ein neues instrument zur messung der funktionellen

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ein neues Instrument zur Messung der funktionellen Selbständigkeit bei Alltagsaktivitäten FIDA 25.03.2021 Reha-Kolloquium 2021 Dr. Klaus Freidel 1 , Dr. Markus Leisse 2 , Dr. Bernd Röhrig 1 , Beate Feeser 1 , Dr. Sigrid Linck-Eleftheriadis 1 1 Medizinischer Dienst der Krankenversicherung, Rheinland-Pfalz 2 MEDIAN Reha-ZentrumBernkastel-Kues

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Page 1: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

ein neues Instrument zur Messung der funktionellen Selbständigkeit bei

Alltagsaktivitäten

FIDA

25.03.2021

Reha-Kolloquium 2021

Dr. Klaus Freidel1, Dr. Markus Leisse2, Dr. Bernd Röhrig1, Beate Feeser1, Dr. Sigrid Linck-Eleftheriadis1

1 Medizinischer Dienst der Krankenversicherung, Rheinland-Pfalz2 MEDIAN Reha-ZentrumBernkastel-Kues

Page 2: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 2

→ Warum ein neues Assessment?

→ Aufbau und Items

→ Ergebnisse, Gütekriterien

→ Ausblick

FIDA=Functional Independence in Daily Activities

Page 3: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 3

Klassifikation des Unterstützungsbedarfs bei Aktivitäten des täglichen Lebens

Abbildung von Rehaeffekten

Neurologische und Geriatrische Rehabilitation

EVA-Reha

Pflegestärkungsgesetz (1.1.2017)

Pflegegrad abhängig vom Hilfebedarf / Grad der

Selbständigkeit

Warum ein neues Assessment?

Page 4: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 4

Barthel-Index

→ + hohe Bekanntheit, große Verbreitung, einfache intuitive Anwendung

grobe Skalierung => damit einhergehende Veränderungssensitivität, Boden- /

→Deckeneffekte, Kognition und komplexere Tätigkeiten werden nicht abgebildet

FIMTM

→ + hohe Bekanntheit, große Verbreitung, hohe Reliabilität

zu feine Skalierung [7 Stufen], Lizenzvorbehalt der udsmr.org

SINGER

→ + hohe Reliabilität

unpräzise Item Operationalisierung [6 Stufen], hoher Zeitaufwand durch

Belegaufgaben, in der Praxis kaum Anwender

Alternativen zum FIDA

Page 5: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 5

FIDA – Aufbau und Items

20 Items

Einstufung auf 5 Stufen [0; 1; 2; 3; 4]

3 Fragebereiche

Motorik

Kognition und Kommunikation

Komplexe Tätigkeiten

Rehaeinrichtung Aufnahmenummer (intern)

Patient Reha von bis __

Bitte stufen Sie den Patienten im Hinblick auf seine aktuelle Fähigkeit ein, die beschriebene Tätigkeitauszuüben.Motorik Reha-

beginn 14-Tage Tage Rehaende

1) Essen / Trinken

2) Mundhygiene / Gesichtspflege / Kämmen

3) Waschen Oberkörpervorne

4) Waschen untere Extremität und Füße

5) Baden / Duschen

6) An- und AuskleidenOberkörper

7) An- und AuskleidenUnterkörper

8) Blasenkontrolle

9) Stuhlkontrolle(Darmkontrolle)

10) Transfer Bett – Stuhl bzw. Rollstuhl (Umsetzen)

11) Toilettenbenutzung mit Transfer

12) Fortbewegung in der Wohnung / im Klinikgebäude

13) Fortbewegung außerhalb der Wohnung / des Klinikgebäudes

14) Treppensteigen

Kognition undKommunikation

15) Verstehen von Aufforderungen und Sachverhalten 1

16) Verbaler Ausdruck1

17) Problemlösen (Treffen von Entscheidungen im Alltagsleben, Erkennen von Risiken und Gefahren)

1 Bei selbständig kompensierbarer Taubheit, Stummheit oder Blindheit auch volle Punktzahlmöglich.

KomplexeTätigkeiten

18) Leichte Hausarbeit (z. B. Aufräumarbeiten, Staubwischen, Essen aufwärmen, Tisch decken)

19) Auto Ein- /Aussteigen

20) Telefonbenutzung

Einstufung:

