S e n k u n g des g e s a m t e n h o r i z o n t a l e n U n t e r k i e -

f e r a n t e i l s hervorgerufene Form der Bighebung behandelt. Diese Form t r i t t be i e i n e r V e r g n d e r u n g de r B i g l a g e im Laufe kiefer-

orthopiidiseher Behandlung ein, wenn bei der horizontalen Versehiebung des Unterkiefers infolge yon Fiihrungselementen zugleieh eine Senkung des gesamten horizontalen Unterkieferanteils bewirkt wird. Als Ftihrungselemente kommen Zahnh6eker, Sehneidekanten und Gelenkfliiehen in Betraeht. Sehon geringe Vergnderungen der BiNage kSnnen eine solehe Bighebung bewirken, zunl Beispiel wenn an Stelle einer I-I6eker-Fissuren-Verzahnung eine H6eker-H6eker-Stellung tr i t t . Besonders augenseheinlieh wird diese Bil3hebung an den F/illen, bei denen

Page 2: Erfahrungen bei der mandibulären bzw. artikulären Bißhebung

Walter Weise, Erfatmmgen bei der mandibul~ren bzw. artikul/~ren Bil3hebung 259

der Gewebeumbau im Sinne einer Lagever~nderung des Unterkiefers so rasch verl/~uft, dab der paradentale Gewebeumbau damit nicht Schritt h/~lt. Es kommt dann zu einer 5rtlichen Nonokklusion, die abet im allgemeinen nur voriiber- gehender Natur ist.

Hierzu sei ein Beispiel angeffihrt. Dieser Fall betrifft eine bei Behandlungs- beginn 12 Jahre 5 Monate alte Patientin, die mittels Aktivators behandelt wurde. Es bestand dysgnather FrontzahniiberbiB und geringgradig ausgepriigter beid- seitiger RiickbiB. Innerhalb yon 4 Monaten war eine Verringerung des dysgnathen Frontzahniiberbisses sowie eine Nonokklusion im Bereich aller Seitenz/ihne ein- getreten. Der Unterkiefer war hierbei deutlich nach mesial verlagert. Die ent- sprechenden Kiefermodelle sind auf den Abb. 1 bis 6 zu sehen.

Abb. 1 his 6

Es gibt abet auch Fiille, bei denen es o h n e h o r i z o n t a l e V e r s c h i e b u n g des U n t e r k i e f e r s zu einer solchen Bil~hebung kommt, also lediglich durch Senkung des gesamten horizontalen Unterkieferanteils.

I I Jedoch nicht yon dieser Form der mandibul/iren bzw. artikul/iren BiShebung

soll hier in erster Linie die Rede sein, sondern vielmehr yon der yon K. H i i u p l beschriebenen Form, der eigentlichen mandibu]/~ren bzw. artikul~ren BiBhebung.

Das Wesen dieser BiBhebung liegt in der S e n k u n g des v o r d e r e n h o r i z o n - t a l e n U n t e r k i e f e r a n t e i l s . Durch diese Senkung wird eine h~ufig besonders rasch verlaufende Verringerung des Frontzahnfiberbisses hervorgerufen. Sie geht mit einer Nonokklusion einher, die an den vorletzten Seitenziihnen beginnend nach vorn zunimmt. Dieser offene Bil~ mul~ jedoch nicht immer anzutreffen sein, da infolge funktioneller Anpassungswanderungen der Z~hne vor allem im Sinne einer Extrusion der nieht mehr okkludierenden Z/~hne der Antagonistenkontakt teilweise oder vSllig wiederhergestellt worden sein kann. Es liegt nahe, yon einer Kippung des horizontalen Unterkieferanteils mit dem Drehpunkt an den letzten oberen Seitenz~hnen zu sprechen, da die Senkung des horizontalen Unterkiefer- anteils an den vorletzten unteren Seitenz~hnen beginnend immer gleichm~Sig nach vorn zunimmt.

Um das Auftreten dieser Bil~hebung zu studieren und sie gegebenenfalls in den Dienst der kieferorthop~dischen Behandlung stellen zu kSnnen, wurden s/imt-

Page 3: Erfahrungen bei der mandibulären bzw. artikulären Bißhebung

260 Fortschritte der Kieferorthop~die Bd. 18 H. 3 (1957)

liche vorliegenden Falle untersucht, bet denen es zu ether solchen Verringerung des Frontzahniiberbisses kam.

