einfluß von kreislaufveränderungen im kopfbereich auf nierenfunktion der ratte

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F. A. ttORSTER, G. PETEI~S U. H. BRV~XER: Kreislaufveranderungender Ratte 221 wo schon physiologisch keine Antisalui.ese vorliegt. Die ldinische Er- fahrung wiirde die Annahme eines derartigen Wirkungsmechanismus stiitzen, ffir die direkte Beweise noch zu erbringen w/~ren. Dislcussion. G. PETERS (~ainz): 1. Wurde die Hemmung der renalen Na +- Ausscheidung durch einen Wasserstofi irn Vergleich zu durstenden Tieren gefunden? Die Mehrzahl der Voruntersucher fanden regelm~fiig eine Steigerung der Na +- und Cl'-Ausscheidung durch Wassergaben -- sowohl bei Ratten als auch bei anderen Tierarten. 2. KSnnte die hyperadditive Steigerung der diuretischen 0xytocinwirkung durch die untersuchten Diuretica auf einer Anregung der NNR-Inkretion beruhen ? Wurden Versuche an adrenalektomierten Ratten gemacht? H. BRU~ER (Mainz): Bei Ratten wirken Acetazolamid und Chlorobhiazid nach i.v. Injektion nur in der 1. Std nach Zufuhr maximal. Acetazolamid verliert seine Wirkung in ungefAhr 1 Std, Chlorothiazid in der HMfte der Zeit bei den ver- wendeten I)osen. Dutch zu lange Harnsammelperioden kSnnen infolge einer ver- minderten Ausscheidung nach Abklingen der Diureticawirkung ihre urspriing- lichen Effekte wieder verwischt werden. Wie wurden die Dinretica appliziert und wurde auf ihre unterschiedliche Wirkungsdauer geachtet ? Karm das Abbiegen der Dosiswirkungskurven im oberen Bereich durch die Vorbehandlung mit Wasser erkl~rt werden, da wir in Durstversuchen eine Linearit~t der Dosiswirkungskurven bis zu hOheren Dosen fanden? Schluflwort O. SC~AUMA~ (Innsbruck) zu G. PETERS (•ainz): Fiir den Effek~ der antisaluretischenWirkung des Wasserstol~es ist die chronische NaCI-Behandlung ausschlaggebend. Bei I~aC1 armen Tieren wird der Unterschied zwisehen wasser- belasteten und durstigen Tieren viel geringer sein. (~ber die Rolle der Corticosteroide bei der saluretischen Oxytocinwirkung kann keine Stellung bezogen werden, da Versuche mit NN-losen Tieren nicht vorgenommen wurden. ZR H. BRU~NER (Mainz): Die Dinretica wurden per os gegeben. In Form der langsamen Resorption in schwerlSslicher Substanz ist die Wirkung protrahiert und h~ilt bis zu 7 Std bei optimaler Wirkung innerhalb der ersten 3 Std an. F. A. HORSTJER, G. PETERS und H. BRUNNER (Mainz) : Einflul~ yon Kreis- laufver~inderungen im Kopfbereich auf Nierenfunktion der Ratte Die Frage nach dem Zusammenhang zwisehen cerebralen I)urch- blutungsstSrungen und ver/inderten :Nierenfunktionen wllrde unter anderem yon J. P. P~TERS diskutiert: Er zitiert Untersuchungen yon VIAI~ u. Mitarb. an gesunden, sitzenden Versuchspersonen, denen eine Manschette mit einem Druck yore 20 mm Hg um den Hals gelegt worden war. Bei einer derartigen Kompression der Halsgef/~l~e stieg die renale Natrium- und Chloridausscheidung an. Andere Untersucher (N]~TI~A- VlSWSI~ an Versuchspersonen, FISHMAN an Hundon) konnten diese Be- funde nicht best/itigen. Wir haben Ratten nach einer yon Vf~I~KEI¢, Sv.l~r u. WILZITZKY ausgearbeiteten Methode 24 Std lang eine isotonisehe SalzlSsung durch

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Page 1: Einfluß von Kreislaufveränderungen im Kopfbereich auf Nierenfunktion der Ratte

F. A. ttORSTER, G. PETEI~S U. H. BRV~XER : Kreislaufveranderungen der Ratte 221

wo schon physiologisch keine Antisalui.ese vorliegt. Die ldinische Er- fahrung wiirde die A n n a h m e eines derar t igen Wirkungsmechan i smus stii tzen, ffir die direkte Beweise noch zu e rbr ingen w/~ren.

