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Science and Technology Options Assessment
Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen
Optionen zur Bekämpfung der Lebensmittel-verschwendung
Zusammenfassung
Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen
Generaldirektion Wissenschaftlicher Dienst
Europäisches Parlament
Oktober 2013
PE 513.515
DE
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Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden
Menschen
Optionen zur Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung
Zusammenfassung
IP/A/STOA/FWC/2008-096/Lot7/C1/SC2 - SC4
Oktober 2013
PE 513.515
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STOA - Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen.
Das STOA-Projekt „Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen
zur Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung“ wurde vom Institut für Technikfolgenabschätzung
und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie als Mitglied der European Technology
Assessment Group (ETAG) durchgeführt.
VERFASSER
Carmen Priefer, Projektleitung (ITAS)
Juliane Jörissen (ITAS)
Klaus-Rainer Bräutigam (ITAS)
STOA-FORSCHUNGSADMINISTRATION
Lieve Van Woensel
Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen (STOA)
Direktion für Folgenabschätzung und Europäischen Mehrwert
Generaldirektion Wissenschaftlicher Dienst, Europäisches Parlament
Rue Wiertz 60 - RMD 00J012
B-1047 Brüssel
E-Mail: [email protected]
SPRACHFASSUNGEN
Original: EN
ÜBER DEN HERAUSGEBER
Kontakt zu STOA: [email protected]
Dieses Dokument ist im Internet unter folgender Adresse abrufbar:
http://www.europarl.europa.eu/stoa/
Redaktionsschluss: August 2013
Brüssel, © Europäische Union, 2013.
HAFTUNGSAUSSCHLUSS
Die hier vertretenen Auffassungen geben die Meinung der Verfasser wieder und entsprechen nicht
unbedingt dem offiziellen Standpunkt des Europäischen Parlaments.
Nachdruck und Übersetzung der Veröffentlichung – außer zu kommerziellen Zwecken – mit
Quellenangabe gestattet, sofern der Herausgeber vorab unterrichtet und ihm ein Exemplar übermittelt
wird.
PE 513.515
ISBN 978-92-823-5111-6
DOI 10.2861/43003
CAT BA-03-13-508-DE-N
mailto:[email protected]://www.europarl.europa.eu/stoa/
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Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen zur Bekämpfung der
Lebensmittelverschwendung
Dieses Dokument ist eine einfach formulierte Zusammenfassung der STOA-Studie
„Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen zur
Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung“. Die vollständige Studie und eine
Kurzdarstellung der Optionen zu diesem Thema sind auf der STOA-Website abrufbar.
Kurzfassung
Die Verringerung der Lebensmittelverschwendung gilt für die Sicherstellung der globalen
Ernährungssicherheit als wichtiges Mittel, um begrenzte Ressourcen für andere
Verwendungszwecke freizusetzen, Umweltrisiken zu vermindern und finanzielle Verluste zu
vermeiden. In ihrem Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa hat sich die Kommission
das Ziel gesetzt, die Menge der anfallenden Lebensmittelabfälle bis 2020 zu halbieren.
Dieser Studie untersucht die Ansätze zur Vermeidung der Lebensmittelverschwendung auf
der Grundlage einer eingehenden Analyse des Umfangs, der Ursachen und der Abläufe der
Lebensmittelverschwendung in der EU-27. Der Schwerpunkt liegt auf Maßnahmen und
Instrumenten, die in der Literatur oder in der laufenden Debatte als besonders nützlich und
leicht umsetzbar eingeschätzt werden und/oder die sich in der Praxis bereits als effizient
erwiesen haben. Dazu gehören unter anderem auch die Verbesserung und die Harmonisierung
von Datenbanken, die Festlegung von Zielen für die Verringerung auf nationaler und
regionaler Ebene, die Überarbeitung der geltenden Vorschriften über die
Lebensmittelkennzeichnung, die Durchführung von Sensibilisierungskampagnen, die
Einführung wirtschaftlicher Anreize, die Verbesserung der Arbeitsabläufe sowie die
Umsetzung eines integrierten Managements der Lebensmittelversorgungskette bei der
Herstellung und im Groß- und Einzelhandel, einschließlich technologischer Innovationen, die
zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung beitragen können.
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STOA - Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen.
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Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen zur Bekämpfung der
Lebensmittelverschwendung
INHALT
1. HINTERGRUND UND ZIEL DER STUDIE ............................................................................................... 1
2. DEFINITION DER BEGRIFFE „LEBENSMITTELVERLUST“ UND „LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG“ .......................................................................................................... 2
3. DERZEITIGER FORSCHUNGSSTAND ..................................................................................................... 2
4. ENTSTEHUNG UND GRÜNDE DER LEBENSMITTELVERLUSTE ENTLANG DER LEBENSMITTELVERSORGUNGSKETTE ........................................................................................................ 4
4.1 VERLUSTE BEI DER PRIMÄRPRODUKTION .................................................................................................... 4 4.2 VERLUSTE BEI DER VERARBEITUNG UND VERPACKUNG ............................................................................ 4 4.3 VERLUSTE IM VERTRIEB, IM GROß- UND IM EINZELHANDEL ..................................................................... 5 4.4 LEBENSMITTELVERLUSTE IM BEWIRTUNGSSEKTOR ..................................................................................... 6 4.5 VERLUSTE IN PRIVATEN HAUSHALTEN ....................................................................................................... 7
5. VERFÜGBARE DATEN UND DEREN ZUVERLÄSSIGKEIT ................................................................ 9
5.1 BERECHNUNGEN AUF DER GRUNDLAGE DER FAOSTAT-DATEN UND DER SIK-METHODE ................... 9 5.2 ERGEBNISSE DER BERECHNUNGEN IM VERGLEICH ZU DEN ERKENNTNISSEN DER BIOIS-STUDIE ......... 10
6. ABFALLVERHALTEN IN DEN HAUSHALTEN .................................................................................... 13
7. FOLGEN DER LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG ......................................................................... 16
7.1 RESSOURCENVERBRAUCH ......................................................................................................................... 16 7.2 ZUNAHME DER BIOABFÄLLE ..................................................................................................................... 17 7.3 WIRTSCHAFTLICHE AUSWIRKUNGEN ....................................................................................................... 19
8. OPTIONEN FÜR MASSNAHMEN ZUR BEKÄMPFUNG DER
LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG ............................................................................................................ 19
LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................................................... 24
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VERZEICHNIS DER TABELLEN
TABELLE 1: ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN FAKTOREN, DIE IN DEN VERSCHIEDENEN PHASEN DER
LEBENSMITTELVERSORGUNGSKETTE IN DEN INDUSTRIELÄNDERN ZUR LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG
BEITRAGEN ........................................................................................................................................................... 8 TABELLE 2: ZUSAMMENSETZUNG DER LEBENSMITTELABFÄLLE DER HAUSHALTE IN SIEBEN EUROPÄISCHEN
LÄNDERN IN PROZENT ...................................................................................................................................... 14
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN
ABBILDUNG 1: ANTEILE DER VERSCHIEDENEN PHASEN DER LEBENSMITTELVERSORGUNGSKETTE AN DER
GESAMTEN ENTSTEHUNG VON LEBENSMITTELABFÄLLEN IN DER EU-27 (ITAS-BERECHNUNGEN) .............. 11 ABBILDUNG 2: LEBENSMITTELABFÄLLE PRO KOPF, MIT AUSNAHME DER LANDWIRTSCHAFT UND DER
BEHANDLUNG NACH DER ERNTE – VERGLEICH DER ITAS-BERECHNUNGEN MIT DEN BIOIS-ERGEBNISSEN
FÜR DIE EU-27 IM JAHR 2006 ............................................................................................................................ 12 ABBILDUNG 3: ENTSTEHUNG DER LEBENSMITTELABFÄLLE PRO KOPF IN DEN HAUSHALTEN - VERGLEICH DER
ITAS-BERECHNUNGEN MIT DEN BIOIS-ERGEBNISSEN FÜR DIE EU-27 IM JAHR 2006 ................................... 13 ABBILDUNG 4: ANTEILE DER VERSCHIEDENEN LEBENSMITTELARTEN AN DEN GESAMTEN
LEBENSMITTELABFÄLLEN IM HAUSHALTSSEKTOR IN DER EU-27 IM JAHR 2006 (ITAS-BERECHNUNGEN) ... 15 ABBILDUNG 5: MATERIAL- UND KOHLENDIOXID-FUßABDRUCK DER JÄHRLICHEN PRO-KOPF-
LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG IN DEUTSCHLAND, EINSCHLIEßLICH DER VORGELAGERTEN STUFEN DER
VERSORGUNGSKETTE UND UNTERTEILT IN PRODUKTGRUPPEN....................................................................... 17 ABBILDUNG 6: BEHANDLUNG DER SOLIDEN STÄDTISCHEN ABFÄLLE IN VERSCHIEDENEN EUROPÄISCHEN
LÄNDERN IM JAHR 2010 .................................................................................................................................... 18
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Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen zur Bekämpfung der
Lebensmittelverschwendung
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EINFACH FORMULIERTE ZUSAMMENFASSUNG
1. HINTERGRUND UND ZIEL DER STUDIE
Obwohl die Beurteilung der globalen Lebensmittelverluste entlang der Lebensmittelversorgungskette
mit großen Unsicherheiten verbunden ist, gibt es keinen Zweifel darüber, dass diese Verluste erhebliche
Ausmaße annehmen. Laut Schätzungen der Ernährungs– und Landwirtschaftsorganisation der
Vereinten Nationen (FAO) geht weltweit rund ein Drittel der für die menschliche Ernährung erzeugten
Lebensmittel verloren oder wird weggeworfen, also ungefähr 1,3 Milliarden Tonnen jährlich. Der
Verlust oder die Verschwendung von Lebensmitteln erfolgt entlang der gesamten
Lebensmittelversorgungskette, von der landwirtschaftlichen Produktion bis hin zum Endverbrauch in
den Haushalten. Der FAO zufolge werden in Europa und in Nordamerika pro Person jährlich zwischen
95 und 115 kg Lebensmittel weggeworfen (Gustavsson et al. 2011). Das Europäische Parlament rechnet
damit, dass die Lebensmittelverschwendung bis zum Jahr 2020 um 40 % ansteigen wird, wenn keine
zusätzlichen vorbeugenden Aktionen oder Maßnahmen ergriffen werden (Europäisches
Parlament 2012).
Angesichts der Tatsache, dass über eine Milliarde Menschen an Unterernährung leiden, ist die
Verschwendung von Lebensmitteln vor allem ein ethisches Problem. Obwohl die Frage, ob das
Konsumverhalten in den industrialisierten Ländern sich auf den Hunger und die ländliche Armut in den
Entwicklungsländern auswirkt, umstritten ist, kann davon ausgegangen werden, dass der leichtfertige
Umgang mit Lebensmitteln in den reichen Ländern den weltweiten Nahrungsmittelbedarf erhöht. Eine
weltweit steigende Nachfrage führt zu höheren Preisen am Weltmarkt, wodurch die Kaufkraft der
armen Bevölkerung in den Entwicklungsländern weiter geschwächt wird. Nach einer Schätzung der
Vereinten Nationen zum globalen Bevölkerungswachstum wird die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050
auf 9,3 Milliarden Menschen ansteigen. Durch den Bevölkerungszuwachs steigt der Druck auf die
weltweite Nahrungsmittelversorgung zunehmend.
