ein kleines pferd und seine reise zu olympischen ehren · lerich unter dr. reiner klimke (los...

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Ein Service der pferdesportzeitung.de kostenlos www.PferdeSportZeitung.de Ausgabe 14. Juli 2014 Es gibt nicht viele Sportpferde, die durch ehe- mals sportliche Erfolge auch zu cineastischen Ehren kamen - zumindest nicht in Deutsch- land, obwohl es einige der vierbeinigen Stars verdient hätten. Beispielsweise die deut- schen Olympiapferde mit ihren Reitern: wie Halla unter Hans Günter Winkler und Meteor unter Fritz Tiedemann (Stock- holm 1956 und Rom 1960) oder Ah- lerich unter Dr. Reiner Klimke (Los Angeles 1984 und Seoul 1988), die durch ihre eigene Persönlichkeit und die ihrer Reiter eine große Geschichte zu erzählen hätten. Die hippologische Enzyklo- pädie müsste nun um ein Kapitel erweitert wer- den, nämlich mit dem Kinofilm „Jappeloup – Eine Legende“. Eine französische Pro- duktion aus dem Jahr 2011, mit einem Etat von etwa 26 Milli- onen Euro. Am 13. März 2013 kam der 125 Minuten dauernde Film in die franzö- sischen K i n o s , 1.782.479 Zu- schauer ha- ben ihn gesehen. Für französische Verhältnisse ein re- spektables Ergebnis, gemessen am Genre dieser Produktion. Der deutsche Kinostart war am 6. Februar 2014, Besucher- zahlen sind bisher nicht be- kannt. Seit dem 17. Juli 2014 ist „Jappeloup – Eine Legende“ auf DVD erhältlich. Was wäre passiert, wenn Filmpro- duzent Pascal Judelewicz 1996 nicht zufällig in einer Buchhandlung he- rumstöberte und dabei das Buch „Jap- peloup/Milton“ fand. Obwohl Judelewicz nicht sonderlich dem Pferdesport angetan war, fand er die Geschichten beider Top- Pferde recht interessant. Jappeloup, der von seinem späteren Reiter Pierre Durand beim ersten Auf- einandertreffen für den großen Sport als nicht reit- bar eingestuft wurde und einige Jahre später mit dem Mix aus einer Traber-Galopper- Anpaarung olympisches Einzel- gold gewann. Und Milton, der unter dem Briten John Whitaker in den Jahren 1986 bis 1991 zahlreiche internationale Große Preise, Gold-und Silbermedaillen bei Eu- ropameisterschaften gewann, zweimal FEI World Cup Final-Sieger wurde, trat nur einmal bei den Olympischen Reiterspielen an: 1992 in Barcelona, Platz 7 im Nationenpreis und Rang 14 mit 19,25 Fehlerpunkten in der Einzelwertung. Zitat Whitaker nach dem Ritt: „Milton hatte in seinem Leben einen einzigen schwachen Moment - in Barcelona.“ Filmproduzent Pascal Judelewicz hatte wohl nach Beendigung seiner Lektüre so etwas wie „Blut geleckt“, klassifizierte die Geschichte von Jappeloup für ein ambitio- niertes Projekt einer Verfilmung. Mit Olym- piagewinner Pierre Durand besprach er sein Vorhaben und erhielt nach einiger Zeit die Zusage für die Rechte. In einem Interview er- wähnte der Filmproduzent, dass sein neues Filmprojekt bis zur konkreten Planung bis 2006 warten musste, weil die dazu gehö- rende Finanzierung noch fehlte. Und dann sei es auch seiner Tochter zu verdanken, die seinerzeit mit dem Reiten begann und ihren Vater mitnahm - wie es in tausend anderen Familien genauso ist, wenn die Kinder ihre Liebe zum Pferdesport entdeckt haben. Für Pascal Judelewicz war der „neue Job“ als Turnierbegleiter und Sponsor seiner Toch- ter eine wichtige Erfahrung, weil er auch die faszinierende Welt der Pferde entdeckte. Zitat Pascal Judelewicz: Ich habe festgestellt, dass die Welt des Springreitens von bodenständigen Menschen bevölkert wird, die vom Land kommen. Leute, die im Morgengrauen aufstehen und stun- denlang durch den Matsch reiten, die viele, viele Pferde testen, um den besten Partner für die Turniere zu finden. Viele von ihnen unter- richten nachmittags und finanzieren so ihren Lebensunterhalt. An den Wochenenden – ge- setzt den Fall, es handelt sich um Topsportler – verkehren sie in der vornehmen Welt der Reitsportwettbewerbe, die von Luxusfirmen gesponsert werden. Springreiten ist eine der wenigen Sportarten, bei denen Männer und Frauen gemeinsam antreten. Einen Spielfilm hat es darüber noch nie gegeben, schon allein deshalb ist es natürlich ein ausgesprochen spannendes Thema. Ähnlich wie die Olympischen Spiele, die im Kino bis- lang noch nicht sehr häufig vorka- men.Für das Drehbuch und Ein kleines Pferd und seine Reise zu olympischen Ehren Eine Rezension von Raimund Hesse „Jappeloup – Eine Legende“ Fortsetzung Seite 2 DVD-Inhalt - Kurzfassung Pierre Durand (Guillaume Canet) ist jung, smart und besessen vom Erfolg. Anfang der 80er Jahre steht er am Beginn einer brillanten Anwaltskarriere. Doch völlig unerwartet wirft er alles hin und widmet sich mit Leib und Seele seiner früheren Leidenschaft, dem Springreiten. Mit Un- terstützung seines Vaters (Daniel Auteuil) setzt er alles auf ein junges Pferd, an das sonst niemand glaubt. Jappeloup gilt als zu klein, zu temperamentvoll und unbe- rechenbar, verfügt aber darüber hinaus über ein herausragendes Springtalent. Von Turnier zu Turnier machen Pferd und Reiter Fortschritte und finden gemeinsam Einlass in die Welt des internationalen Reitsports. Vom Erfolg verwöhnt, wird die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Los Angeles dennoch zur großen Ent- täuschung. Um wieder an die Spitze zu kommen, muss sich Pierre endlich seinen Schwächen und Ängsten stellen. Mit Hil- fe seiner Frau Nadia (Marina Hands) und Pferdepflegerin Raphaëlle (Lou de Laâge), gelingt es ihm endlich, das Vertrauen sei- nes Pferdes zu gewinnen und eine enge Beziehung zu ihm aufzubauen, welche sie 1988 zu den Olympischen Spielen in Se- oul führt - Durands großem Traum. Quelle: Filmverleih Koch Media

