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“Ein Praktikum im Loro Parque…ja da wollte ich auch schon immer hin, aber die nehmen doch bestimmt nur ganz wenige…“, das sind Worte die ich immerwieder zu hören bekomme und in der Tat war es nicht ganz einfach einen Praktikumsplatz zu bekommen, aber nicht unmöglich. Meine Idee ein Praktikum in Teneriffa zu absolvieren entstand bei dem Wunsch einige Wochen im Zoo zu verbringen und dabei meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Da der Loro Parque weltweit bekannt ist hatte ich natürlich Sorge das in dem begrenzten Zeitraum der mit zur Verfügung stand bereits Studenten eingeteilt waren, deshalb habe ich mich sofort nachdem alle Termine feststanden 2,5 Jahre im voraus beworben. (Aber auch Studenten die sich kurzfristig bewarben haben einen Platz bekommen, ein bisschen Glück ist immer dabei) Leider liefert die Internetseite keine Informationen was eventuelle Praktikumsinteressenten zu beachten haben, oder an wen sie sich wenden können. Von einer Freundin bekam ich dann eine Emailadresse eines Verantwortlichen. Die erste Antwort erhielt ich ca. nach einer Woche. Es war ein Platz frei, jedoch sollte man einige strenge Kriterien erfüllen, wie z.B. keine Tattoos, keine Rasta Haare, keine unnatürliche Haarfarbe und keine Piercings besitzen. Neben einigen weiteren Formularen baten sie auch um ein schreiben der Universität das bestätigt das ich ausreichend Kranken- und Haftpflichversichert bin. Die Kommunikation war sehr freundlich und die Antworten kamen schnell, sodass man schnell erfuhr ob es mit dem Praktikum funktioniert oder nicht. Auch bei der Suche einer Unterkunft wurde mir geholfen, da die Dame die die Praktikanten betreut selbst Studenten aufnahm oder auf Wunsch auch eine Wohnung vermittelt. Natürlich hatte ich mir vorgenommen Vokabeln zu lernen und mich in Fachliteratur einzulesen, aber wie es immer ist schiebt man es so lange vor sich her, bis dann auch schon der Abreisetag vor der Türe steht. Also flog ich mit meinen Sprachkenntnissen aus der Oberstufe und meinem Uniwissen über Vögel auf die Kanarische Insel. Als einzige Vorbereitung habe ich bei dem interkulturellen Training teilgenommen, von dem es hieß das es ein Vorteil sei um ein Stipendim zu bekommen und auf das sich meine Lust natürlich in Grenzen hielt mein Wochenende damit zu verbringen. Es stellte sich jedoch heraus das es ein toller tag werden sollte, an dem ich sehr viel über mich selbst und mein eigenes Verhalten gelernt habe. Die Moderatoren waren sehr engagiert und sympathisch. Ich kann dieses Training wärmstens weiterempfehlen. Aus Berichten von anderen Studenten die bereits dort waren habe ich schon

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erahnt das dies wohl eher ein “Theoretikum” als ein Praktikum werden würde, da ständig neue Studenten in die Klinik kommen und es auch sehr teuere Vögel zu betreuen gibt, bei denen es zu riskant ist jemand fremden dran zu lassen. Die Klinik besteht aus drei Tierärzten, von denen einer die Klinik leitet, und 2 Tierarzthelfern und mindestens 2 Praktikanten. Entgegen der Annahmen “ das da ja eh nur Deutsche sind” wurde hier fast ausschließlich Spanisch gesprochen. Eine Helferin kann deutsch, ein Tierarzt und eine Helferin jedoch fast kein Englisch. Mit den anderen beiden Tierärzten haben wir auf Englisch kommuniziert. Als ich an meinem ersten Arbeitstag zusammen mit einem anderen neuen Praktikant die Klinik betrat waren wir sehr überrascht, denn zusammen mit den schon vorhandenen gab es nun 5 Praktikanten. Natürlich gab es nicht genügend Arbeit für alle, aber alle waren bemüht und außergewöhnlich freundlich. Ich war positiv überrascht, es gab Journal-Clubs, die mehr oder weniger regelmäßig, je nach Zeit organisiert wurden. Wir mussten uns in Themen einlesen und referieren und haben zum Schluss sogar eigene Patienten gehabt, über die wir diskutiert haben und über deren Behandlung wir mit entscheiden konnten. An jedem Tag muss mindestens ein Praktikant anwesend sein und es wurde zu beginn festgelegt das die neuen Praktikanten jeweils von Sonntag bis Donnerstag bzw. von Dienstag bis Samstag arbeiten, so dass auch am Wochenende Studenten in der Klinik waren. Zu tauschen war jedoch kein Problem. Jedoch kann ich nur empfehlen am Wochenende zu arbeiten, da man dort viel selbstständiger arbeiten kann und wirklich Eigeninitiative gefragt ist. Zu den Aufgaben der Studenten gehört die medizinische Versorgung der Patienten zusammen mit einer Helferin, das Vorbereiten der Medikation für den nächsten Tag und natürlich sonstige Arbeiten die anfallen auszuführen. Jeden Tag wird eine kurze Runde durch den Park gedreht um mit den Chefs der einzelnen Departements zu sprechen ob es Probleme gibt. Auch die Babystation wird täglich besucht um Patienten die nicht in der Klinik sind dort vor Ort zu betreuen. Ein Student darf mit und wer das ist bestimmt der Tierarzt der gerade die Runde macht. Die Verteilung erfolgte aber immer sehr fair. Natürlich gibt es Termine zu denen jeder gerne mitkommen möchte: Orcas, Delfine oder anderen außergewöhnlichen Tieren Blut zu nehmen stand natürlich ganz oben auf der Beliebtheitsskala, aber auch hier stellte sich heraus das jeder einmal diese faszinierenden Dinge erleben durfte. Wenn man nicht die Runde mitgelaufen ist blieb man in der Klinik, versorgte die Patienten und half bei den OPs. Leider hatte man zu selten die erste OP- Assistenz, so dass man zwar immer über die Schulter schauen konnte, aber außer kleinen Sachen nicht viel helfen konnte.