0 = unselbständig / Fähigkeit nicht vorhanden Tätigkeit / Verrichtung muss fast vollständig von Dritten übernommen werden, Mithilfe kaummöglich

1 = überwiegend unselbständig / Fähigkeit nur in geringem Maß vorhanden Selbständigkeit unter 50 %, Übernahme von Teilhandlungen, ausgeprägter Unterstützungsbedarf, Hauptlast trägt Hilfsperson

2 = überwiegend selbständigSelbständigkeit über 50 %, Hilfsperson übernimmt Teilhandlungen, Unterstützungsbedarf oder Aufsicht aber Hauptlast trägt Patient / Rehabilitand

3 = Beaufsichtigung / geringfügige Anregungen / Vorbereitung lediglich Beaufsichtigung oder verbale Hinweise / Anregung in geringem Umfang zur Unterstützung notwendig / Bereitstellen erforderlicherDinge

4 = selbständig / Fähigkeit vorhandenTätigkeit kann auch ohne Hilfsperson verrichtet werden, ggf. mit Hilfsmittel die wenn zugänglich selbständig eingesetzt werden können

Page 6: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 6

Entscheidungsbaum

4 = selbständig

Hilfs-person nötig?

nein

ja

Hilfs-person

3 = Beaufsichtigung/ geringfügige

Anregung / Vorbereitung

passiv

aktiv am Patienten

Hilfe-bedarf

2 = überwiegend selbständig

=> PatientübernimmtHauptanteil

Hilfebed.< 50 %

Patien-ten-

beitrag…

1 = überwiegend unselbständig

=> Hilfsperson übernimmt Hauptanteil,

Patient übernimmt Teilhandlungen

kein effektiver Beitrag des Patienten

Hilfebed.> 50 %

substanzieller Patientenbeitrag

0 = unselb-ständig, Fähigkeit nicht vorhanden

=> Hilfsperson übernimmt Tätigkeit /

Verrichtungnahe 100 %

Page 7: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 7

Beispielitem: Essen / TrinkenBewertet werden soll ausschließlich die Fähigkeit der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme mit den unmittelbar notwendigen und zu nutzenden Utensilien. Ob der Patient weitergehende Hilfe beim Aufsitzen oder Aufstehen benötigt, ist für die Einstufung nicht vonBelang.

(4) selbständig

(3) Beaufsichtigung / geringfügige Anregungen /

Vorbereitung

(2) überwiegend selbständig

(1) überwiegend unselbständig

(0) unselbständig

EigenständigeNahrungs-und Flüssigkeits-aufnahme

keine Aufsicht erforderlich

Falls Spezialgeschirr o. ä. erforderlich kann dieses

ohne Einschränkung selbständig benutzt werden

passierte Kost wird selbständig eingenommen

Komplett selbständige

PEG-Versorgung

Eigenständige Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme aber Beaufsichtigung

/ Vorbereitung nötig

Hilfsperson muss Getränke einschenken, vorbereitete Getränke werden selbständig zum Mund geführt

Fleisch muss zugeschnitten werden

Hilfsperson übernimmt bei

Nahrungsaufnahme weniger als

50 % der Aktivität

Nahrungs-aufnahme nur mit unterstützender

Hilfsperson möglich

Essen wird von Hilfsperson auf Besteck

aufgenommen, aber selbst zum Mund

geführt

Getränke müssen angereicht werden

Nahrung wirdüberwiegend

angereicht

muss ständig zur Nahrungs-aufnahme animiert werden

Hilfsperson übernimmt bei

Nahrungs-aufnahme mehr als 50 % der Aktivität

Essen wird auf Besteck aufgenommen und

beim Führen zum Mund

Nahrungwird vollständig

angereicht

allenfalls minimale Mithilfe bei Nahrungs-aufnahme

Ernährungüber

Sonde ohne Fähigkeit der Mithilfe

Page 8: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 8

→ 21 Items, 4 stufigeDifferenzierungKonsekutive Erfassung neurologische Reha und geriatrische Reha N=290 Rehabeginn -Rehaende

→ aufgrund geringer Änderungssensitivität (14,5% ohne Veränderung ) Veränderung der

