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7/23/2019 Farbenpracht Auf Pergament Sbg Katalog
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Buchmalerei des 15 Jahrhunderts in Mitteleuropa
arbenpracht auf Perga ent
Gotische Handschriften fr die Salzburger Erzbischfe
an der Universittsbibliothek Salzburg
Katalog zur Ausstellung der Universittsbibliothek
un
des Dommuseums
im DomQuartier Salzburg vom
14
November 2 15 bis
6
Januar 2 16
QJJATERNIO VERLAG LUZERN
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In
memory o Melvin R. Seiden
Coverabbildung:
Missule Dioecesis Salisburgensis: Kanonbild
Kat.
14,
fol. 119v, Ausschnitt
arbenpracht uf Pergament
Gotische Handschriften fr die Salzburger Erzbischfe
an der Universittsbibliothek Salzburg
Beatrix Koll
Mit einem Vorwort von Peter Keller
Q ATERNIO
VERL G LUZERN
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7/23/2019 Farbenpracht Auf Pergament Sbg Katalog
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Buchmalerei des 15. Jahrhunderts in Mitteleuropa
Herausgegeben von Jeffrey F Hamburger
Band
12
Katalogredaktion: Regine Taureck
Kataloglayout un Satz: Quaternio Verlag Luzern
Lithographie: Ferdinand Piffer, Graz
Druck un Bindung: Eberl Print GmbH, Immenstadt
ildnachweis
Abbildungen zu den einfhrenden Texten: Abb.
3:
Hubert Auer Universitt
Salzburg, Fachbereich Kunst-, Musik- un Tanzwissenschaft); Abb. 11: Herzog
Anton Ulrich-Museum Braunschweig, Kunstmuseum des Landes Niedersachsen,
Museumsfotograf; Abb.
14:
Josef Kral Archiv der Erzdizese Salzburg); Abb.
9:
Mnchen, Bayerische Staatsbibliothek; alle anderen Abbildungen: Salzburg, Uni
versittsbibliothek
Abbildungen im K::tlalogteil: alle Fotos von Josef Kral Archiv der Erzdizes e
Salzburg); auer Nr.
3
Nr.
12:
Salzburg, Universittsbibliothek
Abb. Globus Umschlag): Hubert Auer
2015 Quaternio Verlag Luzern
ISBN 978-3-905924-40-4 Bibliotheksausgabe)
ISBN
978-3-905924-43-5 Gesamtausgabe,
10
Bnde im Schuber)
nhaltsverzeichnis
Geleitwort . . 6
Ursula
Schach Raber
Vorwort ............ ........... . .
.. ..
. ... ......... .
..
... ...... .............. . ....... ..
..
......
..
... .......... 7
Peter Keller
Die Handschriftensammlung der Universittsbibliothek Salzburg . 8
eatrix
oll
Illuminierte Handschriften aus der erzbischflichen Hofbibliothek
eatrix
oll
Katalogteil
Literaturverzeichnis
13
26
60
Danksagung
..
.
.. ..
.
.
.
..
.
..
. ..
.
.
..
.
.
..
...
..
.
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...
...
...
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..
... ... ..
.
..
...
..
.
.. ... 63
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Geleitwort
er
historisch bedeutende Altbestand
an
Handschriften, alten
rucken und
Graphiken macht die Universitt Salzburg zu einer Schatzkammer des kulturel
len Erbes, die einzigartige Dokumente zu Wissenschaft, Geschichte
und
Kunst
Salzburgs verwahrt. Mehr als 1000 Handschriften
vom 8
bis
zum
19. Jahrhun
dert
befinden sich in
den
Sondersammlungen der Universittsbibliothek, werden
wissenschaftlich fr die Forschung aufbereitet
und
einer breiten, interessierten
ffentlichkeit kontinuierlich in Form digitaler Faksimiles zugnglich gemacht.
