embedded librarian20f... · der begriff „embedded librarian“ stammt aus dem angloamerikanischen...
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Berufsverband Information Bibliothek e.V.
OPL-Kommission
Checklisten
Liste 38
Embedded Librarian
von
Anne Jacobs
Berufsverband Information Bibliothek e.V.
Checklisten OPL-Kommission
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Herausgegeben von der Kommission für One-Person Librarians des Berufsverbands Information Bibliothek BIB. Erscheint als PDF-Dokument zum Herunterladen aus dem Netz in der 1. Auflage 2013. http://www.bib-info.de/kommissionen/kopl/publikationen/checklisten.html
Jacobs, Anne: Embedded Library / Anne Jacobs. Hrsg. Berufsverband Information Bibliothek / Kommission für One-Person Librarians. – 1. Aufl. – 2013. (Checklisten ; 38)
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort ....................................................................................................................... 4
Einführung .................................................................................................................. 5
Ermittlung der Ausgangslage...................................................................................... 7
Planung und Konzeption .......................................................................................... 11
Methoden der Integration ......................................................................................... 13
Services eines Embedded Librarian ......................................................................... 17
Erfolgskriterien eines Embedded Librarian ............................................................... 19
Eigenschaften eines Embedded Librarian ................................................................ 21
Fazit .......................................................................................................................... 23
Empfehlenswerte Literatur ........................................................................................ 24
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1. Vorwort Bibliotheken sind in der heutigen Zeit einem extremen Wandel ausgesetzt. Gerade
das Internet und die neuen Medien sind eine große Konkurrenz für Bibliotheken
geworden, da viele Nutzer der Meinung sind, sie könnten sich sämtliche
Informationen selber online besorgen und bräuchten die Bibliothek nicht mehr. Dass
dem nicht so ist, wissen zwar alle Bibliothekare und Informationsspezialisten, wie sie
dies ihren Nutzern aber begreiflich machen können, bleibt vielen oftmals ein Rätsel.
Insbesondere kleine Bibliotheken kämpfen mittlerweile immer häufiger um ihre
Existenzberechtigung.
Die Lösung für dieses Problem liegt in einer bewussten Positionierung der Bibliothek
und der Bibliotheksmitarbeiter innerhalb ihrer Kundengruppe, beziehungsweise
innerhalb der Trägerorganisation, in der sie tätig sind. Eine Form der Positionierung
ist das Konzept der Embedded Library. Bei diesem Strategiekonzept integriert sich
der Bibliothekar bewusst in seine Kundengruppe, um dort sein fachliches Know How
einzubringen. Im Team erhält er so die Rolle als Informationsprofi. Gerade für One-
Person Libraries, die oftmals von sich aus engen Kontakt zu ihren Nutzern und der
Trägerorganisation haben, bietet die Positionierung als Embedded Librarian die
Möglichkeit, ihren Platz innerhalb ihrer Institution zu festigen und den Kontakt zu
Kunden und Kollegen zu stärken.
Diese Checkliste soll eine Anleitung zur Positionierung als Embedded Librarian
geben. Die aufgeführten Möglichkeiten und Aktivitäten stellen dabei keine
abschließende Liste dar. Sie dienen vielmehr als Beispiele, und sollen jeden
Informationsprofi dazu anregen, weitere Möglichkeiten zu entdecken, und so seinen
Wirkungskreis innerhalb der Institution auszubauen.
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2. Einführung Der Begriff „Embedded Librarian“ stammt aus dem angloamerikanischen
Sprachgebrauch und leitet sich von „Embedded Journalist“ ab. Embedded
Journalists waren im Irak-Krieg 2003 die Journalisten, die das Militär bei ihrer
Invasion begleiteten und direkt vom Schlachtfeld aus vom Geschehen berichteten.
Auch Embedded Librarians stehen nicht mehr nur am Rande des Geschehens
sondern stürzt sich ins Getümmel ihrer Kunden, um vor Ort direkt seine
Bibliotheksdienstleistungen anzubieten.
