Verätzungen: über 95% Ingestionsunfälle
Altersgipfel 2 Jahre Erforschung der Welt durchKosten
Ø90% aller Verätzungen betreffen Kleinkinder im Alter vom 10 Mo bis 4,5 Jahre
Kleinkinder werden durch entsetzlichenGeschmack oft nicht abgeschreckt,öffnen Verschlußkappen mit großer Findigkeit
80% der Unfälle passieren im eigenen Haushalt
l Küchenkastl, insbesondere der Bereichunter der Spüle
l Badezimmerl Kellerl Garagel Papas Werkstattl Dachboden
Verätzende Substanzen: Säuren, Laugen, Chemikalienl Putzmittel, Waschmittell W.C.-Abfluss-Rohr-oder Backofen-Reinigerl Geschirrspülreinigerl Kalklöserl Desinfektionsmittell Kaliumpermanganatl Anorganische Säuren oder Laugenl Kühlerfrostschutzmittell Essigessenz (25% ökologisch empfohlen)
Säuren
l Verursachen eine Koagulationsnekrose,die einen oberflächlichen Schorf bildet,
der tieferes Eindringen in die Ösophagus-Wandschichten verhindern kann.
Laugen
• Verursachen Kolliquationsnekrosen,die viel tieferes Eindringen in Gewebe zulassen und daher die schlimmeren Schädigungen verursachen
l Laugen sind die Auslöser von 80% Ingestionsunfällen
Klinische Zeichen
l Schluckbeschwerden, Nahrungsverweigerung
l Speichelfluß
l Retrosternale- epigastriale Schmerzen
l Atemnot
l Schockzustand
l CAVE: Ätzspuren in der Mundhöhle können fehlen, obwohl erheblicheÖsophagusverätzungen vorliegen!
Einstufung der Gewebeschäden bei Verätzungen
• Grad1Hyperämie, lokales Ödem Ausheilung binnen Tagenohne Folgeschäden
• Grad2:Tiefe Nekrose Eindringen von Keimen Mediastinitis
Emphysem?
• Grad3:Wandnekrose in allen Schichten, Mediastinitis, Perforation
Frühkomplikationen nach Verätzungen
l Perforation
l Mediastinitis
l Aspirationspneumonie
l Fistelbildung
Spätkomplikationen nach Verätzungen
l Narbenbildung ab Grad II meist nach 3 Wochen
l Strikturen, Stenosen
l Failure to thrive, Dystrophie
l Gestörte Motilität des Ösophagus (Schluckbeschwerden, GOR)
l Tumorneigung, ca. 1000 fach erhöhtes RisikoÖsophaguscarcinom in 2,5 - 8%, auch nachJahrzehnten
Inzidenz von Ingestionsunfällenbei Kindern in der BRD
l Anrufe bei VIZ: 70 000l Stationäre Aufnahmen: 28 000l Schwere Vergiftungen: < 2 000l Tödliche Vergiftungen: < 10l Geschätzte Ingestionsunfälle:
160 000-200 000 jährlich
Prähospitale Versorgung – Wandel in der Therapie
l Keine weitere orale Zufuhr! Keine Verdünnung!
l Kein Wasser, keine Milch, keineNeutralisationsversuche! (Vermeide Erbrechen, Aufschäumen, chemische Reaktionen mit Hitzeentwicklung)
l Vergiftungsinformationszentrale kontaktieren!AKH Wien, Tel:01 406 43 43
Aufgabe des Notarztes bei Verätzungen
l Schmerzlinderungl Schockbekämpfungl Intubieren bei Atemproblemen
Während des Transportes kann nicht nur die lokale Schädigung des oberen Gastrointestinaltraktes, sondern auch die mögliche systemische Wirkung der schädigenden Substanz ein Problem darstellen.
Medikamente der Schockbekämpfung
l Adrenalin 10 ug/kg (bei KreislaufstillstandAnaphylaxie) i.v. oder i.o.
l Volumengabe RL 20-40 ml/kg als Bolus
l Voluven 6-10 ml/kg i.v.
l Fortecortin 1 mg/kg iv.bei Atemwegsödem
l Schmerztherapie
Medikamente der Schmerzbekämpfung
l Nubain iv, 0.1- 0.2 mg/kg
l Fentanyl 1-2 ug/kg
l Ketanest-S 1-2 ug/kg iv, 5 mg/kg i.m.mit Atropin 0.01-0.02 mg/kg
l Dipidolor 0.1 mg/kg
l Perfalgan 10-15 mg/kg iv
l Voltaren 1-2 mg/kg
Erste Hilfe bei Verätzungen
l Falls kein Ingestionsunfall: Dekontamination, Spülung mit Wasser, Selbstschutz!
l Keine Behandlung bei Patienten mit fraglicher Ingestion ohne Symptome!
l Die Behandlung richtet sich nach den Beschwerden, die von Schluckstörung bis zu Atemnot und Schockzustand reichen können
l Verpackungen, Flaschen, Giftreste aufheben!
Erstmaßnahmen bei Verätzungen
l Kind ist bewußtlos: Atemwege öffnen, Atmung prüfen (10 sec):atmet: stabile Seitenlage, O2 atmet nicht: 5 Atemzüge mit Ambu, O2 + Selbstsutz
l Beurteilung des Kreislaufes : keine Bewegung, kein Puls- 15 Herzkompressionen (untere Sternumhälfte, 1/3 DM tief)
l CPR mit C:V = 15:2
Management im Zentruml Röntgen zum Perforationsausschlussl Notfallsendoskopie am intubierten Patientenl Rehbeinfaden für spätere Bougierungl Zentralvenenweg und Infusionstherapiel Antibiosel Cortison (umstritten) l Magenschutz, Antacida, PPHl Kontrollendoskopie nach 1 Wochel Bougierungsbehandlung bei Schluckstörungl Ösophagus-Interponate (Magen, Colon, Ileum)
Endoskopische Einteilung von Ösophagusverätzungen
Grad 0 Keine Verletzung
Grad I Erythem und Ödem
Grad II a Oberflächliche Ulzerationenund Blutung, Fibrinbeläge
Grad II b II a plus zirkuläre Beteiligung
Grad III Tiefe Ulzerationen, Nekrosen, mit und ohne Perforation
Vorbeugung von Verätzungen
l Gefährliche Stoffe muß man vor Kindern sichern!Ordnung halten, verschließen (unter der Küchenspüle, in der Garage, im Bad, etc.)
l Niemals Getränkeflaschen mit Chemikalien/Essig/Säuren/Laugen etc.füllen!
l Aufbewahrung aller Stoffe im Originalgefäß!l Getränkeflaschen niemals zwischen Flaschen mit gefährlichen
Inhalten stellen!l Starke Chemikalien,Säuren und Laugen am besten ganz
verbannen aus dem Haushalt!l Die beste Prophylaxe ist die Aufsicht!
I.M Suprarenin in Anaphylaxisl Säugling < 6 Mo: 50 ug IM (0.05ml)
l 6Mo- 6 J: 120 ug IM (0.12 ml) 150ug Epipen
l 6- 12 J: 250 ug IM (0.25 ml) 300ug Epipen
l > 12 J : 300 ug IM (0.30 ml) 300ug Epipen
Zusammenfassung von Verätzungen- Take homemessages
• Vergiftungszentrale kontaktieren! Tel 01 406 43 43
• Kein Erbrechen auslösen! Keine Verdünnung, keineNeutralisation, keine Magensonde!
• Schmerztherapie
• Cave: Zuschwellung derAtemwege
– Atemwege beobachten– Frühzeitig intubieren
• In der Klinik Ösophagoskopie