MALARIA IN DEUTSCHLAND?
Ist aufgrund des Klimawandels Malaria ein mögliches Zukunftsproblem in Deutschland?
Seminararbeit im Profil „System Erde“ des Oberstufenverbundes der Schulen Gymnasium Farmsen, Johannes-Brahms-Gymnasium und Gymnasium Osterbek
verfasst von Jenny Pamperin und Julia Behrens Gymnasium Farmsen S1
Gliederung
1. Einleitung Seite 1
2. Malaria allgemein
2.1 Was ist Malaria? Seite 1
2.2 Wie steckt man sich mit Malaria an? Seite 2
2.3 Die Vermehrung der Plasmodien Seite 3
2.4 Symptome von Malaria Seite 3
2.5 Lebensbedingungen der Mücke und des Erregers Seite 5
3. Malaria in Deutschland (Vergangenheit) Seite 6
4. Heutige Situation von Malaria in Deutschland Seite 8
5. Malaria in Deutschland? (Zukunft) Seite 9
5.1 Durchschnittstemperatur im Frühling Seite 9
5.2 Anzahl der Frosttage im Winter Seite 10
5.3 Niederschlag im Sommer Seite 11
5.4 Relative Luftfeuchtigkeit im Sommer Seite 12
6. Fazit Seite 13
7. Quellen Seite 14
Seite | 1
1. Einleitung
Malaria – nur ein Stich, aber ein Stich der tödlich enden kann. Jedes Jahr werden
weltweit Millionen Menschen mit Malaria infiziert, und von diesen sterben mehrere
Hunderttausend an den Folgen von Malaria. Die meisten von ihnen leben in den
besonders gefährdeten Gebieten rund um den Äquator.
Malaria ist als Tropenkrankheit bekannt, doch Malaria war auch schon in
Deutschland heimisch. Nun stellen wir uns die Frage, ob die Krankheit wieder eine
Bedrohung in Deutschland darstellen könnte. Denn durch den Klimawandel werden
sich die Klimabedingung in Deutschland verändern. Doch kann es passieren, dass
Malaria sich aufgrund des Klimawandels wieder in Deutschlang ausbreitet?
Weil uns diese Frage interessiert, haben wir uns für dieses Thema entschieden.
Unsere Leitfrage lautet also: Ist Malaria aufgrund des Klimawandels eine zukünftige
Gefahr in Deutschland?
2. Malaria allgemein
2.1 Was ist Malaria?
Der Name Malaria leitet sich von dem italienischen „mal aria“ ab und dies bedeutet
schlechte Luft. Der Name dieser Krankheit lässt sich auf historische Vorstellungen
zurückführen, denn früher dachten die Menschen, dass Malaria eine Folge von
schlechter Luft in Sumpfgebieten ist.1
1 Walter, Maier (2008)
Seite | 2
Die Anopheles-Mücke selber ist nicht der Erreger, sondern ein kleiner einzelliger
Parasit, das sogenannte Plasmodium. Es gibt verschiedene Malaria-Arten, die von
unterschiedlichen Plasmodien verursacht werden.
Die gefährlichste Malaria-Art ist Malaria tropica. Sie wird durch das Plasmodium
falciparum hervorgerufen.
Auch Malaria teritiana ist weit verbreitet. Sie wird durch das Plasmodium vivax oder
durch das Plasmodium ovale hervorgerufen.
Anders als Malaria tropica verläuft Malaria tertiana nur selten tödlich.
90% aller Malaria-Erkrankungen sind Malaria tropica oder Malaria tertiana.1
2.2 Wie steckt man sich mit Malaria an?
Malaria wird von der weiblichen Anopheles-Mücke übertragen. Ein einziger Stich
einer infizierten Mücke reicht aus, um den Menschen mit dem gefährlichen Malaria-
Erreger zu infizieren.
Um zu überleben, benötigt ein Malaria-Parasit zwei Wirte: einen Hauptwirt, die
Mücke, und einen Zwischenwirt, den Menschen. Da in jedem Wirt andere
Lebensumstände herrschen, muss sich der Parasit anpassen.2 Um einen Menschen
infizieren zu können, muss sich die Mücke vorher selbst infiziert haben. Dies
passiert, wenn die Mücke einen infizierten Menschen sticht. Wenn dieser ewige
Kreislauf nicht unterbrochen wird, verbreitet sich die Krankheit automatisch.
