untersuchungen an quellen im nordosten des landkreises ostprignitz-ruppin

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Natur 1 Untersuchungen an Quellen im Nordosten des Landkreises Ostprignitz-Ruppin 1 Sascha Thiele, Florian Winter, Silke Oldorff und Tom Kirschey Als „Quellbereich“ wird ein „lokaler oder flächiger Grundwasseraustritt, der zumindest zeitweise zu einem Abfluss führt, einschließlich der in diesem Bereich lebenden Pflanzen und Tiere“ definiert (Krüger 1996). Es werden unterschiedliche Quelltypen nach Land- schaftsrelief und der Strömungsenergie des austretenden Quellwassers unterschieden, wobei der größte Teil der hier vorgestellten Quellen (Quelle = Kren) dem Typ der Sumpf- oder Sickerquellen, so genannten Helokrenen, zuzurechnen sind. Bei diesem Quelltyp tritt das Grundwasser flächenhaft und diffus aus. Als Untersuchungsgebiet wurde der im Landkreis Ostprignitz-Ruppin liegende Teil des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land gewählt. Im Rahmen eines Projektpraktikums haben die beiden Erstautoren im Herbst 2011 ausgewählte Quellen untersucht (Winter & Thiele 2011). Dabei wurden Struktur, Vegetation und Tierwelt der Quellbereiche nach der Methodik der Biotopkartierung er- fasst (Landesumweltamt Brandenburg 2007). Diese Untersuchungsergebnisse werden mit einigen ergänzenden Angaben insbesondere zur Fauna und zur hydrologischen Situation hier vorgestellt und Anmerkungen zum Schutz der Quellbereiche gemacht. Zunächst sollen einige allgemeine und heimatkundliche Betrachtungen über Quellen, die hier verwandten Begrifflichkeiten, ihre Typisierung, Ansprache und pflanzensoziologische Einordnung sowie ihre Bedeutung für den Naturschutz angestellt werden. Die allgemein üblichste Unterteilung in Quelltypen unterscheidet Limnokrene (Tümpel- oder Trichterquellen mit einem wassergefüllten Quelltopf), Rheokrene (Sturzquellen mit unmittelbar am punktuellen Quellaustritt entspringendem Quellbach) und Helokrene (Sumpf- und Sickerquellen), wobei zwischen diesen Haupt- typen Übergänge möglich sind (Krüger 1995, 1996, Beier- kuhnlein & Kleber 1999). Die Datenlage und allgemeine überregionale Bekanntheit von Quellen im Ruppiner Land ist äußerst bescheiden. So finden sich in den beiden für das Untersuchungsgebiet vorliegenden heimatkundlichen Grundlagenwerken aus der Reihe „Werte unserer Heimat“ nur Halbsätze. Lediglich die Quellen im Kunstertal und der Ruppiner Schweiz sind hier berücksichtigt. Zielstellung der Untersuchung von Quellen im Jahr 2011 war zum einen eine Bestandsaufnahme, andererseits sollten Daten gewonnen werden, die eine Vergleichbarkeit mit einer genau 50 Jahre zuvor durch Wolfgang Fischer durchgeführten Untersuchung ermöglichen, um die Veränderungen zu dokumentieren. Die Ilse-Quelle wird in heimatkundlichen Übersichtswerken nicht erwähnt (vgl. Bellin et al. 1981). Daher fehlen hier auch Angaben zur Namensgebung, wobei eine „heilige Quelle“ des Flüsschens Ilse (eines Zuflusses der Lahn) im Südwes- ten des Wittgensteiner Berglands im Rothaargebirge bei Heiligenborn (= „heilige Quelle“) bekannt ist, sodass hier eine Übertragung dieses Namens wahrscheinlich erscheint, 1 Diesen Beitrag widmen wir Dr. rer. nat. Wolfgang Fischer aus Anlass seines bevorstehenden 82. Geburtstages und des 52. Jahrestags seiner Untersuchungen an den Quellfluren der Ruppiner Schweiz jeweils im August 2013. Wolfgang Fischer – Autor der „Flora des Ruppiner Landes“ leistete mit der Untersuchung der Quellflurgesellschaften der Ruppiner Schweiz Anfang der 1960er Jahre Pionierarbeit. Foto: Tom Kirschey

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Untersuchungen an Quellen im Nordosten des Landkreises Ostprignitz-Ruppin1

