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Project Gutenberg's Geschichte Alexanders des Grossen, by Joh. Gust. DroysenThis eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and withalmost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away orre-use it under the terms of the Project Gutenberg License includedwith this eBook or online at www.gutenberg.orgTitle: Geschichte Alexanders des GrossenAuthor: Joh. Gust. DroysenRelease Date: December 6, 2007 [EBook #23756]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GESCHICHTE ALEXANDERS DES GROSSEN ***Produced by Inka Weide, Wolfgang Menges, Markus Brennerand the Online Distributed Proofreading Team athttp://www.pgdp.net Anmerkung: Gegenber dem Originaltext wurden folgende nderungen vorgenommen: Passagen, die im Originaltext in griechischer Schrift gehalten sind, werden im vorliegenden Text in lateinischen Buchstaben, eingeschlossen in "+", wiedergegeben. Andere Passagen, die im Original nicht in Fraktur gedruckt waren, sind hier mit "#" gekennzeichnet. Passagen, die im Originaltext gesperrt gedruckt waren, sind hier mit "_" gekennzeichnet. Vom Autor vorgegebene unterschiedliche Schreibweisen wie "Tyros" und "Tyrus", "Acher" und "Achaier", wurden beibehalten. Offensichtliche Druckfehler im Text wurden berichtigt. [Illustration: Alexander-Bste] Geschichte Alexanders des Groen von Joh. Gust. Droysen Mit einem Vorwort von Sven Hedin und einer Einleitung von Dr. Arthur Rosenberg Privatdozent der alten Geschichte an der Universitt Berlin Mit dem einzigen bisher bekannten authentischen Alexander-Portrt, der sogenannten Azara-Herme im Louvre, als Titelbild und einer Karte der Feldzge Alexanders [Illustration: Verlags-Signet] R. v. Decker's Verlag G. Schenck, Kniglicher Hofbuchhndler Berlin 1917 Der Anhang enthlt: 1. die Anmerkungen Droysens der Ausgabe letzter Hand, 2. ein Register smtlicher vorkommender Personen- und Ortsnamen, 3. eine Verdeutschung makedonischer Heeresausdrcke, 4. einen Stammbaum Alexanders des Groen. [Illustration: Druckerei-Signet] Druck der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig [Illustration: Karte der Feldzge Alexanders] VorwortDie erste Auflage von J. G. Droysens Geschichte Alexanders des Groenerschien im Jahre 1833 und erwies sich von vornherein als eine derjenigenseltenen und ausgezeichneten historischen Verffentlichungen, die langeJahre hindurch ihren Wert unverndert beibehalten. Im Jahre 1898 kam einefnfte Auflage heraus. Jetzt, da diese wertvolle Arbeit zum sechsten Maleder ffentlichkeit bergeben wird, sind seit ihrem ersten Erscheinen 84Jahre vergangen.Da eine historische Arbeit whrend so langer Zeit ihre hohe Rangstufe hatbehaupten knnen, beruht ohne Zweifel zum groen Teil auf der Natur ihresQuellenmaterials. Die Schicksale Alexanders sind von seinen klassischenGeschichtschreibern geschildert worden, und innerhalb der von diesengezogenen Grenzen mute der moderne Forscher sich bewegen. Jedoch schlietdas nicht aus, da sich in den letzten Jahren neues Licht ber vieleEinzelheiten verbreitet hat. Die von Alexander durchzogenen Gebiete vonWest-Asien sind heute unvergleichlich viel besser bekannt, als zur ZeitDroysens, und man hat deshalb jetzt die Spuren des makedonischen Knigsweit besser verfolgen knnen, als ehedem. An der Hand der vorhandenengenauen Karten vom Hindukusch, hat man bezglich der Psse, ber dieAlexander seine Heere gefhrt hat, seine Schlsse ziehen knnen. Wiederholtsind neue Beitrge zur Kenntnis seiner Mrsche gegeben worden und nichtzum wenigsten haben deutsche Forscher dazu beigetragen.Alexanders Feldzug gehrt zu den glnzendsten Taten der Kriegsgeschichte,und kaum irgendeiner der groen Namen der alten Zeit ist von solchem Glanzumstrahlt wie der seine. Jahrtausende haben nicht vermocht, seinen Ruhmerblassen zu lassen. ber seine Eigenschaften als Feldherr sagt HansDelbrck in seiner Geschichte der Kriegskunst (II, 227): Alexander warnicht nur ein groer Feldherr, sondern auch ein Feldherr im groen Stil.Aber er war noch mehr. Er nimmt dadurch eine einzigartige Stellung ein, daer den welterobernden Strategen und den unbertroffenen, tapferen,ritterlichen Vorkmpfer in einer Person vereinigt. Kunstvoll fhrt er dasHeer an den Feind heran, berwindet Gelndehindernisse, lt es ausEngpssen aufmarschieren, kombiniert die verschiedenen Waffen je nach denverschiedenen Umstnden verschieden von strkster Gesamtwirkung, sichertstrategisch seine Basis und seine Verbindungen, sorgt fr die Verpflegung,wartet ab, bis die Vorbereitungen und Rstungen vollendet sind, strmtvorwrts, verfolgt nach dem Siege bis zur uersten Erschpfung der Krfte,und derselbe Mann kmpft in jedem Gefecht an der Spitze seiner Ritterschaftmit Speer und Schwert, dringt an der Spitze der Sturmkolonne in die Brescheoder berspringt als erster die feindliche Mauer.Nicht nur Europa ist es, das seinem Namen Bewunderung zollt. Auch imwestlichen Asien, das so reich an sagen- und legendenhaften Gestalten ist,lebt seine Erinnerung noch fort. Wie oft hrt man nicht in Turkestangeographische Namen, wie Iskender-tagh, Iskender-kul oder andereGegenstnde als Berge und Seen, die mit seinem Namen verknpft sind.Oberhalb Babylon gibt es einen Kanal, der noch seinen Namen trgt, NahrIskenderije. In Unkenntnis betreffend den Platz, wo er starb, und dieStelle, wohin seine Leiche bergefhrt wurde, machen verschiedene Orte inZentralasien darauf Anspruch, seine irdische Hlle zu bergen. Im Jahre 1890besuchte ich in Margelan ein Gur-i-Iskender Bek oder Alexanders Grab. DieMargelan-Bewohner waren stolz darauf, dieses Grab zu besitzen. Auf dem inihrer Einbildung bemerkenswerten Platz erhob sich eine kleine Moschee, aufderen Mauer eine Inschrift bekundete, da der Zar die Mittel zurWiederherstellung der Grabmoschee bewilligt hatte. Mitten auf dem Hofe sahman einen groen gemauerten Grabstein, unter welchem der Heldenknigangeblich ruht.Auch andere als Geschichtsforscher haben Grund, sich in das Studium desFeldzuges Alexanders zu vertiefen. So habe ich z.B. in meinem Buche berLand nach Indien (II, 200) an der Hand der Schilderungen, die wir berAlexanders Feldzug durch das sdliche Belutschistan besitzen, zu beweisenversucht, da das Klima in diesem Teil von Asien seit jener Zeit keinenennenswerten Vernderungen aufzuweisen hat. Wenn man das erste Kapitel vonDelbrcks Heereszahlen liest, fhlt man sich doch versucht, in Frage zustellen, ob Alexander wirklich vermocht hat, mit 30 bis 40000 Kmpfern,einer Anzahl, die Droysen ebenfalls anfhrt, nach Westen aufzubrechen.Fr einen Forschungsreisenden, der das Glck gehabt hat, bis zur Quelle desIndus vorzudringen, ist es von groem Interesse, Arrians Geschichte berAlexanders Vorstellungen ber das Verhltnis des Indussystems zum Nil zulesen. Der groe Feldherr tritt hier auch als Entdeckungsreisender imgroen Stil hervor, und es wird einem klar, da auch die geographischenProbleme Gegenstand seiner Aufmerksamkeit waren. Zwar hatte er frher indem Indus, dem einzigen Flusse auer dem Nil, Krokodile gesehen, und an denUfern des Acesines ebensolche Bohnen, wie sie der Boden gyptenshervorbringt, und zudem gehrt, da der Acesines sich in den Indus ergiee,und bildete sich nun ein, die Quellen des Nils aufgefunden zu haben: derNil, glaubte er nmlich, entspringe hier irgendwo in Indien, durchstrmehierauf viel des Land und verliere daselbst seinen Namen Indus; wo ersodann seinen Lauf wieder durch bewohntes Land fortsetze, werde er nun vonden thiopen jener Gegend und den gyptern Nil genannt, -- wie ihm auchHomer nach dem Lande gyptos den Namen gyptos beigelegt habe -- undergiee sich dann endlich in das Mittelmeer. Und demgem habe er auch ineinem Briefe an die Olympias neben anderen Nachrichten ber das indischeLand ihr geschrieben, da er die Quellen des Nil glaube aufgefunden zuhaben, wobei er freilich seine Schlsse in einer so wichtigen Sache aufrecht unbedeutende und nichtssagende Beweisgrnde sttzte. Als er sichjedoch genauer ber den Flu Indus erkundigt, habe er von den Eingeborenenerfahren: der Hydaspes fliee in den Acesines, der Acesines in den Indus,und beide geben an diesen ihren Namen ab; der Indus dagegen ergiee sich indas groe Meer, und zwar in zwei Mndungen, ohne in irgendeiner Verbindungmit gypten zu stehen. Darauf habe er im Briefe an seine Mutter dieNachricht ber den Nil wieder getilgt....Da er also anfnglich in dem Glauben lebte, da er die Quelle des Nilsentdeckt htte (#Nili se caput reperisse arbitrabatur#), aber nachhererfuhr, da er es nur mit dem Indus zu tun hatte, mu er seine Fahrtabwrts dieses Flusses, in der Annahme, dessen Quelle entdeckt zu haben,begonnen haben. Denn da er davon berzeugt war, sich in unmittelbarerNhe der Quelle befunden zu haben, geht sowohl aus Arrian als aus Strabohervor, von denen letzterer vom Aornus sagt: #cujus radices Indus nonprocul a fonte suo alluit#. Um ausfindig machen zu knnen, was die altenGeographen unter Indus-Quelle verstanden, wre es von Wert gewesen, zuerfahren, wo Aornus lag. Aller Wahrscheinlichkeit nach glaubte man, da dieQuelle gerade an dem Punkt gelegen war, wo die gewaltige Wassermenge derTalmndung entstrmte, hinter der nichts anders als hohe, unbersteigbareBerge sichtbar waren. Noch vor 250 Jahren wurde die Hydrographie desHimalaja in dieser Weise dargestellt; man konnte ja auch nichts andereserwarten, da das ganze Bergland im Norden eine vollstndige #Terraincognita# war.Droysens Arbeit ber Alexander gehrt zu den Bchern, die ich stets nahezur Hand habe und zu denen ich immer gleich gerne zurckkehre. Die ammeisten sagenhnliche Epoche im Leben des Heldenknigs spielt sich ja aufdieser alten asiatischen Erde, wo ich dreizehn glckliche Jahre verbrachthabe, ab. Einzig und allein dieser Umstand erklrt es, da ich dazuaufgefordert wurde, zu dieser neuen Auflage von Droysens Buch berAlexanders Leben ein Vorwort zu schreiben. Noch im Sommer 1916 hatte ichGelegenheit, mich seines Namens zu erinnern, als ich in Begleitung desProfessors Koldewey die Ruinen Babylons durchwanderte. Wir kamen damalsauch zu den berresten von Emach, Ninmachs Tempel, von denen Koldeweyannimmt, da es hier war, wo Alexander, auch whrend seiner letztenKrankheit, seine tglichen Opfer darbrachte. (Vergleiche auch Koldewey: DieTempel von Babylon und Borsippa, Leipzig 1911, Seite 17.)In Hindenburgs Vaterland, in diesem Deutschland, das mit unsterblichem Ruhmseinen Kampf fast gegen die ganze brige Welt auskmpft, wird MakedoniensKnig, Asiens Eroberer zahlreichere Freunde und Bewunderer finden, alsjemals zuvor. Stockholm, 28. Mrz 1917. Sven Hedin EinleitungDroysens Buch ber Alexander den Groen gehrt unstreitig zu denklassischen Werken der deutschen historischen Prosa: die Gediegenheit derForschungen, die Tiefe der Auffassung, die Frische des Stils, wie sie indem Buche zutage treten, berechtigen zu diesem Urteil. DroysensVerstndnis fr den idealen Gehalt der Vergangenheit, seine lebhafteAuffassung historischer Charaktere und seine Anlage fr derenVergegenwrtigung trafen mit der Lehre Hegels von der