Übertragung von sandmagerrasen durch soden, samenbank oder heuauftrag? ergebnisse aus 9 jahren...

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T .::t. Sonderdruck ous: Noturschulz und Londschoftsplonung Zeitschrift füronge"wondte Okologie Heft2-3/2002 Februor-Mörz 34. Johrgong Schriftleifung: Dr,Eckhord Jedicke,Johnstr. 22,34454 Arolsen Verlog EugenUlmer GmbH & Co.,Wollgrosweg 41, 70599Stuttgorl Noturschufz und Londschoftsplonun g 34,(2/ 3), 2OO2

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Sonderdruck ous:

Noturschulz undLondschoftsplonung

Zeitschriftfür onge"wondte

Okologie

Heft 2-3/2002Februor-Mörz34. Johrgong

Schriftleifung: Dr, Eckhord Jedicke, Johnstr. 22,34454 ArolsenVerlog Eugen Ulmer GmbH & Co., Wollgrosweg 41, 70599 Stuttgorl

Noturschufz und Londschoftsplonun g 34, (2/ 3), 2OO2

Zusommenfossung

Seit Sommer 1991 wird im Stadtgebiet Nürn-bergs die Entwicklung der für Silikatsande ty-pischen Pioniergesellschaften nach verschiede-nen Maßnahmen (Einbringen von Soden,Heublumensaat, Einbringen der Diasporenbankvon Sandgrasheiden, Ansaat gesammelter Sa-men) untersucht. Mit den Maßnahmen Soden-verp;flanzung und Samenbank können in weni-gen Jahren Ergebnisse erzielt werden, die demangestrebten Vegetationstyp S.zn dg ras he ide gutentsprechen. Allerdings setzen rasch Prozesseein, die zu einer deutlichen Dominanz von Grä-sern und zur Verdrängung heliophiler Artenführen. Diese Vergrasung lässt sich durch einePflegemahd stoppen, setztjedoch nach wenigenJahren wieder ein. Die Entwickluns nach denMaßnahmen Heubl umen.saat und [esommelteSamen verläuft ähnlich, aber langsamer. EineVergrasung hat hier bis dato nicht eingesetzt.

Summory

Establishment of Sandy GrassLand via TransferoJ Sods, Diaspore Banks or Hay Application -

Nine Years oJ Permanent MonitoringThe developmenl of Corynephorus canescensdominated grasslands on sandy soils ("Sand-grasheide") has been observed after differentmeasures (transf'er of sods, hay, diaspore bank,and sampled seed) on permanent plots in thecity of Nuremberg since 1991. The transfer ofsods and diaspore banks have proven to be themost effective methods to establish the endan-gered grassiand community at a new site. Be-ginning grass dominance with ongoing loss ofheliophilic species can be controlled by mow-ing. Sites with hay application develop similarbut far slower. The results allow the conclusionthat grassland communities on sandy soils canbe successfully established within two to fouryears.

Üb"rtrogung von Sqndmqgerrqsen durchSoden, Diosporenbonk oder Heuouftrqg?Ergebnisse ous neun Johren Douerbeobochtung

Von Peter Bonk, Florion Bemmerlein-Lux und Hons Jürgen Böhmer

I Einführung

Nürnberg liegt inmitten des größten zusam-menhängenden Terrassen- und Flugsandge-bietes Bayerns, das von der FränkischenRezat bis zum Main reicht (BStMLU 1995,vgl. Wlrunnrcsr 2000). Die hier beheimate-ten Sandmagerrasen bzw. Sandgrasheiden(HoueNesrnn 1960,1967a und b) haben inder Vergangenheit unter anderem durchUberbauung und Sandabbau dramatischeFlächenverluste hinnehmen müssen undgehören inzwischen zu den bayernweitstark gefährdeten Pflanzengesellschaften(Wu-exrowsrr et al. 1991). Nutzungsexten-sivierungen oder -aufgaben ziehen uner-wünschte Sukzessionsprozesse nach sich,die lebenswichtige Mikrostörungen (Böu-MER & Rrcursn 1997, Fnrprrucs 2001,Jpurscs 2001, JnNrscu et al. 2001) unterbin-den. Die zunehmende Fragmentierung ihresLebensraumes führt mittlerweile zu abneh-menden Reproduktionserfolgen wertvollerZielarten (Neuconeunn 200 1 ).

