www.seminare-ps.net
Kiffende Jugendliche – Was Eltern wissen müssen
Annemarie Pfeifer
www.seminare-ps.net
Was Eltern wissen müssen
• Cannabis: Botanische Bezeichnung für Nutzpflanze Cannabis sativa
• Hanf: wirkstoffarme Nutzpflanze zur Herstellung von Seilen, Seifen, Duftkissen
• Cannabis, Haschisch, Gras: illegal angepflanzte Pflanze in tropischen Ländern und Gewächshäusern (bis 80 verschiedene psychotrope Substanzen, wichtigster
• Stoff:THC (Delta-9-Tetra-hydro-cannabonol)• Durch neue Züchtungen bis zu 10 – 25% THC-Gehalt, bei
Oel bis 60% THC-Gehalt
www.seminare-ps.net
Was Eltern wissen müssen (2)
• Cannabisprodukte sind billig und leicht erhältlich• Grosse Haschkultur und Marketingbemühungen zum Verkauf• Heutige Joints sind zwei- bis viermal so stark, wie früher• Erster Joint wird ab 11 Jahren geraucht (jünger als bei andern Drogen)• Mehrzahl der Kiffer ist zwischen 14 und 18 Jahre alt, fast die Hälfte
der Jugendlichen hat Erfahrungen mit Kiffen• Fast die Hälfte der Konsumierenden tut dies regelmässig • 1,5 Mio Cannabisabhängige in Deutschland• Fehlendes Risiko- und Unrechtsbewusstsein• Pausenkiffen nichts Ungewöhnliches• Grosser Druck um mitzumachen• Kiffen auf Schulreisen und Lagern• Gleichzeitiger Konsum von Alkohol und Cannabis• Zuwachsrate von Beratungsgesuchen um 30% jährlich• Ab 20-25 Jahren sinkt der Konsum
www.seminare-ps.net
Das Kiffen
• Angebot und Einführen durch Freunde nicht nicht Dealer
• Wirkung entsteht durch Erhitzen• Tief inhalieren, den Atem lange anhalten• Benötigte Utensilien: Zigarettenpapier,
Pfeife, Wasserpfeife, Shilum (Rohr) Vaporizer (Reinigung von CO2), Pillendosen
www.seminare-ps.net
Cannabis im Körper
Konsum
Lungen
Blutkreislauf
Verteilung auf alle Körperteile, insbesondere gut durchblutete Organe und das Nervensystem, Wirkung auf das Gehirn
Speicherung in fettreichen Gewebe Akkumulation des THC, langsame Freisetzung der Depots
THC und chemische Substanzen
Fettlösliches THC
www.seminare-ps.net
Gemeinsamkeiten mit Alkohol
• Weiche Drogen• In bestimmten Kulturen als Kulturgüter betrachtet• Gegenstand von Strafverfolgung• Naturstoffe• THC und Ethanol sind Nervengifte• Toxische Wirkung als Rausch erlebt• Rausch abhängig von Dosis• Rausch verursacht körperliche Koordinationsstörungen, macht
verkehrsuntüchtig• Starker Rausch kann nicht sozial geteilt werden• Missbrauch kann zu Anhängigkeit und körperlich / seelischen
Schäden führen• Entzugserscheinungen• Begünstigung von Psychosen
www.seminare-ps.net
Unterschiede zu Alkohol
Alkohol
Automatische Wirkung
ein Wirkstoff
Halluzinationen selten und erst im Endstadium
Negative Folgen wie Erbrechen Kopfschmerzen
Alkoholgehalt ersichtlich
Rausch wird zuerst positiv erlebt, nachher Schuldgefühle
Starker Kater wird mit Rausch in Verbindung gebracht
Cannabis
Erhitzen des Stoffes
Zahlreiche Wirkstoffe
Rausch macht high, Illusionen und Visionen
Negative Folgen werden nicht mit Rausch verbunden
THC-Gehalt unbekannt
Kontrollverlust und falsche Wahrnehmung wird nicht erkannt
Kein Kater, weil THC sehr langsam abgebaut wird
www.seminare-ps.net
Positiv erlebte Wirkungen
• Entspannt, lustig rundum happy• Alltägliche und unbedeutende Vorgänge gewinnen an
Bedeutung• Alltägliche Gespräche werden vertieft erlebt• Fantastische Einfälle und neuartige Assoziationen• Neue Dimension bei Musik hören, intensivere
Wahrnehmung von Farben• Alle Sinne geschärft• Sexualität gewinnt illusorische Tiefe• Je höher der THC-Gehalt, desto stärker die Wirkung (Mini-
LSD-Trip
www.seminare-ps.net
Körperliche Wirkungen und Risiken
