Eine Hundegeschichte, die in Andalusien ihren Anfang hat und in Deutschland weiter geht.
Für uns Zweibeiner sollte es eine schöne woche in Andalusien werden. , angenehme
Temperaturen, die Natur genießen während wir uns ein bischen sportlich betätigen. Angenehmes
Hotel, nette Mitreisende, gutes Essen…Oh, nie zuvor haben wir im Urlaub einen streunenden
gesehen. Nie zuvor passierte es, daß wir uns im Hotel nur noch vegetarisch ernährten, denn
„sie“ hatte Hunger, war dürr und ängstlich. Nachts war es sehr kalt, morgens war das Gras auf der
Golfanlage noch gefroren. Und das Hundemädchen so mager und mit ihrem dünnen Fell mußte doch
draußen furchtbar gefroren haben, dachten wir. Wir nahmen großen Anteil.
Also nach dem Frühstück zur Driving Range und Ausschau nach dem halten. Bestimmt ist sie
dort zu finden und liegt in der Sonne im Gras, um sich aufzuwärmen. Nun, Brotzeit bereit zur
Hundefütterung! und aus den Semmeln nehmen – ok, die auch dazu- Hunger
hat der Hund eben. Wir werfen alles ins Gras, sie schlingt das Futter herunter und hält aber von uns
achtsam Abstand. Vielleicht hat noch jemand etwas dabei? Nein, heute sehen wir niemanden, der
noch etwas für sie hat.
Das Abendessen ist beendet, wird in die Tüte gepackt und los geht es zur Barterrasse,
bestimmt kauert sie wieder im Dunkeln vor der Glasfront der Bar und wartet auf Almosen.
Irgendwie wird sie so oft übersehen oder man sagt : „Na du Schisser“. Ach, hätten doch mehr Leute
etwas zu essen mit heraus genommen. Wir haben jedenfalls an sie gedacht, auspacken,
füttern. Sie wedelt, freut sich. 23.00 Uhr, es ist sehr kalt, hoffentlich hast du einen geschützten
Übernachtungsplatz, kleine Maus, gute Nacht.
Wir schlafen bestimmt nicht gut, weil .
Die Kellner sagen, die Hündin gehört niemandem, man könne sie mitnehmen. Morgens nach dem
Frühstück geht einer von uns nicht zum Golf. Es muß jemand vom Tierschutz angerufen werden. Die
Hündin, so denken wir, muß kastriert werden, damit sie keine Babies bekommen kann, wir wollen
dafür sorgen und das bezahlen, dann wird das Hotel sie vielleicht weiterhin dulden? Also ich rufe
mindestens 15 Nummern in Deutschland und Spanien an, in D sind nur Anrufbeantworter an, in
Spanien verstehe ich die Tierschützer nicht. Lo siento, pero no hablo Espagnol. Also warten in
Ungewissheit.
2 weitere Tage. Ich bin erfolglos gewesen, habe zwar Tierschützer erreicht, aber noch niemanden
dazu bringen können, diese Hündin in einem Tierheim aufzunehmen. Es gibt eben so viele
und alle Plätze in den Tierheimen sind belegt. Wir zweifeln, ob wir uns überhaupt in dieses
Hundeleben einmischen sollen.
Von der 3. Etage sehe ich aus dem Fenster und ich sehe sie. Ich schnalze mit der Zunge, sie guckt
hoch, sieht mich und führt Freudentänze auf. Mir ist klar, sie braucht ein Zuhause. Plötzlich klingelt
das , eine Dame in Deutschland hat ihre Anruferliste abtelefoniert, ich weiß schon gar nicht
mehr wer wie und was. Egal, sie gibt meine Nummer an eine andere Dame in Spanien weiter. Diese
ruft mich also an. .. sie kennt eine weitere deutsche Dame, die in der Nähe unseres Hotels wohnt und
ein Tierheim kennt. Ich rufe sie sofort an.
Inzwischen haben wir Hundefutter besorgt. Die kleine erkennt uns schon und hüpft jetzt
immer vor Freude. Ist ja klar, daß wir dafür sorgen müssen, daß „Dagmar“ ein in
Deutschland bekommen wird. Wir können es uns hier nicht gut gehen lassen und zusehen. Es gibt
bestimmt einige Tiere oder viele, denen es schlechter geht-ja und Menschen auch, aber diese Hündin
da, sie ist vor unserer Nase und da tun wir jetzt eben etwas, auch wenn das sonst kaum einer der
Mitreisenden versteht. Die deutsche Dame ist bereit uns zu treffen. Sie bringt Halsband und Leine
mit. Wir sollen den Hund einfangen und morgen wird sie uns zu einem privaten Tierheim begleiten,
in dem wir die Hündin abgeben können. Noch am selben Abend schaffen wir es mit Futter, daß sich
„Dagmar“ das Halsband anlegen lässt. Ich sage Dagmar, daß ein Hund mit Halsband zu jemandem
gehört und deshalb besonders stolz sein kann.
