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Prof. Dr. Martin Moog 1 Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre Mythen Religion antike Philosophie Sokrates (469 bis 399 v. Chr.) Platon (ca. 428 bis ca. 348 v. Chr.) Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) Scholastik Albertus Magnus (1200 1280) Thomas von Aquin (1225 1274) Wilhelm von Ockham (1288 1347) Nikolaus Cusanus (1401 1464) Mittelalter „Schullehre“ Philosophie als Magd der Theologie Entwicklung der Philosophie

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Page 1: Entwicklung der Philosophie - TUM...•Auguste Compte (1798 – 1857) •John Stuart Mill (1806 – 1873) 17. Jahrhundert 17. u. 18. Jahrhundert 18. u. 19. Jahrhundert 19. Jahrhundert

Prof. Dr. Martin Moog 1

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Mythen

Religion

antike Philosophie

•Sokrates (469 bis 399 v. Chr.)

•Platon (ca. 428 bis ca. 348 v. Chr.)

•Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.)

Scholastik

•Albertus Magnus (1200 – 1280)

•Thomas von Aquin (1225 – 1274)

•Wilhelm von Ockham (1288 – 1347)

•Nikolaus Cusanus (1401 – 1464)

Mittelalter

„Schullehre“

Philosophie als Magd

der Theologie

Entwicklung der Philosophie

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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Rationalis-mus

• Rene Descartes (1596 – 1650)

• Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716)

• Baruch de Spinosa (1632 – 1677)

Empirismus

• Francis Bacon (1561 – 1626)

• John Locke (1632 – 1704)

• David Hume (1711 – 1776))

• George Berkeley

Deutscher Idealismus

• Johann Gottlieb Fichte (1762 – 1814)

• Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831)

• Arthur Schoppenhauer (1788 – 1860)

Positivismus

• Auguste Compte (1798 – 1857)

• John Stuart Mill (1806 – 1873)

17. Jahrhundert

17. u. 18. Jahrhundert

18. u. 19. Jahrhundert

19. Jahrhundert

Entwicklung der Philosophie

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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Logischer Positivismus

• Moritz Schlick (Gründer des Wiener Kreises)

• Rudolph Carnap

• Otto Neurath

• Kurt Gödel

Kritischer Rationalismu

s

• Sir Karl Raimund Popper

• Hans Albert (Verbindung mit den Sozialwissenschaften)

• Gerhard Vollmer (Verbindung mit dem Naturalismus)

Analytische Philosophie

• Rudolph Carnap

Neo-Konstruktivis

mus

Wiener Kreis fortentwickelt zum logischen Empirismus

Verifizierbarkeit

Falsifikation

Entwicklung der Philosophie

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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Mystik und Mythen

Mythen sind die einfachsten Erklärungen

typisch für archaische Gesellschaften

wird von Religion abgelöst in modernen Gesellschaften

nicht ausgestorben

Erkenntnis durch meditative Innenschau

In der Antike bei den Sphisten Gegensatz von

Mythos und Logos (i.S.v. Vernunft).

In der Renaissance Mythen als vorreligiöse

Erscheinungen.

In der Aufklärung Mythen als „kindliche“

Vorstufe zum begrifflichen Denken.

In der Romantik Mythen als Wiederbelebung

der Religion.

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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Religion

1. Dogmatismus

2. Unkompliziertheit

3. Trostpflasterfunktion

4. Ethik

5. Kulthandlungen

6. Kirche

Sechs Kennzeichen

von Religion nach Möller, Peter

Glaube – kein Zweifel (Zweifler werden bestraft)

mehr als bruchstückhafte Erklärung der Welt

Existenz eines Gottes

Der Unterschied zwischen Religion und

Philosophie ist der zwischen

glauben und denken.

In der Philosophie gibt es keine heiligen Kühe,

alles darf in Frage gestellt werden.

Die sechs Kriterien sind als notwendige Kriterien anzusehen, sonst könnte jeder

politische Fanatiker für sich in Anspruch nehmen eine Religion auszuüben und

auch Okkultismus wäre Religion.

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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Metaphysik

Jenseits der Natur

Das was allem zugrundeliegt:

Gibt es ein Ur-Prinzip?

Gibt es einen Sinn?

Was ist das Wesen der Dinge?

Gibt es Gott?

Gibt es einen freien Willen?

Gibt es eine unsterbliche Seele?

Kenntnis jenseits der Grenzen

von Sinneserfahrungen.

Suche nach den „ersten Gründen“

für das Sein, nach dem Sinn der

Welt.

Empirische Untersuchungen sind

nicht möglich!

„metaphysisch“ wird manchmal mit sehr negativer Konnotation verwendet

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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Philosophie

Die Liebe zur Weisheit ist eine Erscheinung bürgerlicher Gesellschaften.

Sie wendet sich der Welt theoretisch zu und sucht Erklärungen durch Reflexionen.

Im Gegensatz zu Religion ist Philosophie ein Angebot und schafft

Freiheitsspielräume.

In der griechischen Philosophie entstand zuerst eine Erkenntnistheorie.

