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Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Kulturindustrie, Aufklärung als Massenbetrug, in: Dies.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, Frankfurt am Main 2012, S. 148-196. Abstract: In einer besonders kulturkritischen Perspektive betrachten die beiden Autoren die Übernahme kapitalistischer Steuerung im Kultur- und Medienbetrieb. Die Arbeiter und Angestellten würden in der Kulturindustrie zum unmündigen Konsumenten degradiert. In unaufhörlicher Reproduktion von Wirklichkeiten manifestiert sie die herrschende Ordnung von Kapital. Die Krise der Bürgerlichen Gesellschaft und des Kapitalismus bereitete dabei den Weg für den Faschismus. Sie gehen dabei sehr redundant und teilweise polemisch vor.

Zum Autor: Der Sozialphilosoph Max Horkheimer war die führende Figur der Frankfurter Schule. Er war ein kritiker der Bürgerlichen Gesellschaft, denn er sah Zusammenhänge zwischen ihrer wirtschaftlichen Ordnung – dem Kapitalismus – und dem Faschismus.

Der Philosoph, Soziologe und Musiktheoretiker Theodor W. Adorno war einer der Hauptvertreter der Frankfuter Schule (Kritische Theorie). Auch er war ein Kritiker der spätkapitalistischen Gesellschaft. Als Intellektueller trat er besonders in der Öffentlichkeit der Nachkriegszeit auf und wurde ein Vordenker der Studentenbewegung.

Beide emigrierten während des Nationalsozialismus in die USA.

Gelesen: 13.01.2013Signatur: PDF

S. 144f Der Verlust traditioneller und religiöser Ordnung sowie die technische und soziale Differenzierung haben eben kein kulturelles Chaos hinterlassen, sondern eine monopolisierte Kulturindustrie ist an ihre Stelle getreten.

S. 145 Die technische Reproduzierbarkeit macht das Millionenpublikum möglich. Wenige Produktionszentren können somit eine breite Rezeption versorgen.Die dabei verwendeten Standards seien aus den Bedürfnissen der Konsumenten hervor-gegangen. Dabei wird dies nur rückwirkend suggeriert.

S. 145 Die technische Macht fundiert dabei auf der ökonomischen Macht.S. 146 Das Publikum bleibt passiver Konsument. Es fehlt der Replik-Apparat.

Wer sich dennoch meldet, wird in das System integriert. Absorption von Widerstand.S. 147 Die Kulturindustrie ist abhängig von anderen Industrien, die sie finanzieren.S. 147f Für jeden Konsumenten gibt es den passenden und differenzierten Produkt-Typ.

Unterschiede sind nur Illusion und dienen der Wahlmöglichkeit.S. 149- 151

Die Kulturindustrie bietet dem Konsumenten Schemata, die er erkennen kann. Ihre Produkte sind geplant und haben eine Erfolgsgarantie.Diese „Harmonie verhöhnt die errungene des großen bürgerlichen Kunstwerks“. (S. 150)Sie verbieten die eigene Aktivität des Zuschauers.

S. 156f Die Kulturindustrie stammt aus den liberalen Industrieländern. Ihr Fortschritt folgte den Gesetzen des Kapitals. In Deutschland bescherte eine Rückständigkeit in diesem Bereich dem öffentlichen Leben eine gewisse Unabhängigkeit von den Märkten.

S. 158 Die Herrschenden kontrollieren die Seele des Konsumenten.Tocquevilles Tyrannei der Masse durch kulturelle Hegemonie.

S. 159 - 161

Die Totalität der Kulturindustrie besteht in der Wiederholung. Neuerungen sind im Grunde nur (technische) Verbesserungen von Bestehendem.

S. 162 „Amusement ist die Verlängerung der Arbeit“ (S. 162). Unterhaltung sucht der, der Ablenkung und Erholung von der Arbeit braucht, um ihr gewachsen zu bleiben. Gleichzeitig werden die Unterhaltungswaren von diesem mechanisierten Arbeitsprozess bestimmt. Unterhaltung soll nicht anstrengen.

S. 165 Triebe werden unterdrückt und eine Sublimierung ist nicht möglich.S. 167 Der Konsument wird in eine Scheinwelt gelassen, in der die Kulturindustrie ihm alle

Bedürfnisse erfüllen kann. Diese werden hier jedoch von ihr selbst kreiert. Der Konsument leistet dagegen keinen Widerstand.

S. 170 „Vergnügtsein heißt Einverstandensein“S. 171f Die Statistik zeigt zwar, dass jeder Konsument gewinnen kann, aber seine Chancen sind

so gering, dass er sich auch über das Glück des anderen freut, der er auch sein könnte.S. 174f Die Wiederholung der immer gleichen Bilder. Das Bestehende wird reproduziert und

legitimiert damit seine Unabänderlichkeit.S. 180f Die Stars „sind Vorbilder für die Menschen, die sich selbst zu dem machen wollen, wozu

das System sie bricht“. Jeder kann glücklich werden, wenn er sich dem System ausliefert. Tragik?

S. 181 Individualität ist vor dem Hintergrund der standardisierten Produktionsweisen nur illusionär. Sogar Abweichungen sind genormt.

S. 186f Das Radio wirkt unverfänglich, ist dabei jedoch am deutlichsten von anderen Industrien, die es finanzieren, abhängig. Es wird zum universellen Sprachrohr der Reklame.Die Auswahlmöglichkeiten sind das verhüllte Diktat der Produktion.

S. 189f Kultur wird zum allseits verfügbaren Tauschgut und beliebig konsumiert. Sie verschmilzt mit der Reklame, welche vor dem Hintergrund der Monopole sinnlos erscheint, aber umso mächtiger wird.

190 Nur wer es sich Werbeblöcke leisten kann, wird als Verkäufer wahrgenommen. Dies sind die großen Konzerne, die mit der Industrie und den Banken zusammenarbeiten. Sie binden damit die Konsumenten enger an sich.

191 l`art pour l`art – Reklame für sich selbst als reine Darstellung gesellschaftlicher Macht


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