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EntrepreneurShip MIT RÜCKENWIND IN DIE GRÜNDUNG

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EntrepreneurShip

MIT RÜCKENWIND IN DIE GRÜNDUNG

4 EINLEITUNGUnternehmertum ist eine Geisteshaltung

Ingo Kramer | Vorstandsvorsitzender der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw)

5GRUSSWORT Den Nachwuchs für Unternehmertum begeistern

Dr. Horst Nasko | Stellvertretender Vorstandsvorsitzender

der Heinz Nixdorf Stiftung

6GRÜNDERPORTRAITSClaudia Leißner | Proboneo gGmbH

Dr. Tom Kirschbaum | ally (Door2Door GmbH)

Christina Claßen | knabbetti UG

Steffen Zoller | Betreut.de (Care.com Europe GmbH)

Dirk Oberinger | Clibano UG

Carolin Silbernagl | dotHIV e. V.

Frederik Brantner | Magazino GmbH

Joscha Lautner | Impact Hub Munich GmbH

Stefan Ostwald | nu3 GmbH

Simon Specka | ZenMate (ZenGuard GmbH)

Marietta Zille | Schülerpaten Dachverband e. V.

Viola Hoffmann | Accedera GmbH

Daniel Finck | Pfeffermind Games UG

21ÜBER UNS

22IMPRESSUM

Inhaltsverzeichnis

| 3 || 2 |

Gerade mal 27 Jahre alt war der Physikstudent Heinz Nixdorf, als er 1952 die Computerfirma gründete, die als Heinz Nixdorf Computer AG nach seinem Tod zu den größten Europas zählte. Er hatte den unternehmerischen Blick für die technologischen Bedürfnisse seiner Zeit und mit der Entwicklung seiner elektronischen Rechner nutzte er die sich bietenden Marktchancen zielsicher. Er galt als Pionier, als Visionär, und ich konnte selbst miterleben, wie sein Unternehmen zu einem Musterbeispiel für das Wirtschaftswunder der deutschen Nachkriegszeit reifte.

Junge Menschen mit Unternehmergeist waren immer gefragt. Wir brauchen sie heute aber mehr als zuvor, denn: Der globale Wettbewerb ist hart umkämpft und auch die digitale Revolution krempelt Unternehmen, Branchen und Märkte gehörig um. Darüber hinaus müssen wir uns der Frage stellen, inwieweit sich Wachstumskurven noch ausdehnen lassen und bewährte Strategien zukunftsfähig sind. Und welche Wege wir beschrei-ten müssen, um langfristig wirtschaftlichen Erfolg sicherzustellen. Antworten können wir finden, wenn wir uns im Kern auf den Unterneh-mergeist besinnen. Wenn wir in der Lage sind, mit nachhaltigen Innovationen flexibel auf die schnellen gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen zu reagieren.

Wir brauchen dafür eine nachwachsende Gene ration, die bereits in der Schule und Hoch-schule Anreize erhält, sich mit ökonomischen und unternehmerischen Fragestellungen auseinanderzusetzen.

Fast jeder zweite Gründer bewertet das deutsche Schulsystem im Hinblick auf die Vermittlung von unternehmerischem Denken und Handeln mit „ungenügend“. Die Förderung von Unterneh-mertum, muss daher auch als fester Bestandteil in unserem Bildungssystem verankert werden.

Dieser Überzeugung folgend kooperieren wir, die Heinz Nixdorf Stiftung, inzwischen seit zehn Jahren erfolgreich mit der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. In unserem gemeinsamen Bildungs-programm Herausforderung Unternehmertum verfolgen wir das Prinzip „Learning by doing“: Ein ganzes Jahr lang begleiten wir die jungen Gründer bei der Entwicklung ihrer Konzepte – einige der Startups oder Nonprofit-Initiativen sind auch weit über die Förderzeit hinaus noch erfolgreich am Markt. Wir ermöglichen den Teilnehmern eine große Bandbreite an Erfahrungen: Dazu gehören Erfolg und Misserfolg, Hürden und Stolpersteine überwinden, in Sackgassen geraten und neue Wege finden. An einigen dieser Erfahrungen rund um das Abenteuer „Unternehmertum“ lassen wir Sie auf den kommenden Seiten nun gerne teilhaben.

Dr. Horst Nasko Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Heinz Nixdorf Stiftung

Unternehmer sind die Innovatoren und Antreiber von volkswirtschaftlichem Wachstum. Sie schaffen Arbeitsplätze, mobilisieren den Wettbewerb und tragen zum gesellschaftlichen Fortschritt eines Landes bei. Ob man Unternehmertum lernen kann oder ob es den Entrepreneuren im Blut liegt – ich bin davon überzeugt, dass Unternehmergeist zuallererst eine grundlegende Einstellung ist. Von Menschen, die ihre Visionen umsetzen, die Probleme mutig beim Schopf packen, die nach kreativen Lösungen suchen und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.

Ich sehe den modernen Unternehmer dabei keines-wegs mehr nur im traditionellen Schumpeterschen Sinne als einen Pionier, der neue Ideen in wirtschaftlich nutzbare Konzepte umsetzt. Unternehmergeist haben für mich auch Menschen, die ungeachtet ökonomischer Gewinninteressen die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen mit unternehmerischen Mitteln verfolgen. Unternehmerisch denken und handeln müssen heute nicht nur klassische Unternehmer. Auch Lehrerinnen und Lehrer, Leiter von sozialen oder Kultureinrichtungen, Künstler und Angestellte sind immer wieder gefragt, bei der Bewältigung ihrer Aufgaben und der Suche nach Neuem unternehmerisch zu agieren.

Die Stiftung der Deutschen Wirtschaft steht für Eigeninitiative, Unternehmergeist, Engagement und gesellschaftliche Verantwortung. Diese Werte fördern und leben wir. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch die Nachwuchsförderung unserer Projekte und Programme und sind elementarer Bestandteil der ideellen Förderung im Studienför-derwerk Klaus Murmann.