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Philosophie

Sokrates Platon Aristoteles

Wissen ist grundsätzlich

vorhanden

Einsicht in die

Fragwürdigkeit eigenen

Wissens

Unterscheidet Ideen von

der sinnlich

wahrnehmbaren Welt.

Erkenntnis ist dadurch

möglich, daß Objekt und

Erkennender an der

gleichen Idee teilhaben.

Entwickelte die formale

Logik.

Überlegungen zur

Kausalität.

Schlüsse, die deduktiv aus

Axiomen und Prämissen

abgeleitet werden.

Ich weiß,

daß ich

nichts weiß. Die wichtigsten Denker der Antike

Zeit

Aber auch

empirische

Forschung.

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Teleologie

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Nach Aristoteles hat alles ein Telos, ein eigenes Ziel.

Der Eichel wohnt das Ziel inne, eine Eiche zu werden.

Dazu eine Geschichte:

Mrs. Goldstein geht mit ihren Enkelkindern spazieren.

Sie wird von einer Freundin gefragt: „Wie alt sind denn die Kleinen?“

Darauf Mrs. Goldstein: „Der Anwalt ist drei und der Arzt wird fünf.“

Nach Cathcart und Klein, 2010, S. 18

Teleologische Erklärungen

(wozu?) stehen in

Konkurrenz zu kausalen

Erklärungen (warum?).

Sie werden von den

Hermeneuthikern

verwendet, eher nicht in den

Naturwissenschaften.

Die Ziele müssen von außen vorgegeben sein (Gott)

oder im Wesen der Dinge liegen (Alle Dinge streben nach

Vollendung.).

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Logik - Syllogismus

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Alle Menschen sind sterblich.

Sokrates ist ein Mensch.

Also ist Sokrates sterblich.

Gar nicht so selten auf den Kopf gestellt:

Alle Menschen sind sterblich.

Sokrates ist sterblich.

Also ist Sokrates ein Mensch.

Also ist auch mein Papagei ein Mensch

vgl. Cathcart und Klein, 2010, S. 49

Obersatz (Prämisse 1)

Untersatz (Prämisse 2)

------------------------------------

Schlußfolgerung

14 syllogistische Schlußformen

Übertroffen wurde Aristoteles erst im 19. Jahrhundert durch Frege.

Das ist induktiv!

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Die Disziplineneinteilung von Aristoteles

1 Theoretische Wissenschaften (Mathematik, Naturwissenschaften,

Theologie)

2 Praktische Wissenschaften (Ethik, Politik)

3 Herstellende Wissenschaften (Kunst und Rhetorik)

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Realismus

Idealismus und Instrumentalismus

Empirismus Rationalismus Die praktische Wissenschaft (Ethik, Politik) ist

normative Wissenschaft, angewandte Wissenschaft.

Dagegen bietet die theoretische Wissenschaft

keine Handlungsanleitungen.

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Die Philosophen der Scholastik (ab dem 8. Jahrhundert)

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Aristoteles wurde direkt aus

dem Griechischen übersetzt.

Die Universitäten wurden

gegründet.

Bologna

Salerno

Paris (Logik)

Oxford (Naturwissenschaft)

Orleans

Cambridge

Padua

Neapel

Toulouse

Salamanca

Prag

Wien

Heidelberg (1386)

Die Orden spielten eine wichtige

Rolle (Franziskaner, Dominikaner)

J. Skotus Erigena (ein Ire, Neuplatonismus)

Anselm von Canterbury (Vater der Scholastik, Gottesbeweis)

Albertus Magnus (1193 in Lauingen geboren, Dominikaner)

Thomas von Aquin (Neapel, Dominikaner, starker Rückgriff auf Aristoteles)

Wilhelm von Ockham (Franziskaner, seit 1329 in München)

Nikolaus von Cues

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Universalienstreit

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Eine seit Platon und Aristoteles währende Fragestellung.

Kommt den Allgemeinbegriffen („Universalien“) die höhere Bedeutung zu,

oder den greifbareren Einzelerscheinungen.

Nominalisten genannte Philosophen Realisten genannte Philosophen

vertraten eher die Ansicht, den

Einzeldingen käme die größere

Bedeutung zu, die Begriffe seien

Namen, die sich die Menschen

erdacht hätten

vertraten eher die Ansicht, das

Allgemeine sei das eigentlich

Wirkliche

man würde heute von Realisten

sprechen

man würde sie heute eher Idealisten

nennen

Wilhelm von Ockham Anselm von Canterburry

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Ordenszugehörigkeit einiger Scholastiker

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Scholastiker

Dominikaner

Albertus Magnus

Thomas von Aquin

Giordano Bruno

Meister Eckhart

Franziskaner

Wilhelm von Ockham

Augustiner

Erasmus von Rotterdam

Benediktiner

Anselm von Canterbury

nur kurzzeitig

gehört schon in die Zeit der Reformation

in Rom als Ketzer verbrannt

Schüler von A.M.

erst Ketzer, dann

Heiliger

exkommuniziert sehr

reformatorisch

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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Scholastik

Wilhelm von Ockham (1285 – 1349) forderte, Theorien sollten von

möglichst wenigen und einfachen Grundannahmen ausgehen:

Ockham´sches Rasiermesser, um die langen Bärte der philosophischen

Systeme abzuschneiden

(vgl. Schülein und Reitze, 2005, S. 56)

Theoriebildung im Rahmen des vom

Glauben Erlaubten.

