Gutachterliche Bewertung von UnfallschädenGutachterliche Bewertung von Unfallschäden
Dr. Rainer Hepp Orthopädische Gutachtenpraxis
Königstrasse 26 (EBC) 70173 Stuttgart
Katschhof 3 c/o Praxis Dr.Blume 52062 Aachen
The Squaire Business Center Flughafen 60549 Frankfurt
Was ist ein Unfall?Was ist ein Unfall?
Vor der medizinischen Begutachtung steht die juristische Prüfung!
Ein unfallbedingter Körperschaden kann nur entstehen, wenn die unfallbedingten
biomechanischen Belastungen die biologische Belastbarkeit der betroffenen
Person übersteigen.
Gutachterliche Bewertung eines unfallbedingten Körperschadens
Welche Kräfte haben zu welchem Welche Kräfte haben zu welchem Zeitpunkt wo und in welcher Zeitpunkt wo und in welcher
Richtung auf die betroffene Person Richtung auf die betroffene Person eingewirkt?eingewirkt?
Unfallanalyse
Wie hoch war die Belastbarkeit Wie hoch war die Belastbarkeit (biomechanische Festigkeit) der (biomechanische Festigkeit) der Strukturen, die durch den Unfall Strukturen, die durch den Unfall
belastet wurden?belastet wurden?
Belastbarkeitsanalyse
War die unfallbedingte Belastung höher als die Belastbarkeit?
•Falls ja: Entschädigung
•Falls nein: No pain, no gain! (Simulation)
•oder: Konkurrierende Ursachen/Gelegenheitsursache (Degeneration)
Volleyball (Betriebssport)Volleyball (Betriebssport)
Sprintbewegung nach vorne, dabei „KnallSprintbewegung nach vorne, dabei „Knall““ im rechten Unterschenkel, sofort massiver im rechten Unterschenkel, sofort massiver
Schmerz in der rechten Achillessehne, Schmerz in der rechten Achillessehne, Fußsenkerschwäche rechts.Fußsenkerschwäche rechts.
X.X., 48 J., m.
„„Adäquates Trauma” (im medizinischen Sinne!) Adäquates Trauma” (im medizinischen Sinne!) oder „Gelegenheitsursacheoder „Gelegenheitsursache““ (Sozialrecht) (Sozialrecht)
Vorschaden? (privates Unfallrecht)Vorschaden? (privates Unfallrecht)
X.X., 48 J., m.
X.X., 48 J., m.
Schönberger et al.: „Arbeitsunfall und Schönberger et al.: „Arbeitsunfall und BerufskrankheitBerufskrankheit““
Vorteile dieses Buchs: Vorteile dieses Buchs: Nachteile dieses Nachteile dieses Buchs: Buchs:
Umfassend und präziseUmfassend und präzise Umfassend und Umfassend und präzisepräzise
StandardStandard Standard Standard
„„BG-StallgeruchBG-Stallgeruch““
X.X., 48 J., m.
UnfallanalyseUnfallanalyse
KörpergewichtKörpergewicht
Größe der KraftGröße der Kraft
Geschwindigkeit des KraftaufbausGeschwindigkeit des Kraftaufbaus
Zustand der Muskulatur Zustand der Muskulatur
SchuhwerkSchuhwerk
BodenbeschaffenheitBodenbeschaffenheit
Raumtemperatur etc.Raumtemperatur etc.
X.X., 48 J., m.
Biologische Belastbarkeit der AchillessehneBiologische Belastbarkeit der Achillessehne
1. Leichenversuche1. Leichenversuche
Verwesungs-/FixierproblemeVerwesungs-/Fixierprobleme
Keine MuskulaturKeine Muskulatur
Kein intaktes NervensystemKein intaktes Nervensystem
2. Tierversuche2. Tierversuche
„„Der Mensch ist keine große Ratte und die Ratte ist kein kleiner MenschDer Mensch ist keine große Ratte und die Ratte ist kein kleiner Mensch““
(Prof. Dr. Erich Schöndorf, Professor für Umweltrecht, Bad Vilbel). (Prof. Dr. Erich Schöndorf, Professor für Umweltrecht, Bad Vilbel).
3. Vergleich mit „ähnlichen Unfällen3. Vergleich mit „ähnlichen Unfällen““
X.X., 48 J., m.
