einführung: lernen und kompetenzentwicklung
DESCRIPTION
Seminarunterlagen zu „Lernarrangements & Lebensbegleitendes Lernen“, FH Hagenberg, SS 2010, KWM550 - Tag 1 Part 2TRANSCRIPT
Dr. Sandra Schaffert, SS 2010, Seminar „Lernarrangements & Lebens- begleitendes Lernen“, FH Hagenberg, Kontakt: [email protected], http://sansch.wordpress.com
Einführung: Lernen und KompetenzentwicklungEinführung: Lernen und Kompetenzentwicklung
http:
//w
ww
.flic
kr.c
om/p
hoto
s/si
delo
ng/2
8992
8352
7/si
zes/
l/
Überblick
• Grundbegriffe „Lernen“ – Auch: unterschiedliche Formen des Lernens, auch „lebenslanges
Lernen“
• Wie wird gelernt, wie entstehen Kompetenzen?– Lerntheorien, Begriffe
Grundbegriff „Lernen“
Definition von „Lernen“
Lernen ist eine relativ überdauernde Veränderung im Verhalten oder Verhaltensdisposition eines Subjekts in einer bestimmten Situation, die durch wiederholte Erfahrung des Subjekts in dieser Situation hervorgerufen wurde und die nicht durch angeborene Reaktionstendenzen, Reifung oder momentane Zustände (Müdigkeit, Trunkenheit, Triebzustände usw.) erklärt werden kann.
(Hilgard & Bower, 1981)
Nach: incops, Einführung in die Kognitive Psychologie, http://art2.ph-freiburg.de/incops/pp
Wie wird gelernt, wie entwickeln sich Kompetenzen?
Sozialisation
Sozialisation
„Die Sozialisation (von lateinisch sociare ‚verbinden‘) ist die Anpassung an gesellschaftliche Denk- und Gefühlsmuster durch Internalisation (Verinnerlichung) von sozialen Normen. Sozialisation ist ein sozialwissenschaftlicher Begriff. Sie bezeichnet zum einen die Entwicklung der Persönlichkeit aufgrund ihrer Interaktion mit einer spezifischen, materiellen und sozialen Umwelt, zum anderen die sozialen Bindungen von Individuen, die sich im Zuge sozialisatorischer Beziehungen konstituieren. Sie umfasst sowohl die absichtsvollen und planvollen Maßnahmen (Erziehung) als auch die unabsichtlichen Einwirkungen auf die Persönlichkeit.“
(Wikipedia, 2010)
Formales, nicht-formales, informelles Lernen
EU-Memorandum „Lebenslanges Lernen“ (2000)
Quelle:EU-Memorandum „Lebenslanges Lernen“ (2000) http://www.bologna-berlin2003.de/pdf/MemorandumDe.pdf , S. 3
Hinweis: informelles Lernen
• Im deutschsprachigen Raum wird i.d.R. nur der Begriff „informelles“ Lernen als Gegensatz zum formalen Lernen benutzt und beinhaltet auch non-formales Lernen!
Lernen kann man immer
• Welche Formen – des formalen,
– des nicht-formalen
– oder informellen Lernens
• ... werden im folgenden Film angesprochen?
Lernen kann man immer
http://www.youtube.com/watch?v=INaKlRhp_jI
Übung: Wie Sie selber lernen
Beispiele
• Nennen Sie Beispiele dafür, wie Sie sich selbst in letzter Zeit Wissen oder Fähigkeiten angeeignet haben– durch formales Lernen
– durch nicht-formales Lernen
– durch informelles Lernen
Weitere Kategorien des Lernens
Weitere Lernformen
• Unterscheiden i. d. R. nach folgenden Aspekten– Bewusstsein: Erfolgt das Lernen bewusst (explizit) oder unbewusst
(implizit)? – Absicht: Erfolgt das Lernen beabsichtigt (intentional)? – Planung und Steuerung: Folgt das Lernen einem Plan, wird es
gesteuert?
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Überblick (smöglichkeit)
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Intentionales Lernen
• Intentionales Lernen bzw. intendiertes Lernen ist Reischmann (1995) zu Folge eine bewusste Unternehmung, wenn sich „die Absicht und die Motivation einer Aktivität [..] auf den Erwerb von Wissen, Können oder Verstehen richtet“ (Overwien 1999).
• Z. B.– Selbstgesteuertes Lernen– Selbstbestimmtes Lernen– Selbstorganisiertes Lernen
Selbstgesteuertes Lernen
• self-directed learning (Knowles, 1975)• Lernform, bei der Lernende „die wesentlichen
Entscheidungen, ob, was, wann, wie und woraufhin er lernt, gravierend und folgenreich beeinflussen“ können (Weinert, 1982, 214).
• das kann auch formales Lernen beinhalten!
• Verwandt: „selbstbestimmtes Lernen“
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Selbstorganisiertes Lernen
• Bezieht sich darauf, dass Lernende außerhalb formalen Lernens ihr Lernen selbst organisieren,
• d.h. das wie und wann bestimmen (also nicht unbedingt das WAS!)
