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www.bvmw.de Energiewende. Forderungen und Positionen des Mittelstands.

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Energiewende.Forderungen und Positionen des Mittelstands.

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“So dezentral wie möglich, so zentral wie nötig“, lautet die Kernforderung, die der Bundesverband mittelständische Wirtschaft in Bezug auf die Energiewen-de und eine zukunftssichere Energiever-sorgung erhebt. Die Energiewirtschaft steht vor fundamentalen Veränderungen. Das aktuelle Energiemarktdesign erweist sich als nicht zielführend zur Umsetzung der von Bundesregierung und Bundestag

beschlossenen Energiewende in Deutschland. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien führt mittels des Mechanismus EEG-Umla-ge zu steigenden Energiepreisen für klein- und mittelständische Unternehmen und Verbraucher, bei gleichzeitig sinkenden Großhan-delspreisen an der Börse und umfangreichen Ausnahmeregelungen für Großverbraucher.

Einige mittelständische Unternehmen stehen vor der Entscheidung, Teile ihrer Produktion in das Ausland zu verlagern, um den steigen-den internationalen Kostendruck zu begegnen.

Um die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstandes nicht zu gefähr-den, braucht es grundlegender politischer Reformen. Die Energie-wende benötigt ein neues (Strom-) Marktdesign.

Ihr

Mario Ohoven Präsident des BVMW und des europäischen Mittelstandsdachverbands CEA-PME

Die ganze Welt schaut auf die deutsche Energiewende. Damit diese, wie der „German Mittelstand“, zu einem Symbol für deutsche Innovationskraft und verantwortliches Handeln wird, bedarf es einer überlegten Ausgestaltung. Das vom BVMW und seiner Energiekommission ausgearbeitete Konzept „so dezentral wie möglich, so zentral wie nötig“ verbindet Ökologie und Ökonomie und

erfüllt damit meine Bedürfnisse als mittelständischer Unternehmer.

Der deutsche Mittelstand braucht eine sichere und bezahlbare Stromversorgung, um erfolgreich zu sein. Um dies auf einem nachhaltigen Weg zu erreichen, ist ein dezentraler Ansatz die beste Möglichkeit. Daher fordert der Mittelstand die dezentrale Energie-wende für Deutschland.

Die Unternehmerinnen und Unternehmer haben jedoch nicht nur Erwartungen an die Politik. Um den Umstieg auf eine nachhaltige Versorgung zu stemmen, ist Expertise und Innovationskraft des deutschen Mittelstands gefragt. Hier können die Unternehmen innerhalb der Gesellschaft eine Pionierrolle übernehmen und echte Lösungen anbieten.

Ihr

Reinhard Schneider Vorsitzender der BVMW-Energiekommission, Geschäftsführer der Werner & Mertz GmbH

Inhalt1. Zentrale Forderungen 32. Deutschland 2014 43. Dezentrale Energieerzeugung stärken 54. Energieproduktion 65. Marktdesign 86. Netze 107. Ausgleichsregelung 128. Speicherung 139. Energieverbrauch 1410. Deutschland 2040 15

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1. Zentrale Forderungen

Dezentral und nachhaltig

§ Ausbau der Erneuerbaren Energien § Stromerzeugung: So dezentral wie möglich und so zentral wie nötig § Stärkung von verbrauchsnaher Energieerzeugung und Eigenverbrauch § Regionale Wertschöpfung anstelle fossiler Energieimporte, regionale Kooperationen zur Finanzierung der Verteilernetze § Langfristig ein neues Netzregime, dessen Entgelte nach dem Verursacherprinzip umgelegt werden

Effizient und kostenoptimiert

§ Bezahlbarer Strom für die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands § Senkung des staatlichen Anteils am Strompreis auf unter 50 Prozent § Kurzfristig: Neujustierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, insbesondere bezüglich der Ausnahmeregelungen § Langfristig: Markt-und Systemintegration der Erneuerbaren Energien durch Entwicklung eines neuen Marktdesigns in Verbindung mit einem Stetigkeitsanreiz für fluktuierende Erneuerbare Energien

§ Markt vor Staat: Subventionen für die Energiewirtschaft nur, wenn sie eine Investition in die Zukunft darstellen

Strategisch koordiniert und versorgungssicher

§ Erhaltung der heutigen Versorgungssicherheit § Europäischer Pfad für einen nachhaltigen Energiemix in Verbindung mit konkreten Zielkorridoren für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien bis 2030 mit Fokus auf einer dezentralen und regionalen Ausgestaltung in den Mitgliedsländern

§ Intensivierung einer Forschungsförderung für dezentrale Speicher, die einen hohen systemischen Nutzen aufweisen § Anreizsystem zur Stärkung systemrelevanter Kraftwerke § Förderung intelligenter Energienetze und Stärkung der Anreize für bedarfsgerechte Produktion und Lastmanagement

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2. Deutschland 2014

Status Quo

Angesichts des steigenden Strompreises ist eine Reformierung des Energiemarktes in der Legislaturperiode 2013-2017 für die deutsche Wirtschaft unverzichtbar. Der Chance auf Weltmarktführerschaft in den Erneuerbaren Energien steht das Risiko gegenüber, aufgrund der Energiepreise an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen.