Unabhängig davon, ob die Lebensmittel verzehrt oder weggeworfen werden, ist ihre Erzeugung mit
Umweltbelastungen verbunden. Durch die Verschwendung von Lebensmitteln gehen nicht nur
lebenswichtige Nährstoffe verloren, sondern auch knappe Ressourcen wie Land, Wasser und Energie,
die für die Erzeugung, die Verarbeitung und den Vertrieb der Lebensmittel aufgewendet wurden. Diese
Verluste werden dadurch verschärft, dass die bisher überwiegend auf Getreideprodukten beruhende
Ernährung durch einen immer höheren Konsum von tierischen Erzeugnissen ersetzt wird. Aufgrund des
zunehmenden Wohlstands in den Entwicklungsländern wird die Pro-Kopf-Kalorienzufuhr aus dem
Verzehr von Fleisch bis zur Mitte dieses Jahrhunderts voraussichtlich um 40 % steigen (IMECHE 2013).
Für die Herstellung von tierischen Erzeugnissen werden weit mehr Ressourcen benötigen als für die
Erzeugung von auf Getreideprodukten beruhenden Lebensmitteln.
Neben den Umweltbelastungen verursacht die Lebensmittelverschwendung sowohl für den einzelnen
Verbraucher als auch für die Volkswirtschaft erhebliche finanzielle Verluste. Ähnlich wie die
Umweltbelastung summieren sich auch die wirtschaftlichen Verluste entlang der
Lebensmittelversorgungskette, sodass eine Tonne Lebensmittelabfälle in den Haushalten (d. h. am Ende
der Kette) mit viel höheren ökologischen und ökonomischen Kosten verbunden ist, als eine Tonne
Lebensmittelabfälle im Herstellungsbereich.
Vor diesem Hintergrund bietet die Verringerung der Lebensmittelverschwendung eine wichtige
Möglichkeit, um die globale Ernährungssicherheit sicherzustellen, Umweltrisiken zu verringern,
begrenzte Ressourcen für andere Zwecke zu bewahren und finanzielle Verluste zu vermeiden. Zur
Umsetzung dieser Vorbeugungsmaßnahmen zur Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung muss
ein Thema dieser Studie die eingehende Auswertung des Umfang, der Ursachen und der Abläufe der
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STOA - Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen.
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Lebensmittelverschwendung umfassen. Hauptziel war die Erörterung der Maßnahmen und
Instrumente, die zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung beitragen können, wobei die in
verschiedenen Ländern bereits gesammelten Erfahrungen berücksichtigt wurden. Der Schwerpunkt lag
auf den Ansätzen, von denen in der Literatur oder in der laufenden Debatte davon ausgegangen wird,
dass sie besonders nützlich und leicht umsetzbar sind und dass sie die langfristigen Ziele verwirklichen
können. Auf der Grundlage dieser Untersuchungen wurden Handlungsoptionen für die europäischen
und nationalen Regierungen entwickelt, die für deren Umsetzung verantwortlich sind.
2. DEFINITION DER BEGRIFFE „LEBENSMITTELVERLUST“ UND
„LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG“
Bisher gab es weder im europäischen und in den einzelstaatlichen Rechtsrahmen noch in der
wissenschaftlichen Fachliteratur eine allgemein anerkannte Definition für die Begriffe
„Lebensmittelverlust“ und „Lebensmittelverschwendung“. In Übereinstimmung mit anderen Verfassern
wird in diesem Rahmen empfohlen, zwischen „Lebensmittelverlust“ und
„Lebensmittelverschwendung“ zu unterscheiden. Unter Lebensmittelverlust versteht man die Menge an
Lebensmitteln, der für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, aber aus verschiedenen Gründen aus der
Lebensmittelversorgungskette ausscheidet. Die Lebensmittelverschwendung ist eine Untermenge des
Lebensmittelverlusts und stellt die Menge an Lebensmitteln dar, die noch zum Verzehr geeignet sind,
aber als Ergebnis der Handlungen oder der Unterlassungen der Menschen weggeworfen werden. Diese
Differenzierung ist notwendig, da in früheren Phasen der Lebensmittelversorgungskette Rückstände
und aussortierte Produkte wieder in der Produktion eingesetzt werden können. Nicht alle
Lebensmittelverluste sind daher Lebensmittelverschwendung. Andererseits gelten Lebensmittel, die
ursprünglich für den menschlichen Verzehr bestimmt waren, aber aus der Lebensmittelversorgungskette
entfernt wurden, als Lebensmittelverschwendung, auch wenn sie einem nicht der Ernährung dienenden
Zweck zugeführt wurden. Produkte, die nicht mehr verkauft werden können, die aber für den
menschlichen Verzehr verwertet werden und somit in der Lebensmittelversorgungskette verbleiben,
gelten weder als Lebensmittelverlust noch als Lebensmittelverschwendung (beispielsweise die
Weiterverarbeitung von unverkauften Backwaren zu Paniermehl).
Die Wissenschaftsgemeinschaft unterscheidet nicht nur zwischen Lebensmittelverlust und
Lebensmittelverschwendung, sondern auch zwischen „vermeidbarer“ und „unvermeidbarer“
Lebensmittelverschwendung. Vermeidbare Lebensmittelverschwendung bezieht sich auf Produkte, die
zum Zeitpunkt, an dem sie aussortiert werden, noch genießbar sind, oder Produkte, die genießbar
gewesen wären, wenn sie rechtzeitig verspeist worden wären. Unvermeidbare
Lebensmittelverschwendung umfasst Produkte oder Zutaten, die für den menschlichen Verzehr nicht
geeignet sind. Dazu gehören nicht essbare Bestandteile (z. B. Bananenschalen, Knochen, Eierschalen)
sowie Produkte, die durch Wettereinflüsse, Krankheiten oder Schädlinge so beschädigt wurden, dass sie
nicht mehr verzehrt werden können. Die dritte Kategorie, die in der derzeitigen Debatte verwendet
wird, ist die „möglicherweise/teilweise vermeidbare Lebensmittelverschwendung“ und bezieht sich
auf Produkte oder Zutaten, die aufgrund der Verbraucherpräferenzen nicht verzehrt werden (z. B.
Brotrinden, Apfelschalen) oder die nur verzehrt werden können, wenn die Lebensmittel auf bestimmte
Weise zubereitet werden (so wird bei gebratenem Geflügel die Haut normalerweise gegessen, während
sie bei gekochtem Geflügel meistens nicht gegessen wird). Diese Kategorie sollte weggelassen werden,
da die dazugehörigen Mengen im Vergleich zur gesamten Lebensmittelverschwendung lediglich eine
untergeordnete Rolle spielen.
3. DERZEITIGER FORSCHUNGSSTAND
Im Januar 2012 verabschiedete das Europäische Parlament die Entschließung „Schluss mit der
Verschwendung von Lebensmitteln - Strategien für eine effizientere Lebensmittelversorgungskette in
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Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen zur Bekämpfung der
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der EU“, in der die Kommission aufgefordert wurde, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um die
Lebensmittelverschwendung bis 2025 zu halbieren. Die Kommission wurde außerdem aufgefordert, die
gesamte Lebensmittelversorgungskette vom Erzeuger bis zum Verbraucher zu analysieren, um zu
ermitteln, in welchen Lebensmittelsektoren die Verschwendung von Lebensmitteln am häufigsten
vorkommt. Auf der Grundlage dieser Analyse sollen den Mitgliedstaaten im Hinblick auf die bis 2014
von ihnen zu erfüllenden Ziele im Bereich Abfallvermeidung (Abfallrahmenrichtlinie von 2008)
spezifische Ziele in Bezug auf die Vermeidung von Lebensmittelabfällen vorgegeben werden.
Bezugnehmend auf diese Initiativen hat die Kommission in ihrem Fahrplan für ein
ressourcenschonendes Europa das Ziel verankert, die Menge der weggeworfenen genusstauglichen
Lebensmittel in der EU bis 2020 zu halbieren (Europäische Kommission 2011).
Auf europäischer Ebene wurden zahlreiche Studien zum Ausmaß, den Ursachen und den
Auswirkungen der Erzeugung von Lebensmittelabfällen durchgeführt. Für das Vereinigte Königreich,
die Niederlande, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen, Frankreich, Italien, Portugal,
Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen nationale Erhebungen vor. Die Forschungstätigkeiten
und die politischen Initiativen stammen hauptsächlich aus West-, Mittel- und Nordeuropa und weniger
aus den südeuropäischen Ländern. Einige Länder in Südeuropa und vor allem in Osteuropa sind in der
laufenden Debatte nicht ausreichend vertreten. Viele unterschiedliche Institute haben Studien zur
Lebensmittelverschwendung veröffentlicht. Dazu gehören Universitäten, Forschungseinrichtungen,
NRO, Industrieunternehmen, nationale Ministerien sowie internationale und europäische
Organisationen. Obwohl die einzelnen Studien dasselbe Thema zum Inhalt haben, ist festzustellen, dass
die Ergebnisse kaum miteinander vergleichbar sind, was auf Unterschiede in Bezug auf die Definitionen
der Begriffe „Lebensmittelverluste“ und „Lebensmittelverschwendung“, die Festlegung der
Systemgrenzen, die Gestaltung und den Rahmen der Untersuchungen und die für die Datenerhebung
und –analyse verwendeten Methoden zurückzuführen ist.
Bislang gab es nur eine wichtige europaweite Studie: die „Preparatory study on food waste across EU-
27“ (Vorbereitende Studie über die Verschwendung von Lebensmitteln in der EU-27, Monier et al. 2010).
Die Verfasser ermitteln das Ausmaß der Lebensmittelverluste in Europa auf der Grundlage von
EUROSTAT-Daten und von Daten aus nationalen Studien. Außerdem liegen verschiedene globale
Übersichtsstudien des WWF und der FAO (Grethe et al. 2011; Gustavsson et al. 2011) sowie
amerikanische Studien (Buzby & Hyman 2012; Gunders 2012; Hall et al. 2009) vor.
Derzeit befassen sich zwei EU-Projekte mit der Lebensmittelverschwendung: Im Rahmen des Projekts „Green Cook“ arbeiten verschiedene Länder wie Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Belgien und Deutschland zusammen, um ein nordeuropäisches Modell für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln zu entwickeln. Dazu gehören die Einführung einer einheitlichen Definition des Begriffs „Lebensmittelverschwendung“ und die Umsetzung eines Bewertungsrahmens für Lebensmittelverschwendung. Beim RP7-Projekt FUSIONS (Food Use for Social Innovation by Optimising Waste Prevention Strategies, Lebensmittel für soziale Innovation durch die Optimierung von Strategien zur Abfallvermeidung) wirken 21 Einrichtungen aus 13 EU-Mitgliedstaaten mit. Das Projekt soll zur Harmonisierung der Überwachung der Lebensmittelverschwendung, zur sozialen Machbarkeit der innovativen Maßnahmen für eine optimierte Nutzung der Lebensmittel in der Lebensmittelversorgungskette und zur Entwicklung von Leitlinien für einheitliche Strategien zur Abfallvermeidung in der EU-27 beitragen.