In Abbildung 1 ist der Kreislauf der Anopheles-Mücke mit dem Plasmodium und dem
Menschen dargestellt.
Abbildung 1: Kreislauf der Anopheles-Mücke mit dem Plasmodium und dem Menschen³
1 Sine Maier-Bode (2012) 2 Dalitz (2005) 3 Eigene Darstellung nach Matthias Giger
Seite | 3
2.3 Die Vermehrung der Plasmodien
Während die infizierte Anopheles-Mücke einen Menschen sticht, gelangen die
Plasmodien aus den Speicheldrüsen der Mücke in den menschlichen Körper.
Zuerst erreichen die Plasmodien die Leber und dringen dort in die Leberzellen ein,
verändern und vermehren sich. Durch die starke Vermehrung der Erreger in den
Leberzellen schwellen diese an und platzen. Dadurch gelangen die Plasmodien in
das Blut.
Im Blut befallen die Erreger die roten Blutkörperchen. Hier vermehren sich die
Erreger erneut, die roten Blutkörperchen platzen und die freiwerdenden Erreger
befallen neue rote Blutkörperchen. 1
2.3. Symptome von Malaria
Die Symptome von Malaria ähneln zu Beginn der einer Grippe. Es treten
Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit, Schüttelfrost und
deutliches Fieber auf. Bei zwei Arten der Malaria treten jedoch regelmäßige
Fieberschübe auf. 1,2
Bei der Malaria tertiana – die von dem Plasmodium vivax und dem Plasmodium
ovale übertragen wird - treten die Fieberschübe alle 48 Stunden auf. Bei der Malaria
quartana, welche von dem Plasmodium malariae übertragen wird, treten die
Fieberschübe alle 72 Stunden auf. Die Fieberschübe bei Malaria tropica – die von
dem Plasmodium falciparum übertragen wird - treten unregelmäßig auf.
Abbildung 2: Fieberkurve der Malaria tertiana³
1 Dalitz (2005)
² Walter, Maier (2008)
³ Eigene Darstellung nach Matthias Giger
Seite | 4
Abbildung 3: Fieberkurve der Malaria quartana1
Abbildung 4: Fieberkurve der Malaria tropica²
In den Abbildungen 2-4 kann man die Fieberkurven von verschiedenen Malaria-Arten
erkennen. Auf den x-Achsen ist die Stundenanzahl dargestellt und auf den y-Achsen
die Körpertemperatur in °C.
Man kann erkennen, dass bei Malaria tertiana und Malaria quartana regelmäßige
Fieberschübe auftreten und dass bei Malaria tropica keine regelmäßigen
Fieberschübe auftreten.
Durch den Zerfall der roten Blutkörperchen treten Anzeichen einer Blutarmut auf.
Wird Malaria tropica nicht behandelt, kann sie tödlich enden. Es kann z.B. mit
Benommenheit beginnen und später zu einem Koma führen. Außerdem können die
Nieren, das Herz, der Magen-Darm-Trakt und die Lunge durch Sauerstoffmangel, der
durch den Zerfall der roten Blutkörperchen entsteht, beschädigt werden. 3
1 Eigene Darstellung nach Matthias Giger
² Eigene Darstellung nach Matthias Giger
³ Dalitz (2005)
Seite | 5
2.4 Lebensbedingungen der Plasmodien und der Mücke
Die Lebensbedingungen sind für den Parasiten dort optimal, wo viele Mücken und
viele Menschen leben. Doch Mücken und Menschen alleine reichen nicht aus, damit
sich der Erreger verbreiten kann, es müssen auch optimale Klimabedingungen
herrschen und diese sind für jeden Erreger unterschiedlich. Und auch die Mücke
benötigt bestimmte Klimabedingungen. Der wichtigste Klima-Faktor der Mücke,
neben der Luftfeuchtigkeit und dem Niederschlag, ist die Temperatur. 1 In Tabelle 1
sind die drei Plasmodien, die in Deutschland schon einmal vorgekommen sind, und
die Anopheles-Mücke, der Wirt der Plasmodien, aufgeführt.
