einfluss der strassen auf die synanthropisierung der flora und vegetation nach beobachtungen in der...

Einfluss der Strassen auf die Synanthropisierung der Flora und Vegetation nachBeobachtungen in der TschechoslowakeiAuthor(s): Karel KopeckýSource: Folia Geobotanica & Phytotaxonomica, Vol. 23, No. 2 (1988), pp. 145-171Published by: SpringerStable URL: http://www.jstor.org/stable/4180835 .

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KAREL KOPECKY'

Botanisebes Institut der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften, 252 43 Pruihonice bei Praha, Tschechoslowakei

Einfluss der Strassen auf die Synanthropisierung der Flora und Vegetation nach Beobachtungen in der Tschechoslowakei

Ke ywo rds

Linear and viatic migration of plants, Apophytisation, Plant communities on road verges, Czechoslovakia

Abstract

KOPECKY K. (1988): Impact of roadsides on synanthropization of flora and vegetation based on observations from Czechoslovakia. - Folia Geobot. Phytotax., Praha, 23: 145-171. - Viatic migration is an important part of linear migration of plants in the cultural landscape. Some species migrate along the roadsides (1) among particular altitudinal belts, (2) among regions with variously disturbed natural vegetation, and (3) among regions of different geology and soil cover. The roadsides are populated by anthropogeneous plant communities of specific species composition.

*

Eine allgemeine Erklarung des Begriffes ,,Linienmigration der Pflanzen" wurde von KOPECKY (1971) gegeben. Man bezeichnet damit eine Ausbreitung von Pflanzen an langgestreckten + linearen Gebilden in einer Landschaft, die entweder natiirlicher, oder anthropogener Herkunft sind. Zu den natuirlichen gehoren lang- streckte Bergketten oder zwischen ihnen verlaufende Taler, Uferzonen der Was- serlaiufe usw. Alle diese ? linearen Gebilde umfassen bestimmte Gruppierungen von spezifischen Standorten, die geeignete Bedingungen fur eine Ansiedlung, eine sich wiederholende Reproduktion und weitere Ausbreitung von einigen Pflanzenarten bieten, die unter dnderen Bedingungen (auf anderen Standorten) kein geeignetes Lebensmilieu zu finden vermogen. Die Linienmigration in einer natiirlichen Land- schaft wird durch spezifische Ausbreitungsweisen von Pflanzendiasporen, wie Ane- mochorie, Hydrochorie und Zoochorie ermoglicht.

Die Bedeutung der Linienmigration der Pflanzen nimmt in einer Kulturlandschaft auf vielfaltige Weise zu. Entlang der kiunstlich geschaffenen Linien der Wege,



146 FOLIA GEOBOTANICA ET PHYTOTAXONOXLICA 23, 1988

Strassen und Eisenbahnstrecken entwickeln sich unterschiedliche Standorte mit ganz bestimmten okologischen Eigenschaften. Sie bieten giinstige Bedingungen fur die Ausbreitung von manchen Arten in Gebieten, in denen sie urspriinglich nicht vertreten waren. Auch in diesem Fall wirken ganz spezifische Ausbreitungsweisen von Diasporen wie Agestochorie (nach LEVINA 1944) und Rypochorie (nach LHOTSKA 1968), die in einer sehr kurzen Zeit einen ,,Diasporentransport" auf ziemlich grosse Entfernungen erm6glichen (ausfiihrliche terminologische und sachliche Erklirung S. KOPECKY 1978a: 87-94).

Der erste tschechoslowakische Botaniker, der auf die phytogeographische Bedeu- tung der Ausbreitung der Pflanzen entlang der Wege und Strassen aufmerksam mnach- te, war DoMIN (1931). Er hatte sie mit dem Fachterminus ,,viatische Migration der Pflanzen" bezeichnet. Die viatische Migration stellt einen wichtigen Bestand- teil der ,,Linienmigration der Pflanzen" in unserer Kulturlandschaft dar.

Der Einfluss der viatischen Migration der Pflanzen auf die fortschreitende Synan- thropisierung der Flora und Vegetation') einer Kulturlandschaft darf nicht ver- nachlissigt werden. Er macht sich besonders bemerkbar, wenn wir eine bestiinmte Strassentrasse aus der Niederung in das Gebirge verfolgen, beziehungsweise eine Strasse, die durch Gebiete mit Vegetation unterschiedlichen Nat-iirlichkeitsgrades oder mit ziemlich untersehiedlichem geologischen Bau und abweichenden Boden- eigenschaften verlauft. In allen diesen Fallen finden wir an den strassenbegleitenden Standorten einige Pflanzen, die in den angrenzenden Bereichen der Landschaft fehlen oder selten sind. Manche von diesen Pflanzen gliedern sich sekundar in anthropogene, seltener in natiirliche Gesellsehaften in der naheren Umgebung der Strasse ein, und tragen so zu den anthropisch bedingten Veranderungen der Flora und Vegeta- tion des betreffenden Gebietes bei. Ailgemein kann man folgende Falle unterscheiden:

1. Die Ausbreitung der Pflanzen zwischen einzelnen H6henstufen des Gebietes, vor allem das ,,Eindringen" von einigen relativ wiirmeliebenden Arten der Niederungen und Hiigellander in klimatisch rauhere Gebirgslagen, gehort zu den auffallendsten Erscheinungen der viatischen Migration in einer vertikal gegliederten Landschaft. Dank des warmeren und trockeneren Mikroklimas in der niichsten Umgebung der Strasse (eingehender bei KoPEcKY' 1978a: 106-121) finden hier solche Pfianzen, die in der angrenzenden Berglandschaft vfllig fehlen, noch giinstige Bedingungen. Das Vorkommen einiger dieser Arten ist nur voriibergehend; andere gliedern sich dauerhaft in die Flora und Vegetation des Gebietes ein. - Ent- lang der Strassen im Gebirge Orlicke hory (Adlergebirge, Nordostbohmen) ,,steigen" Coronilla varia, Crepi8 bienni8, Centaurea jacea subsp. jacea et subsp. oxylepi8, Melilo- tus alba, M. officinatis, Daucus carota, Verba8cum nigrum, Conyza canademsis und weitere Arten bis in die Seehdhen 650 -750 m auf2). Andere Beispiele aus dem westlichen Teil der Krkonose (Riesengebirge, Nordbohmen) fuhren HusAKOVA et Guzi- KOWA (1979) an. Langs der steil ansteigenden Strasse Prachatice-Volary im sudost- lichen Teil der Sumava (Bohmerwald, Sudb6hmen) wurden in Seeh6hen um 800 bis 850 m zwischen den Gemeinden Liblnske Sedlo und Blazejovice Linaria vulgaris,

1) Der Begriff ,,die Synanthropisierung der Flora und Vegetation" wird nach FALI*SXI (1972) aufgefasst.

2) Die Nomenklatur der Pflanzen wird nach ROTHMALER et al. (1976), in einigen Fallen nach DOSTXL et al. (1950) angefiihrt.



KOPECKE: EINFLUSS DER STRASSEN AUF DIE SYNANTHROPISIERUNG 147

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420 m u.M.460 470 500 550 600 700 750 850 810

km 5 10 15 20

Pastinaca sativa

Centaurea scabiosa - Q 0 O O O

Cichorium intybus 0 O0 0 0 0

Daucus carota 00 0 0 0 0 0

Coronilla varia Co 00 0 0

Echium vulgare

Verbascum nigrum

Conyza canadensis 00 0 0 0 0 00 0

Linaria vulgaris

Arrhenatherum elatius 0000 0 0 G 0 )OOO0 00 0 0

Chaerophyllum aureum 000 0 000 O O

Chaerophyllum hirsutum 0 0

Petasites albus 0 0 C

Moehringia trinervia 0 0 0

Abb. 1. Verbreitung von einigen Pflanzen kings der Strasse Bavorov-Prachatice-Libirnsk6 Sedlo in Sudb6hmen (1972).