Unternehmertum ist eine Geisteshaltung

Durch Kooperationen ermöglichen wir unseren Stipendiatinnen und Stipendiaten, frühzeitig mit Unternehmern, Unternehmen und Unternehmens-verbänden in Kontakt zu kommen. In unserem Bildungsprogramm Herausforderung Unterneh-mertum haben die jungen Menschen darüber hinaus sogar die Möglichkeit, selbst unternehme-rische Praxiserfahrung zu sammeln und eigene Gründungsideen zu entwickeln. Seit zehn Jahren kooperieren wir dabei höchst erfolgreich mit der Heinz Nixdorf Stiftung.

Wie sich zeigt, springt der Funke über: Viele unserer Stipendiaten und Alumni sind bereits während des Studiums unternehmerisch aktiv oder entscheiden sich nach einigen Berufsjahren, ihrem Gründer- und Unternehmergeist zu folgen. Ob in innovativen Startups, einem ehrenamtlichen Social Business oder im Rahmen einer Existenzgründung – die unternehmerischen Aktivitäten aus den Reihen der Geförderten und Ehemaligen der Stiftung der Deutschen Wirtschaft sind vielseitig. Einige Köpfe und Gründergeschichten stellen wir Ihnen in dieser Broschüre vor.

Ingo Kramer Vorstandsvorsitzender der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw)

Den Nachwuchs für Unternehmertum begeistern

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Gründerportraits

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„Die Idee entstand aus dem Job heraus. Ich war in der Unternehmensberatung tätig, dann bei einer Stiftung, die soziale Projekte fördert. Dort habe ich schnell gemerkt: Im gemeinnützigen Sektor ist oft wenig Geld für professionelle Unterstützung vorhanden, z. B. für Rechtsberatung oder Strategie. Irgendwann fing ich an, ehemalige Kollegen aus der Beratung als ehrenamtliche Unterstützer zu vermitteln. Ich merkte bald, das birgt Potenzial: engagierwillige Experten und Fachkräfte mit gemeinnützigen Organisationen, die professionelle Beratung brauchen, zusammenzubringen. In Ame-rika ist diese ‚pro-bono‘-Kultur bereits selbstver-ständlich, dort existieren dafür richtige Strukturen und Prozesse.

Auf dem Gründer- und Unternehmerforum des sdw Alumni e. V. kam mir zum ersten Mal der konkrete Gedanke: Das kann man in Deutschland auch machen. Mit der Idee habe ich mich dann bei Herausforderung Unternehmertum beworben, um weiter daran zu arbeiten. Das war die Initialzün-dung. Im Laufe des Förderjahres merkten wir sehr schnell, wir haben da ein Produkt gefunden, das funktioniert, und sind darüber sofort ins Machen gekommen. Im weiteren Verlauf haben wir etliche Mitstreiter, ähnliche Initiativen sowie zahlreiche Unterstützer gefunden, sodass ich im Frühjahr 2014 die Proboneo gGmbH gegründet habe.

„Ich war Stipendiat im Studienförderwerk Klaus Murmann der sdw. Dass Unternehmertum in der ideellen Förderung und unter der Stipendiaten-schaft omnipräsent ist, hat mich sehr geprägt und mir die unternehmerische Perspektive mit auf den Weg gegeben. Nach dem Studium hatte ich verschiedene, erfolgversprechende Berufsoptionen und habe sie auch zunächst einige Jahre wahr-genommen, z. B. als Vorstandsassistent. Ich habe mich aber dann doch ganz bewusst für das Unter-nehmertum entschieden. Die Grundentscheidung, unternehmerisch aktiv zu werden, ist eine wichtige Weichenstellung. Einmal getroffen, fühlt es sich ganz natürlich an, immer wieder neue Ideen nicht nur zu denken, sondern auch umzusetzen.

Mein Mitgründer Maxim Nohroudi und ich haben bereits zuvor Unternehmen gemeinsam gegründet und aufgebaut. Die Idee zu ally, der Entwicklung eines ‚Internet of Urban Transportation‘, ent-stand aus unseren vorangegangenen Projekten. Jede Phase der Unternehmensgründung hat ihre eigenen Herausforderungen: Zu Beginn steht ganz klar die Finanzierung im Vordergrund, denn ohne Kapital ist keine Aufbauarbeit möglich. Später geht es dann darum, das richtige Team zu finden und zu führen. Die Auswahl der richtigen Talente ist nicht ganz einfach. Weitere Herausforderung bei ally ist, mit großen Konzernen zu kooperieren.

Rückblickend bin ich heute da, wo ich hinwollte. Über die Förderung im Studienförderwerk Klaus Murmann der sdw hatte ich schon während des Studiums die Möglichkeit, rechts und links zu schauen und mich mit den unterschiedlichsten Themen zu beschäftigen – auch mit Unterneh-mertum. Ohne diese Erfahrungen würde ich vermutlich noch heute als Chemikerin im Labor stehen. Stattdessen bin ich Sozial-Unternehmerin geworden. Es macht mir unheimlich Spaß, so vielseitig zu arbeiten, auch wenn ich manchmal denke, hier kenne ich mich noch gar nicht aus, dann muss ich das jetzt eben auch noch lernen.“

„MEIN RAT AN ALLE, DIE GRÜNDEN

WOLLEN? SO SCHNELL WIE MÖGLICH

AUSPROBIEREN, OB DIE IDEE, DIE MAN

HAT, WIRKLICH FUNKTIONIERT.“

Stolz macht mich vor allem die Art und Weise, wie wir in der Firma zusammenwirken. Beim Gründen war uns immer wichtig, eine besondere, familiäre Unternehmenskultur zu etablieren. Die Freude an dem, was man tut, soll im Vordergrund stehen. Heute, in einem sehr jungen, leidenschaftlichen Team, dessen Mitglieder aus 20 Ländern kommen, sehe ich viel davon, wie ich es mir einst gewünscht hatte. Auf die Menschen, mit denen ich arbeite, kann ich mich bedingungslos verlassen. Solch eine Gemeinschaft ist in der Lage, Immenses zu leisten – das ist eine fantastische Erfahrung.“

