druck-volumen-analysen von wundsaugdrainageflaschen und saugvermögen von drainageschläuchen

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Langenbecks Arch Clair (1994) 379:285-290 Langenbecks Archly ffirChirurgie © Springer-Verlag 1994 Druck-Volumen-Analysen von Wundsaugdrainageflaschen und Saugvermiigen von Drainageschliiuchen C. Mohadjer 1, R. Siegert 2, H. J~iger 2, H.-Weidauer 1 1 Hals-, Nasen- und Ohrenklinik (Direktor: Prof. Dr. reed. H. Weidauer), Ruprecht-Karls-Universit~it,Heidelberg 2 Klinik ft~rHals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (Direktor: Prof. Dr. reed. Dr. med. dent. H. Weerda), Medizinische Universit~k, Labeck Eingegangen: 25. Februar 1994 Pressure-volume relations of wound suction drainage containers and suction capacity of drains Abstract. Four low-vacuum systems and eight high-va- cuum systems were examined with special reference to the pressure-volume relations. The maximum filling volume for adequate transport of wound secretion was determined for each type. The use of a synthetic wound fluid instead of water resulted in a smaller aspiration volume. Enlarge- ment of the tube diameter resulted in a reduced initial va- cuum for the low-vacuum systems, whereas the high-va- cuum systems were not affected. Normal drain tubes were compared with "Ulm drains" and silicon tubes for suction capacity. The suction maximum of normal tubes and sili- con tubes was located at the proximal holes of the perfo- rated tubes. The "Ulm drain," with perforation diameter increasing continuously to the distal end of the tube, was found to exert suction even at the more distal part of the tube. It is estimated that this tube allows locally more ba- lanced vacuum in the wound. Key words: Wound drainage - Wound secretion - Wound infection, Vacuum suction - Postoperative care Zusammenfassung. Vier Niedrigvakuumsysteme (maxi- maler Unterdruck 380 mbar) und 8 Hochvakuumflaschen (ca. 900 mbar Unterdruck) wurden hinsichtlich ihrer Un- terdruck-Volumen-Relation untersucht. Das Volumen, welches noch einen Wundsekrettransport erm6glicht, wurde ftir jeden Typ bestimmt. Die Verwendung einer Wundsekretimitation als Volumenmedium ergab tenden- ziell ein geringeres Sogverm6gen als bei der Wasseraspi- ration. Die Sogleistung verschiedener Drainageschlauch- durchmesser wurde bestimmt. Herk6mmliche Draina- geschl~iuche wurden mit der ,,Ulmer Drainage" und wei- chen Silikonschl~iuchen verglichen. Die Ulmer Drainage erreichte eine gr6gere Sogkapazit~it im distalen Schlauch- Korrespondenz an: Dr. C. Mohadjer, Hals-, Nasen- und Ohrenklinik der Ruprecht-Karls-Universit~it He{delberg, Im Neuenheimer Feld 400, D-69120 Heidelberg bereich, was auf die stete Gr613enzunahme der Perforatio- nen im distalen Bereich zufiickzuftihren ist. Herk6mmli- che und Silikondrainagen zeigten ein Sogverm6gen, das auf die flaschennahen Perforationen beschr~inkt blieb. In allen operativen F~ichern sind Wundsaugdrainagen aus dem klinischen Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Vor- teile der geschlossenen Unterdruckdrainage liegen in ei- ner sterilen Ableitung yon Wundsekret und H~imatomen, einer zus~itzlichen Adaptation und Stabilisierung der Wundfl~iche und einer geringeren Infektionsrate [5]. Die auf dem Markt befindlichen Wundsaugdrainage- flaschen unterscheiden sich durch die Ftfllungsvolumina und durch das Ausgangsvakuum. Sic lassen sich in Nied- rigvakuum- und Hochvakuumsysteme einteilen. Zus~itz- lich gibt es die MO.g.lichkeiten der Schwerkraft- (Robin- son-Drainage) und Uberlaufdrainage, die in der orthopfi- dischen Chirurgie bei stark blutenden Knochenoperatio- nen Vorteile bieten soll ([4, 9], Abb. 1). Abb. 1. Wundsaugdrainagesysteme. Linke Bildseite: Niedrigvaku- um Redovac® 30 rnl und 50 ml, rechte Bildseite: Hochvakuum Re- dovac 200 ml®, Drainobag 150 ml® und Redovac 400 ml®

