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Studien fiber die Gaumennahterweiterung mii Hilfe der Fern- r6ntgenaufnahme in der Norma frontalis

P. Hauenstein, Genf, Schweiz

Mit 2 Abbildungen

1. Einfiihrung

Von den verschiedenen gebr~iuchlichen Verfahren, einen Engstand im Oberkiefer zu beheben, werden wir in dieser Arbeit die Methode der Gaumennahtsprengung be- sprechen und ihre Wirkung anhand frontaler Fernr6ntgenaufnahmen untersuchen.

2. Indikaiionen

Der Patient mug einen ausgesprochenen Engstand des Oberkiefers relativ zum in der Breite normal dimensionierten Unterkiefer aufweisen. In der Folge hat man ei- nen einseitigen bzw. zweiseitigen seitlichen KreuzbiB.

3. Kontraindikaiionen

Wir werden diese Methode nicht im Falle eines skelettalen offenen Bisses verwen- den, da die Gefahr einer Verschlimmerung desselben groB ist. Die Gaumennaht- sprengung darf nicht gleich nach dem Durchbruch der oberen Einser vorgenommen werden, sondern erst, wenn deren Wurzelbildung vollst~indig abgeschlossen ist, was anhand eines R0ntgenbildes best~ttigt werden kann. Einen absoluten Beweis haben wir nicht, aber wir haben einen Fall gefunden, bei dem die Wurzeln der betreffenden Z~ihne kurz waren; es wurde eine forcierte Dehnung kurz nach deren Durchbruch vorgenommen. Eine R6ntgenkontrotle vor und nach der Gaumennahterweiterung ist also unerl~tl3tich.

4. Ger/ii (Abb. 1)

Es besteht aus einer oberen Schienenplatte, bei der der Kunststoff nicht nur die Kauflfiche der Seitenz~ihne (yon den Eck- bis zu den Backenz~hnen) bedeckt, son- dern auch den Mundvorhof . Die Schienenplatte ist mit Kunststoff befestigt: man 6ffnet die Schraube 2- bis 3mal pro Tag. Damit erh~ilt man eine Dehnung von 5 bis 6

Abb. t. Schienenplatte zur Gaumennahterweite- rung.

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Studien aber die Gaumennahterweiterung

mm in 21 bis 28 Tagen. Zwei Wochen nach Ende der Gaumennahterweiterung neh- men wir die Platte ab und machen sie wieder herausnehmbar. Nach 3 bis 4 Monaten ersetzen wir die Schienenplatte durch eine einfache obere skelettierte Platte, welche sauberer ist.

Die aktive Zeit der starken Dehnung dauert also weniger als einen Monat; wir be- halten die Retention dieser Dehnung w~ihrend mindestens zwei Jahren bei.

5. Diskussion

Man bemerkt, dab die Ausdehnung des Oberkiefers im transversalen Plan V- f0rmig erfolgt, die vordere Mitte der Dehnung befindet sich in HOhe des Os ethmoi-

dale. Im sagittalen Plan haben wir klinisch keine V-fOrmige Ausdehnung vorgefunden,

aber eine parallelfOrmige, wie uns die Messungen auf den Modellen zeigen. Die transversale Ausdehnung tuft einen gewissen Grad yon Zahnkippungen her-

vor, und man rout3 daher mit einem gewissen Rezidiv rechnen, das man aber sehr verringern kann, wenn man eine lange Retentionszeit vorsieht.

Wir werden nun darlegen, warum wit eine lange Retentionsperiode empfehlen. Eine andere von uns auf diesem Gebiet durchgefiihrte Arbeit macht es deutlich.

Einer Patientin wurde der Oberkiefer mit einer fiblichen Dehnungsptatte in gleichem Mal3e wie bei einer Gaumennahtsprengung gedehnt. Dank der Schichtaufnahme- technik konnte folgender Verlauf verfolgt werden (Abbildung 2). Nach einem Jahr Behandlung bemerkt man auf den Schichtaufnahmen, dab die Achse der ersten obe- ren Molaren nach augen kippt; die bukkalen HOcker zum Beispiel waren nicht mehr

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Abb. 2. Verlauf einer Dehnung des Oberkiefers mit Dehnungs- platte.

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mit denen ihrer Antagonisten in Kontakt. Nach zwei Jahren, gegen Ablauf der Re- tentionszeit, berahren sich die bukkalen HOcker wieder, die Achse der Zfihne ver- kleinerte sich durch Vergr0f3erung des Abstandes zwischen den palatinalen Wurzel- spitzen.

Es l~tl3t sich also der Schlul3 ziehen, daf3 die Retentionsphase auch zur Oberkiefer- basenerweiterung beitragt.

