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Barbara Messer Inhalte merk-würdig vermitteln 45 Methoden, die den Merkfaktor erhöhen ISBN 978-3-407-36519-4 © 2013 Beltz Verlag · Weinheim und Basel www.beltz.de Inhaltsverzeichnis Beispiel einer Heldenreise 2 Aktives Lernkonzert – Die Geschichte der Suggestopädie 4 Zu Dritt – ein Beispiel 7 Passives Lernkonzert – Beispiel für eine mentale Integration 13 Training zum Thema »Resilienz« 15 www.beltz.de Downloadmaterialien zum Buch

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Barbara MesserInhalte merk-würdig vermitteln45 Methoden, die den Merkfaktor erhöhenISBN 978-3-407-36519-4© 2013 Beltz Verlag · Weinheim und Baselwww.beltz.de

Inhaltsverzeichnis

Beispiel einer Heldenreise 2

Aktives Lernkonzert – Die Geschichte der Suggestopädie 4

Zu Dritt – ein Beispiel 7

Passives Lernkonzert – Beispiel für eine mentale Integration 13

Training zum Thema »Resilienz« 15

www.beltz.de

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2Barbara Messer: Inhalte merk-würdig vermitteln © Beltz Verlag 2013

Beispiel einer Heldenreise

Aus einem Training zum Thema Case-Management im Bereich Krankenhaus 2002

Anna: Der Kissenbezug ist ungebügelt, dein weiches, weißes Haar liegt weit ausgebreitet auf dem großen Kissen. Du schaust mich an, und deine ganze Angst spiegelt sich in deinen Augen. Ich habe den Griff deiner alten, löchrigen Reisetasche in meiner Hand und frage die kleine, frech ausschau-ende Schwester, wohin ich deine ganzen Sachen sortieren kann.

Auf ihrem Namensschild steht Schwester Sandra, sie ist freundlich und zeigt mir den Schrank, den Platz für deinen Blumenstrauß, und ich beginne einzuräumen. Viel ist es nicht, was in dieser Reisetasche Platz hat, genau genommen habe ich gestern beim Einpacken gewusst, dass dir nicht mehr viel Zeit bleibt. Und wenn ich in dein Gesicht schaue, dann bestätigt sich diese Vorahnung.

Schwester Sandra öffnet das Fenster, es zieht kalt herein, ich sehe, wie du die Bettdecke immer höher ziehst, weil dir kalt ist. Die Mitarbeiter hier wissen noch nicht, dass du es gerne warm hast.Ich möchte, dass die Menschen, die dich jetzt hier versorgen werden, alles wissen, was für dich wichtig ist, damit du dich wohlfühlst.

Du heißt Anna, bist jetzt 94 Jahre alt, und wir von der Sozialstation haben dich seit ein paar Jahren gepflegt. Dreimal täglich waren wir bei dir zu Pflegeeinsätzen. Haben dir morgens als Ers-tes einen Kaffee ans Bett gebracht, und zu unser aller Wohlbehagen selbst einen mitgetrunken. Wir haben dich gewaschen, angezogen, deine langen schönen Zöpfe geflochten und dich in deinen Lieblingssessel direkt an die Balkontür gesetzt. Peter Alexander begleitete uns dabei, jeden Tag. Geduldig haben wir deine Lieblingsmusik mitangehört, manchmal auch eher ertragen. Sogar das eine oder andere Lied haben wir mitgesungen, wenn wir es kannten.

Und diese Musik haben wir jetzt, wo du hier für die letzten Tage deines langen Lebens einziehst, auch dabei. Deiner Nasenspitze sehe ich an, dass du sie hören möchtest. Also schaue ich auf dem Flur, ob ich vielleicht Schwester Sandra finden kann. Ich sehe sie dort nicht und drücke die Klin-gel. Zwei Minuten später steht sie in der Tür.»Schwester Sandra, Frau Nauke hört so gerne Peter Alexander. Wo kann ich denn den Kassetten-rekorder hinstellen?«

»Oh, das ist schlecht, in der Mittagspause möchten wir hier keine Musik, das stört die anderen Patienten. Das verstehen Sie doch sicher, oder?«»Das verstehe ich überhaupt nicht«, denke ich so bei mir und: »Das fängt ja gut an.«

Meine nächste Frage: »Ist es möglich, jetzt noch ein Weißbrot mit Nutella zu bekommen? Das isst sie so gerne, bitte.« Schwester Sandra sieht mich über ihre Brillenränder hinweg an und ant-wortet: »Na ja, ausnahmsweise. Ich bringe Ihnen das Brot gleich vorbei.«

Anna schaut mich aus ihren blauen Augen an, ich schaue zurück. Wir sind beide unsicher, fühlen uns hier nicht wirklich willkommen. Ich setze mich zu Anna ans Bett, rücke mir den kleinen Tisch heran und beginne zu schreiben, den ganzen großen Bogen auszufüllen. Schreibe davon, dass du dich meist über deine Augen mitteilst, dass du nicht immer alles hörst, besonders dann, wenn wir Pflegekräfte viel zu schnell gesprochen haben. Deine Brille ist wichtig, du willst sie immer aufhaben, auch im Schlaf. Wichtig ist zudem, dass deine Sprache manchmal leise wird, dann hast du entweder Durst, oder du bist müde. Vor zwei Jahren war deine Körpersprache noch ausgeprägter, dann wurde diese Fähigkeit immer reduzierter, deine Stimmungen und Gefühle las-

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3Barbara Messer: Inhalte merk-würdig vermitteln © Beltz Verlag 2013

sen sich aber ganz deutlich in deinem Gesicht ablesen. Und so geht es weiter. Ich beantworte alle Fragen, die auf diesem großen Papierbogen stehen.

Alle deine Gewohnheiten und deine Wünsche, die ich kenne, gebe ich an. Das, was du kannst, das, was dir schwerfällt, wo du unsere Hilfe angenommen hast. Wovor du Angst hast und was dir Freude macht.

»Kann ich den Überleitungsbogen schon haben?«, fragt mich Schwester Sandra, die jetzt nach einer Viertelstunde mit dem Brot und einem Kakao für dich hereinkommt. Es freut mich, zu se-hen, dass sie für mich auch einen Kaffee dabeihat.

»Fast«, antworte ich ihr, »ich brauche nur noch ein paar Minuten. Aber eine Sache möchte ich Ihnen direkt sagen. Frau Nauke ist stark dekubitusgefährdet, sie bekommt sehr schnell an den Fersen und am Gesäß Hautrötungen. Bitte seien Sie vorsichtig, und schauen Sie regelmäßig nach.«»Wir wissen schon selbst, was wir da zu tun haben«, erwidert sie barsch. Sprachlos blicke ich sie an und denke: »So hatte ich das eigentlich nicht gemeint.«

Dann gebe ich ihr einfach diesen großen Bogen und wende mich wieder Frau Nauke zu. Sie schläft friedlich, es war ja auch ein anstrengender Tag für sie. Ich hauche ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn, nehme meinen Rucksack und radle die paar Meter bis zur Station zurück.

Einen Tag später besuche ich dich. Du scheinst froh zu sein, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Nach den vielen Monaten, die ich dich gepflegt habe, merke ich, wie sehr du mir ans Herz gewach-sen bist. Routiniert, wie jeden Morgen ziehe ich deine Bettdecke hoch, um an deine Fersen zu schauen, ob du Druckstellen hast.

An deinem linken Fuß ist eine fünfmarkstückgroße rote Hautrötung, direkt hinten an der Ferse, wo dein Fuß auf der Matratze liegt. Ich kann es kaum glauben und möchte am liebsten eine der Pflegekräfte sprechen. Ich lasse es lieber, mir ist jetzt nicht nach Ärger.Am nächsten Tag lebst du nicht mehr.

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4Barbara Messer: Inhalte merk-würdig vermitteln © Beltz Verlag 2013

Aktives Lernkonzert – Die Geschichte der Suggestopädie

Aus dem Tagebuch der Forscherin Katja M.