Gerade der Mittelstand ist – neben privaten Endverbrauchern – von der Preissteigerung überproportional betroffen. Im Gegensatz zur Großindustrie kann er weder von den sinkenden Strompreisen an der Börse durch die vermehrte Einspeisung Erneuerbarer Energien noch von den gesetzlichen Ausnahmeregelungen für energieintensive Betriebe profitieren.

In Anbetracht des mittlerweile erreichten Marktanteils der Erneuerbaren Energien von rund 23 Prozent ist das EEG in seiner jetzigen Form nicht mehr optimal. Es war gut geeignet, um der Energiewende einen schnellen Start zu ermöglichen. Erneuerbare Energien sind technisch in der Lage, mehr Systemverantwortung zu übernehmen. Dies sollte durch Anpassung der Rahmenbedingungen, insbesondere der Zugangs-voraussetzungen zur Teilnahme am Regelenergiemarkt, ermöglicht werden. Langfristig benötigt Deutschland zudem ein neues Marktdesign, welches die aktuellen Gegebenheiten und die Bedürfnisse der Umwelt, der Wirtschaft und der Bevölkerung berücksichtigt.

Aus diesem Grund hat der BVMW im Jahr 2011 die Energiekommission ins Leben gerufen. Hier erarbeiten mittelständische Unternehmerin-nen und Unternehmer Lösungen, um die Energiewende aktiv mitzugestalten und nachhaltiges Wirtschaften als ganzheitlichen Ansatz zu verbreiten. Die wichtigsten Forderungen finden Sie in diesem Positionspapier.

Strompreis für die mittelständische Industrie in Cents pro Kilowattstunde

0 2 4 6 8 10 12 14 16

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

Erzeugung, Transport, Vertrieb StrEG/EEG Sonstiges Stromsteuer

Jahresverbrauch: 160 bis 20.000 MWh Quellen: VEA, BDEW, BMWi

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3. Dezentrale Energieerzeugung stärkenDezentrale Energieerzeugung bedeutet mit Hilfe von kleineren Anlagen Strom in Verbrauchernähe zu produzieren. Die Erzeugung erfolgt im Vergleich zur zentralen Energieversorgung durch verhältnismäßig mehr, dafür aber wesentlich kleinere Anlagen. Der erzeugte Strom dient der Eigenstromversorgung oder wird in das Mittel- oder Niederspannungsnetz eingespeist. Der dezentrale Ausbau von regenerativen Energien durch kleinere Anlagen in Verbrauchernähe hat gegenüber der zentralisierten Variante viele Vorteile:

§ Wird Strom dort produziert, wo er auch verbraucht wird, ist ein sehr viel geringerer Netzausbau notwendig. Da Netzentgelte schon heute rund 20 Prozent des Strompreises für Gewerbekunden1 ausmachen, ist auf diese Position ein besonderes Augenmerk zu legen.

§ Konzentrieren sich die Windkraftanlagen allein auf den Norden Deutschlands, führt dies zu einer Erhöhung der Fluktuation im Netz. Deutschland wäre stark abhängig von den Wetterbedingungen in Norddeutschland.

§ Durch dezentrale Kombinationen verschiedener Technologien in allen Regionen können Fluktuationen und erforderliche Transportkapazi-täten verringert werden.

§ Wenn bisher importierte Energierohstoffe durch regionale, Erneuerbare Energiequellen ersetzt werden, können die Kommunen von der regionalen Wertschöpfung stark profitieren. Die Akzeptanz der Energiewende bei den Bürgerinnen und Bürgern steigt.

§ Die Erneuerbaren Energien schaffen Arbeitsplätze vor Ort: Im Jahr 2012 arbeiteten bereits 377.800 Personen in der vom Mittelstand geprägten Branche der Erneuerbaren Energien2.

§ Der Wettbewerb steigt: Bürger, Kommunen und mittelständische Unternehmen werden zu Energieproduzenten. Die Marktanteile der großen vier Konzerne der Energiebranche schrumpfen.

§ Durch die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme kann die Effizienz von Kraftwerken bezogen auf den Brennstoffeinsatz sig-nifikant gesteigert werden. Die Installation von Nah- und Fernwärmenetzen ist hierfür eine notwendige Voraussetzung. Diese Art der Energieversorgung lässt sich vor allem in dezentralen und bürgernahen Strukturen umsetzen. Zudem ermöglichen Wärmenetze durch ihre Speicherfunktion die flexible Verlagerung von Stromproduktionsspitzen in den Wärmesektor (Power-to-Heat).

1 Vgl. Bundesnetzagentur (2012): Monitoringbericht 2012, S. 129.

2 Vgl. Forschungsvorhaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2013): Beschäftigung durch Erneuerbare Energien in Deutschland: Ausbau und Betrieb - heute und morgen, zweiter Bericht zur Bruttobeschäftigung, Bruttobeschäftigung durch Erneuerbare Energien in Deutschland im Jahr 2012, 20. März 2013, unter http://www.erneuerbare-energien.de/fileadmin/Daten_EE/Dokumente__PDFs_/bruttobeschaeftigung_ee_2012_bf.pdf, zuletzt abgerufen am 08. April 2013.