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Page 1: Druck-Volumen-Analysen von Wundsaugdrainageflaschen und Saugvermögen von Drainageschläuchen

Langenbecks Arch Clair (1994) 379:285-290 Langenbecks Archly ffirChirurgie © Springer-Verlag 1994

Druck-Volumen-Analysen von Wundsaugdrainageflaschen und Saugvermiigen von Drainageschliiuchen C. Mohadjer 1, R. Siegert 2, H. J~iger 2, H.-Weidauer 1

1 Hals-, Nasen- und Ohrenklinik (Direktor: Prof. Dr. reed. H. Weidauer), Ruprecht-Karls-Universit~it, Heidelberg 2 Klinik ft~r Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (Direktor: Prof. Dr. reed. Dr. med. dent. H. Weerda), Medizinische Universit~k, Labeck

Eingegangen: 25. Februar 1994

Pressure-volume relations of wound suction drainage containers and suction capacity of drains

Abstract. Four low-vacuum systems and eight high-va- cuum systems were examined with special reference to the pressure-volume relations. The maximum filling volume for adequate transport of wound secretion was determined for each type. The use of a synthetic wound fluid instead of water resulted in a smaller aspiration volume. Enlarge- ment of the tube diameter resulted in a reduced initial va- cuum for the low-vacuum systems, whereas the high-va- cuum systems were not affected. Normal drain tubes were compared with "Ulm drains" and silicon tubes for suction capacity. The suction maximum of normal tubes and sili- con tubes was located at the proximal holes of the perfo- rated tubes. The "Ulm drain," with perforation diameter increasing continuously to the distal end of the tube, was found to exert suction even at the more distal part of the tube. It is estimated that this tube allows locally more ba- lanced vacuum in the wound.

Key words: Wound drainage - Wound secretion - Wound infection, Vacuum suction - Postoperative care

Zusammenfassung. Vier Niedrigvakuumsysteme (maxi- maler Unterdruck 380 mbar) und 8 Hochvakuumflaschen (ca. 900 mbar Unterdruck) wurden hinsichtlich ihrer Un- terdruck-Volumen-Relation untersucht. Das Volumen, welches noch einen Wundsekrettransport erm6glicht, wurde ftir jeden Typ bestimmt. Die Verwendung einer Wundsekretimitation als Volumenmedium ergab tenden- ziell ein geringeres Sogverm6gen als bei der Wasseraspi- ration. Die Sogleistung verschiedener Drainageschlauch- durchmesser wurde bestimmt. Herk6mmliche Draina- geschl~iuche wurden mit der ,,Ulmer Drainage" und wei- chen Silikonschl~iuchen verglichen. Die Ulmer Drainage erreichte eine gr6gere Sogkapazit~it im distalen Schlauch-

Korrespondenz an: Dr. C. Mohadjer, Hals-, Nasen- und Ohrenklinik der Ruprecht-Karls-Universit~it He{delberg, Im Neuenheimer Feld 400, D-69120 Heidelberg

bereich, was auf die stete Gr613enzunahme der Perforatio- nen im distalen Bereich zufiickzuftihren ist. Herk6mmli- che und Silikondrainagen zeigten ein Sogverm6gen, das auf die flaschennahen Perforationen beschr~inkt blieb.

In allen operativen F~ichern sind Wundsaugdrainagen aus dem klinischen Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Vor- teile der geschlossenen Unterdruckdrainage liegen in ei- ner sterilen Ableitung yon Wundsekret und H~imatomen, einer zus~itzlichen Adaptation und Stabilisierung der Wundfl~iche und einer geringeren Infektionsrate [5].

Die auf dem Markt befindlichen Wundsaugdrainage- flaschen unterscheiden sich durch die Ftfllungsvolumina und durch das Ausgangsvakuum. Sic lassen sich in Nied- rigvakuum- und Hochvakuumsysteme einteilen. Zus~itz- lich gibt es die MO.g.lichkeiten der Schwerkraft- (Robin- son-Drainage) und Uberlaufdrainage, die in der orthopfi- dischen Chirurgie bei stark blutenden Knochenoperatio- nen Vorteile bieten soll ([4, 9], Abb. 1).