Verkrperung dergroen, weltbewegenden Ideen in den Heroen der Geschichte zusammen. DiesemZusammentreffen ist Droysens erste historische Arbeit, sein Alexander vonMakedonien entsprungen, schreibt Max Duncker in seiner trefflichen,unmittelbar nach dem Tode des Forschers verfaten biographischen Skizze.Man mu freilich gestehen, da die allgemeinen Prinzipien der heutigenhistorischen Wissenschaft nicht mehr die gleichen sind wie die des jungenDroysen. Was wir heute suchen, ist nicht der ideale Gehalt derVergangenheit, sondern einfach die Vergangenheit an sich, und unser Urteilber geschichtliche Persnlichkeiten ist von der Lehre Hegels nicht mehrbeeinflut. Indessen, in der Praxis der historischen Arbeit verfuhr Droysendurchaus modern. Das Ideale der antiken Geschichte sucht er niemals durchSchnfrberei oder willkrliche Auswahl der berlieferten Tatsachen zugewinnen, sondern in streng kritischer, voraussetzungsloser Untersuchungder Tradition will Droysen sich das Bild des griechischen Staates undseiner Leistungen schaffen: wenn dieses Bild dann gro und erhaben wirkt,und vorbildlich fr die eigene Zeit, so ist das fr den Geschichtschreibererfreulich, aber es belastet das Gewissen des Gelehrten nicht. Was denzweiten Punkt betrifft, so kommt es ja tatschlich oftmals vor, da diegroen politischen Gedanken der Vlker in einzelnen Mnnern gewissermaenFleisch und Blut gewinnen, von ihnen vollkommen erfat und in dieWirklichkeit umgesetzt werden. Es gengt hier, an den Gedanken derdeutschen Einheit und an Bismarck zu erinnern. Aber so gewaltig BismarcksKnnen und Wollen auch gewesen ist, er htte sein Ziel nicht erreicht, wennihm das Schicksal nicht einen Monarchen an die Seite gestellt htte, derihn und seine Ideen verstand und es ihm mglich machte, sein Werk zuschaffen. Und wenn wir nicht nur an Bismarck, sondern auch an KaiserWilhelmI. denken, kommen wir zu einer rechten Wrdigung des historischenAlexander so gut wie des Alexanderbildes von Droysen. So wenig auchuerlich WilhelmI. und Alexandros, der Sohn des Philippos, miteinandergemein haben, der schlichte, durch und durch solide, seinen Mitarbeiternunbedingt treue, norddeutsche Frst, der im Bilde des Greises in derNachwelt weiterlebt -- und auf der anderen Seite der hochbegabte, abertheatralische Sdlnder, auf dessen Andenken es lastet, da er _seinen_Moltke heimtckisch umbringen lie, und den Roman und Legende durch zweiJahrtausende zum Heldenjngling gestaltet haben: die Jahrzehnte, in denendas deutsche Volk seine Einigung und Weltstellung gewann, stehen unter demZeichen WilhelmsI., und die Epoche, in der das hellenische Volk, frischgeeinigt, die Weltherrschaft eroberte, ist das Zeitalter Alexanders.Droysen hat den Knig Alexander fr einen ganz groen Menschen, fr einenGenius ersten Ranges, gehalten. Die moderne Forschung ist zum Teil andereWege gegangen. Es lt sich, bei der Drftigkeit des auf uns gekommenenauthentischen Materials, nicht ganz sicher entscheiden, wer recht hat, obJohann Gustav Droysen, oder -- um gleich den Namen seines Antipoden zunennen, Julius Beloch. Fest steht es, da die hellenische Welteroberungzugleich eine Tat des Knigs Alexander gewesen ist, da sich dieEntwicklung der Nation und das Leben des einen Mannes nicht trennen lt.Aber auch schon fr Droysen selbst ist die Sache wichtiger gewesen als diePerson: die Bedeutung Alexanders liegt fr ihn darin, da er das Ende einerWeltepoche bezeichnet, und den Anfang einer neuen. Diese neue Epoche bringtdie Verbreitung griechischer Herrschaft und Bildung ber die Vlkerausgelebter Kulturen, mit einem Wort: die Entstehung des Hellenismus. Esbleibt fr alle Zeiten eine wissenschaftliche Grotat Droysens, da er, mankann wohl sagen, der Entdecker des Hellenismus geworden ist. Drei Jahrenach dem Erscheinen der Alexandergeschichte folgte ihre Fortsetzung, dieSchilderung der Epoche der Diadochen (1836), 1843 schlo sich dieGeschichte der nchsten Generation griechischer Herrscher, der sog.Epigonen an. In einer zweiten Auflage hat Droysen alle drei Bnde alsGeschichte des Hellenismus vereinigt (1877/78). Fr den einseitigenKlassizismus hrt das vorbildliche Griechentum mit Chaironeia undDemosthenes auf: was danach kommt, ist Entartung und Verfall. Tatschlichist es aber gerade die hellenistische Periode, in der das griechische Volkpolitisch die grten Erfolge gehabt hat, so da man direkt berechtigt ist,von einer griechischen Weltherrschaft im Zeitalter des Hellenismus zusprechen, und auch die kulturellen Schpfungen dieser Epoche lassen sichaus der Entwicklung der abendlndischen Menschheit nicht wegdenken. Droysenhat als erster durch ein grozgiges Geschichtswerk die welthistorischeBedeutung des Jahrhunderts von Alexander bis zur Intervention der Rmer imOsten klargelegt, sowie den Zusammenhang der politischen Begebenheitendieser Zeit mit glnzender Kombinationskraft aus der vielhaft trmmerhaftenberlieferung zu gewinnen gesucht.Zur rechten Wrdigung Alexanders und des Hellenismus waren freilich zweiVorfragen zu lsen, die wieder untereinander eng zusammenhngen: es sinddie Probleme der Nationalitt der Makedonen, und der Politik desDemosthenes. In beiden Fragen hat Droysen den gleichen Standpunkt gewonnen,wie ihn im wesentlichen auch die neueste Forschung einnimmt. Freilich istder Streit ber beide Probleme noch nicht beendet. Die Frage, ob dieMakedonen Griechen gewesen sind, oder nicht, ist von einschneidenderBedeutung: wenn ja, dann haben Philipp und Alexander den Hellenen dienationale Einigung gegeben, wenn nein -- dann sind die Griechen unter dieHerrschaft auslndischer Zwingherren geraten, welche sie fr ihre Zweckeausnutzten. Eine Entscheidung der Frage kann nur eine Prfung der Spracheder Makedonen geben; leider ist unsere Kenntnis des makedonischen Dialektsnur mig, aber das sprachliche Material lt doch den Schlu ziehen, dadie Makedonen ein griechischer Stamm gewesen sind: diese berzeugung hatbereits Droysen trefflich vertreten. Wenn er freilich die Makedonen, ebensowie die anderen, in ihrer Entwicklung zurckgebliebenen Nordstmme, alsPelasger bezeichnet, so werden wir diesen Namen hier lieber nichtanwenden; denn die Theorie von den Pelasgern als den Urgriechen lt sichheutzutage nicht mehr aufrechterhalten. Sie ist eine Spekulation derMythenhistoriker des sechsten vorchristlichen Jahrhunderts. Von derAuffassung der Makedonenfrage hngt auch gutenteils das Urteil ber diePolitik des Demosthenes ab. Waren Knig Philipp und sein Sohn keineHellenen, dann war Demosthenes der Vorkmpfer gegen die Fremdherrschaft, imanderen Falle aber nur der Vertreter eines berlebten Partikularismus. DieBewunderung fr Demosthenes als literarische Erscheinung hat in alter undneuer Zeit dazu gefhrt, da man auch seine politische Wirksamkeit in derVerklrung sah. Mit ausgezeichneten Grnden bekmpft Droysen dieseAuffassung: den Patriotismus des Atheners will er nicht leugnen, und dasAttribut des grten Redners aller Zeiten will er ihm nicht entziehen.Aber Droysen bezweifelt es, da Demosthenes als Staatsmann gro, und da erberhaupt der Staatsmann der nationalen Politik Griechenlands gewesenist. In einer glcklichen Kombination malt Droysen das Bild dergriechischen Zustnde aus, wie sie sich nach einem Siege des Demosthenesunstreitig gestaltet htten: Mochten die attischen Patrioten den Kampfgegen Philipp im Namen der Freiheit, der Autonomie, der hellenischenBildung, der nationalen Ehre zu fhren glauben oder vorgeben, keins dieserGter wre mit dem Siege Athens sichergestellt gewesen. Die neuesteForschung ist in der Kritik an Demosthenes noch weiter gegangen alsDroysen: es scheint sich immer mehr herauszustellen, da Demosthenes zwarein groer Advokat, aber ein recht kleiner Mensch gewesen ist. Aber darberdarf man ein Zweites nicht vergessen: das ist die rhrende Aufopferung, mitder das athenische Volk sein Blut fr all die Dinge verspritzt hat, die ihmseine Politiker vorgaukelten. Droysen geht viel zu weit, wenn er von demschwatzhaft, unkriegerisch, banausisch gewordenen Brgertum Athensspricht. Der wahre Held von Chaironeia ist nicht der Redner, der auf demMarktplatz mit seinen gut vorbereiteten Tiraden den Makedonenknigvernichtete, sondern es ist der schlichte athenische Handwerksmeister undFamilienvater, der pflichtgem fr seine republikanische Freiheit unterden Lanzen der makedonischen Veteranen den Tod findet. Die Stimmung derKmpfer von Chaironeia ist in einer Grabschrift fr die Gefallenen rhrendzum Ausdruck gekommen. Die vier Verszeilen mgen hier -- in der bersetzungvon Wilamowitz -- Platz finden: Zeit, du berschauest alles Menschenschicksal, Freud und Leid, Das Geschick, dem wir erlagen, knde du der Ewigkeit. Auf Boiotiens Schlachtfeld sanken wir, gefllt vom Feindesspeere, Was wir wollten, war, zu wahren unseres heiligen Hellas Ehre.Freilich, man mag der berwundenen Partei die Gerechtigkeit widerfahrenlassen, die ihr zukommt, sachlich bleibt die Auffassung Droysensunanfechtbar, da nur der Sieg des makedonischen Knigtums die griechischeNation von dem Fluch der Kleinstaaterei erlsen und die in ihrschlummernden Krfte erwecken konnte.Das Thema der Alexandergeschichte hatte ohne Zweifel fr Droysen einenaktuellen Reiz: in der Einigung der Hellenen durch die makedonischeDynastie wird er ein Vorbild gesehen haben, in dessen Art er auch dieLsung der deutschen Frage erstrebte. Am 6. April 1848 hat Droysen erklrt,da Preuen sich Deutschland eingliedern, durch seine groe und gesundeMachtorganisation, sein Heer und seine Finanzen den Rahmen des neuen Ganzenbilden msse. Als Abgeordneter in der Paulskirche war er bemht, derEinigung Deutschlands unter der Oberherrschaft der Hohenzollern Anhnger zuwerben. Der starke Anteil an den Forderungen seiner eigenen Zeit hat jadazu gefhrt, da Droysen auch als Forscher das Gebiet der griechischenGeschichte mit dem der preuischen vertauschte, da er auf die Geschichtedes Hellenismus die Biographie des Feldmarschalls Yorck und die vielenBnde der Preuischen Politik folgen lie.Hat aber auch fr den Leser von 1917 die Geschichte Alexanders einenunmittelbaren Reiz, abgesehen von der Belehrung ber eine wichtige Epocheder Vergangenheit? Man wird diese Frage wohl bejahen drfen, und zwar wegendes hervorragenden kriegsgeschichtlichen Interesses, das die Feldzge desmakedonischen Knigs erwecken. Man kann wohl sagen, da wir bei derEroberung des Perserreiches durch Alexander zum erstenmal in derWeltgeschichte die systematische Arbeit eines denkenden Generalstabsverfolgen knnen. Grere Truppenbewegungen sind natrlich auch schon inder Epoche vor Alexander erdacht und geleitet worden. Achtbar sind z.B.die Leistungen des Perserreichs auf diesem Gebiete. Als Knig Darius seinensog. Skythenzug vorbereitete, hatte er eine Armee etwa aus der Gegend desheutigen Bagdad in die Dobrudscha zu versetzen: eine Leistung, die auch imZeitalter der Eisenbahnen und Automobile recht achtbar wre; um so mehr imAltertum mit seiner primitiven Technik. Aber die Soldaten des Perserknigshatten diesen Weg im eigenen Lande, untersttzt von der eigenenReichsverwaltung