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Betrieb und Recht 55Betriebsführung

BWagrar - 27 / 2010

INTERVIEWCathrina Claas-Mühlhäuserist stellvertretende Vorsit-zende des Gesellschafter-ausschusses der Claas-Gruppe, einem der größtenLandtechnikhersteller welt-weit. Mit BWagrar sprach sieim Rahmen des bus-Forumsauf Haus Düsse in Westfalenüber modernes Manage-ment, Zukunftsstrategienund ihre persönlichen Er-folgsrezepte.

BWagrar: Hier treffen sich heute Landwirteaus ganz Deutschland, um über Zukunft undErfolg zu diskutieren. Was müssen Unter-nehmer Ihrer Meinung nach leisten, um er-folgreich zu sein?Claas-Mühlhäuser: Hinter jedem einzel-nen Unternehmer steht eine Persönlichkeit,die davon überzeugt ist, das Richtige zutun. Bei jungen Menschen ist diese Über-zeugungskraft oft noch nicht so stark, siehinterfragen die Dinge eher. Das ist einwichtiger Prozess. Erfahrene Unternehmerhingegen geraten oftmals in eine Aufmerk-samkeitsfalle. Das heißt, bei ihnen ist dieLiebe zum Detail sehr groß, das gilt insbe-sondere für Industrieunternehmen. Es istaber am Ende des Tages unmöglich jedesDetail zu wissen. Man braucht Ziele undnatürlich gute Ideen, diese in die Tat um-zusetzen. Damit meine ich nicht Träume-reien, sondern handfeste, konkrete und vorallem erreichbare Ziele. Über das „Wie“scheiden sich vielfach die Geister, jeder hatseinen eigenen Weg vor Augen. Man kannsich von anderen Unternehmern manchesabschauen, aber nicht alles. So kann manden zahlreichen Aufgaben und den hohenAnsprüchen, die auf einen zukommen, bes-ser gerecht werden. Damit das alles funkti-oniert, ist das Vertrauen untereinanderganz wichtig.

BWagrar: Wie haben Sie es geschafft, sichbei einem so großen Unternehmenwie Claaseinzuarbeiten?Claas-Mühlhäuser: Ich habe mir viel Zeitgenommen, alle Unternehmensteile vonder Pike auf kennenzulernen. Trotz derVielfalt habe ich immer versucht, möglichstviele Detailkenntnisse zu erwerben, ohnemich darin zu verzetteln. Bei Claas habenwir 80 Personen im oberen Führungskreisund sieben in der Konzernleitung. Sie ken-ne ich alle persönlich sehr gut. Wir arbei-ten eng und vertauensvoll zusammen. Auchin den Ebenen darunter, kenne ich vieleMitarbeiter und weiß sehr gut über derenAufgaben Bescheid. Ganz wichtig war fürmich der persönliche Kontakt zu unserenAuslandsvertretungen. Ich war in über 25Ländern unterwegs, habe die landwirt-schaftlichen Betriebe, die Händler und Im-porteure besucht. Eins ist klar: StrategischeEntscheidungen kann man nur treffen,

wenn man weiß, wie es vor Ort aussieht.Diese wertvollen Erfahrungen kann ichheute im Management mit einbringen. DiePersonalentwicklung und die strategischeAusrichtung der Claas-Gruppe stehen imMittelpunkt meiner Arbeit.

BWagrar: Frauen haben es in der von Män-nern dominierten Unternehmerwelt oftnicht leicht sich durchzusetzen. Wie schaf-fen Sie das?Claas-Mühlhäuser: Bei dieser leider im-mer wieder gestellten Quotenfrage handeltes sich meiner Meinung nach um eine Pseu-dodiskussion. Wenn ich zu einer Veranstal-tung eingeladen werde, bei der es um Frau-en im Management geht, gehe ich da nichthin.

BWagrar: Gibt es für Sie Vorbilder?Claas-Mühlhäuser: Nicola Leibinger-Kam-müller von der Firma Trumpf GmbH & Co.KG zum Beispiel. Sie saß bei uns einige Jahreim Aufsichtsrat. Ich habe mich sehr intensivmit ihr unterhalten und austauschen kön-nen. Ihre Arbeit und ihr Führungsstil habenmich begeistert – aber nicht weil sie eineFrau ist, sondern aufgrund ihrer herausra-genden Persönlichkeit.

BWagrar: Was macht Claas in Sachen Aus-bildung und was halten Sie von den bus-Schulungen für Landwirte?Claas-Mühlhäuser: Bei Claas haben wir inDeutschland eine Ausbildungsquote von 7,5Prozent, die wir auch in der Wirtschaftskri-se beibehalten haben. Das ist ein über-durchschnittlicher Wert. Sehr gefreut hatmich übrigens auch die Initiative der Deut-schen Landwirtschafts Gesellschaft (DLG)zur Ausbildung zum Landmaschinenme-chaniker auf der Agritechnica. Die bus-Un-ternehmerschulung finde ich eine superEinrichtung. Landwirtschaft ist für mich dieinnovativste Branche, die es gibt. Die fach-liche und persönliche Kompetenz, um einenHof zu führen, wird in der Öffentlichkeitmeiner Meinung nach unglaublich unter-schätzt. Das Interesse an den grünen Beru-fen müssen wir noch mehr fördern. Land-wirtschaft und ihre Wertschöpfungskettebieten höchst interessante Tätigkeitsfelderund Zukunft. Deshalb hat die DLG mit ihrerKampagne „starke Typen“ für die Ausbil-dung zum Landmaschinenmechaniker vollins Schwarze getroffen. Im Zentrum stehtnatürlich die Ausbildung auf den Betrieben,dazu kann jeder etwas tun.

BWagrar:Die Landmaschinen werden ins-gesamt immer größer. Gibt es ein Zurückzu kleineren Maschinen für den regiona-len Markt?Claas-Mühlhäuser: Diese Frage stellt sichfür mich so nicht. Wir müssen die Effizienzin der Landwirtschaft steigern, um immermehr Menschen zu ernähren. Von daher istein Wachstum in der Technik erforderlich.Dabei geht es nicht nur um klein oder groß.Es wird immer kleine und große Maschinengeben. Wichtig ist es, regionale Bedürfnissenoch besser bedienen zu können als vorzehn oder 15 Jahren. Das heißt, ein Gerätoder eine Maschine muss sowohl in Nord-deutschland als auch in Sibirien oder Neu-seeland Höchstleistungen bringen, obwohldie Bedingungen stark variieren. Das istinsbesondere eine technische Herausforde-rung. Früher ging der Trend eher in Rich-tung Spezialisierung, heute ist Flexibilisie-rung angesagt. Nehmen Sie den Xerion.Damals haben viele gesagt, das ist eine ei-erlegende Wollmilchsau, die wollen wirnicht. Heute können wir die Maschine, trotzihrer Größe ganz unterschiedlich und viel-seitig einsetzen.

BWagrar: Wie sehen Sie die Entwicklungauf den osteuropäischen Märkten?Claas-Mühlhäuser: Osteuropa sehen wirals eine riesige Chance. Unsere Maschinenwerden regional angepasst und zum Teilauch vor Ort hergestellt. Die deutschenStandorte werden dadurch nicht ge-schwächt. Im Gegenteil. Wir verbreiternunsere unternehmerische Basis, bekom-men viele neue Ideen für neue Produkte,die dann allen zugute kommen. bor

Cathrina Claas-Mühlhäuser, stellver-tretende Vorsitzendedes Gesellschafteraus-schusses der ClaasKGaA mbH.

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