148 FOLIA GEOBOTANICA ET PHYTOTAXONOMICA 23, 1988

Zuberec C* r- r-,

Podbiel Orav.B.Potok Habovka Zverovka

o LCI L(\ 0 0 Lc\ U \ 0 o r\ Q C\ \0 Co CM \ CC) LCa 0 t- o \ 0 u\ u-N \o oo o F a: 0O H

Seehohe ,m km 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 r I I -, I I I I I I

Reseda lutea

Verbascum nigrum

Calamintha acinos

Calamintha clinopodium O o o o oo .0

Cichorium intybus

Ononis hircina 0 00 0

Brigeron acer subsp.acer OD O o p

Artemisia vulgaris

Odontites serotina 000 0 0 0 00 0 0

Sanguisorba minor subsp.muricata 0 00 0-

Origanum vulgare 0 0oo

Salvia verticillata 000 0 0 00 0 o0

Echium vulgare 0 00000 _

Melilotus officinalis

Melilotus alba

Abb. 2. Das Eindringen einiger relativ warmeliebender Arten in die submontane bis montane Stufe der westlichen Tatra entlang der Strasse Podbiel-Zuberec-Zverovka, Westslowakei (1968).



KOPECKY): EINFLUSS DER STRASSEN AUF DIE SYNANTHROPISIERING 149

Calamintha clinopodium, Cirsium vulgare, Melilotus alba und Verbascum nigrum notiert (vgl. Abb. 1). - Auf Randstandorten der Bergstrasse Podbiel-Zuberec- Zverovka in der westlichen Tatra (Westslowakei) treten Artemisia vulgaris, San- guisorba minor subsp. muricata, Salvia verticillata (!), Melilotus officinalis, M. alba, Cirsium vulgare, Nepeta cataria (!), Polygonum hydropiper, Poa compressa, Potentilla anserina, P. reptans, Veronica arvensis, V. persica (!), Poa annua und weitere Arten bis in Hohenlagen uber 1000 m auf; bis zu einer Hohe von 900 m u.M. finden wir hier Origanum vulgare, Odontites serotina,' Calamintha clinopodium; in Seehohen zwischen 700 bis 800 m wurden noch Torilis japonica, Sisymbrium offtcinale,Reseda lutea (!), Echium vulgare, Cichorium intybus, Melandrium album und weitere Arten beobachtet (vgl. Abb. 2 u. 3). Diese und andere Arten bleiben hier fast ausschliesslich an Rand- standorte des Strassenk6rpers gebunden. In mehreren Fallen setzen sie sich als ,,Siedlungsmigranten" (nach KoPECKY' 1971) in der dorflichen Ruderalfilora durch. Nur ganz selten gliedern sie sich in die natuirlichen oder naturnahen Gemein- schaften der weiteren Umgebung ein, z.B. in die uferbegleitenden Gemeinschaften des in der Nahe der Strasse fliessenden Wasserlaufes. Zu solchen Fallen gehort die sekundare Ausbreitung von Chaerophyllum aromaticum im oberen Teil der submontanen Stufe des Adlergebirges und im angrenzenden kollinen Gebirgsvorland, wo diese Art ursprunglich nicht vertreten war und wo sie jetzt stellenweise entlang einiger Strassen und an den Ufern der neben ihnen fliessenden Wasserlaufe vorkommt (vgl. Abb. 4 und 8). Auf ahnliche Weise verlauft die sekundare Ausbreitung von Anthriscus sylvestris im Tal der mittleren bis oberen Orava (slowakische Westkarpaten); aus den Strassengraben dringt diese Art in einige Wiesen- und Ufergemeinschaften ein.

Als viel seltener erweist sich das Vorkommen einiger Gebirgsarten an Strassen- randern im tiefer gelegenen Gebirgsvorland. Es handelt sich um eine bestimmte Analogie des Gesetzes der ,,ferroviatischen Migration der Pflanzen" von Stideil nach Norden und nicht in umgekehrter Richtung (LITVINOV ]926). Aus NordostbOhn1en fiihrt KOPECKY' (1978a) mehrere Fundorte von Cardaminopsis halleri, Geranium sylvaticum und Hypericum maculatum in den Graben und an Randstreifen einiger Talstrassen am Fuss des Adlergebirges an. Mit Holztransport wird Poa supina bis in die Niederungen ? selten eingeschleppt. An Randstreifen einiger Talstrassen im Vorland der westlichen Tatra (Slowakei) wurden, zwar selten, Arabis alpina und Scrophularia scopolii bis in den oberen Teil der kollinen Stufe gefunden.

2. Die Ausbreitung von Pflanzen zwischen Gebieten mit verschiedenartig veranderter natiirlicher Vegetation kann am besten entlang der Strassen in einer schwach besiedelten Waldlandschaft beobachtet werden. Langs der Strassen breiteten sich hier einige Wiesen- und Unkrautarten aus, die insgesamt an die unmittelbare Nahe des Strassenkorpers gebunden blieben und nur in wenigen Fallen in die angrenzenden Wald- oder Kahlschlaggesellschaften eindrangen. So dringt z.B. Impatiens parviflora oft aus den beschatteten Strassen- und Wegrandern, wohin sie eingeschleppt wurde, in die angrenzenden Waldbestande des Carpinion, Alno-Padion, Tilio-Acerion und Fagion ein. In der nachsten Umgebung von Wald- wegen und Waldstrassen breiten sich Chelidonium majus, Geum urbanum, Lapsana communis, Urtica dioica, Veronica chamaedrys und weitere Arten aus. In die uferbegleitenden Gemeinsehaften der neben einigen Talstrassen fliessenden Wasserlaufe gliedern sich auch einige Neophyten ein, die hier offensichtlich anthropochor einge-



150 FOLIA GEOBOTANICA ET PHYTOTAXONO31ICA 23, 1988

Zuberec v-i X . .I .P Podbiel Orav.B.Potok Habovka Zverovka

LEIA o Lti 0 0 UN UN 0 o n 0 cm D co N U'D O L A 0 0 UN 0 Lr L( i %O \DO t- co C-- - -

ISeehoIe ,m

km 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 f I I --- I, I I I I I I

NIepeta cataria

Chenopodium bong&henricus 00 0

Chenopodium glaucum

Arctium minus

Arctium lappa

Polygonum hydroni cr 00 O---oo -- 000 000

Polygonum lapathifolium 3 ---Go .0 0

Lapsana communis 0 00 00 00

Sisymbrium officinale

Torilis japonica o0 0 00 0-

Geum urbanum

Melandrium album 0 0 0 9000

Abb. 3. Verbreitung von einigen ,,Siedlungsmigranten" entlang der Bergstrasse Podbiel-Zube. rec-Zverovka in der westlichen Tatra, Westslowakei (1968).

schleppt wurden (Heracleum cf. mantegazzianrum SOMM. et LEV. in West- und Nordost- b6hmnen, Myrrhis odorata und Hesperis matronalis in den Sudeten usw.).

3. Die Ausbreitung von Pflanzen zwischen Gebieten mit unter- schiedlichem geologischen Bau und abweichenden Bodeneigenschaf-



XOPECKV: EINFLUSS DER STRASSEN AUF DIE SYNANTHROPISIERUNG 151

850mu.N.

