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Dr. O. Dathe - GH 28.5.11 CI-Erfahrungsbericht
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Ankündigung
• 6. Deutscher CI-Tag
• Am Samstag 28.5.2011, 10:00 Uhr
• Klinikum Großhadern, Hörsaal VI
• Informationsveranstaltung
• www.bayciv.de
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Programm
Ertaubung nach Meningitis und bimodale Versorgung CI/HG bei
meiner Tochter Isadora
Dr. med. Olaf Dathe
Familienvater, Frauenarzt
&
BayCIV*-Vorstandsmitglied
*Bayerischer Cochlea Implantat Verband e.V.
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Vortrag heute• Richtet sich an Interessierte Laien und
Fachleute• Klinisches Beispiel einer Meningitis-
ertaubung im Säuglingsalter und Versorgung mit CI und Hörgerät
• Besonderheit: Behandlungskette im In- und Ausland (Brasilien) aus der Sicht einer betroffenen Ärztefamilie
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Vorstellung: Die Praxis
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Vorstellung: Die Familie• Verheiratet mit
brasilianischer Hautärztin
• 2 Kinder– Marisa geboren 1995
– Isadora geb. 2007
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Definition: MeningitisWikipedia (Auszug)Meningitis (deutsch: Hirnhautentzündung) ist der Name für eine Entzündung der
schützenden äußeren Hüllen von Gehirn und Rückenmark, der Hirnhäute. Die Erkrankung wird durch Viren, Bakterien oder andere Mikroorganismen verursacht…Eine Meningitis kann … lebensbedrohlich sein, sie wird deshalb immer als medizinischer Notfall angesehen. Die häufigsten Symptome einer Meningitis sind Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit, verbunden mit Fieber, Verwirrtheit oder Bewusstseinsminderung, Übelkeit und einer Überempfindlichkeit gegen Licht und laute Geräusche. …Üblicherweise wird das Vorliegen der Krankheit durch eine Lumbalpunktion bestätigt oder ausgeschlossen… Eine Meningitits wird durch die rechtzeitige Gabe von Antibiotika … Substanzen behandelt. Kortikosteroide können zur Verhütung von Komplikationen hilfreich sein. Eine Meningitis kann, vor allem, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, zu schwerwiegenden Folgeschäden wie Taubheit, Epilepsie, einem Hydrozephalus oder kognitiven Beeinträchtigungen führen. Für einige Formen der Meningitis (Meningokokken, Haemophilus influenzae Typ B, Pneumokokken, Mumpsviren) existiert eine Impfung.
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Definition: Bimodal
• Bimodal = „auf zweierlei Art“
• Sinngemäß hier: Versorgung des Hörschadens mit zwei verschiedenen Gerätearten
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Die Patientin
Isadora, Spontangeburt Oktober 2007
• Gesund, voll gestillt
• Kein Hörscreening da ambulante Geburt
• Alle Impfungenincl. Prevenar und Hib
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Brasilienreise mit 7 Monaten• Voll geimpft, teilweise gestillt, reist Mutter
mit Kleinkind in das Heimatland am 29.5.2008
• Sechs Wochen später, nach einer Inlandsflugreise von Brasilia nach Fortaleza, erkrankt Isadora wohl wegen einer Ohrentzündung…
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Die Erkrankung • Am Samstagnachmittag 12.7.08 begann das
Fieber, am Abend stellte Gláucia die Kleine einer diensthabenden Kinderärztin vor. Mit den üblichen symptomatischen Maßnahmen wurden beide wieder nach Hause geschickt. Am nächsten Morgen verschlechterte sich der Zustand von Isadora so (Fieber, Erbrechen, Apathie, keine Meningitiszeichen), dass es zur stationären Aufnahme kam. Mittag wurde mit einer antibiotischen Behandlung intravenös begonnen.
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Die Diagnostik
• Pädiater und Neurologe als behandelnde Ärzte in der Kinderklinik
• Lumbalpunktion am Aufnahmetag:– Leukozytose– Latextest aus Liquor: S. pneumoniae positiv
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Die Therapie
• Ceftriaxon i.V. (= Rocephin TM; Antibiotikum) für 14 Tage• Metamizol (= Novalgin TM; Analgetikum, Antipyretikum)• Kortison (bei Hirndruckzeichen)• Brustmilch (voll gestillt wieder!)
Anmerkung: Bei keinem Medikamentwerden ototoxische Nebenwirkungen beschrieben
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Der frühe Verlauf
• Nach 4 Tagen, am Donnerstag, Besserung
• Am Freitag war Isadora munter und kommunizierte wie gewohnt
• Aber anders als vorher schrie sie schrill und laut!
