entwicklung und anwendung von mathematischen optimierungsmethoden zur ableitung von vereinfachten...

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306 i 2011 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.wiley-vch.de/home/muw Entwicklung und Anwendung von mathematischen Optimierungsmethoden zur Ableitung von vereinfachten Prɒfungen fɒr Fahrwerksbauteile Using of mathematical optimization methods for test specification development of simplified chassis components tests Prof. Dr.-Ing. Timm Seeger zum 75. Geburtstag gewidmet A. Kiesel, R. Schliebner, M. Seise Im Entwicklungsprozess von Fahrwerksbauteilen und zur QualitȨtsɒberwachung wȨhrend der Serienfertigung ist es erforderlich die Bauteile auf ihre zu erwartende Lebensdauer zu prɒfen. Um den Prɒfaufwand zu reduzieren wird hȨufig eine vereinfachte Prɒfung des Einzelbauteils durchgefɒhrt. Die Aufgabe des Entwicklungsingenieurs ist es, diese vereinfachte Prɒfung zu ent- wickeln. Dies kann durch die Suche nach einer geeigneten Prɒfkraft bzw. Kraftrichtung bei fest- gelegter Lagerung oder durch die Suche nach einer vereinfachten Lagerung bzw. durch die Kom- bination beider MɆglichkeiten erfolgen. In diesem Beitrag werden numerische Methoden zur Ableitung eines vereinfachten Prɒfaufbaus vorgestellt. Vertiefend werden eine Optimierungs- routine zur Ermittlung eines signifikanten Lastfalls und die iterative Lagerungssuche in Verbin- dung mit der schȨdigungsbasierten Kanalselektion vorgestellt. Die Anwendung der Routinen wird beispielhaft am RadtrȨger bzw. der Federbeinaufnahme des Porsche PANAMERA gezeigt. Neben dem derzeitigen Entwicklungsstand der numerischen Routinen werden ausblickend geplante Erweiterungen der Programmroutine vorgestellt. SchlɒsselwɆrter: Bauteilprɒfung / Prɒflast / Lastkanalselektion / Prɒfteillagerung / Fahrwerksbauteile / Testing the fatigue life time of chassis components is necessary during the development process and for quality supervision during the period of series production. In many cases a simplified test is done to reduce the complexity of the test. The development engineer has to develop the specifi- cation of those simplified tests. According to the task different approaches are possible: Looking for an adaquate test load or for a simplified mounting ore both. This paper deals with several nu- merical methods for test specification development. Especially a numerical optimization routine is presented for detection of a signifcant load case. Also the iterative searching for a simplified mounting in combination with damage based selection of load channel is shown. Exemplary the application of the routines is demonstrated by Porsche PANAMERA wheel carrier and a suspensi- on-strut receiving. The actual stage of development of the numerical routines is presented. In ad- dition intended upgrades of the software are shown. Keywords: Component testing / proof load / loadchannel selection / test mounting arrangement / chassis components / 1 Einleitung Ein Schwerpunkt der TȨtigkeit der Firma IAMT ist die experi- mentelle Absicherung der von ihr oder vom Auftraggeber ent- wickelten Bauteile. Dabei handelt es sich ɒberwiegend um Kom- ponenten oder Baugruppen im Fahrwerks- und Karosseriebe- reich von Automobilen oder Nutzfahrzeugen. GrundsȨtzlich werden zwei Typen der Prɒfung unterschie- den: die entwicklungsbegleitende Prɒfung und die Prɒfung zur Absicherung der QualitȨt. Die entwicklungsbegleitende Prɒfung dient dabei dem Vergleich des Soll- und des Ist-Zustandes des Bauteils hinsichtlich einer geforderten Lebensdauer und Scha- denskette. Fɒr die qualitȨtssichernde Prɒfung werden stichpro- benartig Prɒfteile untersucht um langfristig die QualitȨt von Materialkennwerten und Fertigungsverfahren zu sichern. Der dabei entstehende Aufwand umfasst einen großen Teil des Entwicklungsbudgets. Eine Felderprobung oder Achs- bzw. IAMT mbH, Lehmgrubenstraße 5, 08538 Weischlitz Korrespondenzautor: Dr.-Ing. R. Schliebner, IAMT mbH, Lehmgruben- straße 5, 08538 Weischlitz E-Mail: [email protected] DOI 10.1002/mawe.201100765 Mat.-wiss. u. Werkstofftech. 2011, 42, No. 4

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i 2011 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.wiley-vch.de/home/muw

Entwicklung und Anwendung von mathematischenOptimierungsmethoden zur Ableitung von vereinfachtenPr�fungen f�r Fahrwerksbauteile

Using of mathematical optimization methods for test specificationdevelopment of simplified chassis components tests