Bei der Embedded Library handelt es sich um ein Strategie-Konzept zur
Positionierung von Bibliothekaren innerhalb ihrer Kundengruppe. Entscheidend
dabei ist eine veränderte Sichtweise der Bibliotheksfachkräfte auf sich selbst, ihre
Tätigkeit und ihre Kundengruppe.
Bibliothekssicht früher und heute: Sichtweise des klassischen Bibliothekars:
• Wie hole ich den Kunden in die
Bibliothek?
• Wie mache ich den Kunden auf
meine
Bibliotheksdienstleistungen
aufmerksam?
Sichtweise des Embedded Librarian:
• Wie kann der Bibliothekar mit
seinem Know How seinen
Kunden direkt bei der Arbeit
unterstützen?
• Welchen Bibliotheksservice
benötigt der Kunde wirklich?
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Es gilt das Motto: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg zum Propheten. oder Wenn der Kunde nicht in die Bibliothek kommt, muss die Bibliothek zum Kunden! Ziel der Embedded Library: Integration der Bibliothek in die Kundengruppe
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3. Ermittlung der Ausgangslage Zu Beginn sollte zunächst überprüft werden, ob die nötigen Grundvoraussetzungen
zur Positionierung als Embedded Librarian vorliegen. Diese sind:
1. Die Bereitschaft des Bibliothekars für eine Tätigkeit als Embedded Librarian.
2. Eine Unternehmenskultur, die die Integration eines Embedded Librarian
ermöglicht.1
Bereitschaft des Bibliothekars für eine Tätigkeit als Embedded Librarian:
• Fachliches Know How des Bibliothekars Als Embedded Librarian ist man ein Allrounder in allen bibliothekarischen
Tätigkeiten. Basis ist daher ein umfangreiches theoretisches Wissen im
Bibliotheks- und Informationsbereich. Neben dem in der Ausbildung
erworbenen Wissen ist es wichtig, sich kontinuierlich weiterzubilden und sich
über Neuerungen im Bibliothekssektor auf dem Laufenden zu halten.
• Praktische Berufserfahrungen
Neben den theoretischen Grundlagen sind praktische Erfahrungen als
Bibliothekar notwendig. Als Embedded Librarian ist man die einzige
(Bibliotheks-)Fachkraft und muss daher eine gewisse Praxisroutine mitbringen.
Ein Berufsanfänger würde sich daher als Embedded Librarian schwer tun.
1 Vgl. Shumaker 2012, S. 127ff.
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• Kenntnisse des Bibliothekars über die Trägerorganisation Zur Unterstützung der Kundengruppe ist es unerlässlich, dass sich der
Embedded Librarian umfangreiche Kenntnisse über die Trägerorganisation
aneignet.
o Was sind die Aufgaben und Tätigkeiten der Trägerorganisation?
o Was sind die Ziele? (kurzfristig, mittelfristig, langfristig)
o Wie sieht die Organisationsstruktur der Institution aus? (Organigramm)
o Welche Wettbewerber/Mitbewerber hat die Institution?
o Wie wird die Institution in der Öffentlichkeit dargestellt? (z.B. in den
Medien)
o Wer sind die Schlüsselpersonen der Trägerorganisation?
• Verständnis des Bibliothekars für die Arbeit der Kunden
Nur wer weiß wie und woran die Kunden arbeiten, kann sie professionell mit
den von ihnen benötigten Informationen versorgen.
o Welche unterschiedlichen Tätigkeiten üben meine Kunden aus?
o Wer hat welche Position innerhalb der Kundenguppe?
o Welche regelmäßigen Arbeiten tätigen einzelne Mitarbeiter der
Kundengruppe?
o An welchen Projekten arbeitet die Kundengruppe aktuell?
o Welcher Kunde hat welche Spezialisierung oder Arbeitsschwerpunkte?
