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PERSÖNLICHER ERFAHRUNGSBERICHT

HEP BEJUNE, DELÉMONT

Persönliches

Mein Name ist Rahel und ich bin 20 Jahre alt. Ich nahm im Herbstsemester 2016 ein Austauschsemester in Delémont in Angriff. Zuvor schloss ich die zwei ersten Semester am IVP NMS mit dem Profil OP (obere Primarstufe) ab.

Als ich das erste Mal von einem Austauschsemester hörte, zog ich es nicht wirklich in Betracht, ein solches in Angriff zu nehmen. Durch eine Infoveranstaltung wurde aber mein Interesse geweckt. Ich sah es als eine grosse Herausforderung, die ich mir nicht alleine zutraute. Zusammen mit zwei Mitstudentinnen suchte ich nach verschiedenen Möglichkeiten. Meine Begeisterung für Martinique war gross, doch schied diese wunderschöne Destination aufgrund der Distanz und grossem organisatorischem Aufwand heraus. Dann überlegten wir uns, nach Nizza in Frankreich zu reisen. Wiederum hatten wir das Gefühl im Ausland, einen zu grossen organisatorischen Aufwand zu haben. Darum entschieden wir uns, in der Schweiz zu bleiben und bewarben uns als erste Priorität für Lausanne. Einen Französisch sprachigen Ort zu wählen, schien mir das einzig vernünftige, da ich diese Fremdsprache am besten beherrsche. Um beim Studium mithalten zu können, braucht man schon ein gewisses Sprachniveau. Ich erhoffte fest, meine Französischkenntnisse zu verbessern.

Einige Wochen nach meiner Bewerbung bekam ich den Bescheid, dass meine 1.Wahl nicht berücksichtigt werden kann. Als 2.Wahl hatte ich Porrentruy angegeben, aus denselben, oben genannten Gründen. Ich erfuhr, dass sich eine andere Studentin des IVP NMS auch für ein Austauschsemester in Delémont angemeldet hat, dass ich also nicht alleine dort wäre. Mit einigen Bedenken sagte ich schlussendlich zu. Ich schaute es als Chance an, die ich so nie mehr haben werde.

2. Unterkunft

Durch eine Kollegin erfuhr ich, dass die HEP BEJUNE genau vor meiner Ankunft von Porrentruy nach Delémont zügeln wird. Ich begann also mit der Wohnungssuche in Delémont. Von Seiten der HEP BEJUNE bekam ich keinerlei Unterstützung. Ich fragte bei der Gemeindeleitung des GfC von Delémont nach, ob sie eine Möglichkeit kennen. Sie konnten mir nach einer Weile sogar zwei Angebote vorstellen. Das eine war eine alte Wohnung im obersten Stock des Gemeindehauses in Delémont selbst. Das andere Angebot war eine WG in Vicques. Nach einer Besichtigung entschied ich mich sofort für die WG. Das Zimmer musste ich selber möblieren. Alles andere durfte ich von den Mitbewohnern benutzen. Ich zahlte pro Monat 400.- Miete. Die Verpflegungskosten teilten wir untereinander auf. Ich schätzte das WG-Leben sehr. Ich war nicht alleine, aber hatte trotzdem meine Freiheit und Ruhe. Wir verständigten uns auf Französisch, was teilweise Missverständnisse mit sich brachte, aber sehr gewinnbringend war. Die Wohnung befand sich zuoberst in einem

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Block. Ich hatte aber kaum Kontakt zu den Nachbarn. Nach meinem Auszug zügelten die zwei Mitbewohnerinnen in eine kleinere Wohnung, da die die WG zu zweit weiterführten.

Die Schule erreichte ich mit dem Velo in 25 Minuten. Es hat einen schönen Radweg, der bis nach Delémont führt. Es hatte auch eine Bushaltestelle direkt vor dem Haus. Die Busse fuhren zwei Mal in der Stunde, zu Stosszeiten sogar drei Mal. Sobald der erste Schnee fiel, war ich mit dem Bus unterwegs.

