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338 Fortschritte der Kieferorthop~idie Bd. 23 H. 3 und 4 (1962)

Versuch einer Klassifizierung von Erfolg und MiBerfolg Ergebnisse einer Nachnntersuehung yon 250 F~illen

Von R. Hotz, Zfirich

Mit 4 Abbildungen

Der Umzug vom alten ins neue Inst i tut in Ziirieh ergab die Notwendigkeit aufzur/~umen und wegzuwerfen, was nieht unbedingt erhaltungsw/irdig war. Dies galt ganz besonders ffir die im Laufe der Jahre angewaehsene und kaum mehr unterzubringende Anh/iufung yon Modellen der im Kurs yon den Studenten und auf der Abteilung yon den Assistenten behandelten Fiille. Ein Doktorand erhielt die Aufgabe, alle die F/~lle herauszusuehen, yon denen mindestens ein Modell am Anfang der Behandlung, am Sehlug der Behandlung, am Absehlug der Reten- tion und ein Spiitmodell frfihestens ein Jahr naeh Absehlul3 der Retention vorhanden war. In den meisten F/illen wurden die Patienten, soweit diese noeh erreiehbar waren, zu einer Sp/itkontrolle bestellt. Diese Beurteilung erfolgte in 3/~ der F/ille zwisehen zwei und ffinf Jahren, zum Teil bis sieben Jahre naeh Ab- sehluf3 der Retention, d .h . naeh Entlassung aus der Kontrolle, bei 1.' 4 lag nut ein Jahr dazwisehen. Sehliel~lieh konnten 250 F/~lle genauer untersueht werden, yon denen alle Angaben liiekenlos vorhanden water1 und die sp/iter nieht dureh Vernaehlgssigung des Gebisses, Karies und Extraktionen aus der Bewertung aus- seheiden muBten. Die aktive Behandlungsperiode lag zwisehen 1947 und 1958.

Die Beurteilung des Gebisses erfolgte naeh total 15 mehr oder weniger genan definierten Einzelsymptomen. Die wiehtigsten davon sind:

TiefbiB, oftener BiB, Kreuzbig, Protrusion, Retrusion, sagittale Sehneide- zahnstufe (Overjet), Pon t sehe r Index, Engstand u. a. m.

Die Gesamtbeurteilung unter Beriieksiehtigung dieser Einzelmerkmale ergab die funktionelle und /isthetisehe ~Vertigkeit. Dies f/ihrte zu einer Einteilung in Gruppen, die sehon seit vielen Jahren an unserem Institut fiir die Wertung der Behandlungsnotwendigkeit wegleitend ist.

Gruppe 0--26O/o ,, 20--40O/o ,, 40--600/o ,, 60--800/0 ,, s o - 9 9 % ,, 100O,o

Behandlung dringend notwendig Behandlung notwendig Behandlung wiinsehenswert Behandlung noeh zu verantworten Behandlung abzulehnen Optimales GebiB in jeder Beziehung.

Diese Gruppeneinteilung geht vom einwandfrei in KI. I okkludierenden GebiB aus, das keine Stellungsanomalien einzelner Z/thne aufweist und einen frontalen IJberbil3 yon h6chstens der L/tnge der unteren Schneidez~hne hat. Ein solehes wird als 100%ig angesehen und entsprechend mit 100 bezeichnet. Der yon D r a k e r vorgesehlagene I tLD-Index geht/thnlich vor, begniigt sich aber mit 7 meBbaren Indizes und beurteilt die Behandlungsnotwendigkeit mit Punkten, wobei im Gegensatz zu unserem System die h6chste Punktzahl der gr6Bten Behandlungs- notwendigkeit entspricht.

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R. I-[otz, Versuch einer Klassifizierung yon Erfolg und Mil3erfolg 339

Abweiehungen yon der 100%igen Idealform ergeben Abzfige, die zu einer Punktwertung ffihren, die theoretiseh zwischen 0 und 99 Punkten liegen kann. Beispielsweise wtirde ein GebiB mit einem leichten Engstand der unteren Front- z/~hne mit 95 Punkten, wenn noeh ein tiefer Big yon 1/3 der unteren Schneidezahn- lgnge dazu kommt, mit 90, wenn dazu ein KreuzbiB eines oberen Pr/imolaren kommt, noch mit 85 Punkten bewertet. Ein solcher Fall ist in der Gruppe 80 99 und eine Behandlung dementsprechend abzulehnen. Es kann evtl. auch eine KI. I I mit guter Funktion ohne Tiefbil3 und ohne weitere Stellungsanomalien noch in diese Gruppe fallen.