Wirkungen:Anstieg des Herzrhythmus, gerötete Augen, sinkende Körpertemperatur, Trockenheit im Mund, Hungergefühl, Anstieg des Bluttdruck, Zustand des Wohlbefindens, Euphorie, Geschäfte Sinneswahrnehmungen, Unkontrolliertes Bedürfnis zu lachenRisken bei gelegentlichem Gebrauch:Kopfschmerzen, Brechreiz, Erbrechen, bei HochdosierungKrämpfe und Schmerzen der Verdauungsorgane bei oraler Einnahme,Allergien, Husten, Asthma bei InhalierenProbleme bei Personen mit HerzinsuffizienzSchlechte Qualität des StoffesVerringerung der Aufmerksamkeit, Konzentration, KurzzeitgedächtnisVerringerung der Reflexe und Reaktionen, Halluzinationen, Depression, Ängste, Verfolgungswahn, PanikRisken bei chronischem Gebrauch:Gereizte Atemwege, erhöhtes Krebsrisiko, erschwerte Fortpflanzung, geschwächtes Immunsystem,Körperliche Entzugssymptome wie Brechreiz, zittern, Schweissausbrüche, Schlaf- und Appetitlosigkeit körperliche Ausweichen vor alltäglichen AnforderungenPsychische Abhängigkeit, Kontrollverlust bei KonsumEpisoden von Flashbacks
www.seminare-ps.net
Wenn der Trip zum Horror wird
• Jeder Rausch kann unkontrollierbar werden. Fröhliche Stimmung schlägt um in Panik
• Realität wird alptraumhaft erlebt, Todesangst, • Angst den Verstand zu verlieren• Flashbacks: Wiederaufflackern von schlechten
Rauscherlebnissen• Wahrnehmungsstörungen, Gehirn wird von negativen
Reizen überflutet
www.seminare-ps.net
Kiffen bis der Psychiater kommt
Einweihung durch KollegenVerharmlosung, Verniedlichung, Reiz des VerbotenenAttraktiver Lebensstil, positive Erlebnisse
Weniger Kick, Ermüdung, Dosissteigerung,
Negative Folgen: leer freudlos, müde,Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Gedächtnisstörungen
Konsum , um sich normal zu fühlen, nicht mehr Kick, Konsum weiterer Drogen
Gibt langfristige Ziele auf, Kreativität läuft ins Leere, dunkle Visionen, Angst, stark erhöhte Suizidalität
www.seminare-ps.net
Was Jugendliche sagen
• Nichtkiffer empfehlen darauf zu verzichten• Ehemalige Kiffer empfehlen nie oder höchstens drei- bis viermal
jährlich, nicht vor dem 16. Altersjahr• Starke Kiffer über 16 empfehlen höchstens einmal monatlich• Gründe für Zurückhaltung:
Zunehmende Leistungsprobleme in der SchuleEinengung InteressenshorizontVernachlässigung des FreundeskreisesZunehmende „Anscheisstimmung“, GleichgültigkeitLustlosigkeit, LeereAbnehmende Überwindungskraft, geringeres DurchhaltevermögenUnterhöhlung des Selbstwertgefühls
www.seminare-ps.net
Die Zeichen erkennen
• Äussere Zeichen: gerötete Augen, Reizhusten, Utensilien, Räucherstäbchen, Cannabispflanzen ziehen
• Persönliches Verhalten: Lügen, reagiert emotionsgeladen auf Thema Kiffen, weigert sich über Thema zu sprechen, reagiert ablehnend, sture Ansicht über Kiffen, findet Alkoholkonsum viel weniger schlimm, verbietet Zutritt zu Zimmer, Veränderung zu kaltem Wesen, kann sich nett benehmen, wenn es ums Geld geht, eigenartige Assoziationen, Wesensveränderung
• Arbeit: Minimum, wählt die einfachsten Fächer, Rückzug aus Klassengemeinschaft, weniger Sport, Schule schwänzen, Leistungsabfall, realisiert Pläne nicht, Versäumnisse
• Soziales Verhalten und Freizeit: gibt Freundschaften auf, bringt selten Freunde nach Hause, gibt Hobbys auf, kaum Unternehmungslust. schlechte Verhältnis zu Eltern und Geschwistern, Konfrontationskurs
• Umgang mit Geld: Kein Sparen, versucht Geld abzuzweigen, stehlen,
www.seminare-ps.net
Gründe für Konsum
Experimentierkonsum:Neugierde, Bedürfnis nach Nervenkitzel, Suche nach Entspannung, Verführung durch Gleichaltrige, Annahme, dass die meisten Gleichaltrigen schon konsumiert haben