In Europa spielt das Vereinigte Königreich durch das im Jahr 2000 aufgestellte Programm WRAP (Waste
& Resources Action Programme, Aktionsprogramm Abfall & Ressourcen) eine führende Rolle. Das Ziel
dieser staatlich finanzierten Initiative ist die Verringerung sämtlicher Arten der
Lebensmittelverschwendung im privaten und industriellen Sektor. Das Thema der
Lebensmittelverschwendung spielt im Programm WRAP eine bedeutende Rolle und steht für mehrere
Jahre auf der Tagesordnung. Hauptziel ist die Einschätzung der Lebensmittelverluste im Vereinigten
Königreich, die Zusammenführung der Interessenvertreter und die Sensibilisierung der Verbraucher für
das Thema durch Kampagnen wie „Love Food Hate Waste“(etwa: „Wer essen liebt, hasst
Verschwendung“).
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4. ENTSTEHUNG UND GRÜNDE DER LEBENSMITTELVERLUSTE ENTLANG
DER LEBENSMITTELVERSORGUNGSKETTE
Aufgrund der Globalisierung der Märkte, der höheren Ansprüche der Verbraucher und einer steigenden
Nachfrage nach Fleisch, Obst, Gemüse und anderen leicht verderblichen Erzeugnissen wurde die
Lebensmittelversorgungskette in den vergangenen Jahrzehnten länger und immer komplexer. Durch die
verstärkte Migration der Menschen aus ländlichen Gebieten in die Städte erhöht sich die Entfernung
zwischen dem Erzeugungsort und dem Ort des Konsums. Daraus ergeben sich längere Transporte,
längere Kühlketten und eine höhere Anzahl an Intermediären. Außerdem gibt es beim Umgang mit
Lebensmitteln deutliche Unterschiede zwischen Stadtbewohnern und Landbewohnern. Auf der
Grundlage von Analysen zu Lebensmittelabfällen geht aus einer österreichischen Studie hervor, dass die
Menge der Lebensmittel in den Mülltonnen der Stadtbewohner viel höher ist als jene in den ländlichen
Gebieten (Obersteiner & Schneider 2006).
4.1 Verluste bei der Primärproduktion
In den Industrieländern sind die Lebensmittelverluste bei der Primärproduktion (Landwirtschaft,
Behandlung nach der Ernte und Lagerung) im Vergleich zu Entwicklungsländern und Schwellenländern
verhältnismäßig gering. In den Industrieländern gilt die Anpassung der Produktion an die Bedürfnisse
des Markts als eine mögliche Ursache für die Verluste, was zu Angebotsüberschüssen führen kann.
Auch strikte Vertragsbedingungen und strenge Qualitätsanforderungen der Großhändler können
Überschussproduktion verursachen.
Obwohl die Pflanzenzüchtung den Einsatz von Pflanzen mit den gewünschten Eigenschaften
ermöglicht, können die Landwirte unter anderem aufgrund unterschiedlicher Wetterbedingungen die
Ernteerträge nicht vorhersehen. Andererseits müssen die Landwirte die vereinbarte Menge in
einwandfreier Qualität liefern, um den vereinbarten Preis zu erzielen. Dies führt wiederum dazu, dass
eine erhebliche Menge der erzeugten Kulturpflanzen auf den Feldern liegen bleibt. Allerdings suchen
die Landwirte und die verarbeitende Industrie jedoch in der Regel nach alternativen
Vermarktungswegen für ihre überschüssigen Erzeugnisse.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Analyse der Lebensmittelverluste sind die Rahmenbedingungen.
Das gesellschaftliche Ziel, Gefahren für das Leben und die Gesundheit der Verbraucher zu vermeiden,
ist in mehreren EU-Verordnungen und Richtlinien verankert und könnte im Konflikt mit dem Bestreben
nach einer Vermeidung von Lebensmittelabfällen stehen. Man sollte zwischen der
Lebensmittelkontamination bei der Produktion, den Pestizidrückständen auf den Kulturpflanzen und
den Rückständen von Veterinärarzneimitteln in Lebensmitteln tierischen Ursprungs unterscheiden. Für
alle diese Arten der Kontamination wurden auf europäischer Ebene Konzentrationsgrenzwerte
festgelegt. Aus einer Studie der Universität Wageningen (Waarts et al. 2011) geht hervor, dass diese
durch das europäische Recht festgelegten Grenzwerte wesentlich zur Erzeugung von
Lebensmittelabfällen in der Primärproduktion beitragen.
4.2 Verluste bei der Verarbeitung und Verpackung
Das Problem der Überproduktion besteht zum Teil auch in der verarbeitenden Industrie. Obwohl viele
Produktionsunternehmen versuchen, hohe Lagerbestände durch eine zeitoptimale („just in time“)
Lieferung zu vermeiden, kann Überschussproduktion nicht ausgeschlossen werden.
In der Lebensmittelindustrie sind für die Verarbeitung der Produkte bestimmte Größen und Standards notwendig. Durch verschiedene Auswahlverfahren während der einzelnen Verarbeitungsphasen entstehen hohe Abfallquoten. Obst und Gemüse werden oft in Packungen verkauft und daher bei der Verarbeitung oft aussortiert, um einheitlich große und schwere Verpackungseinheiten zu erhalten.
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Durch den Verkauf in Verpackungen entstehen auch Verluste im Einzelhandel, da es im Fall von beschädigten Produkten zu kostspielig ist, die Verpackung zu öffnen und nur die unbeschädigten Waren zum Verkauf anzubieten. Bei der Verarbeitung von Lebensmitteln entstehen auch Rückstände, die noch für die menschliche Ernährung genutzt werden könnten. Diese Rückstände werden manchmal in anderen Bereichen verwendet, meistens werden sie jedoch weggeworfen, da dies mit weniger Aufwand und Kosten verbunden ist.
Auch die Produktion unterschiedlicher Marken und bestimmter Warenzeichen eines Produkts kann zu
Verlusten führen. Milchprodukte beispielsweise werden am Markt in einer großen Bandbreite an
Marken angeboten und gehören zu den verderblichen Lebensmitteln. Aufgrund unterschiedlicher
Rezepte sind bei der Herstellung unterschiedlicher Marken Chargenumstellungen erforderlich. Daher
produziert die Abfüllmaschine eine Mischphase, deren Erzeugnisse in der Regel im Rahmen des
Allergenmanagements weggeworfen werden. Häufige Chargenumstellungen führen auch zu größeren
Mengen an Rückständen bei der Reinigung. Zudem können die Hersteller der eigenen Handelsmarken
der Supermärkte ihre Überproduktion auch nicht anderweitig verkaufen.
Die Handhabung von tierischen Erzeugnissen wie Milch, Milchprodukte, Fleisch und Wurstwaren
unterliegt verschiedenen EU-Richtlinien, die strenge Hygienebestimmungen vorschreiben. Die EU-
Richtlinien verlangen auch eine aussagekräftige Dokumentation der Lebensmittelversorgungskette, die
durch eine Kennmarke auf der Verpackung rückverfolgbar sein muss. Fleisch und Wurstwaren sind
aufgrund ihrer mikrobiellen Empfindlichkeit leicht verderbliche Waren. Für die Verarbeitung von
Rohstoffen ist die strikte Einhaltung der Kühlkette notwendig. In Supermärkten und Discountläden, die
immer große Mengen und eine große Auswahl an rohen Fleischprodukten anbieten, ist das Risiko von
Lebensmittelabfällen aufgrund der kurzen Verfallszeit besonders hoch. Unterbrechungen der Kühlkette,
Temperaturüberschreitungen und Verunreinigungen führen in den meisten Fällen zur Entsorgung der
Produkte.
4.3 Verluste im Vertrieb, im Groß- und im Einzelhandel
Durch die Festlegung von Qualitätsstandards für landwirtschaftliche Erzeugnisse hat der Handelssektor
einen großen Einfluss auf die Primärproduktion, was dazu führt, dass die beanstandeten Waren bei den
Herstellern verbleiben. Lebensmittelverluste entstehen, weil aufgrund der festgelegten Standards
hinsichtlich der Größe, der Form, der Farbe und des Aussehens der Produkte Auswahlverfahren
notwendig sind.
Obwohl die Zahl der spezifischen europäischen Vermarktungsnormen für frisches Obst und Gemüse im
Jahr 2009 von 36 auf 10 reduziert wurde, fordert der Handelssektor noch immer standardisierte
Produkte, weil die logischen Prozesse für die Lagerung, Verpackung und den Vertrieb unterschiedlich
große und geformte Waren nicht bewältigen können. Außerdem hat der Handelssektor ein Interesse
daran, die Standards beizubehalten, da sie einen objektiven Bewertungsmaßstab bieten, der die
Geschäftsbeziehungen zwischen Herstellern, Erzeugern und Großhändlern erleichtert. Folglich werden
die ursprünglichen gesetzlichen Standards von verschiedenen Lebensmittelunternehmen weiterhin in
Form von privaten Normen verwendet.
Bevor Lebensmittel auf den Markt kommen, müssen sie transportiert und verteilt werden. Verluste
können auch dann entstehen, wenn die Transportunternehmen den geplanten Zeitraum für die
Lieferung und das Entladen der Waren überschreiten. Außerdem kann es durch unsachgemäßen
Transport zum Verlust oder zur Beschädigung der Waren oder der Verpackung kommen. Ein Schaden
kann auch während des Ladens oder Entladens der Waren oder bei der Stapelung entstehen. Ein
weiteres logistisches Problem ist die Lagerhaltung, da eine zu lange Lagerung der Waren dazu führen
kann, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht mehr den Anforderungen für den Verkauf entspricht,
oder sogar dazu, dass die Waren verderben.
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Lebensmittelverschwendung im Groß- und Einzelhandel tritt ebenfalls wegen des Erreichens des
Verfallsdatums auf. Die Neuetikettierung und der Verkauf von Produkten, deren
Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, sind nicht verboten, soweit davon ausgegangen werden
kann, dass damit keine Gesundheitsrisiken verbunden sind. Aus haftungsrechtlichen Gründen ist diese
Praxis jedoch nicht gängig. Waarts et al. (2011) stellten fest, dass die Hersteller die
Mindesthaltbarkeitsdaten sehr konservativ wählen, um ihre Risiken hinsichtlich der Produkthaftung
und möglicher Reputationsschäden einzuschränken. Aus demselben Grund ziehen Einzelhändler es vor,
Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, neu zu etikettieren. Es wird davon
ausgegangen, dass auch Marketingstrategien wie „Zwei zum Preis von einem“ zur
Lebensmittelverschwendung im Haushalt beitragen, da sie Verbraucher dazu ermutigen, nicht benötigte
Produkte zu kaufen.
Obwohl es mehrere Gründe für die Entstehung von Lebensmittelverlusten im Bereich des Vertriebs
sowie des Groß- und Einzelhandels gibt, scheint es sich dabei um vergleichsweise geringe Mengen zu
handeln. Laut einer Schätzung des BIO Intelligence Service und anderen Studien trägt der Handelssektor
nur 5 % zur gesamten Lebensmittelverschwendung in der EU bei. Allerdings sind die empirischen Daten
zu diesem Sektor besonders dürftig. Um die Lebensmittelverschwendung besser zu erfassen, sind daher
unbedingt umfassendere Untersuchungen notwendig.