zurckzulegen: das Feindesland begann eigentlich erst ander Donaumndung. Als nun aber die wirkliche militrische Aufgabeeinsetzte, die Perser die untere Donau berschritten und in Bearabienvordrangen, da begannen auch die Schwierigkeiten des Unternehmens deutlichzu werden: bekanntlich haben die Perser bald den Rckzug antreten mssen.Das ist etwa ein Beispiel fr das militrische Knnen der Epoche um 500 vorChristus. Die kriegerischen Unternehmungen der griechischen Staaten des 5.und 4. Jahrhunderts zeichnen sich ebenfalls durch ihre Langsamkeit,Schwerflligkeit und relative Ergebnislosigkeit aus. Welch anderes Bildgeben da die Feldzge Alexanders! Die makedonische Armee beginnt ihreOffensive mit der berschreitung der Dardanellen und schlgt einen starken,durchaus achtbaren Feind berall, wo sie ihn trifft. Ein geheimerMechanismus scheint dieses Heer zu lenken, im Winter geht es ebensovorwrts wie im Sommer, Flulinien, Hochgebirgsketten, Wsten werden glattberwunden. Jede feindliche Festung fllt, wenn es auch manchmal recht vielZeit und Mhe kostet. Etappenlinien von vielen Hunderten von Kilometern, imFeindesland, werden in Ordnung gehalten, weite Gebiete okkupiert und sofortin eigene Verwaltung genommen. So passiert diese Armee Kleinasien unddringt dann ber Syrien nach gypten vor, es folgt der Vormarsch nachMesopotamien, Babylon wird genommen, das eigentliche Persien betreten. Dasgewaltige Iran wird durchzogen; ber Afghanistan und den Hindukusch ziehtdie griechische Armee nordwrts bis tief in die Wsten von Turkestan; daranschliet sich der letzte Akt: die Expedition nach Indien. All dieseerstaunlichen Leistungen sind nicht denkbar ohne eine vorbedachte, miteinem fein verzweigten Apparat arbeitende Heeresleitung. Einenzwanzigjhrigen Knig, und sei er noch so geistvoll, wird man nicht gut alsden alleinigen Urheber solcher Erfolge ansehen: hier arbeitet einGeneralstab, so gut wie in den Operationen des deutschen Heeres 1870/71oder 1914/17. Wir wissen auch genau, wer die Generalstbler Alexandersgewesen sind: es sind die alten Generale aus der Schule seines Vaters, diesog. Adjutanten (Somatophylakes), welche dem Knig bei der Kriegfhrung zurSeite stehen, und als Chef des makedonischen Generalstabs tritt, auch nochin unserer hfisch gefrbten berlieferung, der alte Parmenion deutlichgenug hervor.In den Feldzgen Alexanders fehlt, wenn man sie richtig erfat, dasromantisch-enthusiastische Element durchaus; im Gegenteil, mit ruhigerberlegung, und geradezu pedantischer Vorsicht, werden die ntigenEntschlsse gefat. Diesen Charakter der militrischen DispositionenAlexanders hat Droysen vortrefflich hervorgehoben, nur fhrt er durchwegden Knig selbst als den geistigen Leiter des Krieges ein, whrendtatschlich Alexander in den meisten Fllen nach dem Rat seiner Adjutantengehandelt haben wird.Die vorliegende neue Auflage des Droysenschen Werkes gibt ohne jedenderung den Text der letzten, vom Verfasser selbst veranstalteten Ausgabewieder. Das Material zur Geschichte Alexanders hat sich seitdem nurunbedeutend vermehrt, aber in einigen immerhin bemerkenswertenGesichtspunkten ist doch die moderne Forschung ber Droysen hinausgekommen.Im folgenden sollen diese Punkte wenigstens kurz errtert werden. Der Leserkann sich dann ohne Mhe selbst die Auffassung Droysens von denbetreffenden Fragen berichtigen.In erster Linie ist hier die Schilderung des persischen Heeres und dieSchtzung seiner Strke zu nennen. Droysen hlt noch an den berliefertenZahlen fest. Am Granikos nimmt er 20000 persische Reiter und ebenso vielegriechische, im Dienste des Perserknigs stehende Sldner an. Die Armee,welche Alexander bei Issos besiegte, schtzt er auf Hunderttausende,darunter 30000 griechische und 100000 asiatische Schwerbewaffnete, undauch bei Gaugamela lt er eine persische Riesenarmee auftreten. Indessenhaben die Forschungen von Eduard Meyer und Hans Delbrck ber das persischeHeerwesen zu dem Ergebnis gefhrt, da der Perserknig niemals einMillionenheer aufgestellt hat; die Armeen, mit denen Knig Alexander zukmpfen hatte, sind erheblich schwcher gewesen; schwerlich strker an Zahlals die makedonischen Sieger selbst. An sich wre es ja durchaus mglichgewesen, da das Perserreich, das etwa 50 Millionen Einwohner zhlte, einMillionenheer aufgebracht htte. Aber im persischen Reich hat eineallgemeine Wehrpflicht, wie in den antiken griechischen und in den modernenStaaten, niemals existiert. Die persische Armee war vielmehr eineBerufsarmee, und Berufsheere sind niemals sehr stark. Die iranische Nation,welche die eigentlich staatserhaltende Kraft im Perserreich darstellte,lieferte dem Knig zunchst eine ausgezeichnete Adelsreiterei, sodann einegroe Zahl erprobte Bogenschtzen. Mit diesen Tausenden von Rittern undZehntausenden von Schtzen haben die ersten Perserknige die militrischnur wenig leistungsfhigen orientalischen Gromchte: Babylonien, Lydien,gypten niedergeworfen. Im eroberten Gebiet richteten sich die Perserhnlich ein wie spter die Trken im 15. bis 17. Jahrhundert: der Herrscherwies seinen Rittern groe Lehensgter an. Auf dem Besitze eines solchenGutes lastete die Verpflichtung, im Kriegsfalle eine Anzahl Reiter zustellen; vielleicht auch ein paar iranische Bogenschtzen zu unterhalten.Neben diesen Lehenstruppen stand dann die knigliche Garde, die 10000 sog.Unsterblichen, entsprechend etwa den Janitscharen des Sultans. Einesolche Berufsarmee bleibt auf der Hhe, solange der Staat dauernd Kriegfhrt und die Maschinerie im Gang bleibt. Wenn aber lngere Perioden desFriedens kommen, verrostet das Uhrwerk leicht. So ist es dem TrkischenReich im 18. Jahrhundert ergangen: aus den Janitscharen wurde ein Korps vonStaatspensionren, das keinen Feind mehr schreckte. hnlich gestaltete sichdie Entwicklung im Perserreich, als die Periode der stndigen Kriege mitKnig Xerxes aufhrte. Die Inhaber der Lehen wurden allmhlich zu bequem,um wirkliche Krieger zu unterhalten, und wenn der Knig die Heeresfolgeansagte, schickten sie statt dessen ihre Hausdiener (vgl. Xenophon, Cyrop.VIII 8, 20). Immerhin hat sich wenigstens die persische Reiterei in denAlexanderschlachten tapfer geschlagen. Die asiatische Infanterie dagegenwar vllig verkommen, statt ihrer stellte man schon seit dem Ausgang des 5.Jahrhunderts lieber griechische Sldner ein.Die operierende persische Feldarmee ist zur Zeit ihrer hchsten Blte,unter Knig Xerxes, im Feldzug von 480/79, hchstens 50000 Mann starkgewesen; unter DariusIII. waren es hchstens ebenso viele, wahrscheinlichaber weniger Leute. Die phantastische Vorstellung von den Millionenheerendes Perserknigs hat die griechische Volkstradition des 5. Jahrhundertsgebildet, auf der die Darstellung Herodots beruht. Die spterenGeschichtschreiber haben dann diese Auffassung bernommen, und dieHistoriker Alexanders sind von der Tradition nicht abgewichen: imGegenteil, sie haben die Furchtbarkeit des Perserheeres mit Behagenausgemalt, um die Gre der makedonischen Kriegstaten ins rechte Licht zurcken.Der griechische Bund, an dessen Spitze Knig Alexander stand, hatte nuretwa 1/10 der Einwohnerzahl des Perserreichs. Aber seine militrische Kraftwar weit berlegen. Hellas war damals stark bervlkert: viele Tausende vonkhnen und krftigen Mnnern waren bereit, in den Osten zu ziehen, um sichdort eine neue Heimat zu erobern. Dem makedonischen Volksheer winkte imOrient ein ruhmvoller, leichter Sieg und unermeliche Beute; auch diekrftigen Barbarenstmme der Balkanhalbinsel, die dem makedonischen Knigunterstanden, waren militrisch nicht unwichtig. Alles in allem war KnigAlexander imstande, zur Zeit der Schlacht bei Gaugamela mit 50000 MannKerntruppen -- mit einer Kavallerie, die dem Feind zumindest gewachsen, undeiner Infanterie, die ihm in jeder Beziehung berlegen war -- die Perseranzugreifen. Etwa ebenso viele Leute mgen zur selben Zeit alsEtappentruppen und Garnisonen das weite Gebiet von den Dardanellen bisMesopotamien gedeckt haben. Endlich stand noch eine starke Reservearmeedaheim, bereit, etwaige partikularistische Bewegungen in Griechenlandniederzuwerfen. Im ganzen ist es wohl kaum bertrieben, wenn man diedamalige Gesamtstrke der Heere Alexanders auf etwa 150000 gute Soldatenberechnet. Das war eine Heeresmacht, gegen die kein anderer Staat der Weltaufkommen konnte, auch nicht das Perserreich mit seinem durchaus berlebtenWehrsystem. Diese Erwgungen mgen die Leistungen Knig Alexanders undseines Heeres leichter verstndlich machen; sie knnen aber die Bewunderungfr die Taten der makedonischen Heeresleitung nicht vermindern.Eine der merkwrdigsten Episoden in der Geschichte Alexanders istunstreitig sein Zug zu der Oase des Ammon, wo er sich von den Priestern alsder Sohn des Gottes begren lie. Droysen schildert dieses Ereignis inanschaulicher und eindringlicher Art. Die Frage drngt sich auf, wasAlexander bei dem gyptischen Gott gewollt, welche Absichten er mit seinerErklrung zum Gottessohn verfolgt hat. Droysen meint, der Knig habegewollt, da ihn in das Innere des Morgenlandes eine geheimere Weihe, einehhere Verheiung begleiten sollte, in der die Vlker ihn als den zumKnig der Knige, zum Herrn von Aufgang bis Niedergang Erkorenen erkennensollten. Aber tatschlich hat wohl Alexander mit jenem mystischen Vorganggar nicht auf die Orientalen, sondern allein auf die Griechen wirkenwollen. Der Gedanke von der Gttlichkeit des Herrschers war den Untertanendes Perserknigs -- auerhalb von gypten -- fremd: den Iraniern, welchesich zur Religion des Zarathustra bekannten, den babylonischen Verehrerndes Marduk und der Istar, den semitischen Dienern ihrer Stammesgottheiten,und all den anderen Vlkern des Ostens wurde der fremde Eroberer wahrlichdeshalb nicht ehrwrdiger oder sympathischer, weil er sich als der Sohn desgyptischen Ammon ausgab. In gypten war freilich die Auffassung zu Hause,da der Pharao der Sohn des groen Sonnengottes sei, und die Priester warengern bereit, auch jedem fremden Herrscher, der es wnschte, dieses Attributzu erteilen. Aber eine solche Anerkennung konnte Alexander in jedembeliebigen gyptischen Heiligtum empfangen; htte er wirklich dem Herzendes gyptischen Volkes nherkommen wollen, dann wrde er sich an einen derfhrenden nationalen Tempel gewandt haben, aber sicher nicht an den Ammonder libyschen Oase, der im gyptischen Kulturleben so gut wie nichtsbedeutete. Indessen, und das bringt uns der Lsung des Rtsels nher, derAmmon von Siwas war -- ber Kyrene -- schon seit dem 5. Jahrhundert inGriechenland bekannt geworden, und sein Orakel erfreute sich dort einergewissen Autoritt, seitdem Delphi aus der Mode gekommen war. Wenn alsoAlexander fr die Hellenen ein Gott sein wollte, dann war das Ammonsorakeldie Stelle, deren Autoritt er sich mit Aussicht auf Erfolg zu bedienenvermochte. Was bedeutete aber die Anerkennung der Gottheit Alexanders durchdie griechischen Gemeinden? Nichts mehr und nichts weniger als einevollkommene Reform der hellenischen Bundesverfassung. Die beschrnktenKompetenzen des Bundesprsidenten, wie sie fr Knig Philipp ausreichendgewesen waren, gengten fr