Dislcussion. G. PETERS (~ainz): 1. Wurde die Hemmung der renalen Na +- Ausscheidung durch einen Wasserstofi irn Vergleich zu durstenden Tieren gefunden ? Die Mehrzahl der Voruntersucher fanden regelm~fiig eine Steigerung der Na +- und Cl'-Ausscheidung durch Wassergaben -- sowohl bei Ratten als auch bei anderen Tierarten.

2. KSnnte die hyperadditive Steigerung der diuretischen 0xytocinwirkung durch die untersuchten Diuretica auf einer Anregung der NNR-Inkretion beruhen ? Wurden Versuche an adrenalektomierten Ratten gemacht?

H. BRU~ER (Mainz): Bei Ratten wirken Acetazolamid und Chlorobhiazid nach i.v. Injektion nur in der 1. Std nach Zufuhr maximal. Acetazolamid verliert seine Wirkung in ungefAhr 1 Std, Chlorothiazid in der HMfte der Zeit bei den ver- wendeten I)osen. Dutch zu lange Harnsammelperioden kSnnen infolge einer ver- minderten Ausscheidung nach Abklingen der Diureticawirkung ihre urspriing- lichen Effekte wieder verwischt werden. Wie wurden die Dinretica appliziert und wurde auf ihre unterschiedliche Wirkungsdauer geachtet ? Karm das Abbiegen der Dosiswirkungskurven im oberen Bereich durch die Vorbehandlung mit Wasser erkl~rt werden, da wir in Durstversuchen eine Linearit~t der Dosiswirkungskurven bis zu hOheren Dosen fanden?

Schluflwort O. SC~AUMA~ (Innsbruck) zu G. PETERS (•ainz): Fiir den Effek~ der antisaluretischen Wirkung des Wasserstol~es ist die chronische NaCI-Behandlung ausschlaggebend. Bei I~aC1 armen Tieren wird der Unterschied zwisehen wasser- belasteten und durstigen Tieren viel geringer sein. (~ber die Rolle der Corticosteroide bei der saluretischen Oxytocinwirkung kann keine Stellung bezogen werden, da Versuche mit NN-losen Tieren nicht vorgenommen wurden.

ZR H. BRU~NER (Mainz): Die Dinretica wurden per os gegeben. In Form der langsamen Resorption in schwerlSslicher Substanz ist die Wirkung protrahiert und h~ilt bis zu 7 Std bei optimaler Wirkung innerhalb der ersten 3 Std an.

F. A. HORSTJER, G. PETERS und H. BRUNNER (Mainz) : Einflul~ yon Kreis- laufver~inderungen im Kopfbereich auf Nierenfunktion der Ratte

Die Frage nach dem Zusammenhang zwisehen cerebralen I)urch- b lu tungss tSrungen u n d ver / inder ten :Nierenfunktionen wllrde un t e r anderem yon J. P. P~TERS diskut ier t : E r zi t ier t Un te r suchungen yon VIAI~ u. Mitarb. an gesunden, s i tzenden Versuchspersonen, denen eine Manschet te mi t e inem Druck yore 20 m m Hg u m den Hals gelegt worden war. Bei einer derar t igen Kompress ion der Halsgef/~l~e stieg die renale Na t r ium- u n d Chloridausscheidung an. Andere Unte rsucher (N]~TI~A- VlSWSI~ an Versuchspersonen, FISHMAN an Hundon) k o n n t e n diese Be- funde n icht best/it igen.