Es ergaben sich dabei keinerlei Beziehungen zwischen A r t u n d Ausmal3 d e r v o r l i e g e n d e n G e b i g f e h l e n t w i c k l u n g und dem Auftreten dieser mandibu- laren bzw. art ikularen BiBhebung, abgesehen yon einer Ausnahme, auf die spater zuriiekgekommen wird. Die D a u e r des T r a g e n s de r A p p a r a t u r lieg ebenfalls keine Beziehungen erkennen. Die BiBhebung t ra t manchmal sofort nach dem Einsetzen des Apparates ein, manehmal erst Monate danach. Ebenso liel3 auch das A l t e r d e r P a t i e n t e n keinen Zusammenhang erkennen.

Dann wurden die Fiille nach der K o n s t r u k t i o n des A p p a r z t e s durch- gesehen. Die Billhebung t ra t sowohl bet Aktivatoren mit erhalten gebliebenem als aueh mit eingesehliffenem K a u f l a e h e n r e l i e f ein. Aueh die R i e h t u n g d e r h o r i z o n t a l e n V e r s e h i e b u n g des U n t e r k i e f e r s im Konstruktionsbil] spielte keine Rolle. Sowohl bet mesial als aueh bet distal im Konstruktionsbil3 einge- stelltem Unterkiefev, abet aueh bet einer KonstruktionsbiNage, die der indivi- duellen Okklusion etwa entsprach, wurde diese Art der Bighebung festgestellt. Dagegen bestehen Beziehungen zwischen dem Ausmai3 de r V e r a n d e r u n g d e r U n t e r k i e f e r l age im Konstruktionsbil3 und dem Auftreten dieser BiBhebung. Dafiir spreehen folgende Beobaehtungen:

Es wurden Falle festgestellt, bet denen eine naehtr~igliehe Veranderung der Konstruktionsbil31age im Sinne einer weiteren Mesialverlagerung des Unterkiefers im Aktivat ior eine solehe Bighebung zur Folge hatte. Abet aueh die naeh- tragliehe Anderung der Konstruktionsbifllage an sich kSnnte mit dem Auft~'eten dieser BiBhebung im Zusammenhang stehen, da bet einem Fall lediglieh eine naehtragliche Mittellinienkorrektur yon einer plStzlieh einsetzenden Bil3hebung gefolgt war. Zwar bewegte sieh bet allen untersuehten Fallen die HShe des Kon- struktionsbisses in den iibliehen Grenzen von 4 - 6 mm, es wurde aber bet keinem Fall, der sieh wegen eines frontal offenen Bisses in Behandlung befand, eine solehe mandibulare bzw. artikulare Bitlhebnng beobaehtet. Bet solehen Fallen wird bekanntlieh der Konstruktionsbil3 sehr flaeh genommen und der Unterkiefer bet Vorliegen eines Distalbisses nut langsam naeh mesia! verlagert.

Es wurde daraufhin der Versueh unternommen, diese BiIlhebung dadureh bewuBt hervorzurufen und fiir die kieferorthopadische Behandlung nutzbar zu maehen, dab starke Versehiebungen des Unterkiefers im Aktivator vorgenommen wurden. Diese Versuehe verliefen erfolgreieh, die Untersuehungen hierzu sind jedoeh noeh nicht abgesehlossenl).

Andererseits kann das Auftreten dieser BiBhebung gelegentlieh unerwiinseht sein, da sieh dann die Notwendigkeit ergebee kann, einen vorher nieht bestandenen offenen Bil3 zu sehliegen. Die Erfahrungen besagen nun, dag 2 - 4 Woehen, in denen der Appara t nieht getragen wird, geniigen, nm eine gtiekbildung dieser besonderen Art der Bighebung zu erhalten, die nahezu den alten Zustand wieder- herstellt, sofern nieht paradentale Anpassungswanderungen stattgefunden haben.