4.4 Lebensmittelverluste im Bewirtungssektor
Bei Restaurants und anderen Lebensmittelanbietern hängt die Menge der verschwendeten Lebensmittel
in erheblichem Maße von der Größe der angebotenen Portionen ab. In den letzten Jahren konnte in
Amerika und in Europa beobachtet werden, dass bei größeren Portionen mehr Kunden ihre Mahlzeit
nicht beenden. Bei Restaurants mit Buffet fallen Lebensmittelabfälle vor allem an, wenn zu viele Speisen
gekocht werden, die nicht aufbewahrt oder zu einem späteren Zeitpunkt in einem anderen Gericht
wiederverwendet werden können. Ein Grund ist, dass die Kunden vor allem im gehobenen
Marktsegment erwarten, dass immer alle Speisen reichlich angeboten werden, und dass sie die Betreiber
so zwingen, wesentlich mehr Speisen zuzubereiten, als konsumiert werden.
Auch einige logistische Probleme tragen zu Lebensmittelverlusten im Bewirtungssektor bei: Aufgrund
der unterschiedlich hohen Anzahl von Gästen sind die Restaurantmanager nicht in der Lage, genau die
notwendigen Lebensmittelmengen zu kaufen. Durch Reservierungen können die benötigten Mengen
besser eingeschätzt werden, aber in einigen Arten von Restaurants wie zum Beispiel Cafeterias sind
diese nicht üblich. Wenn es ein Buffet gibt, kann die Nachfrage durch die Reservierung nur bis zu einem
gewissen Grad im Voraus berechnet werden.
Wenn Speisereste wiederverwendet oder erneut angeboten werden, muss es genügend Raum für die
Kühlung geben. In Stresssituationen ist es jedoch oft einfacher, Lebensmittel zu entsorgen, als sie zu
verpacken und einzufrieren. Außerdem ist die Wiederverwendung von Resten schwierig, da viele
Betreiber ihre täglichen Angebote im Voraus festlegen und daher nicht flexibel genug sind, ihren
Speiseplan zu ändern. In den meisten Einrichtungen werden die Lebensmittelabfälle nicht getrennt
gesammelt und gewogen. Die Menge der Lebensmittelabfälle bleibt daher nicht erfassbar, d. h. es gibt
diesbezüglich keine Messungen und keine Überlegungen zu möglichen Verbesserungen der internen
Arbeitsabläufe, um die Verwendung der Lebensmittel effizienter zu machen.
Auch Rechtsvorschriften spielen im Verpflegungsbereich eine wichtige Rolle. Aufgrund der
hygienischen Anforderungen dürfen Lebensmittelreste nur weitergegeben werden, wenn sie die Küche
nicht verlassen haben. Die Zwei—Stunden-Garantie für ungekühlte Produkte (Teil des
„Lebensmittelpakets“ der EU) führt zu Lebensmittelverschwendung, da die Lebensmittellieferanten in
der Regel in Kühlanlagen aufbewahrte Produkte wegwerfen müssen, wenn sie länger als zwei Stunden
zum Verkauf angeboten wurden. Waarts et al. (2011) stellten außerdem fest, dass die von
Lebensmittellieferanten, Großhändlern und Restmengenverarbeitern angewendeten Normen oft
strenger sind als die gesetzlichen Auflagen, um Haftungsrisiken und Reputationsschäden zu vermeiden.
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4.5 Verluste in privaten Haushalten
Verschiedene Studien belegen, dass bei steigendem Wohlstand tendenziell auch die
Lebensmittelverschwendung zunimmt. Auch in Ländern mit einem niedrigen bis mittleren
Durchschnittseinkommen tendieren die wohlhabenderen Teile der Bevölkerung zu einem
verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln. Außerdem ist der Weltmarktpreis für Lebensmittel im
letzten Jahrhundert kontinuierlich zurückgegangen und ist demgegenüber im ersten Jahrzehnt des
neuen Jahrhunderts nur geringfügig gestiegen. Folglich schrumpft der Anteil am Familieneinkommen,
der für Lebensmittel ausgegeben wird, immer weiter. Während ein durchschnittlicher Haushalt zu
Beginn des 20. Jahrhunderts mehr als die Hälfte seines verfügbaren Einkommens für Lebensmittel
ausgeben musste, schwankt dieser Anteil in der EU-27 jetzt zwischen weniger als 10 % und höchstens
20 %. Aufgrund dieser Entwicklung wird den Lebensmitteln auch weniger Wertschätzung
entgegengebracht (Gerstberger & Yaneva 2013).
Auch der demographische Wandel beeinflusst die Erzeugung von Lebensmittelabfällen. Durch die
Zunahme der Einpersonenhaushalte in den Industrieländern werden immer mehr Lebensmittel
weggeworfen. Die Lebensmittelabfälle pro Person sind in Einpersonenhaushalten höher als in größeren
Haushalten, da die Lebensmittel nicht geteilt werden können. Eine dritte Tendenz, die sich auf den
Umgang mit Lebensmitteln auswirkt, ist die steigende Zahl von erwerbstätigen Frauen. Aufgrund der
Mehrfachbelastung durch Arbeit und Familie steht ihnen weniger Zeit zum Einkaufen zur Verfügung,
und es wird schwieriger, täglich Lebensmittel zu kaufen. Daher werden größere Mengen gekauft, die
eine Woche überdauern müssen, wobei die Wahrscheinlichkeit steigt, dass bestimmte Lebensmittel
unberührt entsorgt werden. Es ist empirisch belegt, dass Personen mit einer Vollzeitbeschäftigung mehr
Lebensmittel wegwerfen.
Auch die Verhaltensmuster der Haushalte spielen eine wichtige Rolle beim Entstehen von
Lebensmittelabfällen. Die Verbraucher organisieren ihre täglichen Einkäufe schlecht und kaufen mehr,
als sie benötigen. Das große Angebot an Lebensmitteln und Sonderangeboten verführt die Verbraucher,
neue und unbekannte Produkte auszuprobieren. Ein Teil der Lebensmittel wird entsorgt, da die
Verbraucher sie zum ersten Mal gekauft haben und sie ihnen nicht schmecken. Große Produkteinheiten
verringern den Bedarf an Verpackungsmaterial und an Verpackungsabfällen. Die Produkte können aber
oft nicht vollständig aufgebraucht werden, obwohl die Lebensmittel noch frisch sind. Kleinere
Packungsgrößen sind im Vergleich zu den größeren viel teurer. Außerdem sind die Verbraucher über
den angemessenen Umgang mit Lebensmitteln hinsichtlich der Lagerung und Aufbewahrung oft
schlecht informiert.
Gemäß den EU-Vorschriften zur Lebensmittelkennzeichnung muss die Mindesthaltbarkeit von
Erzeugnissen in Fertigpackungen auf der Verpackung angegeben werden. Es gibt hauptsächlich zwei
wichtige Hinweise zum Verfallsdatum: das Mindesthaltbarkeitsdatum und das Verbrauchsdatum.
Während das Verbrauchsdatum den letzten Tag angibt, an dem der Konsum des Produkts aus Sicht der
Lebensmittelsicherheit (z. B. für Hackfleisch, rohen Fisch) empfohlen wird, bezieht sich das
Mindesthaltbarkeitsdatum nicht auf die Lebensmittelsicherheit. Es kann als Haftungsgarantie des
Herstellers angesehen werden, und der Verzehr der Lebensmittel nach diesem Datum müsste noch
sicher sein. Es gibt jedoch viel Verwirrung bezüglich der Bedeutung dieser Aufschriften, die zu
zusätzlicher Lebensmittelverschwendung führt. Verschiedene empirische Studien zum Verhalten der
Haushalte in der EU belegen, dass abgelaufene Mindesthaltbarkeitsdaten eine häufige Ursache für die
Entsorgung von Lebensmitteln durch die Haushalte sind, da die Verbraucher beide Ausdrücke mit dem
Verderb und der Ungenießbarkeit der Produkte verbinden.
In Tabelle 1 wird eine Zusammenfassung der wichtigsten Faktoren erstellt, die in den verschiedenen
Phasen der Lebensmittelversorgungskette zur Lebensmittelverschwendung beitragen.
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STOA - Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen.
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Tabelle 1: Zusammenfassung der wichtigsten Faktoren, die in den verschiedenen Phasen der
Lebensmittelversorgungskette in den Industrieländern zur Lebensmittelverschwendung beitragen
Phasen Verantwortliche Faktoren
Landwirtschaftliche
Produktion
Aussortierung der Produkte im landwirtschaftlichen Betrieb wegen
strenger Qualitätsanforderungen der Großhändler bezüglich des
Gewichts, der Größe, der Form und des Aussehens
Marktpreise, die den Aufwand für die Ernte nicht rechtfertigen
Überproduktion aufgrund der Lieferverträge mit
Einzelhandelsketten
Beschädigung der Kulturpflanzen während der Ernte
Herstellung
Produkte in einer von der Norm abweichenden Größe werden
zurechtgeschnitten oder ganz abgelehnt
ungleiche Herstellungsverfahren führen zu unförmigen oder
beschädigten Produkten
Qualitätsverlust während des Produktionsverfahrens durch
Kontamination
Verderben der Lebensmittel durch Probleme mit der Verpackung
Überschussproduktion der eigenen Handelsmarken von
Supermärkten, die nicht anderweitig verkauft werden können
überschüssige Lagerbestände durch Rücknahmesysteme und
Annullierung von Bestellungen
Vertrieb und Groß-
/Einzelhandel
Mangel an Kühllagern/Unterbrechung der Kältekette
Verpackungsmängel, die zur Beschädigung der Produkte führen
Überschüssige Lagerhaltung aufgrund ungenauer Bestellungen und
Nachfrageprognosen
Verpflichtung der Einzelhändler, eine breite Palette an Produkten
und Marken desselben Herstellers zu bestellen, um Vorteilspreise
nutzen zu können
Nichteinhaltung der Mindeststandards für Lebensmittelsicherheit
(z. B. mikrobielle Kontamination, Pestizidrückstände)
Marketingstrategien wie „Zwei zum Preis von einem“
Bewirtung und
Verpflegung
zu große Portionen
Buffetangebote zu Pauschalpreisen, die Menschen dazu anregen,
mehr zu nehmen, als sie essen können
Unterscheidung zwischen Verpackungen für die Verpflegung in
Hotels und Restaurants (z. B. für Marmelade, Getreideflocken, Saft
und Milch) und einzelnen Portionspackungen, die nicht den
Bedürfnissen der Kunden entsprechen
Schwierigkeiten bei der Bewertung der Nachfrage (Anzahl der
Kunden)
EU-Hygienevorschriften, z. B. Zwei-Stunden-Garantie für
ungekühlte Produkte
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Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen zur Bekämpfung der
Lebensmittelverschwendung
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Haushalte
Mangelnde(s) Planung/Wissen bezüglich des Einkaufs und der
Lagerung der Lebensmittel
Spontankauf (Kauf von Produkten, die nicht benötigt werden)
Kauf neuer Produkte, die der Verbraucher dann „nicht mag“
unangemessene Größe der Verpackung (z. B. zu große
Fertiggerichte)
schlechte Aufbewahrung (z. B. unangemessene Umhüllung)
Verwirrung der Datumsangaben (Mindesthaltbarkeitsdatum und
Verbrauchsdatum)
Mangelnde Techniken und Fähigkeiten bei der Zubereitung der
Lebensmittel
Wenig Erfahrung bei der Planung der Mahlzeiten
Zubereitung zu üppiger Mahlzeiten
Mangelnde Fähigkeiten zur Wiederverwendung der Reste in neuen
Gerichten
Quellen: Parfitt et al. (2010); Monier et al. (2010); Gustavsson et al. (2011); BFCN (2012); IMECHE (2013)
5. VERFÜGBARE DATEN UND DEREN ZUVERLÄSSIGKEIT
Es gibt im Zusammenhang mit gesamteuropäischen Daten zur Entstehung von Lebensmittelabfällen
hauptsächlich zwei Studien: Die Studie des Bio Intelligence Service (BIOIS) im Auftrag der Kommission
(Monier et al. 2010) und jene des Swedish Institute for Food and Biotechnology (SIK) im Auftrag der
FAO (Gustavsson et al. 2011, 2013). In beiden Studien sind Stärken und Schwächen erkennbar. In der
BIOIS-Studie wird die Erzeugung von Lebensmittelabfällen in verschiedenen Phasen der
Lebensmittelversorgungskette der EU-27 geprüft. Diese Studie schließt die landwirtschaftliche
Produktion aus und berücksichtigt nicht die verschiedenen Produktgruppen. Die SIK-Studie behandelt
die Erzeugung von Lebensmittelabfällen in verschiedenen Phasen der Lebensmittelversorgungskette,
einschließlich der landwirtschaftlichen Produktion und der Analyse der Produktarten. Im Gegensatz zur
BIOIS-Studie ist die SIK-Studie global ausgerichtet und teilt die Welt in unterschiedliche Regionen ein.