Bildungsmonopol der Kirche

Sinneswahrnehmung der Außenwelt

reale Welt

geistig-reflexive Anschauung der seelischen Akte

keine Universalien (Gemeinnatur)

geboren in Southwark

Franziskaner in London

Oxford

London

Vorwurf der Häresie durch den ehemaligen Kanzler aus Oxford

Verfahren in Avignon

Armutsstreit der Fanziskaner mit dem Papst

Flucht, Schutz durch Kaiser Karl IV. von Bayern

München

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Prof. Dr. Martin Moog 16

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Kopernikus 1473 1543

Paracelsus 1493 1541

Galilei 1546 1642

Brahe 1546 1601

Giordano Bruno 1548 1600

Francis Bacon 1561 1626

Kepler 1571 1630

Exponenten des wissenschaftlichen Fortschritts im 16. Jh.

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Prof. Dr. Martin Moog 17

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Rationalismus

• Descartes, René (1596 – 1650)

• Leibniz, Gottfried Wilhelm (1646 – 1716) (letztes Universalgenie)

• Spinosa, Baruch (1632 – 1677)

Rationalismus ist ein Standpunkt,

nach dem alles Erkennen aus dem Denken herrührt.

Cogito,

ergo sum.

Man findet auch die Auffassung, dieser Satz von Descartes

würde überinterpretiert, und eigentlich hätte er gesagt: „ich

zweifle, also bin ich.“. Es ging um den Erkenntnisprozeß, bei

dem alles angezweifelt werden kann, nur nicht der Zweifel.

vgl. Cathcart und Klein, 2010, S. 71

Leibniz wurde für seinen Standpunkt, die existierende Welt sei die beste aller Welten,

u.a. von Voltaire verspottet.

Dazu ein Witz:

Ein Optimist glaubt, dies sei die beste aller möglichen Welten.

Ein Pessimist befürchtet, daß es so sein könnte.

Nach Cathcart und Klein, 2010, S. 29

„Dubito ergo sum“

wäre vielleicht besser

gewesen.

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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

René Descartes

Zeit 1596 bis 1650

Wirkungsorte Jesuitenschule, Studium in Paris

Kriegsdienst in Holland, dann in Bayern (Neuburg)

Paris, ab 1628 in Holland

Dänemark (auf Drängen der Königin)

Hauptwerke Discours de la méthode (1637)

Meditationes de prima philosophia (1641)

Principia philosophiae (1644)

Les passions de l´âme (1649)

Bedeutung Vater der neuzeitlichen Philosophie

der theoretische Mensch schlechthin

mathematische Wissenschaftsauffassung

aber auch Naturwissenschaftler: Blutkreislauf, Optik,

Meteorologie, analytische Geometrie, Theorie der

Gleichungen

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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

1. Nichts für wahr halten, was nicht so klar und deutlich erkannt ist, daß

es nicht in Zweifel gezogen werden kann.

2. Schwierige Probleme in Teilschritten erledigen.

3. Vom Einfachen zum Schwierigen fortschreiten

4. Stets prüfen, ob bei der Untersuchung Vollständigkeit erreicht ist.

Die vier Grundregeln von Descartes

Realismus

Idealismus und Instrumentalismus

Empirismus Rationalismus

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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Gottfried Wilhelm Leibniz

Zeit 1646 (Leipzig) bis 1716

Wirkungsorte Leipzig, Jena (Studium)

Altdorf bei Nürnberg (Promotion, Rechtswissenschaft)

kurfürstlich Mainzer Dienste

Paris (Ludwig XIV.), England, Mitglied der Royal Society

Hannover

Berlin (gefördert von der Königin Sophie Charlotte)

Moskau (Geheimer Justizrat, von Zar Peter I.)

Wien (Reichsfreiherr und Reichshofrat)

Hauptwerke alle posthum veröffentlicht

Bedeutung letztes Universalgenie, Begründer der Akademie der

Wissenschaften und ihr Präsident

Mathematik als Universalsprache

Streit mit Newton um Priorität bei der Infinitesimalrechnung

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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Baruch de Spinosa

Zeit 1632 - 1677

Wirkungsorte Niederlande

Hauptwerke Ethik, nach geometrischer Methode dargestellt

Abhandlungen über den Staat

teils anonyme Publikationen, teils posthum

Bedeutung stark von Descartes und der modernen Naturwissenschaft

(Kopernikus, Kepler, Galileo) beeinflußt.

wichtige staatsrechtliche Ideen, Naturrecht, Ansätze für

Gewaltenteilung

Toleranz

Leben Herkunft: jüdische Familie aus Spanien, in die

Niederlande eingewandert

Verbannung aus der jüdischen Gemeinde

Lebensunterhalt als Linsenschleifer verdient

Caute! Sei vorsichtig!