Eine solehe Beobaehtung wird auf den Abb. 7 bis 15 vorgefiihrt. Sie zeigen einen Fall, der zugleieh als Beispiel besonders deutlieher mandibularer bzw. artikularer Bighebung dureh Senkung des vorderen horizontalen Unterkieferanteils vorge- wiesen wird. Es handelt sieh um einen bet Behandlungsbeginn 1 1 Jahre 1 1 Monate alten Patienten,dessen Kiefermodelle auf denAbbildungen zu sehen sind. Es bestand am Anfang der Behandlung (Abb. 7 bis 9) roller Distalbig mit Protrusion der

1) Vgl. Zahngrztl. Welt/' Reform 1957, Heft 17.

Page 4: Erfahrungen bei der mandibulären bzw. artikulären Bißhebung

Walter Weise, Erfahrungen bei 4er mandibul~ren bzw. artikul~ren BiBhebung 261

oberen Front und Tiefbift. Die unteren Frontz~hne bissen auf die Gaumenschleim- haut auf. Die zweiten oberen Mahlz~hne waren durchgebrochen. 11 lj~ Monate nach Behandlungsbeginn, in denen sich der volle Distalbift auf ungef~hr eine halbe Pr~molarenbreite verringert hatte, wurde eine plStzhch sehr rasch verlaufende Bifthebung festgestellt, die nach weiteren 1 ] ./) Monaten (Abb. 10 bis 12) zu einer ~Z

Nonokklusion fiihrte, die bei den zweiten Pri~molaren beginnend nach vorn zu- nahm und einen ausgepr~gten offenen BiB in der Front hervorrief. Die inzwischen durchgebrochenen unteren zweiten Mahlz~hne standen noch nicht in Okklusion. Der Aktivator wurde daraufhin nicht mehr getragen. Drei Wochen spi~ter bereits (Abb. 13 bis 15) hatte sich der Bift deutlich wieder gesenkt. Die Biftlage yon einer halben Pr~molarenbreite distal blieb dabei unveri~ndert. Auch jetzt okkludierten lediglich die ersten Mahlz~hne.

Abb. 7 bis 9 Abb. 10 bis 12 Abb. 13 bis 15

Ferner konnte die Feststellung gemacht werden, daft durch einen Aufbift fiir die letzten Seitenzi~hne ein weiterer Verlust des Okklusionskontaktes vermieden wird und dab sich dann im allgemeinen nach kiirzerer Zeit wieder ein allseitiger Okklusionskontakt einstellt, wohl infolge funktioneller paradentaler Anpassungs- wanderungen vor allem im Sinne einer Extrusion der nicht mehr okkludierenden Zi~hne.

Zweckmi~ftiger Mrd man jedoch einen neuen Aktivator anfertigen, an dem der erwi~hnte Aufbift angebracht ist und vor allem bei dem der KonstruktionsbiB sehr flach genommen wird. Bei solchem Vorgehen wird man in den meisten F~llen diese BiBhebung und ihre Folgen hintanhalten k6nnen.

Zusammenfassung Es wird iiber Erfahrungen bei der mandibul~ren bzw. artikul~ren Bil3hebung berichtet.

Dabei wird vor allem auf die durch Senkung des vorderen horizontalen Unterkieferanteils hervorgerufene Form eingegangen. Zwischen dem Ausma[3 der Ver~nderung der Unterkiefer- stellung im Aktivator und dem Auftreten dieser Bil3hebung bestehen Beziehungen. Durch bestimmte MaBnahmen laI3t sich das unerwiinschte Auftreten dieser BiBhebung und ihrer Folgen hintanhalten.

Page 5: Erfahrungen bei der mandibulären bzw. artikulären Bißhebung

262 Fortsehritte der Kieferorthop~die Bd. 18 It. 3 (1957)

Sehriittum A n d r e s e n , V., K. H~up l und L. P e t r i k , Funktionskieferorthop~die, 6. Aufl. Miin-

ehen 1957. H/ tup l , K., Zsehr. Stomat. 1937, H. I. - - Ders. , Dtseh. zahnarztl. Zsehr. 19;4, H..20. - - H a u s s e r , E., Zahn~irztl. Welt 1955, H. 3. - - K o r k h a u s , G., in Bruhn : Handbueh der Zahnheitkunde, Bd. IV. 3Iiinehen 1 9 3 9 . - Schwarz , A. M., Lehrgang der Gebigregelung. Wien-Innsbruck 1953. - - Weise , W., Zahn/irztl. Welt 1955, H. 21. - - Ders. . ])tseh. zahn/irztl. Zsehr. 1956, I-I. 13. - - Ders., Zahnfirztl. Welt / Reform 1956, H. 14. - - :Ders., Zahnfirztl. Rdsch. 1956, H. 14. - - ~Vunderer , H., Zahn~irztl. Rdseh. 1955, H. 19.