Gelegentlicher Gebrauch:Suche nach Vergnügen, Entspannung, RauschZugehörigkeit zur GruppeBeseitigung von Unlustgefühlen Starker Gebrauch:Ausweichen vor alltäglichen Anforderungen in Schule und LehreAusweichen vor Konflikten, z.B. mit dem LehrmeisterTrosthandlungen nach Enttäuschungen (Noten, Liebeskummer)Suche nach Zuwendung und Anerkennung, Überwinden von HemmungenBeseitigen von Gefühl von Leere, Langeweile, UnbehagenBeseitigen von depressiven VerstimmungenBehandlung im SinNe einer Selbstmedikation von psychischen StörungenAbhängigkeit:Gleiche Motive wie oben, aber Verlust der Kontrolle über den KonsumEntzugserscheinungen wie Gefühle der Mattigkeit, Abschlaffung, Lustlosigkeit, innere Unruhe, Schlafstörungen. Psychische Abhängigkeit: Drang nach Wirkung des Cannabis
www.seminare-ps.net
Das Umfeld: Fünf Lebensbereiche
Konsum- und Wohlstandswelt:
Materielle Verwöhnung –Emotionale Vernachlässigung,
Kein VerzichtKonsumzwang durch Peer-
Gruppe
Gesellschaft
Kontaktwelt:Sehnsucht nach tragenden
Beziehungen auch ohne Leistungen, Beziehungen an Konsum geknüpft, Cliquen,
Wenig Frustrations-toleranz
Beschleunigte Welt: Subito-Mentalität,
Reizüberflutung, kurzfristiger Spannungsabbau, Trends
Wechselnde Gefühle
Offene Welt:Unzählige Möglichkeiten,
Zerfall von Normen,Wenig Widerstand von
Erwachsenen, wenig Orientierungshilfe, wenig
Grenzen
Leben mit Widersprüchen: Widersprüchliche
Gedanken, Impulse Gefühle Entwicklung innerer
Stärke gefährdet
www.seminare-ps.net
Präventive Erziehung
Konsum und Wohlstandswelt:
SelbsttätigkeitLiebe und KonsequenzBewusst Verzicht üben,
warten üben, Vorfreude, andern helfen,
Gesellschaft
Kontaktwelt:Bedingugnslose Liebe,
Gemeinsam Zeit verbringen, Freunde
kennen lernen, Konflikte reif austragen,
Beschleunigte Welt: Gefühle wie hoffen,
staunen, wundern, einfühlen, ausharren
zulassen, elektonische Medien begrenzen,
Rhythmus verlangsamenOffene Welt:
Eigene Meinung klar ausrücken, Hilfen bei
Entscheidungen,Grenzen setzen und
einhalten,Orientierungshilfen
anbieten
Leben mit Widersprüchen:
Darüber diskutieren, sie aushalten, Hilfe bei Finden
einer Lebenslinie, bei Jugendlichen Verständnis
ihrer speziellen Spannungen
www.seminare-ps.net
Erziehungstipps (1)
• Eine positive Haltung zum Kind erhalten: Zuversicht ausstrahlen, ans Potential des Kindes glauben, respektvoller Umgang, keine abwertenden Bemerkungen, positive Anteile seiner Persönlichkeit sehen
• Konstruktives Misstrauen: den möglichen Konsum nicht verdrängen, Anzeichen beachten, Ausflüchte nicht glauben, über Ursachen und Wirkungen informiert sein
• Ruhe bewahren: sich innerlich mit dem Problem auseinandersetzen, sich informieren, sich etwas distanzieren, Problem nicht persönlich nehmen, an Lösung glauben, neutrale Haltung ist Ziel.
• Das verdächtige Verhalten genau beschreiben: Verspätungen, Geldmangel, Leistungsabbau. (Keine Du-Botschaften)
• Motive klären: Kontaktschwierigkeiten, familiäre Spannungen, schulische Probleme, psychische Probleme, hedonistische Lebensphilosophie
www.seminare-ps.net
Erziehungstipps (2)
• Die Lebenssituation überdenken: Fünf Lebenskreise ansprechen, welcher Lebenskreis könnte problematisch sein?
• Ambivalenz ausnützen: Jugendliche haben ambivalente Haltungen, machen lustvolle und unangenehme Erlebnisse, möchten aufhören, können es aber nicht, positive Kräfte stärken
• Eltern als Vorbild: auch Eltern haben evtl. Suchtanteile (Rauchen PC, TV), gemeinsame Projekte zur Veränderung des Suchtverhaltens.
• Gemeinsame Haltung: sich nicht ausspielen lassen, sich nicht gegenseitig Schuld zuschieben.
• Den inneren Draht erhalten: gemeinsam mit dem Jugendlichen etwas unternehmen und ihn mitentscheiden lassen, mehr positive Rückmeldungen als Schelte, miteinander diskutieren ohne immer Recht zu haben.