Die Gruppe der Länder mit mittlerem/hohem Einkommen schließt die EU-27, Russland und andere
europäische Länder ein, die nicht zur EU gehören. Die SIK-Studie beruht auf Daten der
Statistikdatenbank FAOSTAT aus dem Jahr 2007, während die BIOIS-Studie auf EUROSTAT-Daten aus
dem Jahr 2006 und verschiedenen nationalen Quellen beruht.
5.1 Berechnungen auf der Grundlage der FAOSTAT-Daten und der SIK-
Methode
Für die BIOIS-Studie wurde eine Mischung von Daten verwendet, die von EUROSTAT sowie aus
nationalen Studien und von BIOIS erstellten Extrapolationen stammen. Alle von BIOIS angegebenen
Zahlen müssen als annähernde Schätzungen angesehen werden, die auf den besten verfügbaren Daten
beruhen. Trotzdem gibt es berechtigte Zweifel darüber, ob sie wirklich die Menge der in den
verschiedenen Phasen der Lebensmittelversorgungskette anfallenden Lebensmittelabfälle reflektieren.
Die EUROSTAT-Daten (vor allem in Bezug auf den Herstellungsbereich verwendet) werden von den
einzelnen Mitgliedstaaten übermittelt, es gibt jedoch keine einheitliche Methode für die Sammlung und
Verarbeitung dieser Daten. In den von BIOIS angestellten Extrapolationen (hauptsächlich für Groß- und
Einzelhandel und den Sektor der Lebensmitteldienste/Verpflegungssektor) werden Durchschnittswerte
verwendet, die auf sehr wenigen nationalen Studien beruhen. Außerdem werden aufgrund dieser
Methode alle bestehenden Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten vermischt. Es wird davon
ausgegangen, dass nationale Studien sorgfältiger durchgeführt werden und zuverlässigere Daten liefern.
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STOA - Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen.
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Trotzdem gibt es große Unterschiede bei den Definitionen und Berechnungsmethoden der einzelnen
Mitgliedstaaten, wodurch die Vergleichbarkeit der Ergebnisse eingeschränkt wird.
Um die Ergebnisse der BIOIS-Studie einer Plausibilitätsprüfung zu unterziehen, wurden
Modellrechnungen auf der Grundlage der FAOSTAT-Daten und der von SIK zur Verfügung gestellten
Methode (Gustavsson et al. 2013) durchgeführt. Diese Berechnungen wurden für verschiedene
Lebensmittelgruppen der Lebensmittelversorgungskette in jedem der EU-27-Länder getrennt
vorgenommen. Um einen Vergleich mit den Ergebnissen der BIOIS-Studie zu ermöglichen, wurden für
die Berechnungen die FAOSTAT-Daten des Jahres 2006 verwendet.
Die verwendete Methode ermöglicht die Aufdeckung von „Hotspots“ (z. B. Länder, Lebensmittelarten,
Phasen der Lebensmittelversorgungskette), die am meisten für die Lebensmittelverschwendung
verantwortlich sind. Aufgrund der Tatsache, dass alle Phasen der Lebensmittelversorgungskette in
erheblichem Maße angepasst werden können, haben die Lebensmittelverluste in einer bestimmten Phase
der Lebensmittelversorgungskette erhebliche Auswirkungen auf die Eingangsdaten aller folgenden
Phasen. Dadurch können Konflikte vermieden werden, die aus der Verwendung von Daten aus
unterschiedlichen Quellen entstehen.
Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass es zahlreiche Einschränkungen gibt, die die Zuverlässigkeit der
Daten begrenzen. Die vom SIK angegebenen prozentualen Lebensmittelverluste in den einzelnen Phasen
der Lebensmittelversorgungskette stellen in den meisten Fällen Durchschnittswerte für alle
europäischen Länder dar und berücksichtigen daher nicht länderspezifische Gegebenheiten. Die
Ergebnisse zeigen hauptsächlich die Unterschiede der Nahrungsmittelbilanz zwischen den einzelnen
Ländern. Trotzdem bietet dieser Ansatz eine Plausibilitätsprüfung der Ergebnisse anderer Studien und
ermöglicht eine bessere Auslegung der verfügbaren Daten.
5.2 Ergebnisse der Berechnungen im Vergleich zu den Erkenntnissen der BIOIS-
Studie
In Abbildung 1 werden die Beiträge der einzelnen Phasen der Lebensmittelversorgungskette zur
Gesamtmenge der Lebensmittelabfälle in der EU-27 angegeben. Die Abbildung zeigt, dass in der ersten
und in der letzten Phase der Lebensmittelversorgungskette am meisten Lebensmittelabfälle anfallen. Die
Erkenntnis, dass die landwirtschaftliche Produktion, die Behandlung nach der Ernte und die Lagerung
in der EU-27 in erheblichem Maße zur gesamten Lebensmittelverschwendung beitragen, steht in einem
gewissen Widerspruch mit den Ergebnissen anderer Studien. Nach herrschender Meinung können
Verluste in der Primärproduktion in den Industrieländern im Gegensatz zu den Entwicklungsländern
vernachlässigt werden.
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Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen zur Bekämpfung der
Lebensmittelverschwendung
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Abbildung 1: Anteile der verschiedenen Phasen der Lebensmittelversorgungskette an der gesamten
Entstehung von Lebensmittelabfällen in der EU-27 (ITAS-Berechnungen)
Den Berechnungen zufolge gibt es sowohl in den südeuropäischen Ländern Zypern, Spanien,
Griechenland und Italien als auch in den Niederlanden, Belgien und Polen hohe Abfallquoten. Alle
dieser Länder haben einen extensiven Produktionszweig für landwirtschaftliche Erzeugnisse, daher
wird ein hoher Anteil der erzeugten Lebensmittel exportiert und folglich nicht im Land konsumiert.
Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass der Agrarsektor in eine europäische Strategie zur Verringerung
der Lebensmittelverschwendung einbezogen werden sollte. In Übereinstimmung mit den Ergebnissen
anderer Studien zeigen die ITAS-Berechnungen, dass die Haushalte im Vergleich zu allen anderen
Phasen der Lebensmittelversorgungskette für den größten Anteil der Lebensmittelabfälle verantwortlich
sind. Daher sollte das Verhalten der Endverbraucher bei der Entwicklung von präventiven Maßnahmen
im Mittelpunkt stehen, ohne jedoch die vorangehenden Phasen der Lebensmittelversorgungskette zu
vernachlässigen.
Abbildung 2 zeigt die Lebensmittelabfälle in kg pro Kopf für das Jahr 2006 in absteigender Reihenfolge
auf der Grundlage der durchgeführten Berechnungen. Da die BIOIS-Studie die ersten beiden Phasen der
Lebensmittelversorgungskette (landwirtschaftliche Produktion und Behandlung nach der Ernte und
Lagerung) ausschließt und sich nur auf die nachgelagerten Phasen bezieht, beruhen die im Rahmen
dieser Studie durchgeführten Berechnungen auf demselben Bezugsrahmen. Die Abbildung zeigt eine
verhältnismäßig gute Übereinstimmung der Ergebnisse. Ausnahmen sind die Niederlande, Belgien und
Polen, wo die auf EUROSTAT-Daten beruhenden Zahlen des BIOIS nicht plausibel sind, da sie nicht
durch technologische Ineffizienzen oder die Größe der Lebensmittelindustrie in diesen Ländern erklärt
werden können.
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Abbildung 2: Lebensmittelabfälle pro Kopf, mit Ausnahme der Landwirtschaft und der Behandlung
nach der Ernte – Vergleich der ITAS-Berechnungen mit den BIOIS-Ergebnissen für die EU-27 im
Jahr 2006
Es gibt auch erhebliche Unterschiede z. B. in Bezug auf Griechenland, Rumänien, Slowenien, Malta und
die Tschechische Republik (die Daten der BIOIS-Studie sind weitaus niedriger) sowie auf Estland und
Zypern (die Daten der BIOIS-Studie sind viel höher). Diese Unstimmigkeiten könnten unter Umständen
darauf zurückzuführen sein, dass die von BIOIS verwendeten Daten aus den Ergebnissen anderer
Länder extrapoliert wurden, da es keine empirischen Beweise gibt. Ein weiterer Grund könnte sein, dass
die vom SIK angegebenen Prozentsätze für die verschiedenen Phasen der Lebensmittelversorgungskette
nicht zwischen den Ländern differenzieren. Dadurch wird betont, wie wichtig bessere und
zuverlässigere Daten zur in den verschiedenen Mitgliedstaaten anfallenden
Lebensmittelverschwendung in den verschiedenen Phasen der Lebensmittelversorgungskette und
Lebensmittelgruppen sind.
Um den Vergleich der ITAS-Berechnungen mit den Ergebnissen der BIOIS-Studie abzuschließen, wird in
Abbildung 3 die Entstehung der Lebensmittelabfälle in den Haushalten dargestellt. In dieser
Abbildung wurden die EU-27-Länder nach den Quellen der Daten für den Bereich der Haushalte in der
BIOIS-Studie eingeteilt. Für die Länder auf der linken Seite der Abbildung (Griechenland bis Bulgarien)
berechnete BIOIS die Lebensmittelabfälle auf der Grundlage eines „Mindestszenarios“. Für alle diese
Länder ist die von BIOIS geschätzte Menge der Lebensmittelabfälle (kg pro Kopf) viel niedriger als die
von ITAS berechneten Beträge. Das könnte daran liegen, dass die von BIOIS gewählten Werte für das
Mindestszenario zu niedrig sind.