• Verständnis des Bibliothekars für die Informationsbedürfnisse der
Kundengruppe Neben der Kenntnis über die jeweilige Tätigkeit der Kunden ist es als
Informationsspezialist natürlich wichtig, die Informationsbedürfnisse der
Kundengruppe zu verstehen. Diese sind nicht nur auf das jeweilige Fachgebiet
beschränkt, sondern immer auch abhängig von der jeweiligen Institution, und
der Tätigkeit für die die Informationen benötigt werden. Ein Wissenschaftler,
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der eine Fachpublikation schreibt benötigt andere Informationen als ein
Praktiker im Unternehmen, der Informationen zu einem ähnlichen
Themengebiet zur Lösung eines aktuellen praktischen Problems benötigt.
o Welche fachlichen Themen sind gerade bei der Kundengruppe „in“?
o Welche Arten von Informationen werden benötigt?
o Wie müssen die Informationen aufbereitet sein?
• Interesse und Motivation des Bibliothekars sich in die Kundengruppe zu
integrieren und mit den Kunden Kooperationen zu bilden. Schließlich muss die Bibliotheksfachkraft auch dazu bereit sein als Embedded
Librarian tätig zu werden. Der Wille sich in die Kundengruppe zu integrieren,
sich ihnen gegenüber zu öffnen und aktiv Werbung für die eigenen Tätigkeiten
zu machen ist Voraussetzung für den Erfolg als Embedded Librarian.
Eine Unternehmenskultur, die die Integration eines Embedded Librarian ermöglicht
• Eine Unternehmenskultur, die Innovationen und Neuerungen auf
unterschiedlichen Ebenen unterstützt. Die Trägerinstitution muss offen für neue Arbeitsformen und Kooperationen
unterschiedlicher Mitarbeiter untereinander sein.
• Bereitschaft der Trägerorganisation zur Integration eines Embedded
Librarian Zunächst einmal muss die Trägerorganisation Willens sein, einen Embedded
Librarian in ein Team zu integrieren. Wird eine Institution von außen dazu
gezwungen einen Bibliothekar in ihr Team einzubinden, wird die Bereitschaft
und der Kooperationswille der Institution und ihrer Mitarbeiter nicht allzu groß
sein.
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• Unterstützung durch eine Person auf Führungsebene der Institution
Der Embedded Librarian braucht einen Ansprechpartner auf Leitungsebene der
Trägerorganisation, der seine Tätigkeit befürwortet und unterstützt. Dieser
muss im Zweifelsfall den Nutzen des Embedded Librarian an die Mitarbeiter
vermitteln.
• Gutes Verhältnis zwischen Bibliotheksleitung und Leitung der
Kundengruppe Sollte der Embedded Librarian aus einer zentralen Bibliothekseinrichtung
stammen, und von dort aus in die Institution eingegliedert worden sein, ist auch
ein guter Kontakt zwischen der Bibliotheksleitung und der Leitung der
Kundengruppe wichtig.
• Die Möglichkeit zur Positionierung als Embedded Library ist immer
abhängig von Größe und Spezialisierungsgrad der Trägerorganisation,
sowie der Homogenität der Kundengruppe Je größer eine Trägerorganisation ist, und je vielseitiger die Themen- und
Arbeitsgebiete ihrer Mitarbeiter sind, desto schwieriger wird es für einen
einzelnen Bibliothekar, sich als Embedded Librarian zu positionieren.
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4. Planung und Konzeption Bei der Planung und Konzeption einer Embedded Library muss zunächst festgelegt
werden, wie das Verhältnis zwischen Embedded Librarian und traditioneller Bibliothek
in der Institution geregelt werden soll. Möglich sind hierzu drei verschiedene
Varianten:
• Kombination und Kooperation aus zentralen Bibliotheksdienstleistungen und
Embedded Librarians innerhalb einer Organisation
• Trennung von Zentralbibliothek und Embedded Librarians
• Ersetzen der zentralen Bibliothek durch Embedded Librarians2
Für die Integration des Embedded Librarian gibt es drei verschiedene Formen:
physisch, organisatorisch oder virtuell.
Physische Integration Embedded Librarian als Bibliothekar, der aus der physischen Bibliotheksumgebung
herausgenommen, und direkt vor Ort in die Institution seiner Kunden eingebunden
wird.