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400

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300

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N A N A N A N A N A

Abb. 4. Diagramm der vertikalen Verbreitung einiger Arten in natiirlichen (N) und anithropogenen (A) nitrophilen Saurngesellschaften im Gebirge Orlick6 hory (Adlergebirge) und seinem Vorlande in Nordostb6hmen (1968-1973). - N: Natiurliche uferbegleitende Saume. - A: Anthropogene Strassen- und Wegsaume in offener Landschaft und in Siedlungen.




ten macht sich am haufigsten durch Eindringen von Arten der relativ eutrophen Standorte in die Gebiete mit armen, oligotrophen Boden geltend. Dieser Typ der viatischen Migration hangt mit der charakteristischen Eutrophierung der Boden in der nachsten Umgebung des Strassenkorpers zusammen. Die Anreicherung von Niihrstoffen in den Boden wird durch Material fur Strassenbau und Strassenpflege (Zement, Kalk, kristalliner Kalkstein, Schlacke) und durch verkehrsbedingte Ablage- rung von Bodenmaterial und Strassenstaub verursacht. Die an den strassenbegleitenden Saumstandorten in Nordostb6hmen durchgefiihrten Untersuchungen zeigten hier einen iiberraschend hohen Niihrstoffgehalt, besonders was den CaO-, P205- und K20-Gehalt anbelangt (eingehender bei KOPECKY 1978a: 94-105). Auf eine auffallende sekundare Ausbreitung von relativ kalkliebenden Arten lIngs der Wald- strassen in Bohmerwald, deren Oberfluiche mit angefahrenem Schotter aus kristallinem Kalkstein befestigt wuAle, machte VANEEiK (1972) aufmerksam. Eigene Beobachtun- gen liegen uiber die strassengebundene Ausbreitung von Arten der relativ eutrophen Standorte (Geranium pratense, Pastinaca sativa, Crepis biennis, Cichorium intybus, Arrhenatherum elatius, Alopecurus pratensis u.w.) aus dem Gebiet nahrstoffreicher Bdden fiber Mergel und Planerkalk bei Nove M6sto n. Metuji in das Gebiet mit arinen Boden fiber Granitverwitterung bei Nov' Hradek in Nordostbohmen vor. - Im Gegensatz dazu wurde das Vorkommen von Arten der relativ oligotrophen Standorte kings der Strassen in Gebieten mit nahrstoffreichen Boden nur ausnahmsweise beobachtet. Das vorulbergehende Vorkommen von Agrostis tenuis und Rumex acetosella an Randstreifen der Strassen in der nordostbohmischen Elbeniederung hangt offensichtlich mit der Einschleppung dieser Arten mit angefahrenemn Kies und Sand wiihrend der Bauarbeiten zusammen.

Eine graphisch veranschaulichte Verbreitung einzelner Arten kings der Strassen im bestimmten Gebiet kann gew6hnlich zu einem der im folgenden angefiihrten Verbreitungstypen gestellt werden (vgl. KoPECK1Y 1978a: 128):

1. Arten, die fast regelmassig auf der gesamten Fliche des untersuchten Gebietes vorkommen, d.h. mit einer flachenartigen Verbreitung sowohl in den strassenbegleitenden Gemeinschaften als auch in anderen Gesellschaftsgruppen (Wiesen, Felder, Ruderalvegetation usw.). Zu ihnen geh6ren Arten mit einer + breiten 6kologischen und z6nologischen Amplitude, die fast in allen Hohenstufen und klimatischen Berei- chen (mit Ausnahme des Hochgebirges) vorkommen (Taraxacum officinale, Achillea millefolium, Poa annua u.w.). Fur eine weitere Ausbreitung von diesen Arten im betreffenden Gebiet ist die viatische Migration fast bedeutungslos.

2. Arten, deren urspriinglich flachenartige Verbreitung in einem bestimmten Teil des untersuchten Gebietes in eine ,,bandformige" kings der Verkehrswege iibergeht. Zu dieser Gruppe gehdren mehrere Pflanzen, die entlang der Strassen und Eisen- bahnstrecken aus den Niederungen in hohere Lagen ausstrahlen. Es geht nicht nur um einem Pflanzenaustausch zwischen einzelnen Hohenstufen, sondern auch um eine sekundare Verschiebung der Arealgrenzen einiger Arten in verschiedene Richtun- gen. Ein Beispiel bietet die sekundare Ausbreitung von Chaerophyllum aromaticum lIngs der Verkehrswege in Westbohmen, wo diese Art urspriinglich nicht vertreten war. Zu diesem Verbreitungstyp kann man auch die ? rezente Einwanderung von einigen Archaeophyten und Neophyten kIngs der Strassen und Eisenbahnstrecken in weitere Gebietsteile einreihen (s. Abb. 11 und 12).



KOPECKV: EINFLUSS DER STLRASSEN AUF DIE SYNANTHROPISIERUNG 153

3. Arten, die im ganzen Gebiet nur die Verkehrswege verfolgen, ohne deutliche Tendenz zu einer flichenartigen Ausbreitung. Zu diesen gehoren Pflanzen, die im betreffenden Gebiet giinstige Lebensbedingungen nur auf bestimmten Standorten entlang der Wege, Strassen oder Eisenbahnstrecken finden. Solche typisehe bandformige Verbreitung weist z.B. Rumex thyrsiflorus in der nordostbdhmischen Nieder-

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Abb. 5. ,,Bandfdrmige3" Vlerbreitung von Puccinell sa distans entlang der Strassen im suidwestlichen Teil von Praha (1977-1980).




ung auf, Puccinellia distans Iings der im Winter durch Salzstreung behandelten Strassen (Abb. 5) und weitere Arten. Hierher gehdren auch einige Arten der relativ eutrophen Standorte, die lkngs der Strassen in Gebiete mit nThrstoffarmen B6den einwandern. Auch dieser Verbreitungstyp weist eine betraichtliche Bedeutung fur

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Abb. 6. ,,Strahlenf6rmige" (oder ,,sternformige") Ausbreitung von Setaria verticillatta entlang der Hauptstrassen in der Umgebung des Bahnhofes Praha-Smlchov (mit leehrem Ring bezeichnet) nach Kartierungsergebnissen in den Jahren 1977 bis 1983.



KOPECKr: EJINFLJSS DERI STRASSEN AUF DIE SYNANTHROPISIE 'UNG 155

die fortschreitende Synanthropisierung der Flora und Vegetation unserer Kultur- landschaft auf.

4. Arten, die sich entlang der Verkehrswege ,,strahlenfdrmig" (,,sternf6rmig") von bestimmten Ausgangspunkten ausbreiten (Abb. 6). Es handelt sich insgesamt urn Pflanzen mit rypochorer und agestochorer Ausbreitung. In der Umngebung von Steinibriichen breiten sich auf diese Weise Turritis glabra, Oenothera spec. div., Verbascum spec. div. und Echium vulgare aus. Oft kann man eine sternfdrmige Ausbreitung einiger Arten in der Umgebung grdsserer Bahnhdfe verfolgen: Setaria- unad Digitaria-Arten auf Randstreifen der von den Bahnhdfen ausgehenden Strassen.

686 n ii.M. 802 974

entwaldet #0, 5 .k..m

schwach besiedelt

Bach Sejfskj

Ae * * 0 0

B 0

Waldstrasse

C o II go_ I'

Abb. 7. Verbreitung natiirlicher und anthropogener Saumgesellschaften an den Ufern des Baches Sejfsk' und entlang der daneben verlaufenden Strasse im Gebirge Krkonoge (Riesengebirge, Nordb6hmen). - A: Adenostyli-Athyrietum alpestris petasitetosum albae KOPECKIf et HEJ:Nf 1971, B: Rumicetum alpini petasitetosum albi KoPECKY et HEJN-k 1971 an Ufern in der niichsten -Umgebung von Wohn- und Ferienhausern, C: Derivatgesellsehaft Petasites albus-[Adenostyletalia] entlang der Waldstrasse. (1968). Vegetationsaufnahmen s. KOPECK: et HEJNY (1971).