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Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen zur Bekämpfung der
Lebensmittelverschwendung
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Abbildung 3: Entstehung der Lebensmittelabfälle pro Kopf in den Haushalten - Vergleich der ITAS-
Berechnungen mit den BIOIS-Ergebnissen für die EU-27 im Jahr 2006
Für die auf der rechten Seite der Abbildung 3 dargestellten Länder wurden in der BIOIS-Studie Daten
der nationalen Studien oder von EUROSTAT verwendet. Die Übereinstimmung ist hier in der Regel
höher als bei den Ländern auf der linken Seite. Größere Unterschiede können für Italien, Polen, Irland
und Estland festgestellt werden, was auf die Unzuverlässigkeit der EUROSTAT-Daten zurückgeführt
werden kann. Die Angaben für Italien in der BIOIS-Studie sind viel niedriger als die für andere Länder
mit einem vergleichbaren Lebensstandard und verfügbaren Haushaltseinkommen, sie erscheinen daher
nicht plausibel.
6. ABFALLVERHALTEN IN DEN HAUSHALTEN
Es gibt deutliche Unterschiede bezüglich des Abfallverhaltens der Haushalte in Bezug auf die einzelnen
Lebensmittelgruppen, die anhand verschiedener methodischer Ansätze studiert werden können. Die
verfügbaren nationalen Studien stützten sich auf Haushaltserhebungen, die manchmal mit
Haushaltsabrechnungen oder Analysen der Abfallzusammensetzung kombiniert werden. Beide Ansätze
haben Vor- und Nachteile.
Die Durchführung von Haushaltserhebungen ist methodisch einfach, kann aber meistens nur qualitative
Informationen liefern, da quantitative Schätzungen aus dem Gedächtnis in Bezug auf das Gewicht der
gekauften und weggeworfenen Lebensmittel sehr fehleranfällig sind. Die Erfahrungen zeigen außerdem,
dass die Verbraucher ihre Lebensmittelverluste erheblich unterschätzen, wenn sie selbst Auskunft
darüber geben. Das Führen von Haushaltsabrechnungen liefert zuverlässige Daten, ist aber für die
Testpersonen sehr zeitaufwendig und könnte aufgrund der bewussten Teilnahme zu einer Veränderung
in Bezug auf den Umgang mit Lebensmitteln führen. Dies gilt umso mehr, als das Thema der
„Lebensmittelverschwendung“ mit emotionalen und moralischen Bewertungen verbunden ist. Die
Analyse der Abfallzusammensetzung kann ohne das Wissen und die aktive Beteiligung der Haushalte
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STOA - Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen.
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durchgeführt werden und gilt als objektivste und genaueste Methode für die Feststellung der Menge der
Lebensmittelabfälle auf der Verbraucherebene. Der Schwachpunkt dieses Ansatzes ist, dass es keine
international genormte Methodik für die Sammlung und keine einheitlichen Definitionen gibt.
Die meisten verfügbaren Studien verwenden den zweiten Ansatz und geben die Lebensmittelabfälle als
Prozentsatz der Haushaltsabfälle an. Tabelle 2 bietet eine Übersicht über die Abfallzusammensetzung
der Haushalte in verschiedenen europäischen Ländern.
Tabelle 2: Zusammensetzung der Lebensmittelabfälle der Haushalte in sieben europäischen Ländern
in Prozent
Zielgebiet
Fleisch
und
Fisch
Milchprodukte Frisches
Gemüse
Frisches
Obst Backwaren Gerichte Sonstiges
UK1 9 8 27 16 11 10 19
Niederlande2 6 13 23 10 17 18 13
Schweden3 10 3 38 15 27 8
Norwegen4 10 6 31 27 15 11
Finnland5 7 17 19 13 13 18 6
Österreich6 12 15 13 8 13 15 24
Deutschland7 7 9 27 19 16 13 9
1(Johnson & Quested 2009), 2(van Westerhoven & Steenhuisen 2010), 3(Andersson 2012), 4(Syversen & Marthinsen
2010), 5(Silvennoinen et al. 2012), 6(Schneider 2008), 7(Hafner et al. 2012)
Die Tabelle zeigt, dass in allen untersuchten Ländern frisches Obst und Gemüse bei der
Zusammensetzung der Lebensmittelabfälle der Haushalte den größten Anteil ausmachen, gefolgt von
Backwaren und Fertiggerichten. Diese Ergebnisse werden durch die Berechnungen der vorliegenden
Studie bestätigt. Abbildung 4 zeigt die Prozentsätze der verschiedenen Nahrungsmittelarten an den
gesamten Lebensmittelabfällen im Haushaltssektor in den verschiedenen Ländern. In den meisten EU-
Mitgliedstaaten ist die häufigste Lebensmittelart in diesem Zusammenhang Obst und Gemüse, gefolgt
von Getreideprodukten. Der Anteil an Fleisch und Fisch an den gesamten Lebensmittelabfällen ist
verhältnismäßig klein, der Anteil an Ölsaaten und Hülsenfrüchten kann vernachlässigt werden.
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Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen zur Bekämpfung der
Lebensmittelverschwendung
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Abbildung 4: Anteile der verschiedenen Lebensmittelarten an den gesamten Lebensmittelabfällen im
Haushaltssektor in der EU-27 im Jahr 2006 (ITAS-Berechnungen)
Wenn man die Entstehung der Lebensmittelabfälle in den Haushalten nach Ländern und
Lebensmittelarten unterteilt genauer untersucht, ergibt sich aus den im Rahmen dieser Studie
angestellten Berechnungen folgendes Bild: Die höchsten Abfallquoten für Obst und Gemüse sind in den
südeuropäischen Ländern wie Zypern, Italien, Griechenland, Spanien, Malta und Portugal, aber auch in
Luxemburg, Frankreich, Ungarn und Rumänien erkennbar. Die höchsten Abfallquoten für
Getreideprodukte gibt es in osteuropäischen Ländern wie Bulgarien, in der Slowakei und in der
Tschechischen Republik. In den osteuropäischen Ländern wie Polen, Estland, Lettland und Litauen, aber
auch in Dänemark und im Vereinigten Königreich sind die Abfallquoten für Wurzelgemüse und Knollen
am höchsten. In Bezug auf Milch und Eier haben die nordeuropäischen Länder wie Schweden, Finnland
und die Niederlande und die mitteleuropäischen Länder Luxemburg und Deutschland, aber auch
Litauen die höchsten Abfallquoten. Die Abfallquoten für Fleisch sind in der EU-27 ungefähr gleich hoch.
Die höchsten Abfallquoten für Fisch können in den südeuropäischen Ländern wie Portugal und Spanien,
aber auch in nord-, mittel- und osteuropäischen Ländern wie Schweden, Finnland, Frankreich und
Litauen festgestellt werden. Die Menge der weggeworfenen Ölsaaten und Hülsenfrüchte kann in allen
Mitgliedstaaten vernachlässigt werden.
Die Ergebnisse der Berechnungen entsprechen also den Erkenntnissen anderer Studien zu den
Unterschieden in den Ernährungsgewohnheiten der EU-27. Mit ihrem Anschluss an die EU gaben die
südeuropäischen Länder (Spanien, Portugal, Italien, Griechenland und Zypern) nach und nach ihre
traditionelle Ernährungsweise auf und übernahmen die Essgewohnheiten der Kernmitgliedstaaten der
EU. In den vergangenen 40 Jahren haben die Mittelmeerländer ihren Fleischkonsum deutlich erhöht und
scheinen jetzt in Bezug auf die Verfügbarkeit von Rotfleisch sogar die mittel- und nordeuropäischen
Länder zu überholen. Entsprechend wurden die in den 1960er-Jahren festgestellten großen Unterschiede
zwischen den Mittelmeerländern und den mittel- und nordeuropäischen Ländern in Bezug auf den
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STOA - Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen.
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Konsum von Obst und Gemüse angeglichen (Naska et al. 2006). Trotz der Harmonisierung der
Essgewohnheiten gibt es jedoch noch immer erhebliche Unterschiede. Im Mittelmeerraum werden
beispielsweise mehr Rotfleisch, Fisch und Meeresfrüchte und auch mehr Obst und Gemüse verzehrt als
im Rest Europas. Diese sind leicht verderbliche Produkte, und vor allem aufgrund der
Wetterbedingungen des Südens führt dies zu überdurchschnittlichen Lebensmittelverlusten im
Haushalt.
7. FOLGEN DER LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG
Die Nahrungsmittelerzeugung ist einer der Produktionsbereiche mit dem höchsten
Ressourcenverbrauch und ein großer Emittent von Schadstoffen. Die direkten Emissionen aus der
Landwirtschaft erfolgen vor allem als Methan und Distickstoffoxid, die eine viel stärkere Auswirkung
auf den Klimawandel haben als Kohlendioxid. Die wichtigsten Quellen von Treibhausgasemissionen aus
der Landwirtschaft sind der Einsatz mineralischer Düngemittel, die Tierhaltung und der Reisanbau.
Auch der Umbruch von Grünland in Ackerflächen kann in erheblichem Maße zur Freisetzung von
Treibhausgasen beitragen. Bei der Bewässerungslandwirtschaft werden etwa 70 % der weltweiten
Süßwasserressourcen verbraucht. Der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden und die durch den
Einsatz von schweren Maschinen verursachte Bodenverdichtung belasten die Böden und das
Grundwasser. Die Ausweitung der Intensivlandwirtschaft, die Zunahme von Monokulturen und das
Vordringen der Agrarproduktion in ökologisch sensible Gebiete haben einen Rückgang der Artenvielfalt
und eine Verschlechterung der Ökosystemleistungen zur Folge. Die Lebensmittelverschwendung ist
nicht nur mit Umweltbelastungen verbunden, sondern auch mit wirtschaftlichen Verlusten entlang der
gesamten Lebensmittelversorgungskette.
7.1 Ressourcenverbrauch
Ein verantwortungsvollerer und effizienterer Umgang mit den erzeugten Lebensmitteln würde zur
Einsparung von Ressourcen in Form von Fläche, Wasser, Energie, Produktionsmitteln und Arbeitskraft
führen. Die freigesetzten landwirtschaftlichen Produktionskapazitäten könnten für andere Zwecke zur
Verfügung gestellt werden.
Ein wichtiger Bereich im Zusammenhang mit der Landnutzung und der Lebensmittelproduktion sind
indirekte Landnutzungsänderungen (ILUC). Durch die Einfuhr von Lebensmitteln aus Schwellen- und
Entwicklungsländern werden die Herstellungsorte ins Ausland verlegt. Da die Nachfrage nach
Agrarerzeugnissen kontinuierlich steigt und die Bodenproduktivität nur bis zu einem gewissen Punkt
verbessert werden kann, erfolgen in anderen Regionen die Flächenumwandlung als Abholzung der
tropischen Regenwälder, Umwidmung von natürlichem Grünland für den Ackerbau und Erweiterung
der landwirtschaftlichen Nutzfläche auf Kosten der geschützten Gebiete. Die Änderungen der
Essgewohnheiten wie beispielsweise der höhere Fleischkonsum können zu häufigeren
Landnutzungsänderungen in anderen Teilen der Welt beitragen.
Auf ähnliche Weise könnte durch die Vermeidung von Lebensmittelverlusten der sog. „Wasser-
Fußabdruck“ reduziert werden. Der über mehrere Jahre hinweg weltweit systematisch aufgezeichnete
Wasser-Fußabdruck setzt sich aus dem direkten und dem indirekten Wasserverbrauch zusammen. Der
direkte Verbrauch bezieht sich auf die Wassermenge, die im Haushalt beispielsweise zum Kochen,
Waschen und Reinigen genutzt wird. Der indirekte Verbrauch bezieht sich auf die Wassermenge, die im
eigenen Land und in anderen Ländern für die Waren verbraucht wird, die auf nationaler Ebene
konsumiert werden. Um dieses in Produkten aller Art (Nahrungsmittel, Kleidung, Papier, technische
Produkte) verborgene Wasser anzugeben, hat sich der Begriff „virtuelles Wasser“ eingebürgert.