Tabelle 1: Lebensdauer von Plasmodien und der Anopheles Mücke in Abhängigkeit von der minimalen Temperatur
Plasmodium
falciparum 1,2,3
Plasmodium
vivax 1,2,3
Plasmodium
malariae 1,2,3
Anopheles
Mücke 1,2,3
Minimale
Temperatur
18°C – 20°C 15°C 19°C 10°C
16°C 38 – 42 Tage
20°C 23 Tage 17 Tage 35 Tage drei Wochen
25°C 13 Tage neun Tage 15 - 20 Tage optimal
28°C sieben Tage optimal
30°C neun Tage optimal
31°C sieben Tage
32°C –
34°C
Erreger stirbt Austrocknung der
Mücke
35°C acht Tage Erreger stirbt
1 Walter, Maier (2008) 2 Klimawiki 3 Dalitz (2005)
Seite | 6
In der ersten Zeile ist die minimale Durchschnittstemperatur aufgeführt, die das
jeweilige Plasmodium oder die Mücke zur Entwicklung benötigt.
In den darauffolgenden Zeilen kann man sehen, wie lange die Entwicklungsdauer
des jeweiligen Plasmodiums bis zum infektiösen Stadium (Sporozoitenstadium) ist.
In der Spalte der Anopheles Mücke ist die Zeit aufgeführt, die für die Entwicklung
vom Ei bis zur ausgewachsenen, saugfähigen Mücke erforderlich ist.1
Man kann deutlich erkennen, dass die Plasmodien und auch die Anopheles-Mücke
hohe Temperaturen benötigen, um überleben zu können.
Wie schon erwähnt, ist nicht nur die Temperatur entscheidend. Die optimale relative
Luftfeuchtigkeit der Mücke und der Plasmodien beträgt mehr als 80%.
Doch nicht nur die Klimabedingungen sind für die Verbreitung der Anopheles-Mücke
entscheidend. Für die Fortpflanzung benötigt die Mücke stehende Gewässer. Die
Größe der Wasseroberfläche ist irrelevant. Ein kleiner Tümpel, Wasserlachen oder
sogar eine Stelle eines Daches, an der sich Wasser sammelt, genügt. Wichtig ist nur,
dass sich das Wasser während des Entwicklungszyklus der Larven, welcher fünf bis
14 Tage dauert, an der gleichen Stelle befindet. Für die Entstehung solcher
Gewässer ist der Niederschlag entscheidend.
Je nachdem wie hoch die Umgebungstemperatur ist, schlüpfen die Larven zwischen
zwei Tagen und drei Wochen aus den Eiern. Wenn das Gewässer, in dem sich die
Eier befinden, austrocknet bevor die Larven schlüpfen, sterben sie ab. 1,2
3. Geschichte der Malaria-Entwicklung in Deutschland
Man geht davon aus, dass sich Malaria im 1. - 4. Jahrhundert nach Christus nach
Deutschland ausbreitete. Die Krankheit wurde von römischen Soldaten
eingeschleppt. Wahrscheinlich waren hauptsächlich die Erreger Plasmodium vivax
und Plasmodium malariae verbreitet. Das Plasmodium falciparum kam dagegen nur
selten vor.
Im Mittelalter gab es eine Wärmeperiode, die um 1200 ihren Höhepunkt erreichte. Es
gab einen deutlichen Zuwachs der Bevölkerung und auch der Ackerbau nahm
deutlich zu. Zu dieser Zeit gab es sehr viele Berichte von fieberhaften Erkrankungen,
welche alle 3 oder 4 Tage Schüttelfrost vorwiesen: offensichtlich Malaria.
1 Walter, Maier (2008) 2 Dalitz (2005)
Seite | 7
Auf die Wärmeperiode folgte eine Kälteperiode, doch trotzdem blieb Malaria in
Deutschland endemisch.1
In der 1. Hälfte es 19. Jahrhunderts hatte Malaria ihren Höhepunkt in Deutschland.