Prof. Dr.-Ing. Timm Seeger zum 75. Geburtstag gewidmet

A. Kiesel, R. Schliebner, M. Seise

Im Entwicklungsprozess von Fahrwerksbauteilen und zur Qualit�ts�berwachung w�hrend derSerienfertigung ist es erforderlich die Bauteile auf ihre zu erwartende Lebensdauer zu pr�fen.Um den Pr�faufwand zu reduzieren wird h�ufig eine vereinfachte Pr�fung des Einzelbauteilsdurchgef�hrt. Die Aufgabe des Entwicklungsingenieurs ist es, diese vereinfachte Pr�fung zu ent-wickeln. Dies kann durch die Suche nach einer geeigneten Pr�fkraft bzw. Kraftrichtung bei fest-gelegter Lagerung oder durch die Suche nach einer vereinfachten Lagerung bzw. durch die Kom-bination beider M�glichkeiten erfolgen. In diesem Beitrag werden numerische Methoden zurAbleitung eines vereinfachten Pr�faufbaus vorgestellt. Vertiefend werden eine Optimierungs-routine zur Ermittlung eines signifikanten Lastfalls und die iterative Lagerungssuche in Verbin-dung mit der sch�digungsbasierten Kanalselektion vorgestellt. Die Anwendung der Routinenwird beispielhaft am Radtr�ger bzw. der Federbeinaufnahme des Porsche PANAMERA gezeigt.Neben dem derzeitigen Entwicklungsstand der numerischen Routinen werden ausblickendgeplante Erweiterungen der Programmroutine vorgestellt.

Schl�sselw�rter: Bauteilpr�fung / Pr�flast / Lastkanalselektion / Pr�fteillagerung / Fahrwerksbauteile /

Testing the fatigue life time of chassis components is necessary during the development processand for quality supervision during the period of series production. In many cases a simplified testis done to reduce the complexity of the test. The development engineer has to develop the specifi-cation of those simplified tests. According to the task different approaches are possible: Lookingfor an adaquate test load or for a simplified mounting ore both. This paper deals with several nu-merical methods for test specification development. Especially a numerical optimization routineis presented for detection of a signifcant load case. Also the iterative searching for a simplifiedmounting in combination with damage based selection of load channel is shown. Exemplary theapplication of the routines is demonstrated by Porsche PANAMERA wheel carrier and a suspensi-on-strut receiving. The actual stage of development of the numerical routines is presented. In ad-dition intended upgrades of the software are shown.

Keywords: Component testing / proof load / loadchannel selection / test mounting arrangement / chassiscomponents /

1 Einleitung

Ein Schwerpunkt der T�tigkeit der Firma IAMT ist die experi-mentelle Absicherung der von ihr oder vom Auftraggeber ent-wickelten Bauteile. Dabei handelt es sich �berwiegend um Kom-

ponenten oder Baugruppen im Fahrwerks- und Karosseriebe-reich von Automobilen oder Nutzfahrzeugen.

Grunds�tzlich werden zwei Typen der Pr�fung unterschie-den: die entwicklungsbegleitende Pr�fung und die Pr�fung zurAbsicherung der Qualit�t. Die entwicklungsbegleitende Pr�fungdient dabei dem Vergleich des Soll- und des Ist-Zustandes desBauteils hinsichtlich einer geforderten Lebensdauer und Scha-denskette. F�r die qualit�tssichernde Pr�fung werden stichpro-benartig Pr�fteile untersucht um langfristig die Qualit�t vonMaterialkennwerten und Fertigungsverfahren zu sichern.

Der dabei entstehende Aufwand umfasst einen großen Teildes Entwicklungsbudgets. Eine Felderprobung oder Achs- bzw.

IAMT mbH, Lehmgrubenstraße 5, 08538 Weischlitz

Korrespondenzautor: Dr.-Ing. R. Schliebner, IAMT mbH, Lehmgruben-straße 5, 08538 WeischlitzE-Mail: [email protected]

DOI 10.1002/mawe.201100765 Mat.-wiss. u. Werkstofftech. 2011, 42, No. 4

Mat.-wiss. u. Werkstofftech. 2011, 42, No. 4 Entwicklung und Anwendung von mathematischen Optimierungsmethoden

Ganzfahrzeugpr�fst�nde sind kostenintensiv. Zur Abbildungder realen Beanspruchungen der Straße m�ssen die Achspr�f-st�nde mindestens 3-kanalig, h�ufig jedoch sogar 6-kanalig kon-zipiert werden [1]. Hinzu kommt die meist erforderliche Pr�-fung im Bauteilverbund um Anbindungssteifigkeiten und Ver-bindungstechniken wie Verschraubungen und Verschweißun-gen realistisch zu erfassen.

Um diesen Gesamtaufwand zu reduzieren wird eine Pr�fab-leitung durchgef�hrt. Die Pr�fableitung umfasst die Ermittlungeines vereinfachten Pr�faufbaus mit dem zugeh�rigen Lastsi-gnal zur experimentellen Pr�fung eines oder mehrerer relevan-ter Bereiche eines Bauteils [2–4]. Dabei werden mehrere Ziel-stellungen gleichzeitig verfolgt. Mit dem vereinfachten Pr�fauf-bau m�ssen die hinsichtlich der Sch�digung kritischsten Stellendes Bauteils abgebildet werden. Gleichzeitig muss der Sch�di-gungseintrag an diesen Stellen in seiner relativen H�he ver-gleichbar sein mit Referenzergebnissen aus der Erprobung.Wenn die Erprobungsergebnisse bei Prototypen noch nicht vor-liegen, kann auch eine numerische Analyse mit Lebensdauerbe-rechnung als Vergleich dienen. Weiterhin muss die Sch�di-gungsreihenfolge mit den Referenzergebnissen im Gesamtsy-stem �bereinstimmen. Die Anzahl der Pr�fkan�le soll weitge-hend reduziert werden. Sofern dies m�glich ist, ist eine 1-kana-lige sinusf�rmige Last anzustreben. Nicht alle diese Ziele k�n-nen im jeweiligen konkreten Anwendungsfall immer vollst�n-dig erf�llt werden, sodass der bestm�gliche Kompromiss durcheinen Optimierungsprozess gefunden werden muss.