Eine K1. I [ mit Overjet yon 5 ram, Tiefbil3 yon 1,~ 3 bis 2/3 der unteren Kronen- 1/~nge und einseitigem HScker-HSckerbil3, also etwas gestSrter Interkuspidation, wfirde mit ungef/ihr 70--75 Punkten bewertet ; eine K1. I m i t Engstand der unteren Front, Tiefbig 1/s bis 2' a und Torsion yon 3 _c und - - 3 ungef/~hr ~hnlich. Eine Behandlung kann auf besonderen ~Vunsch verantwortet werden, wfirde abet an unserer Abteilung hSchstens aus didaktischen Grfinden durchgeftihrt.

Wenn die gleichen Symptome st/~rker ausgeprggt sind oder neue dazu kommen, wird der FM1 noch tiefer bewertet, kommt in die Gruppe 4 0 4 0 . Dazu gehfr t z. B. eine KI. I mit Engstand ersten Grades der oberen und unteren Front, Tier- big yon 1/3 bis 2 / u n d zum Teil gestfr ter Interkuspidation, evtl. mit Kreuzbig ein- zelner Z/ihne im Seitertzahngebiet. Als Ganzes ist das Gebil3 ffir den Laien nicht besonders auff/~llig, stSrend ffir ihn sind die Stellungsanomalien der oberen Front- z/ihne infolge des leichten Engstandes. ~'X&nlich bewertet w/irde ein Fall yon K1. II , Overjet yon 6 ram, Protrusion yon 1 --I 1 bei leiehtem Engstand der oberen Front und Tiefbi[3 yon 1 ~3 bis 2/3.

Unter 20--40 wfirde beispielsweise eingereiht: ein progener ZwangsbiB mit K1. I oder I I I in SchlugbiBstellung, eine K1. I mit Engstand der oberen und un- teren Front, der Extrakt ionen notwendig maeht, eine K1. I I m i t Overjet von 6--8 ram, Tiefbig yon bis 1//1, eine K1. I mit Diastema yon mehreren Millimetern bei Niehtanlage yon 2 -- 2.

Unter 0--20 fallen alle noch st/~rker ausgebildeten Tiefbil3formen (fiber 1,1 ), alle Kl.-III-F/ille ohne RfickbiftmSgliehkeit, KI.-I-F/Llle mit ausgepr/igtem Eng- stand, mit Kreuzbig in der Front und Torsionen und allgemeiner funktioneller Minderwertigkeit, eine KI. I mit Diastema bei Vorhandensein eines Mesiodens und Torsionsstellung der Sehneidez~hne, Retention yon Eckz/ihnen bei allgemei- nem Engstand. Fast alle Stellungs- und Bif3anomalien bei Lippen-Kiefer-Gaumen- spalten fallen in diese Gruppe.

Die Zuteilung zu einer Gruppe sagt im Prinzip noeh gar niehts aus fiber die Sehwierigkeit und Dauer der Behandlung. Ein Fall der Gruppe 0--20, bei dem ein ausgepr/~gter Engstand mit allen seinen Folgen (Kreuzbig in der Front, seitliehe Nonokklusion usw.) dureh fr/ihzeitig durehgeffihrte Extrakt~ionen zu weitgehend spontanem Ausgleieh gebraeht werden kann, ist wahrseheinlieh viel leiehter und mit weniger Aufwand zu behandeln als ein Fall der Gruppe 40~30, bei dem eine K1. I I mit m/tSigem Tiefbil~ und mit t lerem Overjet und Torsion eines Zahnes zu korrigieren ist.

Sehwierigkeit, Aufwand und Dauer einer Behandlung spielen selbstverst/tnd- lieh im Entseheid ffir oder gegen die Ubernahme einer Behandlung eine wiehtige Rolle. Diese l)berlegungen wurden aber in der vorliegenden Arbeit ganz eliminiert.

Fiir jeden Patienten wurde eine Loehkarte erstellt, die jede Einzelfeststellung, .... die Zeit, das Alter, die Dauer und die Mittel der Behandlung festlegte und aus

weleher naehher die gewfinsehten Kombinat ionen herausgesueht werden konnten.