Nicht oft gibt
es
die Gelegenheit, jahrhundertealte Manuskripte
im
Original zu
betrachten. Diese Ausstellung zur gotischen Buchmalerei, die
auf
die knstleri
sche Gestaltung von Handschriften des 14 bis
zum
Anfang des 16 Jahrhunderts
fokussiert, rckt nicht
nur
wichtige kunstgeschichtliche Zeugnisse des Sptmittel
alters ins Blickfeld,
sondern
verweist auch
auf
eine Epoche medialen Umbruchs:
In der Mitte des 15. Jahrhunderts erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck mit
beweglichen Lettern
und
beschleunigte damit die bis dahin langwierige Textpro
duktion. Nach wie vor wurden allerdings Handschriften und reprsentative
ru-
cke
mit
Illuminationen geschmckt, die Knstlerhnde in wochenlanger, biswei
len sogar jahrelanger Arbeit anfertigten. Die Beschleunigung ist ein Phnomen
unserer Zeit. Die Exponate
der
Ausstellung Farbenpracht
auf
Pe gament sind
in ihrer Schnheit
und
Wirkung zeitlos
und
laden ein innezuhalten,
um den
Wert
der Langsamkeit
neu
zu entdecken.
Ausstellung und Katalog mchten Interesse wecken fr das Dokumentenerbe,
das die Universitt Salzburg behtet,
und
dessen Erhaltung sie sich verpflichtet
fhlt.
Als Leiterin der Universittsbibliothek Salzburg freut es mich sehr, einen Teil
dieser Schtze in Kooperation
mit dem ommuseum
einer interessierten ffent
lichkeit prsentieren zu knnen.
Ursula Schachl-Raber
Leiterin Universittsbibliothek Salzburg
Vorwort
Gotische uchmalerei aus Salzburg m DomQuartier
eter eller
Die Frsterzbischfe von Salzburg hatten
im
Lauf der Jahrhunderte eine umfang
reiche Bchersammlung zusammengetragen. Ende des 18 Jahrhunderts umfass
te sie fast 20 000 Bnde,
darunter
mittelalterliche Handschriften, Wiegendrucke,
klassische lateinische sowie christliche Literatur, theologische, juristische und
medizinische Schriften. Seit 1682 waren diese Bcher
im
Bibliotheksraum im ers
ten Stock des Neugebudes aufgestellt, den Frsterzbischof Max Gandolph
Graf
Kuenburg (1668-1687) hatte errichten lassen. Max Gandolph fhrte die Biblio
theken seiner Vorgnger
zusammen
und
stellte auch einen Bibliothekar an.
Unter seinen Nachfolgern hatte die Bibliothek ein wechselhaftes Schicksal; der
eine vermehrte, der andere vernachlssigte den Bestand und dessen Betreuung.
Unter Frsterzbischof Hieronymus Colloredo (1772-1803/1812) wurde Pranz
Michael Vierthaler Bibliothekar,
der
eine Beschreibung der Sammlung verffent
lichte. Im Sinne der Aufklrung sollte die Bibliothek der Allgemeinheit zugng
lieh gemacht
und
ein Lesesaal eingerichtet werden.
och
es kam nicht
mehr
dazu.
1800 floh der Frsterzbischof vor
dem
Heer Napoleons. In
den
folgenden Jahren
wurde Salzburg zeitweise von franzsischen
und
bayerischen Truppen besetzt,
fiel
an die Habsburger und die Wittelsbacher und 1816 endgltig an sterreich.