1810 und 1826 wurden ganze epidemische2 Ausbrüche in Ostfriesland verzeichnet;
es handelte sich um Malaria tertiana. Epidemien kamen ebenfalls entlang des Rheins
und der Donau vor. In Brandenburg, Mecklenburg und vor allem an Küstengebieten
wurde auch über Epidemien berichtet. Im Neckartal, zwischen Tübingen und Hob,
wurde sogar eine 3 Jahre lang andauernde Epidemie verzeichnet. Sie kostete ca.
450 Menschenleben.
Doch seit dem Ende des 19. Jahrhunderts begannen die Menschen mit der
Trockenlegung von Feuchtgebieten wie Sümpfen, Mooren, Burggräben etc. Dies
führte dazu, dass die Anopheles-Mücke Brutplätze verlor. Zudem wurde die
Viehwirtschaft intensiviert. Die Kühe lenkten die Mücken vom Menschen auf sich.
Man begann, die Abwassersysteme zu verbessern. Aufgrund dessen gingen die
Malariaepidemien bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts langsam zurück.
Der 2. Weltkrieg stoppte diesen Rückgang. Dies führte dazu, dass erneut vermehrt
Malariafälle in Deutschland verzeichnet wurden. Truppenbewegungen und
Flüchtlingsströme brachten die Krankheit wieder zahlreich nach Deutschland.
Außerdem bekam die Anopheles-Mücke neue Brutmöglichkeiten wie zum Beispiel
Bombentrichter o.ä. Die Viehwirtschaft war deutlich zurückgegangen.
In den 1950er Jahren galt Malaria als ausgerottet, da nach dem zweiten Weltkrieg
umfangreiche Kontrollen durchgeführt wurden, um Malaria zu eliminieren.
Schließlich trat 1953 die letzte Epidemie auf. Soldaten, die aus der
Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt waren, trugen offensichtlich den Erreger im Blut
und einheimische Anopheles-Mücken infizierten sich damit.3
1 endemisch = andauernd gehäuftes Auftreten einer Krankheit in einer Region 2 epidemisch = von Epidemie, Verbreitung einer Krankheit in einer Region
3 Walter, Maier (2008)
Seite | 8
4. Heutige Situation von Malaria in Deutschland
Malaria ist in den Tropen und Subtropen heimisch. Viele deutsche Touristen
infizieren sich, wenn sie in einem Endemiegebiet Urlaub machen. In Deutschland
werden rund 900 Erkrankte pro Jahr gemeldet.
Tabelle 2: Gemeldete Fälle von Malaria in Deutschland (1980-2006) 1
In Tabelle 2 sind die gemeldeten Fälle in Deutschland von 1980 bis 2005 aufgeführt.
Der große Anstieg ab 1985 ist auf den wachsenden Tourismus zurück zuführen,
denn immer mehr Deutsche verreisen in Endemiegebiete.
Sich in Deutschland zu infizieren ist sehr unwahrscheinlich, da man davon ausgeht,
dass heimische Mücken Malaria nicht übertragen. Zwar ist die Anopheles plumbeus
in Deutschland heimisch, aber da es sehr selten vorkommt, dass sie jemanden
infiziert, zählt sie nicht als Malariavektor. 2,3
Dennoch gab es einen Fall im Jahr 1997: In einem Krankenhaus in Duisburg wurden
zwei Kinder mit dem Plasmodium falciparum infiziert – die Mücke hatte sich bei
einem Malariakranken aus Angola infiziert. Es handelte sich aber um einen Einzelfall
und ist in dieser Art auch nicht noch einmal vorgekommen. Doch trotzdem gibt es
eine weitere Möglichkeit, sich mit Malaria zu infizieren, und zwar die „Flughafen-
Malaria“. Die Flughafen-Malaria ist eine besondere Form der Malaria, die durch vom
Flugverkehr eingeschleppte Mücken entsteht. Allerdings gibt es in Deutschland
jährlich nur ein bis zwei solcher Fälle.4
Man kann daher folgern, dass man nicht damit rechnen muss, sich heutzutage in
Deutschland mit Malaria zu infizieren, es ist aber nicht ausgeschlossen.