„MEIN RAT AN JUNGE GRÜNDER: SEID

VON ANFANG AN MUTIGER. SEID

NEUGIERIG. NEHMT FEHLER SPORTLICH,

ES GEHT NICHT OHNE. UND RECHNET

DAMIT, DASS IHR EINEN MARATHON

LAUFT, KEINEN SPRINT.“

www.proboneo.de

Stipendiatin des Studienförderwerks Klaus Murmann (bis 2008)

www.allyapp.com

Stipendiat des Studienförderwerks Klaus Murmann (bis 2005)

Claudia Leißner (30) | Proboneo gGmbH Dr. Tom Kirschbaum (39) | ally (Door2Door GmbH)

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www.knabbetti.de

Stipendiatin des Studienförderwerks Klaus Murmann (bis 2008)

I h r U nt e rn e hm e n s t e l l t Tr o c ke n o b s t-C h ip s i n e i g e n e r M a nuf a k t u r h e r . W i e ka m e n S i e a uf d i e I d e e?

Ich habe eine Vorliebe für Obst, insbesondere die große Sortenvielfalt bei Äpfeln. Angefangen hat eigentlich alles im heimischen Backofen. Dort habe ich die ersten Apfelchips zum Verschenken und Selberessen hergestellt. Die Begeisterung im Familien- und Freundeskreis war groß – so entstand irgendwann die Gründungsidee.

War um h a b e n S i e b e s c h l o s s e n , a us d e r I d e e e i n e c ht e s U nt e rn e hm e n z u m a c h e n?

Für mich bestand der Reiz darin, etwas aufzubau-en, eine Idee umzusetzen und eigene Entschei-dungen zu treffen. Gegründet habe ich am Ende meines Studiums. Ich war voller Tatendrang und wollte das Erlernte einem Praxistest unterziehen. Gleichzeitig erschien mir der Zeitpunkt sehr günstig: Gesunde Ernährung rückte in der Gesellschaft immer mehr in den Fokus – das erschien mir als ideale Voraussetzung für eine Gründung. Diese Zeit war für mich geprägt von dem Gedanken: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“.

W i e g in g e s n a c h d e r Ent s c h e i dun g z u g r ün d e n d a nn we i t e r?

Im Rahmen eines Seminars der Stiftung der Deutschen Wirtschaft lernte ich einen Alumnus des Studienförderwerks Klaus Murmann kennen. Schnell stellten wir fest: Wir hatten beide Lust zum Gründen. Von da an stand alles im Zeichen der Gründungsvorbereitung. Wir erarbeiteten die Eckpunkte und ein Konzept, entwickelten die Produkte im heimischen Backofen, regelten die Finanzierung, programmierten einen Onlineshop und beauftragten eine kreative Designstudentin mit dem Verpackungsdesign. Im März 2009 gründeten wir die knabbetti UG.

Wa s m a c ht S i e im N a c hh in e in b e s o n d e r s s t o l z ?

Ganz knapp: entgegen aller Prognosen noch erfolgreich am Markt zu sein. Die Idee „knabbetti“ stieß nicht überall auf uneingeschränkte Zustim-mung. Etliche Skeptiker rieten von einer Gründung in der Lebensmittelbranche nachdrücklich ab. Auch die Konkurrenz ist nicht zu unterschätzen. Unser Ziel war es aber, eine authentische, glaubwürdige Marke aufzubauen und sich so von großen Konzer-nen abzuheben. Das ist gelungen.

Der Antrieb, Betreut.de zu gründen, war für Steffen Zoller ein persönlicher. Wäh-rend er im Ausland arbeitete, erkrankte

sein Vater schwer. Die Suche nach geeigneten Pflegeangeboten gestaltete sich kompliziert und nervenaufreibend. Zeitgleich hörte Steffen Zoller immer wieder von Freunden, die Probleme hatten, einen passenden Babysitter zu finden. So entstand die Vision, einen Online-Marktplatz zur Vermitt-lung von Betreuern und verschiedenen Helfern im Alltag zu schaffen.

Danach ging alles sehr schnell. Auf zahlreiche Gespräche mit der Familie, Freunden und Wissen-schaftlern folgten die konkrete Ausarbeitung des Businessplans und die erste Finanzierungsrunde, für die Zoller drei wichtige strategische Partner finden konnte: Holtzbrinck Ventures, Mutschler Ventures und Rocket Internet. Kurz darauf ging die Website online.

Es gab jedoch auch Herausforderungen. Steffen Zoller und sein Geschäftspartner Manuel Nothelfer, der 2009 mit an Bord kam, waren Pioniere auf diesem Gebiet. Dienstleistungen wie Seniorenbetreuung oder Babysitting im Internet zu suchen, war alles andere als geläufig. Der Sektor ist nicht gerade das Umfeld, in dem man damals ein Online-Startup erwartet hätte, das Interesse der Öffentlichkeit musste sich Betreut.de schwer verdienen.

Stolz ist Steffen Zoller vor allem auf das Wachs-tum seines Unternehmens: von null auf 100 in nur wenigen Jahren, inzwischen bietet das Berliner Unternehmen mehr als 100 Menschen einen interessanten Arbeitsplatz.