2 Allgemeine Vorgehensweise derPr�fableitung

Der allgemeine Ablauf einer Pr�fableitung ist im Bild 1 grafischdargestellt. Im Arbeitsschritt 1 wird ein numerisches Referenz-modell der Komponente im Bauteilverbund erstellt und mit dem

ungefilterten Last-Zeit-Verlauf die Sch�digungen berechnet.Diese Ergebnisse dienen zusammen mit eventuell vorliegendenErgebnissen aus Felderprobungen als Referenzwerte f�r dieQualit�t des zu entwickelnden vereinfachten Pr�faufbaus. Ineinem weiteren Schritt kann die Lastfolge bearbeitet werden.Durch Raffung oder das Weglassen nichtsch�digungsrelevanterKan�le reduziert sich der numerische Aufwand bzw. werdendem Anwender Hinweise auf m�gliche hoch sch�digendeKan�le gegeben. Der dritte Arbeitsschritt umfasst die Ableitungder vereinfachten Festigkeitspr�fung und stellt damit den Kernder Pr�fableitung dar. Je nach Anwendungsgebiet werden zweiAufgabenstellungen unterschieden: Die Suche nach einer Pr�f-kraft oder die Suche nach einer �quivalenten Lagerung.

Die Suche nach einer vereinfachten Lagerung wird bevorzugt,wenn keiner der vorhandenen Pr�fkan�le des Referenzmodellsdominiert, oder wenn die Sch�digung nur mittels einer mehr-axialen Beanspruchung reproduziert werden kann. Die verein-fachte Lagerung bildet mit Ersatzbauteilen wie Blechen oderStandardprofilen die Steifigkeitsverh�ltnisse des Referenzmo-dells ab.

Der zweite Weg, die Suche nach einer von dem Last-Zeit-Ver-lauf des Referenzmodells v�llig unabh�ngigen Pr�fkraft wirdbei entkoppelten Bauteilen bevorzugt. Die Bauteillagerung wirddabei realit�tsnah festgelegt und bleibt w�hrend der Pr�fablei-tung unver�ndert. Unter Umst�nden k�nnen auch mehrereLagerungsvarianten definiert werden. Der Kraftangriff erfolgt anden potentiellen Pr�fzylinderanlenkpunkten. In der Regel sinddies die Kinematikpunkte des Bauteils. Die gesuchte Pr�fkraftwird hinsichtlich ihrer Raumrichtung und Amplitude optimiert.

Wenn ein vereinfachter Pr�faufbau abgeleitet wurde, ist dieserhinsichtlich seiner Gebrauchstauglichkeit numerisch zu �ber-pr�fen. Wichtig ist dabei, dass die sch�digungskritischen Stellenim Pr�faufbau mit dem Referenzmodell �bereinstimmen. DerPr�faufbau selbst darf nicht h�her gesch�digt sein als das Bau-teil. Besonders zu ber�cksichtigen sind dabei die Verbindungs-

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Bild 1. Allgemeiner Ablauf der Pr�fableitung

Fig. 1. General application flow for test specification development

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elemente zwischen Pr�fteil und Pr�faufbau. Weiterhin d�rfenunkritische Bereiche keine oder nur geringf�gige Sch�digungenaufweisen. Werden alle diese Bedingungen erf�llt, kann derPr�faufbau gegebenenfalls nochmals optimiert werden, bevordas Bauteil in der abgeleiteten Konfiguration experimentelluntersucht wird. Das Ergebnis der experimentellen Pr�fung istmit den numerischen Ergebnissen der Pr�fableitung abzuglei-chen. Um den im Bild 1 dargestellten Ablauf effektiv zu gestal-ten, werden bei IAMT verschiedene numerische Methoden ange-wendet und weiterentwickelt [5]. Diese Methoden werden im Fol-genden vorgestellt.

3 Numerische Methoden zur Pr�fableitung

3.1 „Methode 1“: Kanalselektion durchSpannungsvergleich

Im Rahmen der „Methode 1“ werden maximal sch�digendeKan�le des Last-Zeit-Verlaufs auf der Basis eines Vergleichs derSpannungen mit den hoch gesch�digten Bereichen des Refe-renzmodells selektiert. Der Vorteil dieser Methode ist eine ver-h�ltnism�ßig schnelle Aussage zur Anzahl der wahrscheinlichrelevanten Lastrichtungen. Die V�lligkeit der Lastfolge wird beider Selektion nicht ber�cksichtigt. Der Spannungsvergleichwird in der Regel mit den jeweiligen Maximalwerten des Lastka-nals durchgef�hrt. Ebenso verloren geht der Mehrachsigkeitsge-halt des Last-Zeit-Verlaufs.

3.2 „Methode 2“: Verwendung der Lasten aus maximalsch�digendem Lastfall

In einigen Anwendungsf�llen dominiert ein Fahrman�ver dasLebensdauerverhalten des Bauteils. Wenn dieser Lastfall defi-niert werden kann, k�nnen dessen Lastrichtungen unmittelbarf�r die Bauteilpr�fungen verwendet werden. Die Lasth�he selbstmuss in der Regel skaliert werden. Dabei sollte sichergestelltwerden, dass sich das Spannungsverh�ltnis besonders in Ver-schraubungsbereichen mit Vorspannung dabei nicht lebensdau-erauswirkend ver�ndert. Im Fahrwerksbereich ist die Anwen-dung dieser Methode stark begrenzt, da unterschiedliche Fahr-man�ver zur Gesamtsch�digung beitragen.