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Weitere Diagnostik
• Schädel CT am 20.7. (7. Tag): o.p.B
• 24.7. BERA im Dämmerschlaf (Chloralhydrat; alles vom Neurologen durchgeführt):– Rechts hochgradig schwerhörig (90-100dB)– Links Hypoakusis (70dB)
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Erste Evoz. Potenziale
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Krankenhausentlassung• Nach 14 Tagen Antibiotika i.v. und abschließender Lumbalpunktion Demissio• Anhaltende Symptome: Gleichgewichtsstörungen (kann nicht mehr selbst sitzen), schrilles Schreien• Am 6.8.2008, 24 Tage nach Erkrankung, 11 Tage nach Entlassung Heimkehr nach München• Isdaora ist jetzt 9,5 Monate alt
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Verlauf in Deutschland
• Am 12.8.08 Vorstellung bei unserem (befreundeten) Kinderarzt
• Überweisung zu niedergelassenem HNO-Arzt
• Dieser schiebt am 14.8. einen Untersuchungstermin ein
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Erfahrung HNO-Praxis
• Genau 4 Wochen nach Primärerkrankung stellt sich meine Frau mit Tochter und BERA Befund aus Brasilien vor
• Klinische Untersuchung o.p.B
• Hörtest in der Praxis klappt nicht
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Erfahrung HNO-Praxis
• Schwierig: Da Isadora schrill schreit wird sie zum Warten auf den Gang geschickt
• Arzt schlägt vor Hörtest in einigen Wochen (nach dem Urlaub) zu wiederholen…
• Keine Hörgeräteversorgung…
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Wie weiter?
• Als HNO-Laie rufe ich also einen Studienfreund an. Dieser ist HNO-Facharzt und Pädaudiologe
• Rat: Umgehend ins Zentrum
• Da mein Freund in Großhadern die Weiterbildung abschloss gehen wir dorthin
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Pädaudiologische Ambulanz
• Mit dem Stichwort „Meningitis“ bekommen wir einen Termin weitere 12 Tage später bei Prof. Kummer (Pädaudiol. Ambulanz)
• Am 26.8.08 stellen wir uns vor, die mitgebrachten Befunde aus Brasilien werden interpretiert
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Diagnostik im Zentrum
• Einen Tag später am 27.8.08 wird in Vollnarkose ab morgens 7:30 durchgeführt:– CT, MR, BERA, HNO Diagnostik (Paracentese
nicht erforderlich)
• Fünfeinhalb Wochen nach Primärerkrankung wird somit die Diagnose unverändert bestätigt:– Rechts taub (keine Ossifikation)
– Links hochgradig schwerhörig
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Therapie im Zentrum
• Hörgerät links
• Cochlea Implantation rechts umgehend (wegen Gefahr der Verknöcherung und um Spachentwicklungsausfall gering zu halten)
• Prognose: Besuch der Regelschule in 33%, oder 33% Gehörlosenschule oder 33% spezielle Förderung
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Planung CI
• Innerhalb von 2-3 Tagen mussten wir uns für ein Produkt entscheiden
• Wir wählten das Nucleus freedom von Cochlear in dunkelbraun
• Eine Kostenübernahme der Krankenversicherung kam innerhalb von ca. 6 Tagen
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Implantation mit 10,5 Monaten
• Eine Woche später, am Donnerstag den 4.9.2008, 8 Wochen nach Meningitis wurde Isadora im Klinikum Großhadern von PD Dr. Suckfüll von ca. 8:30 bis 11 Uhr operiert. Der Einriff am rechten Ohr verlief komplikationslos. Sie bekam für ca. 10 Tage einen Turbanverband und wurde am Montag den 8.9.08 nach Hause entlassen
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Hörgerät links• Noch während des stationären Aufenthaltes
bekamen wir das Hörgerät (Phonak Naida V) für links ausgeliefert.
• Nach dem ersten Einsetzen (noch ohne CI-Funktion) war klar das Isadora links hörte! Vor allem hörte sie unmittelbar auf so schrill zu Schreien! Dies tat sie bisher wohl wegen der fehlenden Rückkopplung, da sie wegen der Taubheit sich selbst ja nicht mehr hörte.