Foto: Erich Westendarp/pixelio.de

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4. Energieproduktion

Erneuerbare Energien sind die Zukunft

Der Mittelstand unterstützt den Wandel hin zu den Erneuerbaren Energien. Zukünftig werden regenerative Stromerzeugung und Speiche-rung zusammen weniger kosten als die Energieerzeugung mit konventionellen Kraftwerken. Die negative Auswirkung auf die Umwelt sowie die zunehmende Abhängigkeiten von fossilen Rohstoffen sind klare Argumente für eine Energiegewinnung mit Hilfe Erneuerbarer Energien. Schafft es Deutschland, schon vorzeitig sein Kapital in Erneuerbaren Energien zu bündeln, wird dies einen entscheidenden Wettbewerbs-vorteil für die Zukunft bringen.

Der Ausstieg aus der Atomkraft ist richtig. Die Katastrophe von Fukushima hat gezeigt, dass die Kernenergie mit einem Restrisiko einher-geht, welches größer ist als bei anderen Technologien. Ohne Subventionen wäre die Technologie zudem nicht wettbewerbsfähig. Die durch den Ausstieg entstehende Lücke lässt sich durch einen Mix aus konventionellen Energieträgern und Erneuerbaren Energien kompensieren.

Konventionelle Energien spielen auch in der Zukunft eine wichtige Rolle, der Wandel zu einer nachhaltigen Stromversorgung darf nicht zu Lasten der Versorgungssicherheit gehen. Um diese auch im zukünftigen Energiesystem sicherzustellen, müssen in der Übergangsphase konventionelle und Erneuerbare Energieträger optimal aufeinander abgestimmt werden. Im Zentrum der zukünftigen Energieversorgung müssen Wind und PV stehen, die durch flexible fossile und Erneuerbare Energien ergänzt werden. Nur so können Versorgungssicherheit und stabiler Netzbetrieb gewährleistet werden.

Vergleich der Stromgestehungskosten 2030 in Eurocents

0

5

10

15

20

25

Biogas*

Wind Offs

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Wind Onsh

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Heranführung an den Markt

Märkte garantieren Wettbewerb und Effizienz. Gerade in sehr innovativen Sektoren, wie dem der Erneuerbaren Energien, ist dies es-sentiell. Windenergie-und PV-Anlagen sind langfristig die kostengünstigsten und effizientesten Erneuerbaren Energien und werden die Leittechnologien der zukünftigen Energieversorgung in Deutschland. Durch intelligente Netze und innovative Leistungselektronik sind sie im Stande, zukünftig alle Systemdienstleistungen für einen stabilen Netzbetrieb bereitzustellen.3 Beide Technologien ergänzen sich in ihrem Erzeugungsprofil. Während PV Energie vor allem in den Sommermonaten und zur Mittagszeit während der größten Stromnachfrage zur Verfügung steht, produziert die Windenergie vor allem in den Übergangszeiten und im Winter den größten Stromertrag. Durch einen gleich-

3 Vgl. Ergebnisse des Projekts Kombikraftwerk 2, www.kombikraftwerk.de

▲▼

▲▼ Bandbreite* ohne Berücksichtigung von Wärmeauskopplung

▲▼▲▼

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Quelle: Fraunhofer ISE: Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien. November 2013

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mäßigen und dezentralen Zubau dieser beiden Leittechnologien können regionale Lastprofile bereits zu einem hohen Grad (Größenordnung von 70 Prozent) direkt gedeckt werden. Durch Anreize für anlagenseitige Anpassungen mit dem Ziel einer verstetigten Erzeugung kann die Stromproduktion dieser Technologien nochmals signifikant verstetigt werden.

Kapazitätsmarkt

Versorgungssicherheit ist für den Mittelstand ein zentraler Aspekt der Energiewende. Der Markt droht jedoch an diesem Punkt zu versagen, da durch die sinkenden Einsatzzeiten fossiler Kraftwerke über das Jahr keine ausreichende Refinanzierung der getätigten Investitionen sichergestellt werden kann. Von dieser Entwicklung sind insbesondere flexible Gaskraftwerke betroffen, die als Back-up für einen zuneh-menden Anteil Erneuerbarer Energien benötigt werden. Hier sollte der Staat durch die Weiterentwicklung der „Reservekraftwerksverord-nung“ hin zu einer „strategischen Reserve“ für hinreichende Versorgungssicherheit sorgen. Langfristig könnten Speichertechnologien wie Power- to-Gas oder Pumpspeicherwerke die Rolle fossiler Reservekraftwerke übernehmen.

Einen wichtigen Beitrag zu mehr Versorgungssicherheit kann die Biogas-Technologie leisten. Sie ist regelbar und kann durch Verbraucher und fluktuierende Energiequellen verursachte Lastschwankungen im Stromnetz ausgleichen. Die Technologie benötigt jedoch ein Entloh-nungsmodell, welches die bedarfsgerechte Einspeisung von Strom belohnt.

Foto: Heizkraftwerk Linden (Hannover) von Axel Hindemith Lizenz: Creative Commons CC-by-sa-3.0 de

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5. MarktdesignMit Hilfe der folgenden Maßnahmen kann nach Ansicht des BVMW die Marktintegration der Erneuerbaren Energien gefördert, ein übermä-ßiger Anstieg der Stromkosten vermieden und eine sichere Stromversorgung erhalten werden.