Organisatorische Integration Einbettung des Bibliotheksmanagements und der Finanzierung des Bibliothekars in
die Institution der Nutzergruppe.
• Vorgesetzter des Bibliothekars ist nicht die Bibliotheksleitung einer
Zentralbibliothek, sondern die Leitung des Instituts in dem der Bibliothekar
eingebettet ist.
• Der Bibliothekar wird nicht vom Etat der Zentralbibliothek finanziert, sondern
von der Nutzergruppe bezahlt.
2 Vgl. Shumaker 2012, S. 165 S. 143
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Virtuelle Integration Einbettung von Bibliotheksdienstleistungen in Online-Umgebungen. Z.B.:
• Elearning-Kurse, Online-Tutorials
• Instant Messaging-Auskunftsdienst
• virtueller Auskunftsdienst
• RSS-Feeds
• Bibliotheksblog…
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5. Methoden der Integration
Wie bereits erläutert, ist das Ziel eines Embedded Librarian sich in seine
Kundengruppe zu integrieren und Teil des Teams zu werden. Dabei stehen dem
Bibliothekar verschiedene Aktivitäten zur Verfügung:
• Kooperation mit der Kundengruppe
Zunächst gilt es einmal gezielte Kooperationen mit den Kunden einzugehen,
um deren Arbeit direkt zu unterstützen. Der Embedded Librarian erhält so in
einem interdisziplinären Team die Rolle als Informationsprofi und ist dafür
verantwortlich, die (Kunden-)Gruppe mit allen benötigten Informationen zu
versorgen.
• Austausch über Informationsbedürfnisse mit den Kunden
Direkter Austausch mit den Kunden ist wichtig. Im Dialog erfährt man viel über
die allgemeine Arbeit, Tätigkeitsschwerpunkte und aktuelle Projekte einzelner
Kunden. Je besser man als Embedded Librarian seine Kunden kennt, desto
besser kann man jeden einzelnen mit den für ihn benötigten Informationen
versorgen. Als Informationsspezialist sind Sie auch immer Wissensschnittstelle
ihrer Institution.
o Formeller Austausch mit Kunden (z.B. Kundenbefragung, persönliche
Ansprache)
o Informeller Austausch mit Kunden (z.B. Small Talk in der Kaffeeküche, in
der Mittagspause)
o An welchen Projekten arbeitet die Kundengruppe?
o Welche persönlichen Forschungsthemen / Fachgebiete haben einzelne
Kunden?
o Welche Fachthemen sind in der Kundengruppe derzeit „in“?
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• Austausch über Informationsbedürfnisse mit dem Management Neben dem Austausch mit den Kunden ist ein regelmäßiger Austausch mit
dem Management der Kundengruppe, bzw. der Trägerorganisation ebenfalls
von hoher Bedeutung – und zwar in doppelter Hinsicht. Zum einen geht es
natürlich um die Stellung der Bibliothek innerhalb der Institution. Zum anderen
ist das Management ebenfalls ein (potentieller) Kunde der Bibliothek. Viel mehr
noch: Das Management ist der VIP-Kunde der Bibliothek! Es sollte daher
auch einen erstklassigen Service von der Bibliothek erhalten. Denn wenn Sie
das Management von sich überzeugen können, haben Sie schon so gut wie
gewonnen.
o Tipp: Vereinbaren Sie einen regelmäßigen Jour Fixe mit dem
Management der Kundengruppe
o Welche Ziele hat die Trägerorganisation?
o Wie kann die Bibliothek zur Erreichung dieser Ziele beitragen?
o Welche persönlichen Ziele hat der Manager / die Leitungsperson?