Abb. 1. Wundsaugdrainagesysteme. Linke Bildseite: Niedrigvaku- um Redovac ® 30 rnl und 50 ml, rechte Bildseite: Hochvakuum Re- dovac 200 ml ®, Drainobag 150 ml ® und Redovac 400 ml ®

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Zur Evakuierung des Wundsekrets ist ein minimaler Unterdruck von 7 0 - 1 0 0 mm Hg (bzw. 93 -133 mbar) er- forderlich, um rfickl~iufigen Sekrettransport zu vermeiden [5, 7, 9]. Zur stabilen Adaptation der Wundfl~ichen ist da- gegen ein gr6gerer Unterdruck erforderlich [9].

Durch die Einffihrung von unzerbrechlichen Kunst- stoffflaschen konnte die Infektionsgefahr durch Glasbruch und riickl~iufige Sekretbewegung reduziert werden. Eine l~ingere Liegezeit der Wunddrainage stellt per se kein er- h6htes Infektionsrisiko dar [3, 6]. Der frfiher tibliche t~ig- liche Flaschenwechsel und die Entfernung des Draina- geschlauchs nach 2 - 3 Tagen ist daher nicht unbedingt er- forderlich. Das Entfernen der Drainage richtet sich nach der gef6rderten Wundsekretmenge, und der Flaschen- wechsel nach dem Fiillungszustand. Es gibt die Empfeh- lung, die Flasche bei einer 2/3-Befiillung zu wechseln, und den Drainageschlauch zu ziehen, wenn die gef6rderte Wundsekretmenge weniger als 20 ml in 24 h betr~igt [2]. Will man die Sogwirkung zur Wundadaption nutzen, kann das Vakuum auch tiber 6 - 8 Tage erhalten bleiben. Die gr66te Infektionsgefahr besteht bei den heute verffigbaren Systemen mit integrierter Sekretsperre in dem unsach- gem~ig durchgeffihrten Flaschenwechsel auf der Station [2]. Die Verwendung eines ausreichenden Flaschenvolu- mens ist wtinschenwert, um die Zahl der Flaschenwechsel zu reduzieren. Viele der Hochvakuumsysteme besitzen ei- nen Vakuumindikator, welcher semiquantitativ tiber den in der Flasche vorherrschenden Druck Auskunft geben soll. Aus den Studien yon H~irle (1989) ist bekannt, da6 die Zuverl~issigkeit der meisten Indikatoren nicht allzu grog ist [5, 9], so dag die absaugbaren Volumina bestimmt wurden, welche noch ein Minimum von 7 0 - 1 0 0 mm Hg (bzw. 93 -133 mbar) Unterdruck erm6glichten [5, 7, 9]. Bei den Wunddrainageschl~uchen gibt es z.Z. eine Viel- zahl verschiedener Typen. Interessant ist die Einftihrung der Ulmer Drainage, bei der die Lochgr6gen zum proxi- malen Abschnitt (flaschennah) kontinuierlich abnehmen. Diese Lochanordnung soll einen gleichm~igigeren Unter- druck in der Wunde gew~ihrleisten. Von herk6mmlichen Drainageschl~iuchen ist bekannt, dag der relevante Sog nur fiber die proximalen L6cher verteilt wird, w~ihrend der Grogteil des distalen Schlauchabschnittes nicht mehr zur Wundsekretf6rderung geeignet ist, da hier kaum noch Va- kuum wirksam wird [7, 10].

M e t h o d e n

D DWV

A

P1 ,

35 c

, P2

Abb. 2. Versuchsaufbau: D Druckmegger~t, DWV Dreiwegeventil, A Adapter, R Redonflasche mit Schlauch, P1 Plateau 1, P2 Plateau 2

K

T S - -

. c

_ R

i___ 9 0 0 mbar Unterdruck

Abb. 3. Versuchsaufbau: K Kammer mit Volumengraduierung, T perforierte Trennscheibe, D Drainageschlauch, R Redonflasche, S Fliissigkeitsspiegel

Tabelle 1. Wundsekretanalyse der Konzentrationen von H~mota- krit, H~imoglobin, Protein, Osmolalit~it

Ht Hb Protein Osmolalit~it [1/1] [g/1] [g/1] [mosmol/kg]

Mittelwert 0,11 24,54 44,61 293,5 Anzahl (n) 17 l 1 6 6 Standard- 0,12 19,54 10,08 8,827 abweichung (p)

Die Druck-Volumen-Relation von 4 Niedrigvakuumsystemen (30 ml und 50 ml Mini-Redovac Fa. Sterimed, 100 ml Saugreservoir Fa. Mentor; 150 ml Reservoir Fa. Dispo-Medica) und 8 Hochvakuum- systemen (Redovac 200 ml, 2mal 200 ml, 400 ml, 800 ml Fa. Ste- rimed; Drainobag 150 and 300 ml, Redyrob Comp. Fa. Braun-Mel- sungen, Redon-Vakuum 400 ml Fa. PFM) wurden untersucht. Ftir die Druckmessungen verwendeten wir Gerfite der Fa. Ziegler.