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'.)40 For t sehr i t te der Kiefero i thopi id ie ]3d. 23 H. 3 u. 4 (1962)

Die f o l g e n d e n D a t e n

1. Behandlungsper iode :

2. Behandlungsdauer

3. Retent ionszei t :

4. Spit tkontrolle :

5. Gruppenein te i lung :

k 6 n n e n y o n l n t e r e s s e s e in :

a) Milehgebig, Fri ih-B. i. e. Sinne . . . . . . . . . . '2 b) \VeehselgebiB I. Phase. F~iih-B . . . . . . . . . . . 74 e) WeehselgebiB, I I . Phase. m:rmale 17 . . . . . . . . . 134 d) Vollst~indiges Gebig, Spiit-B . . . . . . . . . . . . 40

a) weniger als 1 J a h r . . . . . . . . . . . . . . . . aS h) 1--2 J a h r e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 e) mehr als 2 Jah~e . . . . . . . . . . . . . . . . . la~

a) keine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94*) h) weniger als 1 J a h r . . . . . . . . . . . . . . . . 1% e) mehr als 1 J a h r . . . . . . . . . . . . . . . . . a l

a) naeh 1- -2 J a h r e n . . . . . . . . . . . . . . . . lOa b) naeh mehr als '2 ,Iahren . . . . . . . . . . . . . 127

0 -20' II, �9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 �9 , 0 - 4 0 % . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n a

40- -60 ~' ,, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

~ o - s o % . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

8 0 - 9 9 ~ �9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0

1006 o . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I)

D ie se O r u p p e n e i n t e i l u n g w u r d e a m A n f a n g (A), n a e h d e r R e t e n t i o n (B) u n d be i d e r S p / i t k o n t r o l l e (C) a u f O r u n d a l l e r E i n z e l s y m p t o m e v o r g e n o m m e n . Diese B e u r t e i l u n g des O e b i l l z u s f a n d e s e r f o l g t e g a n z wi l lk f i r l i eh , d, h . , es w u r d e n i e h t e t w a e in F a l l i n A, d a n n B u n d C b e u r t e i l t , s o n d e r n u n a b h / t n g i g v o n e i n a n d e r , z. B. e ine A n z a h l A n f a n g s m o d e l l e , d a n n e ine gewis se Z a h l S e h l u g m o d e l l e a n d e r e r F/t i le, da- z w i s e h e n S p g t k o n t r o l l e n y o n z u d i e s e m Z w e e k b e s t e l l t e n P a t i e n t e n . d e r e n A n f a n g s - m o d e l l e n o e h n i e h f b e u r t e i l t w a r e n , wei l m a n z u m v o r a u s n i e h t wuBte , ob d e r P a t i e n t w i r k l i e h e r s e h e i n e n w e r d e . Z u r K o n t r o l l e w u r d e n e i n z e l n e F/t i le a u e h v o m A s s i s t e n t e n , v o m O b e r a s s i s t e n t e n o d e r y o n mix' s e l b e r u n a b h / i n g i g k o n t r o l l i e r t u n d e i n g e r e i h t . D i e A b w e i e h u n g e n i n d e r K l a s s i f i z i e r u n g w a r e n / t u g e r s t ge r ing . Die d u r e h g e f f i h r t e n S t i e h p r o b e n e r g a b e n zu m e i n e m e i g e n e n E r s t a u n e n p r a k t i s e h

N

"K

Z20 ] 770 ] 700 ] qo]

70 50 5O 4O 3 0 2 0 70.

0-20% 20-40% 40-60% 60-80% A o vor t ier Behondluvg B �9 nocbAbschlu~ gleT RePent~on C ~ De/der S p d t k o n t r o l l e

80-700% 700%

A b b . 1. G r a p h i s e h e D a r s t e l l u n g d e r Z l l t o i l u l l g d e r F i i l l e zu d e n e h l z e l l l e l l ] ~ e w e r t u n g s g r u l ) l l e l l

A = a m A n f a n g d e r B e h a n d h u l g . B ~ b e i A b s e h l u l " d e r l { e t e n t i o n . {' = b e i d e r S p i i t k o n t r o l l e

1) Das heiBt als solehe n ieh t besonders ve rmerk t oder n ieht mehr genau rekonstruierbar , zum gr6Bten Teil F~lle mi t e iner fiber 2 J ah re l iegenden Behandlungsdauer betreffend.

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keine Abweiehungen, (lie eine andere Grui)i)enzuteihmg bedingt l~fitten. Das Er- gelmis ist in deF' Abb. I zusammengefaf~t.