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Prof. Dr. Martin Moog 22

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Ohne vernünftigen Zweifel

Das Recht verlangt, daß der Angeklagte nur verurteilt wird, wenn kein vernünftiger Zweifel an

seiner Schuld besteht. Er muß also nicht ohne jeden Zweifel der Täter sein.

Ein Mann steht wegen Mordes vor Gericht. Es gibt aber keine Leiche.

Die Indizien sind erdrückend. Deshalb greift der Verteidiger zu einem Trick. Er plädiert:

„Meine sehr geehrten Geschworenen“, sagt er .„Ich habe eine Überraschung für Sie.

In wenigen Sekunden wird das angebliche Mordopfer durch diese Tür den Saal betreten!“

Er blickt zur Tür, die Geschworenen blicken zur Tür. Eine Minute vergeht.

„Um die Wahrheit zu sagen, ich habe die Sache mit dem Mordopfer erfunden. Aber Sie haben alle

mit gespannter Erwartung zur Tür geschaut. Ich stelle also fest, daß ein vernünftiger Zweifel daran

besteht, daß überhaupt jemand ermordet wurde. Weil dieser Zweifel besteht, dürfen Sie den

Angeklagten nicht schuldig sprechen.

Die Jury zieht sich zur Beratung zurück und nach wenigen Minuten kehren die Geschworenen

schon wieder zurück.

Das Urteil wird verkündet: SCHULDIG.

Der Anwalt.“Aber das dürfen Sie nicht, Sie müssen einen gewissen Zweifel gehabt haben!“

Darauf der Sprecher der Jury: „Oh ja, wir haben zur Tür gestarrt. Aber Ihr Mandant nicht.“

vgl. Cathcart und Klein, 2010, S. 72 f.

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Prof. Dr. Martin Moog 23

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Empirismus

• Bacon, Francis (1561 -1626) (Novum Organum = neues Werkzeug)

• Locke, John (1632 – 1704)

• Hume, David (1711 – 1776)

• Berkeley, George

Experimente

quantitative Daten (Metrisierung)

Beobachtungen Ideen Erkenntnis

Humes Empirismus

Naturwissenschaftliche Theorien lassen sich zwar in einer mathematischen Sprache formulieren,

die Gültigkeit von naturwissenschaftlichen Theorien kann aber niemals mit mathematischen

Methoden allein bewiesen werden. Über die Gültigkeit kann letztlich nur die Erfahrung (Empirie)

entscheiden.

vgl. Lauth & Sareiter, 2005, S. 87 f.

Empirismus ist eine Position,

nach der Erkennen nur durch Erfahrung

möglich ist.

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Prof. Dr. Martin Moog 24

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Francis Bacon

Zeit 1561 bis 1626 (Ende des elisabethischen Zeitalters)

Wirkungsorte Cambridge (Studium)

Rechtsanwalt, Mitglied des Parlaments

Lordkanzler unter Jacob I., dem Nachfolger von Elisabeth

Verurteilung wegen Bestechlichkeit

anschließend schriftstellerische Tätigkeit auf dem Lande

Hauptwerke „Essays“ (Es ist ein Gerücht, Bacon sei Shakespeare)

Instauratio magna (unvollendet)

mehrere Bände, Novum Organon ist der 3. Band

Bedeutung Das Wissen wollte er organisieren

Wissenschaftspolitik und Forschungsplanung

Fortschritte für die Menschen, praktische Anwendung

Naturwissenschaft im Vordergrund, Empirismus

Induktion

Experimente

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Prof. Dr. Martin Moog 25

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

John Locke

Zeit 1632 bis 1704

Wirkungsorte Oxford (Studium)

London

Reisen nach Frankreich

Holland

England

Hauptwerke Essay concerning human understanding (1690)

Bedeutung konsequenter Empirismus

Konsolidierung durch Kritik und Vorbereitung für weiteren

Fortschritt (Hirschberger S. 201)

Die amerikanische Verfassung soll durch seine

Überlegungen zu Toleranz geprägt worden sein

(Trennung von Kirche und Staat, Religionsfreiheit)

Freiheit und Eigentum

Gesellschaftsvertrag und Gewaltenteilung, Verfassung,

Demokratie

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Prof. Dr. Martin Moog 26

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

David Hume

Zeit 1711 bis 1776

Wirkungsorte Schotte

Reisen nach Frankreich

London, Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt

Edinburgh

Hauptwerke Treatise of human nature

Enquiry concerning human understanding (1748)

Enquiry concerning the principles of morals (1751)

Dialogues concerning natural religion (1779, posthum)

Bedeutung Empirismus (unter Einsicht der Grenzen der Induktion)

Psychologismus

Skeptizismus gegen Dogmatismus

seine Ideen wurden von Adam Smith aufgegriffen

Popper nimmt in seinem Aufsatz

zur Induktion Bezug auf Hume.