Die Redonflaschen wurden 35 cm unterhalb des H6henniveaus des Druckmegger~ites gelagert, um die hydrostatische Situation am liegenden Patienten zu simulieren (Abb. 2).

Die Druck-Volumen-Untersuchungen yon H~irle [5, 9] wurden mit Wasser als Volumenmedium durchgeffihrt. Uns interessierte, ob sich durch die Verwendung einer Wundsekretimitation mit einer gr6geren Viskosit~it und damit gr6geren Adh~isivkr~iften und Rei- bungen die Druck-Volumen-Kurven ver~indern. Als Volumenmedi-

um verwendeten wir daher Wasser und zum Vergleich eine aus Schweineblut hergestellte Wundsekretimitation. Anhand von zuf~il- lig ausgew~ihlten Wundsekretproben (,,neck dissections") wurde ent- sprechend des H~imatokrits, des Proteingehalts und der Osmolalit~it die Wundsekretimitation hergestellt (Tabelle 1).

Das Schweineblut wurde 1 : 3 mit Ringerl6sung und 20 g Albu- minl6sung verdtinnt. Die Viskosit~itsmessungen von Wasser, Wund- sekret, Wundsekretimitation und Vollblut wurden mit dem Fordvis- kosimeter in dyn s/cm 2 gemessen.

Die Sogleistung von Drainageschl~iuchen der Charr-St~irken 10, 12, 14 und 16 wurde durch Anlegen einer Hochvakuumflasche (900 mbar, 400 ml Fassungsverm6gen) und Bestimmung der Flu6ge- schwindigkeit in ml/s bestimmt. Ulmer Drainage (Fa. PFM), Sili- kondrainage (Fa. Mentor) und herk6mmliche Drainageschl~iuche (Fa. Assamed) verschiedener Charr-Stiirken wurden verglichen.

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Vakuum [bar] 0,4-

°,2 ~ .~ ~'~.~ 0 1 -

o 0 ; 1; 1'5 2'0 215 3to 3'5 4 Volumen [ml]

] , 0 -

0,8-

0,6-

0,4-

0,2-

0 1 I I i I

0 1 O0 150 200 250

Unterdruck [bar] 1,0-

J ~ . - - % - r < < , - - - ~ - . 0,8- ~ ' ~ \ ~ . . ' x

0,4-

0,2-

0 1 l I I I I

0 0 100 150 200 250 300 6 Volumen [mt]

Unterdruck [bar]

0,6 ~ ~ X N ÷

0,4 ~

0,2 ~

0 . . . . 5 1 0 I I I L I I I

0 100 150 200 250 300 350 400 7 Volumen [ml]

Unterdruck [bar] 1,0-j

1

0 / ~ , , , . . . . 0 50 100 150 200 250 300 350 400 8 Volumen [ml]

Unterdruck [bar] 1, 0

0,8-4 N . ~ \

00,64"-] " ~ ~

O ot I i i I I li I I •

0 50 100 I50 200 250 300 350 400 450 9 Volumen [roll

Unterdruck [bar] 1,0-

0,8 J '- m ~ m <\/- 0,6-

0,4-

0,2-

0 I L I I

0 50 1 O0 150 200 10 Volumen [ml]

I I I

250 300 350

Unterdruck [bar] 1,0

0,8 - x~ . * ~""'~'*------.