Sascha Thiele, Florian Winter, Silke Oldorff und Tom Kirschey

Als „Quellbereich“ wird ein „lokaler oder flächiger Grundwasseraustritt, der zumindest zeitweise zu einem Abfluss führt, einschließlich der in diesem Bereich lebenden Pflan zen und Tiere“ definiert (Krüger 1996). Es werden unterschiedliche Quelltypen nach Land-schafts relief und der Strömungsenergie des austretenden Quellwassers unterschieden, wo bei der größte Teil der hier vorgestellten Quellen (Quelle = Kren) dem Typ der Sumpf- oder Sickerquellen, so genannten Helokrenen, zuzurechnen sind. Bei diesem Quelltyp tritt das Grundwasser flächenhaft und diffus aus. Als Untersuchungsgebiet wurde der im Landkreis Ostprignitz-Ruppin liegende Teil des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land ge wählt. Im Rahmen eines Projektpraktikums haben die beiden Erstautoren im Herbst 2011 ausgewählte Quellen untersucht (Winter & Thiele 2011). Dabei wurden Struktur, Vege tation und Tierwelt der Quellbereiche nach der Methodik der Biotopkartierung er -fasst (Landesumweltamt Brandenburg 2007). Diese Untersuchungsergebnisse werden mit einigen ergänzenden Angaben insbesondere zur Fauna und zur hydrologischen Situ ation hier vorgestellt und Anmerkungen zum Schutz der Quellbereiche gemacht. Zu nächst sollen einige allgemeine und heimatkundliche Betrachtungen über Quellen, die hier verwandten Begrifflichkeiten, ihre Typisierung, Ansprache und pflanzensoziologische Ein ordnung sowie ihre Bedeutung für den Naturschutz angestellt werden.

Die allgemein üblichste Unterteilung in Quelltypen unterscheidet Limnokrene (Tümpel- oder Trichterquellen mit einem wassergefüllten Quelltopf), Rheokrene (Sturzquellen mit un mittelbar am punktuellen Quellaustritt entspringendem Quellbach) und Helokrene (Sumpf- und Sickerquellen), wobei zwischen diesen Haupt-typen Übergänge möglich sind (Krüger 1995, 1996, Beier-kuhn lein & Kleber 1999). Die Datenlage und allgemeine über regionale Bekanntheit von Quellen im Ruppiner Land ist äußerst bescheiden. So finden sich in den beiden für das Untersuchungsgebiet vorliegenden heimatkundlichen Grund lagenwerken aus der Reihe „Werte unserer Heimat“ nur Halbsätze. Lediglich die Quellen im Kunstertal und der Ruppiner Schweiz sind hier berücksichtigt. Zielstellung der Untersuchung von Quellen im Jahr 2011 war zum einen eine Bestandsaufnahme, an derer seits sollten Daten gewonnen werden, die eine Vergleichbarkeit mit einer genau 50 Jahre zuvor durch Wolfgang Fischer durchgeführten Untersuchung ermöglichen, um die Veränderungen zu dokumentieren. Die Ilse-Quelle wird in heimatkundlichen Über sichts wer ken nicht erwähnt (vgl. Bellin et al. 1981). Daher fehlen hier auch Angaben zur Na mens gebung, wobei eine „heilige Quelle“ des Flüsschens Ilse (eines Zuflusses der Lahn) im Süd wes-ten des Wittgensteiner Berglands im Rothaargebirge bei Heiligen born (= „heilige Quelle“) bekannt ist, sodass hier eine Über tragung dieses Namens wahrscheinlich erscheint,

1 Diesen Beitrag widmen wir Dr. rer. nat. Wolfgang Fischer aus Anlass seines bevorstehenden 82. Geburtstages und des 52. Jahrestags seiner Untersuchungen an den Quellfluren der Ruppiner Schweiz jeweils im August 2013.

Wolfgang Fischer – Autor der „Flora des Ruppiner Landes“ leistete mit der Untersuchung der Quellflurgesellschaften der Ruppiner Schweiz Anfang der 1960er Jahre Pionierarbeit.Foto: Tom Kirschey

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zumal diese Quelle im Mittelalter als Wallfahrtsort fungierte und bis heute eine hohe Be kanntheit genießt. Für den Rhin (1238 in Renum … Renus, 1315 inter … Renum, 1336 rine) äußern Bellin et al. die Vermutung, dass deutsche Siedler im 12. Jahrhundert die Bezeichnung des Rheins übertragen haben. Auf diese Weise könnte auch der Name der Ilse-Quelle übertragen worden sein. Auch der Name der Kochquelle findet keine Erwähnung in der heimatkundlichen Literatur (vgl. Bellin et al. 1981). Es handelt sich bei der Kochquelle um eine der Kunsterquellen. Als ergiebige Kesselquelle wirbelt ihr Was-serdruck Feinsediment auf, was den namensgebenden Eindruck „kochenden“ Was sers vermittelt.