In der Umgebung von einigen landwirtschaftlichen Betrieben breiten sich ,stern- fdrmig" Panicum miliaceum und Brasstica napus aus. Eine sternfdrmige Ausbreitung voni bestimmten Ausgangspunkten kann in den ersten Zeitabschnitten nach der Einschleppung und Einbiirgerung von einigen Neophytenarten beobachtet werden. Ein ausserordentlich gutes Beispiel bietet die rezente Ausbreitung von Solanum elaeagnifolium CAv. in der Umgebung von Thesalonike im Griechenland (Literatur S. OSBORNOVA 1984).

Im Zusammenhang mit der Bedeutung der Strassenrandstandorte fur die Synan- thropisierung der Vegetation muss man auf den sog. Apophytisierungsprozess einiger unserer einheimisehen Pflanzen aufmerksame machen. Die Skologischen und



156 FOLIA GEOBOTANICX ET PHYTOTAXON031LICA 23, 1988

Tabelle 1. Vergleich des Artengefiiges der naturlichen Ufersiume und der anthropogenen Strassensiaume im Tal der Divoka Orlice (Wilde Adler) zwischen 2amberk und NekoF in Nordostb6hmen (ca 405-425 m u.M.). - A: Petasitetum hybridi chaerophylletosum aromatici, B: Chaerophyllum aromaticum-[Petasito-Chaerophylletalia]-Ges., C: Chaero- phyllum aromaticum-[Lamio albi-Chenopodietalia boni-henrici]-Ges., D: Chenopodio boni-henrici-Ballotetum nigrae chaerophylletosum aromatici

Standort Natiirliche Anthropogene Strassensaume Ufersaiume Ruderalisierung

Strassen in Dorfstrassen offener Land- schaft

Gesellschaft A B C D

Nr. der Aufnahme 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Aufnahmeflache, m2 25 30 30 20 20 20 18 20 20 20 Gesamtdeckung, % 97 100 95 100 95 100 100 97 97 95 Artenzahl 24 23 25 18 19 22 22 22 25 27

Gesellschaftsleitarten

+ Petasites hybridus 4 5 4 2 + Chaerophyllum aromaticum 2 1 2 4 4 5 5 5 3 2

Galio-Urticetea-Kenn. u. Trennarten

Aegopodium podagraria 2 2 2 3 3 1 2 2 2 3 Urtica dioica + + + 1 1 1 + 3 2 Galium aparine + + 1 1 1 + I + Anthriscus sylvestris + 1 1 1 1 1 Melandrium rubrum 1 r + 1 + r Glechoma hederacea + 1 + + 1 Geranium robertianum + + r . + Lamium maculatum 1 1 1 + Geranium phaeum 1 +

Galio- Urticetea-Klassenkonstanten

Heracleum sphondylium + 1 1 + 1 + 1 . + +

Dactylis glomerata + + + 1 1 + . + 1 1 Poa trivialis 1 . + + . + . +

+ Petasito-Chaerophylletalia-Kenn.- u. Trennarten

Chaerophyllum hirsutum 1 2 3 2 1 . Stellaria nemorum subsp. montana 3 1 2 1 . + Primula elatior 1 + + ? . .

++ Aconitum variegatum . + ? . . . ++ Agropyron caninum . + 1 . . .

Carduus personata . 1 1 . . .

++ Valeriana sambucifolia 1 . + . .

++ Lok. Trennarten der naturlichen gegen die anthropogenen Gesellschaften

Filipendula ulmaria ? . + Phalaris arundinacea . + 1



KOPECKY: EINFLUSS DER STRASSEN AUF DIE SYNANTHtROPISIERUNG 157

Fortsetzung der Tabelle 1

Nr. der Aufnahme 1 2 3 4 5 6 7 S 9 10

Lok. Trennarten der anthropogenen gegen die naturlichen Gesellschaften Poa annua 1 1 + 1 1 1 1 Plantago major . + + + + 1 + Agropyron repens . . 1 1 2 1 . 1 Taraxacum ofitcinale . + + + + + Veronica chamaedrys + 1 1 1 + Artemisia vulgaris . + 1 1 Potentilla anserina . . + 1 1 Rumex acetosa . + . r . r Arrhenatherum elatius . 1 . . +

Galium mollugo . . + + Geranium pratense + + Matricaria inodora . + + Potentilla reptans . 1 +

Lamio-Chenopodietalia-Kenn.- u. Trennarten

Geum urbanum . + 1 1 + Lamium album 1 2 2 1 Chelidonium majus . . 1 + Chenopodium bonus-henricus 1 . 1 Armoracia rusticana +

Kenn.-u. Trennarten der Arction lappae-Einheiten

Arctium minus . . 1 2 Ballota nigra . . 2 3 Arctium tomentosum . 1 Cirsium vulgare . . . 1 Leonurus cardiaca + Melandrium album +

Qbrige Arten Ranunculus repens 1 + 1 1 + + Rumex obtusifolius r + . + r . 1 Alchemilla vulgaris s.l. + + 1 r Angelica sylvestris + 1 1 1 Cirsium oleraceum 1 + 1

Stachys sylvatica 1 + r

Je einmal in 1: Alliaria officinalis +, Geum rivale +, Poa palustris +; in 2: Ranunculus acer r, Rubus caesius 1; in 6: Alopecurus pratensis +, Lathyrus pratensis +, Poa pratensis +; in 7: Scrophu- laria nodosa r; in 8: Cirsium arvense +, Tanacetum vulgare 1, Vicia sepium +; in 9: Lapsana com- muntis +.

Lokalitaten der Vegetationsaufnahmen: 1, Uferwall der Wilden Adler westlich von Nekor, 1969. - 2. Rechtsseitige Uferanschwemmung der Wilden Adler zwischen Nekof und Lignice, 1969. - 3. Uferwall der Wilden Adler 6stlich von Nekor, 1970. - 4. Graben der Strasse im Wald zwischen LiAnice und Nekor, 1970. - 5. Randstreifen der Strasse LiNnice-Nekoir 6stlich von Li?nice, 1970. - 6. Randstreifen der Strasse Lifnice-Zamberk westlich von Lignice, 1970. - 7. Randstreifen der Strasse am westlichen Rand von Nekorr, 1970. - 8. Randstreifen der Tal- strasse :;amberk-8edivec bei der Brucke dstlich von 2amberk, 1970. - 9. Randstreifen der Dorfstrasse in Li?nice, 1970. - 10. Randstreifen der Strasse Nekof-4amberk in LfNnice, 1970.




Tabelle 2. Vergleich des Artengeftiges der naturlichen Ufersaume (Oberlauf der BW1A, Bach Kun?tAtskf) und der Waldstrassensaiume (Strasse Jed1ova'-Destn6-9er1i?sk Mlyn, Orl. ZAho1i-Ii6ky) in der montanen und im oberen Teil der submontanen Stufe des Gebirges Orlick6 hory (Adlergebirge, Nordostb6hmen)

Standort natiirliche Ufersaume anthropogene Strassensaume

Gesellsehaft Petasito albi-Mulgedietum Tx. 1937

Adenostyli-Athyrietum Petasites albus- Petasites albus- alpestri8 peta8itetosum [Adenostyletalial [Galio- Urticetea] albae

Nr. der Aufnahme 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Aufnahmeflache, m2 25 30 30 30 25 25 20 25 25 20 20 20 Gesamtdeckung, % 95 100 95 97 97 90 100 100 95 100 95 97 Artenzahl 18 16 16 19 17 23 23 20 24 20 28 25

Leitart

Petasites albus 3 5 3 4 4 4 5 5 4 5 4 4

Arten der Adenostyle- talia-Einheiten

Ranunculus platanifolius I + 2 + 1 + 1 + + Cicerbita alpina 3 1 3 2 2 1 1 Thalictrum aquilegii/olium + + . 1 + r Athyrium distentifolium . 1 1 . 2 Doronicum austriacum . . . 1 1 Veratrum album subsp.

lobelianum . . + . r

Saum-u. Waldarten der Petasito-Chaerophylle- talia u. Fagetalia

Chaerophyllum hirsutum 2 2 3 2 3 2 1 2 3 1 2 1 Stellaria nemorum subsp.

montana 3 2 2 3 2 1 2 1 1 + SMnecio nemorensis subsp.