Einstufungsoperationalisierung und Differenzierung in 5 Stufen

→ streichen eines Items „Waschen Intimbereich“ da Korrelation mit „Waschen untereExtremität und Füße“ bei r=0,85

Vorstudie

Page 9: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 9

Validierungsstudie

MEDIAN Reha-Zentrum Bernkastel-Kues Klinik Burg

Landshut: Februar bis Juni 2020

→ konsekutiver Einschluss, Träger GKV

→ Einstufung durch unterschiedliche Teams FIDA und Barthel-Index (Hamburger Manual)

Rehabeginn und Rehaende

Page 10: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 10

→ N=355 Alter 69,8±10,9 Jahre, 46,5% weiblich→ Rehadauer 23,9±10,1 Tage [Median 20]→ AHB: 265 bei Krankenhausverweildauer 18,5±20,7 Tage [Median 11]

Impairmentgruppe

Stichprobe

– 225 Schlaganfall / Blutung

– 121 neurologische Erkrankung (z. B. Zerebralparese, M. Parkinson, Polyneuropathie)

– 9 Rückenmarkschädigung

Page 11: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 11

→ Itemschwierigkeiten 0,39 ≤ p ≤ 0,77

→ Faktorenstruktur: Kaiser-Meyer-Olkin = 0,96

→ 2 Faktoren erklären 82,7 %

→ 1 Summenskala α=0,98 (Cronbach‘s Alpha)

→Motorik α=0,98 Kognition α=0,93

→ Trennschärfe (Item-Skalen-Korrelation) 0,63 < rit < 0,93

→ Kreuzvalidität: FIDA-BI Rehabeginn r=0,94, Rehaende r=0,92

→ Abbildung von Verbesserung

→ FIDA 9,2±10,6 / BI 8,3±12,5

Psychometrische Ergebnisse

16151413121110

9876543210

Eige

nw

ert

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Faktor

Screeplot

Page 12: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 12

Motorik Kognition

1) Essen / Trinken

2) Mundhygiene / Gesichtspflege / Kämmen

3) Waschen Oberkörper vorne

4) Waschen untere Extremität und Füße

5) Baden / Duschen

6) An- und Auskleiden Oberkörper

7) An- und Auskleiden Unterkörper

8) Blasenkontrolle

9) Stuhlkontrolle (Darmkontrolle)

10) Transfer Bett – Stuhl bzw. Rollstuhl (Umsetzen)

11) Toilettenbenutzung mit Transfer

12) Fortbewegung in der Wohnung / im Klinikgebäude

13) Fortbewegung außerhalb der Wohnung / des Klinikgebäudes

14) Treppensteigen

15) Verstehen von Aufforderungen und Sachverhalten

16) Verbaler Ausdruck

17) Problemlösen (Treffen von Entscheidungen imAlltagsleben, Erkennen von Risiken und Gefahren)

18) Leichte Hausarbeit (z. B. Aufräumarbeiten, Staubwischen, Essen aufwärmen, Tisch decken)

19) Auto Ein- / Aussteigen

20) Telefonbenutzung

Page 13: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 13

→ Sehr gute Psychometrische Ergebnisse→ Hohe Reliabilität

→ hohe (Kreuz-)Validität→ änderungssensitiv

→ gute Anwenderökonomie

→ neues Instrument zur Messung funktioneller Selbständigkeit bei Alltagsaktivitäten

Fazit

Page 14: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 14

→ ab Sommer 2021 flächendeckend EVA-Reha Geriatrie, Neurologie, MoRe

→ Re-EvaluationPsychometrie

→ Vergleich Krankheitsgruppen (z. B. Schlaganfall Geriatrie / Neurologie)

→ Publikation => Verwendung ohne Lizenzgebühren

→ Schweregradgruppen / Rehaphasen

→ Umrechnung FIDA -> FIM / BI

Ausblick

Page 15: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 15

HerzlichenDank!

Page 16: ein neues Instrument zur Messung der funktionellen

Seite 16

Dr. Klaus Freidel

Medizinischer Dienst Rheinland-PfalzReferat RehabilitationAlbiger Str. 19d 55232 AlzeyTelefon: [email protected]

Korrespondenz

Bildquellen: lizenzfreie Fotos von www.pixabay.de / eigene Fotos / Medizinischer Dienst Rheinland-Pfalz / MEDIAN Reha-Zentrum Bernkastel-Kues