• Schulungen zu Informationsressourcen oder Information Management in
den Räumen und der Umgebung der Kunden Informationskompetenzvermittlung gehört auch zu den Aufgaben eines
Embedded Librarians und bietet eine gute Möglichkeit, sich in die
Kundengruppe zu integrieren. Entscheidend ist hierbei, dass die Schulungen
nicht in den Bibliotheksräumen, sondern direkt in der Arbeitsumgebung des
Kunden stattfinden. Gerade im akademischen Bereich werden Embedded
Librarians häufig zur Informationskompetenzvermittlung in die Kurse der
Studierenden eingesetzt.
o Direkte Schulungen beim Kunden vor Ort
o Schulungen am Arbeitsplatz einzelner Kunden
o Online-Tutorials
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• Teilnahme an Besprechungen der Kundengruppe Um die Arbeit und die daraus erwachsenen Informationsbedürfnisse der
Kundengruppe besser kennenzulernen, ist es sinnvoll, regelmäßig an
Besprechungen der Kundengruppe, bzw. der Trägerorganisation teilzunehmen.
Man erfährt so zum einen, welche Themen momentan in der Kundengruppe
aktuell sind, an welchen Stellen es Probleme gibt und welche Pläne für die
Zukunft geschmiedet werden. Zum anderen zeigt man Präsenz und Interesse
für die Belange der Bibliothekskunden.
o Teilnahme an Fakultäts-/Institutssitzungen
o Teilnahme am Jour Fixe einzelner Abteilungen
o Teilnahme an Besprechungen einzelner Projektgruppen
• Besuch von Schulungen, Messen oder Konferenzen der Kundengruppe
Zusätzlich zur Teilnahme an Besprechungen der Kundengruppe ist es ebenfalls
sinnvoll weitere Veranstaltungen aus dem Fachgebiet der Kunden
teilzunehmen. Je besser Sie sich in diesem auskennen, umso besser können
Sie ihre Kunden mit Informationen versorgen.
o Besuch interner Schulungen
o Besuch externer Seminare, Messen oder Konferenzen
• Teilnahme an Social Events der Kundengruppe
Im informellen Rahmen lernt man seine Kollegen/Kunden von einer ganz
anderen Seite kennen, und auch die Kollegen nehmen einen selber anders
war. Man kommt viel einfacher ins Gespräch und kann so auf lockerer
ungezwungener Art von seiner Tätigkeit berichten, und sich über die Arbeit der
Kunden erkunden. So wird ein engerer Kontakt zu den Kunden geknüpft. In der
Wirtschaft sagt man auch: „Die besten Geschäfte werden nicht während des
Meetings gemacht, sondern anschließend beim Feierabendbier an der Bar.“
o Z.B. Teilnahme an Weihnachtsfeier, Betriebsausflug, Betriebssport
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• Kooperationen mit anderen Abteilungen der internen Verwaltung
Kooperationen sollten nicht nur mit der Kundengruppe selber, sondern auch mit
anderen Verwaltungseinheiten der Trägerorganisation stattfinden. Es gilt zu
überlegen, wie man gemeinsam die Ziele der Institution erreichen kann, und die
übrigen Kollegen am sinnvollsten bei ihrer Arbeit unterstützt.
o Kooperation mit der IT-Abteilung, z.B. bei der Bereitstellung von
elektronischen Services wie Wikis, Blogs oder Online-
Arbeitsumgebungen
o Kooperation mit der Personalabteilung bei der Personalentwicklung (als
Bestandteil des Wissensmanagements)
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6. Services eines Embedded Librarian Als Embedded Librarian kann man sein bibliothekarisches und informationswissen-
schaftliches Know How in vielfältiger Weise einsetzen, um die Kunden bei ihrer Arbeit
zu unterstützen. Dabei gibt es viele Aufgaben, die nicht als klassisch „bibliothekarisch“
erscheinen, die aber die typischen Tätigkeiten des Sammelns, Erschließens,
Aufbereitens und zur Verfügung stellen von Medien oder Daten beinhalten. Die hier
aufgeführten Dienstleistungen stellen keine abschließende Liste der Aufgaben eines
Embedded Librarian dar. Sie sollen vielmehr eine Anregung dazu bieten, einmal zu
überlegen, welche Aufgaben man als Bibliothekar innerhalb der eigenen Institution
übernehmen kann. Auch können die Tätigkeiten des Embedded Librarian ständig
erweitert werden. In regelmäßigen Abständen sollten Sie daher überlegen, welche
aktuellen Themen aus der Informationsbranche für die Trägerorganisation wichtig sein
könnten, und wie diese mit den vorhandenen Ressourcen umgesetzt werden können.