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www.PferdeSportZeitung.de Ausgabe 14. Juli 2014

Es gibt nicht viele Sportpferde, die durch ehe-mals sportliche Erfolge auch zu cineastischen Ehren kamen - zumindest nicht in Deutsch-land, obwohl es einige der vierbeinigen Stars verdient hätten. Beispielsweise die deut-schen Olympiapferde mit ihren Reitern: wie Halla unter Hans Günter Winkler und Meteor unter Fritz Tiedemann (Stock-holm 1956 und Rom 1960) oder Ah-lerich unter Dr. Reiner Klimke (Los Angeles 1984 und Seoul 1988), die durch ihre eigene Persönlichkeit und die ihrer Reiter eine große Geschichte zu erzählen hätten. Die hippologische Enzyklo-pädie müsste nun um ein Kapitel erweitert wer-den, nämlich mit dem Kinofilm „Jappeloup – Eine Legende“. Eine französische Pro-duktion aus dem Jahr 2011, mit einem Etat von etwa 26 Milli- o n e n Euro. Am 13. M ä r z 2013 kam der 125 M inuten dauernde Film in die franzö-sischen K i n o s ,

1.782.479 Zu-schauer ha-

ben ihn gesehen. Für französische

Verhältnisse ein re-spektables Ergebnis,

gemessen am Genre dieser Produktion. Der

deutsche Kinostart war am 6. Februar 2014, Besucher-

zahlen sind bisher nicht be-kannt. Seit dem 17. Juli 2014 ist

„Jappeloup – Eine Legende“ auf DVD erhältlich.