Auch Kant wurde stark durch Hume beeinflußt.

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Prof. Dr. Martin Moog 27

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Zeit 1588 bis 1679

Wirkungsorte Oxford (Studium)

Mathematiklehrer des späteren Königs Karl II.

Privatsekretär von Francis Bacon, begegnete Galilei

Exil in Frankreich wegen Atheismus-Verdacht

Hauptwerke Elementa Philosophiae

Leviathan

Bedeutung geschlossenes System der Erfahrungsphilosophie unter

Anerkennung rationalistischer Methoden

Anwendung der Prinzipien der Naturwissenschaft auf die

Philosophie

Begriffe sind nur Namen für die Sinnesempfindungen, die das

innere Wesen der Dinge nicht erhellen; sie sind zweckmäßig zu

wählen und schaffen Ordnung

Gesellschaftsvertrag

der Staat ist für den Bürger da, sichert die Rahmenbedingungen

kaum Wirkung auf die zeitgenössische Politik

Thomas Hobbes

eine sehr eigene Erkenntnistheorie

kein Empirismus

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Prof. Dr. Martin Moog 28

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Bertrand Russel hat ein einprägsames Bild zum Vergleich der Philosophie

englischer und kontinentaler Prägung verwendet.

Das Gebäude der sich mit vielen Details beschäftigenden englische Philosophie

stürzt nicht gleich ein, wenn es an einzelnen Stellen Unstimmigkeiten gibt.

Es gleicht einer Pyramide.

Die kontinentale Philosophie mit ihrer apriorischen Beweisführung gleicht eher

einer auf der Spitze stehenden Pyramide.

Russels Vergleich der englischen und der kontinentalen Philosophie

Dietrich Schwanitz soll gesagt haben: „Die Engländer haben einen demokratischen Staat und sind Empiriker; die Franzosen haben einen zentralen

Verwaltungsstaat und sind Rationalisten; die Deutschen haben gar keinen Staat und noch weniger Erfahrung: so werden sie auf den Pfad der

Spekulation gedrängt und werden Idealisten.“

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Prof. Dr. Martin Moog 29

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Newton 1642 1726

Leibniz 1646 1726

Exponenten des wissenschaftlichen Fortschritts im 17. Jh.

Carl von Linné 1707 1778

Leonhard Euler 1707 1783

Joseph Fraunhofer 1787 1826

18 Jh.

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Prof. Dr. Martin Moog 30

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Deutscher Idealismus – Aufklärung - Romantik

• Kant, Immanuel

• Hegel, Georg Wilhelm Friedrich

Kant:

Erfahrung ohne Begriffe ist blind.

Begriffe ohne Erfahrung sind leer.

Es wird von der Konstruktion der Realität durch den Menschen ausgegangen.

Realismus

Idealismus und Instrumentalismus

Empirismus Rationalismus

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Prof. Dr. Martin Moog 31

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Immanuel Kant

Zeit 1724 bis 1804

Wirkungsorte Königsberg (ausschließlich)

Hauptwerke Kritik der reinen Vernunft (1781)

Kritik der praktischen Vernunft (1788)

Kritik der Urteilskraft (1790)

Bedeutung

Versuch einer Synthese von Rationalismus und

Empirismus

Anschauungen ohne Begriffe sind blind,

Begriffe ohne Anschauungen sind leer.

Was kann ich wissen? Metaphysik Für ihn die Wissenschaft vom Ursprung und den Grenzen

der menschlichen Vernunft.

Was soll ich tun? Moral

Was darf ich hoffen? Religion

Was ist der Mensch? Anthropologie

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Prof. Dr. Martin Moog 32

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Realismus

Idealismus und Instrumentalismus

Empirismus Rationalismus

Immanuel Kant

beeinflußt durch Hume

Sapere aude!

Habe Mut, Dich Deines Verstandes zu bedienen!

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten

Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne

Anleitung eines anderen zu bedienen. Selbst verschuldet ist diese

Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes,

sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung

eines anderen zu bedienen. Sapere aude!

Kant, Berlinische Monatsschrift,1784

kritisiert von Rationalisten

der kategorische

Imperativ

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Prof. Dr. Martin Moog 33

Quelle: Wikipedia

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Prof. Dr. Martin Moog 34

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Friedrich Schelling

Zeit 1775 bis 1854

Wirkungsorte Tübingen (Studium der Theologie, mit Hegel und

Hölderlin)

Jena (Professor auf Betreiben Goethes)

Würzburg

München (Schellingstraße an der Universität)

Berlin

Hauptwerke Ideen zu einer Philosophie der Natur

Untersuchungen über das Wesen der menschlichen

Freiheit

Bedeutung objektiver Idealismus (im Unterschied zu Fichtes

subjektivem Idealismus) Natur ist der sichtbare Geist,

Geist die unsichtbare Natur.