Alexander nicht. Er wnschte, wenn er es frntig hielt, ohne Hindernis in die griechischen Angelegenheiten eingreifenzu knnen, ohne zugleich die Selbstndigkeit der griechischen Republikenganz aufzuheben. Da bot sich der bequeme Ausweg, da der ehemaligeBundesprsident zum Staatsgott der einzelnen Gemeinden wurde: nunmehrmuten seine Erlasse als gttliche Gebote befolgt werden. Was dies in derPraxis zu bedeuten hatte, zeigte sich sofort, als Alexander die Verordnungber die Rckkehr der Verbannten erlie. Dieser Akt, der die Parteikmpfein den griechischen Kleinstaaten formell abschlieen sollte, wre nach denArtikeln des Korinthischen Bundes -- wie auch Droysen treffend hervorhebt-- nicht mglich gewesen. Dagegen konnte der Gott Alexander ohne weitereseine solche Maregel durchfhren.Das Gottknigtum, wie es Alexander begrndete, sollte noch diebedeutsamsten Folgen fr die sptere Entwicklung des Altertums haben. Esblieb die magebende Form, in der sich eine starke monarchische Gewalt mitder republikanischen Selbstndigkeit einer greren Zahl von Stadtstaatenwenigstens einigermaen vereinigen lie. Die hellenistischen Monarchien desOrients waren so organisiert, und das rmische Kaisertum ging dann diegleiche Bahn.Hat Alexander selbst an seine Gttlichkeit geglaubt? Droysen deutet dieMglichkeit an, da der Knig gewisse pantheistische Gedanken von einerEinheit zwischen der Gottheit und den Menschen gehabt hat; Gedanken, indenen sich griechische Philosophie und gyptische Priesterweisheitvereinigten. Aber wenn wir die praktisch-politische Bedeutung des Zuges zumAmmonion in den Vordergrund stellen, in der Art, wie es von den neuerenForschern vor allem Eduard Meyer getan hat, werden wir auch hier wohl eineeinfachere Lsung suchen mssen. ber das wirkliche religise InnenlebenAlexanders lt sich kaum etwas Bestimmtes sagen. Wenn er sich denKinderglauben bewahrt hatte, kann es nur der an die Gtter seinermakedonischen Heimat gewesen sein. Aber daneben konnte er sehr wohlglauben, da er fr die Angehrigen seines Reichs selbst ein Gott sei.Perikles hat einmal in einer berhmten Rede erklrt, da man die Existenzder Gtter erschliee aus der Verehrung, die sie finden, und aus denWohltaten, die sie den Menschen erweisen. In diesem Sinne war auch dergroe Knig, der all den vielen Griechenstdten Frieden, Wohlstand, ja dieExistenz sicherte, ein Gott. Da er Wunder tun, durch seinen Willen dieNaturgesetze aufheben knne, hat Alexander sicher nicht angenommen.Wenn man die Geschichte Alexanders berdenkt, drngt sich unwillkrlichdie Frage auf, ob es wirklich den wahren Interessen desgriechisch-makedonischen Volkes entsprochen hat, da ein hellenischesRiesenreich gegrndet wurde, das sich vom Adriatischen Meere aus bis tiefnach Indien erstreckte. Dieses Problem, an dem man bei der Wrdigung desStaatsmannes Alexander nicht vorbergehen kann, ist von Droysen nichtgestellt worden. Es ist doch bemerkenswert, da der Hellenismus nichts vondem gewaltigen Gebiet behauptet hat, das er damals eroberte. Dasgriechische Volk bewohnt heute im groen und ganzen denselben Raum, wiezur Zeit Philipps von Makedonien. Damit vergleiche man dieDauerhaftigkeit, welche die Eroberungen des Romanismus gehabt haben, wiesich aus dem rmischen Kaiserreich heraus die lateinischen NationenWesteuropas entwickeln, wie selbst ein so spt und oberflchlichromanisiertes Land wie Dakien seinen lateinischen Charakter bis auf denheutigen Tag behauptete. Der Unterschied erklrt sich daraus, da Rom inweitem Umfang buerliche Kolonisten ansetzte, whrend die Griechen imOrient im wesentlichen nur in die Stdte gingen, sowie als Offiziere undBeamte die herrschende Oberschicht bildeten. Daher fegte der erste beste,politische Mierfolg die hellenische Kolonisation wieder weg, whrend derromanische, mit dem Boden verwachsene Bauer, sich nicht mehr verdrngenlie. Aber warum haben die Rmer so grndlich kolonisiert und die Griechender hellenistischen Zeit so oberflchlich?Aus dem einfachen Grund, da Griechenland gar nicht so viele Menschen brighatte, um nach dem rmischen System zu kolonisieren. Das rmische Italienhatte zudem beschrnktere Aufgaben zu lsen, erst sog es die Lombardei undVenetien auf, dann wurden Spanien und Sdfrankreich lateinisch gemacht,und allmhlich drang das Rmertum weiter vor. Das griechische Volk dagegengewann mit einem Schlage ein Riesenreich, dessen Hellenisierung so gut wieunmglich war. Da schon Knig Philipp den Eroberungskrieg in Asien geplanthat, steht fest. Aber es bleibt doch sehr zweifelhaft, ob er -- der grteStaatsmann, den das griechische Volk hervorgebracht hat -- bis nach Indienund Turkestan gegangen wre. Kleinasien htte sicher auch Philipp fr dasGriechentum erobern wollen; vielleicht htte er auch die Perser vomMittelmeer verdrngt, indem er in irgendeiner Form Syrien und gypten unterseine Autoritt brachte: den Zug ber den Euphrat mchte man ihm nichtzutrauen. In Kleinasien waren die Ksten bereits griechisch, und auch dieEingeborenen, wie die Karer, Lyder und Lykier, waren auf dem besten Wegesich zu hellenisieren. Wre es mglich gewesen, all die hellenischenVolkssplitter, die sich unter und nach Alexander im ganzen Orientzerstreuten, in Kleinasien zu vereinigen, so wre dieses Land in wenigenGenerationen vollkommen griechisch geworden. Aber daneben hatte dasgriechische Volk noch eine andere Aufgabe, deren Lsung freilich nicht soglanzvoll war wie die Eroberung des Ostens: das wre die Gewinnung undBesiedlung des Rumpfes der Balkanhalbinsel gewesen. Hier wie berall hatteKnig Philipp das Richtige erkannt und dessen Durchfhrung angebahnt. Dasvon ihm gegrndete Philippopolis trgt noch heute seinen Namen und zeugtvon der Absicht des Makedonen, das griechische Volks- und Sprachgebiet biszum Balkangebirge auszudehnen. Es ist geradezu das Verhngnis der Griechengeworden, da an dieser Aufgabe nicht weiter gearbeitet worden ist. DieWeltgeschichte htte eine andere Wendung genommen, wenn etwa dieBalkanhalbinsel -- nebst dem westlichen Kleinasien -- ein einheitlichesNationalgebiet geworden wre, in der Art, wie sich das zuerst sovielsprachige Italien unter dem rmischen Einflu umgewandelt hat. Ebendadurch, da Alexander, die gerade damals vorhandene militrischeberlegenheit Makedoniens voll ausnutzend, das griechische Weltreichgrndete, hat er seinem Volke den Weg zur wirklichen nationalen Gredauernd verbaut[1]. [1] Es wird fr die Leser dieses Buches von Interesse sein, da whrend des Weltkrieges deutscher Forschung im fernen Asien eine nicht unwichtige Bereicherung unserer Kenntnis der Alexander-Zeit gelungen ist: Die Expedition Hentig, die 1915 in Afghanistan weilte, hat -- wie krzlich mitgeteilt wurde -- die Lage der von Alexander in diesem Lande gegrndeten Griechenstdte zum ersten Male einwandfrei festgestellt.Diese Betrachtungen sollen weiter nichts darstellen als eine kleineErgnzung zu Droysens trefflichem Werke, das hoffentlich auch in dieserAusgabe der Wissenschaft und der Geschichte des Altertums neue Freundewerben wird. Berlin. Arthur Rosenberg. Erstes Buch +Tade men leusseis, phaidim' Achilleu+ Erstes Kapitel Die Aufgabe -- Der Gang der griechischen Entwicklung -- Knig Philipp und dessen Politik -- Der Korinthische Bund von 338 -- Das Perserreich bis DariusIII.Der Name Alexander bezeichnet das Ende einer Weltepoche, den Anfang einerneuen.Die zweihundertjhrigen Kmpfe der Hellenen mit den Persern, das erstegroe Ringen des Abendlandes mit dem Morgenlande, von dem die Geschichtewei, schliet Alexander mit der Vernichtung des Perserreiches, mit derEroberung bis zur afrikanischen Wste und ber den Jaxartes, den Indushinaus, mit der Verbreitung griechischer Herrschaft und Bildung ber dieVlker ausgelebter Kulturen, mit dem Anfang des Hellenismus.Die Geschichte kennt kein zweites Ereignis so erstaunlicher Art; nie vorherund nachher hat ein so kleines Volk so rasch und vllig die bermacht einesso riesenhaften Reiches niederzuwerfen und an Stelle des zertrmmertenBaues neue Formen des Staaten- und Vlkerlebens zu begrnden vermocht.Woher hat die kleine Griechenwelt die Khnheit zu solchem Wagnis, die Kraftzu solchen Siegen, die Mittel zu solchen Folgewirkungen? Woher erliegt dasKnigtum der Perser, das so viele Reiche und Lande zu erobern und zweiJahrhunderte lang zu beherrschen vermocht, das soeben noch zweiMenschenalter hindurch die Hellenen der asiatischen Kste zu Untertanengehabt, ber die der Inseln und des Mutterlandes die Rolle desSchiedsrichters gespielt hat, dem ersten Sto des Makedonen?Einen Teil der Erklrung gibt der in aller Richtung vllige Gegensatzzwischen beiden Gestaltungen, der, geographisch vorgebildet, in dergeschichtlichen Entwicklung fort und fort gesteigert, zur letztenEntscheidung gereift war, als Alexander gegen Darius auszog.Den alten Kulturvlkern Asiens gegenber sind die Hellenen ein junges Volk;erst allmhlich haben sich sprachverwandte Stmme in diesem Namenzusammengefunden; das glckliche Schaffen einer nationalen, das vergeblicheSuchen einer politischen Einheit ist ihre Geschichte.Bis zu der Zeit, wo jener Name Geltung gewann, wissen sie von ihrer Vorzeitnur Unsicheres, Sagenhaftes. Sie glauben Autochthonen in dergebirgsreichen, buchtenreichen Halbinsel zu sein, die sich vom Skardos undden Axiosquellen sdwrts bis zum Tnaron erstreckt. Sie gedenken einesKnigs Pelasgos, der in Argos geherrscht, dessen Reich auch Dodona undThessalien, auch die Abhnge des Pindos, Ponien, alles Land bis zumhellen Wasser des Strymon umfat habe; ganz Hellas, sagen sie, hat einstPelasgia geheien.Die Stmme des Nordens blieben in ihren Bergen und Tlern, bei ihremBauern- und Hirtenleben, in altertmlicher Frmmigkeit, die die Gtter nochohne besondere Namen nur Mchte nannte, weil sie alles machen, und diein dem Wechsel von Licht und Dunkel, von Leben und Tod, in den Vorgngender Natur Zeugnisse und Beispiel von deren strengem Walten erkannte.Andere Stmme fhrte die Not daheim oder Wanderlust hinab an das nahe Meerund ber das Meer, mit Krieg und Seeraub Gewinn zu suchen oder mit Wagnisund Gewalt sich eine neue Heimat zu grnden. Da war denn der persnlichenKraft alles anheimgegeben und die volle entschlossene Selbstndigkeit dieBedingung erfolgreichen Tuns und sicheren Gewinnes; ihnen verwandelte sichdas Bild der Gottheit; fr sie waren und galten statt der stillen in derNatur lebenden und wirkenden Gtter solche Mchte, wie sie nun ihr Lebenbewegten und erfllten, Mchte des energischen Wollens, des entschlossenenHandelns, der gewaltigen Hand. Wie uerlich, so innerlich verwandelten siesich; sie wurden Hellenen. Die einen begngten sich von den Bergen in dieEbenen Thessaliens, Boiotiens, den Peloponnes hinabzusteigen und da zubleiben; andere lockte das gische Meer mit seinen schnen Inseln, dieKste in dessen Osten mit ihren weiten Fruchtebenen, hinter denen die Bergezum inneren Hochland Kleinasiens aufsteigen; und die schwellende Bewegungmachte immer neue Scharen lose ihnen zu folgen.Wenn daheim, wo Knige, mit ihren Hetairen, ihren Kriegsgesellen, indie nchstgelegenen Tler oder Ebenen wandernd, die