Was wäre passiert, wenn Filmpro-duzent Pascal Judelewicz 1996 nicht

zufällig in einer Buchhandlung he-rumstöberte und dabei das Buch „Jap-

peloup/Milton“ fand. Obwohl Judelewicz nicht sonderlich dem Pferdesport angetan

war, fand er die Geschichten beider Top-Pferde recht interessant. Jappeloup, der von

seinem späteren Reiter Pierre Durand beim ersten Auf-einandertreffen für den

großen Sport als nicht reit-bar eingestuft wurde und

einige Jahre später mit dem Mix aus einer Traber-Galopper-

Anpaarung olympisches Einzel-gold gewann.

Und Milton, der unter dem Briten John Whitaker in den Jahren 1986 bis

1991 zahlreiche internationale Große Preise, Gold-und Silbermedaillen bei Eu-

ropameisterschaften gewann, zweimal FEI World Cup Final-Sieger wurde, trat nur

einmal bei den Olympischen Reiterspielen an: 1992 in Barcelona, Platz 7 im Nationenpreis und Rang 14 mit 19,25 Fehlerpunkten in der Einzelwertung. Zitat Whitaker nach dem Ritt: „Milton hatte in seinem Leben einen einzigen schwachen Moment - in Barcelona.“

Filmproduzent Pascal Judelewicz hatte wohl nach Beendigung seiner Lektüre so etwas wie „Blut geleckt“, klassifizierte die Geschichte von Jappeloup für ein ambitio-niertes Projekt einer Verfilmung. Mit Olym-piagewinner Pierre Durand besprach er sein Vorhaben und erhielt nach einiger Zeit die Zusage für die Rechte. In einem Interview er-wähnte der Filmproduzent, dass sein neues Filmprojekt bis zur konkreten Planung bis 2006 warten musste, weil die dazu gehö-rende Finanzierung noch fehlte. Und dann sei es auch seiner Tochter zu verdanken, die seinerzeit mit dem Reiten begann und ihren Vater mitnahm - wie es in tausend anderen Familien genauso ist, wenn die Kinder ihre Liebe zum Pferdesport entdeckt haben. Für Pascal Judelewicz war der „neue Job“ als Turnierbegleiter und Sponsor seiner Toch-ter eine wichtige Erfahrung, weil er auch die faszinierende Welt der Pferde entdeckte.

Zitat Pascal Judelewicz:„Ich habe festgestellt, dass die Welt des Springreitens von bodenständigen Menschen bevölkert wird, die vom Land kommen. Leute, die im Morgengrauen aufstehen und stun-denlang durch den Matsch reiten, die viele, viele Pferde testen, um den besten Partner für die Turniere zu finden. Viele von ihnen unter-

richten nachmittags und finanzieren so ihren Lebensunterhalt. An den Wochenenden – ge-setzt den Fall, es handelt sich um Topsportler – verkehren sie in der vornehmen Welt der Reitsportwettbewerbe, die von Luxusfirmen gesponsert werden. Springreiten ist eine der wenigen Sportarten, bei denen Männer und Frauen gemeinsam antreten. Einen Spielfilm hat es darüber noch nie gegeben, schon allein deshalb ist es natürlich ein ausgesprochen spannendes Thema. Ähnlich wie die Olympischen Spiele, die im Kino bis-lang noch nicht sehr häufig vorka-men.“Für das Drehbuch und

Ein kleines Pferd und seine Reise zu olympischen EhrenEine Rezension von Raimund Hesse