Der Geist ist das Produkt der Natur

umstritten

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Prof. Dr. Martin Moog 35

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Zeit 1762 bis 1814

Wirkungsorte Jena (Studium)

Hauslehrer (er sollte Kants Werke vermitteln)

Besuch bei Kant

Jena

Berlin (Dekan der Phil. Fakultät, dann erster Rektor)

Hauptwerke Grundlagen der Wissenschaftslehre

Bedeutung leitet man die Vorstellung von dem Ding ab, dann ist das

Materialismus, leitet man das Ding von der Vorstellung ab,

dann ist es Idealismus.

Alles beginnt mit dem denkenden Subjekt- dem Ich,

auch die Erfahrung entspringt aus dem Ich.

Damit Empfindung entsteht, muß etwas von außen wirken

– das Nicht-ich.

sozialistische Utopie, Bruch mit der Aufklärung

Johann Gottlieb Fichte

sehr umstritten

Hört er Gedichte über Fichte,

ist der Schopenhauer sauer.

N. Onsens.

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Prof. Dr. Martin Moog 36

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Hegel

Zeit 1770 bis 1831

Wirkungsorte Tübingen (Studium)

Basel (Hauslehrer) und Frankfurt (Hauslehrer)

Jena (Habilitation), Bamberg, Nürnberg, Heidelberg, Berlin

Hauptwerke Phänomenologie des Geistes (1807)

Wissenschaft der Logik

Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (1817)

Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrechts

und Staatswissenschaft im Grundriß (1821)

Bedeutung Weltgeist außerhalb Kants Erkenntnisgrenzen

Göttlichkeit besteht in der reinen, grenzenlosen Vernunft

Höhepunkt des Idealismus

Dialektik (These – Antithese – Aufhebung auf höherer

Ebene)

Jena zur Zeit der Romantik:

Schiller, Fichte, Schelling, Hegel, Novalis

Napoleon ritt durch die Stadt – Hegel war

beeindruckt

Meisterwerke der

Unverständlichkeit

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Prof. Dr. Martin Moog 37

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Rationalismus Empirismus

analytische Sätze (Wahrheit beruht auf der Logik

und auf Konventionen)

Nur die analytischen

Sätze lassen sich a

priori durch den

Verstand und mit

Gewissheit begründen

synthetische Sätze (Aussagen zur realen Welt)

Rationalisten meinen,

auch über den Verstand

Wissen über die reale

Welt erlangen zu

können.

Über die reale Welt kann

man nur über die

Erfahrung etwas sagen.

(keine synthetischen

Sätze a priori möglich)

vgl. z.B. Schurz, 2008, S. 13

a priori-Aussagen können allein auf der Basis der Vernunft getroffen werden

a posteriori-Aussagen basieren auf der sinnlichen Wahrnehmung der Welt

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Prof. Dr. Martin Moog 38

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Ein Mann fällt in einen tiefen Brunnen und stürzt gut 30m in die Tiefe.

Dann kann er sich an einer dünnen Wurzel festhalten. Unter ihm gähnt

schwarze Leere. Während sein Griff schwächer und schwächer wird, ruft

er verzweifelt: „Ist da oben irgendwer?“

Es dauert einen Moment, dann scheint ein Lichtstrahl zu ihm hinunter

und eine tiefe Stimme spricht. „Ich, der Herr, bin hier. Laß die Wurzel

los, und ich werde Dich retten.“

Der Mann überlegt kurz. Dann ruft er: „Ist noch jemand anderes dort

oben?“

vgl. Cathcart und Klein, 2010, S. 70

Zweifel

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Prof. Dr. Martin Moog 39

Positivismus

• Auguste Comte (1789 – 1857)

• John Stuart Mill (1806 – 1873)

• Rudolf Carnap (Physikalismus, Sprache der Physik ist allgemein

geeignet als Wissenschaftssprache)

sogenannte Protokollsätze (Versuchsprotokolle) als

letzte empirische Grundlage – setzen aber Vorwissen

voraus. Beobachtungen sind theorieabhängig.

Neo-Positivismus

Realismus

Idealismus und Instrumentalismus

Empirismus Rationalismus

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Prof. Dr. Martin Moog 40

Auguste Compte

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Zeit 1798 bis 1857

Wirkungsorte Paris

Hauptwerke System der positiven Philosophie

Kurs der positiven Philosophie

Bedeutung Drei Stadien-Lehre

(1) mythologisch-theologische Phase

(2) metaphysische Periode

(3) positive Periode (Aufgabe und Wesen der

Wissenschaft wird erkannt)

Alles darf nur von dem Tatsächlichen, dem Positiven

ausgehen.