Es geht daraus hervor, (lab bet Beginn deF' Behand lung fast 90~ in den Grup- pen 0 - -20 und 20- -40 lagen und nur 2 F/tile in der Gruppe 60--80. Bet Absehlul.~ der l~etention waren et.was mehr als ~/5 der F/ille in der Gruppe 60--80, 20 in den beiden Gruppen 80--99 und 100%. Die Sp/ttkontrolle ergibt keine ins Gewieht fallende Versehiebung, immerh in eine deutl iehe Zunahme der Gruppe 100%, was auf (lie gelegentlieh zu beobaehtende Spontanverbesserung dutch F u n k t i o n u n d Durehbrueh der Weisheitsz/thne zuriiekzuftihren ist. Die Zahlen in B s ind Aus- druck des Behandlungserfolges oder -migerfolges, diejenigen in C der Rezidiv- h/tufigkeit. Diese Zahlen entspreehen einer re inen Quersehn i t t sun te r suehnng des Gesamtmaterials .

W e n n der Verlauf der F/tile einer einzelnen Gruppe verfolgt wird, so k o m m e n wir zu folgender Feststel lung. Die Gruppe 0 - - 2 0 umfagte 108 F/tile, yon welehen in B (tie folgende Gruppenzugeh6rigkei t gefunden wurde:

0 - 20 . . . . . . . . . . . . . 0 60- 80 . . . . . . . . . . . . . . 47 20- 40 . . . . . . . . . . . . . 5 80--99 . . . . . . . . . . . . . . 33 40 - 60 . . . . . . . . . . . . . 19 100 . . . . . . . . . . . . . . 4

Die Gruppe 20 -40 mit 113 F/tllen ergibt folgende Zahlen:

o- 20 . . . . . . . . . . . . . l 60--80 . . . . . . . . . . . . . . 55 20-40 . . . . . . . . . . . . . 1 80--99 . . . . . . . . . . . . . . 3l 40- 60 . . . . . . . . . . . . . 11 100 . . . . . . . . . . . . . . 14

Die Gruppe 40- -60 mit nur 27 Fal len ist eigentl ich zu klein, um ausgewertet zu werden. Trotzdem seien interessehalber die en tspreehenden Zahlen angegeben :

0--20 . . . . . . . . . . . . . 0 60--80 . . . . . . . . . . . . . . 11 2(i)--40 . . . . . . . . . . . . . 0 80--99 . . . . . . . . . . . . . . 11 40 -6() . . . . . . . . . . . . . l 100 . . . . . . . . . . . . . . 4

Der Verlauf der K u r v e n ist ffir alle drei Gruppen sehr / thn l ieh (s. Abb. 2 bis 4). Das Behand lungsop t imum yon 100~ wurde n u t relat iv selten erreieht, ngmlieh zwisehen 3 und 12~ ein befriedigendes Resu l ta t (80--99) in etwa 30% u n d ein ge- niigendes (40--60) in 3 0 - - 5 0 % aller FMle, wobei allerdings fes tzuhal ten ist, dab Extraktionsf/t l le (lie Oruppe 100% nieht mehr erreiehen kSnnen.

Oar kein Behandlungserfolg, d. h. Verbleib in der gleiehen Gruppe yon A - - B , betraf 3 FSlle. davon eine K1. I I I heredititrer Genese und 2 Fi~lle yon offenem BiB.

Rezidive. d. h. Absinken yon einer h6heren in eine tiefere Gruppe yon B- - C , also vom Absehluf3 der Retent ion bis zur Sp~itkontrolle, erfolgten in total 30 F/tl- len. also rund 12% . davon

21 F:ille mit Absinken um l Gruppe 7 . . . . . . . . 2 Gruppen '2 . . . . 3 .,

Die vorwiegend betroffenen Anomal ien sind der tiefe BiB und der ofl~ne Big sowie Engs tand . E iner der le tz ten 2 F/tUe war in A in Gruppe 0- -20 , in B 80- -99 und in C 2 0 - 4 0 . Es handel te sieh um eine extreme KI. I I mi t t iefem BiB, die in B eine einwandfreie In t e rkusp ida t ion in K1. I aufwies, in C trotz ebenso guter K1.-I-Stellung ein nahezu vollstiindiges Rezidiv des tiefen Bisses u n d des Overjet zusammen mit einem neu aufget re tenen Engs t and der un te ren F r on t zeigte. E in

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60- E r fo l~ der & ruppe 0 -2o%