Die Einkäufe erledigte ich meistens in den grossen Läden (Coop, Migros…) in Delémont oder im benachbarten Courroux. In Vicques selbst hatte es zwei kleine Läden, die ich aber nur selten besuchte. Die HEP BEJUNE bietet keine Cafeteria, sondern nur einen Snackautomaten und Kaffeemaschinen. Es hat dafür um die 12 Mikrowellen. Neuerdings haben die Studierenden Rabatt für ein Essen in einem nahe gelegenen Restaurant.

Die Umgebung in Vicques ist sehr schön. Es wird zwar schnell hügelig, aber man kann schöne Spaziergänge machen.

Studium

Das Studium an der HEP BEJUNE beginnt Mitte August und endet Ende Januar, bzw. geht nahtlos ins nächste Semester über. Die rund 40 Studierenden pro Jahrgang sind in zwei Klassen eingeteilt. Sie können keine Stufe (OP oder KGU) wählen und werden bei den Praktika einfach zugeteilt. Die Kurse finden mit einigen Ausnahmen alle in diesen Klassen statt und dauern immer 90 Minuten. Die Studierenden können von den Modulen Musik, Sport, BG und Englisch eines abwählen und eines zur Vertiefung wählen. Ich wurde aus organisatorischen Gründen dem Vertiefungsfach Sport zugeteilt und wählte Englisch ab. Ansonsten besuchte ich alle Module mit der Klasse A des 2.Jahrgangs.

Das Learning Agreement musste ich kaum mehr ändern, da ich es schon im Voraus mit dem Verantwortlichen der HEP BEJUNE abgesprochen habe. Unsere Ansprechperson war der stellvertretende Leiter der HEP, Monsieur Chervet. Sein Büro stand uns jederzeit offen, wenn es Unklarheiten oder Problemen gab. Da er sein Sportstudium in der Deutschschweiz absolvierte, hatte er grosses Verständnis für unsere Situation. Er hatte nämlich in Zürich mit ähnlichen Sprachproblemen zu kämpfen wie wir in Delémont.

Abblidung: Blick auf Vicques Abbildung: Blick aus dem Fenster

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Der Stundenplan wechselt jede Woche. Man hat also nie am selben Wochentag die gleichen Kurse. Die Wochen waren ganz unterschiedlich intensiv. Der Stundenplan ist online aufgeschaltet. Es gab immer wieder ziemlich kurzfristig kleine (auch grosse) Änderungen.

Die HEP BEJUNE ist grundsächlich ähnlich organisiert wie die PH Bern. Man erhält eine eigene Mail-Adresse und er hat auch einen internen Bereich, wo Unterlagen und Dossiers heruntergeladen werden können. Die im Unterricht benötigten Unterlagen werden aber immer ausgeteilt. Mit dem Laptop zu arbeiten ist daher nicht unbedingt nötig. Die Module werden auch mit einem Leistungsnachweis (sogenannte UF) abgeschlossen. Dies waren mündliche oder schriftliche Prüfungen oder schriftliche Arbeiten. Die Prüfungswochen fanden in der Kalenderwoche 3 und 4 statt. Wir hatten vorher 3 Wochen Vorbereitungszeit.

Das 3.Semester startete gleich mit einem Praktikum. Deshalb wurde ich von Monsieur Chervet und dem Praktikumsverantwortlichen (Monsieur Berberat) anfangs Juli zu einem Gespräch eingeladen. Sie erklärten mir den Ablauf des Semesters und teilten mir die nötigen Unterlagen und Aufträge für das Praktikum aus.

Der erste Kurs an der HEP BEJUNE war Schwimmunterricht im Schwimmbad von Delémont. Für die weiteren Schwimmlektionen wurde ich dann dispensiert, da ich den Base Pool Test schon gemacht habe. Der Inhalt des Schwimmunterrichts war nämlich die Vorbereitung auf diesen Test. Das Gebäude, wo die restlichen Kurse stattfanden, wurde kurz vor Semesterbeginn neu bezogen. Es sind dort mehrere Hochschulen untergebracht. Es mussten sich also alle Studierenden neu zurechtfinden. Geschlossene Türen konnte man nur mit einem Badge öffnen, der gleichzeitig der Studienausweis war. Diesen bekamen wir jedoch erst drei Wochen nach Semesterbeginn. Für den Sportunterricht mussten wir nach Soyhiere gehen, da in der näheren Umgebung keine Turnhalle zu unserer Verfügung stand. Dieser Ort ist mit dem ÖV nur mühsam zu erreichen. Es gab aber genug Mitstudierende mit einem Auto, die uns mitfahren liessen.