Katja: »Seit Jahren interessiere ich mich für Ungewöhnliches und Kreatives, speziell beim Lernen. Besonders neugierig werde ich, wenn ich etwas zum Gehirn finden kann. Vor Kurzem musste ich schmunzeln, da erfuhr ich nämlich von der Suggestopädie. Erst dachte ich, die Leute die das machen, gehören einer Sekte an. Deshalb habe ich dann meine neue web-2.0-fähige Zeitmaschine benutzt, um diesen alten Knacker, Georgi Lozanov, in Bulgarien zu besuchen. Nichts mit Nesebär und Schwarzem Meer, ich bin ohne Umwege direkt zu ihm gefahren und habe ihn mit meinen Fragen gelöchert. Dies war die erste Frage: ›Herr Lozanov, Sie haben die Urversion der Suggestopä-die entwickelt. Sie sind also der Erfinder. Erzählen Sie einmal, was war da los?‹«

Georgi Lozanov (mit Kittel, Brille …): »Na, Sie kommen aber flott daher. Ihr jungen Leute immer so eilig und aufgeregt. Na gut, Sie meinen es wohl ernst und wollen wirklich etwas wissen. Kind, da-mals habe ich als Psychiater gearbeitet, und meine Leidenschaft galt dem ganzen psychologischen Spektrum. Ähnlich, wie Sie sich für die Lehr- und Lernforschung interessieren. Auch Aspekte wie Gruppendynamik, Entspannungstechniken, Rollenspiele, auch Hypnose, Musik und noch mehr gehörten dazu. Schon ein recht buntes Spektrum. Und im Zentrum meines Interesses lag und liegt das Gehirn mit seinem unermesslichen Reichtum. Junge Frau, vielleicht ist Ihnen das auch noch gar nicht so bewusst, wie außergewöhnlich die Lern- und Merkfähigkeiten von Fakiren und Re-chenkünstlern sind. Da liegt noch so viel Potenzial. Ich habe recht viel geforscht und beobachtet.«

Katja: »Von Ihnen stammen doch auch der Begriff Suggestion und die Glaubenssätze und all dieser leicht esoterische Touch. Richtig, oder?«

Lozanov: »Ja, ganz richtig. Scheuen Sie sich nicht, den Begriff in den Mund zu nehmen. Er macht den Menschen zwar immer noch Probleme, aber er ist fast stubenrein. Haben Sie gesehen, es gibt sogar einen ganz aktuellen Artikel dazu in der Zeitschrift ›Training aktuell‹. Der Begriff ist mir wichtig, da ich sehr viel zu den einschränkenden und behindernden Suggestionen und Glaubens-sätzen beim Lernen geforscht und erkannt habe. Es gibt positiv und negativ beeinflussende Fakto-ren beim Lernen, wie zum Beispiel die Umgebung und Umwelt des Menschen. Na ja, 1966 stellte ich die Methode dann der bulgarischen Öffentlichkeit vor. Zuvor machte ich mich jedoch noch auf den Weg nach Indien.«

Katja: »Wow, ich habe mich sogar nach Indien gebeamt und war dabei, wie Lozanov mit den Yogis zusammen Yogi-Tee schlürfte. Es ist kaum zu glauben, denn er trank nicht nur Tee, sondern erhob auch allerhand Daten.«

Neue Szene: Lozanov und Yogi (auf dem Meditationskissen).

Lozanov: »Bitte, bleiben Sie genau so sitzen. Ich messe jetzt Ihre Gehirnströme. Gut. Jetzt noch die Herzschlagfrequenz und Ihren Atemrhythmus. Darf ich auch Ihre Haut anfassen, ich möchte die Kraft des Hautwiderstands messen. Beeindruckend, fantastisch, was für eine Leistung. Das ist ja unglaublich. Bei all dieser hohen geistigen Leistung sind Sie total entspannt, körperlich und geis-tig. Das muss ich weiter erforschen …«

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5Barbara Messer: Inhalte merk-würdig vermitteln © Beltz Verlag 2013

Yogi sitzt nur da und sagt nichts.

Katja: »Ja, der alte Herr ließ nicht locker. Er forschte und forschte und forschte. Dann wandte er sich der Hypnose und Formen von tiefer Entspannung zu. Ich darf mal eben Dr. Katja Riedel zitieren: ›Innerhalb von psychotherapeutischen Situationen und unter suggestiven Bedingungen konnte er eine Art Supergedächtnis, eine Steigerung der Gedächtnisleistung in erheblichem Um-fang entdecken. Im Verlauf der weiteren Studien stellt er fest, dass diese Bedingungen auch im Wachzustand beobachtet werden können.‹ Er stellte Folgendes fest.«

Nun sieht man Lozanov wieder in seinem Institut (auf einem Stuhl sitzt eine Puppe).

Lozanov: »Heureka, jetzt habe ich es: In diesem einzigartigen Zustand können die Menschen eine große Dichte und Fülle an Informationen aufnehmen. Dabei ist es gleich, ob es Vokabeln, Fakten oder auch besondere Regeln sind: Wenn sie so entspannt sind, behalten sie all das Zeug super. Es braucht diesen kostbaren Alphazustand, wie in Trance und fast wie in Hypnose.«

Katja: »Ach, was für ein Mann, irgendwie schon ein Vorreiter seiner Art. Ich könnte mich glatt bei ihm als Studentin einschreiben. Er hat mittels seiner Methode noch weitere wesentliche Thesen aufgestellt. Hier noch so ein Esoterikzauber von ihm. Den lass ich ihn aber lieber selbst sagen, wer weiß, ob ich es richtig wiedergebe, bin ja noch nicht so weise wie der alte Mann.«

Lozanov: »Danke, junge Frau. Es ist wirklich so. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der psy-chotherapeutischen Kommunikation einige kommunikative Faktoren innewohnen, die die Haupt-rolle bei der Erzielung guter Ergebnisse spielen und die die suggestiven Einflüsse Schritt für Schritt auslösen. Ich erkannte, dass sie an allen pädagogischen Prozessen beteiligt sind. Vielleicht wissen Sie gar nicht, was ich mit kommunikativen Prozessen meine: diese ganzen nonverbalen, meist unbewussten Faktoren der Kommunikation wie Intonation der Stimme, Bewegungen, Gesichts-ausdruck und all das.«

Katja: »Wie soll ich das fassen? Das ist so suspekt. Besser, ich frage eine Akademikerin. Frau Rie-del kann mir bestimmt helfen, die ist sehr nett.« – »Frau Riedel, Sie sind eine der ersten, die über Suggestopädie ihre Doktorarbeit geschrieben haben. Können Sie mir das so erklären, dass deutlich wird, was Lozanov mit Suggestionen meinte?«

Katja Riedel: »Hallo Katja, danke, dass du mich besuchst und mich fragst. Schön auch, dass wir Namensvetter sind! Mir liegt sehr daran, dass die Suggestopädie weiterverbreitet wird und auch in die Schulen kommt. Dieses fundierte und positive Verständnis vom Lernen fehlt an unseren Schulen. Die Kinder würden so viel glücklicher und erfolgreicher lernen, wenn die wesentlichen Tools und Wirkweisen der Suggestopädie umgesetzt werden würden. Aber ich lass dich nicht lan-ge zappeln, hier kommt meine Erklärung dazu: Nach der Definition Lozanovs sind Suggestionen in jeder Kommunikation wirksam. Sie beeinflussen unsere Mimik, Gestik und unsere Intonation, sie haben Einfluss darauf, wie wir uns bewegen und uns kleiden. Ob Lehrerinnen und Lehrer Be-geisterung oder Langeweile wecken, hängt danach vor allem von den Suggestionen ab, die sie aus-strahlen. Auch Räume sind Suggestionsträger. Wir reagieren automatisch und schnell auf einen Raum und verhalten uns unbewusst diesem Raum entsprechend.«

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6Barbara Messer: Inhalte merk-würdig vermitteln © Beltz Verlag 2013

Katja: »Dem stimme ich sofort zu. Wenn ich da an diese ungemütlichen Räume in den Tagungs-hotels unserer Firmentrainings denke oder an mein Leben als Schülerin einer Wanderklasse. In einem Raum war es grausig, da konnte der Lehrer noch so nett sein, im anderen Raum war es wunderschön, und alle Sinne wollten beteiligt sein. Aber Frau Riedel, Sie wollen jetzt los. Tschüs, dann bis zum nächsten Kongress, den möchte ich mir nicht entgehen lassen. Ich schaue jetzt mal eben noch nach Amerika – da wollte ich ja schon lange mal hin.«

Lozanov ruft ihr hinterher: »Halt Frau Katja, Sie haben noch etwas vergessen. Meine Herzensdame kommt auch noch ins Spiel. Meine bessere Hälfte, die Evelina Gateva. Sie liebte die Musik und die Sprachen. Und damit beflügelte sie mich, das Lernen und die Methode. Ohne sie gäbe es den Aspekt der Kunst in der Suggestopädie nicht und auch nicht die vielen unterschiedlichen Lernkon-zerte. Durch sie habe ich die klinische Suggestopädie in die künstlerische verwandelt!«

Katja: »Herr Lozanov, schön, schön, so eine Liebesgeschichte. Was war eigentlich in Amerika los? Die UNESCO empfahl, dass Sie die Methode weiterverbreiten und nicht nur im Ostblock! Haben die Amerikaner alles beim Alten gelassen oder etwas geändert?«

Lozanov: »Erinnern Sie mich nicht an diese Schmach. Ein Ausbildungsseminar habe ich dort ge-geben, das haben die Herren und Damen Studenten gierig aufgesogen und die Sache dann ganz schön verändert. Die amerikanische Variante.Später haben sie das ›Superlearning‹ genannt. Gut, das Buch hat sich in Deutschland bestsellerar-tig verkauft. Dadurch hat die Suggestopädie an Bekanntheit gewonnen. Aber glauben Sie nicht, dass einer der Herren bei mir persönlich gelernt oder vorgesprochen hat!«

Katja: »Upps. Heißt das, da kann im Prinzip jeder machen, was er will? Treibt so einen Budenzau-ber im Seminar, und dann nennt er oder sie das Suggestopädie? Wobei es doch die DGSL gibt, die scheinen sich ganz gut zu kümmern … Da will ich wirklich mal vorbeischauen. Herr Lozanov, jetzt muss ich los, wollen Sie noch ein letztes Wort sagen?«

Lozanov: »Ja, das möchte ich. Es war schön, dass Frau Steffens und Frau Dr. Feichtenberger von der DGSL vor zwei Jahren bei mir zum Jubiläum waren. So konnte ich ihnen erzählen, wie ich die Weiterentwicklung der Suggestopädie betrachte. Und die beiden haben mir tiefen Dank ausgespro-chen. Und Ihnen danke ich ebenso für dieses nette, gemeinsame Gespräch.« (s. Masemann/Messer 2012)

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Zu Dritt – ein Beispiel

»Es war einmal«: Was unser Gehirn zum Lernen braucht

Im Pausenraum der Bank XY sitzen drei Dozenten, sie unterhalten sich über ein Wochenendsemi-nar, welches sie gemeinsam besucht haben. Dabei ging es schwerpunktmäßig um Neuigkeiten aus der Neurodidaktik. Es sind: Petra, Paul und Mary.