„Jappeloup – Eine Legende“

Fortsetzung Seite 2

DVD-Inhalt - Kurzfassung

Pierre Durand (Guillaume Canet) ist jung, smart und besessen vom Erfolg. Anfang der 80er Jahre steht er am Beginn einer brillanten Anwaltskarriere. Doch völlig unerwartet wirft er alles hin und widmet sich mit Leib und Seele seiner früheren Leidenschaft, dem Springreiten. Mit Un-terstützung seines Vaters (Daniel Auteuil) setzt er alles auf ein junges Pferd, an das sonst niemand glaubt. Jappeloup gilt als zu klein, zu temperamentvoll und unbe-rechenbar, verfügt aber darüber hinaus über ein herausragendes Springtalent. Von Turnier zu Turnier machen Pferd und Reiter Fortschritte und finden gemeinsam Einlass in die Welt des internationalen Reitsports. Vom Erfolg verwöhnt, wird die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Los Angeles dennoch zur großen Ent-täuschung. Um wieder an die Spitze zu kommen, muss sich Pierre endlich seinen Schwächen und Ängsten stellen. Mit Hil-fe seiner Frau Nadia (Marina Hands) und Pferdepflegerin Raphaëlle (Lou de Laâge), gelingt es ihm endlich, das Vertrauen sei-nes Pferdes zu gewinnen und eine enge Beziehung zu ihm aufzubauen, welche sie 1988 zu den Olympischen Spielen in Se-oul führt - Durands großem Traum.

Quelle: Filmverleih Koch Media

2 | www.pferdesportzeitung.de - PDF-Special „Jappeloup - eine legende“ - 14. Juli 2014

„Jappeloup - Eine Legende“

Fortsetzung von Seite 1

Impressum:Herausgeber + Redaktion: Raimund Hesse - Hermannstr. 13 - D-45891 Gelsenkirchen - Telefon: 02 09 / 16 56 273 - Telefax: 02 09 / 16 56 274 - E-Mail: [email protected] - Internet: www.pferdesportzeitung.deAutor dieser Ausgabe: Raimund HesseFotos: Filmverleih Koch Media, Olympische Museum/Bildhauer Gabriël SterkFür diese Ausgabe gilt das Landespresserecht Nordrhein-Westfalen. Alle Rechte vorbehalten. Diese PDF-Ausgabe ist ausschließlich zur privaten Nutzung bestimmt. Eine Einbindung auf privaten und/oder auf gewerblichen Web-sites ist nicht erlaubt - ausgenommen sind Sonderregelungen mit einem Betreiber (privat wie gewerblich) eines Portals bzw. einer Web-site - dazu ist grundsätzlich eine schriftliche Freigabe durch den Herausgeber erforderlich. Eine widerrechtliche Nutzung wird nach den geltenden Bestimmungen des Urheberrechtes zivilrechtlich verfolgt. © 2014

für die Rolle als einer der Hauptdarsteller wurde Guillaume Canet gefunden und ver-pflichtet. Canet, Sohn einer Pferdezüchterfa-milie und in der Jugend aktiver Turnierreiter, sah gewisse Parallelen zur pferdesportlichen Vita von Pierre Durand. Canet und Durand blickten auf ähnliche Begebenheiten zu-rück, beispielsweise mit dem (vorläufigen) Rückzug aus dem Leistungssport nach Rei-tunfällen. Beide hängten das sprichwörtliche Pferdehalfter an den bekannten Nagel und

widmeten sich dem normalen Berufsleben. Pierre Durand wurde Rechtsanwalt und Guil-laume Canet betrat die Bretter dieser Welt, er wurde Schauspieler.Während Pierre Durand nach dem Studium mit dem Reiten wieder begann, nachdem er seine Jugendfreundin und spätere Frau Na-dia auf einem Springturnier wiedertraf, und sein Vater den damaligen schlecht reitbaren Jappeloup kaufte, begann Guillaume Canet ebenfalls wieder mit dem Reiten, allerdings für seine Hauptrolle in „Jappeloup – Eine Le-gende“. Drehbuch und Hauptrolle waren für

Guillaume Canet eine Herausforderung der besonderen Art. Zum Glück fand er im kana-dischen Regisseur Christian Duguay einen Verbündeten, der so ähnliche tickte wie er sel-ber. Duguay brachte aus hippologischer Sicht vieles mit, als immer noch aktiver Reiter und ehemaliges Mitglied der kanadischen Reitna-tionalmannschaft wußte er, wie es in der Welt der Springreiter aussah, und wie dünn die Luft ganz oben ist. Man kann ohne jede Übertrei-bung sagen, dass Guillaume Canet und Chri-