3.3 „Methode 3“: Optimierungsroutine zur Ermittlungeines signifikanten Lastfalls

Die Einschr�nkungen der in den Kapiteln 3.1 und 3.2 genanntenMethoden erforderten die Entwicklung einer mathematischenOptimierungsroutine zur Ermittlung eines signifikanten Last-falls. Diese Routine basiert zun�chst nur auf dem Prinzip derKraftoptimierung. Das heißt, es wird mittels der Optimierungs-routine f�r jeden potentiellen Anlenkungspunkt eines Pr�fzylin-ders untersucht, ob eine Kraft ermittelt werden kann, unterderen Wirkung die im Vorfeld als schadenskritisch festgelegtenBereiche reproduziert werden k�nnen. Diese Kraft ist in ihrerH�he und Wirkungsrichtung im Allgemeinen v�llig losgel�stvon dem urspr�nglichen Last-Zeit-Verlauf.

Die Grundlage des Optimierungsprogramms bildet die Soft-ware MATLAB. Eingebunden in die Routine werden Sch�di-

gungsrechnungen, welche wiederum von einer Lebensdauer-analyse-Software durchgef�hrt werden. Im Hause IAMT wirddazu ECS-FEMFAT verwendet. Weitere Voraussetzungen sinddurchgef�hrte Finite-Elemente-Analysen mit Einheitslasten anden potentiellen Anlenkungspunkten und eine Referenzsch�di-gungsrechnung mit dem vollst�ndigen Last-Zeit-Verlauf. Unter-st�tzend oder alternativ kann das Sch�digungsbild aus demFeldversuch als Referenz ber�cksichtigt werden.

Die Optimierungsmethode ist beschr�nkt auf entkoppelteEinzelbauteile mit definierterLagerung. Konstante Vorspannun-gen und Vorlasten k�nnen ber�cksichtigt werden. BevorzugteBauteile sind Radtr�ger und Schwenklager. Diese Bauteile sindkragarm�hnlich und die Lagerung auf dem Pr�fstand ist reali-t�tsnah definierbar. Bedingt anwendbar ist die Methode f�r Tra-pezlenker, Schwingen, Hilfsrahmen und Achstr�ger. Die Fokus-sierung liegt dabei auf wenigen hoch gesch�digten Bereichen.Innerhalb einer Optimierungsroutine k�nnen maximal sechsAnlenkungspunkte und sechs schadenskritische Bereiche inklu-sive aller kombinatorisch m�glichen Bereichskombinationenuntersucht werden. Die Methode ist gut geeignet f�r entwick-lungsbegleitende Pr�fungen und f�r Pr�fungen zur Qualit�tssi-cherung. Nach Eingabe der Parameter dominiert die Rechenzeitden Gesamtaufwand.

Der Ablauf der Optimierungsroutine ist in der Bild 2 darge-stellt. Nach dem Einlesen der Finite-Elemente-Modelldaten undder Ergebnisdateien der Einheitslastf�lle sowie der FEMFAT-Dateien der Startrechnung werden die Referenzbereiche defi-niert. Die Auswahl eines Kinematikpunktes oder einer Kinema-tikpunktkombination erfolgt automatisch. Es werden die Opti-mierungs- und die Steuerungsparameter gesetzt und die Opti-mierungsroutine gestartet. Der Zielfunktionalwert wird ermitteltund zur�ckgegeben. Diese Routine kann sowohl bez�glich einesKinematikpunktes oder bez�glich einer Bereichskombination solange wiederholt werden, bis eine Optimall�sung gefunden wird.

Zu ber�cksichtigen sind die Grenzen der Methodik. Die Last-h�he ist in Bereichen mit Mittelspannungseinfluss nur bedingtskalierbar. Der Einfluss m�glicher Schwingspiele der Original-lastfolge oberhalb der Streckgrenze ist nur absch�tzbar. Gegebe-nenfalls kann er durch Einstreuen entsprechender Schwing-spiele ber�cksichtigt werden. Das Schadensbild, d.h. die Riss-richtung, der mittels der Optimierung der Lastrichtung gefunde-nen Pr�fung muss dem Referenzschadensbild entsprechen, umeine Vergleichbarkeit der Mechanismen sicherzustellen. DieAnwendung ist weitgehend auf 1-kanalige Pr�fungen begrenzt.Durch Aufteilung der Kraftkomponenten sind bedingt auch 2-und 3-kanalige Pr�fungen m�glich.

3.4 „Methode 4“: Kanalselektion durchSch�digungsvergleich

Bei Pr�fungen mit starker Abh�ngigkeit der Sch�digungsresul-tate von der Lagerung der Struktur ist die Anwendung der Opti-mierungsroutine „Methode 3“ ungeeignet. Hier muss derAnwender iterativ eine geeignete Lagerung des Pr�fteils unterZuhilfenahme von Ersatzelementen in Anlehnung an die realeUmgebungsstruktur finden. Die Geometrieparameter derErsatzstruktur k�nnen ebenfalls unter Zuhilfenahme eines Opti-mierungstools dimensioniert werden. Dabei ist zu beachten,

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dass das Optimierungsergebnis jedoch stark von der Qualit�t derStartstruktur abh�ngt, welche wiederum haupts�chlich auf denErfahrungen des Anwenders basiert. Das Ziel muss eine m�g-lichst gute �bereinstimmung der Steifigkeitsmatrizen derrealen Struktur und der Ersatzstruktur sein. Bei ausreichendguter �bereinstimmung beider Matrizen stimmen auch alleBauteilspannungen im Pr�fteil und damit auch alle Sch�digun-gen �berein. Dies gilt dann f�r alle hypothetisch denkbaren Last-f�lle. Zu beachten ist der Einfluss von lokalen Steifigkeiten, ins-besondere an Verbindungselementen, auf die Sch�digungen. Sokann unter Umst�nden das Resultat der Pr�fableitung auch bei�bereinstimmung der globalen Steifigkeitsmatrizen in lokalenBereichen nur sehr unbefriedigend sein.

