einiges vom wiener wild- und vogelmarkte

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250 Forstmstr. W i e s e: Nestbau des Eichelhehers (C. glandarius.) Ein interessanter Nestbau des Eichelhehers (C" glandarius), Yon Universit/its-:Fortsmeister Wiese. Das Nest dieses muntern Waldvogels ist bekanntlich aus dan- hen trockenen Reisern gebaut, die im Innern immer dttnner werden, bis der Napf des Nestes mit feinen Wurzeln ausgelegt wird. Statt dieser Wurzeln, welehe er aus der Erde rupft, hatte nun eia Vogel die Schlingen aus einem benaehbarten Dohnenstieg entnommen. Jedem Dohnensteller ist nun das Verschwinden seiner Schlingen yon einem Herbst zum andern bekannt; indessen kennen die we- nigsten ihren Schadiger, und haben meistentheils die losen Buben der NachbardSrfer in Verdacht. Indessen rechne ich fttr mein Theil diesem .Vogel den Sehaden nicht an, ich mfchte wanschen, class er den Drosselfang unm6glich machte, zumal sich unsere Re- gierung nicht dazu entschliessen mag, aus landes- und forstpolizei- lichen Grttnden diesen cultursch~dlichen Umug zu verbieten. Wenn sie doch in den Staatsforsten nut einmal den Anfang maehen wollte ! Der Eichelheher, welchen die Natur sich recht eigentlich zum Verpflanzer der Eichen, Buchen und Nasse bestellt hat, und wel- chef dieser Eigenthttmlichkeit auch vorzugsweise seinen Namen verdankt,- der Forstmann will sein Treiben dadurch dankbar anerkennen --wird dadurch allerdings dem J/~ger unbequem und verhasst; es sei ihm indessen auch zu seiner Beruhigung gesagt, class dieser Vogel fast der einzige ist, welcher sich mit dem Fange der Engerlinge, wenn sie ausgebildet die Haut des Wohnthieres durchbohren, beschaftigt. Diese Engerlinge sind abet nicht nur die Peiniger seines Edel- und Rehwildes, sondern sie k5nnen auch die Veranlassung zu deren Eingehen werden, insbesondere dieje- nigen, welche in den Sehlehnh/~uten der Nasenh6hle wohnen. Einiges voln Wiener Wild- und Vogelmarktc. Den ganzen Spittherbst und Winter hindurch warde eine un- gewiihnlich grosse Menge Drosseln zu Markte gebracht. Wach- holder- und Mistcldrosseln bildeten den Hauptbestand. Sing- und

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Page 1: Einiges vom Wiener Wild- und Vogelmarkte

250 Forstmstr. W i e s e: Nestbau des Eichelhehers (C. glandarius.)

Ein

interessanter Nestbau des Eichelhehers (C" glandarius), Yon

Universit/its-:Fortsmeister Wiese.

Das Nest dieses muntern Waldvogels ist bekanntlich aus dan- hen trockenen Reisern gebaut, die im Innern immer dttnner werden, bis der Napf des Nestes mit feinen Wurzeln ausgelegt wird. Statt dieser Wurzeln, welehe er aus der Erde rupft, hatte nun eia Vogel die Schlingen aus einem benaehbarten Dohnenstieg entnommen. Jedem Dohnensteller ist nun das Verschwinden seiner Schlingen yon einem Herbst zum andern bekannt; indessen kennen die we- nigsten ihren Schadiger, und haben meistentheils die losen Buben der NachbardSrfer in Verdacht. Indessen rechne ich fttr mein Theil diesem .Vogel den Sehaden nicht an, ich mfchte wanschen, class er den Drosselfang unm6glich machte, zumal sich unsere Re- gierung nicht dazu entschliessen mag, aus landes- und forstpolizei- lichen Grttnden diesen cultursch~dlichen Umug zu verbieten. Wenn sie doch in den Staatsforsten nut einmal den Anfang maehen wollte !

Der Eichelheher, welchen die Natur sich recht eigentlich zum Verpflanzer der Eichen, Buchen und Nasse bestellt hat, und wel- chef dieser Eigenthttmlichkeit auch vorzugsweise seinen Namen v e r d a n k t , - der Forstmann will sein Treiben dadurch dankbar anerkennen - - w i r d dadurch allerdings dem J/~ger unbequem und verhasst; es sei ihm indessen auch zu seiner Beruhigung gesagt, class dieser Vogel fast der einzige ist, welcher sich mit dem Fange der Engerlinge, wenn sie ausgebildet die Haut des Wohnthieres durchbohren, beschaftigt. Diese Engerlinge sind abet nicht nur die Peiniger seines Edel- und Rehwildes, sondern sie k5nnen auch die Veranlassung zu deren Eingehen werden, insbesondere dieje- nigen, welche in den Sehlehnh/~uten der Nasenh6hle wohnen.

Ein iges

voln Wiener Wild- und Vogelmarktc. Den ganzen Spittherbst und Winter hindurch warde eine un-

gewiihnlich grosse Menge Drosseln zu Markte gebracht. Wach- holder- und Mistcldrosseln bildeten den Hauptbestand. Sing- und

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V. v. T s c h u s i: Vom Wiener Wild- und Vogelmarkte. 251

Weindrosseln waren weniger vertreten als im verilossenen Jahre. Eine gescheckte Variet~tt der Misteldrossel and die sonst auch h~tutiger vorkommende Ringdrossel, yon der ich ein Weibchen da- selbst erhielt, waren das Einzige, was ich bemerkenswerthes unter den Drosseln vori~nd.