/uchsii + + . + 1 . 1 + . 1 + 1 Galeobdolon montanum 1 1 1 2 1 + . . . + Anthriscus nitida 2 1 . 1 . 2 . . 2 . 2 Impatiens noli-tangere + . . 1 + . + r . . + Oxalis acetosella 1 . + 1 + . + . + Prenanthes purpurea r + + . . . . + + . . r Crepis paludosa . + + . + . . + . . . r Ranunculus lanuginosus . . . . . 1 + . + + Athyrium filix-femina . . 1 1 1

Trennarten der anthropogenen gegen die naturlichen Ges.

Taraxacum officinale . . . . . + r + 1 + 1 + Poa annua . . . . . + 1 1 . 1 1 2



KOPECKV: EINFLUSS DER STRASSEN AUF DIE SYNANTHROPISIERUNG 159

Fortsetzung der Tabelle 2

Nr. der Aufnahme 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Veronica chamaedrys . . . . . . + 1 . + 1 1 Plantago major . . . . . . + + . + r Rumex arifolius . . . . . 1 1 . 1 . . + Ranunculus acer . . . . . . r . r . r Rumex acetosa . . . . . . . + . r + Agropyron repens . . . . . . . . 1 . 1 + Alopecurus pratensis . . . . . . . . . . + + Equisetum arvense . . . . . . . . + + Peucedanum ostruthium . . . . . 1 . . . . 1 Trifolium repens . . . . . . . . . . + +

Galio- Urticetea-Kenn.- u. Trennarten

Urtica dioica + + . - . 1 + . 2 1 + 1 Aegopodium podagraria . . . . . . . . . 2 2 2 Lamium maculatum . 1 . . . . . . . + 1 Geranium robertianum . . . . . . . . 1 . + Glechoma hederacea . . . . . . . . . . 1 1 Melandrium rubrum . . . . . . + +

Galio- Urticetea- Klassenkonstanten

Dactylis glomerata . . . . . 1 . . 1 + 1 1 Heracleum sphondylium . . . . . . . . . 1 + +

Poa trivialis . . . . . . . . . . I +

tbrige Arten

Chrysosplenium alterni- folium 1 1 + 1 2 . . + . . +

Alchemilla vulgaris S.1. + . + * * * + 1 + 1 Myosots nemorosa . . 1 1 1 . + . . 1 +

Ranunculus repens . . + . . + + 1 + . + Epilobium montanum . . . . . + + . r . + + Fragaria vesca . . . . . 1 + . + . + 1 Rubus idaeus . 1 . . . . 1 1 . . + 1 Cardaminopsis halleri . . 1 + + + Geranium sylvaticum r . . . . . . r Hypericum maculatum . . . . . + . . . . . +

Je einmal in 1: Dryopteris filix-mas 1, Lysimachia nemorum 1; in 4: Angelica sylvestris +,

Stachys sylvatica +, Streptopus amplexifolius +; in 6: Deschampsia caespitosa 1, Poa supina 1, Sambucus racemosa (jv.) r; in 7: Epilobium angustifolium +; in 8: Agrostis tenuis r; in 9: Galeopsis tetrahit r, Ajuga reptans +; in 12: Stellaria media +.

Lokalitiaten der Vegetationsaufnahmen: 1. Uferwall der Bb61 bei 8erligsky Mlyn, 1973. -

2. B61l-Oberlauf oberhalb von 8erligskyr Ml'n, 1973. - 3. B61a-Oberlauf zwischen ZAkouti und 8erligsk:r Mly'n, 1973. - 4. Oberlauf des Baches Kungta'tsky, 1968. - 6. Waldstrasse bei 8erlissky Mlyn, 1973. - 7. Randstreifen der Waldstrasse Deftne-Luisino Tldoli bei Luisino ldoli, 1986. - 8. Randstreifen der Waldstrasse De?tn6 8erlissky' Mlyn bei ZAkouti, 1973. -

9. Randstreifen der Strasse Degtn6-&erligskf Mlyn bei ZAkout;, 1973. - 10. Randstreifen der Strasse im B,61-Tal bei Jedlova, 1973. - 11. Randstreifen der Waldstrasse fibky-Orlick6 Zahofi, 1986. - 12. Randstreifen der Strasse im Bbb&-Tal bei JedlovA, 1986.



310 -400 m a.M.

N H t 1+ g t | | 400 -800 M iiM.

NH j 117111 1111|0 uber 800 m. uM.

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Abb. 8. Vorkommen von Chaerophyllzum aromcsticumr in den natiirlichen und naturnahen Ufer- saumngesellschaften entlang der Wasserhiufe im Gebirge Orlicke hory (Adlergebirge) in Nordost- bohmen. Durch schwarze Dreiecke wurde die sekundare Eingliederung der Art in die naturnahen Ufersaume ausserhaib des urspruiglichen Verbreitungsbereiches von Ch. aromaticusm veranschau- licht. (1971-1972).



/ /Z = +. 0 4 310 -400 m u.M.

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Abb. 9. Apophytische Vorkommen von Chaerophyllum aromaticum in den anthropogenen Saum- gesellschaften entlang der Strassen, Wege, Wasserliufe und in der Ruderalvegetation der Gemein- den im Gebirge Orlicke' hory (Adlergebirge). - Die wahrscheinlichen Richtungen einer weiteren Ausbreitung der Art lIngs der Strassen sind durch Pfeile angedeutet. (1971-1972).




zonologischen Bedingungen an Strassenrandstreifen und in Strassengraben bieten oft giinstigere Voraussetzungen fur die Ansiedlung von manchen einheimischen Pflanzen als die natuirlichen Standorte. Diese Arten treten an den Strassenrandern (oft als Dominanten oder Subdominanten) in spezifische anthropogene Artenver- bindungen ein, die von den natiirlichen qualitativ ziemlich abweichend sind (vgl. Tafel 1). So entwickeln sich anthropogene Apophyten-Saumgesellschaften, die man insgesamt als selbststandige syntaxonomische Einheiten typisieren kann (vgl. KoPECKY' 1984).

Den Apophytisierungsprozess von einigen unserer einheimischen Arten in der strassenbegleitenden Vegetation kann man am Beispiel der Galio-Urticetea-Einheiten in Gebieten verfolgen, wo auf nicht weit voneinander entfernten Flichen sowohl die natiirlichen als auch die anthropogenen Gemeinschaften dieser Klasse vorkominen. Eine solche Untersuchung ermoglicht den Vergleich des Artengefuiges der natiirlichen Ufersaumgesellsehaften eines Wasserlaufes mit dem ihrer anthropogenen Derivate, die auf Saumstandorten der daneben verlaufenden Talstrasse entwickelt sind (s. Tab. 1 und 2, Abb. 7).

