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Der Burgibismus und die Außenpolitik des unabhängigen Tunesien by Werner Klaus Ruf Review by: Martin Krämer Africa Spectrum, Vol. 5, No. 1, Eisenbahnen und Fernmeldewesen in Afrika (1970), pp. 83-84 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40173528 . Accessed: 15/06/2014 12:58 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.44.79.160 on Sun, 15 Jun 2014 12:58:19 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Der Burgibismus und die Außenpolitik des unabhängigen Tunesien by Werner Klaus RufReview by: Martin KrämerAfrica Spectrum, Vol. 5, No. 1, Eisenbahnen und Fernmeldewesen in Afrika (1970), pp. 83-84Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40173528 .

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Versuchen wir eine Gesamtbeurteilung des Buches, so ist einmal festzustellen, daß für den Personenkreis, der sich näher mit Entwicklungshilfe befaßt, keine neuen Erkenntnisse geboten werden. Studenten oder interessierte Leser, die sich über Probleme der Entwicklungshilfe informieren möchten, dürfte der hohe Preis abhalten. Das Kapitel über „Grundsätze der Kapitalhilfe" ist auch als Einzeldruck erschienen; über staatliche Förderung privater Leistungen gibt es ebenfalls Sonderdrucke. Einblicke in die Entwicklungshilfe (auch Kapitalhilfe) einzelner Länder finden sich im Handbuch der Entwicklungshilfe oder in den Ver- öffentlichungen der OECD. Als interessante Bereicherung der Literatur über Entwicklungshilfe können wir das Buch nicht ansehen.

Karl Gerhard Dilg

Rufy Werner Klaus: Der Burgibismus und die Außenpolitik des unabhängigen Tunesien. Bielefeld: Bertelsmann Univ. Verl. 1969. (Freiburger Studien zu Politik u. Gesellschaft überseeischer Länder. Bd. 1.) 279 S. DM 27.-

Als seine erste Studie der vergleichenden Erforschung außerwestlicher politisch- sozialer Systeme liegt aus der Feder seines engen Mitarbeiters und mit einem programmatischen Vorwort des Herausgebers der Reihe, Dieter Oberndorf er, der erste Band der Freiburger Studien zu Politik und Gesellschaft überseeischer Länder vor. Der Autor, Ruf, stützt seine auf Hauptfragen gestraffte Analyse für Darstellungen vor der Unabhängigkeit auf Roger Le Tourneaus: Evolution Politique de VAfrique du Nord Musulmane 1920-1961. Paris 1962, und in Bezug auf die Innenpolitik auf Clement Henry Moore: Tunisia since Inde- pendence. The Dynamics of One-Party-Government. Berkeley, Los Angeles 1965. Warum Ruf nach der Zwischenüberschrift „Das vorkoloniale Tunesien" die Untertitel „Die Geschichte Tunesiens" und „Das vorkoloniale Tunesien im 19. Jahrhundert" folgen läßt, muß den Historiker irritieren. Wie er den Vor- gang der Emanzipation selbst schildert, ist solide Arbeit eines Politologen.

Im Zuge der Emanzipation, so stellt Ruf in seiner Einleitung fest, wird „die Außenpolitik, die ansonsten gerade Attribut des unabhängigen, seine Außenbe- ziehungen frei bestimmenden Staates ist, in dieser Konstellation primär Mittel zur zunehmenden Festigung der Unabhängigkeit werden". S. 11/12). Für ihn lag die Originalität der Politik des Neo-Destour in der Volksverbundenheit und in der Distanz zum saturierten Großbürgertum des Destour; dazu kam die Wen- dung zur arabisch-islamischen Tradition. Die Abhandlung des Themas ist für die Deutung der Außenpolitik Tunesiens außerordentlich wichtig; nur hätte der Autor dem Leser das Verständnis seines Titels erleichtert, wenn er ausdrücklich auf den Prozeß der Emanzipation hingewiesen hätte und nicht auch diesen Teil des Themas im Sinne einer noch gar nicht geschehenen Unabhängigkeit abhan- delte. In dieser Phase der Untersuchung wird besonders klar die Alternative eines pro-arabisch-traditionalen und eines pro-westlich-sozialen Tunesiens unter Salah Ben Youssef bzw. Habib Bourguiba herausgearbeitet. Für den Erfolg der Emanzipation war die Etappenpolitik Bourguibas, die in ihrem Vorgehen an die Echternacher Springprozession erinnert, erfolgreicher als die vage neo- arabische Ideologie. Bourguibas Vorteil war die genaue Kenntnis der Politik des Mutterlandes und weniger sein Verlaß auf die Mechanik internationaler Gremien wie der Vereinten Nationen. Um Bourguiba die Palme der tunesischen Emanzi-

pation zu lassen, mußte das französische Mutterland so sein, wie es wirklich war. „Der außenpolitische Partner der Entkolonisierungspolitik Burgibas mußte