(v.l.) Filmpferd Jappeloup mit seiner Pferdepflegerin Raphaëlle (Lou de Laâge) und Springreiter Pierre Durand (Guillaume Canet). Im HintergrundPferdezüchter Henry Dalio (Jacques Higelin) und Serge Durand (Daniel Auteuil). Foto: Filmverleih Koch Media

Fortsetzung Seite 3

3www.pferdesportzeitung.de - PDF-Special „Jappeloup - eine legende“ - 14. Juli 2014 |

„Jappeloup - Eine Legende“

stian Duguay in diesem Part eine ideale Beset-zung waren. Und dazu Pascal Judelewicz, der als Produzent die wohl wichtigste Rolle hatte - er hatte ein Budget von rund 26 Millionen Euro zu beantworten. Vermutlich hat die so genannte Postproduktion einen beachtlichen Budgeposten beansprucht, und ebenso wie die aufwändigen Filmbauten.

Ein großer Teil des Filmes wurden im „Hip-ódromo“ von Palma de Mallorca gedreht, das dortige Gelände der Trabrennbahn „Son Pardo“ war eine ideale Kulisse, beispiels-weise für den Nachbau des olympischen Reitareals von Los Angeles 1984, wo Jap-paloup und Pierre Durand an den Spielen teilnahmen und im Nationenpreisspringen nach einer Verweigerung am Sprung aus-schieden und die Medaillenhoffnung für Frankreich begruben. Die Halle der Trab-rennbahn wurde mit einer großen Detail-treue zur Eingangshalle des Olympischen Dorfes von Los Angeles umgebaut. Laut einer Meldung des Mallorca-Magazins brachte die Jappeloup-Verfilmung etwa 1,5 Millionen Euro auf die Baleareninsel. Für die Mallorca Film Commission (MFC) gehörte diese Filmproduktion zu den Großprojekten der letzten Jahre. Die Nachbildung der Reit-plätze bei den Olympischen Spielen von

Seoul wurde dem Original getreu, sogar die damaligen Hindernisbauten wurden fast original gebaut. Zu den weiteren Drehorten gehörte die Stierkampfarena von Palma de Mallorca, dort wurde die Weltmeisterschaft Springreiten von 1986 nachempfunden - allerdings mit einem eklatanten Fehler in der Dramaturgie. Im Film findet diese Weltmeisterschaft in Barcelona und in ei-ner Stierkampfarena statt, was laut pferde-

sportlicher Chronologie nicht stimmt. Diese Weltmeisterschaft wurde 1986 in Aachen ausgetragen, und eine Stierkampfarena ist nach dem Reglement der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) völlig unge-eignet, unter anderem auch zu klein in den Maßen der Reitarena. Bei der Weltmeister-schaft in Aachen gehörten Jappeloup und Pierre Durand zur Bronze-Equipe in der Mannschaftswertung - dieser Erfolg kommt im Film gar nicht vor.

Eine weitere nicht korrekte Darstellung ist die Szene mit der Europameisterschaft im Springreiten 1985, die im französischen Di-nard stattfand – und nicht, wie im Film ge-zeigt, in Aachen. Die Europameisterschaft 1987 im schweizerischen St. Gallen kommt im Film auch nicht nicht vor. Eigentlich scha-de dieser Lapsus, weil nämlich bei dieser Europameisterschaft Pierre Durand auf Jap-peloup den EM-Titel gewann. Einzel-Silber gewann übrigens das britische Paar Milton/John Whitaker. Solche Pannen sollten nicht zu den künstlerischen Freiheiten des Dreh-buches gehören, wenn die verbrieften Fak-ten eigentlich für sich sprechen.

Was ist genau dieser Film namens „Jappeloup – Eine Legende“?