Dieser Entwicklung kann durch die Neu-schaffung von Sandmagerrasen auf geeig-neten Pionierstandorten entgegengewirktwerden, z.B. aufflach abgeschobenen Sand-rohböden (BStmLU 1995: 146f.). Sand-magerrasen gelten als ausgesprochen rege-nerationsfreudig, sofern sie in der Näheintakter, d.h. mit dem vollständigen ,,typi-schen" Arteninventar ausgestattete Flächenangelegt werden. Von Bedeutung ist femerder Eutrophierungsgrad des geplanten

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Standortes, da bei zu großem Nährstoffange-bot die dauerhafte Existenz eingebrachterMagerrasenarten nicht gewährleistet ist(a.a.O.). Anthropogene Störungen (Bönrrran1997) schaffen z.B. auf Bauland im Gebietder,,SandAchse Franken" (vgl. WelNnnecur2002) ungewollt immer wieder geeignetePionierflächen, die eher zufällig den Fortbe-stand des bedrohten Biotoptyps ermögli-chen. Gegenstand der vorliegenden Untersu-chung ist jedoch die Frage, auf welchemWe-ge Sandmagelrasen am effektlsten gezieltneu geschaffen werden können (vgl. u.a.BaNr et aI.200I, Knuen 2001).

2 Unfrersuchunqsflöchen undMethoden

2..| Einrichtuns und Pflege derUntersuchüngsflöchen

Die 1991 anstehende Uberbauung einesGeländes in Nürnberg-Laufamholz (,,Dieh1-Gelände") machte die Ubertragung der hiervorkommenden Sandgrasheide auf geeigne-te Ausgleichsfl ächen erforderlich (IFANOS1991). Im Frühjahr 1991 wurde deshalb imVolkspark Marienberg (Stadtgebiet Nürn-berg) ein Teilbereich abgeschoben und mitdem Aushub eines in der Nachbarschaftvertieften Stillgewässers (Marienbergwei-her) aufgeschüttet. Der neue Standort wur-de als Versuchstläche für die Übertragungvon Sandmagerrasen verwendet. Im Som-

mer 1991 wurde die Erstdokumentationdurchgeführt, im Dezember I 99 I die ange-legten Daueruntersuchungsflächen (A - E)mit Material vom Diehl-Gelände behandelt.In eine Dauerfläche (E) wurden durch An-pflanzung gezielt Individuen von Coryne-phorus canescens eingebracht. Eine erstePflegemahd dieser Fläche erfolgte im März1995. Die vier durchgeführten Ubertra-gungsmethoden Soden, Diasporenbank,Heublumensaat und gesammelte Samen(vgl. Abb. 2 und 3) dienten als Experimentz..urAuswahl der geeigneten Methode für dieUbertragung auf Ausgleichsflächen zue inem späteren Ze i tpunk t .

1993 wurden auf Grund des absehbarenErfolges der Übertragung Ausgleichsflächenin Kornburg bei Nürnberg (F1 - 6) mit Dia-sporenbank-Material (die oberen 10cm desBodens) vom Gelände in Laufamholz behan-delt, nachdem von den ehemaligenAckerflä-chen 30 cm abgeschoben worden waren. DasMaterial wurde aufgebracht, planiert undIeicht verdichtet; abschließend wurden dieoberen 5 cm gefräst. Diese Flächen werdeneinmal jährlich im Herbst gemäht. Die Refe-renzfläche (G) befindet sich in einer Sand-grasheide, die von Belrur,nlntN (1988) imRahmen der Erarbeitung eines Pflegekon-zeptes für die Sandgrasheiden im StadtgebietNürnbergs untersucht und als absolut schüt-zenswert eingestuft wurde.

2.2 Aufnohmemethoden

Die Vegetationsaufnahmen erfolgten nachder LONDO-Skala (LoNoo 1984), dieNomenklatur folgt Oaenlorunn (1990). Zu-

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Abb. l: Aufnohmedesign der Douerflöchen(Gesomtplot I0x l0 m, Teilquodroie I x I m).