In dieser Zeit wurde die Bchersammlung der Fr terzbischfe ebenso wie
deren Gemldesammlung, Kunstkammer
und
Hofsilber fr eigene Zwecke der
neuen
Landesherren verwertet. Vierthalers Beschreibung erwies sich als Leitfa
den fr die Identifizierung der bedeutendsten zu
entnehmenden
Exemplare. 1800
wurden 34 Inkunabeln sowie 35 Handschriften,
darunter
das reich illuminierte
Perikopenbuch aus
dem 11
Jahrhundert, das fnfbndige, prachtvolle Missale
aus der Werkstatt Furtmeyrs und ein prunkvoller Koran aus der Trkenbeute
von 1683, nach Paris geschafft. 1801
entnahm
General Claude-Jacques Lecourbe
(1759-1815) zwei Handschriften und neun gedruckte Bc her fr private Zwecke.
1806-1807 gingen 23 Handschriften,
61
Prachtbnde
und
etwa 330 Bcher nach
Wien. Nach der Niederlage Napoleons 1814 gelangten die Salzburger Bcher aus
Paris,
darunter
das Furtmeyr-Missale, nach Mnchen.
Anders als im Falle der Kunstsammlungen verblieb jedoch ein betrchtlicher
Teil der Bchersammlung der Frsterzbischfe
in
Salzburg. Mit der Universitts
bibliothek stand eine ffentliche Institution bereit, die den Bestand auffangen und
pflegen konnte. Auch nach
dem
Ende der Universitt 1810 blieb er vor
Ort und
ging nach der Wie dererrichtu ng der Universitt 1962 in deren Bibliothek ein.
Die mittelalterlichen Handschriften wurden
zusammen mit den
jngeren B
chern
in
der Max-Gandolph-Bibliothek aufbewahrt, zhlten also
in den
Augen
des Barock zu
den
sehens- und erhaltenswerten Stcken der frsterzbischflichen
Sammlungen.
aher
freuen wir uns, eine Ausstellung gotischer Buchmalerei aus
Salzburg
in
den barocken Rumen des omQuartiers zeigen zu knnen.
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Abb. 1: Portrtstich
Christoph
Besolds
von 1618, in: Besold,
Christoph,
Politico-
rum Libri duo, Frank-
furt, 1628 Salzburg,
Universittsbibliothek,
R 97901 I
8
ie
andschriftensammlung der Universittsbibliothek Salzburg
Beatrix Koll
Seit dem Mittelalter war Salzburg ein Zentrum fr die Ausbildung des geistlichen
Nachwuchses und der adeligen Jugend im deutschen Sprachgebiet. Zwei Institu
tionen prgten das Schulwesen:
die Schule der Benediktinerabtei
St.
Peter
und
die
Domschule, die mit wechselndem Niveau bis
1617
in Betrieb war.
2
Eine "kulturge
schichtliche Grotat"
3
gelang dem Salzburger Frsterzbischof Paris Graf von Lodron
(reg. 1619-1653) whrend des Dreiigjhrigen Krieges. Nach jahrelangen Verhand
lungen erwirkte er 1622 in Zeiten finanzieller Entbehrungen vom Kaiser das Privi
leg zur Grndung einer Volluniversitt Bildung erfordert Bcher. Mit der Gr ndung
der Benediktineruniversitt, die gleichzeitig die bestehenden Bildungsinstitutionen
in ihrer Fhrungsrolle ablste, wuchs der Bedarf an Literatur fr Wissenschaft
und
Lehre. Bereits 1619 hatte das Salzburger Domkapitel mit einer Stiftung von 500 Gul
den den Grundstein zur Einrichtung einer Bibliothek gelegt,
4
doch erst seit 1623 sind
die ersten Erwerbungen durch entsprechende Vermerke in Bchern nachweisbar.
Am 28. Mai 1623 wurden zwei Drucke
5
aus dem Nachlass von Stephanus de Cosmis
(1585-1623) erworben, der Doktor der 1heologie und erster Ruraldechant im Rah
men der 1618 erfolgten Neustrukturierung des Salzburger Archidiakonats war.