Der heurige Winter brachte uns wieder, nach l~tngerem Aus- bleiben, betr~tchtliche Schaaren yon Leinzeisigen und Seidenschw~n- zen, wovon erstere lebend, letztere todt fiberall auf den M~irkten ausgeboten wurden. Die ersten Leinzeisige, die auf den Vogel- markt kamen, sah ich den 9. November, es waren drei Mannchen. Sp~tter wurden sie ungemein zahlreich. Viele wurden am Wild- pretmarkte todt far die Kache verkauft. Im Jahre 1864/65 waren sie in der Gegend yon I~'ems so haufig, dass Leute, die dieselben fingen, zwei Stack um einen Ne~kreuzer feilboten und zufrieden waren, wenn sie einen Kiiufer fiir ihre VSgel fanden.

Vou Bombycilla garrula kaufte ich alas erste Exemplar den 20. November. Bis Mitte M~rz waren sie sehr hiiutig. Die letzten ~ah ich noch den 2. April auf dem Wildpretmarkte.

Die Bergfinken, Fringilla montifringilla wurden auch heuer zahlreich zum Verkaufe gebracht. J~uteo vulgarls, lagopus, Syro nlum aluco, Otus s~lvestm~ und brac]tyotus w a r e n im Verh~tniss gegen vorigen Winter bedeutend weniger auf dem Wildpretmarkte. Es w~tre wohl zu w(inschen, wenn einmal diesen so natzlichen Vii- geln mehr Schonung zu Theft wttrde.

Dis Kriihenhatte, die den Zweck hat, die tier Wildbahn schiid- lichen Raubv6gel auf eine leichtere Weise zu erlegen, gerade die ist es, die dem Sonntagsschutzen, der keinen Unterschied zwischen natzlich und sch~tdlich kennt und beobachtet, die beste Gelegen- heit bietet, die far den Land- und Forstmann so nutzbringenden Thiere zu erlegen.

Ebenso ergeht e~ den Eulen, deren l~atzlichkeit selbst noch so manchem Jiiger nicht einleuchtet. JEmberlza citrinella ~ var. mit weissen Schwung- und Steuerfedern erhielt ich am Vogelmarkt den 26. October. Ebendaselbst kaufte ich eine 2,'~nberlza hortulana 6, die in der Wiener Gegend gefangen wurde. Ei~ bei uns ziem- lich seltener Vogel.

Den 27. November wurde mir am n~imlichen Orte eine Rohr- ammer angeboten, die sich jedoch ,zu meiner Freude als die hSchst seltene sibirische Fichtenammer, ff~nberiza pithyornu~ erwies. Ich besitze diesen intere~santen Vogel lebend und behalte mir, da fiber

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das Gefangenleben desselben wenig bekannt ist, eine eingehendere Schflderung for sp~ter vor.

W i e n , den 20. April 1867. Victor Ritter yon T s c h u s i.

B e m e r k u n g e n

Ober die amerikanischen Caprimulgiden. Von

P. L. Sclater. ( N o t e s u p o n the A m e r i c a n Capr imulg idae . )

Uebersetzt aus den Proceedings of' the Zoological Society of London, 27. Februar 1866.

Die Aufnahme der Sclater'schen Abhandlung tiber diese so schwierige Gruppe wird gewiss vielen unserer Leser nicht uner- w~inscht sein, da manche neue interessante Thatsachen darin mito getheilt sind und die Kritik der Species bei Sclater's reichem Ma- terial eine authentische sein dtirfte. - - Die dem Original beigege- benen Holzschnitte stellen dar:

Fig. 1. Fussknochen yon Antrostcmus voclferus. Fig. 2. ,, ,, ~yctidromus albicollis. Fig . 3. ,, ,, ~qteatorn~ car~penMs. Fig. 4. ,, ,, Nycti&'us]amalcensCs. Fig. 5. ,, , , Podargus s Fig. 6. Sternum yon CaTrlmulgus 8~'ctomus. Fig. 7. ,, ,, Nyct~'Siusjamaicensis. Fig. 8. ,, ,, ~ordargus plumiferus. Fig. 9. Rectrix exterior yon BtenopMs cayanensis. Fig. 10. ,, ,, ,, . ru/icervlx. Fig. 11. ,, ,, ,, ,, 5ij~zciata.

Ferner giebt P1. 13 eine Abbildung des Antrostomus parvulus und P1. 1 4 yon StenoTsls r~ficertr~x.

In den Bemerkungen, die ich der Gesellschal~ fiber die ameri- kanischen Repr~sentanten der im Titel bezeichneten Familie vorzu- legen babe, will ich reich auf Mittheilungen fiber diejenigen Exem- plare beschr~inken, die ich selbst Gelegenheit zu untersuchen gehabt habe, mdem ich es nicht unternehmen mag, in dieser schwierigen Gruppe iiber mh" unbekannte Specie~ ein Urtheil zu f~llen,