Abgesehen von den Quellen am Schwarzen See, von denen ein Teil „nur“ im Land-schafts schutzgebiet „Ruppiner Wald und Seengebiet“ liegen, befinden sich alle Quellen in Schutzgebieten nach bundesdeutschem oder europäischem Recht, im Naturschutzgebiet Kuns ter spring, im Naturschutzgebiet Ruppiner Schweiz, sowie die Quellen um Tornow- und Kalksee im FFH-Gebiet „Ruppiner Schweiz Ergänzung“. Weiterhin sind Quell be-reiche per definitionem „gesetzlich geschützte Biotope“ und dürfen nicht durch Ein griffe beeinträchtigt werden (vgl. § 32 Brandenburgisches Naturschutzgesetz bzw. § 30 Bundes-naturschutzgesetz). Darüber hinausgehende europarechtliche Schutz an forde run gen gel-ten dann, wenn die jeweiligen Krene einem Lebensraumtyp gemäß Anhang I der EU-FFH-Richtlinie, etwa dem Typ 91E0 „Auwälder mit Erle, Esche und Weide“ zugeordnet werden können, was nicht selten der Fall ist. Dann gilt zusätzlich zum Verschlechterungsverbot (= Verbot von Beeinträchtigungen) des Erhaltungszustands ein Verbesserungsgebot (vor-ausgesetzt, der jeweilige Typ befindet sich nicht bereits in einem hervorragenden oder guten Zustand). Zu den wichtigsten Beeinträchtigungen zählen z. B. Eingriffe in das hydro-logische Regime, strukturelle Veränderungen im Quellbereich etwa durch Überbauung, Verrohrung und Abflussveränderung oder Verunreinigung. Quellen haben eine beson-dere Bedeutung für den Naturschutz, da eine Reihe von Tier- und Pflanzenarten unmit-

Im Untersuchungsgebiet dominieren so genannte „Helokrene“, bei denen das Quellwasser flächig austritt – Kunster Q9. Foto: Sascha Thiele

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telbar an ihr Vorkommen gebunden sind, Quellbiotope bevorzugen oder ausschließ-lich besiedeln. Durch die in der Regel hohe Qualität und die im Jahresverlauf nahezu konstante Temperatur des Quellwassers sind konstante Bedingungen für Quellarten (= Krenobionte) gegeben. Neben den Spe-zia listen, die bevorzugt oder ausschließlich an oder in Quellen vorkommen, gibt es in der Vegetation Charakterarten, mit denen man Quellbereiche erfassen kann. Hierzu zäh len unter anderem das Wechselblättrige Milz kraut (Chrysos ple nium alternifolium), das Bittere Schaum kraut (Carda mi ne ama­ra), die Echte Brun nen kresse (Nastur tium officinale), der Bach-Ehren preis (Veronica beccabunga) oder die Winkel seg ge (Carex remota). Typi sche Quell be woh ner im Tier-reich sind Bach floh krebse (Gam marus spec.) und die Larven einiger Köcher flie-gen arten (Trichoptera). Die Quell vege tation der Ruppiner Schweiz wurde bereits von Wolfgang Fischer Anfang der 1960er Jahre untersucht und pflanzensoziologisch ein-geordnet (Fischer 1962). Fischer hat am 29. 8. 1961 ins ge samt 16 Quellen aufgenommen und der Quellflur des Wechsel blättrigen Milzkrautes (Cardamino­Chrysosplenietum alternifolii Maas 1959) zugeordnet.

Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara) – Charakterpflanze der Quellfluren. Foto: Sascha Thiele

Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium) – namensgebende Charakterpflanze der Quellflurgesellschaft. Foto: Sascha Thiele

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Tabelle 1 Vergleich der von Fischer 1961 und Winter & Thiele 2011 untersuchten Quellen:

Fundort (Nr.) nach Fischer (1962) Zuordnung Winter & Thiele (2011)

Quelltyp/Bemerkungen

Kunsterbach, am „Hohlen Baum“, rechtes Ufer des Kunsterbaches (1.)

Nicht kartiert Quelle durch Entwässerung zerstört

Kunstertal, an der Kochquelle, rechtes Bachufer (2.)

Bestandteil von Kunster Q11

Limnokren, Helokren

Kunstertal, südlich der Kochquelle, rechtes Bachufer (3.)

Bestandteil von Kunster Q11

Limnokren, Helokren

Kunstertal, unmittelbar an der Kochquelle (4.)

Kunster Q11 Limnokren

Westufer des Tornow-Sees, Quelle 50 m südlich der Ilsequelle (5.)

Nicht kartiert ?

Quelle in Margarethenruh, nahe der Kunsterwiese (6.)

Kunster Q14 und Q15 Limnokren, Helokren

Hohlquelle in Margarethenruh, nahe der Kunsterwiese (7.)

Kunster Q16 Rheokren, Helokren

Ostufer des Tornowsees, nahe Forsthaus Rottstiel (8.)

Tornowsee Q9 Helokren

Quellgelände 200 m westlich der Kochquelle (9.)

Kunster Q12 Helokren

Westufer des Tornow-Sees, Quelle 100 m südlich der Ilsequelle (10.)

Nicht kartiert Helokren

Westufer des Tornow-Sees, Quellbecken der Ilse-Quelle (11.)

Tornowsee Q 8 Helokren

Ostufer des Tornowsees, Quellmoor südlich der Ablage Buchhorst (12.)

Nicht kartiert Helokren

Westufer des Tornow-Sees, nördlich Forsthaus Rottstiel am Zanderblick (13.)

Tornowsee Q10 Helokren

Ostufer des Tornowsees nahe Forsthaus Tornow, Quellgelände nahe am Seeufer (14. – 16.)