In der Tab. 1 werden die Aufnahmen des Petcasitetum hybridi chaerophylletosum aromatici KOPECKY 1971 auf natuirlichen Uferstandorten mit den Aufnahmen der anthropogenen Derivate dieser Gesellsehaft auf nicht weit davon entfernten Stand- orten der in der Nahe verlaufenden Talstrasse im unteren Teil der submontanen Stufe des Adlergebirges (Nordostbohmen) verglichen. Es ist ersichtlich, dass die entlang der Strasse vorkommenden Bestande (Aufn. 4 bis 10) eine abweichende Artenzusammensetzung von den natuirlichen (Aufn. 1 bis 3) aufweisen. Sie stellen Ausbildungen mit hoher Dominanz von Chaerophyllum aromaticum oder Petasites hybridus dar. Die Bestande mit hoher Deckung der Pestwurz besiedeln nur solche Saumstandorte, deren okologische Eigenschaften mehr oder weniger denen der natiirlichen entsprechen (feuchte und wenigstens teilweise beschattete Strassen- rander der Talstrassen). Dagegen breiten sich die Bestande mit Vorherrschen von Chaerophyllum aromaticum auch an starker ruderalisierten Strassenrandern in der offenen Landschaft oder in Siedlungen aus. Soziologisch sind sie durch das charakteristische Vorkommen der Kenn- und Trennarten der Lamio albi-Chenopodietalia boni- henrici KOPECKY 1969 und des Arction lappae Tx. 1937 em. GUTTE 1972 abgetrennt (Aufn. 7 bis 10). Im Gegensatz dazu sind die Bestande mit Vorherrschen von Petasites hybridus nur im Rahmen der Galio-Urticetea PASSARGE et KoPEcKy' 1969 und der Petasito-Chaerophylletalia MORARIU 1967 einzureihen (Aufn. 4). Diese Unterschiede hangen offensichtlich mit einer gr6sseren Anpassungsfahigkeit von Chaerophyllum aromaticum an die unterschiedlichen Bedingungen der ruderalen Saumstandorte zusammen (Abb. 8 u. 9).

In der Tab. 2 werden die Aufnahmen des natiirlichen Adenostyli-Athyrietum alpestris petasitetosum albae KOPECKY et HEJNY 1971 (Adenostyletalia G. BR.-BL. 1931) an Ufern der Gebirgsbache mit den Aufnahmen der anthropogenen Derivaten dieser Gesellschaft auf Saumstandorten der daneben verlaufenden Waldstrassen im Adler- gebirge (Nordostbohmen) verglichen (vgl. Abb. 7; Tafel 1, unten). Ahnlich wie in der Tab. 1 handelt es sich um eine ,,syntaxonomische Derivatreihe" (nach KOPECKY et HEJNIy 1971), d.h. um eine Aufeinanderfolge von natiirlichen iuber naturnahen zu den anthropogenen Zonosen derselben Leitart (in unserem Fall Petasites albus), wobei das erste ,,Ausgangsglied" der Reihe von natuirlichen Z6nosen



XOPECKI: EINFLUSS DER STRASSEN AUF DIE SYNANTHROPISIERUNG 163

gebildet ist. In allen Aufnahmen der Reihe tritt mit einer hohen Dominanz Petasites albus auf. An Saumstandorten, deren okologische Eigenschaften von denen der natiirlichen nur wenig abweichen (hohe Boden- und Luftfeuchtigkeit, Schatten, gute Durchliissigkeit der oberen Bodenschichten, periodische tJberflutung wahrend der Schneeschmelze) bleiben mit grosser Stetigkeit die Arten der Adenostyletalia vertreten (Aufn. 6 bis 8). Die Arten der Galio-Urticetea sind nur schwach beigemischt. An Saumstandorten dagegen, deren 6kologische Eigenschaften von denen der natiirlichen schon starker abweichen (befestigte und periodisch austrocknende Rand- streifen der Waldstrassen), fehlen die Adenostyletalia-Arten fast vollstandig; die Deckung und Stetigkeit der Galio-Urticetea-Arten steigt stark an (Aufn. 9 bis 12).

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~~~~~~Graben

Pandstrefenr|

A B CI

Abb. 10. Vegetationsprofil am Rand der Strasse Opocno - Ocelice in der kollinen Stufe Nordost- b6hmens (1975). - A: Ein Giirtelbestand der Poa pratensis-Polygonion avicularis]-Derivatgesell- schaft; - B: Cichorium intybus-Daucus carota-[Arrhenatherion]-Derivatgesellschaft; - C: Arrhe- natherum elatius-[Arrhenatheretaliaj-Basalgesellschaft. - Vegetationsaufnahmnen s. KOPECKY (1978a).

In den anthropogenen Saumgesellschaften kings der Strassen setzen sich als Dominanten noch weitere Apophyten durch, die urspriinglich in natuirlichen Wald- und Ufersaumgesellschaften verbreitet waren: Aegopodium podagraria, Anthriscus sylvestris, Urtica dioica, Chaerophyllum aureum (Westbohmen) usw. Entlang der Waldstrassen des siidostlichen Bohmerwaldes und der Ostsudeten sind stellenweise Saumbestande mit Anthriscus nitida entwickelt. Diese urspriinglich in etwas auf- gelichteten Waldbestanden des Fagion LUQUET 1926 und Tilio-Acerion KLiA 1955 vorkommende Art breitet sich hier in Artenverbindungen aus, die von den natiirlichen ziemlich abweichen (eingehender KoPEcKY' et HusAxoVA 1985). In feuchten Strassen- graben der Tallagen Mittelbohmens kommt in den letzten Jahrszehnten immer 6fter eine Apophytengesellschaft mit Vorherrschen von Epilobium hirsutum vor, die wir im Rahmen des Convolvulo-Epilobietum hirsuti HILBIG, HEINRICH et NIEMANN 1972 (nom. inv.) zu dem Convolvulion sepium Tx. 1947 stellen konnen. Manche anthropogenen Strassensaume geh6ren zu den wichtigen Diasporenquellen von einigen Wiesen- und Segetalarten, z.B. von Rumex obtusifoliu6, Heracleum sphondylium, Agropyron repens u.w.



09 1928 4S s

195~ 975 ~

Abb. 11. Rezente Ausbre3itung von Erigeron annuMus entlang der Strassen und Eisenbahnstrocken in der weiteren Umgebung von Tyiniste nad Orlici (T. n. 0.) und DobruCka (DB.) in der kollinen Stufe Nordostbdhmens. -Der erste Fundort: amn Bahnhofgekinde in Tyniste ni. Orl. (T. n. 0.), 1971.



KOPECKV: EINFLUSS DER STRASSEN AUF DIE SYNANTR:HOPISIERUNG 165

Zu den in unserer Kulturlandschaft stark verbreiteten strassenbegleitenden Gesellschaften gehoren versehiedene Gemeinschaften der Molinio-Arrhenatheretea Tx. 1937, in xerothermen Gebieten der Festuco-Bromretea BR.-BL. et Tx. 1943 (vgl. Tafel 2 oben). Ihre Artenzusammensetzung kann gew6hnlich mit den im betreffenden Gebiet vorkommenden Wiesengesellschaften verglichen werden, mit dem Unter- schied, dass sie deutlich artenarmer sind. Einige Grasarten, die in Niederungen als dominierende Bestandteile in den Wiesen vorkommen, ,,steigen" entlang der Strassen bis in die submontane Stufe hinauf. So finden wir z. B. lIngs der Strassen in der entwaldeten Landschaft des Adlergebirges in Nordostbohmen physiognomisch auffallende Guirtelbestande mit hochdominierendem Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), der mit grosster Wahrscheinlichkeit urspriinglich nur in tberschwem- mungswiesen im Gebirgsvorland bei Tyniste nad Orlici und Hradec Kralove vorkam (s. Tafel 2, unten). Eine eingehendere Analyse der strassenbegleitenden Rasengesell- schaften gibt KOPECKY' (1978a) am Beispiel Nordostbohmens.

