Franco Rau Forum „Digitale, interak4ve Didak4k“ 18. Juni 2015
Digitale Kompetenz Perspek4ven, Begriffe und Herausforderungen
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Perspek4ven unterschiedlicher Akteure
Digitale Kompetenz / Medienkompetenz
Herausforderungen
1 Perspek4ven unterschiedlicher Akteure Betrachtung von Technologie und Menschen
Medialer/Digitaler Wandel Unsere Welt verändert sich. Erkennen wir Veränderungen?
„Die Erfindung hat so viele Mängel, dass es nicht ernsthaU als Kommunika4onsmiVel taugt. Das Ding hat für uns an sich keinen Wert.“
Memo der Western Union Financial Services zur Erfindung des Telefons (1876) zi4ert nach Aigner (2013)
Medialer/Digitaler Wandel Unsere Welt verändert sich. Erkennen wir Veränderungen?
Geräte 1998 2012 2014
Handy 8 96 96 Smartphone / 47 88 Tablet-‐PC / 7 21
JIM-‐Studie, Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (1998, 2012, 2014)
„Die Erfindung hat so viele Mängel, dass es nicht ernsthaU als Kommunika4onsmiVel taugt. Das Ding hat für uns an sich keinen Wert.“
Memo der Western Union Financial Services zur Erfindung des Telefons (1876) zi4ert nach Aigner (2013)
Gerätebesitz von Jugendlichen
Perspek?ve auf Technologie im Sinne von „Als die Lesesucht die Menschen krank machte“
1. „Wofür soll das biVe gut sein? 2. Das braucht doch kein Mensch. 3. Die Einzigen, die das wollen, sind
zweifelhaUe oder privilegierte Minderheiten. 4. Das ist ja nur eine Modeerscheinung. 5. Die Innova4on verändert überhaupt nichts. 6. Die Neuerung ist zwar ganz gut, aber nicht gut genug. 7. Sie stürzt schwache Charaktere ins Verderben.“
Felix Müller (2. Nov. 2012), welt.de
Technologiepessimis4scher Blick
„Books will be obsolete in the schools ... It is possible to teach every branch of human knowledge with the mo4on picture. Our school system will be completly changed in ten years.“
„Nothing has more poten4al to liU more people out of poverty [...] And nothing has more poten?al to enable us to reimagine higher educa?on than the massive open online course, or MOOC, plamorms“
Thomas Friedman (26. Januar 2013), New York Times
Thomas Edison (1913), zi4ert nach Kerres (2012)
Perspek?ve auf Technologie im Sinne von „technical fix“ (Gouse4, 2010)
Technologieop4mis4scher Blick
Prak4ken von Menschen
Poli4scher Diskurs
WissenschaUlicher Diskurs
Besorgte Eltern
WirtschaU & Industrie Medienentwicklung und -‐produk4on
Dominanz der jeweiligen Perspek4ven unterscheidet sich je nach Diskurs
Unterschiedliche Diskurse
nach Grell (2013)
Unterschiedliche Perspek4ven Blick auf Menschen in einer Informa4onsgesellschaU
Mündigkeit des Menschen? Mensch als MiMel?
© Jorge Cham (hVp://www.phdcomics.com/)
„Complex human being“ Blick auf Menschen und Fragestellung an digitale Kompetenz
„Welche Kompetenzen brauchen junge Menschen für die Entwicklung ihrer individuell geprägten Persönlichkeit, um in der GesellschaU Orien4erung zu finden und sich in der Arbeitswelt behaupten zu können? Welche grundlegenden Anforderungen stellen sich aus der Sicht der GesellschaU und der Arbeitswelt an junge Menschen, damit sie den veränderten Arbeitsbedingungen und dem kulturellen Wandel gerecht werden können?“
BMBF (2010)
Welche grundlegenden Anforderungen stellen sich aus der Sicht der Arbeitswelt an junge Menschen, damit sie den veränderten Arbeitsbedingungen gerecht werden können? Welche Qualifika4onen in Bezug auf und welches Wissen über Digitale Medien müssen vermiVelt werden sowohl im Hinblick auf eine breite allgemeine Berufs-‐fähigkeit als auch für die nachhal4ge Innova4ons-‐fähigkeit von Unternehmen?
„brain on s4ck“ / “human resources“ Blick auf Menschen und Fragestellung an digitale Kompetenz
Technologie-‐ op4mis4sche Perspek4ve
Technologiepessimis4sche Perspek4ve
Verschiedene Perspek4ven
Grundannahmen einer „Digitalen Interak4ven Didak4k“?