Tornowsee Q12 und Q13

Helokrene

Die Untersuchung von Quellbereichen im Jahr 2011 bediente sich der Methode der Bio-top kartierung. Die Quellen sind je Standort durchnummeriert. Zu jeder Quelle wurden im Rahmen der Kartierung je ein Grundbogen, Vegetationsbogen, Basisbogen zur Quell-kartierung und ein Strukturbogen ausgefüllt. Als Strukturelemente wurden insbesondere organische (z. B. Ton, Schluff, Fall-Laub, Totholz), anorganische und besondere Substrate wie z. B. Eisenockerausfällungen erfasst. Die vorkommenden Arten im Quellbereich wur-den erfasst und ihre Häufigkeit nach der Schätzskala in der Kartieranleitung „Bio top -kartierung Brandenburg Band 1“ bewertet.

Faunistische Daten der Untersuchung wurden durch Dr. Reinhard Müller überprüft und weitere Daten aus vorangegangenen Untersuchungen wurden durch Torsten Berger

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und Stefan Blechschmidt verifiziert bzw. bereitgestellt. Die Daten wurden in die BBK Datenbank eingepflegt und so aufbereitet, dass sie in den Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) des Naturparks „Stechlin-Ruppiner Land“ integrierbar sind. Insgesamt wurden 69 Quellen kartiert (11 am Kalksee, 16 am Tornow see, 35 im Kunstertal sowie 7 am Schwarzen See).

Quellen am KalkseeDer Kalksee ist mit einer Seespiegelhöhe von 53 m über NN tief in die äußere Endmoräne des Frankfurter Stadiums der Weichseleiszeit eingesenkt, während unweit des Nordufers Höhen von 100 m über NN erreicht werden (Bellin et al. 1981). Obwohl der Kalksee zum Typ der Quellseen gehört, bei denen das Vorhandensein mindestens kleinflächiger ober-irdischer Zuflüsse wahrscheinlich ist, hat die Existenz von Quellen im Uferbereich des Kalk sees bislang kaum Eingang in die heimatkundliche Literatur gefunden bzw. wird sogar bezweifelt (vgl. Bellin et al. 1981). Insgesamt wurden im Rahmen der Untersuchung 11 Helokrene am Kalksee im Zeitraum vom 8. 11. bis 14. 11. 2011 festgestellt. Hier treten sowohl großflächige als auch relativ kleinflächige Helokrene auf.

Einige Quellen sind schwer zugänglich (Q5), daher konnten sie nicht immer genau abgegrenzt werden. Eine Quelle (Q4) befindet sich auf einem Privatgrundstück. Der Quell bereich ist mit Wald-Simse (Scripus sylvaticus), Sumpf-Segge (Carex acutiformis) und Was ser schwaden (Glyceria maxima) bewachsen, das Umfeld wird gemäht – der anthropogene Einfluss ist stark ausgeprägt. Neben der an einigen Quellen allgegen-wärtigen Müllverschmutzung, sind weitere anthropogene Einflüsse auf eine Quelle (Q9) beschränkt. Dort wird der obere Quellbereich vom Quellbach durch eine Straße getrennt, wes halb große Teile dieses Quellabflusses verrohrt zum Unterhang geführt werden und erst von dort an frei in den Kalksee abfließen können. Es wurden sowohl stark bewach-sene (Q1, Q2, Q5, Q6), als auch fast vegetationslose Helokrene (Q9, Q11) kartiert. Der Falllaubanteil war in jeder der kartierten Quellen stark bis durchgehend. Eisenocker wurde so gut wie gar nicht in den Quellbereichen festgestellt, wenn überhaupt, dann in äußerst geringem Maße (Q2, Q4).

Auch andere Ausflockungen wurden kaum festgestellt, lediglich bei Q8 und Q9. An nur einem Helokren (Q10) wurden Ton/Schluff-Substrate gefunden. Das festgestellte Inventar aller Kalksee-Quellen beinhaltet 41 Pflanzenarten. Dabei wurde in allen Quellen das quelltypische Bittere Schaumkraut (Cardamine amara) vorgefunden. Sehr dominant war es in den Quellen Q1 und Q2, jeweils mit einer Deckung von über 25 %. Weitere, in Quell en häufig anzutreffende, Arten wie die Winkel-Segge (Carex remota) und die Sumpf-Segge (Carex acutiformis) waren bis auf wenige Ausnahmen in allen Quellen vorhanden und häufig. Entsprechend der Ellenberg’schen Zeigerwerte fallen die Quellen Q2, Q4 und Q5 negativ auf. In diesen Quellen sind die Verschmutzungszeiger Große Brennnessel (Urtica dioica) und der Wasser-Schwaden (Glyceria maxima) nachgewiesen worden. Zwar ist die Große Brennnessel in Q4 mit über 50 Individuen vorhanden, jedoch erreicht sie sowohl in dieser als auch den anderen Quellen nur den Deckungsgrad von unter 5 %. Der De ckungs grad des Wasserschwadens ist tendenziell höher, was mit der privaten Nutzung dieses Grundstücks in Verbindung steht. Hier liegt der Deckungsgrad bei über 6 %. Neben den beiden Verschmutzungszeigern kommt in Quelle 5 Wasser-Braunwurz (Scrophularia auriculata) und Kriechender-Hahnenfuß (Ranunculus repens) vor, welche nährstoffreiche Verhältnisse anzeigen.