Die spannendste Lernkurve hatte Steffen Zoller beim Zusammenschluss seines Unternehmens mit der amerikanischen Firma Care.com. Innerhalb kürzester Zeit ging die Besser Betreut GmbH in der Care.com Europe GmbH auf und mauserte sich zum europäischen Firmensitz, der inzwischen die Märkte in 14 Ländern abdeckt. Das gesamte Change Management zu verantworten und gleich-zeitig das Vertrauen der Mitarbeiter zu erhalten, war eine große Aufgabe. Umso mehr freut sich Steffen Zoller, dass sich das Unternehmen weiter-hin prächtig entwickelt.

Christina Claßen (33) | knabbetti UG Steffen Zoller (33) | Betreut.de (Care.com Europe GmbH)

www.betreut.de

Stipendiat des Studienförderwerks Klaus Murmann (bis 2005)

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Auf der Suche nach einem Holzbackofen für den Garten stellte Dirk Oberinger fest, dass die Modelle am Markt nicht seinen Vor-

stellungen von Qualität und Design entsprachen. Als gelernter Zerspanungsmechaniker ist er im Metallbau zuhause und beschloss kurzerhand, sich seinen Ofen nach eigenen Vorstellungen zu bauen. Die Begeisterung im Bekanntenkreis zog bald weite Kreise und als die Nachfrage weiter stieg, beschloss er 2014, ein Unternehmen zu gründen und die Holzöfen zu verkaufen.

Nach gemeinsamer Marktanalyse mit seinem Bruder Oliver stand für den Maschinenbauin-genieur fest, sich fernab vom Massenmarkt auf ein hochwertiges, funktionales und langlebiges Produkt zu konzentrieren. Durch den Bau einiger Prototypen wurden die Holzbacköfen optimiert und zur Serienreife gebracht. Wichtig war hierbei, Kooperationen mit Zulieferern zu schließen, die das Laserschneiden der Metallbauteile sowie das Pulverbeschichten der fertigen Backöfen über-nehmen. Die Kosten für die teuren Maschinen und Anlagen waren für das frisch gegründete Unternehmen zu hoch.

Größte Herausforderung war für Dirk Oberinger, die Gründung neben dem Studium zu bewälti-gen. Gerade in der Startphase gestaltete sich der Aufbau des Unternehmens zeitintensiver als gedacht. Darüber hinaus erforderte die Gründung das Einarbeiten in viele fachfremde Gebiete. Ob Buchführung oder rechtliche Fragestellungen – er musste sich viel neues Knowhow aneignen, das mit seiner Leidenschaft, dem Ofenbauen, nur wenig zu tun hatte.

Hilfreich während des gesamten Gründungs-prozesses war für ihn vor allem, dass er über sein Studium hinaus bereits auf die Praxiserfahrung einer Berufsausbildung zurückgreifen konnte. Bei Fragen und Problemen standen dem jungen Gründer außerdem Freunde und Familie zur Seite. Sein Bruder ist gleichzeitig Gesellschafter und Geschäftspartner. Dass er mit ihm an einem Strang zieht, erleichtert die Unternehmensführung sehr. Dirk Oberingers Rat an alle Gründer: seine Produkte aus Leidenschaft, nicht aus Profitgrün-den entwickeln.

www.click4life.hiv

Mitarbeiterin der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (bis 2011)

S i e wa r e n z u l e t z t a l s P r o j e k t l e i t e r i n v o n H e r a us f o r d e r un g U nt e rn e hm e r-t um b e i d e r S t i f t un g d e r D eut s c h e n Wi r t s c h a f t a n g e s t e l l t . 2 011 h a b e n S i e s e l b e r d e n Sp r un g i n d i e S ta r t up -S ze n e g ewa gt . Zu f a l l , o d e r h a b e n S i e du r c h d i e F ö r d e r un g v o n N a c hwu c hs g r ün d e rn s e l b e r B lu t g e l e c k t?

Zufall würde ich es nicht nennen – eher, dass mir beides sehr entspricht. Ich denke, um Gründerin-nen und Gründer zu begleiten, braucht man selbst einen Hang zum Unternehmertum. Mich hat das Neu-Bauen und Selbst-Machen immer faszi-niert, und die beiden Jahre mit Herausforderung Unternehmertum haben nur so gebrummt vor Unternehmergeist. Dabei waren die Nachwuchs-gründer schon so etwas wie mein Rollenmodell: Das Selbst-Wagen ist einfacher, wenn man sieht, dass andere auch den Mut haben.

2 011 d a nn p l ö t z l i c h G r ün d e r in: Vo n we l c h e r E r f a hr un g a us d e r Ve r g a n g e n-h e i t h a b e n S i e a m m e i s t e n p r of i t i e r t ?

dotHIV ist ein Sozialunternehmen an der Schnitt-stelle zwischen Gemeinnützigkeit, digitaler Wirtschaft und Kommunikationsbranche. Da hat es sehr geholfen, dass ich schon professionelle Kontakte und Vorwissen aus allen Bereichen mitbrachte.

Insgesamt habe ich es sehr positiv erlebt, auf einem gewissen Grundstock an beruflicher Erfahrung aufzubauen. Es hilft, Chancen und auch Härten abzuschätzen – und ein lebendiges Netzwerk liefert so manche kluge Antwort auf brennende Fragen.

M i t I h r e m S o z i a lunt e rn e hm e n d otH I V s o r g e n S i e d a f ü r, d a s s s o v i e l e We b s e i t e n w i e m ö g l i c h e in e . h i v - D o m a in un d d a mi t d i g i t a l „ Rot e S c h l e i f e t r a g e n“ . Wa s war f ü r S i e d e r g r ö ßt e E r f o l g b i s h e r?