„complex human being“
„Brain on a s4ck“
Blick auf Menschen
Blick auf Technologie
2 Digitale Kompetenz / Medienkompetenz Begriffe und Konstrukte im wissenschaUlichen Diskurs
„Digitale Kompetenz“ Im deutschsprachigen Fachdiskurs derzeit kein relevanter Begriff
„Digital Divide -‐ Digitale Kompetenz im Kindesalter“ (2009)
Deutsches Jugendins4tut (BMBF)
„D21-‐Digital-‐Index 2014“ Eine Studie der D21 Ini4a4ve (BMWE)
„Digitale Kompetenz“ Im deutschsprachigen Fachdiskurs derzeit kein relevanter Begriff aber: Verwendung als (Teil-‐)Messgröße beim D21-‐Digital-‐Index 2014
Der D21-‐Digital-‐Index 2014 „bildet eine Messgröße für den Digitalisierungsgrad Deutschlands in über 200 Einzelinforma4onen, die sich in vier große Themenbereiche zusammenfassen lassen: Zugang, Nutzungsvielfalt, Kompetenz und Offenheit.“
Digital-‐Index (2014, S. 20)
„Digitale Kompetenz“ Verwendung als (Teil-‐)Messgröße beim D21-‐Digital-‐Index 2014
Digital-‐Index (2014, S. 20)
Ein weiteres Konstrukt und deren Probleme
„Kompetenzen“ aus ICILS 2013-‐D
Wilfried Bos et al (2013, S. 94)
Medienkompetenz Leitbegriff des medienpädagogischen Fachdiskurses und weiteren Diskussionsfeldern
Noam Chomsky (1968), SprachwissenschaUler am MIT
Jürgen Habermas (1971), Philosoph „kommunika4ve Kompetenz“
Dieter Baacke (1973) „Kommunika4on und Kompetenz“
1990er Jahre „Medienkompetenz“ wird zum Schlagwort im medienpädagogischen Diskurs
Nach Tulodziecki (2011)
Medienkompetenz Konstrukt nach Baacke
Darstellung von Wikimedia -‐ nach Baacke (1999)
Medienkompetenz Entwicklung zum Schlagwort)
„Insgesamt wurde die Verbreitung des Medien-‐kompetenzbegriffs auch dadurch begüns4gt, dass er zugleich geeignet schien, ökonomisch mo4vierte Forderungen an Allgemeine Pädagogik sowie berufliche Aus-‐ und Weiterbildung angesichts einer globalisierten WirtschaU bildungspoli4sch auszudrücken [.... Daher] verwundert es auch nicht das der Begriff in ökonomisch und bildungspoli?schen Kontexten häufig nur funk?onal gebraucht wurde und wird, d.h. ohne die medien-‐ und gesellschaUskri4schen Bezüge [...]“
Gerhard Tulodziecki (2011, S. 21 f.)
Thomas Damberger (2013)
Zwischenfazit
"Medienkompetenz bezeichnet Kenntnisse, Fähigkeiten und BereitschaUen bzw. Wissen, Können und Einstellungen (einschließlich von Wertorien4erungen), die als Disposi4onen für selbstständiges Urteilen und Handeln in Medienzusammenhängen gelten“.
Was bleibt?
„[...] dass wir bei unserem Vorhaben, Menschen zu einem kompetenten Umgang mit Medien zu führen, in der großen Gefahr stehen, sie zur Halbmedienkompetenz zu verführen.“
Gerhard Tulodziecki (2011, S. 23)
3 Herausforderungen Technologie transpor4ert „mehr“
„... educa4onal technology is not a neutral force that simply needs to be used in the ‚right‘ or ‚best‘ way to pay dividends.”
Neil Selwyn (2014, p. 16)
Mehrwert staV Eigenwert
„Will Schule nicht wie ein Fossil aus der Steinzeit wirken, sollte sie für jene Prak4ken, die im Alltag mit digitalen Medien erledigt werden, dieselben Techniken einsetzen. So sollten in Unterrichtsmaterialien nicht Briefe geschrieben und Schreibmaschinen genutzt werden, wo Mail, SMS und Handy selbstverständlich geworden sind.“
Fragwürdige Selbstverständlichkeiten
Heinz Moser (2010, S. 23)
Medien nur Werkzeuge
Fragwürdige Selbstverständlichkeiten
Boris Kraut (2012)
Michael Kerres (2012, S. 73)
Effek4vität & Effizienz
„Im MiVelpunkt von Mediendidak4k steht allgemein die Fragestellung, wie Medien sinnvoll eingesetzt werden können, um Lehr-‐ und Lernziele effek?v und effizient zu vermiVeln. “
Fragwürdige Selbstverständlichkeiten
„Mit den Begriffen Effek4vität und Effizienz kommen Kategorien ins Spiel, die im pädagogischen Diskurs kri4sch hinterfragt werden. Lernprozesse lassen sich nicht beliebig herstellen und durch ausgefeilte Technologien op+mieren wie andere Produkte. “
Claudia De WiV & Thomas Czerwionka (2007, S. 10)
Technik staV Lehrpersonen
„... haben sich die Erwartungen gewandelt. Bildungsmedien waren in ihren Anfängen (d.h. spätestens seit Comenius) DarstellungsmiVel, mit denen sich Sachverhalte prägnant illustrieren liessen. Mit dem Au|ommen von Radio, Fernsehen, Video und Computer war hingegen immer wieder die Erwartung verbunden, dass Medien zumindest teilweise Lehrpersonen ersetzen könnten.“
Fragwürdige Selbstverständlichkeiten
Dominik Petko (2007, S. 5)
Vorhandene Ideologien? Fragwürdige Selbstverständlichkeiten
Ja Nein
Digitale Medien brauchen Mehrwert
Effek4vität & Effizienz ist das Ziel digitaler interak4ver Didak4k
Technologie kann und soll Lehrpersonen ersetzen
Digitale Medien sind Werkzeuge und nicht mehr
Diskussionsanlässe
Auf welchen Grundannahmen (über Menschen und Technologie) basiert eine digitale interak4ve Didak4k?