Die Weidenutzung oberhalb des Quellbereichs kann Aus löser für die hohe Nähr stoff-anreicherung sein. In Q9 und Q10 sind Nährstoffzeiger wie Gundermann (Glechoma hederacea), Wasser-Braunwurz (Scrophularia auriculata) und Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) vorhanden. Die Einschätzung der Quellen ist auf den Kartierungszeitraum beschränkt, da viele Arten durch die späte Untersuchungszeit nicht mehr nachweisbar waren.

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Quellen am TornowseeDie Quellen am Tornowsee wurden im Zeitraum vom 16. 9. bis 19. 10. 2011 kartiert. Hierbei konnten 16 Quellen festgestellt werden, die zum Teil groß- und kleinflächig sind, mit und ohne Ausflockungen. Alle Quellen sind Helokrene. Anthropogene Beeinträchtigungen durch Müll und Verrohrung treten hier ebenfalls auf. Es konnten viele ganzjährig fließen-de Quellbäche und einige, vermutlich periodische/temporäre Quellbäche festgestellt wer-den. Dort dominieren die Substrate Sand und Kies/Grus, Ton war hingegen in keiner der Quellen ersichtlich. Der Anteil an Falllaub war durchgehend sehr hoch, der Totholz- Anteil insgesamt mittel bis stark. Einige Krene waren schwer abzugrenzen, da ein „Quellwald“, bzw. Erlenbruchwald (Q12) oder eine angrenzende Feuchtwiese (Q1) sich nahtlos an schlie ßen. Der Zustand der Tornowsee-Quellen ist nach der strukturellen Kartierung als überwiegend natürlich einzuschätzen. Die Habitatholz-Strukturen sind quantitativ und qualitativ sehr variabel, aber in der Tendenz gut ausgeprägt. Anthropogene Einflüsse an der Uferlinie sind im Bereich Boltenmühle und an einigen Steganlagen festzustellen, wel-che die Quellen jedoch nur mäßig beeinflussen. Erkennbar ist dies an der Verschmutzung durch Müll, welche im Quellbereich (Q1) nachgewiesen wurde. An Q1 schließt sich eine genutzte Feuchtwiese mit regelmäßiger Mahd an. In diesem Gebiet wurden ebenfalls kleinräumige Wasseraustritte festgestellt. Über die Qualität der Quellschüttungen lassen sich nur bedingt Aussagen treffen, da eine chemische Wasseruntersuchung nicht durch-geführt wurde. Die Nährstofffracht des Wassers und besonders der Parameter Stickstoff lässt sich über die Zeigerwerte von Pflanzen nach Ellenberg gut ausdrücken. Großes Hexenkraut (Circaea lutetiana), Wald-Ziest (Stachys sylvatica) und Wasser-Braunwurz (Scrophularia auriculata) sind Zeiger stickstoffreicher Standorte. Das Große Hexenkraut wurde in sieben, Wasser-Braunwurz in drei und Wald-Ziest in einer der Quellen mit

einem Deckungsgrad von unter 5 % kar tiert. Die Große Brennnessel (Urtica dioica) gilt als Ver schmut zungs zeiger und wurde in zwei Quellen, in Q1 mit über 50 Indi vi du en, nach ge wiesen.

Helokrene am Tornowsee.Foto: Sascha Thiele

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Quellen an der KunsterDie Kunsterquellen wurden vom 17. 11. – 13. 12. 2011 untersucht. 35 Quellen wurden kar tiert. Ein Teil der Kunster liegt im Totalreservat des NSG Kunsterspring. Alle drei Quelltypen – Helokrene, Rheokrene und auch Limnokrene („Kochquelle“ Q11) – sind ent-lang der Kunster zu finden. Es gibt sowohl anthropogen beeinflusste Quellen, als auch eini-ge Quellen, vor allem oberhalb von Tierpark, Straße und Forellenzucht, welche typische Quellfluren in einem guten und naturnahen Zustand aufweisen (Q5, Q9, Q10, Q11, Q14, Q15). Die Kunster verläuft durch den Tierpark Kunsterspring, auf dessen Gelände sich 4 Quellen befinden. Allerdings sind diese starken anthropogenen Einflüssen ausgesetzt. Einige Quellen befinden sich direkt in Tiergehegen und um „Ententeiche“. Dort ist auf-grund der hohen Dichte an Wassergeflügel so gut wie keine Vegetation vorhanden, diese Quellen müssen als äußerst schwer gestört eingestuft werden. Eisenockerausflockungen sind an vielen Quellen vorzufinden. Vier Quellen (Q4, Q21, Q22, Q24) davon drei im Be reich des Tierparks, sind sehr stark durch Eisenocker geprägt. Das Größenspektrum der Quellen an der Kunster reicht von großflächig bis kleinflächig (Q20), einige großflä-chigen Quellen sind jedoch schwer abzugrenzen, zumal einige fast auf Spiegelhöhe der Kunster (Q12) unmittelbar am Kunster-Ufer liegen. Andere Quellen (Q25) ließen sich, unterhalb des Tierparks gelegen, durch den vom Biber vorgenommenen Wasserrückstau schwer abgrenzen. Einige Quellbereiche befinden sich parallel, beiderseits der Kunster. Bei Quelle 4 erstreckt sich der Quellbereich über eine Länge von 500 m ohne dass hier einzelne Quellen voneinander abzugrenzen sind. In den Quellen Q1, Q3, Q4 und Q18 wurden verschiedene Torfmoose (Sphagnum spec.) kartiert. Viele Quellen hatten Wildschweinsuhlen. Das Substrat Sand ist vor allem bei den meisten Rheokrenen mittel bis stark verbreitet. In den Krenen Q5, Q10 und Q17 sind leichte Tonanteile feststellbar. Die Quellen befinden sich zum Teil direkt neben der Kunster und somit in Tallage (Q6, Q7, Q8, Q28, Q32, Q33, Q34 und Q35), wie auch am Mittelhang (Q5, Q9, Q10, Q14, Q15 und Q16) welche schnell fließende Quellbäche aufweisen. An der Kunster treten Quellen auf, welche stark bewachsen sind, mit hohem Artenreichtum, wie auch Quellen mit sehr gerin-ger Vegetationsausprägung (Q30 und Q31). Mit Teilverrohrungen sind die Quellen Q9, Q21, Q24, Q29 und Q31 ausgestattet/beeinträchtigt. An einigen Quellen wurden starke