Petra: »Hey, ihr zwei, das ist ja schön, dass ihr auch gerade Pause habt. Habt ihr einen Moment Zeit? Mir gehen noch so viele Ge-danken vom Wochenende durch den Kopf.«

Paul: »Na, das kannst du wörtlich nehmen mit dem Kopf. Ich stelle mir seitdem immer wieder mal so die ganze Aktion da oben im Kopf vor. Das Gehirn ist schon der Wahnsinn. Spannend war das. Kein Wunder, dass sich so viele Experten damit beschäftigen.«

Mary: »Ich bin ganz angetan davon, dass mit diesen alten Zöpfen jetzt aufgeräumt wird. Dieses Märchen mit den beiden Ge-hirnhälften kam mir schon immer komisch vor. Das habe ich doch richtig verstanden, dass dieses Hemisphärenmodell jetzt nicht mehr gilt, oder? Stattdessen, und das war mir neu, ist das Gehirn ein Meister der Selb-storganisation.«

Petra: »Ja, irgendwie schon, trotz eines relativ geringen Arbeitsspeichers können wir eine Fülle an Informationen, Erfahrun-gen und Erlebnissen so organisieren, dass wir tagtäglich darauf zurückgreifen können. Deshalb sollen wir ja den Teilnehmern auch zumuten, dass sie ihr Lernen recht gut selbst organisieren können.«

Das faszinierende Gehirn

Alter Zopf, die Sache mit den beiden Gehirnhälften – weg damit!

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Paul: »Richtig, da gab es doch diesen sperri-gen Begriff: Die konstruktivistische Didaktik. Das meint doch, dass der Lerner, also Teil-nehmer, sich seine eigene Wirklichkeit und Sinnzusammenhänge selbst konstruiert. Und in der Folge bedeutet das, was Teilnehmer an Wissen erwerben, relativ individuell und unvorhersehbar ist.«

Mary: »Wisst ihr die ganzen zwölf Punkte zum Gehirn noch, die da vorgestellt worden sind? Das Erste war die Sache mit den Über-raschungen. Unser Gehirn mag Überraschun-gen, damit kann es die gewohnten Wege des Denkens und Verhaltens verlassen. Unser Gehirn ist motiviert, eine seiner gewohn-ten Denkautobahnen zu verlassen, wenn es spannend wird, denn dann wird sogar Dopamin ausgeschüttet. Ist auch logisch, denn das schafft eine positive Stimmung. Und dann brauchen wir Menschen Wieder-holungen, bis das Neue quasi wieder sitzt – und auch eine Gewohnheit geworden ist. Für den Unterricht bedeutet das, dass wir viele Methoden anbieten sollen, den Stoff vielfältig zu erfahren und auszuprobieren. Das macht mir selbst auch mehr Spaß!«

Petra: »Ja, geht mir auch so, mir hat das alles gut gefallen, was es zum Gehirn gab. Vieles aus meinem Alltag wird mir jetzt klarer. Gestern war doch der dritte Advent, da war ich seit Langem mal wieder in der Kirche, und stellt euch vor: Die hatten nur zwei Kerzen angezündet, und ich habe nach Erklärungen gesucht. Das ist doch ein Ding, oder? Ich musste die ganze Zeit darüber nachdenken. Und das hat ja auch wieder mit dieser Konsistenzregulation zu tun. Wir suchen immer nach einer Übereinstimmung. Und wenn etwas nicht stimmt, dann fällt uns das eben auf und kostet Aufmerksamkeit.«

Konstruktivistische Didaktik – Annahme der Selbstorganisation beim Lernen: Die Teilnehmer suchen und finden ihre eige-nen Sinnzusammenhänge.

Unser Gehirn mag Überraschungen.

Wir profitieren von Wiederholungen beim Lernen.

Konsistenzregulation: Unser Gehirn sucht nach Übereinstimmungen. Was nicht stimmig ist, fällt auf.

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Paul: »Ja, und da ging es ja auch um die Bedürfnisse der Lerner. Die brauchen Bezie-hungen – zum Trainer und zu den anderen Teilnehmern. Und nicht nur das – sie brau-chen auch Lust. Also nicht so, wie ihr jetzt vielleicht denkt, sondern als Gegenteil von Langweile. Und bei all der Motivation und Vielfalt braucht das Gehirn auch Struktur und Orientierung. Wenn all diese Bedürfnis-se erfüllt sind, dann ist der Mensch richtig lernbereit. Und wegen dieser Konsistenzre-gulation überprüfen die Teilnehmer auch immer – allerdings total unbewusst –, ob das stimmt, was wir so erzählen.«

Mary: »Das ist schon komisch, geht mir ganz genauso. Mich hat das persönlich sehr berührt mit diesen Ängsten, dass wir im-mer noch unter dem Einfluss alter Ängste und angstvoller Situationen stehen. Also, ich meine die alten Schulerinnerungen und andere unangenehme Erfahrungen rund ums Lernen. Nur gut ist, dass wir das ändern können. Ich werde zukünftig auch noch mehr darauf achten, dass ich den Teilneh-mern Sicherheit gebe und viele, viele posi-tive Erfahrungen. So wende ich mich auch wesentlich dem Transfer zu, die Teilnehmer sollen was mit dem Stoff anfangen können. Und ich zeige ihnen, wie ich selbst an der einen oder anderen Stelle über meinen Schatten springe, dabei sehen sie, dass man sich trauen kann.«

Petra: »Das mit der Angst und den alten Er-innerungen ist doch auch der Grund, warum die Teilnehmer sich viel austauschen sollen, dabei lernen sie die Gedanken der anderen kennen und können ihre eigenen evaluieren. Mir hat die Sache mit den positiven Affirma-tionen und Lernpostern gut gefallen. Diese Botschaften nehmen wir doch nebenbei irgendwie wahr, und sie beeinflussen uns positiv. Ich bin am meisten von dieser multi-perspektivischen Sache angetan.«

Die Teilnehmer brauchen Beziehungen beim Lernen.

Unser Gehirn mag es, wenn es Struktur gibt.

Positive Lernerlebnisse können unange-nehme Lernerlebnisse verändern.

Die Teilnehmer brauchen Sicherheit und Transfer.

Positive Affirmationen und Glaubenssät-ze unterstützen das Lernen.

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10Barbara Messer: Inhalte merk-würdig vermitteln © Beltz Verlag 2013

Paul: »Besonders beeindruckt haben mich das Schätzen und Nachdenken. Das Gehirn verarbeitet Informationen in verschiedenen Regionen des Gehirns, und um das beim Lernen zu verbinden, hilft es uns, wenn wir nachdenken und in »Als-ob-Situationen« über das zu Lernende nachdenken. Das bedeutet für meinen Unterricht, dass ich zum Beispiel Probehandeln anbieten werde. Und dann fand ich die Vielfalt der Methoden großartig. Das ist doch irgendwie die Hauptbotschaft dabei.«

Mary: »Da war so viel Interessantes dabei, auch die Sache mit den Regeln und Mustern, die wir gerne erstellen. Das Gehirn überprüft unbewusst alles Wahrgenommene darauf-hin, ob daraus Regeln und Prinzipien abge-leitet werden können. Deshalb braucht es im Unterricht ja auch diese Darstellung von Prinzipien eines Themas und den ganzen möglichen Ableitungen. Gehirngerecht wäre es auch, die Teilnehmer viel miteinander dis-kutieren zu lassen über ihre Gedanken und die Muster und Regeln, die sie erkennen.«

Petra: »Ich bin ein Fan von positiven Emoti-onen beim Lernen. Je positiver, desto besser behalten wir die Dinge in Erinnerung, sogar im Langzeitgedächtnis. Macht mir im Un-terricht auch mehr Spaß, und nun weiß ich, dass es für die Teilnehmer ebenfalls gut ist, positive Emotionen beim Lernen zu haben.«

Paul: »Eine Sache gefällt mir persönlich sehr gut, jetzt verstehe ich auch, warum ich so gerne darüber nachdenke, wie mein Verein wohl am Wochenende spielen wird. Unser Gehirn prüft ständig die Informationen und Daten, die es aufnimmt, hinsichtlich einer vermuteten Erwartung. Fällt das Ergebnis dann noch besser aus, als erwartet, gibtes zur Belohnung eine Dopaminausschüttung. Das verschafft uns Glücksgefühle. Und gelernt wird außerdem, was positive Konse-quenzen hat.«

Probehandeln unterstützt das Lernen.

Unser Gehirn überprüft Wahrgenomme-nes daraufhin, ob es einen Unterschied gibt.