50-

4,0-

:~" 30-

N 20 '%

10-

0-20% 204,0.S #0-60~ 6o-ao-~ao-lao~ ZOO~o Oruppe ~he

Abb. 2. 6;raphische ])ar,stelhmg des Behandlungserfolges der Orul)l)e 0 20 beim Abschhl/3 der Retention

60- Erfo/g der Oruppe 20-#0%

50-

4,0-

30

20

n 0-~% 2o---~% ~,o-6o% r 8o-70o~o zoo%

Oruppe/71 e

Abb. 3. Gral)hische Darstelhmg des ]3ehaP.dlungsers der GrUl)l)e 20--40 beim AbschluB der Iletention

60- Erfol# o'er Oruppe 40 -60 %

50-

"~ 30-

20-

X ZO-

0-20% 20-#0?,o ~-~0~o 00-8o~ 80-ZO0~ 700% ~ruppe [/7 B

Abb. 4. f~ral)hisehe Darstelhmg ties Behandlungserfolges tier Gruppe 40 60 bcim Al>sehh]B der Itetenticm

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immer wiederkehrendes Merkmal des Rezid ivs , d. h. der Ursaehe ffir die sehleeh- tere Beur te i lung, is t der E n g s t a n d der un te ren F r o n t und ein Rez id iv des t iefen Bisses. Es w/irde zu wei t f / ihren, al len E inze lhe i t en naehzugehen. Es soll desha lb nur noch au f das Verha l ten zweier t yp i seher Merkmale fiir d ie Beur t e i l ung ein- gegangen werden, der Klassen naeh A n g l e und des t iefen Bisses.

In Tabel le I i s t die Vers der BiBlage naeh der Ang le -Klassene in te i lung wiedergegeben.

Tabelle I. Die K l a s s e n naeh At~gle in de r Q u e r s c h n i t t s b e u r t e i l u n g in A, t~ und C

A B C K1. I . . . . . . . . . . . . . 44 167 I62 K1. i I einseitig . . . . . . . . 22 57 59 K1. I i beidseitig . . . . . . . 175 21 23 K1. I I I . . . . . . . . . . . . 9 4 5 Nicht klassierbar . . . . . . . 0 1 1

Diese Zusammens te l lung zeigt die i iberwiegende Bete i l igung des ] ) i s ta lb isses bei den zur Behand lung k o m m e n d e n F/t l len; 4/5 al ler 250 F/tl le wiesen eine beid- seit ige oder einsei t ige K1. I I auf. Das Bi ld is t insofern e twas gef~tlseht, als yon vielen F~illen v o a K1. I mi t Engs t and , KreuzbiB der F r o n t u. a. ke ine gen/ igenden Unte r l agen zur Verf i igung s tanden , da sie als Routineff i l le ke in besonderes In t e r - esse erweckten. Das R e s u l t a t zeigt aber, dab die E r re i ehung der Neutralbif3ste l lung r e l a t i v ' gu t gel ingt und aueh wenig rez id ivgef / thrde t ist .

Die Beeinflussung der Big lage in ve r t i ka l em Sinne, beu r t e i l t in der Vers de rung des t iefen Bisses, i s t in Tabel le I I darges te l l t .

Tabelle II . Der t i e fe BiB in de r Q u e r s c h n i t t s b e u r t e i l u n g in A, B und C

A B C < l / a 58 111 113

l~berdeckung der unteren durch die oberen 1/3--2/a 78 111 101 Sehneidez~ihne 2/3--1/1 92 26 32

> i/1 22 2 4

D e r t i e f e BiB ist eine h/iufige Begle i te r sehe inung oder sogar H a u p t s y m p t o m der behande l t en F/tl le; ein vers t f i rk ter f ron ta le r Uberbil3 l iegt bei 4/5 al ler F~ille in A vor. Der Behandlungser fo lg is t n i eh t sehr f iberzeugend. I m m e r h i n geh t aus der Zusammens te l lung hervor , dab yon 114 ausgepr / tg ten bis sehweren TiefbiB- fgllen (2/a-->1/1) naeh der Behand lung n u t noeh 28 i ib r igb le iben und die Rez id iv - tendenz mi t e inem Anst ieg yon B naeh C u m 8 Fs in dieser K a t e g o r i e r e l a t i v klein ist, e igent l ieh kle iner als e rwar t e t wurde.