6
Die
lteste bislang bekannte Liste von Bcherankufen verfasste der Rektor der Universi
tt, Matthus Wei (Amtszeit
1626-1638);
7
unter den 31 aufgezhlt; n Werken befand
sich keine Handschrift. Einen gewaltigen Zuwachs an Bchern von manchen als
eigentliche Grndung der Universittsbibliothek bezeichnet
8
-
brachte der Ankauf
der umfangreichen Sammlung des Universalgelehrten Christoph Besold
(1577-1638),
Professor fr rmisches
und
ffentliches Recht an den Universitten Tbingen
und
Ingolstadt.
Abb.
1)
Im Jahr
1649
gelang es dem damaligen Rektor Roman Mller (Amtszeit
1638-
1652),
die
Besoldisch . bibliothec um den Preis von 3150 Gulden
9
nach Salzburg zu
bringen. Unter den 3820 Bnden, deren In
halt das gesamte Wissensspektrum der da
maligen Zeit widerspiegelt,
0
befanden sich
auch sieben Handschriften - die ersten, die
somit in der noch jungen Universittsbib
liothek nachweisbar sind.
Es
handelt sich
dabei um drei in lateinischer
2
und vier in
deutscher Sprache geschriebene Codices.
Der lteste davon, im zweiten Viertel des
14.
Jahrhunderts entstanden, enthlt frag
mentarisch berliefert den ,Gregorius' des
Hartmann von Aue und Freidanks ,Beschei
denheit .13 Katholische Religion ist vertre
ten in einer umfangreichen Sammlung von
Mystikerschriften
MI 476, 1441) und
einer
Kompilation theologischer Abhandlungen
von Theophrastus Paracelsus (M II
101,
Ende 16. Jh.). Eine historiographische Sam
melhandschrift mit Schwerpunkten zur Geschichte Nrnbergs befasst sich mit den
Auscmandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten (M I
286,
nach
1561).
Alle Manuskripte sind durchwegs Gebrauchshandschriften und besitzen keinen nen
nenswerten Buchschmuck.
Acht Jahre nach dem Ankauf der Privatbibliothek Besolds musste Raum geschaf
fen werden fr den angewachsenen Buchbestand. Im Jahr 1657 ging man daran, die
vorhandenen Bnde systematisch zu ordnen, mit einer Signatur
und
dem Besitzver
merk Collegii S. Caroli Salisb. 1657 zu versehen, ein Jahr spter lie Rektor Alphons
Stadelmayr (Amtszeit 1652-1673) im zweiten Stock des Collegiums einen Biblio
thekssaal errichten.
4
An Handschriften kamen in der zweiten Hlfte des 17. Jahrhun
derts
und
whrend des 18. Jahrhunderts vor allem Autographe Salzburger Professo
ren
und
Mitschriften von Studenten in den Bestand.
15
Die Krisenjahre des Zweiten Koalitionskrieges
(1798/99-1801/02)
gegen das re
publikanische Frankreich fhrten zu gravierenden Umwlzungen im Frsterzbistum
Salzburg.
6
Nach dem Sieg der napoleonischen Truppen bei Marengo am
14.
Juni
1800 und dem Vordringen von General Moreau bis zur bayerischenGrenze traf der
damalige Frsterzbischof Hieronymus Graf von Colloredo (reg. 1772-1803/12) Vor
kehrungen, aus dem Erzstift abzureisen. Der Flucht des Landesherrn am 10. Dezem
ber 1800 folgte ein kurzes Intermezzo sterreichischer Einheiten, dann jedoch eine
knapp vier Monate dauernde Inbesitznahme durch die franzsische Armee. Collore
do entsagte
1803
der weltlichen Regierungsmacht Mit der Skularisierung des Erz
bistums hatte auch die erzbischfliche Hofbibliothek keine lange Lebensdauer mehr.