Es sind unter anderem die unterschiedlichen Liebesgeschichten, wenn auch in kleinen

Filmpferd Jappeloup mit seiner Pferdepflegerin Raphaëlle (Lou de Laâge) . Foto: Filmverleih Koch Media

(v.l.) Serge Durand (Daniel Auteuil) und Dania Durand (Marina Hands) an der Umzäumung eines Turnierplatzes. Foto: Filmverleih Koch Media

Fortsetzung Seite 4

Fortsetzung von Seite 2

4 | www.pferdesportzeitung.de - PDF-Special „Jappeloup - eine legende“ - 14. Juli 2014

„Jappeloup - Eine Legende“

Fortsetzung Seite 5

Episoden. Zunächst die Liebe zum Pferd, sei es vom Züchter Henry Dalio der an sein Pferd glaubt und die teilweise versteckten Quali-täten in dessen Pferdejugend erkennt? Oder die Liebe der Enkelin Raphaëlle des Züchters von Jappeloup, die seine Geburt miterlebte und ihn seit dem ersten Atemzug auf dieser Welt kennt und mit viel Couragiertheit auch den Reiterstars, eben wie Pierre Durand, schon mal die Meinung sagt, dass er im Grun-de kein Herz für sein Pferd hat?

Oder die Liebe von Serge Durand, der viel Zeit, Idealismus und noch mehr Geld in sei-nen Reiterbetrieb steckt? Oder die Liebe zwischen Eltern und Sohn, die auch durch sportliche Rückschläge immer Bestand hat? Oder die spezielle Verbundenheit zwischen Vater und Sohn Durand, der seinem Vater in reiterlicher Hinsicht alles zu verdanken hat?

Oder die Liebe zwischen Nadia und Pierre Durand, weil beide die Höhen und Tiefen einer Ehe und des sportlichen Geschehens gemeinsam durchleben?

Vor allem ist es rundum die große Liebe zum Pferd, das in diesem Film im Mittelpunkt steht.

Zum Glück ist es keine fiktive Hollywood-Kla-

motte wie die Kinder- und Jugendfilme wie „Fury“, „Black Beauty“, das sprechende Pferd „Mister Ed“ oder der vermeintliche Tigersche-cke „Kleiner Onkel“, jenes Filmpferd von Pippi Langstrumpf. Eine gewisser Vergleich zum US-amerikanischen Vollblut-Rennpferdes Seabiscuit (1933-1947) kommt einem Ver-gleich zum Jappeloup-Film näher. Seabiscuit begann seine Rennkarriere alles andere als vielversprechend, entwickelte sich von Ren-nen zu Rennen zum erfolgreichsten Renn-pferd seiner Zeit. Mit 33 Siegen und zahl-reichen vorderen Plätzen war Seabiscuit vor dem Hintergrund der damaligen Weltwirt-schaftskrise zu einem Symbol der Hoffnung für viele Amerikaner.

Besonders gelungen sind die Szenen zwischen Springreiter Pierre Durand und Nationaltrai-ner Marcel Rozier, ein Trainer-Reiter-Verhältnis voller Spannungen. Gewisse Ähnlichkeiten soll es auch bei anderen europäischen Reit-sportnationen geben, wo unter anderem nach wie vor der Klüngel herrscht und das Scheckbuch eine wichtige Rolle spielt. Im Film gewann Pierre Durand die französische Mei-sterschaft in Fontainebleau und wurde notge-drungen in den Championatskader Frankreich aufgenommen - sehr zum Widerwillen des Trainers, der seine Truppe nach dem Motto „mein kleines Königreich“ beherrschte.

Ein großes Lob für Kameramann Ronald

Plante, er holte aus den 1:1 nachgestellten Kulissen einiger internationaler Pferdesport-turniere das Optimum an Realismus heraus. Als Beispiel sind die Ende 2011 in Frankreich und Spanien entstandenen Aufnahmen zu nennen, die allesamt ein alt-authentisches Flair beinhalten, sodass die Illusion entsteht, die technischen Verantwortlichen hätten der Einfachheit halber lediglich TV-Ausschnitte der wahren Ereignisse in den Film einge-bettet. Viele Szenen leben von detailreichen Zeitlupen und schnellen Positionswechseln, die in der späteren Postproduktion meister-haft angepasst wurden.