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Lernen „en passant“
• positive, nicht-negierende Bezeichnung für nicht-intentionales bzw. nicht-intendiertes Lernen (Reischmann, 1995)
• drei Typen nicht-intendierten Lernens:– „Intentionale, aber nicht in Lernabsicht unternommene Aktivitäten
(z. B. Reisen, Ar beit in Bürgerinitiativen), – mit nicht intentionalen Geschehnissen verbundene Lerneffekte (z. B.
Unfall, Beziehungskrise) und als – dritter Typ der lebensnahe Erwerb von Kompetenzen, deren
Herkunft für die Person nicht mehr identifiziert werden kann.“ (vgl. Overwien 1999).
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Inzidentelles Lernen
• Nichtintentionales, beiläufiges Lernen• Ohne Instruktion• Psychologischer Begriff!• z. B. Wissenserwerb durch
Fernsehschauen/Massenmedien
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Implizites Lernen
• Unbewusst, unbeansichtigt, nicht wahrnehmbar• Psychologischer Begriff• Z. B. Werbung!
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Überblick: beruflich relevantes Lernen
Formen beruflich relevantes Lernen
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Zeitverwendung für Lernmethoden nach Bildungsabschluss
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Wichtigste Lernform
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Übung: Verwendung der Fachbegriffe
Übung: Füllen Sie bitte folgende Tabelle aus
Lernform Bewusst? Absicht? Gesteuert? Institutional?(Formal?)
Seminarteil-nahme
Selbstgesteuertes Lernen
Selbstorganisiertes Lernen
Lernen en passant
Sozialisation
Nach einer Idee von Gnahs ((200/). Kompetenzen – Erwerb, Erfassung, Instrumente, S.49
Was wissen wir nun darüber, wie gelernt wird,z. B. wie Kompetenzen erworben werden?
Zwischenfazit
• Wir kennen nun unterschiedliche Formen des Lernens
• Aber wie wird nun „etwas gelernt“, was passiert da genau?
• Hier helfen Lerntheorien weiter
Lerntheorien (Mini-Einstieg!)
Lerntheorien
• versuchen, Lernen zu erklären• in allen psychologischen Lerntheorien ist mit
Lernen dabei „Veränderung“ gemeint• die Lerntheorien konzentrieren sich dabei i.d.R. auf
einzelne, besondere Formen des Lernens.• bedeutenden lerntheoretischen Schulen:
– der Behaviourismus, – der Kognitivismus – der Konstruktivismus
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Behaviorismus
• In der klassischen behavioristischen Lerntheorie werden Verhaltensänderungen auf Veränderungen von Reiz-Reaktions-Verknüpfungen zurückgeführt.
• Zum Beispiel:– klassischen Konditionierung (I. Pawlow)– Prinzip des Lernens durch Versuch und Irrtum (E. Thorndike) – Operante Konditionierung (B. Skinner).
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Input Output
Behaviorismus: z.B. Klassische Konditionierung
Quelle: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at:4711/LEHRTEXTE/LERNEN/klassi.htm
Behaviorismus: z.B. Klassische Konditionierung
• Ausgangssituation:– Summton (neutraler Reiz) führt zu Ohrenspitzen (unspezifische
Reaktion)– Futter (unbedingter Reiz) führt zu Speichelfluss (unbedingte
Reaktion)
• Lernprozess:– mehrmalige Paarung von Summton + Futter (neutraler Reiz +
unbedingter Reiz)
• Lernergebnis– Summton (bedingter Reiz) führt zu Speichelabsonderung (bedingte
Reaktion)
Wikipedia 2010, http://de.wikipedia.org/wiki/Klassische_Konditionierung
Kognitivismus
• Kognition und Emotion rücken seit den 1960er Jahren in den Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses
• Versucht die „Black Box“ des Behaviorismus zu füllen
??Input Output
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Kognitivismus, z. B. „Lernen am Modell“
• A. Bandura
Quelle: Stangl Werner, Arbeitsblätter, http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Modelllernen.shtml
Konstruktivismus:
• an sich ein erkenntnistheoretischer Ansatz: Wissen wird aktiv aufgebaut, also konstruiert wird, und die Funktion der Kognition die Organisation der Erfahrungswelt und nicht der Entdeckung der ontologischen Realität ist (Glasersfeld 1997, S. 48)
• Keine „echte“ konstruktivistische Theorie (Siebert, 1998) aber Auswirkungen auf Pädagogik
Schaffert, Sandra (2007). Beruflich relevantes Lernen von Frauen in der Familienphase: Empirische Analysen zu den Lernaktivitäten von Müttern während der familienbedingten Berufsunterbrechung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik.