• „klassische“ bibliothekarische Dienstleistungen, Bestandsaufbau
• Recherchen jeglicher Art
o Faktenrecherchen, Vervollständigung von Zitaten und Fundstellen
o umfangreiche themenbezogene Recherchen
o Zusammenstellung und Aufbereitung von Literatur- und
Informationssammlungen
• Informationskompetenzvermittlung, Datenbankschulungen
• Lizenzverwaltung, Verhandlungen mit Lieferanten und Lizenzgebern
• Current Awareness-Dienste, News Alerts
• Erstellen von Handbüchern und Anleitungen zu Informationsangeboten und
Recherchen.
• Administration der Homepage oder des Intranets
• Bereitstellung von Web 2.0-Applikationen
• Unterstützung bei Open-Access-Aktivitäten und ePublishing
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• Bibliometrische / scientometrische Analysen
• Competitive Intelligence
• Forschungsdaten
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7. Erfolgskriterien eines Embedded Librarian Nun haben Sie sich soweit als Embedded Librarian positioniert. Sie haben sich in ihre
Kundengruppe integriert und kooperieren mit Ihren Kunden, bzw. Kollegen. All dies ist
eine gute Ausgangsbasis, garantiert allerdings noch keinen langfristigen Erfolg als
Embedded Librarian. Hierzu sind noch die folgenden Kriterien notwendig3:
• Marketing und Öffentlichkeitsarbeit
Klappern gehört zum Handwerk. Wenn niemand ihren Service kennt, wird ihn
auch niemand in Anspruch nehmen. Werden Sie also aktiv und betreiben Sie
Werbung für ihre Tätigkeit, ihre Bibliothek und vor Allem für sich selbst!
• Das Erbringen professioneller Dienstleistungen, die der Kundengruppe
einen hohen Mehrwert bieten Das Anbieten zahlreicher Informationsdienstleistungen ist schon einmal ein
erster Schritt. Die Services müssen allerdings auch in einer entsprechenden
Qualität angebotenen werden können, und vor Allem müssen sie der
Kundengruppe einen Nutzen bringen. Hier spielen zum einen die persönlichen
Qualifikationen und das Know How des Bibliothekars eine Rolle. Zum anderen
aber auch ein gewisses Gespür des Informationsprofis für die tatsächlichen
Bedürfnisse der Kundengruppe.
• Unterstützung des Embedded Librarian durch die Bibliotheksleitung und
durch das Management der Kundengruppe Sie können als Embedded Librarian noch so gute Arbeit leisten, wenn es vom
Management nicht unterstützt wird, werden sie niemals damit wirklich
erfolgreich sein. Zunächst einmal benötigen Sie die Unterstützung des
Managements ihrer Kunden. Dies ist in der Regel die Leitung der
3 Vgl. Shumaker 2012, S. 165
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Trägerorganisation. Wie bereits beschrieben, ist es wichtig, dass Sie sich mit
dem Management regelmäßig austauschen.
Sollten Sie innerhalb eines größeren Bibliothekssystems als Embedded
Librarian in ein Team integriert worden sein, ist es genauso wichtig, dass Sie
weiterhin von ihrer bisherigen Bibliotheksleitung unterstützt werden. Oftmals
wird bei dieser Konstellation die Bibliotheksleitung auch weiterhin ihr
Vorgesetzter bleiben, sodass diese auch über ihre zukünftige Tätigkeit – ob als
Embedded Librarian oder als klassischer Bibliothekar – entscheiden wird.