Alteingesessenenausgetrieben oder untertnig gemacht hatten, sich ein Herrentum derHetairen entwickelte, das bald genug auch das Knigtum, mit dem siebegonnen, beseitigte oder bis auf den Namen beschrnkte, um in strengerGeschlossenheit und Stetigkeit die Adelsherrschaft zu sichern, -- sosuchten und fanden die Ausgetriebenen und Hinausgezogenen, um sich in derFremde und unter Fremden fester zu begrnden und rhriger auszubreiten,bald um so freiere Formen und um so raschere, dreistere Spannung desLebens; sie eilten der Heimat weit voraus an Reichtum, Lebenslust undheiterer Kunst.Die Gesnge der Homeriden sind das Vermchtnis dieser bewegten Zeit, dieserVlkerwanderungen, mit denen die Hellenen in dem engen und doch so reichenKreise der alten und neuen Heimat die Anfangsgrnde ihres geschichtlichenLebens lernten.Dies Meer mit seinen Inseln, seinen Ksten ringsum war nun ihre Welt.Gebirge umziehen sie von der Nhe des Hellesponts bis zum Isthmus, von dabis zum tnarischen Vorgebirge; selbst durch das Meer hin bezeichnenKythera, Kreta, Rhodos die Umschlieung, die auf der karischen Kste sichin mchtigeren Gebirgsformen erneut und in reichen Flutlern, Fruchtebenenund Berghngen zum Meere sich absenkend bis zum schneereichen Ida und demHellespont hinzieht.Jahrhunderte hat sich das hellenische Leben in diesem geschlossenen Kreisebewegt, wundervoll namentlich bei denen, die sich in dem ionischen Namengeeint fhlen, erblhend. Wer sie da sieht, sagt der blinde Snger vonChios von der Festfeier der Ionier auf Delos, die stattlichen Mnner, dieschngegrteten Frauen, ihre eiligen Schiffe, ihre unendliche Habe, dermchte meinen, da sie frei seien von Alter und Tod. In immer neuenAussendungen von ihnen, bald auch von den anderen Stmmen auf den Kstenund Inseln wie daheim, erblhten neue Hellenenstdte an der Propontis, imPontos bis zur Mndung des Tanais und am Fu des Kaukasus; es entstand inSizilien und Sditalien ein neues Hellas; Hellenen besiedelten dieafrikanische Kste an der Syrte; an den Gestaden der Seealpen bis zu denPyrenen erwuchsen hellenische Pflanzstdte. So nach allen Seiten, soweitsie mit ihren geschwinden Schiffen gelangen konnten, griffen diese Hellenenhinaus, als gehre ihnen die Welt, berall in kleinen Gemeinwesengeschlossen, geschickt, mit den Umwohnern, von welcher Sprache und Art siesein mochten, fertig zu werden und sich, was sie da nach ihrem Sinn fanden,anzueignen und anzuhneln, in bunter Verschiedenartigkeit der Dialekte,Kulte, Betriebsamkeit je nach Ort und Art ihrer Stadt, in steter Rivalittder einen gegen die anderen, der Ausgezogenen gegen ihre Mutterstdte, unddoch, wenn sie zu den olympischen Festen von nah und fern zusammenstrmten,alle in denselben Wettkmpfen um den Preis ringend, an denselben Altrenopfernd, an denselben Gesngen sich entzckend.Gesngen, die ihnen in zahllosen Mythen und Sagen, in den Abenteuern undWanderzgen und Kmpfen ihrer Vter das Bild ihrer selbst gaben, vor allendie schnsten und ihnen die liebsten die von den Zgen nach dem Osten.Immer wieder richtet sich mit ihnen ihr Sinn morgenwrts. Aus demMorgenlande entfhrt Zeus die sidonische Knigstochter und nennt Europanach ihrem Namen. Nach dem Morgenlande flchtet Io, den hellenischen Gottzu umarmen, den ihr in der Heimat Heras Eifersucht versagt. Auf dem Widdermit goldenem Vlie will Helle nach dem Osten flchten, um dort Frieden zufinden; aber sie versinkt in das Meer, ehe sie das nahe jenseitige Ufererreicht. Dann ziehen die Argonauten aus, das goldene Vlie aus dem Waldevon Kolchis heimzuholen; das ist die erste groe Heldenfahrt nach demMorgenlande, aber mit den Helden zurck kommt Medea, die Zauberin, die Haund Blutschuld in die Knigshuser von Hellas bringt, bis sie, miehrt undverstoen von dem Heros Athens, zurckflchtet in die medische Heimat.Dem Argonautenzuge folgte ein zweiter Heldenkampf, der heimatliche Krieggegen Theben, das traurige Vorbild des Hasses und der Bruderkmpfe, dieHellas zerrtten sollten. In verhngnisvoller Verblendung hat Laios gegendas Orakel des Gottes einen Sohn gezeugt, hat dipus, ber seine Eltern undsein Vaterland in Zweifel, den Gott gefragt; er kehrt, die Fremde suchend,zur Heimat zurck, erschlgt den Vater, zeugt mit der Mutter, herrscht inder Stadt, der besser das Rtsel der mnnermordenden Sphinx nie gelstwre. Als er endlich seiner Schuld inne wird, zerstrt er das Licht seinersehenden Augen, verflucht sich, sein Geschlecht, seine Stadt; und dasGeschick eilt seinen Fluch zu erfllen, bis der Bruder den Brudererschlagen hat, bis die Epigonen den Tod ihrer Vter gercht haben, bis einTrmmerhaufe die Sttte drei- und vierfacher Blutschuld deckt.So in Frevel und Blutschuld eilt die Zeit der Heroen ihrem Ende zu. DieFrstenshne, die um die schne Helena geworben haben, sitzen daheim beiWeib und Kind, kmpfen nicht mehr gegen Riesen und Frevel. Da rufen dieHerolde Agamemnons zum Heereszuge gen Osten, nach dem Schwur, den einst dieFreier getan; denn der troische Knigssohn, den Menelaos gastlich in seinenPalast aufgenommen, hat ihm seine Gemahlin, die vielumworbene, entfhrt.Von Aulis ziehen die Frsten Griechenlands gen Asien, mit den Frsten ihreHetren und ihre Vlker. Jahrelang kmpfen und dulden sie; der herrlicheAchill sieht seinen Patroklos fallen und rastet nicht, bis er Hektor, derihn gettet, erschlagen und um die Mauern Trojas geschleift hat; danntrifft ihn selbst der Pfeil des Paris, und nun, wie der Gott es verkndet,ist der Fall Trojas nahe. In furchtbarem Untergang bt die Stadt denFrevel des Gastrechtschnders. Die Ausgezogenen haben erreicht, was siegewollt; aber die Heimat ist fr sie verloren; die einen sterben in denFluten des emprten Meeres, andere werden in die Lnder ferner Barbarenverschlagen, andere erliegen der blutigen Tcke, die am heimatlichen Herdeihrer harrt. Die Zeit der Heroen ist zu Ende und es beginnt die Alltagsweltwie nun die Menschen sind.So die Sagen, die Mahnungen und Ahnungen aus alten Zeiten. Und als dieGesnge der Homeriden vor anderen neuen Sangesweisen verstummten, begannensie sich zu erfllen.Nie bisher hatten die Hellenen mit mchtigen Feinden sich zu messen gehabt.Jede Stadt an ihrem Teil hatte der Gefahr, die ihr etwa kam, sich zuerwehren oder ihr geschickt auszuweichen vermocht. Sie waren wohl nachSprache und Sitte, zu Gottesfeier und Festspielen wie _ein_ Volk, aberpolitisch zahllose Stdte und Staaten nebeneinander, ungeeint; nur da dasdorische Herrentum in Sparta, wie es sich die alten Bewohner desEurotastales unterworfen, so auch die nchstgelegenen Grenzlandschaften vonArgos, von Arkadien erobert, die Dorer Messeniens zu Heloten gemacht,endlich die meisten Stdte in dem Peloponnes zu einer Bundesgenossenschaftgeeinigt hatte, in der jede Stadt ein Herrentum dem der Spartanerstadtanalog bewahrte oder erneute. Den Peloponnes beherrschend, der schonbeginnenden Bewegung der untertnigen unteren Massen feind, mit dem Ruhm,vielerorten die Tyrannis, die da und dort aus jener beginnenden Bewegungerwachsen war, gebrochen zu haben, galt Sparta fr die Hterin echthellenischer Art und fr die leitende Macht in der hellenischen Welt.Um diese Zeit begann den weit und weiter hinaus schwellenden Kreisen derGriechenwelt eine Gegenstrmung bedenklicher Art. Die Karthager gingen andie Syrte vor, die Kyrenaiker zu hemmen; sie besetzten Sardinien, sievereinten sich mit den Etruskern, die Phokier aus Korsika zu verdrngen.Die Stdte Ioniens, ungeeint, fast jede durch inneren Hader geschwcht,vermochten sich nicht mehr des lydischen Knigs zu erwehren; einzelnschlossen sie mit ihm Vertrge, zahlten ihm fr die halbe Freiheit, die erihnen lie, Tribut. Schon erhob sich im fernen Osten Kyros mit seinemPerservolk, brachte das Knigtum Mediens an sich, begrndete die Macht derMeder und Perser; ihre Heere siegten am Halys, drangen nach Sardes vor,brachen das Lyderreich. Umsonst wandten sich die Hellenenstdte AsiensHilfe bittend an Sparta; sie versuchten Widerstand gegen die Perser, einenach der anderen wurden sie unterworfen; auch die nchstgelegenen Inselnergaben sich. Sie alle muten Tribut zahlen, Heeresfolge leisten; in denmeisten erhob sich unter dem Zutun des Groknigs eine neue Art vonTyrannis, die der Fremdherrschaft; in anderen erneuten die Vornehmen unterpersischem Schutz ihre Gewalt ber den Demos; sie wetteiferten inDienstbeflissenheit; 600 hellenische Schiffe folgten dem Groknige zumZuge gegen die Skythen, mit dem auch die Nordseite der Propontis und dieKsten bis zum Strymon persisch wurden.Wie tief waren diese einst stolzen und glcklichen Ionierstdte gebeugt.Nicht lange ertrugen sie es; sie emprten sich, nur von Eretria und Athenmit Schiffen untersttzt, die bald heimkehrten. Der Zug der Ionier nachSardes milang; zu Land und See rckte die Reichsmacht Persiens heran; esfolgte die Niederlage in der Bucht von Milet, die Zerstrung dieser Stadt,die furchtbarste Zchtigung der Emprer, die vllige Verknechtung.Das schnste Drittel des Griechentums war zerbrochen, durch Deportation,durch endloses Flchten entvlkert. Die phnikischen Flotten des Groknigsbeherrschten das gische Meer. Schon begannen die Karthager von derWestspitze Siziliens, die sie behauptet hatten, vorzudringen; die HellenenItaliens lieen es geschehen, mit eigenem Hader vollauf beschftigt; es warder Kampf zwischen Sybaris und Kroton entbrannt, der mit dem Untergang vonSybaris endete, whrend die Etrusker nach Sden vordringend schon auchKampanien erobert hatten; die Kraft des italischen Griechentums begann zuerlahmen.Man sah in der hellenischen Welt wohl, wo der Fehler lag. In der Zeit desKampfes gegen den Lyderknig hatte Thales gemahnt, alle Stdte Ioniens zu_einem_ Staat zu einigen, in der Art, da jede Stadt fortan nur eineGemeinde in diesem Staat sein sollte. Und als die persische Eroberungbegann, empfahl Bias von Priene allen Ioniern, gemeinsam auszuwandern undim fernen Westen sich ansiedelnd auszufhren, was Thales geraten hatte.Aber die ganze bisherige Entwicklung der hellenischen Welt, ihre eigensteStrke und Blte war bedingt gewesen durch die vllig freie Bewegung undBeweglichkeit, nach allen Seiten hin sich auszudehnen, immer neue Sprossenzu treiben, durch diesen unendlich lebensvollen Partikularismus der kleinenund kleinsten Gemeinwesen, der, ebenso sprde und selbstgefllig, wie immernur auf das Nchste und Eigenste gewandt, sich nun als die grte Gefahr,als das rechte panhellenische Unheil erwies.Nicht auf den Wegen Spartas lag es, die rettende Macht Griechenlands zuwerden. Und zu wie wirksamen Gestaltungen sich aus der beginnenden freierenBewegung des Demos die Tyrannis da und dort erhoben hatte, auf Gewalt gegenden Herrenstand und Gunst der Massen gegrndet, war sie immer wiederzusammengesunken.Nur an einer Stelle, in Athen, folgte ihrem Sturz statt der Wiederkehr desHerrentums, wie sie Sparta erwartet und betrieben hatte, eine khne,freiheitliche Reform, eine Verfassung mit gleichem Recht fr alle, mitnur kommunaler Selbstndigkeit der Ortsgemeinden innerhalb des attischenStaates, damit eine innere Kraftentwicklung, die kaum begonnen, demvereinten