Systemstützende Technologien fördern

Systemisch bedeutet, die Ziele des Fluktuationsausgleichs, der technologischen Entwicklung und der verbrauchsorientierten regionalen Verteilung erfolgreich miteinander zu vereinbaren. Systemstützende Lösungsmöglichkeiten müssen stärker gefördert werden. So spielt die Entwicklung von Speichertechnologien eine zentrale Rolle. Die schon heute vorhandene Infrastruktur von Biogasanlagen kann vor dem Hintergrund ihrer Berechenbarkeit zur Speichertechnologie ausgebaut werden. Weitere Speichertechnologien müssen folgen. Die frühzeiti-ge Förderung innovativer Technologien trägt dazu bei, die Spitzenposition der deutschen Wirtschaft im internationalen Innovationswettbe-werb zu erhalten.

Nein zum Quotenmodell

Kleine und mittlere Unternehmen würden bei Einführung eines Quotenmodells benachteiligt werden: Die Planungssicherheit befände sich auf Seiten der großen Energieversorger, die die Quote mit ihren eigenen Anlagen erfüllen können. Die Marktintegration gelingt nur scheinbar, wenn die Preis- durch eine Mengensteuerung ersetzt wird. Die Fluktuationen werden dagegen durch das Quotenmodell weiter zunehmen, was höhere Kosten nach sich zieht. Das Quotenmodell löst aus der Gesamtsicht des Energiemarktes keine Probleme, sondern es verhindert die Durchsetzung der technologisch und ökonomisch besten Lösung. Daher empfiehlt der BVMW, sich auf die Entwicklung anderer Ansätze zu konzentrieren.

Entwicklung der EEG-Umlage in Eurocents

0,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00 7,00

2012

2013

2014

Reine Förderkosten Rückgang Börsenstrompreis Industrieprivileg Nachholung aus Vorjahr Liquiditätsreserve Marktprämie

Quelle: BEE, Hintergrundpapier zur EEG-Umlage 2014

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Einführung einer Stetigkeitsprämie

Statt des heutigen Förderregimes für Erneuerbare Energien schlägt der BVMW mit der Stetigkeitsprämie ein Modell vor, welches die Produzenten Erneuerbarer Energien in den Markt miteinbezieht und eine bedarfsgerechte Stromeinspeisung belohnt. Produzenten von Erneuerbaren Energien müssen in Zukunft mehr Systemverantwortung übernehmen.

In dem Modell wird die Struktur der bisherigen Förderung deutlich geändert. Die Stromproduzenten müssen ihren Strom mit Hilfe eigener Einspeiseprognosen selbst vermarkten, wodurch die Verantwortung für den Handel mit Strom langfristig auf die Erzeuger übergeht.

Anlagenbetreiber sind in diesem Modell verpflichtet, für den jeweils nächsten Tag einen Fahrplan abzugeben. Der regenerative Strom wird auf Basis der jeweiligen Einspeiseprognose für den nächsten Tag direkt an der Strombörse gehandelt, wobei der Terminpreis die Signal-funktion des Marktes widerspiegelt. Für Produzenten von Erneuerbaren Energien lohnt es sich daher besonders, Strom dann einzuspeisen, wenn das Angebot niedrig bzw. der Terminpreis hoch ist. Dies fördert die Investition in Technologien zur Speicherung und Verstetigung von Strom. Ein wichtiger Schritt zu mehr Systemverantwortung. Die Vergütung ergibt sich aus dem jeweiligen Börsenstrompreis des Day-Ahead-Marktes (p1dayf) und einem festgesetzten Marktbonus q. Der Marktbonus q ist degressiv ausgestaltet und wird bei der Einführung des Modells technologiespezifisch festgesetzt, um Mitnahmeeffekte zu vermeiden.

Der tatsächliche Erlös des Stromerzeugers r pro Kilowattstunde (kWh) ist in diesem Modell abhängig von der Differenz der Ist-und Soll-strommengen. Abweichungen von der angekündigten Stromliefermenge werden bestraft, sofern die Abweichung bestimmte technologie-spezifische Grenzwerte übersteigt. Das Ausmaß der jeweiligen Bestrafung bestimmt der Parameter a.

Die Bestrafung führt dazu, dass Stromerzeuger einen weiteren Anreiz haben, in Speicher und Verstetigungstechnologien zu investieren. Somit werden die Produzenten an den durch die Fluktuation der Erneuerbaren Energien entstehenden Kosten beteiligt. Der Erlös des Stro-merzeugers r setzt sich demnach wie folgt zusammen:

r = ( 1 – a| kWhSoll – kWhIst |

kWhSoll ) ( p1dayf + q )

Um die Bestrafung a optimal zu bestimmen, wird in diesem Modell der heutige Regelenergiemarkt durch lokale Regelenergiemärkte ersetzt. Das Modell verbindet so die Vorteile der diskutierten Modelle von Marktprämie und Kapazitätsmärkten. Kleinere Anlagenbetreiber können sich zu virtuellen Kraftwerken zusammenschließen und so zentral eine Prognose an den Netzbetreiber abgeben. Privatpersonen und mittelständischen Anlagenbetreibern wird so die Arbeit abgenommen, eine Prognose zu erstellen. Um die Partizipation von Bürgern (Bürgerenergiewende) und Kleinbetrieben nicht zu gefährden, sollte eine De-minimis-Regel eingeführt werden.