0,6- 0,4 "" "'-'---1"----'4 = = • ua ~ n - - * - - ~ ' ~ ' ~

- \ 0,2

"t

0 I I I

0 50 100 150

11

I I I i I I I I 7

200 250 300 350 400 450 500 550 600 Volumen [ml]

Abb. 4. Druck-Volumen-Kurve des Mini-Redovac ® 30 und 50 ml (n= 10).-m- 30 ml, -*- 50 ml

Abb. 5. Druck-Volumen-Kurven von 100 (n=6) und 150 ml (n=6) Silikonsaugb~lgen. ~ Mentor 100 ml Reservoir, - m - Dispomedica 150 ml Reservoir

Abb. 6. Druck-Volumen-Kurve des Drainobag ® 150 and 300 ml Modells. Vergleich des Sogverhaltens zwischen Wasser (n=6) und Wundsekretimitation (n = 6, p < 0,05). -m- Drainobag ® 300 (Was ser), 4- Drainobag ® 150 (Wasser), • 150 ml Wundsekret, -m- 300 ml Wundsekret

Abb. 7. Druck-Volumen-Kurven des Redon-Vakuum®-400 ml-Sy- stems. Vergleich der Sogleistung bei verschiedenen Schlauchinnen- durchmessern von Wasser und Wundsekretimitation (n= 10). - m - 6

Charr Wasser, 4- 8 Charr Wasser, ~ 16 Charr Wasser, -m- 8 Charr Wundsekret

Abb. 8. Druck-Volumen-Kurven des ® Redon-Vakuum -Modells 400 ml. Vergleich der Sogleistung bei verschiedenen Schlauchl~in- gen (n= 10). + 126 cm Schlauchl~nge, • 63 cm Schlauchl~inge

Abb. 9. Druck-Volumen-Kurven des Redovac ® 200 ml und 400 ml Systems. Vergleich der Sogleistung zwischen Wasser und Wund- sekretimitation (n=6). _m_ 200 ml Wasser, + 200 ml Wundsekret, -~ 400 ml Wasser, -m- 400 ml Wundsekret

Abb. 10. Druck-Volumen-Kurven des Redovac®-Systems 2real 200 ml. Nach dem Ftillen der ersten Kammer wird die zweite 200 ml Kammer ge6ffnet, Volumenmedium Wasser (n = 6)

Abb. 11. Druck-Volumen-Analysen des Redyrob ® comp. Modells. Darstellung der verschiedenen zur Auswahl stehenden Unterdrticke (n= 10). - n - "low vacuum step 1", 4- "middle high vacuum step 2",

"high vacuum step 3"

Die Sogleistungen der Drainageschlauchabschnitte: distales Drittel, mittleres Drittel und proximales Drittel wurden durch die Fltissigkeitselimination in einer 2geteilten Kammer beurteilt. Die abgesaugten Volumina wurden in Beziehung zur jeweils wirksamen L~nge des perforierten Schlauchs gesetzt. Hierdurch war es m6g- lich, die Ulmer Drainage mit ihren im distalen Abschnitt gr66eren Schlauchperforationen mit herk6mmlichen Schlauchmodellen ohne Perforationsgr66enunterschiede zu vergleichen (Abb. 3).

E r g e b n i s s e

WundsekretanaIysen

Die yon uns untersuchten Wundsekrete ergaben einen durchschni t t l ichen H~imatokrit yon 0,11, welches e inem

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[ml/s] 12

10

8

6

4

2

0 16

12

[%] 6O

5O

4O

3O

20

10

0 distales

15 Drittel

• I I I m ~ r r h r ~ i n ~ r l m

14 12

m

mittleres proximales Drittel Drittel

10

[Charr]

100

80

60

[%1

40 t 2O

o / - - distales

13 Drittel

[%] 7O

6O

5O

4O

3O

2O

10

0 distales

16 Drittel

• Ulmer Drainage

[ ] Assamed

mittleres proximales Drittel Drittel

m

mittleres proximales Drittel Drittel

[%]

80 ~ • Ulmer Drainage

6O

4O

2O

0 distales mittleres proximales

14 Drittel Drittel Drittel

[%]

100 ] • Silikon

80 "

6O

4O

2O

0 distales mittleres proximales

1 7 Drittel Drittel Drittel

Abb. 12. Vergleich der Soggeschwindigkeit (ml/s) bei 900 mbar Vakuum Charribrest~irken 10-16 von herk6mmlichen Drainagen und Ulmer Drainage

Abb. 13. Saugvolumen in Prozent der Schlauchabschnitte proxi- mal, mittleres Drittel und distal. Vergleich zwischen Assamed und Ulmer Drainage (10 Charr), Perforationsl~inge 5 cm

Abb. 14. Saugvolumina in Prozent der Schlauchabschnitte proxi- mal, mittleres Drittel und distal. Vergleich zwischen Assamed und Ulmer Drainage (12 Charr), Perforationsl~inge 10 cm