Positive Emotionen sind wertvoll fürs Lernen und für das Erinnern des Inhalts.

Glücksgefühle entstehen, wenn unsere positiven Vorahnungen noch übertroffen werden.

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Mary: »Ich bin ja ganz begeistert von dieser Arbeits-Umzugs-Funktion im Gehirn. Wisst ihr das noch? Erst sind die neuen Informationen in der Großhirnrinde, dort sitzen besonders viele Nervenzellen. Das Gehirn strukturiert ein bisschen um, und zack, gibt es das Wissen, das jetzt nicht mehr neu ist, in eine andere Abteilung. Kortexdelegation könnte man das nennen. Und dann ist die Großhirn-rinde wieder frei für den nächsten Stoff! Ein absolut ökonomisches Prinzip, klasse. Nur gut, dass wir das nicht merken, wie da oben ständig alles hin und her geschoben wird.«

Petra: »Ich habe durchaus etwas mit dem Gehirn gemeinsam – das Netzwerken! Im Gehirn sind die Vorgänge, wie zum Beispiel das Verarbeiten von Informationen, mehrdi-mensional. Das Netzwerk Gehirn sorgt dafür, dass die verschiedenen erlernten Muster oder Fähigkeiten sich unbewusst gegen-seitig unterstützen. Da kann es sein, dass mir zum Beispiel beim Aufräumen zu Hause genau die Idee kommt, auf die ich bezüglich der neuen Buchführungseinheit schon lange gewartet habe.«

Paul: »Mir ist jetzt auch klar, warum ich mich an manche Sachen gut erinnern kann und an andere weniger gut. Das hat mit diesen Gedächtnisabteilungen zu tun: dem semantischen Gedächtnis, da werden Zah-len, Daten, Fakten abgelagert. Da merke ich mir dann, welcher Verein welche Punkte hat. Und in dem anderen Gedächtnis, dem episodischen, da habe ich die Elfmeter ab-gelegt. Da sind die ganzen Geschichten und komplexen Alltagserinnerungen abgelegt. Für das Lernen bedeutet das: Inhalte in eine Story packen, dann kann man sie sich besser merken und später leichter abrufen.«

In der Großhirnrinde wird Neues aufge-nommen und dann in anderen Bereichen des Gehirns weiterverarbeitet.

Das Gehirn betreibt intensive Netzwerk-arbeit.

Inhalte, die mit Geschichten verbunden sind, können wir uns besser merken.

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Mary: »Dankbar bin ich darüber, dass ich endlich ein handfestes Argument für meine Bewegungsübungen im Training habe. Denn Bewegung und Kognition sind unauflöslich miteinander verbunden. Das erklärt auch, warum Sportler mentales Training machen. Sie stellen sich vor, wie sie schon durchs Ziel laufen. Bewegung und Lernen haben miteinander zu tun, weil unsere Gedanken letztendlich in einem Verhalten enden. Noch mehr Gründe, im Training viel Bewegung einzubauen – das Körpergedächtnis dankt!

Petra: »Und ich – ich bin beruhigt, dass mich das Gehirn vor Überforderung schützt. Es filtert ja aus den Millionen von Eindrücken und Informationen die heraus, die es für relevant hält. Das ist ja auch der Grund, wa-rum wir alle diese Welt ganz unterschiedlich wahrnehmen und interpretieren. Es hilft uns, wenn wir uns austauschen, dann lernen wir die Gedanken des anderen besser kennen – quasi seine Welt. Aber in dieser Gehirnwirk-weise steckt auch die Aufforderung, darauf zu achten, ob das, was wir vermitteln, auch wirklich bei den Teilnehmern ankommt, viel-leicht filtern sie es ja, weil der Arbeitsspei-cher schon voll ist.«

Paul: »Mir reicht es nun, ich gehe jetzt noch eine Runde um den Block, um zu entspan-nen, ist ja immer noch die beste Art, zu lernen. In diesem tranceähnlichen Zustand oder auch in normaler Entspannung nehmen wir viel mehr an Informationen auf, als wir denken. Darauf werde ich in Zukunft noch viel mehr achten: Entspannung im Unter-richt. So, ihr zwei, ich bin dann mal weg!«

Mary: »Ja ich gehe jetzt auch, habe jetzt noch einen Kurs, bis morgen.«

Petra: »Ja, bis morgen!«

Bewegung und Denken gehören zusam-men.

Das Gehirn filtert Informationen, des-halb haben wir alle auch unterschiedli-che Vorstellungen von dieser Welt.

Wenn wir entspannt sind, können wir viel lernen und viele Informationen auf-nehmen.

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Passives Lernkonzert – Beispiel für eine mentale Integration

»Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um in Ruhe auf diesen Tag zurückzublicken. Mach es dir auf deinem Platz bequem, sodass du zugleich aufrecht sitzen und dich dabei gut entspannen kannst. Es kann gut für dich sein, beide Füße auf den Boden zu stellen, sodass du in Kontakt mit der Erde und dem Raum bist. Wenn du möchtest, dann schließt du auch die Augen oder richtest sie auf einen schönen Punkt im Raum.

Du hörst nun die Musik Moondance von Rainer Molzahn und auch meine Stimme, die dich begleiten wird. Die nächsten Minuten sind dazu da, in entspannter Wachheit auf diesen Tag zu blicken. Achte ganz nebenbei auf deinen Atem, ob er ruhig fließt oder so, wie es dir guttut, in dich hineinströmt und aus dir herausfließt. Und vielleicht nimmst du wahr, wie du sicher auf deinem Stuhl sitzt, hier in diesem Raum, inmitten der anderen Menschen, und auf diesen Tag zurück-blickst. Zum Ende des Tages lade ich dich ein, mit großem Vertrauen für die nächsten Minuten dir Zeit für deinen ganz persönlichen Tagesrückblick zu nehmen. Ein Tagesrückblick auf eine Weise, die für dich angenehm ist und die all die kostbaren Momente des Tages vor deinem Auge präsen-tiert, wie Bilder in einem Film oder wie Fotos auf einer Leinwand.

Vielleicht hast du es noch genau vor Augen oder erinnerst dich an deine Gedanken und Sätze, die du im Kopf hattest, als du die ersten Minuten hier im Raum mit allen anderen zusammenge-kommen bist. Deine ersten Eindrücke, deine Befürchtungen und Hoffnungen um dieses Training herum, dessen erster Tag jetzt zu Ende geht.

Du selbst – ganz für dich – und wir alle zusammen haben viel miteinander erlebt. Es gab die ersten Begegnungen und auch erste vertiefende Momente im Miteinander. Vielleicht hast du jetzt eine Ahnung – oder etwas ganz anderes –, wie es für dich mit deiner Aufgabe als Führungskraft weitergehen wird. Und möglicherweise wird dir noch deutlicher, was dich in deiner Aufgabe als Führungskraft leitet, worauf du aufmerksam geworden bist, wo du noch mehr erfahren möchtest und worauf du neugierig bist. Oder du fühlst dich bestärkt in all dem, was dich bisher geleitet hat. Es kann sein, dass dir heute noch einmal ganz besonders bewusst geworden ist, wo deine ganz speziellen Ressourcen und Kompetenzen als Mensch, Kollege, Mitarbeiter und Führungskraft lie-gen. Ganz für dich oder im Kontakt mit den anderen ist dir möglicherweise bewusst geworden, was deine Berufung ist, was du noch aus dir heraus für diese Welt zur Verfügung stellen möchtest.

Kreise mit deinen Gedanken und Erinnerungen noch einmal durch diesen Tag mit all seinen Begegnungen, Erlebnissen und Erfahrungen. Was hat dich ganz besonders berührt? Was gab es zu hören und zu sehen? Welche der Aktionen sind dir noch besonders präsent, welche sind bereits verblasst? Gibt es etwas, was du gerne in deinen Alltag mitnehmen möchtest? Gibt es etwas, was noch offen ist? Dann weißt du vielleicht jetzt schon, dass dir die entsprechende Frage oder Ant-wort zur rechten Zeit wieder einfallen wird. Und möglicherweise hast du eine Idee, wie du diesen Tag für dich in einem Wort oder einem Satz zusammenfassen möchtest. Oder es kommt dir eine spontane Bewegung oder eine Farbe, die diesen Tag für dich komprimiert. Nimm dir noch einen Moment Zeit und Muße, um dem nachzuspüren, was ich hier nicht erwähnt habe, was noch nicht gesagt worden ist und doch für dich relevant ist.

Und jetzt ist der Moment gekommen, wo du dich von deinen inneren Bildern, Gedanken und Gefühlen löst, um – in deinem Tempo – hier wieder in den Alltag der Gruppe zurückzukommen. Lass deinen Atem wieder tiefer werden, führe kleine Bewegungen mit deinen Füßen und Fingern durch, lass diese Bewegungen in die Beine und Arme kommen. Strecke dich auf deinem Stuhl und

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rekele dich, sodass du dich von unten bis oben gestärkt fühlst. Und dann öffne die Augen und nimm deine Umgebung mehr und mehr wahr. Du bist nun wach und bereit, diesen Tag in dieser Runde aufmerksam und ressourcenvoll zu beenden.

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Training zum Thema »Resilienz«

Resilienz ist derzeit ein echter Modebegriff und schwimmt auf der Welle der Burnout-Prophylaxe ganz oben mit.