Es gab einige Erfolge, über die wir uns in den letzten Jahren sehr gefreut haben. Im Kleinen macht uns jede neue online erreichbare .hiv-Seite stolz. Im Großen? .hiv ist die erste und bisher einzige Domainendung, die einem rein sozialen Zweck dient. Wir haben mit unserem Ansatz, die Adresszeile des Browsers als Kommunikationsfeld für ein soziales Thema zu nutzen, im Markt der Internetadressen Einiges aufgewirbelt. Die Impulse in Richtung soziale Verantwortung sind mit dotHIV deutlich gewachsen. Das ist toll zu sehen.

www.clibano.de

Stipendiat des Studienförderwerks Klaus Murmann (seit 2014)

Dirk Oberinger (26) | Clibano UG Carolin Silbernagl (34) | dotHIV e. V.

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In der Apotheke einer Freundin hat Frederik Brantner zum ersten Mal einen Kommissio-nierautomaten gesehen. Diese Geräte lagern,

sortieren und geben einzelne Medikamenten-packungen aus. Das Thema hat ihn nicht mehr losgelassen, er stellte sich vor, wie vielseitig die Systematik einsetzbar wäre: Dinge können ungeordnet in den Automaten gegeben, von ihm sortiert und per Klick über die entsprechende Smartphone-Applikation wieder ausgegeben werden. Begeistert für alles Technische verfolgte der studierte Betriebswirt diese Idee weiter.

Sein erstes Unternehmen gründete er bereits mit 16 Jahren, Magazino ist Brantners dritte Gründung. Gemeinsam mit Freunden diskutierte er über technische Machbarkeit und Anwendungs-möglichkeiten seiner Idee. Inspiriert haben ihn auch die Gründer- und Unternehmerforen des sdw Alumni e. V., die Stipendiaten und Alumni des Studienförderwerks Klaus Murmann eine Plattform zum Netzwerken und Austauschen bieten. Über das Exist-Gründerstipendium und den High-Tech Gründerfonds erhielt Frederik Brantner die nötige Unterstützung bei der Produkt- und Technologie-entwicklung. 2014 wurde das Startup für automa-tisierte Lagerlogistik vom Münchner Businessplan Wettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Inzwischen beschäftigt die 2014 gegründete Magazino GmbH 14 Mitarbeiter.

Zu sehen, wie Magazino wächst, wie aus einer anfänglichen Idee ein erfolgreiches Unternehmen entstanden ist, für das sich viele Menschen begeis-tert einsetzen, macht Frederik Brantner besonders stolz. Mit seinem Startup hat er eine innovative Technologie entwickelt und zur Marktreife ge-bracht, an der sich schon so mancher Großkonzern die Zähne ausgebissen hat. Im nächsten Schritt will Brantner mit dem mobilen Regal-Roboter „Toru“ den Logistik-Markt revolutionieren. Im Vergleich zu bestehenden Systemen schafft es Toru, Objekte selbständig aus dem Regal oder Karton zu entnehmen. Eines Tages überall auf der Welt Schwärme von Torus in Betrieb zu sehen, das ist Frederik Brantners Vision für die Zukunft seines Unternehmens.

„Am Anfang stand die Idee zu einem Gründer-Hub in München für Social Entrepreneurs. Alle aus unserem Team waren in den Jahren davor in verschiedenen Impact Hubs zu Gast gewesen und gleichermaßen beeindruckt und begeistert von diesem Modell, den Community-Mitgliedern und ihren Geschichten. Wir wollten ebensolch einen Arbeitsraum für Menschen schaffen, die unter-nehmerisch und gemeinwohlorientiert arbeiten. Als wir dann im Oktober eigentlich per Zufall die passende Immobilie gefunden hatten und für die Anmietung rechtskräftig und zahlungsfähig sein mussten, haben wir unser Gründungsvorhaben in die Tat umgesetzt. Danach ging alles Schlag auf Schlag: Mietvertrag, Ausbau des Raums, erste Finanzierung, Eröffnung im Februar 2013, Erweiterung und Ausbau des Raums, zweite Finanzierungsrunde, Break-Even. Seitdem wachsen wir in kleinen Schritten und haben seit Anfang des Jahres erstmalig wieder ein wenig Luft zum Durchatmen.

Was uns besonders geholfen hat, waren zum einen erfahrene und erfolgreiche Unternehmer, die uns und die strategische Entwicklung des Konzepts von Anfang an begleitet haben. Zum anderen gab es viele Menschen aus unserem Umfeld, die uns motiviert, unterstützt und letztlich auch finanziert haben: das weltweite Netzwerk der Impact Hubs mit ihren Gründerpersönlichkeiten, auf deren Knowhow, Erfahrung und Kontakten wir unsere

eigene Münchner Version und Vision eines Hubs aufbauen konnten. Ausschlaggebend für den Erfolg des Projekts war vor allem, dass wir uns bei den wirklich wichtigen Entscheidungen immer auf unser Bauchgefühl verlassen haben und unseren Werten und Visionen treu geblieben sind. Das hat uns bis heute mit Siebenmeilenstiefeln durch schwierige Situationen getragen.“

„WENN ICH ZURÜCKBLICKE, HABE ICH

AM MEISTEN VON DER ERFAHRUNG DER

SELBSTWIRKSAMKEIT PROFITIERT. MIT

ALLEN SINNEN ZU VERSTEHEN, WIE, WO

UND MIT WEM ICH WIRKUNG ERZEUGEN

KANN, IST FÜR MICH DER BESTE

BODENSATZ FÜR EINEN ANGSTFREIEN,

LUSTVOLLEN BLICK IN DIE ZUKUNFT UND

ALLES UNTERNEHMERISCHE, WAS NOCH

AUF ENTDECKUNG WARTET.“

www.magazino.eu

Stipendiat des Studienförderwerks Klaus Murmann (bis 2012)

munich.impacthub.net

Stipendiat des Studienförderwerks Klaus Murmann (bis 2011)

Frederik Brantner (31) | Magazino GmbH Joscha Lautner (28) | Impact Hub Munich GmbH

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Stipendiat des Studienförderwerks Klaus Murmann (bis 2012)

Teilnehmer an Herausforderung Unternehmertum (2010 & 2012)

M i t P o c ke tTa x i h a b e n S i e 2 010 I h r e r s t e s St a r t up im Ra hm e n v o n H e r a us-f o r d e r un g U nt e rn e hm e r t um e nt wi c ke l t . Zun ä c hs t s t a n d e n d i e Ze i c h e n a uf E r f o l g , 2 013 h a b e n S i e d i e G mb H d a nn f o rm a l a uf g e g e b e n . Wo r a n l a g ’ s?