Man kann kurz noch auf weitere spezifische Artenverbindungeni von Pflanzengesellschaften kIngs der Strassen aufmerksam machen (vgl. auch BORNKAMM 1974, KEPrczYNsKI 1975, BRANDES 1981, NAGLER 1986, ULLMANN et HEINDL 1986 u. a.). Auf Randstreifen sind es die verschiedenen Gemeinschaften des Polygonion avicularis BR.-BL. 1931, Lolio-Potentillion anserinae Tx. 1947, Dauco-Melilotion GORS 1966, Sisymbrion officinalis Tx., LOHM. et PRSG. in TUXEN 1950 und Arrhenatherion Koca 1926. Zahlreiche Beispiele ihres Artengefuiges und ihrer Verbreitung in B6hmen fiihren GRULL et KOPECKY (1983), HusAKOVA (1981, 1986), HusAXOvA et GUZIKOWA (1979), KoPECKY (1977, 1978a, 1982) und 8ANDOVA (1979) an. Bei ihrer syntaxonomischen Auswertung kann die sog. deduktive Methode der syntaxonomichen Klassifizierung mit Erfolg ausgenutzt werden, wie es in Arbeiten von KoPEcKy (1978a), BRANDES (1983), SYKORA (1983), ULLMANN et HEINDL (1986) und weiteren Autoren eingehender erklart und dokumen- tiert wurde (vgl. Tab. 1 bis 4). Nach den stark veranderten okologischen Bedingungen auf einzelnen Strassenrandstandorten entstehen hier + eigenartige Gemeinschaften, die oft eine sehr charakteristische Zonierung in der Richtung vom Rand der Fahr- bahn iiber den Randstreifen bis zum ausseren Rand des Strassengrabens bilden (s. Abb. 10). Die Entstehung und Ausbreitung dieser anthropogenen Gemeinschaften triigt zweifellos zur fortschreitenden Synanthropisierung der Vegetation in verschiedenen Gebieten der Tschechoslowakei bei.

In den strassenbegleitenden Gemeinschaften der oben genannten Einheiten finden mehrere eingeschleppte Adventivpflanzen gunstige Lebensbedingungen. In einigen Fallen gehoren sie zu den leitenden Bestandteilen der neu entstehenden Artenverbindungen, die als ,,Neophytoz6nosen" bezeichnet werden k6nnen (s. Tab. 3 und 4). Zu den an Randstreifen der Strassen in B6hmen am haufigsten vorkommenden Neophyten gehoren Conyza canadensis, Galinsoga parvifora, G. ciliata, Veronica persica, Erigeron annuus, entlang der Waldstrassen und Waldwege Impatiens parviflora und Juncus tenuis. In warmeren Gebieten sind stellenweise Cardaria draba, Amaranthus retroflexus und A. hybridus subsp. chlorostachys stark verbreitet. Zu den relativseltenen rechnen wirAmaranthus albus, A. lividus, Lepidium densifiorum, L. virginicum, Chenopodium botrys und weitere Arten. Die ? geschlossen- en Rasenbestande auf Strassenb6schungen und in Strassengraben bieten fur eine Ansiedlung von Neophyten insgesamt keine geeigneten Bedingungen. Auf solchen




Tabelle 3. Conyza canadensis-[Sisymbrietalia]-Ges. (nach einigen Autoren verarmte Ausbildungs- form des Erigeronto-Lactucetum serriolae LOHM. in OBERD. 1957) an sand- und schlacke- haltigen B6den der Strassenrandstreifen in der Umgebung von Praha (Mittelb6hmen)

Nr. der Aufnahme 1 2 3 4 Aufnahmefliche, m2 14 15 12 15 Gesamntdeckung 50 60 60 65 Artenzahl 11 10 8 11

Leitart

+ Conyza canadensis 3 4 4 4

+ Arten der Sisymbrietalia-Einheiten

Sisymbrium officinale . 1 + 1 Atriplex nitens . + r Atriplex triangularis . . . + Cardaria draba 1-2 Senecio viscosus +

Chenopodietea-u. Secalinetea- Klassenarten

Atriplex patula 1 + . 1 Chenopodium album +0 . + Sonchus oleraceus r . + Capsella bursa-pastoris . +

Ubrige Arten

Matricaria maritima subsp. inodora + r . + Taraxacum officinale r . r + Amaranthus retroflexus . + Cirsium arvense . r . r Plantago major . r . r Polygonum arenastrum . . + + Agropyron repens 1 Artemisia vulgaris r Echinochloa crus-galli . . + Poa angu8tifolia + Setaria viridis . . . I

Lokalitaten der Vegetationsaufnahmen: 1. Randstreifen der Strasse Nad Turbovou in Praha-5, 1977. - 2. Randstreifen der Strasse Uhbin6ves-K1Anovice, 1986. - 3. Randstreifen der Strasse Praha-Kolin in Vijezd nad Lesy, 1980. - 4. Randstreifen der Strasse Lahovice-Radotin in Praha-5, 1980.

Standorten wurde in Bohmen nur Bunias orientalis ofter notiert (vgl. JEELIK et SLAVIK 1968). Auf feuchten und stickstoffreichen B6den der Strassengriiben in verschiedenen Gebieten B6hmens kommen noch einige weitere Neophyten vor, wie Heracleum cf. mantegazzianum SOMM. et LiEv. (bes. in Westb6hmen und in den Sude- ten), Bidenofrondosa (feuchte Strassengraben in Landgemeinden), Reynoutria japonica (entlang der Talstrassen in den Sudeten), Myrrhis odorata (Sudeten), Telekia speciosa (adventiv z. B. im Adlergebirge, viel hiiufiger in den Weg- und Strassensaumen im Bereich des urspriinglichen Vorkommens dieser Art in den ostslowakischen Karpaten).



KOPECKV: EINFLUSS DER STRASSEN AUF DIE SYNANTHROPISIERUNG 167

Auf den wahrend der Strassenbauarbeiten entblossten Mineralboden der Graben und Boschungen breiten sich stellenweise Chenopodium strictum, Solidago gigantea und S. canadensis aus.

Neben der Neophyten sind es auch einige Archaeophyten, die fiir eine weitere, + rezente Ausbreitung in den strassenbegleitenden Gemeinschaften giinstige Bedin- gungen gefunden haben. In den letzten Jahrzehnten kann man z. B. von einer starke- ren Ausbreitung von Atriplex nitens Iings der Strassen in verschiedenen Gebieten

Tabelle 4. Amaranthus retroflexus-[Polygono-Chenopodietalia]-Ges. auf den Randstreifen der Strassen in der Umgebung von Praha (Mittelb6hmen)

Nr. der Aufnahrne 1 2 3 4 5 Aufnahmeflache, m2 10 8 12 15 10 Gesamtdeckung 95 95 80 90 80 Artenzahl 8 8 12 9 9

Leitart

Amaranthus retroflexus 5 5 4-5 5 5

Arten der Polygono-Chenopodietalia- Einheiten

Echinochloa crus-galli 1 1 1 1 + Polygonum lapathifolium + + 1-2 . + Galinsoga parviflora . . 1 r

Chenopodietea-u. Secalinetea-Klassenarten

Chenopodium album 1 1-2 1 + + Atriplex patula . . + . r Capsella bursa-pastoris . . + Solanum nigrum . + Sonchus oleraceus . +

IUbrige Arten

Matricaria maritima subsp. inodora + . 1 + + Cirsium arvense + . r . r Conyza canadensis . . . + + Taraxacum officinale . r . + Agropyron repens . 1 Arctium spec. (jv.) r Atriplex triangularis . r Lolium perenne . +0 Poa angustifolia . . . + Polygonum arenastrum . . . +0 Rumex acetosa r Stellaria media . + Veronica polita . . +

Lokalitaten der Vegetationsaufnahmen: 1. Randstreifen der Autobahn in Praha 4, bei Pan- krac, 197 7. - 2. Randstreifen der Autobahn in Praha 4, zwischen Pankrac und Kacerov, 1977. - 3. Randstreifen der Feldstrasse Jinonice- Stodilky bei Jinonice in Praha 5, 1977. - 4. Rand- streifen der Strasse Radotin-Oernogice bei Radotin, 1981. - 5. Randstreifen der Strasse Uhflin6ves -Kolod6je bei Uhiinbves, 1986.