»Resilienz ist nicht nur eine Waffe gegen Burnout, sondern steht auch für Flexibilität, Anpas-sungsfähigkeit oder Widerstandsfähigkeit. Resilienz lässt Menschen wie ein Gummiband in ihren normalen Zustand zurückschnellen oder sich wie ein Stehaufmännchen immer wieder aufrich-ten, egal, was ihnen widerfährt. Andere bezeichnen Resilienz als ein seelisches Immunsystem. […] Resilienz ist die Fähigkeit von Menschen, Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für persönliche Entwicklung zu nutzen« (Gruhl 2010, S. 13).

Burnout kreist als Schreckgespenst über vielen Menschen, Einrichtungen und Organisationen. Die Zahl der Menschen, die Burnout-gefährdet sind, steigt derzeit einerseits rapide an. Anderer-seits gibt es viele Mitarbeiter, die trotz hoher Anforderungen mit Freude und innerer Stärke einen guten Job machen. Sie besitzen Resilienz, also eine emotionale Stärke, die durch Krisen trägt, ver-bunden mit praktischen Fähigkeiten, handlungsfähig zu sein, wenn es darauf ankommt.

Optimismus, Akzeptanz und Lösungsorientierung sind die drei Grundhaltungen von Menschen mit ausgeprägter Resilienz. Dazu gehören zum Beispiel einfache Glaubenssätze und Prägungen. Meine Mutter brachte mir von klein auf den Satz bei: »Das schaffst du schon.« Sie sagte es nicht einfach nur, sie lebte es auch. Meine Mutter war ein krisenfester Mensch und eine Lehrmeisterin, die auch dann noch handlungsfähig blieb, wenn Chaos herrschte. Schmerzhafte Gefühle gehören zum Leben wie Freude und Glück. Menschen, die bewusst aus Krisen lernen, wachsen dadurch für die nächste. Antoine de Saint-Exupéry schrieb: »Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles gelingen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen« (s. auch die Ausführungen Messer 2011, S. 66 f.).In diesem exemplarischen Workshoptag greifen wir in unsere persönliche Methodenschatzkiste und hängen ein paar Bonbons an den »roten Faden durch den Tag«. Hier nun ein möglicher roter Faden durch einen Tag zum Thema »Resilienz«. Er gilt als Vorschlag und ist natürlich vielfältig variierbar.

� Resilienztraining

Methode/Intervention Ziel/Absicht

Centering Die Teilnehmer entspannen sich und werden sich ihrer persönli-chen Fähigkeiten und Ressourcen bewusst.Sie sind positiv auf den Tag gestimmt.

Ausstellung zu Burnout und Resilienz

Die Teilnehmer erhalten Fakten und andere Hinweise zur Thema-tik. Sie werden multisensorisch an das Thema herangeführt und stimmen sich intensiv ein.Vorheriges Wissen wird mit neuem verankert.

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16Barbara Messer: Inhalte merk-würdig vermitteln © Beltz Verlag 2013

Selbsttest Die Teilnehmer erhalten einen Hinweis auf ihr Burnout-Gefähr-dungspotenzial beziehungsweise ihre Resilienzkraft.

Die Fernsehshow (mit Prof. Dr. Know und einer ehemaligen Patientin)

Die Teilnehmer erfahren, dass das Thema auch mit Humor ge-nommen werden kann.

Die Kartons Die Teilnehmer erhalten Informationen zu den drei Grundhaltun-gen und vier Fähigkeiten der Resilienz.

Lerninseln Die Teilnehmer steigen intensiver in die drei Grundhaltungen und vier Fähigkeiten der Resilienz ein.Sie setzen sich persönlich mit ausgewählten Aspekten auseinan-der.

Teilnehmer-präsentationen

Im aktiven Tun präsentieren die Teilnehmer Arbeitsergebnisse und persönliche Erkenntnisse.Sie verankern positive Erlebnisse zum Thema.

Mentale Integration Die Teilnehmer verankern ihre Erfahrungen.Die Teilnehmer entspannen sich und schließen den Tag im Semi-nar positiv ab.

Das Centering

Ein Centering nutzen wir, um die Teilnehmer in einen stressarmen Zustand zu bringen. Speziell bei persönlichen Themen und Trainings ist ein Centering eine wunderbare Methode, in der eige-nen Mitte anzukommen. Die Teilnehmer können die Ereignisse der Anfahrt oder der Zeit vor dem Training gut zurücklassen, mögliche Störungen loslassen, sich körperlich und affektiv entspan-nen und dabei zugleich geistig wach werden.

Centering ist eine sehr wirksame Form, innezuhalten, seinen eigenen Raum zu spüren – ein Element des Selbstmanagements von Menschen mit ausgeprägter Resilienz.

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Centering zum Thema Resilienz

»Ehe wir nun heute mit unserem Workshop ›Resilienz – was wir von den Stehaufmännchen lernen können‹ beginnen, gönnen wir uns erst einmal eine Pause und einen Moment ganz für uns.Nimm dir zuerst einmal die Zeit, die du brauchst, um bei dir selbst anzukommen … und lass dich dabei von dieser Musik begleiten. Setz dich ganz bequem hin. – Du weißt, dass du jederzeit deine Körperhaltung ändern kannst, um eine noch bequemere Sitzposition einzunehmen … und nimm wahr, wie du über deine Füße festen Kontakt mit der Erde hast … sodass du dich sicher verwurzelt fühlst … und nimm wahr, wie der Stuhl, auf dem du sitzt, dich sicher trägt … und nimm die Stelle deines Rückens wahr, an der die Rückenlehne deinen Rücken sicher stützt …Richte deine Aufmerksamkeit langsam nach innen und werde innerlich ruhig … und lass dich von der Musik (Titel der Musik nennen) tragen … und du kannst deine Augen dabei langsam schließen … und so in das richtige Gleichgewicht zwischen Entspannung und geistiger Wach-heit hineingleiten … Oder die Augen geöffnet lassen und entspannt einen Punkt in diesem Raum wahrnehmen – dies ist jetzt deine Zeit für eine erfrischende Pause.Lass deinen Blick noch einmal zurückschweifen, was dich jetzt möglichweise alles beschäf-tigt – was du zu Hause, in den Stunden vor diesem Workshop oder auf dem Weg hierher erlebt hast. Lass all die Bilder, Geräusche und Stimmen, Stimmungen und Gedanken in Ruhe Revue passie-ren, um dann alles beim nächsten Ausatmen wieder loszulassen … Atme dann wieder tief ein … und nimm dir die Zeit, deine Batterie wieder aufzuladen …Ganz langsam, in deinem Tempo, richtest du jetzt deine Aufmerksamkeit wieder nach außen. Komm zurück in diesen Raum, nimm ein paar tiefe Atemzüge und lass Bewegung in deine Zehen und in die Finger kommen … und in die Beine und Arme … lass nun die Bewegungen größer werden … und recke und strecke dich … Öffne nun die Augen, wenn sie geschlossen waren, und nimm wahr, wie es dir jetzt geht im Vergleich zu vorher. Sei nun wieder ganz wach und da in unserem Workshop, wo wir uns mit Resilienz – der Stehaufmännchen-Fähig-keit – beschäftigen.«

Nun geht es mit dem Kontakt zum Inhalt weiter. Die Teilnehmer sind neugierig und freuen sich auf die nächste Methode, die sehr inspirierend ist.

Ausstellung zu Burnout und Resilienz: »Die Vernissage«

Die Vernissage ist eine Methode, die in diversen Kontexten zum Einsatz kommen kann. Die Kunst ist eine unendliche Form, sich auszudrücken. Epochen, Stile und Formen bringen so viele Kunst-werke hervor, dass ein Menschenleben nicht reicht, um alle gesehen zu haben. Auch vom Bildfor-mat abweichende Versionen wie beispielsweise Installationen gehören zu den Ausdrucksmöglich-keiten der Kunst.

Wir haben uns einen wesentlichen Aspekt der Kunst zunutze gemacht: die Vernissage. Diese Methode ermöglicht einen großen Rahmen, um Inhalte in Form einer Kunstaustellung zu genie-ßen.

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Diese Form der Inszenierung ist fantastisch geeignet, um die gegensätzlichen Haltungen zu einem Thema aufzuzeigen und sie zu bearbeiten – hier gilt die künstlerische Freiheit. Widersprüche, die oftmals schon verdeckt vorhanden sind, können aufgezeigt werden.

Anfangs ist es viel Vorbereitungsarbeit, haben Sie jedoch ein Thema erschlossen, lohnt es sich, die Methode oft einzusetzen. Zum Beispiel ist unsere »Galerie für Führungskräfte« der Beginn ei-nes Führungskräftetrainings. Im aufgezeigten Beispieltraining werden verschiedene Aspekte des Themas »Resilienz« eingebaut und vielfältig multisensorisch aufbereitet. Die Methode kann in allen Trainings und Veranstaltungsformen verwendet werden.

Zur Vorbereitung gehören für Sie:

� diverse Materialien zur Herstellung von Kunstwerken aller Art � Raum für die Präsentation der Ausstellung � Pinnwände und Ähnliches, um die »Exponate« aufzuhängen � eventuell Hintergrundmusik

Die Methode selbst beansprucht zehn bis 20 Minuten Zeit. Allerdings kann es auch – abhängig von Ihren möglichen Erläuterungen – länger dauern. Greifen Sie das Thema »Vernissage« ernsthaft auf, benötigen Sie wesentlich mehr Zeit. Denn dann brauchen Sie ein kleines Kammerorchester, Schnittchen oder Kanapees, Sekt, den Künstler selbst und einiges mehr.