Der indirekte Wasserverbrauch in Deutschland beispielsweise ist drei Mal höher als der direkte
Wasserverbrauch. Mehr als zwei Drittel des indirekten Wasserverbrauchs in Deutschland entsteht bei
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Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen zur Bekämpfung der
Lebensmittelverschwendung
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der Herstellung von landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, fast ein Drittel durch die Herstellung
tierischer Erzeugnisse. Die meisten der in Deutschland konsumierten landwirtschaftlichen
Kulturpflanzen (etwa 59 %) werden importiert, und damit auch das für den Anbau und die
Verarbeitung verbrauchte Wasser. Das bedeutet, dass die heimischen Wasserressourcen auf Kosten jener
der Herstellerländer gespart werden (Sonnenberg et al. 2009). Dies ist besonders problematisch, da ein
Teil der importierten Produkte aus trockenen Gebieten mit ungünstigen hydrologischen Bedingungen
kommt. Für den Anbau von Kulturpflanzen in trockenen Gebieten wird in zunehmendem Umfang
künstliche Bewässerung eingesetzt. Dies führt zu einer Belastung der natürlichen Wasserressourcen und
zu Konflikten der anderen Nutzer des Wassers. Zu den Produkten mit einem sehr hohen Wasser-
Abdruck gehören Kakao, Kaffee, Rindfleisch, Reis, Weizen, Milch und Äpfel. Ein bewussterer Umgang
mit diesen Produkten würde die Wasserressourcen entlasten.
Ergänzend zur Schonung der Ressourcen würde ein effizienterer Umgang mit Lebensmitteln die
Emissionen aus der Landwirtschaft reduzieren. Verschiedene Studien belegen, dass die höchsten
Emissionen bei der Produktion tierischer Erzeugnisse entstehen, auch wenn diese im Vergleich zu Obst,
Gemüse und Backwaren verhältnismäßig selten weggeworfen werden. In Abbildung 5 wird der
Material- und Kohlendioxid-Fußabdruck verschiedener Lebensmittelarten in Bezug auf die jährlichen
Lebensmittelabfälle in Deutschland angegeben.
Abbildung 5: Material- und Kohlendioxid-Fußabdruck der jährlichen Pro-Kopf-
Lebensmittelverschwendung in Deutschland, einschließlich der vorgelagerten Stufen der
Versorgungskette und unterteilt in Produktgruppen
Quelle: Göbel et al. 2012
Die Kreisdiagramme zeigen, dass in Deutschland vor allem Obst und Gemüse weggeworfen werden, mit
einigem Abstand gefolgt von Getreideprodukten. Fleischprodukte werden zwar am wenigsten
weggeworfen, aber der Material-Fußabdruck für ihre Herstellung und den Transport ist gleich hoch wie
der für Obst und Gemüse. Auch Milchprodukte sind mit einem hohen Ressourcenverbrauch verbunden.
Getreideprodukte haben den kleinsten Material-Fußabdruck, auch wenn ihre Abfallquoten höher sind
als bei Milchprodukten. Entsprechend haben die Herstellung und der Transport der Fleischprodukte
den größten Kohlendioxid-Fußabdruck, gefolgt von Milchprodukten, Obst und Gemüse.
7.2 Zunahme der Bioabfälle
Zu den Umweltauswirkungen der Lebensmittelverschwendung gehören auch Methanemissionen im
Zusammenhang mit der Ablagerung organischer Abfälle und die notwendige Erweiterung der
Gesamtkapazität der Mülldeponien. Große Mengen von Lebensmittelabfällen aus dem Haushaltssektor
bedeuten hohe Kosten für die Sammlung und den Transport sowie für die Trennung und Aufbereitung
in Abfallbehandlungsanlagen. Biologisch abbaubare Abfälle haben in der Regel einen hohen
Wassergehalt und entsprechend niedrige Heizwerte, wodurch die Energieabgabe der
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STOA - Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen.
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Verbrennungsanlagen reduziert wird. Daher werden biogene städtische Abfälle weltweit hauptsächlich
auf Deponien abgelagert. Außerhalb Europas sind nur wenige Deponien mit den nötigen Vorrichtungen
für die Sammlung und Nutzung von Methan ausgestattet.
In Europa ist die Ablagerung unbehandelter organischer Abfälle auf Deponien gesetzlich streng
verboten. Durch die Deponierichtlinie von 1999 werden die Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, den Anteil
der zu den Deponien gebrachten biologisch abbaubaren städtischen Abfälle zu begrenzen. Den in der
Richtlinie angegebenen rechtsverbindlichen Quoten zufolge muss die Höchstmenge der biologisch
abbaubaren Abfälle, die auf Deponien abgelagert werden, mit der Zeit reduziert werden und soll bis
zum Jahr 2006 höchstens 75 % (des Gewichts), bis 2009 höchstens 50 % (des Gewichts) und bis 2016
höchstens 35 % (des Gewichts) verglichen mit den Werten des Jahres 1995 betragen. Die Mitgliedstaaten,
die stark auf Deponien angewiesen waren, erhalten einen zusätzlichen Zeitraum von vier Jahren, um die
Zielwerte der Richtlinie zu erfüllen.
Aus einer kürzlich angestellten, länderübergreifenden Analyse der Europäischen Umweltagentur geht
hervor, dass nur elf Länder im Zeitraum 2001 bis 2010 die angefallenen städtischen Pro-Kopf-Abfälle
reduzieren konnten, während 21 Länder im Jahr 2010 sogar mehr städtische Abfälle pro Kopf erzeugten,
als im Jahr 2001. Es gibt jedoch eindeutige Anzeichen für eine Entwicklung weg von Deponien und hin
zu bevorzugten Abfallbehandlungsansätzen, deren Schwerpunkte auf der Vermeidung, der
Wiederverwendung, dem Recycling und der Wiederverwertung (der Energie) liegen. Die Zahl der
Länder, die mehr als 75 % ihrer städtischen Abfälle auf Deponien lagern, ist stark gesunken, während es
mehr Länder gibt, die mehr als ein Viertel ihrer städtischen Abfälle wiederverwerten. Trotzdem lagerten
die meisten Länder im Jahr 2010 noch mehr als 50 % ihrer städtischen Abfälle auf Deponien ab (EUA
2013). In Abbildung 6 wird ein Überblick über die Prozentanteile der soliden städtischen Abfälle
vermittelt, die im Jahr 2010 in der EU-27 deponiert, verbrannt, wiederverwertet und kompostiert
wurden.
Abbildung 6: Behandlung der soliden städtischen Abfälle in verschiedenen europäischen Ländern im
Jahr 2010 Quelle: Eigene Berechnungen beruhend auf EUROSTAT1
1 http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_SDDS/en/env_wasmun_esms.htm, 31.7.2013
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Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen zur Bekämpfung der
Lebensmittelverschwendung
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Fortschritte bei der Verbesserung der Recyclingraten für solide städtische Abfälle ergeben sich
hauptsächlich durch die Wiederverwertung von Materialien wie Glas, Papier, Metalle, Kunststoffe und
Textilien, während die Wiederverwertung von biologisch abbaubaren Abfällen schleppend verläuft.
Gemäß der Kommission (2010) werden noch immer durchschnittlich 40 % der in der EU-27 entstandenen
biologisch abbaubaren Abfälle deponiert (in einigen Mitgliedstaaten bis zu 100 %). Im Jahr 2009 erfüllten
elf Länder das 50 %-Ziel, während sieben Mitgliedstaaten bereits im Jahr 2010 das für 2016 festgesetzte
Ziel von 35 % verwirklicht haben (EUA 2013).
7.3 Wirtschaftliche Auswirkungen
Neben den Umweltbelastungen verursacht die Lebensmittelverschwendung sowohl für den einzelnen
Verbraucher als auch für die Volkswirtschaft erhebliche finanzielle Verluste. Ähnlich wie die
ökologischen Auswirkungen häufen sich die Verluste entlang der Lebensmittelversorgungskette. Eine
Tonne Lebensmittelabfälle im Haushaltssektor (d. h. in der letzten Phase der Kette) verursacht daher viel
höhere wirtschaftliche Kosten als eine Tonne Lebensmittelabfälle im Agrarsektor. Die verfügbaren Daten
zu den wirtschaftlichen Verlusten beziehen sich in erster Linie auf die Haushalte. Laut der britischen
Studie des WRAP-Programms „Waste arisings in the supply of food and drink to households“
(Aufkommen an Abfällen bei der Erzeugung von Lebensmitteln und Getränken für die Haushalte) (Lee
& Willis 2010) werfen die Haushalte im Vereinigten Königreich 5,3 Millionen Tonnen Lebensmittel pro
Jahr weg, was einem wirtschaftlichen Wert von 12 Millionen Pfund entspricht.
8. OPTIONEN FÜR MASSNAHMEN ZUR BEKÄMPFUNG DER
LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG
In der aktuellen nationalen und internationalen Debatte wurden zahlreiche Ansätze entwickelt und zum
Teil auch bereits umgesetzt, die die verschiedenen Akteure entlang der Versorgungskette zu einem
sparsamen und verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln anregen sollen. Die gesamte Studie
gibt einen Überblick über die vorgeschlagenen Maßnahmen und Instrumente, wobei die in
verschiedenen Ländern bereits gesammelten Erfahrungen berücksichtigt werden. Der Schwerpunkt liegt
auf Maßnahmen und Instrumenten, von denen in der Literatur oder in der laufenden Debatte davon
ausgegangen wird, dass sie besonders nützlich und leicht umsetzbar sind und dass sie die langfristigen
Ziele verwirklichen können. Aus dieser Untersuchung gingen die folgenden Optionen hervor, die zur
Verwirklichung des von der Kommission vorgegebenen Zieles als dringend erachtet werden. Sie sind
sowohl an die europäischen als auch an die nationalen Regierungen gerichtet, die für die Umsetzung der
vorgeschlagenen Optionen verantwortlich sind.
Zielsetzung
Nach der EU-Abfallrahmenrichtlinie sind die Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, bis Ende 2013
Abfallvermeidungspläne zu entwickeln. In diesen Plänen sollen die Mitgliedstaaten unter anderem
verpflichtende Zielvorgaben für die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung festlegen. Die
regionalen und lokalen Behörden müssen die nationalen Zielvorgaben in ihrem jeweiligen
Einflussbereich umsetzen. Zur Messung der Fortschritte und zur Auswertung der Wirksamkeit der
verschiedenen Maßnahmen sollte in allen Ländern der EU-27 eine regelmäßige Überwachung der
Lebensmittelverschwendung entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette eingeführt werden.
Die einzelnen Sektoren wie Herstellung, Einzelhandel und der Bewirtungssektor sollten sich freiwillig
verpflichten, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
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STOA - Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen.