Übergangsweise kann das derzeitige EEG von einer optionalen Stetigkeitsprämie abgelöst werden, d.h. die Erzeuger entscheiden, ob sie im EEG-System verbleiben oder das neue Modell in Anspruch nehmen. Dies hätte den Vorteil, dass Investoren sich langsam mit dem Modell vertraut machen. Dies gewährleistet Investitionssicherheit und einen reibungslosen Übergang zwischen bestehendem und neuem Markt-modell.

Die Stetigkeitsprämie trägt den unterschiedlichen Erzeugungsprofilen der Erneuerbaren Energien Rechnung und setzt Anreize zu optimalen Kombination der verschiedenen Technologien. Durch die Kombination Erneuerbarer Energien mit grundlastfähigen und flexiblen Erzeugungs-technologien bzw. Speichern lassen sich Fluktuation und Netzausbau senken.

r = Erlös des Stromerzeugers a = Parameter der Bestrafung p1dayf = Börsenstrompreis des Day-Ahead-Marktes q = Marktbonus

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6. Netze

Verursacherprinzip bei den Anbindungskosten

Die Netzanschlusskosten werden heute über die Netzentgeltumlage von den Stromverbrauchern finanziert. Der Netzbetreiber ist verpflich-tet, Erneuerbare Energien an das Stromnetz anzuschließen, unabhängig von der geographischen Lage. Dieses Umlageverfahren begünstigt die Ansiedlung von Großanlagen außerhalb der Verbrauchszentren. Gerade bei Offshore-Anlagen führt dies dazu, dass Kosten in Milliar-denhöhe entstehen. Die Auswirkungen auf die Systemstabilität der Stromnetze bleiben zudem unberücksichtigt. Zukünftig müssen die Netzanschluss- und Netzausbaukosten gemäß dem Verursacherprinzip umgelegt werden. Dies würde bewirken, dass Investoren bei der Standortsuche gezielt verbrauchsnahe Positionen bevorzugen.

Zusammensetzung des Strompreises im Jahr 2013 in Prozent

19,8

31,2

16,0

6,9

5,7

18,0

2,4

Netzkosten Strombeschaffung, Vertrieb, Service Mehrwertsteuer* Stromsteuer Konzessionsabgabe EEG-Umlage Sonstige Umlagen

*Effektive Mehrwertsteuer ca. 16 Prozent. Auf den Netto-Gesamt-Strompreis findet der allgemeingültige Steuersatz von 19 Prozent Anwendung. Quelle: Bundesnetzagentur 2013

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a. Übertragungsnetze

Netzausbau mit Augenmaß – Dezentralität senkt Kosten

Ein wesentlicher Nutzen der Dezentralität ist ein geringerer Bedarf an Übertragungsnetzen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht fallen somit durch eine dezentrale Energieversorgung geringere gesamtwirtschaftliche Kosten an. Zusätzlich reduziert die lokale Nutzung dezentral erzeugten Stroms die Übertragungsverluste.4 Virtuelle Kraftwerke, intelligente Netze und die optimale Nutzung der bestehenden Trassen durch ein effizientes Lastmanagement verringern den Bedarf an neuen Leitungen weiter. Eine dezentrale Energieversorgung wirkt somit für den Stromverbraucher kostendämpfend.

Ausschreibung der Übertragungsnetze

Eine dezentrale Energieversorgung reduziert den Bedarf an Netzausbaumaßnahmen. Für Neuinvestitionen in Übertragungsnetze, die dennoch notwendig werden, empfehlen wir eine Ausschreibung der Netze. Alle möglichen Einnahmen aus der Ausschreibung sollen dazu verwendet werden, die Netzkosten der gewerblichen Wirtschaft zu senken oder Speichertechnologien zu fördern. Denkbar wäre hier, dass die Bundesnetzagentur die Eigentumsrechte in Form von Lizenzen in einem Pool bündelt und anschließend versteigert. Der Vorteil von Investitionen in Übertragungsnetze liegt darin, dass solche Geldanlagen eine hinreichend attraktive Renditeerwartung und Eigenkapital-verzinsung erwirtschaften. Zusätzlich trägt eine Erneuerung der Netze dazu bei, Netze zu stabilisieren und Leitungsverluste zu minimieren.

Langfristig: Neues Netzregime

Netzentgelte werden für den Transport und die Verteilung des Stroms erhoben. Die Umlage von Netzanschlusskosten auf die Netzentgelte belastet Endenergieabnehmer und begünstigt zeitgleich die Agglomeration von Großkraftwerken an der Küste und im Süden.5 Daher sollten zukünftig die Netznutzungsentgelte gemäß dem Verursacherprinzip umgelegt werden. Großanlagenbetreiber auf der Stromerzeugungs-ebene werden dann sowohl an den Kosten des Netzanschlusses, als auch an den Wartungs- und Instandhaltungskosten der von ihnen stark beanspruchten Trassen beteiligt. Eine Mehrbelastung für die Endabnehmer entsteht durch die Umverteilung nicht. Der Wandel zu einem solchem Netzregime begünstigt die dezentrale Energieerzeugung und schützt vor langfristig höheren Kosten.

b. Verteilernetze

Regionale Kooperationen zur Finanzierung der Verteilernetze

Eine Lösung für die Erneuerung der Verteilernetze könnten regionale Kooperationen sein. Kleinere Netzbetreiber können sich die hohen Investitionen oftmals nicht leisten. Jährlich laufen derzeit rund 1.000 Konzessionsverträge aus. Dies bietet zusätzlich auch Stadtwerken und mittelständischen Unternehmen die Chance, Strom- und Gasnetze selbst zu betreiben. An den notwendigen Investitionen zur Erneue-rung der Verteilernetze könnten sich zukünftig auch mehr Bürger beteiligen. Solche Investitionen bieten eine attraktive Rendite und stärken zugleich die Akzeptanz in der Bevölkerung. Durch die direkte Einbeziehung der Bürger könnten Bauvorhaben schneller umgesetzt, eine dezentrale Energieversorgung gefördert und die Erneuerbaren Energien stärker integriert werden.