1973 Aq V :,

9H.

197

7/NE F 19618 19806~97`

4: N- if; ; kn

Abb. 12. Rezente Ausbreitung von Atriplex nitens e'ntlang der Strassen in der weiteren Umgebung von Rychnov nad KnHinou (R. n. K.) und DobruZka (DB.) in Nordostbdhmnen. - Der erste Fundort: auf einem Schuttplatz an der Strasse Rychnov n. Kn. - Vamberk in Rychnov n. Kn. (SF,ALicyxf 1961: 96).



KOPECKt: EINFLUSS DER STRASSEN AUF DIE S.,YNANTHROPISIERUN-G 169

Bohmens sprechen (s. Abb. 12). Dasselbe gilt fur Melilotu8 officinalis und M. alba, die wahrscheinlich schon im vorigen Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Eisen- bahn- und Strassenbau in einige neue Gebiete eindrangen und hier spezifische Artenverbindungen sowohl auf anthropogenen (das eisenbahnbegleitende Echio- Melilotetum albae Tx. 1947) als auch auf natuirlichen Standorten sekundiir ausgebildet haben. So findet man das Epilobio dodonaei-Meliloteum albae SLAVIK 1978 auf natiirlichen kiesig-sandigen Anschwemmungen einiger Wasserlaufe in den slowakischen Karpaten, neben denen Eisenbahnstrecken und Strassen verlaufen.

Aus den angeffihrten Beispielen ist klar zu ersehen, dass die sog. viatische Migra- tion der Pflanzen gemeinsam mit der Entstehung von spezifischen Artenverbindungen an den strassenbegleitenden Standorten eine bedeutsame Rolle in der fortschreitenden Synanthropisierung der Flora und Vegetation unserer Kulturlandschaft spielt. Die in dieser Richtung durchgefiihrten Untersuchungen sind nicht nur von theoretischer Bedeutung. Die Strassen stellen, iihnlich wie die Eisenbahnstrecken, einen wichtigen Wanderweg fiir mehrere einheimische und eingeschleppte Arten dar, die unter bestimmten Umstdnden zu den potentiell gefahrlichen Unkrdutern gerechnet werden konnen (eingehender bei KOPECKY 1978b). Auf der anderen Seite kann die strassenbeglei- tende Vegetation fur den aktiven Naturschutz genutzt werden, xWie es z. B. KLEIN (1980) andeutete.

ZUSAMMENFASSUNG

Die viatische Migration stellt einen wichtigen Bestandteil der sog. Linienmigration der Pflanzen dar. Sie kommt zum Ausdruck (1) durch Ausbreitung von einigen Pflan- zen auf den strassenbegleitenden Standorten zwischen einzelnen Hohenstufen eines vertikal gegliederten Gebietes, wobei die Ausbreitung von relativ wiirmeliebenden Arten der Niederungen und der Hiigellander in die hoheren Lagen iiberwiegt; (2) durch Ausbreitung von Pflanzen zwischen Gebieten mit verschiedenartig veranderter natuirlicher Vegetation (z. B. Eindringen einiger Wiesen- und Unkrautarten in eine Waldlandschaft); (3) durch Ausbreitung von Pflanzen zwischen Gebieten mit unter- schiedlichem geologischen Bau und abweichenden Bodeneigenschaften, wobei es sich fast immer um eine Einwanderung von Arten der relativ eutrophen Standorte in Gebiete mit armen (oligotrophen) Boden handelt. Auf verschiedenen Strassen- randstandorten (Randstreifen, Griiben, Boschungen) entstehen + eigenartige Arten- verbindungen in den anthropogenen Gemeinschaften, die man oft als selbststandige Einheiten typisieren kann. Es werden einige Beispiele des untersehiedlichen Arten- gefuiges der naturlichen und anthropogenen Saumgesellschaften gegeben. Die Strassen gehoren zu den wichtigen Wanderwegen von mehreren Adventivpflanzen. Man kann deshalb feststellen, dass sie eine bedeutende Rolle in der forschreitenden Synan- thropisierung der Flora und Vegetation unserer Kulturlandschaft spielen.

SUMMARY

Viatic migration is an important part of linear migration of plants in the cultural landscape. It finds its expression in (1) migration of some species among particular altitudinal belts of verti- cally diversified regions, where the migration of thermophilous species characteristic of lowlands and hills into high-altitude sites is the dominating phenomenon; (2) migration of plants among regions with natural vegetation disturbed to various degrees, and (3) migration of plants among




regions with diverse geology and soil cover, where the migration of eutrophic elements to regions with more or less oligotrophic vegetation prevails. An analysis of a cartographic representation of distribution of the species along the roadsides revealed the following distributional types (KoPECRY 1978a): 1. species with an extensive spatial distribution occurring both in roadside habitats as well as in other vegetation of the area; 2. species with a spatial distribution and a ,,ribbon-like" pattern encompassing roadsides and railway sites at least in a part of the area; 3. species with a typical roadside ,,ribbon-like" distribution pattern; 4. species with a radial distribution pattern spreading from a certain centre of the original establishment.

Various roadside habitats such as road verges, ditches, road lev6ees, etc. are populated by new species, assemblages of autochtonous and allochtonous species which integrate into specific plant communities. Roads are also important means of migration of adventive species. Hence the roadsides are of vital importance to the synanthropisation processes in the flora and vegetation of the cultural landscape.

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Eingegangen am 27. Dezember 1986.

Tafel 1-2



PLATE 4 KOPECK-!: EINFLUSS DER STRASSEN AUF DIE SYNANTHROPISIERUNG

M.

7~~~~~~~~~~~~~~~~~

Oben: Das apophytischo Vorkommen von Carduus personata und Petasites hybridus im Graben der Strasse bei Orlicke ZAh.fi im Gebirge Orlicke hory (Adlergebirge, Nordostbohmen). Unten: Die Petasites aibus[4Galio-Urticetea]-Derivatg s'3llschaft am Randstrei.fen der Bergstrasse Deftne'-erligsky Mlyn im Gebirge Orlick6 hory (Adlorgobirgo,.Ncrdcstbohmen).

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PLATE 3 KOPECKY: EINFLUSS DER STRASSEN AUF DIE SYNANTHROPISIERUNG

t .

Oben: Die Arrhenatherum elatiu8-[ArrhenatheretoiaJ-Basalgesellschaft gehort zu den haiufigsten strassenbegleitenden Rasengemeinschaften in der kollinen Stufe Bohmens. Unten: Die AlopecurUs praten8t8 [Molinio-Arrhenatheretea]-Basalgesellachaft am Randstreifen der Strasse im oberen Teil der submontanen Stufe des Gebirges Orlicke' hory (Adlergebirge) bei Bedichovka in Nordostb6hmen

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