• Kontinuierliche Evaluierung der einzelnen Maßnahmen und Kommuni-
kation der daraus gewonnen Ergebnisse You can’t manage, what you cannot measure! Werten Sie in regelmäßigen
Abständen Ihre Aktivitäten aus, und kommunizieren Sie die daraus analysierten
Erfolge. Nutzen Sie negative Bewertungen zur Korrektur und zur Verbesserung
ihrer Aktivitäten. Nur so können Sie ermitteln, ob Sie auf dem richtigen Weg
sind, ob ihre Tätigkeiten angenommen werden, und die Kollegen mit Ihrer
Arbeit zufrieden sind.
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8. Eigenschaften eines Embedded Librarian Als Embedded Librarian kommt es vor Allem auf die Persönlichkeit und die
Fähigkeiten des Bibliothekars an. Folgende Eigenschaften sind dabei von Vorteil:
• Sehr gute bibliothekarische Fachkenntnisse Wie bereits bei der Ermittlung der Grundvoraussetzungen erläutert, sind gute
bibliothekarische Fachkenntnisse unerlässlich. Sie sind in der Regel der einzige
Informationsprofi im Team und müssen daher Ihr Handwerkzeug können.
• Kenntnisse zum Fachgebiet und der Branche der Nutzergruppe Kenntnisse zum Fachgebiet der Kunden sind auf jeden Fall sehr hilfreich.
Natürlich ist eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium auf diesem
Gebiet von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich. In vielen Fachgebieten
kann man sich mit der Zeit schon gute Grundkenntnisse und einen ganz
passablen Wissensschatz durch „Training on the Job“ aufbauen. Unerlässlich
ist allerdings Interesse am Fachgebiet, der Wille sich in die Thematik
einzuarbeiten und konstant über Neuerungen zu informieren.
• IT-Kenntnisse Ohne ein gewisses Maß an IT-Kenntnissen geht auch als Embedded Librarian
nichts mehr. Auch wenn man nicht jedes neue technische Highlight direkt
beherrschen muss, sollte man sich zumindest damit auseinander setzen und
den Nutzen für die Institution überprüfen.
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• Ein offenes Wesen / Kontaktfreudigkeit Ziel eines Embedded Librarian ist es, sich zu integrieren. Wichtige
Eigenschaften hierfür sind Kontaktfreudigkeit und die Fähigkeit Netzwerke zu
bilden. Als schüchternes graues Bibliotheksmäuschen sind Sie in einer
Embedded Library fehl am Platz. Kommen Sie also von Ihrem
bibliothekarischen Elfenbeinturm herunter, und seien Sie offen für Neues.
• Kommunikationskompetenz Neben einem offenen Wesen und Kontaktfreudigkeit sind auch kommunikative
Fähigkeiten nützlich, um sich in eine Gruppe integrieren und seine Tätigkeiten
effektiv vermarkten zu können. Wichtiger Faktor ist hier der gegenseitige
Austausch zwischen Bibliothekar und Kunden.
• Wille zum lebenslangen Lernen Lebenslanges Lernen ist heutzutage in jedem Beruf notwendig. Für einen
Embedded Librarian ist es daher wichtig, sich regelmäßig über Neuerungen im
Bibliotheks- und Informationswesen, als auch in der Branche und dem
Fachgebiet der Kundengruppe auf dem Laufenden zu halten.
• Gutes Zeit- und Selbstmanagement Als Embedded Librarian ist man in der Regel die einzige Informationsfachkraft
im Team, und daher auch für das komplette Informationsmanagement
verantwortlich. Da dieser Bereich mitunter sehr komplex ausgestaltet ist und
man teilweise ad hoc reagieren muss, kann die Tätigkeit als Embedded
Librarian teils stressig sein. Ein gutes Zeit- und Selbstmanagement ist daher
notwendig, um bei dieser anspruchsvollen Tätigkeit nicht ins Schleudern zu
kommen.
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9. Fazit
Eine Tätigkeit als Embedded Librarian…
… ändert das Selbstverständnis des Bibliothekars für sich selbst und seine Arbeit.
… verändert die Verständnis des Bibliothekars auf den Kunden.
… verschafft eine neue Sichtweise des Kunden auf die Bibliothek.