Intelligente Energienetze fördern – Lastmanagement optimieren

Mit steigendem Ausbau der Erneuerbaren Energien ist eine Flexibilisierung der Stromversorgung notwendig. Intelligente Energiema-nagementsysteme unterstützen einen effizienten und sicheren Netzbetrieb. Durch die sogenannten Smart Grids können Energieerzeuger, Verbraucher, Speicheranlagen- und Netzbetreiber miteinander in einem Energieinformationssystem verbunden werden. Somit entstehen kleine Netzwerke, in denen die Energieflüsse gesteuert werden. Um einen optimalen Einsatz dezentraler Energiesysteme durch virtuelle Kraftwerke und ein regionales Lastmanagement zu ermöglichen, müssen regionale Energiekonzepte entworfen werden.6

4 Vgl. VDE-Studie(2007), Dezentrale Energieversorgung 2020, S. 35.

5 Die Kosten für die Netzanbindung von Offshore-Anlagen betragen derzeit rund 30 Prozent der gesamten Investitionskosten (Vgl. Richter (2009): Offshore-Windenergie in Deutschland; S. 54.).

6 Vgl. das Projekt vom Kompetenznetzwerk dezentrale Energietechnologien (deEnet). In diesem Netzwerk existieren bereits viele Modellregionen, die das Ziel einer erneuerbaren Energieversorgung mit möglichst intelligenten Technologielösungen verfolgen.

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7. Ausgleichsregelung

Reformierung der Ausgleichsregelung im Erneuerbare-Energien-Gesetz

Die Ausnahmeregelungen müssen vorrangig zwei Ziele verfolgen: Es sollen vor allem Firmen entlastet werden, die direkt oder indirekt im internationalen Wettbewerb stehen, und es muss verhindert werden, dass es aufgrund der Subventionen zu Verzerrungen auf den Märkten kommt. Im Jahr 2012 wurden 979 Unternehmen, im Jahr 2013 bereits über 2.000 Unternehmen, von der EEG-Umlage befreit. Kritisch anzu-merken ist, dass 2012 51 Unternehmen aus der global nicht konkurrierenden Bahn-Branche kamen. Dies ist ökonomisch schwer begründbar.

In der heutigen, globalisierten Welt konkurrieren Firmen mit ihren Produkten auf dem nationalen sowie auf dem internationalen Markt. Selbst Unternehmen, welche ihre Produkte nur regional vertreiben, müssen sich in der Regel mit ausländischen Unternehmen messen. Es wird oft vergessen, dass die Kostenstruktur der Zulieferer zu einem großen Teil den Preis des zu exportierenden Endproduktes bestimmt. Folglich dürfen nicht nur die Exporteure, sondern müssen auch die Zulieferer von der EEG-Umlage entlastet werden. Bei der heutigen Bedeutung von Zuliefernetzwerken ist dies eine essenzielle Forderung.

Der BVMW plädiert für eine branchenabhängige Befreiung der Unternehmen nach dem folgenden Muster:

Branche EEG-Befreiung

Unternehmen, in denen Energie prozessrelevant ist größtenteils

Produzierendes Gewerbe teilweise

Dienstleister, Handel und Handwerk keine

Dieses Kriterium bewertet die Unternehmen unabhängig von ihrem tatsächlichen Stromverbrauch und dessen Kostenanteil an der Brut-towertschöpfung. In der Folge werden die bestehenden Anreize zur Erhöhung des Stromverbrauchs eliminiert, weil ein höherer Verbrauch nicht zur Senkung des kWh-Preises führt. Zusätzlich könnte eine Deckelung der begünstigten Strommenge Anreize setzen, den Stromver-brauch langfristig zu senken und verbleibende Energieeffizienzpotenziale in der Industrie auszuschöpfen.

Stromkosten für Industriekunden in Eurocents pro kWh

0,00

5,00

10,00

15,00

20,00

25,00

Dänem

ark

Deutsc

hland

Italie

n

Vereini

gtes K

önigr

eich

Spanie

n Irla

nd

Polen

Niederl

ande

Frankr

eich

Schwed

en

Bei einem Verbrauch von 20.000 bis 70.000 MWh. Quelle: Eurostat 2012

Grundpreis

Anteil der Steuern und Abgaben

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8. Speicherung

Bedarf

Um eine sichere Stromversorgung zu garantieren, bedarf es vor allem ausreichender Speichermöglichkeiten. Während KWK-Anlagen, Bio-gasanlagen und Geothermie konstante und sogar steuerbare Einspeiseverläufe aufweisen, schwankt die Energiegewinnung bei Windkraft- und Photovoltaikanlagen stark. Die Speicheraufgabe könnte am besten durch dezentrale Speicher im Verteilernetz gelöst werden. Dies würde das Netz stabilisieren und der Lastdeckung dienen.