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Die Arbeitszeiten sind für Praktikanten von 8-17 Uhr. Pause ist von 13-14 Uhr. Nach der Pause geht es weiter mit OPs und der Pathologie. Jedes Tier das im Park stirbt wird seziert. Mir persönlich haben diese Sektionen mit am besten gefallen, denn es ist immer traurig wenn ein Tier nach langem Klinikaufenthalt stirbt, umso neugieriger ist man, was es denn für weitere Probleme hatte. Nachmittags müssen die Studenten dann alle Medikamente für den nächsten Tag vorbereiten. Um 17 Uhr dürfen die Studenten gehen, es sei denn wichtige Arbeiten sind noch zu erledigen. Die Tierärzte haben das beschlossen, da sie selbst Schreibkram zu erledigen haben und sie sich so nicht verantwortlich fühlen müssen die Studenten zu betreuen. Aufrichtiger Weise muss man doch sagen das man (wie immer) mehr als Helfer arbeitet als als Tierarzt und deshalb auch oft die Helfer als Ansprechpartner für jegliche Fragen herhalten müssen. Überrascht hat mich wie viel die Helferinnen im eigenen Labor erledigen können. Hämatologie, Mikrobiologie und natürlich die allseits unter Praktikanten geliebten KOTPROBEN . Von denen es in einem Zoo der hauptsächlich Vögel beheimatet jede menge gibt. Selbst wenn es keine Operationen gab bei denen man zusehen konnte - im Labor gab es immer etwas zu tun und es wurde alles noch so geduldig erklärt. Auch wenn es eigentlich heißt das immer nur 2 Praktikanten zur selben Zeit in der Klinik sein sollen so gibt es natürlich Überschneidungen. Als mein Praktikum begann waren wir zu fünft. Jedoch bekamen wir gesonderte Aufgaben und es war nie langweilig. Die Klinik im Loro Parque betreut nicht nur den Park, sondern auch die Zuchtstation “La Vera”, die sich ein paar Kilometer oberhalb des Parks befindet, die “Finca Ucanca” in der Vögel leben die ansteckende Krankheiten haben sowie sämtliche Quarantänestationen. In der Klinik werden hauptsächlich Papageien versorgt, gelegentlich auch kleine Säuger. Große Tiere werden in ihren Gehegen behandelt und die Sicherheit des Menschen geht immer vor. Solange der Trainer es nicht erlaubt muss man sich in einiger Entfernung aufhalten. Erst wenn der Trainer beschließt das es sicher ist, kann man sich dem Tier nähern. Zu meiner Zeit im Park wurde gerade mit den Seelöwen das Ultraschallen geübt. Der Tierarzt bestimmt welches Tier geschallt werden soll und dann müssen die Trainer mit dem Tier üben. Als Sono-Ersatz diente hier ein Plastikkanister an den man einen Ultraschallkopf befestigt hatte. Wenn das Tier dann ausreichend trainiert ist kann der Tierarzt dann die wirkliche Ultraschalluntersuchung durchführen. Genauso lief es ab als wir Zähne der Tiere röntgen wollten. Erst muss der Seelöwe lernen eine Platte in seinem Mund zu akzeptieren, bevor dann die eigentliche Untersuchung organisiert werden kann. Ein weiteres Problem bei den Seelöwen ist das sie sehr viel Angst vor fremden (oder vor Personen die weiß angezogen sind) haben, sodass die Studenten meist hinter der Türe zuschauen mussten.

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Alles in allem kann ich sagen das ich tolle 3 Monate im Loro Parque verbracht habe. Zu Beginn war ich etwas enttäuscht das man fast gar nichts machen darf was in die tierärztlichen Aufgaben fällt, sondern nur Helferjobs, dafür hat man aber auch Tiere aus der Nähe und ohne Gitter dazwischen betrachten oder behandeln dürfen, an die man wahrscheinlich nie wieder so Nahe heran kommen wird. Ich kann dieses Praktikum weiterempfehlen mit dem Vorbehalt das man, wenn man viel Wert darauf legt praktisch als Tierarzt arbeiten zu dürfen besser woanders hingehen sollte. Wenn ich noch mal wählen dürfte hätte ich evtl. einen kürzeren Zeitraum gewählt denn zur Prüfungsvorbereitung habe ich hier nur den Bereich “Vögel” abdecken können.


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