Margarethenruh an der Kunster –

Q14–15. Foto: Sascha Thiele

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Kochquelle Q11 – Die Feinsediment aufwirbelung durch den Wasserdruck erzeugt den Eindruck „kochenden“ Wassers. Foto: Sascha Thiele

Teilverrohrte Sturzquelle an der Kunster Q10. Foto:

Sascha Thiele

Sturzquelle an der Kunster Q27. Foto: Sascha Thiele

Müllablagerungen festgestellt (Q33, Q34 und Q35). Die „Kochquelle“ wurde als Q11 auf-genommen. Im Bereich des Wallers (Nordufer) handelt es sich um eine Tümpelquelle. Der auf der anderen Uferseite (Südseite) dazugehörende Quellbereich hat sowohl einen kleinen Waller, als auch diffuse Quellaustritte, sodass dieser Bereich nicht nur eine Tümpelquelle sondern auch eine Sickerquelle darstellt.

Der Zustand der Quellen entlang der Kunster ist sehr unterschiedlich. Die Rheokrene, speziell oberhalb des Tierparks und im Bereich des Totalreservats des NSG Kunsterspring befinden sich in einem weitgehend natürlichen Zustand (Q5, Q9, Q10, Q11, Q14 und Q15). Typische Quellvegetation wie Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosoplenium alter­nifolium), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Bachbunge (Veronica beccabunga), Aufrechter Merk (Berula erecta) und Winkel-Segge (Carex remota) waren oft vertreten. Dem gegenüber sind insbesondere die Quellen im Tierpark Kunsterspring stark gestört. Zudem befanden sich einige von ihnen in Tiergehegen, sodass sie durch Trittschäden, Nährstoffbelastung und Prädation ökologisch völlig entwertet sind. Sofern hier überhaupt Vegetation feststellbar war wurde diese durch Verschmutzungszeiger, wie die Große Brenn nessel (Urtica dioica) und Stickstoffzeiger wie Wasser-Braunwurz (Scrophularia

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auriculata) gebildet (Q21). Andere im Tierpark vorkommende Stickstoffzeiger wie Echter Nelkenwurz (Geum urbanum) und Gundermann (Glechoma hederacea) geben Aufschluss über den Zustand der Quellen. Im Tierpark ist der Zustand der Krene als schlecht ein-zuschätzen. Unterhalb des Tierparks (Richtung Tornowsee) befinden sich die Quellen Q25 – Q35. Einige dieser Krene befinden sich nahe der Kunster und der Wasserstand wird stark durch den Biber beeinflusst. Ein vor wenigen Jahren durch die Ansiedlung einer Biberfamilie entstandener Damm führt dazu, dass Teile des Quellbereichs überstaut und somit kaum noch erkennbar sind. Die dominierende Pflanzenart dieser überstauten Quell bereiche ist das Schilf (Phragmites australis). Verschmutzungszeiger wie die Große Brennnessel in den Quellen Q33 und Q35 und Wasser-Schwaden in Q25, deuten auf erhebliche Nährstofffrachten hin. Der Stinkende Storchschnabel (Geranium robertianum) ist als weiterer Stickstoffzeiger zwar nicht dominant, doch häufig in den Quellen vertreten (Q28, Q30, Q31 und Q33). Weitere Stickstoffzeiger wie Wasser-Braunwurz (Scrophularia auriculata) und der Echte Nelkenwurz (Geum urbanum) sind an einigen Krenen vor-handen.