Anschrift d. Verf.: Wesideutsche Kieferklinik, Dfisselclorf, ttimmelgeisterstr. 152

Aus der kieferorthop/~dischen Abteilung (Leiter : Dozent Dr. nmd. H. W unde r er) der Westdeutsehen Kieferklinik der Medizinisehen Akadenfie D~tsseldorf

(Direktor: Prof. Dr. reed. K. Hitupl)

Follikularzysten an retinierten Eckziihnen und ihre Bedeutung fiir die Kieferorthopiidie

Von Dr. Ursula Baerlecken, Diisseldorf

Mit 12 Abbildungen

Sowoh] fiber Z a h n r e t e n t i o n als auch fiber Fo l l iku]a rzys ten is t im Sch r i f t t um v i e t f a c h be r ich tc t worden. Dabe i h a t m a n sich auch mi t den Auswi rkungen so lcher Zys t en an ve r l age r t en Z~hnen a u f benachba r t e Gebie te und Gebi]de be- faint. Aufgabe des vor l iegenden Aufsa tzes is t es, au f die Auswi rkungen yon F o l l i k u l a r z y s t e n besonders an oberen Eckz~hnen ngher einzugehen, soweit sie ffir das k ie fe ror thopi id i scbe Vorgehen yon Belang sind.

Die Zahnre t en t ion , d . h . das Verb le iben yon ro l l en twicke l t en Z/~hnen im I( iefer , wurde f ibe re ins t immend haupts/~chlich an oberen Eckzi ihnen fes tges te l l t (K . H ~ t u p l , H. E u l e r , A . M . S c h w a r z , J . K r e n z i e n ) . Die Ursache dieser R e t e n t i o n wurde , d a e s sich gerade be im Eckzahn , abgesehen yon 2. und 3. Mo- la ren , u m einen , zu le tz t du rchb rechenden Z a h n " hande l t , vorwiegend in e inem P l a t z m a n g e l gesehen. Neben ande ren A u t o r e n ffihren K. H ~ u p l und I{. N o ] t e - m e i e r die Abweichung cines Zahnes ,con seiner I )u rchbruchs r i ch tung wie auch se ine Ver lagerung a u f zu g rogen ~Viders tand zurfick. , ,Es k a n n ke inem Zweife] un te r l i egen , d a b die H a u p t u r s a c h e ftir d ie l%etention yon Z~hnen eine mecha- nische ist, also Momente , welche den D u r c h b r u c h des Zahnes erschweren oder unmSgl ich m a c h e n " (K. H / i u p l ) . Der A u t o r z ieht jedoch auch K e i m v e r l a g e r u n g sowie kons t i tu t ione l l e Momente zur E rk l~ rung heran. Auch A. M. S c h w a r z (1951) schre ib t zuni ichs t : , ,Fehl t es dem Kiefer an d e m n6t igen W a c h s t u m s t r i e b , d a n n wird der ta t s~chl ich geleis te te R a u m g e w i n n oft noch ffir die E ins te l lung d e r Sehneidez/~hne ausreichen, der E c k z a h n aber als der zule tz t eiv_riickende Z a h n wird dabei s te ts benachte i l ig t sein ." I n e iner seiner l e tz ten Arbe i t en b e t o n t A. M. S e h w a r z (1954) aber , dab n ieht der P l a t zmange l das primi~re und ent- s che idende sei, sondern dab der E c k z a h n k e i m in de ra r t igen F/~llen yon Anfang an n i c h t au f seinen r ieh t igen P la t z im Zahnbogen hinziele, und eine R e t e n t i o n oder 1%ichtungs/~nderung d a d u r c h zus t ande k/ime.

Fol l ikul / i re Zys t en gerade an Eckz~hnen s ind ke ine Sel tenhei ten . 1%. T r a u n e r h a t u n t e r 150 oper ie r ten oberen Eckz~hnen 30~o mi t e iner Ausb i ldung yon Fotl i - k u l a r z y s t e n gefunden. Die E n t s t e h u n g dieser Zys ten wird au f unterschiedl iche