Forschung

Für die Entwicklung neuer Stromspeichertechnologien und zur Stärkung des Technologiewettbewerbs müssen Anreize über Forschungspro-gramme massiv ausgeweitet oder eine steuerliche Forschungsförderung gewährleistet werden. Bezahlbare Speicher sind der Schlüssel für langfristig sinkende Energiepreise. Anreize wie die Stetigkeitsprämie führen dazu, dass sich das Speichern von überschüssiger Energie zum Lastausgleich finanziell lohnt. Die Stetigkeitsprämie fördert daher die Einführung und Erforschung von Speichertechnologien. Wichtig ist, dass die Politik jetzt reagiert, da die Erforschung neuer Technologien sich mitunter über viele Jahre hinziehen kann.

Ausbau

Der Ausbau an Energiespeichern verlief in der Vergangenheit schleppend. Schuld ist die Politik, welche es versäumt hat, entscheidende Anreize für den Ausbau von neuen Speichertechnologien einzuführen. Die Stetigkeitsprämie könnte hier entscheidende Akzente setzen. Sie belohnt die konstante Einspeisung von Energie in das Netz und erhöht für Stromproduzenten den Anreiz, in Speichertechnologien zu investieren.

© seen - Fotolia.com

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9. Energieverbrauch

Energieeffizienz steigern

Umfangreiche Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz und der Gebäudesanierung sind für eine umweltverträgliche Energieversorgung unverzichtbar. Im Mittelstand nimmt das Thema Energieeffizienz eine bedeutende Rolle ein, denn die Energiepreise belasten vor allem kleine und mittlere Unternehmen. Maßnahmen, die zur Energieeffizienz beitragen, stärken die internationale Wettbewerbsfähigkeit und reduzieren den Fixkostenanteil der Unternehmen. Somit führt die Energie effizienz nicht nur kurz-, sondern auch langfristig zu einer Win-Win-Situation. Der Mittelstand steht für Nachhaltigkeit und ist gewillt, Energieeffizienzmaßnahmen umzusetzen. Hierfür muss der Zugang zu Finanzierungs-mitteln gewährleistet sein. Ohne diese sind die notwendigen Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen für kleine und mittlere Unterneh-men nicht zu bewältigen.

Das Thema Energieeffizienz verdient eine intensive Diskussion. Daher hat der BVMW zu Maßnahmen der Energieeffizienz gesondert Stel-lung genommen: www.bvmw.de/energieffizienz

Primärenergieverbrauch in Deutschland in Petajoule

Quelle: AG Energiebilanzen e.V.

Transparenz herstellen

Energierechnungen müssen transparenter und verständlicher gestaltet werden. Strombeschaffungskosten, Netzentgelte, EEG-Umlage, Stromsteuer sowie Abgaben an den Staat beeinflussen die Endkundenpreise. Die vom Staat verantworteten Kostenbestandteile müssen langfristig wieder sinken. Transparente Energierechnungen müssen Aufschluss darüber geben, aus welchen Bestandteilen sich der zu zah-lende Endenergiepreis zusammensetzt.7

7 Zusätzlich sollten die versteckten (externen) Kosten der jeweiligen Energiebezugsquelle, die in der Strompreisgestaltung unberücksichtigt bleiben, zur Aufklärung mit in der Endabrechnung aufgeführt werden.

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VERGLEICH UND OPTIMIERUNG

VON ZENTRAL UND DEZENTRAL

ORIENTIERTEN AUSBAUPFADEN

ZU EINER STROMVERSORGUNG

AUS ERNEUERBAREN ENERGIEN

IN DEUTSCHLAND Stand 21.10.2013

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Foto: Michael Ottersbach, pixelio.de

VERGLEICH UND OPTIMIERUNG

VON ZENTRAL UND DEZENTRAL

ORIENTIERTEN AUSBAUPFADEN

ZU EINER STROMVERSORGUNG

AUS ERNEUERBAREN ENERGIEN

IN DEUTSCHLAND Stand 21.10.2013

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VERGLEICH UND OPTIMIERUNG VON ZENTRAL UND DEZENTRAL ORIENTIERTEN AUSBAUPFADEN ZU EINER STROMVERSORGUNG AUS ERNEUERBAREN ENERGIEN IN DEUTSCHLAND Stand 21.10.2013

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10. Deutschland 2040„So dezentral wie möglich, so zentral wie nötig.“ So lautet die Kernforderung des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft in Bezug auf die Energiewende und eine zukunftssichere Energieversorgung. Die Lasten von Überförderung und fehlender Markt- und Systemintegra-tion der Erneuerbaren Energien tragen Mittelstand und Privathaushalte gleichermaßen.

Mit der Stetigkeitsprämie hat der BVMW ein Konzept vorgelegt, das die Erneuerbaren Energien wirtschaftlich und nachhaltig in den bestehenden Markt integriert. In Verbindung mit einem intelligenten Mix Erneuerbarer Energien senkt der dezentrale Ausbau Volatilität, reduziert den Netzausbau und stärkt die kommunale Wertschöpfung. Mittelstand und Bürger profitieren sowohl als Verbraucher, als auch als Stromproduzenten. Die Bürgernähe schafft hohe Akzeptanz für die Energiewende, denn die Wertschöpfung dieser Zukunftsinvestition bleibt in der Region.