Konstruktivismus, z. B. John Dewey
• John Deweys pragmatische Lerntheorie: Bedeutung von Selbsttätigkeit und Selbstbestimmung
• „Für Dewey beginnt die Demokratisierung im Klassenzimmer und eine Pädagogik des "Experience" kann nicht allein theoretisch oder kognitiv vermittelt werden. Das Lernen durch Tun wird dann verfehlt, wenn das Tun sich auf abstraktes und nicht durch Interesse und Motive nachvollziehbares Lernen beschränkt.“
Quelle: Stangl Werner, Arbeitsblätter, http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/LerntheorienKonstruktive.shtml
.... viele weitere Lerntheorien!
• z. B. zum situativen Lernen• auch: Holzkamp (kritische Psychologie)
Bedingungen für das Lernen
Bedingungen für das Lernen: Übersicht
LernenLernen
Situative Rahmenbedingungend. Lernenden
Situative Rahmenbedingungend. Lernenden
Pers
önlic
he V
orau
s-se
tzun
gen
d. L
erne
nden
Pers
önlic
he V
orau
s-se
tzun
gen
d. L
erne
nden
Sächliche Rahmenbedingungender Lehr-Einrichtung
Sächliche Rahmenbedingungender Lehr-Einrichtung Le
hrpe
rson
alLe
hrpe
rson
alM
itern
ende
Mite
rnen
deLeicht adaptiert nach Gnahs (2007). Kompetenzen – Erwerb, Erfassung, Instrumente, S.48
Reflexion: Bedingungen für das Lernen
Nennen Sie Beispiele für die Einflussfaktoren!
LernenLernen
Situative Rahmenbedingungend. Lernenden
Situative Rahmenbedingungend. Lernenden
Pers
önlic
he V
orau
s-se
tzun
gen
d. L
erne
nden
Pers
önlic
he V
orau
s-se
tzun
gen
d. L
erne
nden
Sächliche Rahmenbedingungender Lehr-Einrichtung
Sächliche Rahmenbedingungender Lehr-Einrichtung Le
hrpe
rson
alLe
hrpe
rson
alM
itern
ende
Mite
rnen
deLeicht adaptiert nach Gnahs (2007). Kompetenzen – Erwerb, Erfassung, Instrumente, S.48
Was wissen wir über „Kompetenzentwicklung“?
Kompetenzentwicklung
Kompetenzentwicklung nach Erpenbeck et al.
• „Kompetenzen werden von Wissen fundiert, • durch Werte konstituiert, • als Fähigkeiten disponiert, • durch Erfahrungen konsolidiert, • auf Grund von Willen realisiert“ • (Erpenbeck & Heyse 2008, 163)
Kompetenzentwicklung nach Frei et al.
http://www.thur.de/philo/som/bilder/somlo1.gifKompetenzentwicklung nach Frei, Hugentobler u.a., S. 16
Kompetenzentwicklung
• Theoretisch und empirisch ist es schwer zu klären, wie sich (spezifische) Kompetenzen entwickeln
Und da war dann noch: Lebenslanges Lernen
Lebenslanges Lernen
http://www.na-bibb.de/programm_fuer_lebenslanges_lernen_308.html?PAGE=artikel_detail&artikel_id=154
Lebenslanges Lernen
Titelbild eines Buches von „Kittihawk“http://modern-graphics.de/shop/out/oxbaseshop/html/0/dyn_images/1/lebenslanges_lernen_p1.jpg
Lebenslanges Lernen
http://www.youtube.com/watch?v=vx9LQ35iX9k
Lebenslanges Lernen
• Quelle: Wilhelm Busch, „Max und Moritz“http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a4/Stamp_Germany_2001_-_Lebenslanges_Lernen.jpg
Lebenslanges Lernen
• Plato: durch das Leben lernt man• Aber: „lebenslanges Lernen“ ist eine Aufforderung!• Begriff erstmals aufgetaucht bei Yeaxlee „lifelong
education“ (1929), bei Faure (1972) dann „lifelong learning“
EU-Memorandum „Lebenslanges Lernen“ (2000)
Quelle:EU-Memorandum „Lebenslanges Lernen“ (2000) http://www.bologna-berlin2003.de/pdf/MemorandumDe.pdf , S. 3
Diskussion zu „lebenslanges Lernen“
Lebenslanges Lernen – wie stehen wir dazu?
• Muss jeder lebenslang lernen?• (wollen wir das für uns selbst?)• Was steckt evt. (auch) hinter dieser Forderung?
Exkurs: Bildungsbegriff vs. Kompetenzentwicklung
„Kompetenz“ vs. „Bildung“
Prozess + Ergebnisauch normativSelbstbildung: subjektivKein Äquivalent im Englischen!
Ergebnis (o. Status)messbarökonomischer Kontext ≠
Kompetenz Bildung
Dr. Sandra SchaffertSalzburg Research ForschungsgesellschaftFH Hagenberg
Kontakt: [email protected], http://sansch.wordpress.com
Unterlagen für SS 2010 Seminar „Lernarrangements & Lebensbegleitendes Lernen“
Die Unterlagen können frei kopiert, genutzt und modifiziert werden, sofern der Name der Urheberin sowie der Urheber der verwendeten Materialien bzw. der Quellen entsprechend genannt werden.
KontaktKontakt