• Mit den Geschwistern reden: sachlich informieren, die andern Kinder nicht vernachlässigen, sich nicht vom Problem vereinnahmen lassen
www.seminare-ps.net
Erziehungstipps (3)
• Grenzen setzen: Bewusstsein von Recht und Unrecht schaffen, Ausgang regeln mit Konsequenzen,
• Sucht nicht finanzieren: keine drastischen Schritte, aber Kontrolle des Geldes, keine grossen Barbeträge und Geldgeschenke, Bei Geldentzug Gefahr des Stehlens und Dealens.
• Positive Freundschaften fördern: Jugendliche einladen, mit andern Familien Urlaub machen.
• Freizeitgestaltung beeinflussen: Sinnvolle Angebote fördern, Selbsttätigkeit unterstützen, Hobbys fördern.
• Urinproben machen: viele Jugendliche sind einverstanden, Ausrede bei Freunden, klarer Schnitt, Einbezug einer weiteren Vertrauensperson, verloren gegangenes Vertrauen der Eltern kann zurück gewonnen werden, keine langen Diskussionen oder Schnüffelproben wegen Konsum.
www.seminare-ps.net
Erziehungstipps (4)
• Sich von Rückfällen nicht entmutigen lassen: keine Vorwürfe, sondern Gründe für Rückfall suchen, Möglichkeiten zur Verbesserung suchen, Kollegen Ausstiegsabsicht mitteilen.
• Provokationen nicht persönlich nehmen: Der Cannabismissbrauch verzerrt die Wahrnehmung und das Wesen des Jugendlichen. Überhitzte Diskussionen über Kiffen abbrechen und sich beruhigen.
• Sich nicht von Schuldgefühlen leiten lassen: Vor allem Mütter fühlen sich stark verantwortlich für die Probleme des Nachwuchses. Mütter sind nicht immer schuld. Probleme haben meistens verschiedene Ursachen.
• Freunde oder Berater beiziehen: Bei zerrütteter Beziehung kann ein Freund der Familie, eine Patin oder Jugendleiter vermitteln.
• Bei regelmässigem und starkem Konsum: eine kompetente Beratung suchen.
www.seminare-ps.net
Die Phasen der Verarbeitung
Beim Verarbeiten von Problemen durchläuft man oftmals vier Phasen:
• Die Überlebensphase: Probleme wirken wie ein Schock, körperliche Beschwerden, Ohnmacht, Schuldgefühle, Wut
• Die Suchphase: Zeit des aktiven Handelns, Suche nach Ursachen und Hilfe, Glaubenszweifel, Schuldzuweisungen
• Normalisierungsphase: Veränderung des Begriffes „normal, neue Normalität, Freude trotz Problemen
• Trennphase: oft schwieriger als beim „pflegeleichten“ Kind
www.seminare-ps.net
Verarbeiten von Schuld
Unterscheiden von Schuld und Schuldgefühl:Es gibt auch falsche Schuldgefühle
Echte Schuld zugeben: nicht fehlerfrei sein, sich entschuldigen
Vergeben und Vergebung annehmen:Vergebung schafft die Voraussetzung zur Veränderung
Viele Eltern fühlen sich mitschuldig an den Problemen ihrer Kinder. Dabei gilt es aber folgendes zu beachten:
www.seminare-ps.net
1. Was wird mir konkret vorgeworfen: vage Beschuldigungen klären, überhöhte Erwartungen überprüfen
2. Wie weit reicht mein Einfluss? Sind wir Schöpfer der Kinder? Haben wir ein Recht auf brave Kinder? Können wir ihr Leben bestimmen?
3. Habe ich einen Fehler gemacht? Was bin ich dem Kind schuldig? Sind seine Gefühlsausbrüche Maßstab meiner Schuld?
4. Gibt es andere Gründe als mein Verhalten? Keine Schuldverschiebung, aber abschätzen der Verantwortlichkeit.
5. Hätte ich damals anders handeln können? Wie war mein Wissenstand, meine Kraftreserven, meine Möglichkeiten.
6. Neues Gottesbild? Gott trägt in der Not. Gottes liebt uns auch in den Problemen.
Umgang mit Schuldgefühlen
www.seminare-ps.net
Überleben als Eltern
• Dem Stress vorbeugen: Stressauslöser finden - den eigenen Anteil beachten - andere Reaktionen bedenken - an einem Beispiel üben - jeden Tag wiederholen - an einem zweiten Stressauslöser arbeiten - usw.
• Die persönlichen Reserven auffüllen: Wegfahren übers Wochenende, ein Hobby oder soziale Tätigkeit suchen, Selbsthilfegruppe, Teilen der elterlichen Aufgaben, Trost bei Freunden, den Augenblick geniessen, regelmässig Sport treiben, dem Problem nicht zuviel Raum geben.
• Negative Denkmuster erkennen und ändern: Wie denke ich über mich, über den Jugendlichen, über die Entstehung des Problems?