Quellen am Schwarzen SeeDie Krene um den Schwarzen See in/bei Flecken Zechlin, wurden am 14. 12. 2011 kar-tiert. Insgesamt sind dabei 7 Quellen aufgenommen worden und GPS-Koordinaten fest-gehalten. Es wurden sowohl Helokrene, als auch Rheokrene vorgefunden und sowohl klein- als auch großflächige Quellbereiche. Auch ein kleiner Waller (Limnokren), ist bei Quelle 1 vorhanden. Die meisten befinden sich zu Beginn des Mittelhanges, sodass die Hang neigung meist recht stark ist. Viele Steine, sogar große Steine und Blöcke befin-den sich im Quellbereich (Q4 und Q5). Die Krene haben sowohl ganzjährig fließende Quellbäche als auch periodische bzw. temporäre Quellbäche (Q3 und Q5). Zudem lie-gen einige der Quellen auf Privatgrundstücken. Diese sind verrohrt und der Quellbach durch Steine eingefasst und begradigt, wie der Quellbach bei Q1, aber auch die gesamte Q6. Die anthropogenen Einflüsse sind bei Q6 so stark, dass eine Renaturierung in

Ilsequelle Q8. Foto: Sascha Thiele

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einen guten Zustand nicht mehr möglich ist. Häuser stehen unmittelbar oberhalb der Quelle. Direkt im Quellbereivh befinden sich Verrohrungen, ein Garten mit Kompost, ein Anglervereinshaus sowie ein Steg. Aber es gibt auch weitgehend naturnahe Quellen rund um den See. Q2 und vor allem Q4 sind hierbei zu erwähnen. Negativ zu bemerken ist, dass an einigen Helo- und Rheokrenen recht viel Müllablagerungen vorgefunden wur-den. Eisenockerausflockungen wurden in Q1– Q4 nachgewiesen. Die Vegetation war an fast allen Krenen sehr spärlich und gering (Deckungsgrad < 25 %). Grund hierfür ist unter anderem der Kartierungszeitpunkt im Winter. Lediglich die Krene Q3 und Q6 wiesen eine Krautschicht von etwa 60 % auf. An Quelle 2 befand sich oberhalb des Quellaustritts ein bewohnter Fuchsbau. Der Status der Quellen am Südufer des Schwarzen Sees ist seit sechs Jahren unverändert (vgl. Oldorff & Kirschey, 2006). Erwähnenswert ist dabei, dass Teile des Geländes nunmehr auch als Bodendenkmal geschützt sind, wie aus einer Mitteilung der Unteren Denkmalschutzbehörde an den Eigentümer hervorgeht. Leider ist die naturschutzrechtliche Unterschutzstellung bis dato seitens des NABU nicht vorange-trieben worden. Daher sollen die Informationen in diesem Beitrag die Schutzwürdigkeit des Geländes erneut unterstreichen.

Die Krene am bewaldeten Südufer des Schwarzen See sind auf den ersten Blick weitgehend natürlich, unbebaut und mit typischen Quellflurgesellschaften ausgestattet (Q2 und Q4). Dennoch kommen auch hier Verschmutzungszeiger und Stickstoffzeiger (Q1– Q5) vor. Es ist zu vermuten, dass die Nährstoffe aus den südlich angrenzenden Ackerflächen stammen, von denen sich die Quellen speisen. Verschmutzungszeiger wie die Große Brennnessel kamen im Waldbereich bei Q3 relativ häufig, jedoch auch bei Q2 und Q1 vor. Q3 zeigt jedoch den schlechtesten Zustand auf, da dort auch als ein weite-rer Verschmutzungszeiger der Wasser-Schwaden vorkommt, wie auch der Wasserdost (Eupatorium cannabinum) als ausgesprochener Stickstoffzeiger. Der Wanderweg, der

Mündungsbereich des Quellbachs von Q2 in den Schwarzen See. Foto: Sascha Thiele

Eingefasste Quelle Q7 am Schwarzen See auf dem Spielplatz in Flecken Zechlin. Foto: Sascha Thiele

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oberhalb der Quellen am Südufer verläuft, wirkt als Vektor für die Belastung von Quellen mit Müll und Unrat. Stickstoffzeiger wie der Echte Nelkenwurz traten in jeder der Südufer-Quellen auf, zudem an einer auch der Wald-Ziest (Q4). Dennoch ist der Zustand der Quel-len am Südufer um ein Vielfaches besser, als jener der Quellen in der Ortslage. Quelle 7 verläuft durch den Spielplatz des Dorfes, bzw. der Spielplatz wurde unmittelbar auf den Quellbereich gebaut. Q7 ist verrohrt, sodass das Wasser vom Hang in ein feldsteinge-mauertes Bachbett fließt. Der Überlauf vom Becken fließt durch ein weiteres Rohr unter die Pflasterstraße hindurch und mündet in einen Graben. Dieser vereint sich anschlie-ßend mit einem weiteren Quellaustritt unterhalb der Straße und fließt in den Schwarzen See. Hier treten starke Stickstoffzeiger wie Gundermann (Glechoma hedercea), aber auch Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) und Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus) auf. Verschmutzungszeiger wie die Große Brennnessel sind ebenfalls vorhanden. Brenn-nes sel-Fluren treten auch bei Q6 auf, zudem sind Teile des Quellbereichs durch Gebäude direkt beeinträchtigt. Q6 befindet sich auf einem Privatgrundstück in mitten eines Gartens und ist verrohrt. Eine Renaturierung ist in beiden Fällen fast unmöglich, da der anthro-pogene Einfluss zu weit fortgeschritten ist. Daher sollte das Augenmerk auf die noch im Wald bereich befindlichen und unbebauten Helo- und Rheokrene gelegt werden. Hier ist eine Renaturierung möglich und vor allem bei Quelle 3 auch nötig!