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Erstanpassung des CI
• Am 24.9.2008 (20 Tage postoperativ) Start der ambulanten Erstanpassung im Kinderzentrum München bei Dr. Nickisch
• Wie oft berichtet war klar zu erkennen, dass Isadora sofort nach Einschalten und Anlegen der Spule "verwundert" umherblickte da sie plötzlich etwas "Neues" wahrnahm
• Bis zum Januar 2009 war Isadora mehrfach bei der Anpassung und hatte ihren Zielbereich erreicht. Sie trägt CI und Hörgerät von morgens bis abends. Schon damals konnte man prima mit ihr kommunizieren.
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Die Geräte
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Weitere Entwicklung
• Seither trägt sie die Geräte beidseits ganztags ohne zu murren.
• Mit 15 Monaten begann Isadora selbstständig zu laufen. Die Erkrankung hat ihr ca. 3 Monate allg. Entwicklungs-verzögerung eingebracht. Dies schien sie aber schnell auszugleichen. Sie war stets freundlich, fremdelte kaum und nimmt bis heute mit jedermann Kontakt auf.
• Eine geringe Gangunsicherheit ist weiterhin bis heute feststellbar
• Die Sprachentwicklung ist um ca. 6 Monate verzögert. Seit dem Sprachstandstest 9/2010 besucht sie wöchentlich mit großer Freude eine Logopädin
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Förderung
• Behindertenausweis (100%)
• Sofort nach Erstanpassung begannen die Hausbesuche der „Frühförderung“
• Seit 9/2009 in Regelkinderkrippe (12 Kinder in der Gruppe, 2 Betreuerinnen)
• Ab 9/2011 Platz im Integrations-kindergarten (12 Kinder)
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Diagnostik in Folgejahren
• 3.11.2008: BERA Spontanschlaf li. idem
• 11.3.2009: Großhadern: BERA und MRT in Vollnarkose (da im Spontanschlaf nicht gelungen) idem
• Aber Komplikation: Magnetdislokation bei MRT*… (palpierbare „Beule“, Magnetabstandshalter nötig)
• 9.12.2009: Großhadern: ITN, Magnet ex, BERA, MRT, neuer Magnet eingelegt durch Prof. Suckfüll (Silikonlippe sei nicht beschädigt, Cefuroxim oral 3 Tage, 3 EKN für 7 Tagen)
* Vorschriftsmässig nach Herstellerempf. durchgeführt, mit Druckverband
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Kinderzentrum Audiometrie
• 7.1.2010: CI und Hörgerättest erstmals mit Spielhörtest ("Klötzchen„) im Zielbereich!
• 2010: Sprachhörtest: Fast alle Worte werden verstanden
• 5.5.2011: Test mit und ohne HG li.; per Kopfhörer kann erstmals die Hörschwelle selbst von Isadora angegeben werden
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Hörschwelle links
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Kontrolle auf Verknöcherung
• Weder durch bildgebende Diagnostik bis 11/2009 noch durch Hörtests wurde bisher ein Fortschreiten der Verknöcherung links (Hörgeräteohr) nachgewiesen
• Hörtestabstände werden zukünftig im 9 Monatsabstand geplant
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Fazit• Schicksalhafte Erkrankung
• Unabhängig von der Reise kann die S. pneum. Meningitis immer und überall auftreten (In Deutschland werden ca. 300 Erkrankungen pro Jahr gemeldet, RKI)
• Impfung ist wichtig aber leider kein 100-Prozentiger Schutz (neue Impfstoffe in Entwicklung)
• Immer Hörtest nach Meningitis!
• Notfall wegen Verknöcherungsgefahr
• Deshalb baldmögliche Versorgung nötig, keine Diagnostikverzögerung
• Unsere Erfahrung: Zentrumsversorgung sofort
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Zur Diskussion• Bimodale Versorgung:
– Wohl gute natürlicher Höreindruck auf Hörgeräteseite!
– Ist hier Richtungshören möglich? Wohl ja, Qualität?
• Reicht der Hörtest zur Verlaufskontrolle und Erkennung einer fortschreitenden Verknöcherung?– Bildgebung? Wenn ja welche?
– MRT nach Komplikation eher abgelehnt unsererseits
– CT – Strahlenbelastung hoch
– 3D Rekonstruktion? Wo und wie wird das gemacht?
• Bei Kleinkindern: Vollnarkose vs. Dämmerschlaf
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Vielen Dank
Hier kann die Geschichte nachgelesen werden
www.drdathe.de
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Korrespondenzadresse
Dr. med. Olaf Dathe
Frauenärzte RosenstraßeRosenstr. 6
80331 MünchenTel. 089-267621