In der Regel werden bei der Anwendung der „Methode 4“ebenfalls einzelne hoch sch�digende Kan�le selektiert, da dieAnzahl der zu verwendenden Pr�fzylinder ein nicht unerhebli-cher Kostenfaktor ist. Die Kanalselektion erfolgt jedoch sch�di-gungsbasiert. Das heißt, es werden die Einzelsch�digungenjedes Kanals ermittelt und in das Verh�ltnis zu den Gesamtsch�-digungen des Referenzmodells gesetzt. Die maximalsch�digen-den Kan�le werden f�r die Pr�fableitung ausgew�hlt. Bei dieserVorgehensweise geht der Mehrachsigkeitsgehalt des urspr�ngli-chen Last-Zeit-Verlaufes verloren. So kann unter Umst�nden dieGesamtsch�digung der kompletten Lastfolge geringer sein, alsdie Sch�digung eines einzelnen Kanals. Ebenso ist es aber auchm�glich, dass die Gesamtsch�digung nur durch das Zusammen-spiel vieler Kan�le erreicht wird.

Die iterative Lagerungssuche in Verbindung mit der sch�di-gungsbasierten Kanalselektion ist ein sehr arbeitsintensiver Pro-zess, welcher stark von Erfahrungen mit �hnlichen Bauteilenabh�ngt. Perspektivisch soll dieser Prozess effektiver gestaltetwerden. Erste Ans�tze dazu werden im Kapitel 5 beschrieben.

4 Anwendungsbeispiele der beschriebenenPr�fableitungsmethoden

Von den vier beschriebenen Methoden zur Pr�fableitung kom-men aufgrund der Vorteile in der Regel die „Methode 3“ und die

„Methode 4“ zur Anwendung. F�r beide Methoden werden imFolgenden je ein Anwendungsbeispiel in Zusammenarbeit mitder Porsche AG [6] vorgestellt.

4.1 Pr�fableitung Radtr�ger PANAMERA

F�r den Radtr�ger des PANAMERA besteht die Aufgabe eineoder mehrere maximal einkanalige Pr�fungen f�r die hochgesch�digten Bereiche zu entwickeln und durchzuf�hren. ImRahmen der Referenzrechnung ergibt sich ein Sch�digungsma-ximum im sogenannten Bereich 3 in unmittelbarer N�he zurQuerlenkeranbindung, Bild 3.

F�r die Ableitung der Pr�fung ist aufgrund der Spezifikationdes Radtr�gers die „Methode 3“ (Optimierungsroutine zurErmittlung eines signifikanten Lastfalls) besonders gut geeignet.Die Lagerung des Bauteils wird daf�r im Radmittelpunkt starrangenommen. Mit Hilfe des Optimierungsprogramms ergibtsich f�r den Kinematikpunkt der Querlenkeranbindung eineebenfalls in der Bild 3 dargestellte Lastwirkungslinie f�r einesinusf�rmig wirkende Belastung mit dem Spannungsverh�ltnisR = –1. Mit dieser Belastung kann zun�chst rechnerisch dasSch�digungsmaximum im Bereich 3 nachvollzogen werden. DieAnpassung der rechnerischen Sch�digung in diesem Bereich andie Sch�digung der Referenzrechnung und an die Vorgabe einesAnrisses bei ca. 200.000 Lastwechseln erfolgt durch Skalierungder Pr�flast. Diese Skalierung ist im Bereich des Sch�digungs-maximums problemlos m�glich, da dieser Bereich nicht mittel-spannungsbehaftet ist. F�r die rechnerische Ermittlung derSch�digungen wird eine W�hlerlinie f�r eine �berlebenswahr-scheinlichkeit von 50% verwendet.

Der reale Pr�faufbau ist in Bild 4 dargestellt. Der Kinematik-punkt der Querlenkeranbindung wird mittels eines Adaptersvom Pr�fzylinder angesteuert. Da die optimierte Kraftrichtungunabh�ngig von der Lenkerrichtung ist, muss beim Pr�faufbaubesondere Sorgfalt auf die Einstellung des Kraftvektors verwen-det werden. Als Ergebnis der Pr�fung ergeben sich im Bereich 3Mikroanrisse. Diese korrespondieren in Ort und Versagenszeit-punkt sehr gut mit dem rechnerischen Ergebnis der Pr�fablei-tung, Bild 5.