Angriff der Herrenstaaten rings umher, den Sparta leitete, dieStirn zu bieten vermochte. Selbst den Tyrannen nach Athen zurckzufhrenwar nun Sparta bereit; da die anderen Peloponnesier es versagten, setztenwenigstens die gineten, die in Athen einen Rivalen zur See frchteten, denKampf fort. Ihrer strkeren Flotte sich zu erwehren, mute Athen die denIoniern zu Hilfe gesandten Schiffe heimrufen; und um dieser Hilfe willenhatte es, als Milet gefallen war, die Rache des Groknigs zu erwarten.Schon zog dessen Landheer und Flotte vom Hellespont her die Kste entlang,die Griechenstdte dort, die Thraker des Binnenlandes, den makedonischenKnig unterwerfend. Die Edlen Thessaliens suchten die persischeFreundschaft, die herrschenden Dynastenfamilien in Boiotien, vollErbitterung gegen Athen, nicht minder. Des Knigs Herolde durchzogen dieInseln und Stdte, Erde und Wasser zu fordern; die nach Athen gesandtenwurden vom Felsen gestrzt. Da Sparta desgleichen tat, gab beiden, diesoeben noch widereinander gestanden, einen gemeinsamen Feind. Aber als diePerser nach Euba kamen, Eretria zerstrten, auf der attischen Kste beiMarathon landeten, zgerte Sparta, dem Hilferuf Athens zu folgen. Von allenHellenen nur die Plataier fochten an der Seite der Athener; der Tag vonMarathon rettete Athen und Hellas.Es war nur eine erste Abwehr. Athen mute auf neue, schwerere Gefahr gefatsein. Ihr zu begegnen wies Themistokles die Wege, an Khnheit der Gedankenund Tatkraft sie auszufhren der grte Staatsmann, den Athen gehabt hat.Vor allem, nicht zum zweiten Male durften die Barbaren von der See herAttika pltzlich berfallen knnen; auch fr Sparta und die Peloponnesierhing Wohl und Wehe daran, der feindlichen bermacht den nheren Weg zur Seezu verlegen. Die Seestaaten von Hellas, gina, Korinth, Athen besaen nichtsoviel Kriegsschiffe, wie die asiatischen Hellenen allein zur Perserflottestellten. Nach Themistokles' Antrag -- das Silber der laurischen Bergwerkebot die Mittel dazu -- wurde die Flotte Athens verdreifacht, im Pirus einfester Kriegshafen geschaffen, bald die langen Mauern gebaut, die Stadt undden Hafen zusammenzuschlieen. Da fr die Flotte die Masse rmerer Brger,die nicht zum Hoplitendienst pflichtigen, als Ruderer mit zu der Pflichtund Ehre des Dienstes herangezogen wurden, steigerte den demokratischen Zugin der Verfassung und gab demselben zugleich die Disziplin des strengerenDienstes auf der Flotte.Ein Zweites ergab sich mit dem Heranziehen der ungeheuren Heeresmacht desGroknigs. Da zugleich die Karthager in Sizilien losbrachen, mute dieGriechenwelt erkennen lassen, in welchem Umfange sie bedroht sei. Aberallerorten war in ihr Hader und Ha und Nachbarfehde, die Zersplitterungund Zerrttung des eigensinnigsten Kleinlebens. Nur da die Tyrannen vonSyrakus und Akragas sich verbndeten und die ganze Streitkraft deshellenischen Siziliens vereinigten, gab dort Hoffnung dem punischen Angriffzu widerstehen. Wie gleiche Einigung in Hellas schaffen? Auf Themistokles'Rat unterordnete sich Athen der Hegemonie Spartas; Sparta und Athen ludenalle hellenischen Stdte zu einem Waffenbunde ein, dessen Bundesrat inKorinth tagen sollte. Solcher Bund htte nur die Hinzugetretenen bindenknnen; es galt den khnsten Schritt zu tun, aus der nationalenGemeinschaft, die bisher nur in der Sprache, dem Gtterkult, dem geistigenLeben bestanden hatte, ein politisches Prinzip zu machen, so eineEidgenossenschaft aller Hellenen wenigstens fr den Kampf gegen dieBarbaren zu schaffen. Das Synedrion in Korinth verfuhr und verfgte indiesem Sinne; es beschlo, da alle Fehde zwischen griechischen Stdtenruhen solle, bis die Barbaren besiegt seien; es erklrte fr Hochverrat,den Persern mit Wort oder Tat Dienste zu leisten; und welche Stadt sich denPersern ergebe, ohne bezwungen zu sein, sollte dem delphischen Gott geweihtund gezehntet werden, wenn der Sieg errungen sei.Der Tag von Salamis rettete Hellas, der Sieg an der Himera Sizilien. Aberdem hellenischen Bunde waren daheim nur die meisten Stdte des Peloponnes,von denen in Mittel- und Nordgriechenland auer Athen nur Thespi, Plat,Potida beigetreten. Mit den Schlachten bei Plat und Mykale wurde dasLand bis ber den Olymp hinaus, wurden die Inseln und die ionische Kste,in den nchsten Jahren auch der Hellespont und Byzanz befreit. In derselbenZeit schlug der Tyrann von Syrakus mit den Kymern vereint die Etrusker inder Bucht von Neapel; die Tarentiner, die von den Japygern eine schwereNiederlage erlitten hatten, in neuen Kmpfen siegreich, wurden Herren desAdriatischen Meeres.Aber weder die italischen und sizilischen Hellenen schlossen sich dem Bundean, der auf dem Isthmus gegrndet war, noch erzwang dieser selbst, unterder schlaffen und mitrauischen Hegemonie Spartas, in Boiotien, imSpercheioslande, in Thessalien den Beitritt. Den Athenern, die bei Salamismehr Schiffe als die brigen zusammengestellt, die die Befreiung der Inselnund Ioniens von Sparta ertrotzt hatten, boten die Befreiten die Hegemonieder gemeinsamen Seemacht an, und Sparta lie geschehen, was es nichthindern konnte; es entstand ein Bund im Bunde.Schon war Themistokles, in dem die Spartaner ihren gefhrlichsten Feindsahen, seinen Gegnern in Athen erlegen, derjenigen Partei, die in dem Bundemit Sparta zugleich einen Halt gegen die schwellende demokratische Bewegungdaheim sah und erhalten wollte. Vielleicht htte er dem Seebunde, den Athenschlo, eine andere, festere Gestalt gegeben; die Staatsmnner, die ihnordneten, begngten sich mit loseren Formen, mit dem gleichen Recht derStaaten, die er umschlo, mit der Schonung ihres Partikularismus. Nur zubald zeigten sich die Schden der so geformten Union; die Notwendigkeit,zur Bundespflicht zu zwingen, Versumnis, Widersetzlichkeit, Abfall zustrafen, lie die nur fhrende Stadt zur herrschenden und herrischen, diefreien Bndner zu Untertanen werden, die selbst der Jurisdiktion desattischen Demos unterworfen waren.Herrin des Seebundes zum Schutz des Meeres und zum Kampf gegen dieBarbaren, hatte Athen die Inseln des gischen Meeres, die hellenischenStdte auf dessen Nordseite bis Byzanz, die Kste Asiens vom Eingang in denPontus bis Phaselis am Pamphylischen Meer inne, eine Macht, unter derenbelebenden Impulsen der hellenische Handel und Wohlstand, nun weithingeschtzt, sich von neuem erhob, Athen selbst in allen Richtungen desgeistigen Lebens khn und schpferisch voranschreitend der Mittelpunkteiner im vollsten Sinn panhellenischen Bildung wurde.Mochte Sparta noch den Namen der Hegemonie haben, es sah seine Bedeutungtief und tiefer sinken; es begann unter der Hand die Mistimmung bei denBndnern Athens zu nhren, whrend schon Argos, Megara, die Acher, selbstMantinea, sich mit Athen verbanden. Da dann die helotisch verknechtetenMessenier sich emprten, und die Spartaner, auerstande sie zu bewltigen,die Bundeshilfe Athens forderten, da Athen sie ihnen gewhrte, und sie,ehe der Kampf beendet war, Tcke und Verrat frchtend, wieder heimsandten,fhrte zu der verhngnisvollen Entscheidung. Das attische Volk wandte sichvon denen ab, die den Hilfezug geraten, gab, ihren Einflu fr immer zubeseitigen, den demokratischen Institutionen des Staates einedurchgreifende Steigerung, kndigte den hellenischen Bund und damit diespartanische Hegemonie auf, beschlo zu allen hellenischen Stdten, dienicht schon im Seebund waren, zu senden, sie zum Abschlu einer neuen undallgemeinen Einigung aufzufordern.Der Bruch war unheilbar. Es begann ein Kampf heftigster Art, nicht blo inden hellenischen Landen: gypten war unter einem Nachkommen der altenPharaonen von dem Groknige abgefallen, rief die Hilfe Athens an; einselbstndiges gypten htte dauernd die Flanke der persischen Machtbedroht, die syrischen Ksten, Cypern, Kilikien htten sich in gleicherWeise losgerissen; Athen sandte eine Flotte nach dem Nil.Das khnste Wagnis attischer Politik milang. gypten erlag den Persern,nach schweren Verlusten dort, nach blutigen, nicht immer siegreichenKmpfen an den heimischen Grenzen schlo Athen, um die Scharte gegen dieBarbaren auszuwetzen, mit den Spartanern Frieden, opfernd, was es ihremBunde auf dem Festlande entzogen hatte.Da Athen innehielt, vershnte Sparta so wenig wie die Herrenstaaten undden Partikularismus. Da Athen um so fester die Zgel seinerBundesherrschaft anzog, steigerte die Erbitterung der Beherrschten, dieschon an den Spartanern, an dem Perserknig sicheren Rckhalt zu findenhoffen durften. Da Perikles trotzdem und trotz der breiten Macht und demgefllten Schatz Athens nur mit der berlegenheit weiser Migung und desstreng innegehaltenen Vertragsrechtes den Frieden und mit ihm die attischeSeeherrschaft, diese durchaus nur in dem Umfange, den sie einmal hatte, zuerhalten gedachte, lie Athen nach auen hin die Initiative verlieren undim Innern die Opposition derer erstarken, die nur in weiterer Steigerungder Demokratie, in ihrer vlligen Durchfhrung auch bei den Bndnern, inAusdehnung der Herrschaft ber die pontischen, die sizilisch-italischenGriechenstdte die Mglichkeit sahen, der dreifachen Gefahr, welche dieattische Macht bedrohte, zu begegnen: der Rivalitt Spartas und derHerrenstaaten, dem lauernden Ha der Perser, dem Abfall der Bndner.Das sind die Elemente des furchtbaren Krieges, der die hellenische Weltdreiig Jahre lang durchtoben und bis in die Fundamente zerrtten, in demdie in Athen und unter dem Schutze Athens gereifte Flle von Wohlstand,Bildung und edler Kunst, die damit sich verbreitende Fassung des ethischenWesens sich tief und tiefer zersetzen sollte.Es gab in diesem Kriege einen Moment -- Alkibiades und die sizilischeExpedition bezeichnen ihn --, wo der Sieg der attischen Macht, dieErweiterung derselben auch ber die westlichen Meere gewi schien; dieKarthager waren in hchster Sorge, da die Attiker gegen ihre Stadtheranziehen wrden. Aber der geniale Leichtsinn dessen, der auf seinemGoldschilde den blitzschleudernden Eros fhrte, gab der Intrige seineroligarchischen und demokratischen Gegner daheim die Gelegenheit, ihn, derallein das begonnene Unternehmen htte hinausfhren knnen, zu strzen. Erging zu den Spartanern, er wies ihnen die Wege, wie Athen zu bewltigensei, er gewann ihnen die Satrapen Kleinasiens und das Gold des Groknigs,freilich gegen die Anerkennung Spartas, da dem Groknige wieder gehrensolle, was ihm ehedem gehrt habe.In ungeheuren Wechseln raste der Krieg weiter; mit persischem Gold bezahlt,erschien auch die Flotte Siziliens, sich mit der Spartas, Korinths, derabgefallenen Bndner Athens zu vereinigen. Unvergleichlich, wie dasattische Volk da gekmpft, mit immer neuer Spannkraft seinzusammenbrechendes Staatswesen zu retten versucht, wie es bis auf denletzten Mann und einen letzten goldenen Kranz im Schatz den Kampffortgesetzt hat. Nach dem letzten Siege, den es errang, dem bei denArginusen, ist Athen den Parteien im Innern, dem Verrat seiner Feldherren,dem Hunger erlegen; der Spartaner Lysandros brach die langen Mauern,bergab Athen der Herrschaft der Dreiig.Nicht blo die Macht Athens war zertrmmert. In diesem langen undfurchtbaren Kriege