Ich besuchte die Kurse Französisch, Geografie, Sport, Musik, Kunst (eine Art BG und Werken zusammen), DEV (développement personnel), SED (Sciences de l’éducation), APP (Analyse de pratiques professionelles) und Recherche. Ausserdem fand während des Semesters ein zweites, drei-wöchiges Praktikum (stage 2.2) statt.

Abbildung: Stundenplan KW 43

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Die Kurse an der HEP BEJUNE sind sehr praxisorientiert und es beinhalten fast alle Aufträge für das Praktikum. Eine schlechte Verteilung dieser Aufträge führte zu einer Überlastung des 2.Praktikums und auch der Zeit danach. Denn zu den meisten Aufträgen mussten wir eine Reflexion schreiben. Die Verantwortlichen haben dies jedoch als ihren Fehler eingesehen und versprochen, es zu ändern.

Nach einer gewissen Zeit kam ich bei allen Kursen gut mit. Die Mitstudierenden sind sehr freundlich und hilfsbereit. Vom Kurs Recherche rate ich ab. Es entspricht dem Modul Wissenschaftliches Arbeiten. Man muss in kleinen Gruppen zu einem vorgegebenen Thema eine wissenschaftliche Arbeit vorbereiten, die dann präsentiert wird (es zählt die Präsentation, nicht die Arbeit). Ich fühlte mich ständig als Bremsklotz in der Gruppe, da ich sehr Mühe hatte, die Vorgänge der Gruppenmitglieder nachzuvollziehen, geschweige denn, einen eigenen Beitrag zu leisten. Wissenschaftliches Arbeiten ist schon in der Muttersprache genug schwierig..

Im Modul APP werden schwierige Situationen aus dem Praktikum besprochen. Dies war sehr hilfreich. Das Modul DEV fand als Blockwoche statt. Der Inhalt war das Produzieren eines Theaters in einer grossen Gruppe.

Praktika

Das erste Praktikum absolvierten alle in einem Kindergarten. Die erste Woche wurde als Team in Angriff genommen. Danach übernahm die erste Studentin zwei Wochen, während die zweite Studentin die Kurse an der HEP besuchte. Die darauf folgenden zwei Wochen verliefen gerade umgekehrt. Ich wurde einem französischsprachigen Kindergarten in Biel zugeteilt. Die erste Woche war auch gleich die erste Kindergartenwoche der Kinder. Dies war sehr spannend. Es war auch ein guter Einstieg ins

Französisch. Die Kinder sagten mir gleich, wenn sie etwas nicht verstanden haben oder wenn ich einen Fehler machte. Meine Teamkollegin half mir, mit den Aufträgen der HEP zurechtzukommen und erklärte mir unteranderem das Ausfüllen der Tagespläne (die sogenannten Canevas, die ziemlich kompliziert zum Ausfüllen sind und immer wieder grosse Diskussionen auslösen). Zu den Aufträgen gehörte das Unterrichten einer Sequenz aus dem Lehrmittel „Dire, Ecrire, Lire“. Dieses beinhaltet Annäherungen zum Lesen und Schreiben anhand eines Kinderbuches. Wir nahmen auch an dem „Kennenlernabend“ teil, wo sich Eltern, Kinder und Lehrpersonen im Wald zu einem Bräteln trafen. Später hatte ich nur noch eine Woche Praktikum, anstatt zwei, da die Herbstferien in Biel eine Woche früher begannen als im Jura. Dadurch wurde die zweite Woche ziemlich stressig, da ich trotzdem alle Aufträge erledigen musste. Da ich in der Deutschschweiz noch kein Praktikum im Kindergarten machte, kann ich auch nicht sagen, ob es Unterschiede gibt.