6. Ergebnisse

Die untersuchte Gruppe umfal3t 19 Patienten. Da die Belege jedoch nicht immer vollstfindig waren, haben wir in Tabetle I die Zahl der far diese Ausmessung berack- sichtigten FNle angegeben.

a) Durchschnittlich betrug die Gaumennahterweiterung 5 mm. Eine solche yon mehr als 6 m m war nie n0tig.

b) Selbstverst~ndlich hat die Distanz zwischen den Sechsjahrmolaren (gemessen zwischen ihren Bukkalfl~chen) am meisten zugenommen: 5 mm.

c) Die Distanz zwischen den bukkalen Fl~tchen der noch nicht durchgebrochenen zweiten Molarenkeime ergibt einen Hinweis zur Kieferbasiserweiterung. Diese Er- weiterung betragt, als zweiter untersuchter Durchmesser, 2,1 mm.

d) Die Wirkung der forcierten Dehnung kommt noch bei der Apertura piriformis zum Ausdruck, die durchschnittlich 1,6 mm erweitert wird.

e) In der Folge zeigt die Breite der Apertura piriformis die Tendenz, noch weiter zuzunehmen, n~mlich 1,6 mm in 4 3/4 Jahren.

f) Der Durchmesser zwischen den beiden ersten oberen Molaren zeigt eine allge- meine Tendenz, leicht abzunehmen: 0,5 mm durchschnittlich 4 1/2 Jahre nach der forcierten Dehnung. Wfihrend des gleichen Zeitraumes hat der Durchmesser zwi- schen den beiden ersten unteren Molaren bei den Patienten ohne irgendwelche Ap- paratur im Unterkiefer um 3/4 mm zugenommen.

g) Da die Schluf3messungen der Tabelle I durchschnittlich 4 1/2 bis 5 Jahre nach den ersten gemacht sind, die zweiten Molaren bei Beginn der Behandlung aber noch nicht durchgebrochen waren, jedoch am Ende der Retentionszeit alle auf dem Zahn- bogen sind, ist es nicht mehr m0glich, den Abstand zwischen den ersten Molaren auf den Fernr0ntgenaufnahmen zu messen.

Tab. 1

Zahl Mittelwert

Fossa nasalis

Breite zwischen t6 und 26

Breite zwischen 17 und 27 (Keime)

Breite zwischen 46 und 36

Gaumennahterweiterung 14 1,6 Weitere Entwicklung 10 i ,6 Jahre 10 4,75

Gaumennaht erweiterung 15 5 Weitere Entwicklung 16 -0,5 Jahre 16 4,5

Gaumennahterweiterung 14 2,1

Weitere Entwicklung 14 0,75 Jahre 14 5

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Studien ftber die Gaumennahterweiterung

Zusammenfassung

Die Gaumennahterwei terung bleibt bei genaner Indikation ein hervorragendes Mittel, urn den Oberkie- fer zu dehnen. Bei guter Retention ist die Stabilit~tt des Resultates gut, obwohl ein teichtes Rezidiv zu be- merken ist. Man sollte 1 m m tiberdehnen, urn dern zu erwartenden Rezidiv zuvorzukommen. Die Wir- kung der Dehnung beschrankt sich nicht nu t auf den Zahnbogen, sondern erstreckt sich fiber die Ober- kieferbasis bis zur NasenOffnung. Bei einigen Patienten n immt zuweilen die Breite des Unterkiefers spon- tan zu, was zurn Teil zur Wiederherstellung der Disharmonie zwischen beiden Kiefern fOhrt. Die Verwen- dang von Schienenplatten ffihrt zu keinen Wurzelresorptionen der Seitenzfihne und ist bis au f die Zeit kurz nach dern Durchbruch der mittleren Schneidezahne m6glich.

Summary

Rapid palatal expansion remains an excellent way to widen the maxilla. It is recommended in patients with a unilateral or bilateral cross-bite and a normal mandibular width. It should not be used in cases with a pronounced skeletal open bite. The appliance used was a plate with a bilateral splint covering the occlusal and buccal surfaces o f the buccal teeth. This appliance has the advantage that it can be used in mixed dentition cases and it widens the palate without causing any root resorptions. Using the frontal ce- phalornetric X-ray, this paper shows that the expansion is the greatest at the level of the dental arches, smaller at the base level (crypts of the unerupted second molars) and still noticeable at the level o f the na- sal fossae.

R(~sum~

La disjonction derneure un excellent proc~d~ pour ~largir le maxillaire. Elle est conseitl6e chez des pa- tients pr6sentant une occlusion crois6e uni- ou bilat~rale avec largeur rnandibulaire norrnale. Elle est d6- conseill6e dans le type squelettique facial forternent <<open bite>~. L'appareillage a consist6 en une plaque /t recouvrement occlusal et vestibulaire bilat6ral. Cet appareil a l 'avantage de pouvoir ~tre utilis6 en den- ture mixte, 61argit profond6ment le palais sans provoquer de rhyzalyses dentaires. Grace/ t la tbl6radio- graphie de face, ce travail rnontre qu ' en valeur d+croissante, l'61argissement dfi ~ la disjonction est le plus fort au niveau des arcades dentaires, puis au niveau basal (germes des deuxi6rnes molaires non encore bvolubes), et est encore visible an niveau des losses nasales.

Anschr. d. Verf.: Dr. P. Hauenstein, 6, Avenue des Champel , CH-1206 Genf.

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