Noturschutz und Londschoftsplonung 34, (213), 2002

sätzlich wurde eine Gesamtafienliste jederDauerfläche angefertigt und der phänologi-sche Zustand der Arten zum Aufnahmezeit-punkt dokumentiert. Ab 1995 änderte sichdas Schema der Dokumentation auf den 10 xl0m großen Dauerflächen analogAbb. l, umräumliche Autokorrelationen der einzelnenTeilquadrate (1 x 1 m) zu vermindern. Vor-her waren vier Teilquadrate im Zentrum derDauerfläche angeordnet, vier weitere zufäl-Iig verteilt.

2.3 Dotenouswertung

Gegenstand der Datenauswertung ist dieAnalyse der Entwicklung unterschiedlichbehandelter Pionierflächen. Ztrdem soll ge-klärt werden, welche Arten für welche Me-thode oder welches Stadium typisch sind.Die Datenanalyse wurde mit Hilfe einerHauptkomponentenanalyse (PCA, vgl.Wu-or & Onr-ocr 1990) durchgeführt. Dabeiwurden jeweils acht Teilquadrate (A - H) zueiner Aufnahme zusammengefasst. Fernerwurden die Veränderungen der Deckungs-werte der verschiedenen Vegetationsschich-ten und der Artentumover untersucht.

2.4 Bewertung

Zur Bewertung des Arteninventars derDauerfl ächen hinsichtlich seiner Wertigkeitfür Entwicklung und Zustand der Sandma-gerrasen wurden die im Untersuchungszeit-raum gefundenen l36Arten in fünf Gruppenunterteilt:> sehr positiv zu beurteilende Arten, typischfür Sandmagerrasen (43 Arten);> positiv zu beurteilende Arten, in Sandma-gerrasen häufig vorkommend (15 Arten),> neutral zu beurteilende Arten (31 Arten);> negativ zu beurteilende Arten, Störzeiger(2. B. Eutrophierung) in Sandmagerrasen (36Arten);> sehr negativ zu beurleilende Arten, starkeStörzeiger (Tendenz zum Verlust des Stand-ortes) in Sandmagerrasen (11 Arten).

Diese Bewertung erfolgte auf Grundlageder verfügbaren Fachliteratur (2.B. HousN-esren 1960) und der lokalen Erfahrungen derBearbeiter.

3 Ergebnisse

3. I Pflonzensoziolooische Aufnqhmenu nd Veoetqtionsitru ktu t

oie uauptkolnponentenanalyse (PCA, vgl.Abb. 4) erbrachte folgende Ergebnisse:

> ohne Maßnahme (A)Nach einem knappen Jahrzehnt liegen dieAufnahmen noch immer nahe am Aus-gangspunkt, dem Referenzzustand von1991. Die Entwicklung verläuft etwa wiediejenige der Dauerflächen Heublumen-saat (B) und gesammelte Samen (C),jedoch langsamer und mit geringeren Ver-änderungen. Charakteristisch sind hier dieerwünschten Arten Di gitaria ischaemum,Danthonia decumbens, Erodium cicuta-rium wd Medicago lupulina sowie die

Noturschulz und Londschofl splonun g 34, (2/3), 2OO2

neutral bis negativ zu bewertenden ArtenGeranium pusillum, Poa annua, Loliumperenne, Polygonum aviculare, Conyzac anadens is u.nd Le ont o don autumnal e.

> Heublumensaat (B) und gesammelteSamen (C)In den ersten fünfJahren (1991 bis 1996)ist eine etwa parallel verlaufende Entwick-lung zum Schwerpunkt der auf Sandma-gerrasen typischen und sehr positiv einzu-stufenden Arten C o ry nep ho rus c ane s c ens,Petrorhagia prolfera, Berteroa incana,Trifolium arvense wd Potentilla erecta Drbeobachten. In den Jahren 1997 (B) und1998 (B und C) ist die Entwicklung derbeiden Flächen ,,rückläufig". Dieses kanndurch die vergleichsweise starke Beein-trächtigung besonders der Fläche B durcheinen Grillplatz bedingt sein. Die deutli-che Prägung der Fläche C durch Trifuliumatnense im Jahr 1997 istzurückgegangen,die Entwicklung zeigt in Richtung der er-wünschten Arten Petrorhagia prolferaund Corynephorus canescens.