•Welche Kräfte haben zu Welche Kräfte haben zu welchem Zeitpunkt wo welchem Zeitpunkt wo und in welcher Richtung und in welcher Richtung auf die betroffene Person auf die betroffene Person eingewirkt?eingewirkt?
Unfallanalyse „Belastbarkeitsanalyse“
•Wie hoch war die Belastbarkeit (biomechanische Festigkeit) der Strukturen, die durch den Unfall belastet wurden?
•Falls ja: Entschädigung
•Falls nein: No pain, no gain/Konkurrierende Ursachen
War die unfallbedingte Belastung höher als die Belastbarkeit?
A Kausale BetrachtungsweiseA Kausale Betrachtungsweise
B Phänomenologische BetrachtungsweiseB Phänomenologische Betrachtungsweise
C Bewertung des UnfallschadensC Bewertung des Unfallschadens
Gutachterliche Bewertung eines unfallbedingten Körperschadens
Kausale Betrachtungsweise
•1. Unfallanalyse
•Art und Größenordnung der Belastung
•Einwirkungsort - Welche Strukturen wurden belastet?
2.12.1 Symptome (subjektiv!) Symptome (subjektiv!)
2.2 Körperliche Untersuchungsbefunde2.2 Körperliche Untersuchungsbefunde
2.3 Technische Zusatzbefunde (Radiologie)2.3 Technische Zusatzbefunde (Radiologie)
2.4 Therapierbarkeit und Verlauf2.4 Therapierbarkeit und Verlauf
2.5 Teilhabestörungen2.5 Teilhabestörungen
2.6 Verhalten im Rahmen der Begutachtung2.6 Verhalten im Rahmen der Begutachtung
2. Analyse der verletzten Person:
Kausale Betrachtungsweise
SchmerzenSchmerzen
GefühlsstörungenGefühlsstörungen
MißempfindenMißempfinden
SchwindelSchwindel
OhrgeräuscheOhrgeräusche
Ängste etc.Ängste etc.
2.1 Symptome
Symptome sind subjektiv!
2.1 Symptome
Rolle des medizinischen Sachverständigen bei der Bewertung
von Symptomen
2.1 Symptome
Vergleich mit anderen UnfallopfernVergleich mit anderen Unfallopfern
Epiphänomene/ Surrogatparameter Epiphänomene/ Surrogatparameter
Symmetrie der FunktionsstörungenSymmetrie der Funktionsstörungen
Konstanz der BeschwerdenKonstanz der Beschwerden
Zeitlicher Verlauf der Zeitlicher Verlauf der BeschwerdesymptomatikBeschwerdesymptomatik
Therapierbarkeit der BeschwerdenTherapierbarkeit der Beschwerden
Plausibilitätsbetrachtung
Wie zuverlässig?Wie zuverlässig?
methodischmethodisch
untersucherspezifischuntersucherspezifisch
Wie ausgeprägt?Wie ausgeprägt?
Wie spezifisch?Wie spezifisch?
Zeitlicher Verlauf?Zeitlicher Verlauf?
Vorschaden?Vorschaden?
Korrelation Korrelation Untersuchungsbefund/Beschwerden?Untersuchungsbefund/Beschwerden?
2.2 Körperliche Untersuchungsbefunde
Formale Qualifikation des Formale Qualifikation des UntersuchersUntersuchers
Form der DokumentationForm der Dokumentation
Schlüssigkeit der BefundeSchlüssigkeit der Befunde
Bewertung körperlicher Untersuchungsbefunde
RöntgenRöntgen
CT (Computertomografie)CT (Computertomografie)
MRT (MRI,Kernspintomografie)MRT (MRI,Kernspintomografie)
UltraschallUltraschall
SzintigrafieSzintigrafie
2.3 Bildgebung
Röntgen, CT (Computertomografie):Röntgen, CT (Computertomografie):
basiert auf Röntgenstrahlen - potentiell schädlichbasiert auf Röntgenstrahlen - potentiell schädlich
Gute Darstellung von KnochenGute Darstellung von Knochen
Schlechte Darstellung von Schlechte Darstellung von Weichteilen/Wasseransammlungen/EinblutungenWeichteilen/Wasseransammlungen/Einblutungen
MRT (MRI, Kernspintomografie)MRT (MRI, Kernspintomografie)
basiert auf Magnetwellen - potentiell unschädlichbasiert auf Magnetwellen - potentiell unschädlich
Schlechte Darstellung von KnochenSchlechte Darstellung von Knochen
Gute Darstellung von Gute Darstellung von Weichteilen/Wasseransammlungen/EinblutungenWeichteilen/Wasseransammlungen/Einblutungen
2.3 Bildgebung
UltraschallUltraschall
basiert auf Schallwellen - potentiell unschädlichbasiert auf Schallwellen - potentiell unschädlich
Schlechte Darstellung von KnochenSchlechte Darstellung von Knochen
Gute Darstellung von Gute Darstellung von Weichteilen/Wasseransammlungen/EinblutungenWeichteilen/Wasseransammlungen/Einblutungen
preisgünstig, schnell, weit verbreitetpreisgünstig, schnell, weit verbreitet
SzintigrafieSzintigrafie
basiert auf radioaktiven Strahlen - potentiell schädlichbasiert auf radioaktiven Strahlen - potentiell schädlich
zeigt Knochenumbau an.zeigt Knochenumbau an.