Abb. 15. Saugvolumina in Prozent der Schlauchabschnitte proxi- mal, mittleres Drittel und distal. Vergleich zwischen Assamed und Ulmer Drainage (14 Charr), Perforationsliinge 12 cm

Abb. 16. Saugvolumina in Prozent der Schlauchabschnitte proxi- mal, mittleres Drittel und distal. Vergleich zwischen Assamed und Ulmer Drainage (16 Charr), Perforationsl~inge 12 cm

Abb. 17. Saugvolumina in Prozent der Schlauchabschnitte proxi- mal, mittleres Drittel und distal. Vergleich zwischen Assamed und Ulmer Drainage (16 Charr), Perforationsl~inge 15 cm

cm Schlauchlfinge leistete einen Anfangssog von 265 mbar, welcher linear abffillt und nach 12 ml Volumenftil- lung einen ftir die WundsekretfOrderung nicht mehr aus- reichenden Unterdruck von 120 mbar aufweist (Abb. 4).

Das Mini-Redova®-50 ml-System besitzt einen durch- schnittlichen Unterdruck von 380 mbar, die Sogleistung ist nach 25 ml aspirierten Volumens wiederum im kriti- schen Bereich von 120 mbar Unterdruck (Abb. 4).

Bei beiden Redontypen wird bei der Verwendung von grOgeren Schlauchinnendurchmessern die Anfangssoglei- stung um 80-120 mbar herabgesetzt. Die Verktirzung des mitgelieferten Drainageschlauchs um die H~ilfte bringt keinen Zuwachs der F6rderleistung. Die Unterschiede im Sogverhalten sind bei der Verwendung von Wundsekret- imitation tendenziell vermindert, so dag ein Flaschen- wechsel bei 12 ml bzw. 25 ml vorgenommen werden mtigte.

Die 100 und 150 ml Saugreservoire aus Silikon erga- ben einen Anfangssog, der nur knapp oberhalb des 100 mbar Minimums lag (Abb. 5).

Viertel des Blutreferenzwertes entspricht. Die Protein- konzentration im Wundsekret war gegentiber dem Plasma- normwert (66-87 g/l) ebenfalls vermindert, die Osmola- rit~it entsprach der normalen Plasmaosmolaritat. Die Vis- kosit~it von Wasser betrug 11,6 dyn s/cm 2, von Vollblut 14,0 dyn s/cm 2, die Wundsekretimitation erbrachte 11,8 dyn s/cm 2, und Wundsekret 11,9 dyn s/cm 2.

Niedri gvakuumsysteme

Das Mini-Redovac®-30 ml-System mit dem mitgeliefer- ten Schlauch von 6 Charri6re Innendurchmesser und 24

Hochvakuumsysteme

Das Drainobag ®- 150 ml-System weist einen Anfangssog von 815 mbar auf, der Kurvenverlauf zeigt selbst noch bei einer Ftillung mit 140 ml Sekret einen ausreichenden Un- terdruck (Abb. 6).

Die 300 ml Version yon Drainobag ® hat bei einem In- itialsog von 900 mbar eine gute Sogleistung auch nach Er- reichen des Nennftillvolumens. Bei der Verwendung von Wundsekretimitation liegt eine statistisch signifikante Verminderung der Sogleistung gegentiber Wasser vor (p<0,05), welche aber eine Ftillung bis zum Nennvolu- men von 300 ml zul~13t.

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Das Redon-Vakuum®-400 ml-Modell zeigt einen Un- terdruck von 900 mbar, der auch nach Erreichen des Nenn- ffillvolumens oberhalb des geforderten Minimalunter- drucks liegt. Die bei diesem Modell durchgeffihrten Va- riationen von Schlauchinnendurchmesser und Schlauch- l~inge hatten keinen Einflug auf die Sogleistung (Abb. 7, 8).

Die 200 und 400 ml Versionen des Redovac®-Systems zeigten beide einen Unterdruck von etwa 900 mbar, beide Systeme waren auch bei der Verwendung yon Wundse- kretimitation bis zum Nennvolumen beffillbar (Abb. 9).

Das Modell 2mal 200 ml zeigte einen initialen Unter- druck von fiber 800 mbar, bei der Offfnung beider 200 ml Flaschen konnte ein Volumen von 360 ml Wasser aspiriert werden (Abb. 10).