Die Jahre 1806/1807 waren fr die Universittsbibliothek von herausragender
Be-
deutung, da mehr
als 20000
Bcher aus der aufgehobenen Hofbibliothek der Salzbur
ger Frsterzbischfe in ihren Besitz gelangten. Allerdings handelte
es
sich dabei nicht
um den Gesamtbestand: Wertvolle Manuskripte
und
Drucke wurden bereits
1801
von
F r a n ~ o i s M a r i e
Neveu, dem fr Deutschland
und
sterreich zustndigen Regie
rungskommissar fr die Wissenschaften
und
die Knste, fr die Bibliotheque Natio
nale in Paris requiriert.
17
Diese Codices wurden whrend der Zugehrigkeit Salzburgs
zu Bayern zurckgefordert
und
auch tatschlich rckerstattet, allerdings nicht an
Salzburg, sondern an die Knigliche Bibliothek
in
Mnchen. Prachtwerke sptgoti
scher Buchmalerei wie die Grillinger-Bibel (BSB Clm 15701)
und
ein fnfbndiges
Missale
(BSB
Clm
15708-15712),
an dem die Illuminatoren Ulrich Schreier
und
Bert
hold Furtmeyr gearbeitet hatten, befinden sich noch heute in der Bayerischen Staats
bibliothek.
Kurz vor ihrem Ende verzeichnete die
1
Lbischfliche Hofbibliothek noch einen
Zuwachs, als ihr im Jahr 1804 der Bcherbestand der skularisierten Frstpropstei
Berchtesgaden mit 13 Handschriften, 127 Wiegendrucken und 370 Frhdrucken (ge
druckt bis einschlielich 1536) einverleibt wurde.
8
Im Zuge von Zentralisierungsbe
strebungen musste schlielich 1806 eine groe Zahl von Handschriften aus dem ver
bliebenen Bestand an die Wiener Hofbibliothek abgegeben werden.
Als
Folge der politisch unruhigen Zeiten mit raschem Herrschaftswechsel zu Be
ginn des 19. Jahrhunderts standen einige Salzburger Klster
und
kirchliche Institu
tionen sowie deren Bibliotheken vor der Auflsung. Die Universittsbibliothek konn
te Teilbestnde aus folgenden Einrichtungen bernehmen:
9
um
1806
wenige, doch
sehr wertvolle Handschriften aus dem Domkapitel, 1807 etwa 20 000 Bnde aus der
9
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erzbischflichen Hofbibliothek, im Jahr 1809 acht Handschriften und zahlreiche Dru
cke aus dem Theatinerkloster, nach 1810 fnf Handschriften, 38 Inkunabeln und etli
che Drucke des
16.
und
17.
Jahrhunderts aus dem Augustiner-Eremitenkloster Mlln,
schlielich 1853 ein groer Handschriften- und Inkunabelfonds
20
aus dem bereits
1805 skularisierten Bistum Chiemsee.
Domkapitel
Aus der Bibliothek des Salzburger Domkapitels gelangten mehr als 240 Handschrif
ten an die sterreichische Nationalbibliothek, knapp
50
Bnde an die Bayerische
Staatsbibliothek in Mnchen, auerdem kleine Restbestnde an das Kloster St Peter/
Salzburg und die Universittsbibliothek Salzburg.
21
In ihren Besitz sollen fnf Codi
ces bergegangen sein, doch sind drei davon nachweislich nicht direkt aus der Dom
kapitel-Bibliothek, sondern ber die erzbischfliche Hofbibliothek dorthin gelangt
Die fr diesen Fonds charakteristische berstreichung des Buchrckens mit gelb
grauer Farbe
und
die
B.A.S.
-Signatur
Bibliotheca Aulica Salisburgensis)
lassen sich
bei folgenden Manuskripten nachweisen: M I 32 (Theologische Sammelhandschrift,
2.
Drittel 12. Jh.), M I 147 (Werke von Willhelm Peraldus und Bernhard von Clair
vaux,
2.
