auf Spurensuche:
MyelodysplastischeSyndrome
Das myelodysplastische Syndrom ist eine schwere, lebensbedrohliche Blutkrankheit.
Es sind alle Altergruppen betroffen, tritt jedoch vorrangig bei älteren Menschen mit einer Häufigkeit von 1 – 10 Fällen jährlich pro 100 000 Einwohnern auf.
Das Syndrom ist eine erworbene Stammzellenerkrankung, welche sich auf die Zusammensetzung des zentralen Organes Blut auswirkt.
Mit mehr als 60 verschiedenen Untergruppen gilt diese Erkrankung in ihren genetischen Ursachen noch als recht unerforscht und hypothetisch.
Bekannt sind jedoch Entwicklungswege und -stadien.In 10 bis 60 % der Fälle droht ein Fortschreiten zur akuten Leukämie.
Die mediane Überlebenszeit beträgt, abhängig von der Unterart, zwischen 5 und 51 Monaten.
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März 2005, Diagnose des myelodysplastisches Syndrom für meinen Großvater
* 1924 † 2006
Übersicht/Inhalt
Thematische Einführung Hämatopoese Das Knochenmark Blutzellen
Das Syndrom MDS – schematischer Überblick
Klassifikation nach Ursachen WHO-Klassifikation
Zelluläre Vorgänge genetische Betrachtungen
Symptome und Beschwerden Diagnose MDS Behandlung und Therapie Prognose Qellen
Uniklinik Essen, oben: MDS RAEB, unten: RAEB mit Megakaryozyten
Hämatopoese
Begriff „Pluripotent“Zellen, die sich zu jedem Zelltyp
ausdifferenzieren können, da sie noch nicht auf einen bestimmten Gewebetyp
festgelegt sind
...beschreibt die Blutbildung und Reifung der Blutzellen im Knochenmark.
Ausgangspunkt ist eine pluripotente Stammzelle. Über den Weg der lymphatischen und myeloischen Vorläuferzellen, reifen jene
in folgenden Vorgängen zu Blutzellen heran:
1. Leukopoese: Bildung von Leukozyten 2. Erythropoese: Bildung von Erythrozyten 3. Thrombopoese: Bildung von Thrombozyten
Verweis--> Knochenmark--> Blutzellen
Das Knochenmark
Eine besondere Rolle spielen dabei die Blasten.Dies sind junge, nicht endgültig differenzierteZellen.
In der Regel entwickeln sie sich zu einemspeziellen Zelltyp und bilden somit dieuniverselle Grundlage der Blutzellenproduktion.
Das Knochenmark ist ein blutbildendes Organ und produziert somit alle Blutzellen des Menschen.
Als spezialisiertes Binde- und Stammzellengewebe füllt es die Hohlräume der Knochen.
Blutige Angelegenheit
Thrombozyten ...Blutblättchen
Spielen eine wichtige Rolle in der Hämostase (Blutgerinnung).Normalwert: 150.000–380.000 pro µL Blut
Erythrozyten ...rote Blutkörperchen
Ihre Aufgabe ist der Sauerstofftransport, bewerkstelligt mit Hilfe des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin.Normalwert: 4,3 - 5,9 Millionen/µl
Leukozyten ...weiße BlutkörperchenLeukozyten gehören zum Immunsystem und erfüllen somit spezielle Aufgaben in der Abwehr von Krankheitserregern und körperfremden Strukturen. Normalwert: 4 000 - 10 000 pro µl Blut
Rückblick
Die Stammzellen des Knochenmarks durchlaufen verschiedene
Reifungs- und Teilungsstadien. Am Ende entstehen rote Blutkörperchen (Erythrozyten),
weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten).
Das Syndrom – Was passiert?
Bei etwa der Hälfte der MDS-Patienten ist das Erbgut der Stammzellen verändert. Je mehr Chromosomenveränderungen vorliegen,
desto ernsthafter ist das Krankheitsbild.
Bei MDS-Patienten sind diese Stammzellen entartet.
Sie durchlaufen keine normale Reifung und Teilung mehr. Die produzierten Zellen sind funktionslos und sterben ab.
Deswegen ist die Anzahl aller drei Zellarten vermindert.
Bei manchen Patienten vermehren sich die unreifen Stammzellen mit der Zeit unkontrolliert, der so genannte Blastenanteil steigt.
Ursachen der Erkrankung
nach Einwirkung anderer leukämogener Noxen:
organische Lösungsmittel (Benzol, halogenierte
Kohlenwasserstoffe)
- Einteilung nach auslösenden Ursachen -
de novo („primäres“) MDS: keine auslösenden Noxen
bekannt, über 90% der Krankheitsfälle
„sekundäres“ MDS: selten, fast immer mit Chromosomendefekten assoziiert, ungünstige
Prognose
therapieinduzierte Formen: nach früherer Chemotherapie
Strahlenbehandlung oder kombinierter Radiochemotherapie
Erbanlagen: Menschen mit Down-
Syndrom, Fanconi-Anämie und Morbus
Recklinghausen sind verstärkt anfällig.
krankheitserregende Ursachenwerden als Noxen bezeichnet
WHO-KlassifikationMan unterscheidet acht Untergruppen des MDS
anhand morphologischer und zytogenetischer Kriterien:
Gestaltlich, den äußeren Bau betreffend
Anzahl und Strukturder Chromosomen
Ein- oder Mehrlinien MDS
Auftretende Häufigkeit
Störung welches Blutbildungsvorganges?
peripherer Blastenanteil
medullärer Blastenanteil
Ringsideroblasten
mediane Überlebenszeit
kumulatives Leukämierrisiko
Beispiel der Refräkteren Anämie (RA) WB
Einlinien MDS
5 - 10 %
Erythrozytopoese
< 1%
< 5%
< 15%
> 5 Jahre
7,5 – 26 %
Zelluläre VorgängeMDS ist eine klonale Erkrankung der Stammzellen
Ausgang bildet eine genetisch veränderte Knochenmarkstammzelle. Deren Abkömmlinge breiten sich im Knochenmark aus und verdrängen gesunde Zellen.