2.3 Bildgebung
Nota bene: Jede radiologische Methode Nota bene: Jede radiologische Methode hat ihre Grenzen!hat ihre Grenzen!
„„Radiologisch finden sich keine Radiologisch finden sich keine strukturellen Veränderungenstrukturellen Veränderungen““
bedeutet nicht, dass es keine strukturellen bedeutet nicht, dass es keine strukturellen Veränderungen gibt!Veränderungen gibt!
2.3 Bildgebung
Im Übrigen gibt es nicht nur Im Übrigen gibt es nicht nur unfallbedingte Strukturschäden, unfallbedingte Strukturschäden, sondern auch unfallbedingte sondern auch unfallbedingte “Softwareschäden”.“Softwareschäden”.
2.3 Bildgebung
„„Crescendo-DecrescendoCrescendo-Decrescendo““
Ansprechen auf TherapieAnsprechen auf Therapie
„„Normaler zeitlicher VerlaufNormaler zeitlicher Verlauf““
2.4 Therapierbarkeit und Verlauf
Angemessene Angemessene ArbeitsunfähigkeitsdauerArbeitsunfähigkeitsdauer
Angemessene Auswirkungen im Angemessene Auswirkungen im privaten Umfeldprivaten Umfeld
Keine Dauerfolgen bei geringem Keine Dauerfolgen bei geringem KörperschadenKörperschaden
2.5 „Teilhabestörung“
Anamnese Anamnese Überbewertung des Unfalls?Überbewertung des Unfalls?
ständige Schuldzuweisungen/Rachegefühleständige Schuldzuweisungen/Rachegefühle
„„ExternalisierungExternalisierung““
UntersuchungUntersuchungÜberempfindlichkeit?Überempfindlichkeit?
Unerklärliche BeschwerdenUnerklärliche Beschwerden
Inkonstanz der BefundeInkonstanz der Befunde
2.6 Verhalten im Rahmen der Begutachtung
Wie war der Zustand der verunfallten Wie war der Zustand der verunfallten Person Person vorvor dem Unfall? dem Unfall?
Wie war der Zustand der verunfallten Wie war der Zustand der verunfallten Person Person nachnach dem Unfall?dem Unfall?
Ab wann war eine Veränderung Ab wann war eine Veränderung nachweisbar?nachweisbar?
Gibt es „konkurrierende UrsachenGibt es „konkurrierende Ursachen““??
B Phänomenologische Betrachtung
Strukturelle Aspekte (ist)Strukturelle Aspekte (ist)
Funktionelle Aspekte (ist)Funktionelle Aspekte (ist)
Strukturelle Aspekte (soll / Therapie)Strukturelle Aspekte (soll / Therapie)
Funktionelle Aspekte (soll / Therapie)Funktionelle Aspekte (soll / Therapie)
„„Coping“Coping“
HilfsmittelHilfsmittel
VorschadenVorschaden
C Bewertung des Unfallschadens
“Technisches Zusatzgutachten”?
Weitere Informationsquellen
29.09.2008 erlitt Frau Dr. X.einen Verkehrsunfall.29.09.2008 erlitt Frau Dr. X.einen Verkehrsunfall.
Frau Dr. X. schrie laut auf.Frau Dr. X. schrie laut auf.
Sie wich aktiv mit dem Oberkörper nach rechts aus Sie wich aktiv mit dem Oberkörper nach rechts aus „soviel wie ich konnte„soviel wie ich konnte”.”.