Abbildung: Écriture émergente (Schreibe wie du denkst)

Abbildung: SuS haben eigenes Büchlein gestaltet

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Das zweite Praktikum absolvierte ich in Pontenet, ein kleines Dorf im Val Birse (Kanton Bern). Es war eine Mischklasse mit 1.-6.Klässler. Ich lernte, eine Mehrjahrgangsklasse zu unterrichten. Ausser der Sprache und der Lehrmittel gab es keine grossen Unterschiede zu unserem Unterricht. Es kostete mich viel Mühe, mich in die französischen Lehrmittel zu vertiefen. Das Mathe-Lehrmittel besteht beispielsweise fast nur aus Lernspielen, die so knapp beschrieben sind, dass man kaum herausfindet, was die SuS tun müssen. Arbeitsblätter musste ich alle selbst herstellen. Im NMM Unterricht mussten wir eine kleine Exkursion (ca.1 Lektion) planen und durchführen. Ich besuchte mit den Kindern einen nahe gelegenen Gemüseladen.

In beiden Praktika besuchte mich ein Dozent eine Lektion lang. Anschliessend an die Lektion besprachen wir diese. Der Dozent beurteile beide Lektionen mit `erreicht´ oder `nicht erreicht´. Nach dem Praktikum musste ich ihm jeweils einen Praktikumsbericht von dem gesamten Praktikum und einen Bericht über die beurteilte Lektion abgeben.

Freizeit

Ich verbrachte viel Zeit draussen in der Natur. Es gibt viele schöne Radwege durch das Val Terbi. Mögliche Ausflugsziele mit dem Fahrrad sind zum Beispiel „Sur Rosé“, Rettemberg oder die umliegenden Dörfer. Auch der Scheltenpass ist zu empfehlen, braucht aber Ausdauer. Etwas weiter, aber durchaus lohnenswert ist Magglingen und die Twannbachschlucht.

Die HEP BEJUNE bietet keine Sportangebote an. Es gibt in Delémont eine Sportanlage, unter anderem mit einem Schwimmbad und einer Eisbahn. Ich unternahm wenig mit den Mitstudierenden in der Freizeit. Ich hatte aber durch die zwei Mitbewohner einige Kontakte mit Einheimischen geknüpft. So wurde ich beispielsweise häufig von einer Familie zum Essen eingeladen oder nahm an Anlässen der Jugendgruppe teil.

Verständigungsschwierigkeiten gab es schon auch. Aber mit Händen und Füssen konnte ich mich immer irgendwie ausdrücken. Ich habe auch immer wieder bilinguale Leute angetroffen. Die Romands meiden es, Deutsch zu sprechen. Sie lernen die deutsche Sprache nur schlecht in der Schule und den Dialekt verstehen sie erst recht nicht.

Fazit

Abschliessend sage ich, dass ich persönlich sehr viel gelernt habe. Von diesen sechs Monaten in einer anderen Umgebung, bei anderen Leuten mit einer anderen Sprache konnte ich viel profitieren. Etwas kleiner war dieser Profit im fachlichen Bereich. Ich hatte immer das Gefühl, dem Unterricht folgen zu können und das Wesentliche zu verstehen. Als es dann auf die Prüfungen zuging, merkte ich, dass das eigene reproduzieren des Inhaltes nochmals ein Stück schwieriger ist, als das Verstehen des Inhaltes. Diese letzte Phase des Semesters nahm sehr viel Zeit und Kraft in Anspruch. Schlussendlich war ich froh, dass das Semester abgeschossen war. Die Praktika waren bereichernd. Da ich zwei Mal einer Stelle im Kanton Bern zugeteilt wurde, sah ich keine grossen Unterschiede der Unterrichtsart.

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Die Organisation der HEP BEJUNE ist nicht die Beste. Aber sie haben uns immer gut betreut, sind hilfsbereit und unkompliziert. Rund um die Organisation des Austauschsemesters hat alles geklappt. Uns wurden auch viele Kurse angerechnet, so dass wir nur noch wenige Module an dem IVP NMS nachholen müssen.

Zusammenfassend beurteile ich meinen Aufenthalt als interessante Erfahrung. Ich kann einen Aufenthalt in Delémont allen weiterempfehlen.

Abbildung: In der Nähe von Vicques Abbildung: In der Nähe von Vicques


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