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Verbesserung der Datengrundlagen
Bei allen verfügbaren Studien wird deutlich, dass der Mangel an zuverlässigen Daten das größte
Hindernis für die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Reduzierung der
Lebensmittelverschwendung darstellt. Um diese Hürde zu überwinden, sollte im Rahmen von
EUROSTAT eine gemeinsam beschlossene und verbindliche Definition des Begriffs
„Lebensmittelverschwendung“ festgelegt werden, die zwischen vermeidbarer und unvermeidbarer
Lebensmittelverschwendung (bezüglich der nicht essbaren Teile der Rohprodukte) und
Nebenprodukten unterscheidet. Außerdem sollten die Methoden, die von den Mitgliedstaaten zur
Sammlung und Berechnung von Daten zur Entstehung von Lebensmittelverschwendung verwendet
werden, vereinheitlicht werden. Um die Überwachung zu erleichtern, sollte auf freiwilliger Basis oder
verpflichtend die getrennte Sammlung der angefallenen Lebensmittelabfälle in allen Phasen der
Lebensmittelversorgungskette eingeführt werden.
Überprüfung der EU-Gesetzgebung zur Lebensmittelsicherheit
Das gesellschaftliche Ziel, Gefahren für das Leben und die Gesundheit der Verbraucher zu vermeiden,
ist in mehreren EU-Verordnungen verankert und könnte im Konflikt mit dem Bestreben stehen, die
Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Strenge Vorschriften gegen die Kontamination,
Rückstandshöchstgehalte für Pestizide und Veterinärarzneimittel in Lebensmitteln sowie
Hygienevorschriften für die Verpackung und Lagerung der Lebensmittel sind als wichtige Faktoren für
das Wegwerfen essbarer Lebensmittel zu betrachten. Daher sollten die derzeitigen Vorschriften zur
Lebensmittelsicherheit überprüft werden, um Bestimmungen zu ermitteln, die für den Schutz des
menschlichen Lebens nicht zwingend notwendig sind, sondern zu unnötiger
Lebensmittelverschwendung führen. Es besteht weiterhin Forschungsbedarf, um festzustellen, welche
Grenzwerte überarbeitet werden können, ohne die Lebensmittelsicherheit herabzusetzen.
Änderung der europäischen Vermarktungsnormen
Aufgrund der Tatsache, dass durch die Aufhebung spezieller Vermarktungsnormen im Jahr 2009 die
gewünschten Ziele – Reduzierung der Lebensmittelverschwendung und Erhöhung der
Auswahlmöglichkeiten für die Verbraucher – nicht verwirklicht werden konnten, sollten die
europäischen Gesetzgeber darüber nachdenken, ob das derzeitige System nicht vollständig aufgegeben
werden sollte. Kritiker fordern die Einführung neuer Standards, die nicht auf dem äußeren
Erscheinungsbild der Produkte beruhen, sondern auf der Qualität für den menschlichen Verzehr im
Hinblick auf den Geschmack, die Naturbelassenheit, den Nährwert und die Anbaubedingungen. Die
Gestaltung dieses neuen Systems wirft mehrere schwierige Fragen auf, die in enger Zusammenarbeit mit
Herstellern, Einzelhändlern, zivilgesellschaftlichen Organisationen und wissenschaftlichen
Sachverständigen geklärt werden müssen.
Einführung alternativer Vermarktungswege für Agrarprodukte
Zur Förderung der Vermarktung von Obst und Gemüse, das die europäischen Vermarktungsnormen
nicht erfüllt, sollten alternative Vermarktungsstrategien angeregt werden. Die Umgehung der
Zwischenhändler der Lebensmittelversorgung durch direkte Vermarktungssysteme wie beispielsweise
Bauernmärkte, Erzeugergenossenschaften, solidarische Einkaufsgemeinschaften und Gemeinschaftshöfe
kann in erheblichem Maße zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung in der Primärproduktion
beitragen. Die Formen der Vermarktung schaffen eine engere Verbindung zwischen Herstellern und
Verbrauchern, kürzen die Transportwege und sensibilisieren die Verbraucher für die schwierigen
Bedingungen der Lebensmittelerzeugung und für ihre natürlichen und saisonbedingten Grenzen.
Weitere Forschungsarbeiten sind notwendig, um die Vor- und Nachteile dieser Ansätze sowie ihre
möglichen Rebound-Wirkungen genauer zu überprüfen.
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Technologische Optionen zur Ernährung von 10 Milliarden Menschen – Optionen zur Bekämpfung der
Lebensmittelverschwendung
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Rationalisierung der Lebensmittelkennzeichnung
In verschiedenen Mitgliedstaaten durchgeführte Verbraucherumfragen belegen, dass unter den
Verbrauchern erhebliche Verwirrung bezüglich der Lebensmittelkennzeichnung und des Unterschieds
zwischen dem „Mindesthaltbarkeitsdatum“ und dem „Verbrauchsdatum“ besteht. Die europäischen
Gesetzgeber sollten daher eine Überarbeitung der derzeitigen Vorschriften zur
Lebensmittelkennzeichnung in Erwägung ziehen, um die visuelle Darstellung der Verfallsdaten zu
verbessern. Zudem sollte man darüber nachdenken, neue Mindesthaltbarkeitsdaten festzulegen, die der
tatsächlichen Lagerfähigkeit der Produkte entsprechen, und die Verfallsdaten für unverderbliche
Lebensmittel abzuschaffen. Die nationalen Regierungen und die Einzelhändler sollten
Aufklärungskampagnen zur Lebensmittelkennzeichnung einleiten. Der Einzelhandelssektor sollte
gemeinsam mit der Lebensmittelindustrie über die Abschaffung zusätzlicher Aufschriften wie „Zu
verkaufen bis“ und die Einführung von Preisnachlässen für Produkte nachdenken, die fast das
Verfallsdatum erreicht haben.
Optimierung der Arbeitsabläufe und Management der Lebensmittelversorgungskette
Die Optimierung der Arbeitsabläufe in der Lebensmittelindustrie ist ein wichtiger Ansatz für einen
sparsamen Umgang mit Rohstoffen. Die Hersteller sollten die Produktionsanlagen in Übereinstimmung
mit dem aktuellen Stand der Technologie verwenden und regelmäßig überprüfen. Rückstände sollten
überwacht und herausgefallene Produkte wieder in den Produktionsprozess integriert werden. Die
Herstellung sollte so ablaufen, dass die Behälter minimal gereinigt werden müssen und die Zutaten so
spät wie möglich eingemischt werden. Die Lebensmittelunternehmen sollten die Koordinierung mit den
Einzelhändlern verbessern, um eine Einigung über die Produktpalette und die erforderlichen Mengen zu
erzielen. Die Regierungen sollten diese Bemühungen durch spezielle Beratungsprogramme unterstützen.
Das Ziel sollte die Schaffung eines integrierten Managements der Lebensmittelversorgungskette sein.
Sensibilisierungskampagnen
Alle verfügbaren Studien stimmen darin überein, dass die Information und Aufklärung von
entscheidender Bedeutung sind, um das Verhalten der Verbraucher zu beeinflussen.
Sensibilisierungskampagnen sollen die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf das Problem der
Lebensmittelverschwendung lenken und ihren Respekt vor Lebensmitteln erhöhen. Sie belehren
Verbraucher über einen wirksameren Umgang mit Lebensmitteln und bieten Informationen und
Ratschläge zum Einkauf, zur Lagerfähigkeit, Aufbewahrung, Zubereitung und Wiederverwendung von
Lebensmitteln. Die nationalen Regierungen sollten gemeinsam mit Einzelhändlern und dem
Bewirtungssektor derartige auf verschiedene Zielgruppen abgestimmte Kampagnen einleiten und
verschiedene Medien hinzuziehen. Die Aufklärung der Verbraucher muss im Kindesalter beginnen;
daher sollten alle Mitgliedstaaten das Thema des sparsamen und sorgfältigen Umgangs mit
Lebensmitteln in die Lehrpläne aufnehmen.
Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung im Bewirtungssektor
Die Anpassung der Portionen an die tatsächlichen Bedürfnisse der Verbraucher wäre ein einfacher, aber
wirksamer Ansatz für die Verringerung der Lebensmittelverschwendung im Bewirtungssektor. Dies
kann auf verschiedene Weisen umgesetzt werden, beispielsweise indem die Verbraucher die Größe der
Portion zu abgestuften Preisen auswählen können oder indem „All you can eat“-Buffets durch
„Bezahlung nach Gewicht“-Systeme ersetzt werden. Restaurants und andere Lebensmittelanbieter
sollten die Möglichkeit haben, verschiedene Optionen für eine bestimmte Zeit zu testen. Wenn sich
herausstellt, dass sie diese Optionen nicht auf freiwilliger Basis umsetzen, müssen die nationalen
Gesetzgeber in Erwägung ziehen, die Optionen verpflichtend einzuführen. Neben der Anpassung der
Größe der Portionen auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Verbraucher sind eine Optimierung der
internen Abläufe für den Einkauf, die Lagerung und die Kühlung, die Schulung der Angestellten, eine
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STOA - Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen.
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sorgfältige Menüplanung und die Sammlung und Aufzeichnung der Daten zu den Lebensmittelabfällen
von höchster Bedeutung für die Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung im Bewirtungssektor.
Wirtschaftliche Anreize
Es herrscht breite Übereinstimmung darüber, dass die geringe Wertschätzung der Lebensmittel auf
ihrem niedrigen Marktwert beruht. In diesem Zusammenhang sind nach Ansicht vieler Experten
wirtschaftliche Instrumente besonders vielversprechend, um die Wertschätzung der Lebensmittel
vonseiten der Verbraucher wiederherzustellen. Die Mitgliedstaaten der EU sollten ihre
Steuervorschriften, insbesondere bezüglich der Mehrwertsteuer, überprüfen, um alle Anreize zu
entfernen, die die Entstehung der Lebensmittelverschwendung begünstigen könnten. Man sollte auch
darüber nachdenken, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Lebensmittel aufzuheben oder je nach den
Umweltauswirkungen der Lebensmittel unterschiedliche Mehrwertsteuersätze einzuführen. Durch die
Steuerharmonisierung verursachte soziale Härtefälle sollten durch gezielte staatliche
Einkommensbeihilfen ausgeglichen werden, die eventuell aus den zusätzlichen Steuereinnahmen
finanziert werden könnten. Statt der Besteuerung des Lebensmittelkonsums könnte man auch die
Lebensmittelabfälle besteuern.
Steuern und Gebühren auf Abfallbehandlung
Steuern und Gebühren auf die Abfallbehandlung wie Deponie- oder Verbrennungssteuern gelten als
wirtschaftliche Anreize zur Förderung der Abfallvermeidung, da dadurch die Gesamtkosten für die
Abfallentsorgung erhöht werden. Für die Nutzung von Steuern auf die Abfallbehandlung als Mittel zur
Vermeidung von Lebensmittelabfällen müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Erstens muss
sowohl in den Haushalten als auch in Handelsunternehmen (vor allem im Einzelhandel und im
Bewirtungssektor) eine verbindliche getrennte Sammlung von Lebensmittelabfällen eingeführt werden.
Zweitens muss der Steuersatz hoch genug sein, um einen ausreichend starken Anreiz für die
Abfallminimierung darzustellen. Drittens müssen die geltenden Vorschriften für die Förderung und
Unterstützung der Nutzung erneuerbarer Energien in Europa überprüft werden, um Anreize zu
ermitteln, die mit dem Ziel der Vermeidung von Lebensmittelabfällen im Widerspruch stehen.
Widersprüchliche Anreize können entstehen, wenn die nationalen Gesetzgeber