Wi r haben R a t t e n nach einer yon Vf~I~KEI¢, Sv. l~r u. WILZITZKY ausgearbei te ten Methode 24 Std lang eine isotonisehe SalzlSsung durch

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222 F.A. HORSTER, G. PETERS und H. BRUNNI~R:

Magensonden infundiert. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede in der Wasser- und Elektrolytausscheidung zwischen Tieren, die infolge eines eng um den Hals gelegten Kragens in ihrer Kopfzirkulation beeintrhchtigt waren und solchen Tieren, die im Halsbereich nicht ein- geengt waren. Bei Unterbindung der Jugularvenen nebst Zuflugvenen t ra ten die gleichen renalen Ausscheidungsst6rungen ein wie bei Kom- pression yon auBen.

Verglichen wurden scheinoperierte Tiere, bei denen die Jugular- venen freigelegt, aber nicht unterbunden worden waren, mit Tieren, denen beide Venae jugulares unterbunden worden waren. Beide Tier- gruppen gaben bci einer 24stfindigen Infusion yon 78 cm a einer iso- tonischen Salzl6sung 19,5 cm 3 extrarenal ab. Die Kontrolltiere schieden die verbleibenden 58,5 cm a v611ig aus, die Tiere mit abgebundenen Jugularvenen retinierten etwa 20 cm a. Von 12 mAq Natriumionen, die durch die Dauerinfusion zugeffihrt wurden, schieden die Kontrollen 10, die Tiere mit gest6rter Kopfzirkulation nur 5 mJ~q im Harn aus. Nicht ganz 2 mJ~q wurden gegen K + ausgetauscht: Bei einer Zufuhr yon 0,4 mJ~q K + wurden namlich im t ta rn 2 raJ~q ausgeschieden (sogenannter kaliuretischer Natrium-Effek~ bei Rat ten (BRUI~]~, KUSCHrSSK¥, U. PETERS 1958). Die Natrium- und Chloridretention wurde bereits nach den ersten 6 Infusionstunden deutlich, die Wasserretention erst in den letzten 6 Std.

Die Wasser- und Natr iumretention konnte bei 80°/0 aller Ratter/ 24 Std nach der Jugularisunterbindung sowohl bei einer Dauerinfusion als auch - - in geringerem Mag -- in kurzfristiger Salzdiurese erzielt werden. Die Frage war, ob diese Retention Folge einer Nierenfunktions- st6rung ist oder ob die retinierte Fliissigkeit einer renalen Ausscheidung gar nicht zur Verffigung steht. Da bei den retinierenden Tieren der t t /~matokritwert s tark abnahm und eine starke I~Iydr/~mie (Blutwasser- gehalt) auftrat , muB geschlossen werden, dab die infundierte Flfissig- keitsmenge nur unvollst/indig ausgeschieden wurde, well die Nieren in ihrer Funktion beeintr/ichtigt waren. Die I tydr~mie war starker als diejenige, die bei normalen Rat ten eine maximale isotonische Salzdiurese ausl6st ( B ~ v ~ E R , KUSCHINSK¥ U. PETERS 1958). Au]erdem mani- festierten sich die Nierenfunktionsst6rungen in einer Abnahme der endogenen Kreatinin-Clearanee yon 6,0 auf 4,2 ml /kg - r a in und einer starken Senkung der PAH-Clearance. Eindeutige Ver~nderungen der Inulin-Clearance konnten nicht nachgewiesen werden.

Die St6rung der renalen Wasser- und SMzausscheidung bei ven6ser Stauung im Kopfbereieh kam nicht dureh Vermittlung der Neben- nierenrinde zustande. Sie konnte auch bei adrenalektomierten Rat ten im gleichen Ausmafi nachgewiesen werden.

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Kreis laufver inderungen im Kopfbereich auf Nierenfunkt ion der Ra t t e 223

:Literatur BRVNNER, H., G. KVSCH/NSKY U. G. PETERS: Naunyn-Schmiedeberg 's Arch. exp.

Pa th . Pharmak. 288, 39 (1958). F1smv~N, R. A.: J . clin. Invest . 82, 847 (1953). HERKEN, H., G. SENFT U. H. WILUTZKY: Naunyn-Schmiedeherg 's Arch. exp. Pa th .