Im ersten Schritt werden zum Thema des Trainings ausgewählte Unteraspekte zusammenge-stellt, das können zum Beispiel acht bis 15 Aspekte sein. Ähnlich wie bei den Methoden »Museum« oder »Lernlandschaft« wird nun der jeweilige Inhaltsaspekt als:

� Foto � Bild � Installation � Collage � Skulptur � oder Ähnliches

dargestellt. Als besonders wirkungsvoll haben sich starke Ausdrucksformen, Humor und meta-phorische Brücken erwiesen. Die Teilnehmer installieren und befestigen ihre Kunstwerke zum Beispiel an Pinnwänden oder anderen Plätzen im Raum, sodass sie den Charakter einer Vernissage bekommen. Zu den Kunstwerken können Sie noch kleine Hinweisschilder anfertigen, die selbstre-dend den Inhalt erklären. Wer mag, kann alternativ zum Seminarhandout einen Ausstellungska-talog erstellen. Durch die Verbildlichung des Themas wird unser episodisches Gedächtnis anregt, was dafür sorgt, dass wir die Exponate und Kunstwerke noch jahrelang in Erinnerung behalten.

Einen Rahmen gestalten Sie durch:

� Musik � Schnittchen und Sekt wie bei einer richtigen Vernissage � einen Künstler, der extravagant auftritt, oder Sie sind selbst der Künstler.

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Tipp: Scheuen Sie sich nicht, offensichtliche Fälschungen von bekannten Kunstwerken anzu-fertigen. Die Merk-würdigkeit spricht für sich, wenndas Lächeln der Mona Lisa auf den Lippen einer erfolgreichen Führungskraft oder eines stol-zen Mitarbeiters liegt,eine Collage mit Fett, Wolle und Holz von Joseph Beuys die Wirkfaktoren einer gesunden Ernährung deutlich macht,der Seerosenteich von Monet für Teamentwicklung steht.

Die Idee stammt aus dem Kindergarten meiner Tochter Thea. Dort waren alle Kinder in das Spren-gelmuseum Hannover gefahren und haben danach – ganz unverkrampft und mutig – die Sonnen-blumen von van Gogh gemalt. Danach luden sie uns Eltern zu einer Ausstellung ein.

Aspekte, die in der Vernissage aufgegriffen werden können, sind beispielsweise zum Thema »Burnout und Resilienz«:

� Zahlen, Daten, Fakten, in Schaubildern aufbereitet (Zahlen zur Häufigkeiten, Arbeitsunfähig-keitstage …)

� ein typischer Phasenverlauf (s. folgender Text).

Möglicher Phasenverlauf von Burnout

»Erste Phase: Überaktivität � übertriebenes Engagement/Hyperaktivität � Gefühl der Unentbehrlichkeit � Verleugnung eigener Bedürfnisse � überhöhtes Bedürfnis nach Anerkennung � Perfektionismus � sich beweisen müssen

Zweite Phase: Reduziertes Engagement � Verlust positiver Gefühle � allgemeines Gefühl, abzustumpfen und härter zu werden � Kontaktverlust � negative Einstellung zur Arbeit � Beginn der ›inneren Kündigung‹ � zunehmende Schuldzuweisung auf andere � entsprechende Reaktionen des Umfelds werden oft als Mobbing erlebt

Dritte Phase: Tatsächlicher Abbau der Leistungsfähigkeit � Konzentrationsschwächen bei der Arbeit � Desorganisation: unsystematische Arbeitsplanung � Entscheidungsunfähigkeit � verringerte Initiative � rigides Schwarz-Weiß-Denken � Dienst nach Vorschrift � Widerstand gegen Veränderungen aller Art

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Vierte Phase: Verzweiflung � verstärkte Hilflosigkeitsgefühle � existenzielle Verzweiflung � Sinnlosigkeit � ›Energiespeicher‹ füllen sich nicht mehr auf � psychische beziehungsweise psychosomatische Symptome � klinische Auffälligkeit und Gefährdung« (Wellensiek 2011, S. 333 f.)

Weitere Aspekte sind:

� Risikofaktoren:- die Perfektionsfalle – und Wege daraus- die Prestigefalle – und Wege daraus- die Ordnungsfalle – und Wege daraus- die Technikfalle – und Wege daraus- die Besitzfalle – und Wege daraus- die Machtfalle – und Wege daraus- die Tragikfalle – und Wege daraus- die Armutsfalle – und Wege daraus- die Helferfalle – und Wege daraus- die Berühmtheitsfalle – und Wege daraus- die Leistungsfalle – und Wege daraus- die Unterforderungsfalle –- und Wege daraus- die Idealismusfalle – und Wege daraus- die Wachstumsfalle – und Wege daraus- die Zeitfalle – und Wege daraus (angelehnt an Dallmann 2010)

� sinnlose Ziele: der/die Beste zu sein, immer parat zu sein, alles ist ordentlich. � Therapien � Ressourcen und Kraftquellen � Resilienz (jeweils mit Hintergrundinfos)˗ Grundhaltung Optimismus˗ Grundhaltung Akzeptanz˗ Grundhaltung Lösungsorientierung˗ Fähigkeit: die Regulierung des Selbst˗ Fähigkeit: die Übernahme von Verantwortung˗ Fähigkeit: die Gestaltung von Beziehungen˗ Fähigkeit: die Gestaltung der Zukunft

� Stichwort Grenzen: Grenzen setzen – Grenzen achten – Grenzen öffnen � Aspekte von Klarheit und Konsequenz � Zitate und Gedanken zur Achtsamkeit � Aspekte und Eindrücke aus der Lebenswegarbeit � Gedanken zu Prägungen und Mustern � Beziehungsmanagement

Lassen Sie – via Interview oder Zitat und Foto – Menschen mit einer ausgeprägten Resilienz zu Wort kommen. Fügen Sie, wenn es Ihnen technisch möglich ist, kleine Filmspots ein, die das The-

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ma in wenigen Sekunden und kurzen Momenten darstellen. Es gibt noch viele andere Inhaltsas-pekte, bitte wählen Sie hier ganz frei.

Schmücken Sie das Thema aus, bilden Sie es mit kreativen Facetten ab. Es hält Sie keiner davon ab, Bilder, Skizzen, Schaubilder, Interviewausschnitte (zum Beispiel von Betroffenen), Sinnsprüche und so weiter zusammenzustellen und aufzubereiten.

Sie haben nun die freie Wahl, wie Sie die Exponate und die Pinnwände zusammenstellen. Es soll auf jeden Fall wie eine richtige Vernissage wirken. Reichen Sie Schnittchen, untermalen Sie die Atmosphäre mit Musik und lassen Sie die Teilnehmer durch die Ausstellung schlendern. Wir erläutern währenddessen das eine oder andere Ausstellungsstück, um dem dort abgebildeten In-halt gerecht zu werden. Und wir schlüpfen manches Mal bei diesem Format in die Haut eines besonders inspirierten oder extravaganten Künstlers.

Als Übergang zur nächsten Methode kann der Selbsttest zum persönlichen Burnout-Risiko am Ende der Ausstellung ausgehändigt werden. Oder Sie beenden die Ausstellung und ziehen einen Strich, sodass der Test ein ganz bewusster nächster Schritt ist.

Der Burnout-Test

Burnout-Tests sind umstritten, und sie sind allgemein mit Vorsicht zu genießen. Es kann zum Beispiel das Ausmaß eines persönlichen Risikos erfasst werden oder andere Kriterien des Selbst-managements.

Um hier keinem Anbieter oder Test den Vorrang zu geben, bilden wir auch keinen Burnout-Test ab und bitten Sie, sich selbst einen Test zu »organisieren«, den Sie für passend erachten.

Die Fernsehshow

Sendungen aus dem Fernsehen gehören zu unseren Lieblingsformaten. Die Anzahl der Varianten und Einsatzmöglichkeiten erscheint uns unbegrenzt. Auch hier im Kontext »Burnout« und »Resili-enz« setzen wir sie bewusst ein. Einer der wesentlichen Wirkfaktoren ist der Perspektivenwechsel: Durch den Blick einer Moderatorin oder wie im folgenden Beispiel durch die Brille einer Betrof-fenen bekommen die Teilnehmer die Chance, das Thema weitgreifender zu betrachten. Zudem mischt sich der Faktor Humor dazu, der dem Ganzen eine emotionale Würze verleiht.

Auf der Couch bei Dr. Know

Der Star der Sendung ist Frau Dr. Know. Eine echte Größe auf dem Gebiet der psychosoma-tischen Medizin. Dr. Know hat jedoch noch ganz andere Fachdisziplinen, je nachdem, wo sie zum Einsatz kommt. Das erklärt auch die Geburt von Dr. Know. Dr. Know wurde nämlich in einem Training geboren, wo es uns eine Herzensangelegenheit war, eine besonders fachliche und auch inhaltsschwere Botschaft an die Teilnehmer zu bringen. Unsere Sorge war, dass wir selbst zu altklug wirken, wenn wir es aus unserer normalen, alltäglichen Trainerhaltung her-aus machen. Also schufen wir kurzerhand Dr. Know.Dr. Know tritt als engagierte medizinische Größe auf. Sie berichtet über einen recht typischen Verlauf einer Burnout-Erkrankung. Und damit diese sensationelle Berichterstattung auch wirk-lich glaubwürdig ist, hat Dr. Know eine ehemalige Patientin dabei, Michaela Schmonzing.