hatte sich das Wesen des attischen Demos verwandelt. Vonden einst glcklichen Elementen seiner Mischung waren die stetigen dahin;es war mit der Entfesselung aller demokratischen Leidenschaft diezersetzende Aufklrung bermchtig geworden, die ihm die Oligarchen erzogenhatte, welche in jener Verfassung der Dreiig unumschrnkt das erschpfteVolk zu knechten unternahmen, unter ihnen die entarteten Reste der altengroen Familien, die der Krieg gelichtet hatte. Noch grndlicher war in demalten hoplitischen Bauernstande aufgerumt, den die feindlichenEinlagerungen auf dem attischen Gebiet erst Jahr fr Jahr, dann fr Jahrelang in die Stadt getrieben hatten, wo er, ohne seine Arbeit, verarmend,mit in den Strudel des stdtischen Lebens gezogen, Pbel wurde. Wenn dannnach Jahr und Tag die Landflchtigen ihre Rckkehr erzwangen, die Dreiigvon dannen jagten, die Demokratie herstellten -- es war nur der NameAthens, der Name der solonischen Verfassung, der hergestellt wurde; alleswar verarmt, armselig, ohne Kraft und Schwung; und da man mit doppelteiferschtiger Frsorge die Machtbefugnisse der mter minderte, dem Einfluhervorragender Persnlichkeiten mglichst vorbeugte, neue Formen fand, dieirgend mgliche Beschrnkung der demokratischen Freiheit unmglich zumachen, fixierte diese bedenklichste Form des Staatswesens in derbedenklichsten Phase ihrer Schwankungen, in der der Ernchterung nach demRausch.Mit dem Ruf der Befreiung hatte Sparta dreiig Jahre vorher allen Ha, alleFurcht und Migunst gegen Athen, allen Partikularismus um sich vereint. Nunhatte es den vollsten Sieg; Sparta war das Entzcken des nun berallwiederkehrenden Herrentums und Lysandros ihr Held, ja ihr Gott; ihm wurdenAltre errichtet und Festdienste gestiftet. Das alte Recht Spartas auf dieHegemonie schien nun endlich das Griechentum zu vereinigen.Aber es war nicht mehr die alte Spartanerstadt; da die Brger ohneEigentum, in strenger Ordnung und Unterordnung, ganz Soldat seien, warendie ersten Forderungen der vielbewunderten lykurgischen Verfassung gewesen;jetzt mit dem Siege schwand der Nimbus, in dem man Sparta zu sehen sichgewhnt hatte; jetzt zeigte sich, wie Habgier, Genugier, jede Art vonEntartung, wie Geistesarmut neben Herrschsucht, Brutalitt neben Heimtckeund Heuchelei da heimisch sei. Stetig sank die Zahl der Spartiaten, in demnchstfolgenden Zeitalter gab es deren nur noch tausend statt der neun-oder zehntausend in den Zeiten der Perserkriege. Die daheim zu starremGehorsam und uerer Zucht Gewhnten herrschten nun als Harmosten um sowillkrlicher und gewaltsamer in den Stdten von Hellas, berall bemht,die gleiche oligarchische Ordnung durchzufhren, zu der sich in Spartaselbst die alte vielbewunderte Aristokratie verwandelt hatte; berall derenEinfhrung, Austreibung der besiegten Partei, Konfiskation ihrer Gter; diehellenische Welt von der wogenden Masse politischer Flchtlinge und ihrenEntwrfen und Versuchen gewaltsamer Heimkehr in stetem Gren und Brodeln.Freilich schickte Sparta sofort ein Heer nach Asien, aber fr den EmprerKyros, gegen den Groknig, seinen Bruder, ein Sldnerheer. Und als Kyrosin der Nhe von Babylon gefallen, die 10000 in der Schlacht unbesiegt,unbesiegt auch auf der weiten, kampfreichen Irrfahrt durch die fremde Weltwieder bis ans Meer gelangt und heimgekehrt waren, als des GroknigsSatrapen die hellenischen Stdte Asiens wieder in Besitz nahmen, derenTribute forderten, da lie Sparta den jungen Knig Agesilaos nach Asienziehen, der, als sei es ein Nationalkrieg der Hellenen und er ein zweiterAgamemnon, mit einem feierlichen Opfer in Aulis begann, nur da dieboiotische Behrde das Opfer strte und die Opfernden aus dem Heiligtumtrieb; weder Theben, noch Korinth, noch Athen, noch die anderen Bndnerleisteten die geforderte Bundeshilfe, und die erste Tat des Agesilaos inAsien war, da er mit des Groknigs Satrapen Waffenstillstand schlo.Schon war in den hellenischen Landen die Erbitterung gegen Sparta rger,als sie je gegen Athen gewesen war. Die Thebaner hatten die FlchtlingeAthens untersttzt, ihre Vaterstadt zu befreien; die Korinther hattendulden mssen, da in ihrer Tochterstadt Syrakus, die in schwerstenParteikmpfen krankte, und der zur Ruhe zu helfen sie einen ihrer bestenBrger gesandt hatten, die Partei, welche die Spartaner untersttzten, mitdem Morde des korinthischen Mittelmannes die Tyrannis des Dionysiosgrndete; emprender als alles war, wie die Spartaner, um Elis zum Gehorsamzu zwingen, das Land des Gottesfriedens mit Krieg berzogen, verheerten undin seine Gaue auflsten.Wenn man in der Hofburg zu Susa, eingedenk jenes Griechenzuges fast bisBabylon, mit Sorge dem Anmarsch des Agesilaos entgegengesehen, wenn man dienoch schwerere Gefahr einer neuen Emprung gyptens, mit der sofort Spartain Verbindung trat, erkennen mochte, so bot ein attischer Flchtling,Konon, einer der zehn Strategen der Arginusen, den Plan zur sicherstenAbwehr. Der Satrap Pharnabazos erhielt das ntige Geld, die bedeutenderenStaaten in Hellas zum offenen Kampf gegen Sparta zu treiben, zugleich eineFlotte zu schaffen, die unter Konons Fhrung die Seemacht Spartas vom Meerejagen sollte. Wieder mit dem Ruf der Befreiung, als Bund der Hellenenerhoben sich Korinth, Theben, Athen, Argos gegen Sparta; ihrem ersten Siegefolgte die schleunige Heimkehr des Agesilaos, mit dem Kampf bei Koronaerzwang er sich den Rckzug durch Boiotien. Aber schon hatte Konon dieSpartaner besiegt, die Hlfte ihrer Schiffe vernichtet. Dann segeltePharnabazos mit der Flotte nach Griechenland hinber, berall verkndend,da er nicht die Knechtschaft, sondern Freiheit und Unabhngigkeit bringe,landete selbst auf Cythere, hart an der Kste Lakoniens, erschien dann aufdem Isthmos in dem Bundesrat der Hellenen, zur eifrigen Fortsetzung desKampfes mahnend, berlie, um selbst heimzukehren, dem Konon die Hlfte derFlotte, der nun nach Athen eilte, fr persisches Geld die langen Mauernherstellen, wieder eine attische Flotte grnden, ein Heer Sldner werbenlie; die leichte Waffe der Peltasten, die Iphikrates erfand undausbildete, berholte die taktische Kunst Spartas.Es wurde fr Sparta hohe Zeit, Wandel zu schaffen. Das Mittel lag nahe zurHand; wenn das persische Gold versiegte, hatte die Begeisterung und dieMacht der Feinde Spartas ein Ende. Antalkidas, der nach Susa gesandt wurde,trug es ber Konon davon; der Groknig sandte den Befehl an dieHellenen: Er halte fr gerecht, da die Stdte Asiens ihm gehrten und vonden Inseln Cypern und Klazomen, den Athenern aber Lemnos, Imbros undSkyros, da alle anderen hellenischen Stdte gro und klein autonom seien;die, welche diesen Frieden nicht annhmen, werde er mit denen, die ihnwollten, zu Land und zu Wasser mit Schiffen und Geld bekmpfen. Mit einermchtigen Flotte, zu der teils die griechischen Stdte Kleinasiens, teilsder Tyrann von Syrakus die Schiffe stellte, fuhr Antalkidas durch dieCykladen heim; die Schiffe der Gegner zogen sich eiligst zurck.Dieser Friede war die Rettung Persiens; mit dem zugesprochenen Besitz vonCypern -- es kostete noch Jahre, die Insel zu bewltigen -- konnte derGroknig hoffen, auch gypten niederzuwerfen; mit der Zuwendung der dreiInseln war Athen befriedigt, mit der verkndeten Autonomie in Hellas bis indie kleinsten Gebiete der Hader getragen, jedes Bndnis, jedelandschaftliche Zusammenschlieung, jede neue Machtbildung impanhellenischen Sinn unmglich gemacht, und Sparta der Hter und Btteldieser persischen Politik ber Griechenland.Sparta war ttig genug, mit der Auflsung der landschaftlichen undOrtsverbnde nach dem Prinzip der Autonomie das von Lysandros begonneneSystem der Oligarchisierung, das der Korinthische Krieg unterbrochen hatte,zu vollenden. Da Olynth die Stdte auf der Chalkidike zu einem Bundevereinigte, auch nicht wollende mit Drohung zum Beitritt zwang, und die soBedrohten in Sparta um Hilfe baten, gab Anla zu einem Heereszuge dorthin,dem sich nach langem Widerstand die Stadt beugen, ihren Bund auflsenmute. Auf dem Hinzuge hatten die Spartaner Theben berfallen, Oligarchieeingerichtet, alles, was nicht gut spartanisch war, ausgetrieben, in dieKadmeia eine Besatzung gelegt. Es war die Mittagshhe der spartanischenMacht, auch darin die Hhe, da nach der rechten Natur eines Machtsystemsjede Regung, die sich gegen ihren Druck erhob, nur neuen Anla gab, ihn zusteigern und der gesteigerte Druck zu neuem Widerstand trieb, der diegesteigerte Gewalt ihn niederzuwerfen rechtfertigte.Nur da eine kleine Lcke in dieser Berechnung war. Wohl hatte Lysandrosdie Macht Athens gebrochen, nicht aber die Bildung, die in Athen erblht,nicht den demokratischen Zug der Zeit, der mit ihr erwachsen war. Jegewaltsamer das Herrentum Spartas wurde, desto mehr wandten sich dieOppositionen derselben Demokratie zu, die die strkste Waffe Athens gegenSparta gewesen war. Und die befohlene Autonomie wirkte in eben dieserRichtung; berall lsten sich die alten Bande, die sonst einer grerenStadt die kleineren um sie her pflichtig gehalten hatten, bis in dieletzten Winkel und Tler drang die zersetzende Autonomie und die trotzigeAnmaung der Freiheit; die hellenische Welt zerbrckelte sich immer weiter,in immer kleinere Atome und entwickelte in der immer steigenden Grungdieses entfesselten und hchst erregten Kleinlebens eine Flle von Krftenund Formen, von Reibungen und explosiven Elementen, welche die doch nurmechanische und uerliche Gewalt Spartas bald nicht mehr zu beherrschenvermgen sollte.Dazu ein anderes. Solange in dem attischen Seebunde das gische Meer dieMitte der hellenischen Welt gewesen war, solange die hellenischen Stdte,die es umsumten, die immer bereite Macht des Bundes hinter sich fhlten,hatten die Barbaren wie im Osten so im Norden sich mglichst ferngehalten;wenn damals die thrakischen Stmme am Hebros vorzudringen wagten, so hatteihnen Athen mit der Anlage von Amphipolis am Strymon -- 10000 Ansiedlerwurden dorthin gesandt -- den Weg nach den hellenischen Stdten der Ksteverlegt; das Erscheinen einer attischen Flotte im Pontos hatte gengt, auchdort die Seewege und die Ksten zu sichern; in den Tagen der attischenMacht erstarkte die Hellenisierung der Insel Cypern; selbst in gyptenhatte eine hellenische Flotte gegen die Perser gekmpft, selbst Karthagodie Seemacht Athens gefrchtet.Mit dem Frieden des Antalkidas waren nicht blo die Stdte der asiatischenKste preisgegeben; das Meer der Mitte war verloren, die Inseln derselben,obschon dem Namen nach autonom, die Buchten und Ksten von Hellas selbstlagen wie entblt da. Und zugleich begannen die Vlker im Norden rege zuwerden; die Kstenstdte von Byzanz bis zum Strymon, nur von ihren Mauernund ihren Sldnern geschtzt, htten dem Andringen der thrakischen Vlkernicht lange zu widerstehen vermocht; die noch lose geeinten makedonischenLandschaften, deren Hader wie erst die Athener, so nun Sparta und dieStdte der Chalkidike nhrten, waren selbst in steter Gefahr, von denOdrysen im Osten, den Triballern im Norden, den Illyriern im Westenberschwemmt zu werden; schon drngte hinter diesen die keltischeVlkerwanderung zwischen der Adria und