Drittel14. Jh.) und M III 42 (Rechtshandschrift, Ende 14. Jh.). Lediglich eine
Abschrift des Psalmenkommentars des Kirchenvaters Hieronymus aus dem Ende des
8. Jahrhunderts (M III 18) scheint auf direktem Weg an die Universittsbibliothek ge
kommen zu sein. hnlich kompliziert verhlt es sich mit den liturgischen Bchern,
die in Johannes Holvelds Katalog der Dombibliothek
22
nicht erwhnt sind, weil sie
wohl nicht Teil des Bibliotheksbestandes waren: Der ,Liber ordinari
.1s
M II 6 aus dem
Ende des 12. Jahrhunderts und die im 14. Jahrhundert geschriebenen Codices M II
161 (Rituale Romanum: Kat 4), M II 1 (Praefationes missae: Kat 5), M III 48 (lteres
Radecker Missale: Kat
6)
und M II 237 (Salzburger Missale) sind mit einiger Gewiss
heit im Skriptorium des Domstifts entstanden, drei davon (M II 1, M II 161, M II 237)
wurden vermutlich bereits um 1400 an die Hofbibliothek gebracht.
Augustiner- Eremitenkloster Mlln
Seit 1465 Kollegiatstift, von 1604 bis 1818 Augustiner-Eremitenkloster - die kirchli
che Einrichtung in Mlln hatte eine wechselhafte Geschichte. Nach der Aufhebung
des Klosters wurde der Bibliotheksbestand auf das Benediktinerstift Michaelheuern
und die Universittsbibliothek, damals Studienbibliothek, aufgeteilt Aufgrund der
Entstehungszeit der Handschriften und Inkunabeln ist zu vermuten, dass sie bereit
im Besitz des Kollegiatstifts waren
23
und in die Klosterbibliothek bernommen wur
den. Whrend die inhaltliche Ausrichtung des Handschriftenbestandes eindeutig
theologisch ist, teilen sich bei den Wiegendrucken Recht und Theologie die thema
tischen Schwerpunkte. Auffllig viele Inkunabeln juristischen Inhalts sind mit Buch
malerei aus den 70er und 80er Jahren des 15. Jahrhunderts, oft Augsburger Proveni
enz, illuminiert.
24
Neben der Augsburg-Salzburger-Missalienwerkstatt muss
es
dort
zumindest ein Atelier gegeben haben, das sich der massenhaften Ausstattung von
Drucken des rmischen
und
kanonischen Rechts widmete. Exemplarisch lsst sich
das an einer 1481 in Venedig gedruckten Ausgabe der Dekretalen Gregors IX. nach
weisen: Die Inkunabel W III 250 ist geschmckt mit fnf Deckfarbenminiaturen auf
punziertem Blattgoldhintergrund, die den Inhalt der Dekretalen illustrieren,
und
fnf
Deckfarbeninitialen in rot grnen, plastisch ausgeformten Rahmen, wie sie fr die
Augsburger Buchmalerei charakteristisch sind
(Abb.
2). Stilistisch ist die bei der ers
ten Initiale ausgefhrte Randbordre in enger Nhe zu den Arbeiten der Werkstatt
des Johannes Bmler zu sehen, die in den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts angefer
tigt wurden. Der am unteren Blattrand gemalte Engel mit ockerfarbenem Gewand,
zweifarbigen Flgeln und einem Wappenschild in den Hnden
25
findet sich nicht nur
in einem Salzburger Missale der sterreichischen Nationalbibliothek (Cod. 1778, fol.
7r), sondern auch in zwei Wiegendrucken (W III llO, W III 1ll juristischen Inhalts
aus dem Kloster Mlln. Augsburger Herkunft ist auerdem der mit Einzelstempeln
verzierte Einband des Wiegendrucks W III 250; nach Kyri
26
ist diese Werkstatt von
1473 bis 1494 nachweisbar.
Bibliothek der Bischfe von Chiernsee
Seit der Einrichtung des Suffraganbistums Chiernsee zu Beginn des
13.