Wissen, um vorherzusehen

Rangordnung der Wissenschaften, Soziologie an der

Spitze

Hingabe an das Ganze - Altruismus

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Prof. Dr. Martin Moog 41

John Stuart Mill

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Zeit 1806 bis 1873

Wirkungsorte England, Korrespondenzabteilung der ostindischen

Kompanie

Hauptwerke System der deduktiven und induktiven Logik (1843)

Grundsätze der Politischen Ökonomie (1848)

Der Utilitarismus (1863)

Bedeutung Ausbau des Experiments, Ausbau der Logik

englische Variante des Positivismus (Compte und Locke haben

ihn beeinflußt)

liberale Ansichten, Verteilungsfragen: Kombination von Freiheit

und gerechter Verteilung

Utilitarismus als Gestaltungsprinzip in der Gesellschaft

Gleichberechtigung der Frauen (Ehe mit Harriet Taylor)

freie Meinungsäußerung, Vereinigungsfreiheit, Bildungschancen

als Ökonom Analyse der Preisbildung (Höhepunkt der Klassik)

Utilitarismus = Nützlichkeitsdenken

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Prof. Dr. Martin Moog 42

Rudolph Carnap

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Zeit 1891 bis 1970

Wirkungsorte Wien

nach Auswanderung Chicago

Hauptwerke Der logische Aufbau der Welt (1928)

Logische Syntax der Sprache (1934)

Bedeutung Aufbau formaler Logiksysteme

zusammen mit Hans Reichenbach gründete er die

Zeitschrift „Erkenntnis“

großer Einfluß auf die sogen. Analytische Philosphie

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Prof. Dr. Martin Moog 43

Karl Popper

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Zeit 1902 bis 1994

Wirkungsorte Wien (Studium, Tischlerlehre, Lehrer)

Christchurch (Neuseeland) gefördert durch von Hayek

London (London School of Economics)

Hauptwerke Logik der Forschung (1934)

Die offene Gesellschaft und ihre Feinde (1945)

Bedeutung Begründer des Kritischen Rationalismus

konsequenter Kritizismus – immer versuchen zu

falsifizieren

Sozialphilosophie

Ablehnung utopischer und ganzheitlicher

Veränderungsversuche in der Gesellschaft (Marxismus)

„Stückwerk-Technologie“ und „Herumbasteln“ als Technik

für den gesellschaftlichen Fortschritt

gewisser Einfluß auf Helmut

Schmidt und damit auf die Reformen

der dt. Sozialdemokratie

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Prof. Dr. Martin Moog 44

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Karl Popper

www.philolex.de/popper.htm

Logik der Forschung (1934) Die offene Gesellschaft

und ihre Feinde (1945)

Wichtigstes wissenschafts-

theoretisches Werk:

Wichtigstes gesellschafts-

philosophisches Werk:

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Prof. Dr. Martin Moog 45

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Das Credo der empirischen Forschung

„Die Tätigkeit des wissenschaftlichen Forschers besteht darin, Sätze oder

Systeme von Sätzen aufzustellen und systematisch zu überprüfen; in den

empirischen Wissenschaften sind es insbesondere Hypothesen,

Theoriensysteme, die aufgestellt und an der Erfahrung durch Beobachtung

und Experiment überprüft werden.“

Karl Popper, 1966, Logik der Forschung, 2. Auflage, S. 3

Realismus

Idealismus und Instrumentalismus

Empirismus Rationalismus

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Prof. Dr. Martin Moog 46

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Kritischer Rationalismus - Positivismusstreit

Popper verlangt, daß wissenschaftliche

Aussagen widerlegbar (falsifizierbar) sind.

Nicht widerlegbare Aussagen sind nicht

wissenschaftlich.

Es besteht die Gefahr, daß Wissenschaftler

eine Theorie aufstellen und die Experimente

dann so anlegen, daß die Theorie bestätigt wird.

Die Newton´sche Physik ist gut. Die Aussagen

aber widerlegbar. Sie wurden widerlegt.

Das ist wissenschaftlicher Fortschritt.

Die Einstein´sche Physik ist besser.

wikipedia.org/wiki/Kritischer_Rationalismus

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Prof. Dr. Martin Moog 47

Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre

Karl Popper

Karl Popper wurde in Wien am28.8.1902 als Sohn des jüdischen RA Simon Siegmund Carl Popper und Jenny, geborene Schiff,

geboren. Simon Siegmund stammte aus Prag, die Vorfahren seiner Mutter kamen aus Schlesien und Ungarn.

Die Situation der Juden zu dieser Zeit in Wien war schwierig. Zum einen nahmen sie wichtige Positionen ein; Poppers wohlhabender Vater beispiels

weise arbeitet eng mit dem damaligen liberalen Bürgermeister der Stadt zusammen. Zum anderen waren Vorurteile alltäglich.

Popper trat aus der sechsten Klasse der Realschule aus, legte seine Abitur als Auswärtiger ab und macht eine Gesellenprüfung als Tischler.

Als Popper sein Studium begann, dominierte für eine kurze Zeit die politische Linke. Das so genannteRote Wien erlebte seine Blüte. Popper

engagierte sich dort - zunächst vor allem an pädagogischen Fragen interessiert - auch in der sozialistischen Jugendbewegung. Für kurze Zeit war

er sogar kommunistisch organisiert. Nach dem Erlebnis der Niederschießung einer Demonstration wandte er sich aber schnell wieder von der

Bewegung ab, begegnete jedoch in der damals einzigartigen Wiener Atmosphäre Menschen wie Ruth Fischer, Hanns Eisler, Paul Lazarsfeld,

Oskar Kokoschka, Adolf Loos, Arnold Schönberg, Rudolf Serkin.