Keine Anstoßverletzungen.Keine Anstoßverletzungen.
Schnittverletzungen am Oberschenkel.Schnittverletzungen am Oberschenkel.
Unmittelbar nach dem Unfall war die Klägerin Unmittelbar nach dem Unfall war die Klägerin „sehr erschrocken„sehr erschrocken““. Sie war . Sie war „schockiert„schockiert““. Sie zitterte am ganzen Leib. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie . Sie zitterte am ganzen Leib. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie aber keine Schmerzen.aber keine Schmerzen.
Dann entwickelte sie zunehmende Schmerzen in der Nackenregion in Dann entwickelte sie zunehmende Schmerzen in der Nackenregion in Verbindung mit Kopfschmerzen. Verbindung mit Kopfschmerzen.
Dr. med. X.X., 1937
Am folgenden Tag hatte sie Schmerzen im ganzen Am folgenden Tag hatte sie Schmerzen im ganzen Körper. Körper.
In den folgenden Wochen /Monaten abklingende In den folgenden Wochen /Monaten abklingende Schmerzen.Schmerzen.
In den folgenden Wochen /Monaten abklingende In den folgenden Wochen /Monaten abklingende Ängste.Ängste.
Frage: „HWS-Distorsion?”Frage: „HWS-Distorsion?”
Dr. med. X.X., 1937
2.1 Symptome (subjektiv!) 2.1 Symptome (subjektiv!)
2.2 Körperliche Untersuchungsbefunde2.2 Körperliche Untersuchungsbefunde
2.3 Technische Zusatzbefunde (Radiologie)2.3 Technische Zusatzbefunde (Radiologie)
2.4 Therpierbarkeit / Verlauf2.4 Therpierbarkeit / Verlauf
2.5 Teilhabeströungen2.5 Teilhabeströungen
2.6 Verhalten im Rahmen der Begutachtung2.6 Verhalten im Rahmen der Begutachtung
2. Analyse der verletzten Person1. Unfallanalyse• Reichen die Informationen
aus, um irgendeine Aussage zum Unfallmechanismus zu machen?
• Welche Kräfte haben zu welchem Zeitpunkt wo und in welcher Richtung auf die betroffene Person eingewirkt?
• War die Belastung eher geeignet oder eher ungeeignet, strukturelle Schäden zu verursachen?
Dr. med. X.X., 1937
2.1 Symptome (subjektiv!) 2.1 Symptome (subjektiv!)
2.2 Körperliche Untersuchungsbefunde2.2 Körperliche Untersuchungsbefunde
2.3 Technische Zusatzbefunde (Radiologie)2.3 Technische Zusatzbefunde (Radiologie)
2.4 Therpierbarkeit / Verlauf2.4 Therpierbarkeit / Verlauf
2.5 Teilhabeströungen2.5 Teilhabeströungen
2.6 Verhalten im Rahmen der Begutachtung2.6 Verhalten im Rahmen der Begutachtung
2. Analyse der verletzten Person1. Unfallanalyse
•Keine meßbare biomechanische Belastung!
•“delta-v” = 0
Dr. med. X.X., 1937
Unfall am 29.7.2009Unfall am 29.7.2009
Frage: Technisches Zusatzgutachten?Frage: Technisches Zusatzgutachten?
X.X., 1971
Medizinisch wenig Greifbares Medizinisch wenig Greifbares
Nach dem Unfall 7 Wochen arbeitsunfähigNach dem Unfall 7 Wochen arbeitsunfähig
X.X., 1971
Technisch: Zeuge saß in VW Phaeton Technisch: Zeuge saß in VW Phaeton
Auffahrendes Fahrzeug war klein.Auffahrendes Fahrzeug war klein.
Auffahrgeschwindigkeit „10 bis 15 km/hAuffahrgeschwindigkeit „10 bis 15 km/h““
Heckkollision mit breiter ÜberdeckungHeckkollision mit breiter Überdeckung
Sachschaden am Phaeton ca. 2500 EuroSachschaden am Phaeton ca. 2500 Euro
X.X., 1971
Technisches Gutachten?Technisches Gutachten?
Technisches Technisches Gutachten?Gutachten?
• ++++
Biologische Belastbarkeit (Versuche mit Freiwilligen)
Biomechanische Belastung (technisches Gutachten)
Verletzungswahrscheinlichkeit
+
=