Auch nicht zu vergessen sind die vielen Szenenbilder, deren Ausstattung an längst vergangene Zeiten erinnert. Zu sehen sind unter anderem Automarken wie der Renault Dauphine oder der 2CV, auch „Ente“ genannt, oder eine der in Frankreich bevorzugten Zi-garettenmarke Gitanes.

Was fehlt in diesem Film?

Die Schlussszene endet etwas zu abrupt, nach dem Sieg der Goldmedaille in der Ein-zelwertung am 2. Oktober 1988 in Seoul ist der Film zu Ende, als gäbe es nach diesem Datum keine nennenswerte Ereignisse. Da wäre das Mannschaftsgold bei den er-sten Weltreiterspielen in Stockholm 1990, gewonnen von der Equipe Tricolore. Dass

Fortsetzung von Seite 3

(v.l.) In einer der Drehpausen: Daniel Auteuil, der Serge Durand spielt, und sein Kollege Jacques Higelin, der den Pferdezüchter Henry Dalio darstellt. Foto: Filmverleih Koch Media

Guillaume Canet schrieb das Drehbuch und übernahm im Film den Part von Pierre Durand. Der Schauspieler hat im Film alle Springen selbst geritten. Foto: Filmverleih Koch Media

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„Jappeloup - Eine Legende“

nach dem olympischen Einzel-Gold der Marktwert von Jappeloup de Luze auf 3,7 Millionen Francs geschätzt wurde, sei der guten Ordnung halber nebenbei erwähnt. Und noch etwas fehlt in diesem hippolo-gischen Epos. Die Verabschiedung 1991 aus dem Sport, und das in einem mehr als wür-digen Rahmen. Jappeloup zu Ehren gab es eine Parade und ein Turnier mit den 25 er-folgreichsten Springreitern auf dem Pariser Champs de Mars, unterhalb des Eiffelturms. Am 5. November 1991 starb das kleine Pferd mit dem großen Kämperherz.

Und noch eine Ehrung wurde diesem im-posanten Springpferd zuteil. Im Park des Olympische Museums in Lausanne/Schweiz wurde 1995 eine Bronzestatue aufgestellt, namens Jappeloup, erschaffen von Bildhauer Gabriël Sterk.

Fazit: „Jappeloup – Eine Legende“ ist ein in jeder Beziehung unterhaltsamer Film, auch wenn er mit seinen 125 Minuten etwas lang-atmig sein mag. Für Pferdefreunde vermutlich kein Problem. Was den reitsportlichen Part an-geht, ist dieser zum größten Teil autenthisch, an anderen Stellen muss man die Definition „frei nach einer wahren Geschichte“ in Kauf nehmen. Wer den Film nicht in den Kinos se-hen konnte, hat nun die Möglichkeit ihn auf einer DVD zu genießen. In der Regel sind DVDs mit Bonusaufnahmen im Menü „Extras“ ausgestattet. Auf der Film-DVD ist das Menü „Extras“ vorhanden, aber total enttäuschend. Wer auf zusätzliches Material - wie Interviews, Blicke hinter den Kulissen etc. - hofft, wird ent-täuscht. Es sind nur die Filmtrailer vorhanden, in deutsch und französisch.

Eine Filmrezension ist immer aus unter-schiedlicher Sicht zu sehen - die Einen sagen so und die Anderen sagen so. Wer Jappeloup de Luze unter Pierre Durand live erleben durfte, wie der Schreiberling dieser Zeilen bei der Weltmeisterschaft in Aachen 1986, hat vermutlich einen anderen Fokus auf die-sen Film. Bei dieser WM gewann Frankreich die Bronzemedaille in der Mannschaftswer-tung: Flambeau C/FrédéricCottier, Lafayette/Michel Robert, Laeken/Patrice Delaveau und Jappeloup/Pierre Durand.

Im Park vor dem Museum sind Skulpturen ausgestellt, dazu gehört Jappeloup.Foto: Olympisches Museum/Bildhauer Gabriël Sterk

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„One Moment in Time“ - für Pierre Durand (Guillaume Canet) ging ein Traum in Erfüllung, er gewann auf Jappeloup olympisches Einzel-Gold 1988 in Seoul.

Mehr infos: www.kochmedia.com/de