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Bild 2. Ablaufschema MATLAB-Optimierungsroutine zur automatischen Pr�fableitung

Fig. 2. Flowchart of MATLAP optimization routine for numerically generated test development

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4.2 Pr�fableitung Federbeinaufnahme PANAMERA

Die Pr�fableitung f�r die Federbeinaufnahme des PANAMERAist ein Beispiel f�r die Anwendung der „Methode 4“. Hier wirdder maximal sch�digende Kanal f�r die Karosseriebereichspr�-fung mittels Sch�digungsvergleich ermittelt. Die Federbeinauf-nahme selbst ist eingebettet in eine komplexe Umgebungsstruk-tur. Das zugeh�rige Referenzmodell des Karosserievorbaus zeigtBild 6. Außerhalb der Finiten-Elemente-Struktur wird das Fahr-

zeug als Steifigkeitsmatrix ber�cksichtigt. Das Ziel der Pr�fab-leitung ist eine qualit�tsbegleitende Pr�fung unter Beibehaltungder Anrissreihenfolge.

Auf der Grundlage der mehrkanaligen originalen Lastfolgeergibt sich bei der Referenzrechnung mit dem Gesamtfahrzeugdie in Bild 7 dargestellte rechnerische Sch�digungsverteilungder Federbeinaufnahme. Die Krafteinleitung erfolgt dabei imBereich der Feder. Unmittelbar in diesem Bereich resultiertauch das Sch�digungsmaximum. Im Anbindungsbereich an dieL�ngstr�ger wird mit dem Referenzmodell keine signifikanteSch�digung ermittelt. Als deutlich dominierender Kanal f�r dieSch�digungen wird die Kraft in Federrichtung berechnet. Mitausschließlich diesem Lastkanal soll die Pr�fung durchgef�hrtwerden.

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Bild 3. Referenzmodell und Ersatzaufbau mit Sch�digungsverteilung, Radtr�ger PANAMERA

Fig. 3. Reference model and calculated damage of simulated simplified test, wheel carrier PANAMERA

Bild 4. Pr�faufbau Radtr�ger PANAMERA

Fig. 4. Test setup of PANAMERA wheel carrier

Bild 5. Anrissbereich Radtr�ger PANAMERA

Fig. 5. Crack area PANAMERA wheel carrier

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Daf�r ist es erforderlich die Karosseriesteifigkeiten der Umge-bungsstruktur durch Ersatzelemente abzubilden. Diese Ersatz-elemente m�ssen nicht nur die Steifigkeiten realistisch darstel-len, sondern auch gleichzeitig eine deutlich h�here Lebensdauerim Vergleich mit dem eigentlichen Pr�fteil aufweisen. Bild 8zeigt den entwickelten Pr�faufbau. In allen Anbindungsberei-chen werden Bleche angeordnet, deren Dicke mittels des MSCNASTRAN-Optimierungstools so dimensioniert sind, dass dieglobale Steifigkeit der Ersatzstruktur mit der globalen Steifigkeitdes Referenzmodells �bereinstimmt. Wichtig ist dabei die Ein-spannung im Bereich des L�ngstr�gers als Kragarm zu modellie-ren.

Als rechnerisches Ergebnis f�r den in Bild 8 dargestelltenPr�faufbau resultiert die Sch�digungsverteilung von Bild 9. ImBereich der Krafteinleitung ergibt sich eine sehr gute �berein-stimmung mit der Sch�digungsverteilung des Referenzmodells.Das rechnerische Sch�digungsmaximum liegt jedoch im Anbin-dungsbereich der den L�ngstr�ger darstellenden Ersatzbleche.Diese Stelle stellt damit einen unerw�nschten potentiellenAnrissbereich dar. Das rechnerische Sch�digungsmaximumwird jedoch zun�chst ignoriert, da die Spannungen in diesemBereich aus folgenden Gr�nden nicht sehr realit�tsnah sind: DieErsatzbleche sind mit der Federbeinaufnahme verschraubt. DieSchrauben selbst sind jedoch nicht explizit abgebildet. Vorspan-nung und Kontakt werden nicht ber�cksichtigt. Die Modellie-rung der Schrauben erfolgt lediglich �ber starre RBE2-Elemente.Hinzu kommt, dass f�r den Grundwerkstoff der Federbeinauf-nahme eine sehr gut abgesicherte W�hlerlinie des Auftraggebers

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Bild 6. Referenzmodell der Federbeinaufnahme PANAMERA

Fig. 6. Reference model of PANAMERA suspension-strut-receiving

Bild 7. Sch�digungsverteilung Referenzmodell FederbeinaufnahmePANAMERA

Fig. 7. Damage of reference model of PANAMERA suspension-strut-receiving

Bild 8. Pr�faufbau der Federbeinaufnahme mit Ersatzstruktur ausoptimierten Blechen

Fig. 8. Test setup of suspension-strut receiving with optimized mount-ing structure composed of plates

Bild 9. Sch�digungsverteilung im Pr�faufbau ohne Ber�cksichtigungder lokalen Anbindungssteifigkeiten

Fig. 9. Calculated damage of suspension-strut-receiving in mountingstructure without consideration of local stiffness

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vorliegt. F�r die Schweißpunkte im Anbindungsbereich desReferenzmodells muss dagegen auf die erfahrungsgem�ß kon-servativen W�hlerlinien der FEMFAT-Datenbank zur�ckgegrif-fen werden.

Bei einer ersten Pr�fung mit der Konfiguration von Bild 8wird jedoch der Anriss im Anbindungsbereich der Ersatzblechedes L�ngstr�gers nachvollzogen. Unter zus�tzlicher Ber�cksich-tigung der lokalen Steifigkeiten in den Anbindungsbereichenwird daher ein neuer Pr�faufbau entwickelt, Bild 10. Dieser siehtf�r den Ersatzl�ngstr�ger im unmittelbaren Anbindungsbereichan die Federbeinaufnahme ein Fr�steil in Anlehnung an dieKontur des Original-L�ngstr�gers vor. Erst daran schließen sichdie Ersatzbleche zur Abbildung der globalen Steifigkeit an.