Nach der Promotion mit einem mathematischen Thema bei dem Psychologen und Sprachtheoretiker Karl Bühler im Jahre 1928 erwarb Popper 1929

die Lehrberechtigung für die Hauptschule in den Fächern Mathematik und Physik. Popper nahm Kontakt zum Wiener Kreis auf. Da er viele wichtige

Ansätze des Kreises kritisierte, gestaltete sich dies zunächst als schwierig. Allerdings fühlten sich die Wiener gezwungen auf seine begründeten

Vorwürfe einzugehen. Sein wissenschaftstheortisches Hauptwerk „Logik der Forschung“ erschien schließlich, obwohl Popper darin ihren Positivismus

kritisiert, toleranterweise bei einer Schriftreihe des Wiener Kreises (was Popper fälschlich den Ruf eines Positivisten einbrachte). Es wurde vom Wiener

Kreis als ein den ihren Diskussionen entsprungenes Werk gewürdigt. Die darin beschriebene Forderung nach Falsifizierbarkeit von Aussagen gilt heute

als Grundlage der modernen wissenschaftlichen Arbeit.

Der Wiener Kreis, vielleicht die wichtigste philosophische Gruppe des frühen 20. Jahrhunderts, wurde an der Wiener Universität immer mehr angefeindet;

der Inspirator Moritz Schlick 1936 von einem Studenten erschossen - zum Jubel der deutschnationalen Presse jener Zeit.

1937 wanderte Popper nach Neuseeland aus, um dem Einmarsch der Nazis in Österreich zu entgehen. Versuche, in die USA oder nach GB

zu entkommen zerschlugen sich. Popper musste seine Familie, die damals kranke Mutter, seine Schwester, Onkel, Tanten und Nichten zurücklassen.

Von ihnen wurden 16 bis 1945 durch die Nazis getötet.

Am Canterbury College in Christchurch, Neuseeland, fühlte Popper sich vereinsamt und von der Welt abgeschnitten. Trotzdem publizierte er weiter.

1946 nahm Popper einen Lehrauftrag für Philosophie an der London School of Economics and Political Science in England an. Vor allem Friedrich

August von Hayek unterstützte ihn beim Erreichen dieser Stellung. Poppers Haltung zum ausgeprägt liberalen Hayek ist nicht völlig klar.

Obwohl sie sich methodologisch nahe standen und er grundlegende Konzepte von Hayek übernahm, misstraute Popper den reinen Marktmechanismen.

Die Armut und Verzweiflung, die er in seiner Wiener Jugend erlebte, formten sein Weltbild.

Popper propagierte eine sozial orientierte Reformpolitik, die jedoch nicht in Staatsgehorsam enden dürfe.

1965 wurde Popper von Queen Elisabeth II. für sein Lebenswerk zum Ritter geschlagen. 1969 emeritierte er, publizierte aber stetig weiter. Er war

Mitglied der von Hayek gegründeten neoliberalen Denkfabrik Mont Pelerin Society, der Royal Society (London) und der International Academy of Science.

Befreundet war er u.a. mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Popper starb am 17. September 1994 in East Croydon (London)

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Prof. Dr. Martin Moog 48

Popper, Freud und Marx

Die Anhänger von Freud und Marx fanden ständig Beispiele, die ihre

vagen Theorien bestätigten.

Popper war dies zuwider, denn diese Theorien wurden praktisch durch

alle Ereignisse gestützt bzw. ließen sich praktisch alle Ereignisse so

auslegen, als seien sie nach diesen Theorien notwendig.

Solche Theorien lassen sich nicht widerlegen.

Weitere Lieblingsgegner von Popper

Platon (Wer soll den Staat regieren? Vorschub für Totalitarismus)

Hegel wegen seiner Geschichtsphilosophie, die auf eine Notwendigkeit der

Abläufe hinausläuft (der Weltgeist bedient sich der Figuren, der Staat verkörpert

den Willen Gottes). Die Auseinandersetzung mit Adorno und Habermas (Frankfurter Schule, Kritische Theorie,

Positivismusstreit) wurde von diesen eher einseitig geführt, Popper hat sie eher ignoriert.

Diese Philosophen vertraten die Ansicht, auch das, was wir tun sollen, nicht nur das was wir

tun können, sei wissenschaftlich fundiert zu beantworten.

Sie warfen Popper Positivismus vor. Er würde das herrschende Gesellschaftssystem

verteidigen, er würde Utopien diffamieren.

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Prof. Dr. Martin Moog 49

Der Wiener Kreis

• Antimetaphysik

• Empirische Auffassungen

• Systematische Einbeziehung der Logik

• Mathematisierung aller Wissenschaften

Es war ein lockerer Kreis ohne fixierte Lehrmeinung, einig in den folgenden

Positionen:

u.a.

Rudolf Carnap

Herbert Feigl

Hans Hahn

Victor Kraft

Otto Neurath