Über PocketTaxi konnten gleitzeitarbeitende Pend-ler flexible Fahrgemeinschaften organisieren. Um die Flexibilität sicherstellen zu können, müssen an jedem Ort ausreichend Fahrgemeinschaften ent-stehen – eine kritische Masse an Fahrten. Unsere damalige Finanzierung reichte für entsprechende Kundenakquise nicht aus, für eine Folgefinan-zierung wurde aber ein größerer Kundenstamm erwartet. Dieses „Henne-Ei-Problem“ konnten wir am Ende nicht überwinden. Tests für eine Geschäftsmodelländerung ergaben kein Potenzial, so entschlossen wir uns, neue Herausforderungen zu suchen.

I n I h r e r j e t z i g e n Tä t i gke i t f ü r e i n e N ä hr s t o f f e x p e r t e n- P l a t t f o rm s in d S i e w i e d e r e i n i nn ov a t i v e r Ko pf . L i e g t I hn e n d i e Su c h e n a c h N eu e m , I nn ov a t i v e m , im B lu t?

Ein etabliertes Unternehmen bietet natürlich einen ganz anderen Kontext als eine Neugründung. Die Leidenschaft, Kundenbedürfnisse zu entdecken und passende Lösungen dafür zu entwickeln, hat mich jedenfalls nicht losgelassen.

Ideen müssen jedoch nicht vom Himmel fallen, sondern können systematisch erarbeitet werden. Vielleicht liegt gute Innovation daher eher im Schweiß als im Blut.

H a b e n S i e n o c h Ko nt a k t z u r St a r t up -S ze n e?

Ich bin mit der Szene weiterhin sehr verwachsen. Ich bin zu nu3 gekommen, weil ich hier mit den besten Leuten aus der Szene arbeiten kann. nu3 ist Teil von Project A Ventures, einer Ausgründung aus Rocket Internet und aus meiner Sicht der stärkste Startup-Inkubator in Europa.

H a b e n S i e s c h o n w i e d e r n eu e S t a r t up - I d e e n? We r d e n S i e ’ s i r g e n d -wa nn n o c hm a l wa g e n?

Ja, ich will auf jeden Fall wieder gründen. Für mich stellt sich auch viel mehr die Frage, wie oft, und nicht, ob ich überhaupt nochmal gründe. Durch meine derzeitige Tätigkeit lerne ich sehr viel und verspreche mir davon, die Erfolgswahrscheinlich-keiten für die nächste Gründung wesentlich zu erhöhen.

„Mein Mitgründer Markus Hänel und ich kennen uns schon viele Jahre und haben bereits vor der Gründung von ZenMate an diversen Projekten zu-sammengearbeitet. Wir beide waren schon immer ‚gesund paranoid‘, wenn es um Sicherheit und Privatsphäre im Internet geht. Uns war klar, dass dieses Thema früher oder später massenmarkt-relevant würde. Nach dem Motto ‚Zukunft muss man kreieren, nicht darauf reagieren‘ haben wir uns gedacht, irgendwer muss es ja machen – und haben beschlossen, einen Dienst für mehr Sicher-heit im Netz zu entwickeln. Wir hatten bereits Ideen und Erfahrungen aus vorherigen Projekten gesammelt und konnten direkt loslegen.

Ich habe noch im Master an der Manchester Business School studiert, daher zog mein Mitgründer nach Manchester, um gemeinsam mit mir das Produkt zu entwickeln. Tagsüber war ich immer noch an der Universität, gearbeitet haben wir dann teilweise bis sechs Uhr morgens, sieben Tage die Woche.

Als wir Prototypen, Website, Business- und Finanzplan fertiggestellt hatten, habe ich die Masterarbeit erstmal auf Eis gelegt, bin nach Berlin gezogen und ZenMate wurde eines der ersten Startups im neuen Axel Springer Plug & Play Accelerator. 2013 folgte dann schließlich die konkrete Ausgründung.

Heute beschäftigt ZenMate über 40 Mitarbeiter und über zehn Millionen Internetsurfer nutzen unseren Dienst. Die nächsten gesteckten Ziele heißen Marktführerschaft und die Steigerung des Shareholder Value durch nachhaltige Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit. Nur als gesundes Un-ternehmen kann man irgendwann einen relevan-ten gesellschaftlichen Beitrag leisten und etwas in den Kreislauf zurückgeben.

Da wir mit ZenMate eines der erfolgreichsten Berliner Startup-Teams aufgebaut haben, werde ich oft nach meinem persönlichen Rat an junge Gründer gefragt.“

„EINFACH MAL MACHEN! NICHT

IMMER ALLES ÜBERANALYSIEREN

UND SICH NICHT ALLE MÖGLICHEN

HINTERTÜREN OFFENHALTEN –

SO GRÜNDET MAN KEIN UNTERNEHMEN.