der Donau vorwrts. Die Triballerbegannen ihre Raubzge, die sie bald bis Abdera fhren sollten; es brachendie Illyrier bis nach Epiros ein, siegten in einer groen Schlacht, in der15000 Epiroten erschlagen wurden, durchheerten das Land bis in dieGebirge, die es von Thessalien scheiden, wandten sich dann rckwrts, durchdie offeneren Gebirgspsse nach Makedonien einzubrechen. Gegen solcheGefahren sich zu schtzen, hatte Olynth die Stdte der Chalkidike zu einemBunde vereint; da die Spartaner ihn zerstrten, machte den Norden derGriechenwelt wehrlos gegen die Barbaren.In derselben Zeit war grere Gefahr ber das westliche Griechentumgekommen. Seit die Seemacht Athens gebrochen war, hatten die Karthager inSizilien von neuem vorzudringen begonnen, Himera im Norden, Selinunt,Akragas, Gela, Kamarina bewltigt; Dionys von Syrakus lie, um den Friedenzu gewinnen, diese Stdte in dem Tribut der Punier. Es brachen die Keltenber die Alpen nach Italien ein, unterwarfen das etruskische Land am Po,berstiegen den Apennin, brannten Rom nieder; es brachen die Samniter gegendie Griechenstdte Kampaniens vor, unterwarfen eine nach der anderen,whrend Dionys die im brettischen Lande an sich ri; nur Tarent hielt sichaufrecht. Wenigstens die Tyrannis von Syrakus war rstig und ttig; inimmer wieder erneutem Kampf entri Dionys den Karthagern die Kste derInsel bis Akragas, schlug die etruskischen Seeruber und plnderte ihrenSchatz in Agylla, gewann in groangelegten Kolonisationen bis zurPomndung hinauf und auf den Inseln der illyrischen Kste die Herrschaft inder Adria; -- ein Frst, der, mit geordnetem Regiment, frsorgenderVerwaltung, gleich energischer Willkr gegen die wste demokratische wiepartikularistische Freiheit, mit seinem Heere von griechischen,keltischen, iberischen, sabellischen Sldnern und einer mchtigen Flotte,mit seiner verwegenen, treulosen und zynischen Politik gegen Freund undFeind der letzte Schutz und Halt, so schien es, fr das Griechentum imWesten war -- ein principe in der Art, wie ihn der groe Florentiner sichgewnscht hat, das Italien seiner Zeit zu retten, im brigen auf der Hhedamaliger Bildung, wie er denn Philosophen, Knstler und Dichter an seinenHof zog und selbst Tragdien dichtete. Die Tyrannis des Dionys und dienicht minder machiavellistische Spartanermacht unter Agesilaos sind dieTypen hellenischer Politik in diesen trben Zeiten.Es sollten noch trbere folgen. Aus der Bildung, deren Mittelpunkt Athenwar, aus den Schulen der Rhetoren und Philosophen gingen politischeTheorien hervor, die, mglichst unbekmmert um die tatschlichen Zustndeund die gegebenen Bedingungen, die Formen und Funktionen des idealenStaates entwickelten, des Staates vollendeter Freiheit und Tugend, derallein allem Schaden abhelfen knne und alles Heil bringen werde. Vorerstnur ein verwirrendes Element mehr in der wirren Grung von Herrschaft undKnechtung, von Willkr und Ohnmacht, von aller argen Sucht und Kunst desReichwerdens und dem um so trotzigeren Neide der rmeren Massen, zumal da,wo die Demokratie ihnen das gleiche Recht und dem mehreren Teil dieEntscheidung gab. Wenn man verfolgt, wie die Schulen des Platon, desIsokrates usw., wie die Philosophie, die Rhetorik, die Aufklrung in denfreien Stdten, an den Hfen der Dynasten und Tyrannen bis Sizilien, Cypernund dem pontischen Heraklea, selbst bis an die Satrapenhfe sichverbreitete und Einflu gewann, so sieht man wohl, wie sich ber allenPartikularismus und alle Lokalverfassung eine neue Art der Gemeinschaft,man mchte sagen die der Souvernitt der Bildung erhob, von der dasbrutale Herrentum Spartas am weitesten entfernt war.Nicht von der Theorie ging der entscheidende Umschlag aus, aber demgelungenen gab sie den Nimbus einer groen Tat, sie half seine Wirkungensteigern; mit der steigenden Flut fahrend, ging sie daran, sich zuverwirklichen.Drei Jahre lang trug Theben die spartanischen Harmosten, die spartanischeBesatzung auf der Kadmeia, die freche Willkr der unter ihrem Schutzherrschenden Oligarchie, immer neue Hinrichtungen und Austreibungen.Endlich wagten die Geflchteten die Befreiung der Vaterstadt; unterPelopidas' Fhrung, im glcklich durchgefhrten Verrat berfielen,ermordeten sie die Oligarchen, riefen das Volk auf, mit ihnen dieDemokratie zu verteidigen und die alte Macht der Stadt ber Boiotienherzustellen. Da Epaminondas, der edle, philosophische, freisinnige, indessen Geist das schne Bild einer groen Zukunft lebte, hinzutrat, gab derBewegung ihren idealen Schwung. Die Besatzung der Kadmeia wurde zum Abzuggezwungen, die Stdte Boiotiens, deren Autonomie des Groknigs Friedengeboten hatte, wieder in den boiotischen Bund gezogen, Orchomenos, Tanagra,Plat, Thespi, die sich weigerten, mit gewaffneter Hand gezwungen, ihreMauern gebrochen, ihr Gemeinwesen aufgelst, die Brger ausgetrieben.Vergebens suchten die Spartaner zu hemmen. Da eben jetzt Athen sichaufrichtete, mit raschem Entschlu daranging, eine neue Flotte, eine neueSymmachie, aber mit der Devise der Autonomie zu schaffen, zeigte denSpartanern die schwellende Gefahr. Schon griff Theben ber die botischenGrenzen hinaus, versuchte die Phokier in den neuen Bund zu zwingen,verbndete sich mit Jason von Pherai, der die Macht ber Thessalien denDynasten zu entwinden verstanden hatte, die dauernde kriegerischeHerrschaft an seine Hand zu ketten gedachte. Bei Naxos schlugen dieattischen Strategen die Flotte Spartas, mit der Schlacht von Leuktra gewannTheben den Weg nach dem Peloponnes, in dem, wie die Furcht vor Sparta dahinwar, ein neues lrmendes Leben begann; unter dem Schutz der siegreichenWaffen Thebens wurde berall das Joch der Oligarchie gebrochen, diezerstreuten Dorfschaften zu stdtischen Gemeinwesen vereint, selbst dieverknechteten Messenier befreit und ihr Staat hergestellt.Jenen Sieg dankte Athen einer raschen und geschickten Finanzmaregel, diedann freilich eine Wirkung nach innen hatte, welche von der Demokratienicht viel mehr als die Form und den Schein briglie. Die reicheren Brgerleisteten auf Grund einer neuen Schatzung die zum Bau einer Flotte und zurWerbung von Sldnern ntigen Mittel, in Gruppen verteilt, in denen je dieReichsten die Vorschsse gaben und die Leitung bernahmen. Der Demos liesich diese Plutokratie, die ihn nichts kostete, gefallen, um so mehrgefallen, da sie ihm mit jenem Siege von Naxos einen neuen Seebund schuf,welcher Macht, Geldzahlungen, Kleruchien in Aussicht stellte. Die Inselnund Kstenstdte traten diesem gern bei, da er Schutz versprach undausdrcklichst die Autonomie, wie sie der Groknig befohlen hatte, zurGrundlage nahm. So versuchte Athen zwischen dem sinkenden Sparta und dememporsteigenden Theben balancierend ein Nachbild seiner einstigenHerrlichkeit zu schaffen, bald auch die Nichtwollenden zwingend. Vor allemAmphipolis galt es heranzuziehen, das ja Athen einst gegrndet, mit dem esdie thrakischen Ksten beherrscht hatte; auf alle Weise, mit Hilfe derMakedonen, der thrakischen Frsten versuchte es zum Ziele zu gelangen. VonOlynth untersttzt, widerstand Amphipolis den wiederholten AngriffenAthens.Schon trat eine vierte Macht in diesen Wettkampf um die hellenischeFhrung. Der mchtige Jason von Pherai, von den Thessalern nach der altenArt ihres Landes mit dem Amt des Tagos, der Feldhauptmannschaft, betraut,der rastlos geworben und Schiffe gebaut, ein Kriegsheer geschaffen hatte,wie es Hellas noch nicht gesehen, er lie bekannt werden, da seine Rstungden Barbaren im Osten gelte, da er ber Meer gegen den Perserknig zuziehen gedenke. Schon wie zur Weihung des beginnenden Werkes schickte ersich an, in feierlichem Pomp das pythische Fest in Delphoi zu begehen, dawurde er von Verschworenen ermordet, sieben Jnglingen, die dann diehellenische Welt als Tyrannenmrder feierte. Nach blutigem Familienhaderkam der Rest seiner Macht in die Hand seines Schwagers Alexandros vonPherai; ihn haben nach einem Jahrzehnt seine nchsten Verwandtenumgebracht.So wurde Theben des Rivalen in seinem Rcken frei, und Sparta lag tiefgetroffen danieder; der neuen Erhebung Athens den Vorrang abzulaufen, bauteauch Theben sich eine Flotte, begann sich auf den Meeren fhlbar zu machen.Kaum befreit, meinte nun das vereinte Arkadien schon nicht mehr derThebaner zu bedrfen, selbst die Herrschaft in dem Peloponnes fordern zuknnen. Sie zogen den Argivern zu Hilfe, deren Angriff auf Epidauros gegenAthen und Korinth zu decken, sie brachen in das Eurotastal ein und rissenein Stck Lakoniens an sich; dann kam den Spartanern Hilfe von dem TyrannenDionys, 2000 keltische Sldner, und die Arkader wurden zurckgeworfen; nurum so ungestmer wandten sie sich gegen ihre westlichen Nachbarn; siewarfen sich auf Olympia, die nchste Feier des Gottesfestes zu leiten, undin dem Heiligtum des Gottes wurde die Schlacht geliefert, in der sie dieElier von dannen trieben; und die unermelichen Schtze des Tempelszerrannen unter ihren Hnden.So hier, so berall, jeder gegen jeden; es schien in dem Griechentum nurnoch Kraft und Leidenschaft genug, zu lhmen, was noch mchtig war, undniederzubrechen, was emporzusteigen drohte. Von Dankbarkeit, Treue, groenGedanken, von nationalen Aufgaben blieb wenig oder gar nichts in derhellenischen Politik, und das Sldnertum und Flchtlingswesen zerrttetejede feste Ordnung und demoralisierte die Menschen.Selbst Theben fhlte sich nicht stark genug, das, was es Neues geschaffen,aufrechtzuerhalten; es frchtete, da Sparta und Athen am Perserhofe dieGrndung von Megalopolis und Messenien als Verletzung des Friedens, dender Groknig befohlen, denunzieren und persisches Gold zum ferneren Kampfgewinnen knnten. Pelopidas ward mit einigen Mnnern aus dem Peloponnesnach Susa gesandt, wo schon spartanische Gesandte waren, schleunigst auchattische erschienen. Vor dem Groknige und seinem Hofe kramten nun diesehellenischen Mnner den Schmutz ihrer Heimat aus; aber Pelopidas gewann denVorsprung. Der Groknig befahl, da die Messenier autonom bleiben, dieAthener ihre Schiffe auf das Land ziehen, Amphipolis autonom sein und unterdem Schutz des Groknigs stehen solle; wer diesen Bestimmungen nicht Folgeleiste, gegen den solle man zu Felde ziehen; welche Stadt nicht mitziehenwolle, gegen die solle man zuerst ausziehen.Es war der Antalkidasfriede von thebanischer Seite. Und Theben lud nun dieStaaten von Hellas zu sich, des Knigs Befehl zu vernehmen. Die Spartanerwiesen ihn zurck, die Arkader protestierten gegen die Ladung nach Theben,die Korinther weigerten sich des Eides auf den Frieden des Groknigs, undin Athen wurden die heimkehrenden Gesandten als Verrter hingerichtet.Dann fand Pelopidas bei einem zweiten Versuch, Thessalien zu befreien, denTod. Epaminondas zog aus, die Ordnung in dem Peloponnes herzustellen, erbesiegte die Spartaner und die mit ihnen verbndeten Elier, Mantineer,Acher bei Mantinea; er selbst fand in der Schlacht den Tod. Und derSpartanerknig, der alte Agesilaos, lie sich von den Ephoren den Auftraggeben, nach gypten zu ziehen, warb Sldner fr gyptisches Geld und fhrtedem Knige Tachos, der schon 10000 Helden in Sold hatte, deren noch 1000