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Michaela Schmonzing war in der Klinik und dank der persönlichen Therapie von Dr. Know gilt sie – jetzt wieder – als gesund und geheilt. Sie kann über die Erkrankung und ihren Verlauf sprechen.Und so geschieht es dann auch. Dr. Know stellt die Phasen des Burnouts vor, und Michaela Schmonzing erzählt dazu, wie es ihr persönlich ergangen ist. (Anmerkung: Zur Steigerung der Merkfähigkeit legt Dr. Know zu jeder Phase deutlich beschriftete DIN-A3-Papierbögen aus, sodass die Zuschauer und Teilnehmer mitlesen können). Der Dialog spielt sich folgenderma-ßen ab:

Dr. Know: »Liebe Zuschauer, ich möchte Ihnen etwas über den Burnout erzählen. Diese Krankheit ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Kaum einer kommt an ihr vor-bei, jede Zeitschrift ist voll davon. Auch ich habe immer wieder Patienten, die mit diesem Problem kommen. Deshalb berichte ich hier gerne. Und heute ist mein Studiogast Michaela Schmonzing, einst Patientin und am Boden zerstört, jetzt geheilt.

Michaela Schmonzing sitzt zufrieden auf dem Stuhl, nickt bestätigend und schaut stolz und erleichtert zu Dr. Know.

Dr. Know: »Meine Damen und Herren, Burnout hat meist einen recht klassischen Verlauf, wobei er dann doch wieder bei jedem Menschen ein wenig anders ausschaut. In der ersten Phase ist der Enthusiasmus Programm. Die Betroffenen sind in ihrer Arbeit und ihrem Engage-ment überdurchschnittlich idealistisch eingestellt und setzen sich hohe Ziele, die jedoch nur schwer erreichbar sind. Und anfangs brennen sie für ihre Ziele oder ihre Aufgabe.«

Michaela Schmonzing: »Endlich hatte ich eine Stelle gefunden, die mich richtig forderte. Ich wollte in meinem ersten Jahr dort im Unternehmen unbedingt diejenige sein, die die beste Führungskraft in der Einrichtung ist. Im Nachhinein war genau das eine meiner größten – selbstgestellten – Fallen.«

Dr. Know: »Tja, nun geht es weiter, es folgt die Phase der Stagnation. Die Konfrontation mit der Realität (am Arbeitsplatz) zeigt den Betroffenen, dass normale Arbeit nicht ausreicht, um ihre Ziele zu verwirklichen. Ihre jeweilige Konstitution sowie ihr individueller Perfektionismus sorgen dafür, dass sie sich noch mehr anstrengen – ohne Rücksicht auf die eigenen Ressour-cen. Und da fallen dann schnell mal ein paar unbezahlte Überstunden an. Oder es wird am Wochenende noch etwas gearbeitet, und eine Vermischung von Arbeit und Privatleben stellt sich ein. Schwer für viele, dann noch abzuschalten. Michaela, erzählen Sie doch unseren Zu-schauern einmal, wie Sie diese Phase erlebt haben.«

Michaela Schmonzing: »Es war alles viel zu viel. Ich bekam meine Kinder kaum noch zu Gesicht. Den Geburtstag meines Ältesten vergaß ich komplett, weil ich an den Wochenenden versuchte, liegen gebliebene Arbeit der letzten Wochen aufzuholen. Ich fühlte mich überfor-dert, konnte es mir noch nicht eingestehen und machte weiter und stieg jeden Tag wieder ins Hamsterrad. Meine Familie hat mich kaum noch gesehen, und eine Krise mit meinem Mann war dadurch vorprogrammiert.«

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Dr. Know: »Nun geht es weiter, die Frustration zieht ein. Die Betroffenen realisieren, auch in ganz individuellen Phasen und Zeitabständen, quasi schubweise, dass ihr extremer Einsatz nichts bringt. Das frustriert sie, und es entstehen Ablehnungsgefühle. Charakteristisch für die-se Phase ist, dass die einst so idealistisch gesehene Tätigkeit nun zunehmend zynisch betrach-tet wird und Klienten, Patienten oder Kollegen gegenüber eine distanzierte Haltung einge-nommen wird. Das schmerzt doppelt. Michaela, bitte erzählen Sie, wie war es bei Ihnen?«

Michaela Schmonzing: »Das kann ich ganz kurz zusammenfassen: Früher habe ich meinen Beruf geliebt und voller Begeisterung ausgeübt. In dieser Phase erschien mir meine Tätigkeit sinnlos. Gott sei Dank ist es jetzt besser, aber damals war es frustrierend, alles drehte sich wie in einer Negativspirale.«

Dr. Know: »Danke, Michaela, dass Sie so freimütig erzählen. Denn nun geht es weiter im Burnout-Verlauf, und so war es ja auch bei Ihnen. Die Phase der Apathie zieht ein. Da arbeitet man zwar noch weiter, aber nur noch mechanisch und unter erheblicher Anstrengung. Es kommen die körperlichen Symptome dazu, zum Beispiel Gefühle wie Überlastung und Er-schöpfung. Diese werden immer wieder mühsam bekämpft, nicht wahr, Michaela?«

Michaela Schmonzing: »Ja, richtig, so habe ich es auch erlebt. Es fing damit an, dass ich im-mer öfter Rückenschmerzen und Magenprobleme hatte. Im Büro war es besonders schlimm. Je mehr zu tun war, desto mehr litt ich unter Schmerzen. Irgendwann begann ich, Tabletten zu schlucken, um den Tag zu überstehen. Ein echter Teufelskreis, aus dem ich nicht mehr rauskam.«

Dr. Know: »Ja, ich weiß, ich kann mich gut an Ihre Schilderungen erinnern. Sie passen abso-lut in jedes medizinische Lehrbuch. Und danach wird es zunehmend schlimmer. Der völlige Zusammenbruch ist da. Der Burnout, das Ausbrennen, von dem die Krankheit auch ihren Namen hat. Jetzt ist ein Weiterarbeiten physisch und psychisch nicht mehr möglich. Schnell kann dieser Zustand auch in eine dauerhafte Arbeitslosigkeit oder Erwerbsunfähigkeit führen, wenn der Patient keine Heilung und Therapie sucht oder zulässt. Hier helfen, und das sehen wir bei Michaela ganz deutlich, eine wirkliche Therapie und professionelle Begleitung. Richtig Michaela, oder?«

Michaela Schmonzing: »Ja, das war schon ein echter Zusammenbruch, was ich da erlebt habe. Ohne die Therapie und den Klinikaufenthalt hätte ich es wohl nicht geschafft. Es ging halt einfach nicht mehr weiter, und ich habe mich endlich getraut, einen Spezialisten aufzu-suchen. Jetzt, nach der Therapie, arbeite ich wieder, aber mit einer anderen inneren Hal-tung.«

Dr. Know: »Ja, liebe Zuschauer, Sie sehen, Burnout ist kein Zuckerschlecken. Es ist eine ernst zu nehmende Erkrankung. Hören wir auf, daraus ein Tabu zu machen. Unsere Gesellschaft darf sich unseren aktuellen Erkrankungen wie Demenz, Burnout und anderen stellen. Seien wir aufmerksam für die Symptome und Bedürfnisse der Erkrankten und seien wir verständnis-voll, wenn es jemanden trifft. Genau dann braucht er liebevolle Mitmenschen.Seien Sie nächste Woche wieder dabei, wenn es heißt: ›Blasentraining – nicht nur in der Rück-bildungsphase‹.«

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Die Kartons

Die Kartons sind ein fantastisches Medium, um Inhalte oder Inhaltsaspekte in einen Raum und eine Gruppe zu bringen. Die Kartons sind nicht zu übersehen, ein wahrer Hingucker, dessen Auf-schriften sich gut erinnern lassen. Eine äußerst wirksame Alternative zu PowerPoint, wo schnell eine Folie nach der anderen verschwindet. Die Kartons bleiben einfach stehen oder werden im Raum (respektive auch auf der Bühne) verteilt oder aufgestellt.

Sie bieten diverse Möglichkeiten, Themen und Inhalte in einen Raum zu bringen:

� Neugier wecken durch die Größe der Kartons und das Motto. � Die einzelnen Seiten der Kartons sind beschriftet, bemalt, beklebt … � Die Teilnehmer können selbst darauf etwas visualisierend gestalten. � Die Kartons können mit etwas zum Thema Passendem gefüllt werden. � Sie können aufgeschnitten werden, dann bieten sie sich als Fläche für kleine Installationen an

(im Puppenhausstil).

Wir haben die Methode »Kartons« bei Axel Rachow kennengelernt und experimentieren intensiv damit.

Lerninseln mit Aufgaben

Diese Methode finden Sie auch in unserem Buch »Touch it« (2012).