SONDERN: GUT NACHDENKEN, EINE

ENTSCHEIDUNG TREFFEN UND DANN MIT

VOLLEM EINSATZ UND RISIKO AUF DIE

GRÜNDUNG KONZENTRIEREN.“

www.zenmate.com

Stipendiat des Studienförderwerks Klaus Murmann (bis 2013)

Teilnehmer an Herausforderung Unternehmertum (2011)

Stefan Ostwald (29) | nu3 GmbH (Head of Product and Platform Innovation) Simon Specka (27) | ZenMate (ZenGuard GmbH)

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www.accedera.de

Stipendiatin des Studienförderwerks Klaus Murmann (bis 2012)

Teilnehmerin an Herausforderung Unternehmertum (2012)

S i e h a b e n 2 012 n a c h d e m St u d ium d i e A c c e d e r a G mb H g e g r ün d e t , d i e U nt e rn e hm e n d a b e i unt e r s t ü t z t , i n t e rn a t i o n a l e F a c hk r ä f t e l a n gf r i s t i g z u i n t e g r i e r e n . Wa s war f ü r S i e d i e g r ö ßt e H e r a us f o r d e r un g?

Ich erinnere mich noch lebhaft an den konstanten Bürokratiefrust der ersten Monate. Dass wir es zunächst hauptsächlich mit Anwälten, Notaren, Steuerämtern, Handelsregistern und Banken zu tun haben würden, hatten wir in der Form nicht erwartet. Weitere große Herausforderung war die Kundenakquise. Ohne Kunden ist die ganze Arbeit eines jungen Dienstleistungsunterneh-mens hinfällig. Es hat eine Weile gedauert, bis wir verstanden haben, wie wichtig eine gute Akquise- und Marketingstrategie ist.

Wa s m a c ht S i e b e s o n d e r s s t o l z ?

Ich bin überzeugt, dass man jeden Tag etwas an seinem Unternehmen findet, worauf man stolz sein kann. Eine Gründung ist harte Arbeit und manchmal fühlt man sich, als würde man eine schwarze Katze in einem dunklen Raum suchen. Um die schwierigen Momente besser zu überste-hen, sollte man die vielen kleinen Erfolge feiern. Ich bin wahnsinnig stolz darauf, dass Accedera seit einem Jahr meinen Lebensunterhalt sichert und ich von niemandem abhängig bin. Das Gefühl, selbst etwas geschaffen zu haben, ist für mich immer wieder wie ein kleines Wunder.

B e i d e r Re a l i s i e r un g v o n A c c e d e r a wur d e n S i e du r c h H e r a us f o r d e r un g U nt e rn e hm e r t um g e f ö r d e r t . Wa s h a t I hn e n d i e U nt e r s t ü t z un g g e b r a c ht?

Die Förderzeit hat mir ein großes, wenn nicht das größte Geschenk gemacht: das Selbstvertrauen zu gewinnen, mir eine Firmengründung zuzu-trauen. Ich hatte das Unternehmertum immer im Hinterkopf, aber nie daran gedacht, direkt aus dem Studium heraus zu gründen.

Wa s b e d eut e t e s f ü r S i e p e r s ö n l i c h , U nt e rn e hm e r in z u s e in?

Unternehmertum bedeutet für mich Planungs- und Entscheidungsfreiheit sowie ständig neue Dinge lernen und anwenden. Ich liebe es, zu lernen, und kann mir keinen spannenderen Arbeitsalltag vorstellen. Heute weiß ich, dass ich als Unternehmerin meine Talente am besten einsetzen kann.

Marietta Zille kam über die Berliner Stipendiatengruppe des Studienförder-werks Klaus Murmann zu ihren ersten

beiden Patenkindern. Die Idee, studentische Paten und Schüler mit arabischem Hintergrund durch eh-renamtliche Nachhilfe zusammen zu bringen, stieß in der Gruppe auf große Begeisterung. Gemeinsam entstand die Idee zum Aufbau einer Plattform, um das Engagement zu institutionalisieren und das Netzwerk zu vergrößern. 2010 erhielt das Projekt unter dem Namen Schülerpaten Berlin e. V. einen offiziellen Rahmen. Das Team wuchs, ebenso die Anzahl der vermittelten Patenschaften und das Angebot an Förderaktivitäten.

Motiviert durch den Erfolg und das Ziel, die Bildungschancen für Kinder mit Migrations-hintergrund zu verbessern, entwickelte Marietta Zille die Vision, das Integrationsprojekt auf weitere Städte auszuweiten. Im Rahmen von Herausfor-derung Unternehmertum arbeitete sie 2013 als Leiterin eines Teams an einem Konzept für einen bundesweiten Dachverband. Aufbauend auf den Erfahrungen aus dem Berliner Modellprojekt entstanden ein umfassender Anforderungskatalog sowie zahlreiche Leitfäden, um die hohe Qualität des Förderangebots an den neuen Standorten sicherstellen zu können.

Es war eine bewegte Zeit voll von Skype-Konfe-renzen, endlosen Meetings und schweißtreibender Arbeit, doch der Einsatz hat sich gelohnt. 2014 wurde Schülerpaten Deutschland als Dachverband gegründet und das Konzept auf zwei neue Stand-orte übertragen: Schülerpaten Ruhr und Schüler-paten Frankfurt am Main. Darüber hinaus erhielt Schülerpaten zahlreiche Preise und Auszeichnun-gen und wurde Bundespreisträger von startsocial unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.

Stolz ist Marietta Zille nicht nur auf den Erfolg des Projekts und die unzähligen Erfahrungen, die sie als Sozialunternehmerin gesammelt hat. Immer wieder bestärkt fühlt sie sich auch durch die Entwicklung ihrer eigenen Patenkinder. Die Herz-lichkeit und Dankbarkeit der Familien, Einladungen zum Essen und zur Hochzeit der älteren Schwester sind für die promovierte Neurowissenschaftle-rin außerdem ganz persönliche, unvergessliche Erlebnisse.

www.schuelerpaten-deutschland.de

Stipendiatin des Studienförderwerks Klaus Murmann (bis 2013)

Teilnehmerin an Herausforderung Unternehmertum (2009 & 2013)

Viola Hoffmann | Accedera GmbHMarietta Zille (27) | Schülerpaten Dachverband e. V.