Die Sogleistung dieses Typs ist daher der Sogleistung der isolierten 200 und 400 ml Version unterlegen.

Das Redovac ®- 800-System besitzt ein Vakuum von 500 mbar und l~igt sich bis 400 ml befallen. Hierdurch wird das Prinzip einer mittelstarken S augdrainage vertreten, wie sie bei stark blutenden Wunden indiziert ist [9].

Das Redyrob®-comp-System der Fa. Braun-Melsungen erlaubt die Regulierung des Vakuums von mittelhohem bis Hochvakuum in 3 Stufen. Dieses System kann auch als f2berlauf- und Schwerkraftdrainage eingestellt werden. Die Druck-Volumen-Kurven sind in Abb. 11 zu sehen.

Die Sogleistung verschiedener Drainageschl~iuche ist abh~ingig von der Charri~re-Zahl. Schl~uche dickeren Ka- libers k6nnen mehr Sekret pro Zeit f6rdern (Abb. 12).

Die Sogleistung der Ulmer Drainage ist im distalen Schlauchbereich gr6ger als bei herk6mmlichen Drainagen (Abb. 13-16), Die verbesserte Sogleistung der Ulmer Drainage kommt besonders gut bei den grogkalibrigen Charri~re-St~irken zum Ausdruck.

Die von uns untersuchte Silikondrainage verhielt sich hinsichtlich ihres Sogaufbaus ~hnlich wie herk6mmliche Drainagen (Abb. 17).

Diskussion

Die geschlossene Unterdruckwunddrainage hat sich ge- gentiber der Penrose-Laschendrainage in weiten Gebie- ten der Chirurgie durchsetzt. Sie hat seit der Einfahrung durch Redon im Jahre 1954 die Wundinfektionsh~utigkeit senken k6nnen [8]. Die Einfahrung unzerbrechlicher Sog- flaschen und die Verwendung von Sekretstoppern beim Flaschenwechsel k6nnen durch die Vermeidung rfickl~u- tiger Sekretbewegungen die Infektionswahrscheinlich- keit erniedrigen. Eine weitere M6glichkeit der Senkung der Infektionsgefahr besteht darin, den Wundsaugfla- schenwechsel g~nzlich zu vermeiden, da die Verweildauer der Drainageschl~iuche in der Wunde nicht das entschei- dende Kontaminationsrisiko darstellt, sondern vielmehr Bedienungsfehler durch das Pflegepersonal [2].

Aus den Untersuchungen yon H~irle [5] ist bekannt, dab die Druck-Volumen-Relation bei Niedrigvakuumsyste- men linear, entsprechend der Rfickstellkraft des verwen- deten Kunststoffes verl~iuft, und dab die Hochvakuumsy- sterne eine logarithmische Druck-Volumen-Kurve zeigen, bei der fiber relativ grol3e Volumina noch ein ausreichen-

der Unterdruck besteht. Die von uns durchgefiihrten Ver- gleiche der Volumina von Wasser, Wundsekretimitation und Vollblut zeigten, dag tendenziell eine verminderte Sogwirkung yon Wundsekret gegenUber Wasser besteht. FUr experimentelle Zwecke scheint die Verwendung yon Wasser legitim, da die Viskosit~itsunterschiede zwischen Wundsekret und Wasser geringer sind als die yon Wund- sekret und Vollblut.