Und diesen Stolz sieht man auf dem Foto deutlich. „Dagmar“ wünscht sich Obhut und wir werden sie
ihr geben.
Nächster morgen. Wir bangen, ob sie wohl auftauchen wird, damit wir sie anleinen und zum Auto
locken können . Ja! Mein Mann trägt sie in den Wagen, ich nehme auf dem Rücksitz platz
und gemeinsam mit der deutschen Dame fahren wir nach Ayamonte ins Tierheim-mit der Gewissheit,
daß „Dagmar“ erst einmal gut und regelmäßig versorgt werden kann. Dann kastriert, gechipt, geimpft
und mit Heimtierpass versehen, die Möglichkeit haben wird, nach zu reisen. Es steht ihr
einiges bevor und für sie wird es nicht leicht sein. So viele Hunde.. sie war ja ganz allein, ohne Rudel
und wird sich nicht gleich zurecht finden mit den Artgenossen. Wie wird sie das alles verkraften? Sie
ist ganz verängstigt als wir ankommen, versteht gar nichts. Es bricht uns das , daß wir sie dort
lassen müssen, in der Quarantäne bei den anderen Neuankömmlingen. Die Hunde sind neugierig und
alle sehr freundlich. Wir wundern uns über diese gutmütigen Geschöpfe, die keiner mehr wollte. Wir
lassen mein T-Shirt bei Dagmar, vielleicht hilft ihr das, sich zu erinnern, daß wir Gutes im Sinne
haben. Sogleich füllen wir die Adoptionspapiere aus, sie wird zu uns in ihr neues Heim kommen und
wenn unsere Hündin zu Hause „Dagmar“ nicht akzeptieren kann, finden wir ein anderes schönes
Heim für Dagmar. Wir bezahlen alles, auch die Hundekiste für eine eventuelle Flugreise. Nun
bekomme ich meine Quittung und bin erneute Hundebesitzerin . Gerade noch alles
geschafft, übermorgen werden wir abreisen.
Daheim denken wir jeden Tag an die kleine verängstigte Hündin, wird alles gut gehen, die Impfungen,
Bluttest, Operation, Reise? Wir halten Emailkontakt mit der Dame vom Tierheim, Anna spricht
deutsch und kann all meine Fragen beantworten und Sorgen zerstreuen. Wir bekommen leider
keinen -paten, aber 5 Wochen nach unserer Rückkehr geht ein von
vermittelten Hunden nach Deutschland, auch Dagmar bekommt einen Platz im Auto. Wir werden sie
dann holen. 5 Wochen können sehr lang sein. Wir haben doch etwas Angst um Dagmar. Die
Hundeschule, die ich öfters besuchte, riet mir, den Hund nicht zu nehmen, im Tierheim anzurufen,
daß Dagmar nach erfolgter Kastration wieder ausgesetzt werden soll. Diese Hunde würden kein
Zuhause wollen, sie möchten Freiheit und keine Menschen, keine Häuser. Unserer Hündin gegenüber
wäre es auch nicht fair…- ÄHH?? Gerade fällt mir dazu nur ein, daß viele Leute mit ihren
„Sonnenhunden“ sehr glücklich zu sein scheinen. (Wir sind zwar verwirrt, ignorieren, was nur eine
Meinung ist und alles bleibt wie vereinbart.)
Mit unserer italienischen Hündin im Schlepptau fahren wir rund 600 km nach Mitte-Deutschland,
übernachten und erwarten am 1. April 2012 die Ankunft der Hunde aus Andalusien. Sie kommen….
und unsere Dagmar ist ganz verändert, außer Rand und Band spielt sie mit allen Hunden, hat keine
Scheu- sie kennt ja alle aus dem Tierheim. Nach einer Stunde gehen wir alle vier zum Auto, füttern
beide Hunde, steigen ein und fahren 600 km nach Haus. Dagmar, es geht nach Hause.
Bei der zweiten Rast machen wir bei einer großen Wiese halt. Wir laufen mit den Hunden an den
Schleppleinen und auf einmal fangen sie miteinander an zu spielen. Es wird alles gut. Danke Becky,
danke Dagmar, danke Tierheim Ayamonte, Anna und Frau Schauer.Es hat sich eben so gefügt.
So und nun.. das ist „Dagmars“ neues Leben, natürlich auch Beckys neues Leben und unseres, denn
nie wollten wir 2 Hunde haben, wir konnten ja nicht ahnen, daß das so schön sein würde. Und die
Aussage der Hundeschule hat sich nicht bewahrheitet wie zu sehen ist (was natürlich Glück ist und
meiner Meinung nach von „oben“ eben so eingerichtet worden ist):