FazitDie hier in Ausschnitten vorgestellte Untersuchung stellte 69 Quellbereiche im Nordosten des Landkreises Ostprignitz-Ruppin fest, wobei im Randbereich und an den Durch-bruchtälern der Endmoräne noch ein erhebliches Potenzial besteht, von einer vollstän-digen Erfassung also keine Rede sein kann. Dabei wurden auch Quellbereiche unter-sucht, die 50 Jahre zuvor mit einer vergleichbaren Methode durch Wolfgang Fischer, Autor der „Flora des Ruppiner Landes“ und einem botanischen Pionier unserer Region er fasst wurden. Die Aufnahmen von 1961 und 2011 im pflanzensoziologischen Kontext direkt miteinander zu vergleichen, war aufgrund des jahreszeitlich späten Zeitpunktes der Vergleichsaufnahme nicht möglich. Dennoch lassen sich einige Veränderungen in der Zusammensetzung der Quellflurgesellschaft des Wechselblättrigen Milzkrautes er -ken nen. Die Frage, wie diese Veränderungen zu interpretieren sind, sollte nicht leicht -fertig beantwortet werden. Zum einen sind auch Pflanzengesellschaften ebenso wenig sta tisch zu definieren, wie es ratsam ist, den Wandel in anderen definierten Lebens ge-mein schaften zu ignorieren. Auch ist gerade bei niederschlags- und schichtenwasser-abhän gi gen Biotopen der Witterungsverlauf und insbesondere das regionale Nieder-

Sumpf­Vergißmeinnicht (Myosotis scorpioides).Foto: Sascha Thiele

Brunnen­Lebermoos (Marchantia polymorpha).Foto: Silke Oldorff

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schlags dargebot der Jahre unmittelbar vor der Vegetationsaufnahme zu berücksichtigen. Die Jahre 2009 – 2011 waren jeweils Jahre, in denen die Niederschläge zum Teil deutlich über dem langjährigen Mittel lagen. Dennoch lässt sich im direkten Vergleich einiger von Fischer damals untersuchter Quellen eine leichte Zunahme solcher Arten im De ckungs-grad feststellen, die höhere Nährstoffverfügbarkeit anzeigen. Da von dieser Feststellung auch solche Quellbereiche betroffen sind, in, an bzw. auf denen in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten keine gravierenden Nutzungsänderungen stattfanden, ist dies mögli-cherweise auf einen erhöhten Stickstoffeintrag aus der Luft zurückzuführen. Allgemein bedürfen Quellbereiche in unserer Region größerer Aufmerksamkeit und einem wirksa-meren Schutz. Dabei ist der Schutz vor Verunreinigung mit Müll noch das kleinste und am schnellsten lösbare Problem. Schwieriger sind die strukturellen Änderungen, die durch Verrohrung und Überbauung von Quellbereichen entstanden sind. Diese rückgängig zu machen wird ein schwieriges Unterfangen und in einigen Fällen Illusion bleiben. Auch die Änderung der Landnutzung ist an bestimmten Stellen geboten, wie die Quellbereiche am Südufer des Schwarzen Sees zeigen. Wer versucht, in der Ackernutzung auf leichten Sandböden mit Bodenpunktzahlen zwischen 20 und 30 ständig mit Düngung die Stand-ortprobleme zu nivellieren, der nimmt über längere Zeiträume in Kauf, dass Nähr stoff-frachten ins Grundwasser gelangen und so Jahrzehnte später in Quellen wieder aus tre-ten und diese damit ökologisch entwerten, selbst dann, wenn der unmittelbare Quell be-reich gut geschützt wird. In diesem Sinne sollte der vorliegende Beitrag zunächst für die Schutz bedürftigkeit unserer Quellen sensibilisieren und das Nachdenken darüber anre-gen, wie ihr Schutz noch besser bzw. überhaupt gewährleistet werden kann.

Sascha Thiele und Florian Winter studieren „Landschaftsnutzung und Naturschutz“ an der Hochschule für Nach hal-ti ge Entwicklung (HNE) Eberswalde und absolvierten im Herbst 2011 ein Praktikum im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, in dessen Rahmen Untersuchungen an Quellen erfolgten. Silke Oldorff betreute diese Unter su chun gen als Mitarbeiterin des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Tom Kirschey ist Mit glied des Natur schutzbeirates Ostprignitz-Ruppin.

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