> Samenbank (D)Die Entwicklung der Dauerfläche verläuftbereits im Jahr nach der Maßnahme (1992)deutlich von den Flächen A bis C fort unddann bis 1994 rn Richtung der Fläche E,.Diese ist vorwiegend durch die sehr posi-tiv zu beurteilenden Arten der SandrasenFestuca trachyphylla, Hieracium pilosel-la, Dianthus deltoides, Artemisia campes-tris, Armeria elongata, Luzula campestris,Brachythecium albicans wd Rumex ace-tosella charakterisiert. Seit 1994 ändertsich die Entwicklung in einemjährlich fastgegenläufigen Trend um den Schwerpunktvon Armeria elongata wd Festuca trachy-ohvlla.

> Soden (E)Die Entwickluns dieser Dauerfläche ver-läuft ähnlich deiDauerJläche D. Als eineUrsache für die Entwicklunssumkehr zwi-schen 1994 und 1995 ist die Pflegemahdauf Fläche E im Frühjahr 1995 zu erken-nen. Die erneute Trendwende 1996 beruhtoffensichtlich wiederum auf einer starkenZwahme von Festuca trachyphylla, die1997 durch eine erneute Pflegemahd be-grenzt wurde. Die Entwicklung der Flächeverläuft analog zu derjenigen der Fläche Dum die Schwerpunkte von Armeria elon-gata wd Festuca trachyphylla.

> Ausgleichsflächen (Fl - F6)Die Entwicklung auf den Ausgleichsflä-chen verläuft uneinheitlich, auf den PaarenFllF2, F3/F4 und F5/F6 jedoch jeweilsweitgehend parallel. Auf der ersten/zwei-ten Achse heben sie sich deutlich von denbeiden bisher genannten Gruppen ab. Diejährlichen Entwicklungspfeile verlaufenetwa parallel zu den Pfeilen der Flächen Dund E. In den Ietzten Jahren scheint sichaber eine unterschiedliche Entwicklung zuergeben. Die Flächen werden einerseitsdurch sehr positiv zu beurteilende, für bo-densaure Magerrasen typische Arten (wiez.B. Agrostis capillaris, Potentilla argen-te a r;.nd Vcia villo s a) charakterisierl, ande-rerseits haben hier auch die als negativ ein-gestuften Fettwiesenarten ihren Schwer-punkt.

> Sandgrasheide (G)Die Aufnahmen der Fläche liegen auf derersten/zweiten Achse zwischen den Korn-burgerAufnahmen (Fl - F6) und den Flä-chen D und E. Auf der - hier aus Platz-gründen nicht dargestellten - ersten/drit-tenAchse ist Fläche G deutlich absehoben

Abb. 2: Übertrogung von Soden:o! Abheben der gefrorenen Soden ( I 5 bis 20 cm) ouf dem Spendergelönde in Nürnberg-loufomholz;b) Tronsport-Poletten mit Soden;c) Tronsport der Soden ouf dos Versuchsgelönde Nürnberg-Morienberg;d) ,,Einrohmung" der Rönder verlegter Soden mit Sond.

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Abb. 3: Übertrogung der Diosporenbonk:ol Abschieben der oberen I 0 cm (Diosporen-bonk) ouf dem Spendergelönde in Nürnberg-[oufomholz;b) Aufbringen der Diosporenbonk ouf die Un-tersuchungsflöche in Nürnberg, Volkspork Mo-rienberg;c| Einorbeiten der verteilten Diosporenbonk mitder Fröse.

und liegt über diesen beiden Gruppen. Siewird durch charakteristische Arten boden-saurer Magetrasen wie Luzula campestris,Hypochoeris radicata, Trifulium campes -tre lrnd Cladonia spec. gekennzeichnet.

3.2 Die Entwicklung der Douerflöchen

3.2.1 Referenzfläche Marienberg (A)

Die Gesamtartenzahl der Daueruntersu-chungsfläche ist von 1994 bis 1996 deutlichgestiegen und hat seitdem um etwa ein Drit-tel abgenommen. Mittlerweile haben sichweit über 75Vo der Aten über mehrere Jah-re auf der Fläche etabliert. Von 1994 nach1995 war ein deutlicher Einbruch der Vege-tationsdeckung auf knapp über 10 7o zube-obachten. Von 1995 bis 1998 hat sich dieserWert auf etwa 40Vo gesteigert. wovon etwazwei Drittel auf die Krautschicht entfallen.Moose und Flechten spielen weiterhin keineRolle, die Streuakkumulation ist sehr gering.