Mittels dieses Pr�faufbaus k�nnen sowohl rechnerisch alsauch experimentell die hoch gesch�digten Bereiche des Refe-renzmodells und dessen Anrissreihenfolge nachvollzogen wer-den.

5 Erweiterungspotenzial derOptimierungsroutinen

Mit zunehmender Leistungsf�higkeit der numerischen Werk-zeuge werden immer mehr experimentelle Pr�fungen zun�chstrechnerisch konzipiert [7, 8]. Infolge der gestiegenen Anforde-rungen ist es erforderlich, die bestehenden Methoden hinsicht-lich ihres Verbesserungspotentials zu untersuchen.

H�ufig besteht der Wunsch des Anwenders, die Optimie-rungsroutine zur Ermittlung eines signifikanten Lastfalls mitder automatischen Suche nach einer angepassten Lagerung desPr�fteils zu verbinden. Gleichzeitig ist es unter Umst�nden g�n-stig, die Kinematikpunkte f�r die Lasteinleitung zu verschiebenum die Referenzsch�digung zu reproduzieren. Das heißt, dieLage der Lasteinleitungspunkte sollte im Raum frei w�hlbarsein. Diese k�nnen mit dem Bauteil �ber Wippen oder Hebelverbunden sein.

Im Rahmen eines F�rderprojektes bei IAMT wird untersucht,inwieweit sich diese Vorstellungen in die bestehende Optimie-rungssoftware zur vereinfachten Pr�fableitung umsetzen las-

sen. Als Bauteil f�r die Weiterentwicklung und den Test derAbleitungsmethodik wird erneut ein Radtr�ger gew�hlt [9]. Die-ser Radtr�ger ist ein Serienbauteil, f�r welches funktionierendePr�fspezifikationen vorliegen. Die f�r diese Pr�fungen bisherzugrunde liegende Philosophie besagt, dass die Lagerung anm�glichst allen Lenkeranbindungen erfolgen soll, um keinenAnbindungspunkt zu vernachl�ssigen. Die Belastung kanndemzufolge im Radmittel- bzw. Radaufstandspunkt aufgebrachtwerden. F�r die Zylinderangriffspunkte sollen ausschließlichKinematikpunkte verwendet werden. Br�cken, Wippen oderKopplungen sind soweit m�glich auszuschließen. DirekteAnbauteile d�rfen verwendet werden. Das Ziel ist eine maximal3-kanalige Pr�fung bei Lastwechselzahlen von 200.000 bis800.000 und Pr�flasten, welche in ihrer H�he mit den Fahrzeug-messlasten korrespondieren.

F�r die vorliegenden Untersuchungen im Rahmen des F�r-derprojektes erfolgt eine teilweise Losl�sung von dieser Philoso-phie. Dies betrifft insbesondere die Lasteinleitung in den Kine-matikpunkten der Lenker. Um Erfahrungen f�r eine sp�tereautomatische L�sung zu sammeln, erfolgt die Suche nach geeig-neten Lagerungs- und Lasteinleitungspunkten zun�chst durchmanuelle Variation. F�r die Ableitung der Pr�fkraft wird dieOptimierungsroutine der „Methode 3“ verwendet. Als sinnvollerweist sich die Lagerung an den Lenkern analog dem Aufbauim realen Fahrzeug. Der Lasteinleitungspunkt in y-Richtungwird �ber einen Hebel in den Radaufstandspunkt verschoben.F�r die x- und die z-Richtung bleibt die Radmitte als Lasteinlei-tungspunkt bestehen. Da die x- und die z-Komponente der Kraftzusammengefasst werden k�nnen, ergibt sich somit eine 2-kanalige Pr�fung. Der Pr�faufbau des Radtr�gers mit seinerLagerung und der 2-kanaligen Lasteinleitung ist auf dem Bild 11dargestellt. Die Optimierungsroutine zur Ermittlung eines signi-fikanten Lastfalls wird im Rahmen der Untersuchungen desRadtr�gers bereits erweitert. Dem Anwender steht eine globaleOptimierungsvariante zur Verf�gung. Die Zielfunktion desOptimierungsprogramms zur Ermittlung des signifikanten Last-falls ist an die Erfahrungen vorangegangener Pr�fableitungenangepasst.

Aus dem abgeleiteten Pr�faufbau von Bild 11 resultiert rech-nerisch eine sehr gute �bereinstimmung der hoch gesch�digtenBereiche mit der Referenzrechnung des Radtr�gers, Bild 12. Die

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Bild 10. Anrissbereiche der experimentellen Pr�fung

Fig. 10. Crack areas after testing

Bild 11. Lagerung und Krafteinleitung 2-kanalige Pr�fung

Fig. 11. Mounting and force application for 2-channel test

Mat.-wiss. u. Werkstofftech. 2011, 42, No. 4 Entwicklung und Anwendung von mathematischen Optimierungsmethoden

H�he der Sch�digungen und die gew�nschte Lastwechselzahlzwischen 200.000 und 800.000 kann durch zwei Lastkan�le mitsinusf�rmigem Lastverlauf und einer konstanten Vorlast ineinem Lastkanal nachvollzogen werden.