… verschafft eine neue Sichtweise des Managements auf die Bibliothek.
… stärkt die Position der Bibliothek innerhalb ihrer Trägerorganisation.
… kann Teil der Lobbyarbeit sein.
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10. Empfehlenswerte Literatur
• Askey, Dale: Field Librarianship in den USA. Bestandsaufnahme und
Zukunftsperspektiven. Vortrag vom 98. deutschen Bibliothekartag. Erfurt,
3.6.2009. http://krex.k-state.edu/dspace/bitstream/2097/1773/1/Askey-
FieldLibrarianship-Erfurt-Folien.pdf (gesehen am: 6.5.2013)
• Berdish, Laura; Seeman, Corey: Spanning the Straits of Business Information:
Kresge Library’s Embedded Librarian Programm for MAP
http://hdl.handle.net/2027.42/58361 (gesehen: 23.6.2011)
• Dewey, B.: The embedded libarian: Strategic campus collaborations. In:
Ressource Sharing and Information networtks, 17 (1/2), 219-227 (2004)
• Jacobs, Anne: Embedded Library und Embedded Librarian. Theorie und Praxis
in einer Kanzleibibliothek. In: RBD 2011, S. 14-27
• Kvenild, Cassandra; Calkins, Kaisja: Embedded Librarians: Moving Beyond
One-Shot Instruction. 2011
• Lorenz, Miriam; Fühles-Ubach, Simone: Die Forschungsbibliothek der Zukunft:
http://vg00.met.vgwort.de/na/c122ff2c17dc584e34b4?l=http://publica.fraunhofer
.de/eprints/urn:nbn:de:0011-n-948372.pdf (gesehen am: 6.5.2013)
• Love, Mark; Norwood, Scott: Serving as an „Embedded Librarian“ in an Online
Course. In: Brick and Click Libraries: Proceedings of an Academic Library
Symposium. October 14, 2005, Maryville, Missouri
• Matthew, Victoria; Schroeder, Ann: The Embedded Librarian Programm. In:
Educause Quarterly 2006, S. 61-65
• Ramsey, Karen M.; Kinnie, Jim: The Embedded Librarian: Getting out there via
technology to help students where they learn. In: Library Journal 4/1/2006
• Sharpless Smith, Susan; Sutton, Lynn: Embedded Librarians: On the road in
the Deep South. In: C&RL News, 2008, S. 71-85
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Berufsverband Information Bibliothek e.V.
OPL-Kommission 25
• Shumaker, David; Tyler, Laura Ann: Embedded Library Services: An Initial
Inquiry into Practices for their Development, Management, and Delivery. A
contributed paper for the Special Library Association Annual Conference.
Denver, Colorado, June 6, 2007.
http://www.sla.org/pdfs/sla2007/ShumakerEmbeddedLibSvcs.pdf (derzeit nur
für SLA-Mitglieder verfügbar)
• Shumaker, David; Talay, Mary: Models of Embedded Librarianship: Final
Report. June 30, 2009.
http://hq.sla.org/pdfs/EmbeddedLibrarianshipFinalRptRev.pdf (gesehen:
6.5.2013)
• Shumaker, David; Talay, Mary: Models of Embedded Librarianship: Final
Report. Addendum 2011 https://www.sla.org/wp-
content/uploads/2013/01/ModelsofEmbeddedLibrarianshipAddendum2011.pdf
(gesehen: 6.5.2013)
• Shumaker, David: Who let the librarians out? In: Reference & User Services
Quarterly, Vol. 48, Issue 3 S. 239 – 257
• Shumaker, David: Embedded Librarian: Innovative Strategies for Taking
Knowledge where it’s needed. Medford (NJ): Information Today, Inc., 2012. -
ISBN: 978-1-57387-452-6
• Upjohn, Meg: Library on location: Taking library services outside the library wall.
http://ir.canterbury.ac.nz/bitstream/10092/2516/1/12615067_Upjohn_Fitchett.pd
f (gesehen am: 6.5.2013)
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