Die Verwendung der kompressiblen Niedrigvakuum- flaschen kann, wie von Britton et al. [1] nachgewiesen, wegen des geringen Unterdrucks zu einer erh/Shten Infek- tionsrate ffihren. Bei den von uns untersuchten Systemen wurde ein Flaschenwechsel schon nach 15 ml bzw. 25 ml gef6rderten Wundsekrets nOtig. Ein Einsatz des 50 ml Mini-Redovac ® w~re somit nur noch bei kleinen Wunden indiziert, bei denen die Wundsekretproduktion 25 ml nicht tibersteigt. Eine gute Adaptation der Wundfl~ichen durch den Sog ist in diesen F~illen nicht zu erwarten. Die aus wei- chem Silikon hergestellten 100 ml und 150 ml Saugreser- voire zeigten eine noch geringere Sogwirkung als die Mini-Redovac®-Systeme, die durch die geringere Rtick- stellkraft des weichen Kunststoffs bedingt ist. Diese Re- servoire werden dem Anspruch einer Saugdrainage nicht gerecht, mtissen daher besser als geschlossenes Draina- gesystem angesehen werden. Bei stark blutenden Wunden von spongi6sen Knochen sowie in der Nfihe von Nerven und ser6sen H6hlen k6nnen fQberlaufdrainagen oder ein mittelhohes Vakuum durchaus indiziert sein [9]. Hier bie- ten sich das Redovac®-800 - und das Redyrob®-Modell an. Durch die M6glichkeit, verschieden starke Unterdrticke zu applizieren, ist die individuellste L6sung sicherlich durch das Redyrob®-System gew~ihrleistet. Bei allen anderen Wunden sind zur infektarmen, stabilen Adaption und si- cheren Wundsekretelimination die Hochvakuumsysteme als Mittel der Wahl anzusehen. Sie kOnnen hinsichtlich ih- rer Volumengr613e dem erwarteten Sekretverlust angepagt werden. Die kleinvolumigen Hochvakuumsysteme mit ei- nero Fassungsvolumen von 150 oder 200 ml sind ftir den nichtbettl~gerigen Patienten etwas angenehmer im Trage- komfort.

Ein Problem der Unterdruckdrainage stellt die Appli- kation des Schlauches im Wundbett dar. Wfinschenswert ware ein Vakuum, welches gleichm~igig fiber das Wund- bett verteilt eine Evakuierung des Wundsekrets erm(Sg- licht. Durch die unterschiedliche Wundzusammensetzung mit Knochenvorsprfingen, verschieden flexiblen Weich- teilen und verschieden starker Wundexsudation ergibt sich in der Regel eine Kompartimentierung des Wundbetts durch den angelegten Sog.

Herk6mmliche Drainageschl~uche haben das Wir- kungsmaximum am proximalen Schlauchende. Hierdurch wird eine zu geringe Sogwirkung in zentralen und dista- len Wundabschnitten beftirchtet, welche far ein Verstop- fen der Drainage durch Blutgerinnsel im distalen Ab- schnitt verantwortlich sein soll [10]. Bei der Ulmer Drai- nage wird im distalen Bereich ein gr6geres Sogverm6gen erreicht, das Sogmaximum liegt aber auch hier im proxi- malen Wundbereich. Die Verwendung der Ulmer Drainage erscheint aufgrund ihrer str6mungsphysikalischen Eigen- schaften vorteilhaft, klinische Untersuchungen haben dies bei Htiftgelenksoperationen bestiitigt [3]. Zu berficksich-

Page 6: Druck-Volumen-Analysen von Wundsaugdrainageflaschen und Saugvermögen von Drainageschläuchen

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t igen ist, dab der Vorteil der U l m e r Dra inage j edoch haupts~ichlich bei Verwendung gr6gerer Ka l ibe r zum Tra- gen kommt .

Literatur

1. Britton B J, Gilmore OJA, Lumley JSP, Castleden WM (1979) A comparison between disposable and non-disposable suction drainage units: a report of a controlled trial. Br J Surg 66:279-280

2. Brunner W, H~irle A (1989) Wundinfektionsrisiken via Drai- nage. Z Orthop 127:510 - 512

3. Enneker C, Fleischmann E, Lange TH (1979) Klinische An- wendung und vergleichende Untersuchung der Ulmer Drainage und der herk6mmlichen Gewebssaugdrainage nach Redon. Cbirurg 50:626-630

4. Gerngrog H, Engler V (1989) Schwerkraft- kontra Saugdrai- nage. Eine experimentelle und klinische Studie. Unfallchirurg 92:37-42

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6. Kaufner HK, Friedrich B (1974) Erh6ht eine l~ingere Liegezeit der Redon-Drainagen das postoperative Infektionsrisiko? Chir- urg 45:137

7. Kinzl L, Mfiller A, Wolter D, Burri C (1976) Str6mungsphysi- kalische Untersuchungen neuer chirurgischer Saug-Drainagen. Chirurg 47:43-46

8. Redon H, Jost G, Troques X (1954) La fermeture sous depres- sion des plaies entendues. Mere Acad Chir 80:394

9. Stticker R, H~irle A (1989) Fortschritte in der Wunddrainage. Z Orthop 127:522-526

10. Wolter D, Miiller A, Kinzl L, Burri C (1974) Str6mungsphysi- kalische Untersuchungen an der Redon-Saugdrainage. Langen- becks Arch Chir 336:163