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also ein relativ labiles politisches System sein, wie es in der Zeit des Unabhän- gigkeitskampfes die Dritte und Vierte Republik darstellten. (S. 78)". Im Inneren war die Stütze Bourguibas das Kleinbürgertum, dessen Politik viel später der vor kurzem gestürzte Finanz- und Wirtschaftsminister Ahmed Ben Salab konse- quent fortsetzen wollte.

Auf S. 92 tritt Ruf in das engere Thema der Abhandlung der Außenpolitik des unabhängigen Tunesiens ein. Er versteht, deutlich zu machen, welch ein ent- scheidender Rückschlag der Verlust der seit Anfang 1957 aufgebauten Position in Libyen für die nationale Außenpolitik bedeutet. Sorgfältig erklärt wird die Episode einer intensiven Afrika-Politik südlich der Sahara, die mit dem Auftritt Bourguibas bei den Unabhängigkeitsfeiern in Accra beginnt und die dazu dienen sollte, einerseits den Algerien-Konflikt zu flankieren und andererseits die ägyp- tische Vormacht zu blockieren. Den letzten Höhepunkt erlebt diese Phase in der Kongo-Krise von 1960. In seinen wichtigsten Überlegungen lehnte Bourguiba den positiven Neutralismus als letztlich pro-kommunistische Politik ab.

Von besonderem Interesse in der Analyse Rufs sind die wichtigsten Aspekte der Maghreb-Politik. Es wird gezeigt, wie sich der Mauretanien-Frage wegen neben die Abkühlung zu Kairo die gegenüber Rabat gesellt. Subtil herausgear- beitet wird der eigentliche Kern der Bizerta-Krise. In Wahrheit ging es danach nicht um eine Phase der Dekolonisation, als vielmehr um den Zugang Tunesiens zur Sahara als Reaktion auf die Verhandlungen in Evian. Der mit der Verstaat- lichung des Großgrundbesitzes verfolgte weitere Schritt der Entkolonisierung vom Mai 1964 scheiterte, weil in der Fünften Republik die Voraussetzungen für die Anwendung der typischen Taktik Bourguibas nicht länger gegeben war (S. 186). Genau wie die Zeit für den Bourguibismus begrenzt war, war die Anwendung des Musters auf andere Länder fraglich. Mit den Worten der Analyse Rufs heißt das, „daß der Burgibismus nur zur Entkolonisierung Tune- siens anwendbar war. (S. 211)". Das fait accompli als Mittel der Kampfpolitik Bourguibas war nach der Verstaatlichung des ausländischen Grundbesitzes un- brauchbar geworden; dazu hatte die Ost- West-Entspannung das ihre getan.

Insgesamt hat Ruf es mit einem lebendigen Beitrag verstanden, dem deutsch- sprachigen Leser die Beweggründe und wichtigsten Elemente der tunesischen Außenpolitik nahezubringen. Kleinigkeiten wie die Bezeichnung von Bundes- präsident Lübke als Staatspräsident können die Lektüre des Werkes nicht beeinträchtigen. Lediglich der Schluß ist etwas eigentümlich, wo unvermittelt die Notwendigkeit der Stützung Bourguibas durch die westliche Welt postuliert wird. Politikwissenschaftliche Untersuchungen, wie sie Ruf darbietet, können als eine Bereicherung der Afrikakunde im deutschen Sprachraum gewertet wer- den.

Martin Krämer

W aller y Peter P. u.a.: Grundzüge der Raumplanung in der Region Kisumu (Kenia). Berlin: Hessling 1968. 88 S.y 10 Ktn.y 7 Tab., 3 Fig. DM 16.-

Während in den Industrieländern der Raumplanung heute eine korrigierende Aufgabe zukommt, um z.B. Ballungsgebiete zu begrenzen oder Rückstandsgebiete zu fördern, nachdem sich die gegenwärtige Raumstruktur hier praktisch ohne Planung ergeben hat, hat in den Entwicklungsländern der Staat die Verantwor- tung für die Planung der wirtschaftlichen Entwicklung und damit auch für die

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