Jahr 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1996 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Gemeldete Fälle
in Deutschland
573 393 514 447 482 530 1000 1008 931 800 1049 860 820 708 628 568
1 Wikipedia 2 Spiegelonline 3 Malariavektor = ein Überträger der Krankheit Malaria 4 Focus
Seite | 9
5. Malaria in Deutschland in der Zukunft?
Für die Beantwortung unserer Leitfrage sind die zukünftigen Klimabedingungen in
Deutschland ausschlaggebend. Im folgendem werden wir uns mit den für Malaria
relevanten Klimabedingungen auseinandersetzen. Dies sind die Temperatur, die
Frosttage, der Niederschlag und die relative Luftfeuchtigkeit.
Die Zeiträume der Klimakarten sind 3 Monate. Diese haben wir so gewählt, weil man
sich so einen besseren Überblick verschaffen kann.
Die Klimakarten wurden alle nach dem Szenario A1B, dem wahrscheinlichsten,
erstellt. Das Szenario A1B beinhaltet ein schnelles Wirtschaftswachstum, das
Maximum der Weltbevölkerung Mitte des 21. Jahrhunderts und eine Einführung von
neuen Technologien. Außerdem besteht bei diesem Szenario ein Ausgleich
zwischen der Nutzung von fossilen und nicht fossilen Energiequellen.
5.1 Durchschnittstemperatur im Frühling
Abbildung 5: Durchschnittstemperatur [°C] im Frühling in Europa in der Vergangenheit (1961-1990) 1
Abbildung 6: Durchschnittstemperatur [°C] im Frühling in Europa in der Zukunft (2071-2100) 1
1 Eigene Darstellung mit den Daten vom Bildungsserver Hamburg
Seite | 10
In den Klimakarten ist die Durchschnittstemperatur in Grad Celsius (°C) im Frühling
1961-1990 (Abbildung 5) und im Frühling 2071-2100 (Abbildung 6) nach dem
Szenario A1B dargestellt.
Da wir uns mit Malaria in Deutschland beschäftigen, haben wir Deutschland weiß
umrandet. Es ist erkennbar, dass die Durchschnittstemperatur im Frühling 1961-1990
in Deutschland zwischen 7°C und 10°C betrug. Im Frühling 2071-2100 könnte die
Durchschnittstemperatur nach dem Szenario A1B zwischen 10°C und 13°C liegen.
Die Durchschnittstemperatur im Frühling wird also um ca. 3 Grad steigen. Dies
bedeutet, dass der Erreger bessere Überlebenschancen hat. Aufgrund der
Temperaturerhöhung verkürzt sich die Entwicklungsdauer bis zum
Sporozoitenstadium und der Erreger kann sich schneller vermehren.
5.2 Anzahl der Frosttage im Winter
In den Klimakarten ist die Anzahl der Frosttage im Winter 1961-1990 (Abbildung 7)
und im Winter 2071-2100 (Abbildung 8) nach dem Szenario A1B dargestellt.
Deutschland ist, wie bei den vorherigen Karten, weiß umrandet. Als Frosttage
werden die Tage bezeichnet, deren minimale Temperatur kleiner als 0°C ist.
1961-1990 gab es im Winter 20 bis 70 Frosttage in Deutschland. In den Alpen gab es
Abbildung 7: Durchschnittliche Anzahl an Frosttagen im Winter in Europa in der Vergangenheit (1961-1990)
Abbildung 8: Durchschnittliche Anzahl an Frosttagen im Winter in Europa in der Zukunft (2071-2100)
1 Eigene Darstellung mit den Daten vom Bildungsserver Hamburg
Seite | 11
Abbildung 9: Niederschlag [l/m²] im Sommer in Europa in der Vergangenheit (1961-1990) 1
Abbildung 10: Niederschlag [l/m²] im Sommer in Europa in der Zukunft (2071-2100) 1
61 bis 87 Frosttage. Nach dem Szenario A1B wird es 2071-20100 im Winter in
Deutschland nur noch 9 bis 61 Frosttage geben und in den Alpen noch 61 bis 87.