Pharmak. 229, 123 (1956). NETRAVISESH, V. : J . appl. Physiol. 6, 544 (1953). PETERS, J . P . : Amer. J . med. 12, 66 (1952). VIAR, W . N . , B. t~. OLIVER, S. EISENBERG, T. fl-. LO~IBARDO, K. WILLIS and

T. •. HARRISON: Circulation 8, 105 (1951).

Diskussion. G. SENFT (Berlin-Dahlem): Es erscheint mir n icht m6glich, die in teressanten Befunde yon HORSTER und PETEI~S lediglieh als mechanisehen Stauungseffekt zu erkliiren. I n diesem Zusammenhang mSehte ich auf die im Amer. J . Physiol. erschienene Arbei t yon ¥ATES hinweisen. Nach Einengung der Vena cava inferior unmi t t e lba r un te r dem Zwerchfell t r a t en bei diesen Tieren Reten- t ionen yon Nat r ium und Wasser auf. Die I n t e n s i t i t der StSrung entsprach den yon HORSTER und PETERS beobachte ten Natr ium- und Wasserretentionen. YATES ffihrt die Veranderungen im Natr ium- und Wasserstoffwechsel auf einen ver- zSgerten Abbau der na t r iumret in ierenden Hormone in der Leber dieser ,,venSs ges tau ten" Tiere zurfick.

Der Autor teilte mit , dab die operierten Tiere mehr Wasser als die Kontrol len aufnehmen. Es wfirde mich interessieren, ob dieses Phi inomen auch bei Tieren naeh Unte rb indung der Vena jugularis zu beobachten ist.

Fernerh in mSchte ich die Frage stellen, ob quant i ta t ive Untersehiede in der Reten t ion yon Wasser und Nat r ium zwischen in tak ten und adrenalektomier ten R a t t e n nacb Unte rb indung der Vena jugularis bestehen.

D. KVPKE (Berlin-Buch): Es is t bekann t (WILKINS, FITZ~VG~), daB naeh Anlegung yon Stauhinden an der un teren E x t r e m i t i t nach 10--20 min die l~a, K, C1- und Wasser-Ausscheidung bei gleichzeitiger Verringerung des Glomerulo- filtrates absinkt . Deshalb dfirfte die yore Vortragenden beobaebtete Nierenfunktions- stSrung bei venSser Stauung im Halsbereich yon R a t t e n nicht au/ eine apezielle Kreislau/ver~inderung im Kop/bereich zuriiekzufiihren sein.

Vielmebr is t anzunehmen, dab allgemein bei einer Stauung fiber Volumen- Receptoren -- etwa fiber die yon GIVER und HENRY gefundenen - - eine reflek- torische Beeinflussung der BTierenfunktion e in t r i t t (vgl. HARRISON).

Schluflwort zu G. SENFT: Eine vermehr te Wasseraufnahme yon operierten gegenfiber Kontrol l t ieren wurdc nicht festgestellt.

Der Effekt einer Adrenalektomie (Wasser- und Salzretention) addiert sieh zu dem Effekt einer Jugular isunterbindung, so dab adrenalektomierte plus jugularis- unterbundene Tiere etwa das Doppelte an Wasser und Salz ret inieren wie nur adrenalektomierte oder nur jugular isunterbundene Tiere.

Zu D. KUPKE: Wir haben auch die Venae femorales bei R a t t e n unterbunden, abe t keine eindeutige Beeinflussung der Salz- und Wasserausscheidung beobaehten k~Ilnen.

Volumenreeeptoren, die (nach GAUER u. H~NRY) eine vermehr te Aldosteron- a k t i v i t i t auslSsen kSnnen, spielen deshalb in unseren Versuchen keine entseheidende Rolle, da auch bei adrenalektomier ten Tieren eine Wasser- und Salzretention ein- t r i t t . Die Wirksamkei t yon Volumenreeeptoren anderer Ar t kann natiirl ich n icht ausgesehlossen werden.