Die Frage nach der zukünftigen Ausgestaltung der Energiewende ist zu wichtig, um es bei Mutmaßungen zu belassen. Daher hat der Bun-desverband mittelständische Wirtschaft gemeinsam mit der Haleakala-Stiftung und der 100 prozent erneuerbar stiftung das Berliner Reiner Lemoine Institut beauftragt, dezentrale und zentrale Energiekonzepte zu untersuchen.

Die im Januar 2014 veröffentlichte Studie bestätigt das Energiekonzept des BVMW. Bei der Frage nach dem richtigen Strommarktdesign kommt die Studie zu dem Schluss, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien dezentral gestaltet werden sollte.

Die klare Empfehlung der Autoren stützt sich auf folgende Argumente:

§ Risiko: Ein zentrales Szenario setzt mehr Übertragungsnetzausbau und mehr Speicher voraus. Beides ist mit hohem Risiko verbunden. Denn ob die Bürger immer mehr Stromtrassen akzeptieren und ob Speicher so schnell wie erwartet marktfähig werden, ist ungewiss. Dezentral machen wir uns von diesen Unwägbarkeiten unabhängiger, verringern das Risiko von Fehlinvestitionen.

§ Klimaschutz: Dezentral können wir konventionelle und umweltverschmutzende Kraftwerke leichter ersetzen und erreichen die gesteckten Klimaschutzziele kosteneffizienter.

§ Energieimporte: Dezentral bedeutet Unabhängigkeit von Steinkohle- und Erdgasimporten.

Darüber hinaus fällt in einer dezentralen Energiewelt auch die Integration von Strom, Wärme und Mobilität leichter. Dezentrale Anwen-dungen wie Power-to-Heat und Blockheizkraftwerke zeigen: Energieeffizienz kann zu einem echten Innovationstreiber für den Mittelstand werden.

Die Studie belegt zudem, dass der Anteil erneuerbar erzeugten Stroms am Energiemix kaum Einfluss auf die Entwicklung der Gesamtkosten hat. Die Energiewende kann somit auch ohne horrende Kostensteigerungen für Mittelstand und Bürger gelingen. Und das, obwohl die Autoren die Potenziale einer erhöhten Energieeffizienz bewusst nicht miteinbezogen haben.

Die vollständige Studie ist über die Homepages des BVMW abrufbar: www.bvmw.de/politik/energie

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Energiekommission

Info

Ziel der Kommissionsarbeit ist es, eine wirtschaftlich effiziente, sichere und nachhaltige Energiepolitik zu fördern. Aus dieser Perspektive werden in der Kommission energiepolitische Strategien und Konzepte entwickelt. Dabei umfasst die Arbeit nicht nur die Betrachtungen des Energiemanagements bzw. der Energieeffizienzanstrengungen im Unternehmen als Teilprozess, sondern ebenso die Bewältigung der Energiewende als gesamtwirtschaftliche Herausforderung.

Mitglieder

Reinhard Schneider...................Vorsitzender der BVMW-Energiekommission, Werner & Mertz GmbH Dr. Jochen Leonhardt ...............Vorstandsmitglied des BVMW, stellvertretender Vorsitzender der BVMW-Energiekommission, ST Treuhand-Lincke & Leonhardt KGRainer Alzinger ..........................Vorstandsmitglied des BVMW, stellvertretender Vorsitzender der BVMW-Energiekommission, Envi Con & Plant Engineering GmbHSven Bauer ................................BMZ Batterien-Montage-Zentrum GmbH Thomas Berg .............................Genossenschaftsverbund e.V. Benjamin Bhaumick ..................Gamesa Energie Deutschland GmbH Thomas Borst ............................ebm-papst Mulfingen GmbH & Co. KG Rainer Dippel ............................Viessmann Werke GmbH & Co. KG Frieder Flamm ...........................Flamm GmbH Willi Grothe ...............................Vizepräsident des BVMW, Calvörder Bau GmbH Michael Herr .............................juwi AG Jan Ijspeert ...............................BAE Batterien GmbH Andreas Kellner ........................Biocraft Nohra GmbH & Co. KG Hans-Dieter Kettwig.................Enercon GmbH Guido Körber .............................Code Mercenaries GmbH Thomas-Peter Müller ................Netzgesellschaft Heilbronn-Franken mbH Markus Ott ................................Agraferm Technologies AG Christoph B. Rößner ..................EIGHT GmbH & Co. KG Prof. Dr. Eicke Weber ................Fraunhofer Institut für Solar Energiesysteme ISE Ralph Weidler ...........................GEOTHERMEON AG

ImpressumHerausgeber: BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft Unternehmerverband Deutschlands e.V. Leipziger Platz 15, 10117 Berlin Tel.: 030 533206-0 Fax.: 030 533206-50 [email protected] www.bvmw.de

Stand: April 2014

Koordination und Redaktion: Matthias Schweiger, Yannick Severin, Kai Rövenich, Nicole Wägner

Titelfoto: Uwe Schlick, pixelio.de

Grafik, Layout, Satz: Frithjof Siebert