Jahrhunderts
nahmen dessen Bischfe eine Sonderstellung ein. Da sie zugleich Weihbischfe von
Salzburg waren, residierten sie im Chiemseehof in der Hauptstadt
27
Mit der Beru
fung Bernhards von Kraiburg (reg. 1467-1477) zum Bischofvon Chiernsee ist wohl
die eigentliche Grndung der bischflichen Bibliothek in Verbindung zu bringen,
denn mehr als 100 Bnde aus dem 15. Jahrhundert sind mit seinem Wappenstempel
und/oder seiner Devise 0 NOYS ("Der Sinn") versehen.
28
Viele Codices aus Bern
hards Besitz sind schlichte Gebrauchshandschriften mit den T hemenschwerpunkten
Theologie, Recht und klassische sowie humanistische Literatur, doch der Bischof war
auch Auftraggeber fr einen der produktivsten Buchknstler des
15.
Jahrhunderts -
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Ulrich Schreier. Aus seiner Werkstatt stammen die Deckfarben-
und
Fleuronne-Ini
tialen im Wiegendruck W III 24 (Alphonsus de Spina, Fortalitium fidei, Straburg, ca.
14 71)
ebenso wie der mit Rosettenstempeln verzierte Einband. Schreier stattete noch
weitere vier Bnde
9
der bischflichen Bchersammlung mit Illuminationen aus, im
restlichen Bestand findet sich kein erwhnenswerter Buchschmuck Handschriften
und Drucke, die vor oder nach Bernhard von Kraiburg an die chiemseeische Biblio
thek gelangten, entsprechen ebenfalls eher dem Bild einer Gebrauchs- als dem einer
Reprsentations-Bibliothek.
Als
Ergebnis der Napoleonischen Kriege wurde das Bistum Chiernsee
1805
auf
gelst, ein Groteil des Bibliotheksbestandes ging an die Knigliche Bibliothek in
Mnchen, der Rest wurde zwischen der sterreichischen Nationalbibliothek in Wien,
dem Benediktinerstift Michaelheuern
und
der Universittsbibliothek Salzburg aufge
teilt, die heute noch 69 Handschriften
und
mehr
als 140
Wiegendrucke aus dieser
Sammlung besitzt.
Illuminierte andschriften aus der erzbischflichen ofbibliothek
Beatrix Koll
Franz Michael Vierthaler hob 1799 in seinen ,Reisen durch Salzburg den
innere[n]
Werth der Hofbibliothek hervor
und
erwhnt kostbare Manuscripte, typographische
onumente
und
andere seltene Bcher in Menge.
30
Trotz der massiven Einbuen an
Handschriften und Drucken
als
Folge der Napoleonischen Kriege zhlt die verbliebe
ne Bchersammlung, die 1807 an die Universittsbibliothek gelangte, zum schnsten
und wertvollsten Besitz dieser Bildungseinrichtung.
Anfang des 19. Jahrhunderts bestand die Hofbibliothek aus fnf verschiedenen
Fonds:
31
1: Handbibliothek der Erzbischfe und des Kurfrsten Ferdinand III., Groherzog
von Toskana; darin integriert Bcher der ehemaligen Domschule
2: Alte Hofbibliothek
3:
Bibliothek des Collegium Virgilianum
und
der frstlichen Pagerie
4:
Bibliothek des Schlosses Herrnau
5: Bibliothek der Frstpropstei Berchtesgaden
Die ltesten Bestnde - Bcher aus den Handbibliotheken der Erzbischfe und der
alten Hofbibliothek - waren ber die Jahrhunderte gewachsen und bedurften einer
strukturierten Neuaufstellung. Der bibliophile Frsterzbischof Maximilian Gandolph
Graf von Kuenburg (reg. 1668-1687) begann 1672 mit einem wahrhaft prachtvol
len Bibliotheksbau Abb.