Inwiefern kann die digitale Kompetenz die (norma4ve)
Zielstellung einer digitalen interak4ven Didak4k darstellen? Was ist der (analy4sche) Gegenstandsbereich/
Referenzrahmen einer digitalen interak4ven Didak4k?
Offene Fragen
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
hVp://de.slideshare.net/FrancoRau hVps://twiVer.com/FrancoRau [email protected]‐darmstadt.de
Literatur & Verweise
• Aigner, M. (2013): Die größten Technologie-‐Irrtümer der Geschichte.
hVp://suite101.de/ar4cle/die-‐groessten-‐technologieirrtuemer-‐der-‐geschichte-‐a67623 • Bos, W. et al. (2013): ICILS 2013 -‐ Computer-‐ und informa4onsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in der 8. Jahrgangsstufe im
interna4onalen Vergleich. hVp://www.waxmann.com/fileadmin/media/zusatztexte/ICILS_2013_Berichtsband.pdf • Bundesministerium für Bildung und Forschung – BMBF (2010): Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur.
hVp://www.bmbf.de/pub/kompetenzen_in_digitaler_kultur.pdf • Ini?a?ve D21 | Netzwerk für die Digitale Gesellscha` (2014): D21 -‐ Digital -‐ Index 2014 Die Entwicklung der digitalen GesellschaU in Deutschland.
hVp://www.ini4a4ved21.de/pormolio/d21-‐digital-‐index-‐2014/ • Damberger, T. (2013): „Halbmedienkompetenz?“ – Überlegungen zur kri4schen Dimension von Medienkompetenz. In: Medienimpulse.
hVp://www.medienimpulse.at/ar4cles/view/496 • De WiM, C. & Czerwionka, T. (2007): Mediendidak4k. Deutsches Ins4tut für Erwachsendenbildung (DIE). wbv. Bielefeld.
hVp://www.die-‐bonn.de/doks/2007-‐mediendidak4k-‐01.pdf • Gouse?, A. (2010): Web 2.0 and educa4on: not just another case of hype, hope and disappointment? In: Learning Medien and Technology (35:3),
351-‐356 • Grell, Petra (2013): Handlungsfähigkeit in einer digital vernetzen Welten. Vortrag auf dem Fachtag der Thüringer Landesmedienanstalt.
hVp://de.slideshare.net/PGrell/grell-‐fr-‐tlm-‐gera-‐2013-‐handlungs�igkeit-‐digital-‐vernetzte-‐welt-‐slideshare • Ini?a?ve D21 (2014). D21 -‐ Digital -‐ Index 2014 Die Entwicklung der digitalen GesellschaU in Deutschland.
hVp://www.ini4a4ved21.de/pormolio/d21-‐digital-‐index-‐2014/ • Kerres, M. (2012) Mediendidak4k. Konzep4on und Entwicklung mediengestützter Lernangebote. Oldenbourg Verlag. München. • Kraut, B. (2012): Freie Bildung: Web2.0-‐Tools als Türöffner für die WirtschaU. Vortrag auf der Tagung GML² 2012.
hVp://www.gml-‐2012.de/programm/Folien/kraut.pdf • Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest -‐ MPFS. JIM-‐Studie 2014 hVp://www.mpfs.de/?id=631 • Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest -‐ MPFS. 15 Jahre JIM-‐Studie hVp://www.mpfs.de/index.php?id=584 • Moser, H. (2010): Schule 2.0. Medienkompetenz für den Unterricht. Carl Link. Köln. • Petko, D. (2007): Grundbegriffe – Worum geht es?. In: Didak4k. Computer im Unterricht – Didak4k und Methodik. Bern.
hVps://guides.educa.ch/sites/default/files/didak4k_d_lang.pdf • Selwyn, N. (2014): Distrus4ng Educa4onal Technology: Cri4cal Ques4ons for Changing Times. Routledge. New York • Tulodziecki, G. (2011): Zur Entstehung und Entwicklung zentraler Begriffe bei der pädagogischen
Auseinandersetzung mit Meiden In Medienbildung und Medienkompetenz. Kopaed. München.