Die Intervention »Lerninseln« zählt zu unseren Favoriten, das bedeutet, dass wir sie gerne und oft zum Einsatz bringen. Sie bringt Menschen einfach und unkompliziert zusammen und lässt sie gemeinsam an einem Thema arbeiten. Lerninseln sind insbesondere dann geeignet, wenn Sie möchten, dass Teilnehmer sich in Gruppen punktuell mit verschiedenen Aspekten eines Themas intensiver auseinandersetzen. Die zentrale Aufgabe des Trainers besteht dabei vor allem in der Vorbereitung der Methode. Während der Durchführung hält er sich im Hintergrund, übernimmt die Rolle des Zeitwächters oder steht für Verständnisfragen zur Verfügung. Je unsichtbarer er ist, desto wirkungsvoller ist das Format. Dann haben die Teilnehmer mehr Raum für sich.

Kurzbeschreibung

Einsatzgebiete: Alle Trainings, auch größere Veranstaltungen wie Tagungen oder Kongresse. Der Fokus der Aufgabenstellung kann ganz unterschiedlich gesetzt werden: von rein fachli-chen Aspekten bis zur persönlichen Betroffenheit. Sowohl zur Vertiefung eines Themas als auch zum Einstieg geeignet. Bei diesem Beispiel geht es um das Thema »Resilienz«.

Vorbereitung und Material:

Diverse Lerninseln werden im Raum verteilt: Jede Lerninsel hat Platz für drei bis maximal sechs Personen.Möglicher Aufbau einer Lerninsel: ein Karton in der Mitte (als Tisch, Schreib- oder Zeichenflä-che und zentraler Punkt), drumherum Sitzgelegenheiten. Der Vorteil von Karton: Er ist sehr

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flexibel, kann verschoben und gedreht werden, die sechs Seiten können unterschiedlich ver-wendet und beschriftet werden – und Kartons machen den Teilnehmern Spaß. Die Anzahl der Lerninseln richtet sich nach der Gruppengröße und der Menge der verschiede-nen Themenaspekte.Die Themen der Inseln sind optimalerweise so vorbereitet, dass die Teilnehmer sofort losle-gen können. Jede Insel ist mit Arbeitsmaterial und einer Arbeitsanleitung für die Teilnehmer ausgestattet. Je unterschiedlicher die Aufgabenstellungen, desto mehr Erfahrungen können die Teilnehmer sammeln.

Gruppen: Je Lerninsel drei bis sechs Personen (möglich ist es auch mit zwei Personen, dann aber gibt es nur zwei – gegebenenfalls konträre – Perspektiven, ab drei Personen entsteht mehr kreativer Fluss). Insgesamt sollten es mindestens neun Teilnehmer sein bis hin zur Groß-gruppe.

Zeit: Erfahrungsgemäß sind je Lerninsel sieben bis zehn Minuten Gruppenarbeit ausreichend. Mehr als sechs Runden sollte man nicht durchführen. Es zieht sich sonst zu sehr in die Länge!

Verlauf

Zum Thema des Trainings haben Sie die wesentlichen Kernaspekte mit dem dazugehörigen Ar-beitsmaterial vorliegen. Sie können nun entweder die Insel im Raum Schritt für Schritt vor den Augen der Teilnehmer aufbauen und das Vorgehen erklären – oder aber Sie überraschen die Teil-nehmer zum Beispiel nach einer Pause mit der neuen Sitzordnung (das machen wir besonders gerne).

Tipp: Geben Sie klare Regeln für die Zusammenarbeit und eine gute Erklärung des Themas vor (gegebenenfalls auch eine schriftliche Arbeitsanleitung), das erleichtert allen das Arbeiten.

Die Teilnehmer teilen sich in Arbeitsgruppen auf und wandern von Lerninsel zu Lerninsel. Da-bei bleiben die Stühle stehen  – sonst entsteht zu viel Unruhe. Alle Gruppen arbeiten parallel, also gleichzeitig. Das schafft eine besonders angenehme »arbeitsmurmelige« Stimmung im Raum. Nach Ende der vorgegebenen Zeit je Lerninsel geben Sie ein akustisches Signal. Alle wechseln den Platz und widmen sich ihrer neuen Aufgabe. Haben alle Teilnehmer jede Station durchlaufen, endet das Format. Sie können natürlich auch festlegen, dass jeder Teilnehmer nur eine bestimmte Auswahl an Lerninseln besetzt.

Beispiel: Lerninseln zum Thema »Resilienz«

Dieses Beispiel soll zeigen, wie einfach Lerninseln funktionieren. Natürlich gibt es viele Mög-lichkeiten, um es künstlerischer zu gestalten und auszubauen.Das Thema »Resilienz« wurde im Vorfeld durch zwei Aktionen in das Training eingebracht. Aktion Nummer eins war eine Szene mit einer vom Burnout betroffenen Frau und ihrer Thera-peutin: eine überspitzte Persiflage mit viel Inhalt.

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Im zweiten Teil folgte der fachliche Input zu den drei Grundhaltungen und vier Fähigkeiten von Menschen, die eine hohe Resilienz auszeichnet.Diese sieben Aspekte hatten wir bereits auf sieben vorbereiteten Kartons notiert. Sie fun-gierten gewissermaßen als mobiles Bühnenbild und hatten dadurch eine gänzlich andere Wirkung als die klassische Flipchart- oder Pinnwandpräsentation. Während wir die drei Grund-haltungen und vier Fähigkeiten benannten, drehten wir die jeweiligen Kartons um und erläu-terten das jeweilige Schlagwort den Teilnehmern. Anschließend verteilten wir die Kartons im Raum, die nun zu den Tischen der Lerninseln wurden. Darauf positionierten wir jeweils das Arbeitsmaterial mit den folgenden Arbeitsanweisungen:

Zu den drei Grundhaltungen:Optimismus: Nach dem Guten im Schlechten suchen: Ein Teilnehmer erzählt eine Geschichte aus dem Leben, bei der vermeintlich etwas schief gegangen ist. Die anderen hören zu und nennen danach Beispiele für »das Gute im Schlechten«.Akzeptanz: Lesen Sie die Geschichte »Vom alten Mann und den Pferden« ((wo? n)). Was kön-nen Sie daraus für Schlüsse für Ihr Leben ziehen?Lösungsorientierung: In der Flaschenpost vor Ihnen steckt ein Zettel, in dem ein echtes Pro-blem aus einem anderen Unternehmen beschrieben ist. Entwickeln Sie als Team eine prakti-kable Lösung. Im Anschluss werten wir gemeinsam aus, welche Lösung uns am besten gefällt. Diesem Team winkt ein kleiner Gewinn!

Zu den vier Fähigkeiten:Die Regulierung des Selbst: Auf dieser Insel finden Sie ein Arbeitsblatt zum Umgang mit Krän-kungsgefühlen. Besprechen Sie in Ihrer Gruppe, welche Schlussfolgerungen Sie daraus ziehen können. Entwickeln Sie eine Methode des Selbstmanagements bei Kränkungsgefühlen (hier variieren je nach Kontext und Vorwissen der Teilnehmer).Die Übernahme von Verantwortung: Hier finden Sie einen Zeitungsartikel über ein Unter-nehmen in der Krise und wie es diese durch gemeinsames Lernen von- und untereinander gemeistert hat. Ziehen Sie aus diesem Best-Practice-Beispiel allgemeingültige Schlussfolge-rungen, wie das Prinzip Verantwortung hilft, Krisen zu überwinden.Die Gestaltung von Beziehungen: Zeichnen Sie ein Netzwerkbild Ihres Beziehungssystems (privat – beruflich/enger – eher loser Kontakt). Die Gestaltung der Zukunft: Diese Lerninsel findet als Abschlussevent in der Gesamtgruppe statt. Wir hören gemeinsam ein Lied zum Thema!

Natürlich steht es Ihnen vollkommen frei, hier noch ganz andere Aufgaben zu stellen. Und auch in der Folge können Sie andere Methoden und Arbeitsaufgaben erteilen, als wir das machen. In unseren Resilienztrainings kommen an dieser Stelle vertiefende Aufgabenstellungen, in denen sich die Teilnehmer mit ihrer persönlichen Resilienz auseinandersetzen.

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»Weit, weit weg«

»Weit, weit weg« ist einer unserer Klassiker. Die Methode bietet sich an, wenn ein Inhalt (oder auch eine Erkenntnis) zum Ende eines Seminars auf den Punkt gebracht werden soll – und das mit Hu-mor und Kreativität. An dieser Stelle gehen wir nicht weiter darauf ein. Die Methode »Weit, weit weg« finden Sie im Seminarablauf unter dem Stichwort »Teilnehmerpräsentation«.

Passives Lernkonzert (als mentale Integration)

Zum Ende dieser Lerneinheit präsentieren wir ein passives Lernkonzert, sodass die Teilnehmer das Thema mit all seinen Assoziationen und Erfahrungen noch einmal in entspannter Weise wahr-nehmen können.

Teilnehmerpräsentationen Im aktiven Tun präsentieren die Teilnehmer Arbeitsergebnis-se und persönliche Erkenntnisse.Sie verankern positive Erlebnisse zum Thema.

Mentale Integration Die Teilnehmer verankern ihre Erfahrungen.Die Teilnehmer entspannen sich und schließen den Tag im Seminar positiv ab.