3
in der Neuen Residenz, der einem Inschriften-Chrono
gramm zufolge 1682 vollendet wurde.
Bibliothekar war unter seiner Amtsfhrung
und
der seines Nachfolgers Johann
Ernst Graf von Thun (reg. 1687-1709) der Benediktinerpater Otto Aicher (1630-
1705),
der die Bnde mit der charakteristischen Bibliothekssignatur
B.A.S. Biblio
theca Aulica Salisburgensis)
versehen
und
die Buchrcken mit gelblich-grauer Farbe
berstreichen lie. Alle von Maximilian
Gandolph neu angekauften Werke wur
den einheitlich gebunden:
en
Einband
aus hellem Pergament schmckte das gol
dene Supralibros des Besitzers, der Buch
schnitt war rot gefrbt. ltere Bcher aus
den erzbischflichen Sammlungen konn
ten durch bermalung des Buchrckens
harmonisch in die neu geschaffene Biblio
thek, die frstliche Macht reprsentieren
sollte,
3
integriert werden.
Ungefhr
220
Handschriften aus der
Hofbibliothek, darunter
85
Codices aus
dem Besitz von Salzburger Erzbischfen,
befinden sich heute in der Universitts-
Abb.
:
Max-Gandolph
Bibliothek in der Neuen
Residenz
13
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Abb. 4: Historisierte
Initiale und Randfigur,
kirchenrechtliche Sam-
melhandschrift, Nord-
frankreich, 2. Drittel
13. fh. Salzburg,
Universittsbibliothek,
M III
24,
fol. 3ra)
14
bibliothek. Seit Erzbischof Johann Jakob von Kuen-Belasy (reg. 1560-1586) fanden
Supralibros als Besitzermarken Verwendung, lteren Vorbesitz kann man anhand
gemalter Wappen
und
handschriftlicher Eintrge zuordnen. Inhaltliche Schwerpunk
te der erzbischflichen Sammlungen bilden naturgem Theologie und (Kirchen-)
Recht, doch zeigen sich Anstze thematischer Vielfalt - Medizin, Naturwissenschaf
ten, Historiographie, antike Schriftsteller-, die auf ein allgemeines B i l d u n g s i n t e r e ~ s e
hinweisen.
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Der Wille zur Reprsentation lsst sich an einer beachtlichen Zahl von
Handschriften mit qualitativ hochwertiger Buchmalerei internationaler Provenienz
erkennen: Werksttten aus Oberitalien (Kat. l , England (Kat. 2), Frankreich (Abb. 4),
Bhmen (Kat. 3), Ungar n (Kat. 11)
und
Deutschland (Kat. 13-16) vermitteln ein Bild
knstlerischer Vielfalt
und
sind ein Spiegel der weit ber die Grenzen des Erzstifts
hinausreichendenkulturellen Beziehungen des Salzburger Hofs.
Ein Weltmann war der "letzte groe Salzburger Erzbischof des Mittelalters",
34
Pil
grim II. von Puchheim (reg. 1366-1396): Priesterweihe in Venedig, Studium des Kir
chenrechts in Avignon - damals Sitz der ppstlichen Kurie
-,
Politiker mit Kontakten
zum Hof des rmisch-deutschen Knigs Wenzel
IV.
(reg. 1376-1400) in Prag
und
Mzen der Kunst. So wurde er in der Forschung stets in enger Verbindung mit dem
anonymen Liederdichter Mnch von Salzburg
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gesehen. Mit diesem Erzbischof ist
auch der lteste namentliche Besitzeintrag in einer Handschrift aus der Hofbibliothek
verbunden: Die im 13. Jahrhundert in Frankreich produzierte kirchenrechtliche Sam
melbandschrift M IH 24 (Abb. 4) trgt auf dem Einband den Schriftzug Pilgrimus
archiepiscopus Salzburgensis. In Avignon, wo Pilgrim zu dieser Zeit studierte, wurde
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