Die Anzahl der Frosttage in Deutschland nimmt also um 9 bis 11 Tage ab. In den
Alpen wird es nach dem Szenario A1B auch 2071-2100 noch 61 bis 87 Frosttage
geben. Dadurch, dass die Anzahl der Frosttage in Deutschland stark zurückgeht,
steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Erreger auch in Deutschland überwintern
kann. Je weniger Frosttage es im Winter gibt, desto wahrscheinlicher ist es, dass die
Anopheles-Mücke nicht in Winterstarre fällt und es somit zur „Winter Malaria“ kommt.
5.3 Niederschlag im Sommer
In Deutschland gab es 1961-1990 durchschnittlich im Sommer 245 bis 368 Liter/m2
Niederschlag und 550 bis 1000 Liter/m2 Niederschlag in den Alpen (Abbildung 9).
Nach dem Szenario A1B wird es im Sommer 2071-2100 in Deutschland
durchschnittlich 139 bis 300 Liter/m2 Niederschlag geben und in den Alpen 418 bis
570 Liter/m2 Niederschlag (Abbildung 10). Der Niederschlag wird also nach dem
Szenario A1B um 68 bis 106 Liter/m2 abnehmen. Dadurch entstehen weniger Brut-
plätze für die Anopheles Mücke und der Erreger kann sich nicht so gut vermehren.
1 Eigene Darstellung mit den Daten vom Bildungsserver Hamburg
Seite | 12
5.4 Relative Luftfeuchtigkeit im Sommer
In den Klimadiagrammen ist die relative Luftfeuchtigkeit in Prozent (%) im Sommer
1961-1990 (Abbildung 11) und im Sommer 2071-2100 (Abbildung 12) nach dem
Szenario A1B dargestellt. Deutschland ist, wie bei den vorherigen Karten, wieder
weiß umrandet.
Im Sommer 1961-1990 betrug die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 76 und 85%.
Nach dem Szenario A1B wird die relative Luftfeuchtigkeit in Deutschland im Sommer
2071-2100 65 bis 85% betragen. Die relative Luftfeuchtigkeit wird also um bis zu
11% sinken. Da der Erreger eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 80% benötigt, sind
die optimalen Bedingungen 2071-2100 nur bedingt gegeben. Dies bedeutet, dass
das Ausbreiten der Krankheit durch diesen Faktor erschwert wird.
Abbildung 7: Durchschnittliche relative Luftfeuchtigkeit in Europa im Sommer in der Vergangenheit (1961-1990) 1
Abbildung 8: Durchschnittliche relative Luftfeuchtigkeit in Europa im Sommer in Zukunft (2071-2100) 1
1 Eigene Darstellung mit den Daten vom Bildungsserver Hamburg
Seite | 13
6. Fazit
Zur Beantwortung der Leitfrage müssen wir auf die Klimakarten zurückgreifen.
Wie man in den Klimakarten erkennen kann, verändert sich das Klima in Deutschland
aufgrund des Klimawandels. Es wird wärmer und somit gibt es auch weniger
Frosttage. Es wird im Sommer weniger Niederschlag geben und auch die relative
Luftfeuchtigkeit wird sinken. Diese Faktoren beeinflussen die Lebensbedingungen
der Anopheles-Mücke und die der Erreger. Die Temperatur wird für die Anopheles-
Mücke und für die Erreger optimaler. Jedoch wird nach dem Szenario A1B im
Sommer die Luftfeuchtigkeit sinken und auch der Niederschlag wird abnehmen.
Diese beiden Faktoren erschweren die Verbreitung der Mücke und die der Erreger.
Die klimatischen Bedingungen für die Anopheles-Mücke und die Plasmodien werden
in Deutschland also nur bedingt gegeben sein.
Doch die klimatischen Bedingungen alleine reichen nicht aus, um unsere Leitfrage
beantworten zu können. Denn die Anopheles-Mücke benötigt stehende Gewässer,
um sich fortzupflanzen. Es wurden z.B. viele Flüsse in Deutschland begradigt: In den
begradigten Flüssen fließt das Wasser schneller und die Anopheles-Mücke findet in
diesen Flüssen keine Brutmöglichkeit. Außerdem gibt es in Deutschland nur eine
sehr geringe Zahl an stehenden Gewässern. Desweiteren ist auch das
Abwassersystem in Deutschland sehr gut. Daher gibt es für die Anopheles-Mücke
nur begrenzte Brutmöglichkeiten. Und dadurch, dass es weniger Niederschlag geben
wird, entstehen ebenfalls weniger Brutplätze für die Mücke.