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Über uns

„Die Idee zu unserem ersten Mobile Game ent-stand, als wir damit im Rahmen eines Startup- Seminars der Stiftung der Deutschen Wirtschaft den Pitchwettbewerb gewannen. Bereits mit der sich anschließenden Förderung durch Herausforderung Unternehmertum war klar, dass wir für unsere Idee ein tragfähiges Geschäftsmodell finden und die Unternehmens-gründung anstreben wollen. Der Fokus aufs ernsthafte Gründen war entscheidend, um schon früh wichtige Ziele zu stecken und sich mit den nötigen Anpassungen der Idee auseinanderzusetzen.

Durch das Förderjahr bekamen wir die Chance, das Konzept mit all seinen Stärken und Schwächen unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis war das GPS-basierte Smartphone-Spiel ‚Spitzeljagd‘, das nach Abschluss der Förderung im September 2012 für iOS und Android veröffentlicht wurde. Die positiven Downloadzahlen und die aussichts-reiche Strategie hinter dem Spiel brachte uns einen der begehrten Plätze im ersten auf Gaming spezialisierten Accelerator Europas in Estland sowie verschiedene Auszeichnungen ein. Aus der ursprünglichen Game-Idee heraus wurde dann das Unternehmen Pfeffermind Games geboren.

Mittlerweile haben wir weitere Smartphone-Spiele entwickelt und dafür im vergangenen Jahr auch eine Förderung des Medienboards Berlin-Brandenburg erhalten. Darüber hinaus bieten wir unsere Expertise in der Spielentwicklung Unternehmen als Dienstleistung an: Als Experten für Gamification beraten wir unsere Kunden, wie man Spiel-Elemente auch in Aufgaben oder Prozessen erfolgreich einsetzen kann. Zu unserem Kunden zählen u. a. das Goethe Institut, die AOK Baden-Württemberg oder der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein.“

„UNTERNEHMER ZU SEIN BEDEUTET

FÜR MICH DIE MÖGLICHKEIT, SICH EIN

ARBEITSUMFELD ZU SCHAFFEN, IN DEM

MAN DAS TUT, WAS MAN AM BESTEN

KANN UND AM LIEBSTEN MACHT. DANN

ERGEBEN SICH POSITIVE EFFEKTE AUF

DAS PERSÖNLICHE UMFELD UND DIE

GESELLSCHAFT FAST VON ALLEINE.“

www.pfeffermind-games.de

www.mission-accepted.de

Stipendiat des Studienförderwerks Klaus Murmann (bis 2011)

Teilnehmer an Herausforderung Unternehmertum (2008 & 2012)

Die Heinz Nixdorf Stiftung ist als gemeinnützige und unabhängige Stiftung aus dem Nachlass des Unterneh-mers Heinz Nixdorf hervorgegangen. Ihre Hauptaufgaben sieht sie in der Förderung der Aus- und Fortbildung, der Wissenschaft in Forschung und Lehre, des freiheit-lich-demokratischen Gemeinwesens, besonders der Sozialen Marktwirtschaft, sowie der Gesundheit der Bevölkerung.

„Wir stiften Chancen!“ ist das Leitmotiv der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Bundesweit fördert sie als gemeinnützige operative Bildungsstiftung gemeinsam mit ihren Partnern aus Arbeitgeberverbänden, Unter-nehmen, unternehmensnahen Stiftungen sowie Bundes- und Landesministerien Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Persönlichkeitsentwicklung und Maß-nahmen für erfolgreiche Bildungsübergänge sind die Themen, die sich wie ein roter Faden durch die zukunftsweisenden Bildungsprogramme der Stiftung der Deutschen Wirtschaft ziehen. Ihr Angebot reicht von der Förderung bildungsbenachteiligter Grund-schulkinder bis zur Unterstützung leistungsstarker Studierender und Promovierender. Zentrales Anliegen ist es, jungen Menschen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft faire Chancen auf Bildung zu ermöglichen und optimale Voraussetzungen für einen erfolgreichen Bildungs- und Berufsweg zu schaffen.

Herausforderung Unternehmertum, das Bildungspro-gramm für Gründungsinteressierte der Heinz Nixdorf Stiftung und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, ist Bestandteil des Studienförderwerks Klaus Murmann der sdw, das rund 1.700 Studierende aller Fachrichtungen durch Stipendien fördert. Ziel ist es, den Unternehmer- und Gründergeist junger Menschen zu wecken und sie gezielt dabei zu unterstützen, unternehmerische Praxiserfahrungen zu sammeln. Mit eigenen Gründungs- und Projektideen können sie sich für die einjährige Förderung durch Herausforderung Unternehmertum bewerben. Die Teilnehmer erhalten neben der finanziellen Unterstützung ein unternehmerisches Qualifizierungsan-gebot sowie kontinuierliches Coaching durch Experten.

Daniel Finck (30) | Pfeffermind Games UG

Unter der Schirmherrschaft des

www.heinz-nixdorf-stiftung.de

www.sdw.org

www.herausforderung-unternehmertum.de

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Impressum:

Herausgeber:

Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) gGmbHim Haus der Deutschen WirtschaftProjekt Herausforderung UnternehmertumBreite Straße 2910178 Berlin

Kontakt:

Oda Henckel (Projektleitung)Telefon: 030 278906-65Fax: 030 278906-30E-Mail: [email protected]

www.herausforderung-unternehmertum.dewww.facebook.com/HerausforderungUnternehmertum

Konzept und Redaktion:

Betina-Ulrike Thamm

Fotonachweise:

Foto Claudia Leißner: Sarah KoskaFoto Marietta Zille: Robert Bosch Stiftung | Tobias BohmWeitere Fotos der Geförderten und Ehemaligen des Studienförderwerks Klaus Murmann der Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Gestaltung und Druck:

Grafik-Design & Illustration: Kinga Darsow | www.kinga-darsow.deBrandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbh

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