6 Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Die Voruntersuchungen am Radtr�ger des Kapitels 5 habengezeigt, dass eine Koppelung der Suche nach einer geeignetenLagerung und der Suche nach einer Pr�flast sinnvoll ist. Pro-grammtechnisch bleiben beide Schritte jedoch getrennt, da dieSuche nach einer geeigneten Lagerung rechenzeitbedingtzun�chst nur spannungsbasiert erfolgt. Die Suche nach dergeeigneten Pr�fkraft basiert weiterhin auf einem Sch�digungs-vergleich.

Das Programm zur Suche nach einer geeigneten Lagerungbefindet sich derzeit im Teststadium. Bei voller Funktionsf�hig-keit werden mittels dieses Programms realistische und sinnvolleLagerungsm�glichkeiten f�r das Programm zur numerischenKraftoptimierung geliefert. Mit dem derzeitigen Entwicklungs-stand k�nnen gleichzeitig mehrere potentielle Lagerungspunkteuntersucht werden. Diese Lagerungspunkte sind untereinandervariabel kombinierbar. Die Freiheitsgrade in jedem Lagerungs-punkt sind frei w�hlbar. Der Lasteinleitungspunkt selbst kannim Raum verschoben werden. Je nach Parametervorgabe werdenso mehrere tausend Lagerungsm�glichkeiten berechnet. DieSpannungen in den schadenskritischen Bereichen werden mitHilfe einer Zielfunktion ausgewertet. Dabei k�nnen die Ver-gleichsspannungen nach von Mises bzw. die Zug- und dieDruckspannungen ber�cksichtigt werden. Mittels einer synthe-tischen W�hlerlinie kann bereits bei der spannungsbasiertenSuche nach der Lagerung eine Sch�digungsreihenfolge in dasOptimierungsergebnis einfließen.

F�r das Programm zur Ermittlung eines signifikanten Last-falls konzentrieren sich die derzeitigen Entwicklungen auf dieOptimierungsroutine selbst. Neben der kontinuierlichen Weiter-

entwicklung der Zielfunktion wird die DOE-Methode (Design OfExperiment) implementiert. Perspektivisch ist eine programm-technische Kopplung der spannungsbasierten Lagerungssucheund der sch�digungsbasierten Kraftsuche vorgesehen.

Danksagung

Die Autoren bedanken sich f�r die F�rderung der Weiterent-wicklung der numerischen Werkzeuge zur Pr�fableitung durchden Freistaat Sachsen im Rahmen des Projektes „Entwicklungvon Methoden zur Ableitung von vereinfachten Pr�fmethodenf�r Fahrzeugbauteile“.

7 Literatur

[1] K. van Gelder, Die Optimierung eines Hexapode-Systemsf�r einen Aufh�ngungspr�fstand, DVM-Workshop „Pr�f-methodik f�r Betriebsfestigkeitsversuche in der Fahrzeu-gindustrie, Ulm 27. und 28. Januar 2010.

[2] F. Berstermann, N. Schmudde, U. Steinkamp, MehraxialeBetriebsfestigkeitsuntersuchungen an einem Traglenkeraus Alu-Guss, DVM-Bericht 131 „Leichtbau und Betriebs-festigkeit“, M�nchen 2004.

[3] K. Sponheim, R. Chmielewski, A. Floss, F. de Bruyne, Kar-osserieleichtbau mit dem Aluminium-Space-Frame – Vir-tuelle und experimentelle Simulation der Betriebsfestig-keit, DVM-Bericht 131 „Leichtbau und Betriebsfestigkeit“,M�nchen 2004.

[4] U. Wesseling, M. Kieninger, P. Große, Numerische undexperimentelle Vorbemessung von Fahrwerkskompo-nenten, DVM-Bericht 129, „Fahrwerk und Betriebsfestig-keit“, Osnabr�ck 2002.

[5] L. Nitschke, M. Seise, J. Merk, Ableitung vereinfachter Pr�-fungen unter Anwendung mathematischer Optimierungs-methoden, Fahrwerk-Technik 2005.

[6] R. Schliebner, M. Seise, A. M�ller, W. Hasenmaier, C. Lay,N. Schote, Ableitung vereinfachter Pr�fungen f�r komplexbelastete Bauteile, DVM-Workshop „Pr�fmethodik f�rBetriebsfestigkeitsversuche in der Fahrzeugindustrie, Ulm27. und 28. Januar 2010.

[7] M. Wallmichrath, M. J�ckel, Th. Bruder, MP materials test-ing 2007, 49, 439.

[8] M. Wallmichrath, M. J�ckel, Th. Bruder, V. Landersheim,H. Schmidt, Numerische Simulation einer komplettenAchspr�fung – Potentiale f�r die Entwicklung von Pr�f-st�nden, DVM-Bericht 133 „Betriebsfestigkeit in der vir-tuellen Produktentwicklung, Steyr 2006.

[9] A. Ahmadi, H. Mauch, G. Bremer, Entwicklung von Pr�fs-zenarien mittels der numerischen Betriebsfestigkeitssimu-lation, Development of test procedures withe the applica-tion of numerical simulation, VDI-Berichte Nr. 1985, 2007,67.

Eingegangen in enddg�ltiger Form: 21. Januar 2011 T 765

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Bild 12. Vergleich der Sch�digungen der Referenzrechnung und desnumerisch optimierten Pr�faufbaus

Fig. 12. Comparison of calculated damage of the reference model andthe numerically optimized mounting structure