Man kann also sagen, dass es sehr unwahrscheinlich, aber auch nicht
auszuschließen ist, dass Malaria noch einmal nach Deutschland kommen und sich
ausbreiten kann. Jedoch unterscheiden sich die Meinungen der Wissenschaftler, was
dieses Thema angeht, stark.
Wir glauben nicht daran, dass wieder Malaria Epidemien in Deutschland ausbrechen
werden, weil es zum einen zu wenig stehende Gewässer gibt und die Mücke sich
nicht so gut fortpflanzen kann. Außerdem wurden und werden Medikamente
entwickelt, mit denen man Malaria behandeln kann. Dadurch wird die Ausbreitung
der Krankheit bekämpft.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass
sich Malaria aufgrund des Klimawandels wieder in Deutschland ausbreitet.
Seite | 14
7. Quellen:
Literatur und Internetquellen:
Walter, Maier (2008) Warnsignal Klima. Gesundheitsrisiken: Gefahren für Pflanzen, Tiere und Menschen, Wissenschaftl. Auswertung, S.160-173
Sine Maier-Bode (2012) Planet Wissen. Malaria. http://www.planet- wissen.de/alltag_gesundheit/krankheiten/malaria/index.jsp zuletzt aufgerufen am 27.06.2013.
Klimawiki Malaria. http://klimawiki.org/klimawandel/index.php/Malaria zuletzt aufgerufen am 27.06.2013
Dalitz (2005) Autochthone Malaria im mitteldeutschen Raum, S.1-11. http://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss- online/05/05H123/t2.pdf zuletzt aufgerufen am 13.07.13
Matthias Giger Malaria. http://www.gigers.com/matthias/malaria/kurzinfo.htm zuletzt aufgerufen am 27.06.2013
Focus (1999) Mücken mögens heiß. http://www.focus.de/magazin/archiv/flughafen-malaria- muecken-moegenund39s-heiss_aid_178266.html zuletzt aufgerufen am 27.06.2013
DocCheck Flexikon Flughafenmalaria. http://flexikon.doccheck.com/de/Flughafenmalaria zuletzt aufgerufen am 27.06.2013
Wikipedia Malaria. http://de.wikipedia.org/wiki/Malaria zuletzt aufgerufen am 11.07.13.
Spiegelonline Fliegenforscher: Malaria-Mücken stechen auch in Deutschland. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fliegenforsche r-malaria-muecken-stechen-auch-in-deutschland-a- 152439.html zuletzt aufgerufen am 27.06.2013
Seite | 15
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Kreislauf der Anopheles-Mücke mit dem Plasmodium und dem Menschen. Eigene Darstellung nach Matthias Giger (1999): Einfacher Infektionszyklus der Malaria. http://www.gigers.com/matthias/malaria/cycle1.pdf , zuletzt aufgerufen am 11.07.13
Abbildung 2: Fieberkurve der Malaria tertiana. Eigene Darstellung nach Matthias Giger: Fieberkurve der Malaria tertiana. http://www.gigers.com/matthias/malaria/tertiana.pdf, zuletzt aufgerufen am 11.07.13
Abbildung 3: Fieberkurve der Malaria quartana. Eigene Darstellung nach Matthias Giger: Fieberkurve der Malaria quartana. http://www.gigers.com/matthias/malaria/quartana.pdf, zuletzt aufgerufen am 11.07.13
Abbildung 4: Fieberkurve der Malaria tropica. Eigene Darstellung nach Matthias Giger: Fieberkurve der Malaria tropica. http://www.gigers.com/matthias/malaria/tropica.pdf, zuletzt aufgerufen am 11.07.13
Abbildung 5-11: Eigene Klimadiagramme mit den Daten vom Bildungsserver
Hamburg. http://bildungsserver.hamburg.de/daten-zum-klimawandel/ ,
zuletzt aufgerufen am 11.07.13