Zusammenfassung Es wurde versucht, auf Grund yon objektiv erfaBbaren morphologischen Merkmalen

eine qualitative Beurteilung yon Stellungs- und Biganomalien voizunehmen. Die naeh den gleiehen Gesiehtspunkten durehgefiihrte Beurteilung vor der Behandlung (A), nach Absehlufi der Betentionszeit (B) und einer mindestens 1 Jahr, in der weit iiberwiegenden Zahl der Fglle 2--4 Jahre spgter angesetzten Spgtkon~rolte (C) ergibt ein Bild yon Erfolg, Dauererfolg, MiBerfolg und Rezidiv.

Die erfaBten 250 Fi~lle stellen einen Querschnitt ohne Auslese dar und sehlieBen aueh F~lle mit mangelhafter Behandlungsdisziplin ein. EinschIiinkend mug zugegeben werden,

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34-i For t sch r i t t e der K ie fe lmthop~d ie Jdd. 23 H. 3 u. 4 (19~i2)

dab viele Fiille mi t fehlender Behandlungsd i sz ip l in nic.ht e l fag t welden k6nnen. ~eil entweder Absehlug- oder Retent ionsabsehlul lmodel le fehlen oder die betreffendcn Pa t i en ten n ieh t mehr zur Sp~itkontrolle ersehienen.

Von den rund 90~'~ der am Anfang als d r ingend notwendig oder notwendig zu behan- delnden Fiillen (Gruppe 0 20 und 20 40'Io ) s ind bei der Sp~itkontrolle die Hiilfte in der Gruppe , .Behandlung noch zu v e r a n t w m t e n " , etwa ~/~ in der Gruppe Behandlung abzu- l ehnen" und l/4 in der Gruppe sehr gut zu f inden. Die Zahl der Rezidive bei der Split- kontrol le be t rggt mi t 30 F[illen fund 12~ , der 3Ii/3erfolge (kein Behandlungselfolg iiber- haup t ) rund oo' - - /O"

Da die Beur te i lung auf Grund yon E inze l symptomen e~folgte (welche zusammen die Zutei lung zu den Bewer tungsgruppen ergaben), die mehr oder weniger s tark ve l~ndel t wurden oder neu auf t ra ten , ist eine Beur te i lung tier Rez id iv tendenz einzelner 3-bwei~ ehungen nur zum Teil m6glieh. Mit Sieherhei t ist das hiinfigste Rez id iv beim Wiederauf- t re t en yon E n g s t a n d ill der un te ren F ron t zu finden; der typisehe MiBe~folg betriff t den offenen Big, der auch w~ihrcnd einer Behandlung, viel leieht sogar als Folge einer solehen au f t r e t en k a n n und die Progenie and Pseudoprogenie .

Die Ergebnisse dieser Un te r suehung k/Snnen e inen Anha l t spunk t tiber die /'iIfolgs- auss iehten der kieferor thopi idischen Behandlung, fiir die Ansetzung des Behandlungszieles, der Wahrsehe in l iehke i t eines 1qezidivs und eines MigeIfolgs ve rmi t t e lm di i i f ten aber nu t als Quersehni t t e inen gewissen Grad yon Gii l t igkei t haben . Fiir die Beurte i lung des ~Einzel- falles k6nnen sie keinen wesent l iehen Bei t rag leisten. Dafiir ist die sorgfliltige 12nter- suehung. Beur te i lung al ler Symptome, die P lanung und der Einsa tz der ]3ehandlungsmit te l entseheidend. Ob die e r re ich ten Resul ta te die Anerkennung der kieferorthop~idisehen B e h a n d h m g als not wendige, in die Sozialdienste aufzunehmende, medizinisehe Behandhmg recht fer t ig t , bleibe dahingeste l l t .

Es ist selbstverst~indlieh zuzugeben, dab er fahlene Spezial is ten bessele Erfolge auf- weisen k6nnen als eine Kl in ik m i t weehselnden, in der Ausbi ldung befindliehen Assiste nten und S tuden tem was eine etwas opt imis t i sehere Be t r aeh tung reehtfer t igen wiirde. Fiir eine a l lgemein durehzuf i ihrende kiefero~thopiidisehe ]3ehandlung im Sinne des Wohlfa luts- s taates muB aber auf das durehsehn i t t l i ehe Le i s tungsn iveau abgestel l t werdem Dafiir ist der in dieser Arbei t dargestel l te Quersehni t t naeh meiner Ansieht s ieher nieht zu hoch.

Ansehl'ift d. Verf.: Prof. Dr. reed. //. Itotz, Kieferorthopiidi~che und Kind(,rabteilung ([t'.~ Zahniirztlichen Instituts. Zfiri(.h, I'lattl.nstr. 11


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