Bösartige Tumore werden als maligne Tumore bezeichnet.
Etwa die Hälfte aller Patienten mit MDS weist klonale Karyotypveränderungen in den Knochenmarkzellen auf.
Als Grundlage dafür werden Chromosomenanomalien vermutet, welche mit einer Häufigkeit von 30 – 80 % auftreten.
Genetische Betrachtungen
Forschungsergebnissen zu Folge spielen vorallem
Vorgänge am 7. Chromosom eine Rolle für die Entwicklung
zu Tumorzellen.
Dabei seien im besonderenMaße Vorgänge der Deletion, Monosomie und Translokation
q-Arm wirkend.
„Mutator“-Gene ...kodieren DNAKorrektursysteme und sind somit für die
Instandhaltung und Reparation der genetischen Information zuständig.Sie sorgen für eine dauerhafte Stabilität des Genoms, indem
fehlerhafte Basenpaarungen neugeknüpft und spontane Mutationen in den meisten Fällen verhindert werden können.
Eine Mutation derselbigen Gene, führt somit zur Veränderung des Reparaturmechanismus, was eine Erhöhung der Mutationrate bis
ins tausendfache zur Folge hat. Es herrscht eine hohe Instabilität und resultierend eine erhöhte
Anfälligkeit für maligne Tumore.
Es ist deshalb möglich anzunehmen, dass eine dominante Vererbung des defekten “Mutator”-Gens das Auftreten von
Tumoren fördert!
Tumor-Suppressorgene (TS-Gene) Jene Gene sind verantwortlich für die Hemmung des Zellwachstums.
Kommt es zur Mutation oder zum Verlust beider Allele, kann ungehemmtes Wachstum, im Sinne eines Tumors, die Folge sein.
Symptome/Beschwerden
Verstärkte Blutungsneigung.
Der Betroffene blutet leichter und bekommt schneller
blaue Flecken (Blutergüsse).
Anfangs bestehen meist keine Beschwerden, sodass bei circa der Hälfte aller Patienten dieMDS zufällig bei einer Routineblutuntersuchungentdeckt wird.
unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit,
Kopfschmerzen, verminderte
Leistungsfähigkeit, Schwindel, Reizbarkeit,
Herzklopfen oder Schwäche
MDS ... die Zahl der roten und weißen
Blutkörperchen sowie der Blutplättchen ist reduziert.
Es kommt zu vermehrten Infektionen und Fieber, verursacht durch ein geschwächtes Immunsystem.
Mangel anThrombozyten
Mangel anErythrozyten (Anämie)
Mangel anLeukozyten
Feststellen der Erkrankung
Chromosomenanalyse zum Nachweis zytogenetischer Aberrationen
und Prognosebeurteilung nach IPSS-Score
Knochenmarkbiopsiezellreiches Knochenmark,
da Produktion der Knochenmarkszellen meist hoch, die Reifung jedoch ineffektiv ist.
Auftreten und Erkennen der Symptome.
BlutuntersuchungBestimmung der Anzahl der Blutzellen.
Vorliegen einer Panzytopenie (Erniedrigung aller Zellformen)
RückblickDas Myelodysplastische Syndrom wird nach dem Aussehen der
Knochenmarks- und Blutzellen unter dem Mikroskop eingeteilt. Wichtig für die Therapieplanung ist der Nachweis,
ob und wie das Erbgut der Knochenmarkzellen verändert ist.
Behandlung/Therapie
Beobachten des Krankheitsverlaufes
BluttransfusionKnochenmark- und Stammzellentransplation
Chemotherapie oder biologische Therapie
Medikamente
Die Art der Behandlung hängt vom Typ des myelodysplastischen Syndroms, sowie von Alter und allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab.
Die Behandlung richtet sich nach der Einteilung der Erkrankung. Grundsätzlich unterscheidet man in diesem Fall in eine Niedrig- und eine Hochrisiko-MDS.
Im Falle der RA meines Großvaters wurde der Hb-Wert von 4,1 durch 4 Transfusionen auf 6,7 erhöht.
Prognose
medullärer Blastenanteil + Anzahl peripherer Zytopenien + Merkmale Karyotyp
= 4 Prognosegruppen hohes Risiko intermediäres Risiko 2
intermediäres Risiko 1
niedriges Risiko
--> ermöglicht Vorhersagen des natürlichen Krankheitsverlaufs, einschließlichder Überlebenszeit und der Wahrscheinlichkeit des Leukämierisikos
Zur Prognosebeurteilung hat sich das
International Prognostic Scoring System (IPSS) durch-gesetzt.
Quellen
Befunde des Klinikum Landkreis Löbau-Zittau, Klinik für Innere MedizinPatient Walter Berndt, im März und September 2005
Internetim Ordner „Quellen“ ausführlich beigefügt