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Inzwischen hat sich im Artenbesatz einGleichgewicht zwischen positiv und neutralbis negativ zu beurteilenden Arten einge-stellt, wobei die Anzahl der eher negativ zubeurteilenden Arten stärker rückläufig ist alsdie der positiven. Einige eher negativ zu be-urteilende Arten wte Leontodon autumnalis,LoLium perenne rnd, Conyza canadensis wei-sen weiterhin relativ hohe Deckungswerteauf. Nennenswerte, jedoch teilweise vonJahr zu Jahr stark schwankende Deckungs-werte zeigen die erwünschten Arten Trifoli-Ltm atnense, Corynephorus canescens (dassich seit 1991 aff der Fläche etabliert hat).Rumex acetosella, Achillea millefolium, Di-gitaria ischaemum wd Berteroa incana.

Fazit: Nach sieben Jahren besteht weiterhinder Charakter einer Pionierfläche. Die von1995 bis 1996 zt verzeichnende deutlicheZunahme typi scher Sand-(Pionier)-Arten istmomentan leicht rückläufig. Die Entwick-lung der Fläche geht - mit zeitlicher Verzö-gerung - in die gleiche Richtung wie bei derFläche mit Heublumensaat (B) und jener mitgesammelten Samen (C). Eine Beeinflus-sung dieses Prozesses durch die Einwande-rung von Arten aus den Nachbarflächen istwahrscheinlich.

3.2.2 Heublumensaat (B)

Die Artenzahl ist seit 1994 sowohl in derDauerfläche als auch in den Aufnahmeflä-chen relativ konstant. Seit 1993 besteht einestabile Grundausstattung; die Zuwanderungneuer Arten ist gering. Bis 1996 hat diedurchschnittliche Gesamtdeckung stetig zu-genommen, von 1996 bis 1998 ist eine klareAbnahme zu verzeichnen (56 o/o ) 30 Vo\.Diese beruht im wesentlichen auf dem wei-teren Rückgang der Krautschicht seit 1995(457o) l57o). Die Deckung der Gras-schicht ist nach einem starkenAnstieg 1996ebenfalls leicht zurückgegangen. Die Moos-schicht ist auf niedrigem Niveau konstant.Eine leichte Anreicherung von Streu ist zubeobachten.

Seit 1993 haben positiv zu beurteilendeAfien wie Trifolium anense, Artemisia cam-pestris, Petrorhagia prolfera, Rumex aceto-sella, Festuctt trachyphylla und Corlnepho-rus canescens in Abundanz und Dominanzstark zugenommen. Die Fläche wurde 1996stark von Trifolium arvense geprägt; dieseArt ist aber mittlerweile von Artemisia cam-pe,ttris, Festuca trachyphylla und Coryne-phorus canescens abgelöst worden. Demge-genüber sind neutral bis negativ zu beurtei-lende Arten in den Hintergrund getreten. Zuden neutral bis negativ zu beurteilenden Ar-ten mit konstantem Vorkommen zählenPlantago lanceolata, Taraxacum officinale,Leontodon autumnalis und Conyza canaden-sis. Loliumperennehat 1998 eine starke Zu-nahme zu verzeichnen. A rmeria elongata istseit 1996 deutlich zurückgegangen.

Fazit.' Seit 1993 hat sich derArtenbesatz sta-bilisiert. In diesem Zeitratm fand auch derWandel von der ruderal geprägten Pionier-fläche zu einer von Sandarten geprägtenVegetation statt. Die Dauerf'läche ist durch

Freizeitaktivitäten (Grillplatz) teilweisestark beeinträchtigt. Die Abnahme der Vege-tationsdeckung insgesamt und die Zunahmeder Deckung von Lolium perenne als Tritt-zeiger kann damit in Zusammenhang stehen.Dementsprechend sind die Ergebnisse nichtso aussagekräftig wie auf den anderen Flä-chen.

3.2.3 Gesammelte Samen (C)

Die Gesamtartenzahl der Dauerfläche hatvon 1992 bis 1996 kontinuierlich zugenom-men. Seit 1996 ist eine Abnahme um über304o zu verzeichnen. Die Anderung des Ar-tenbesatzes liegt bei zirka25 7a pro Jahr.DerRückgang seit 1997 ist auf den Ausfall so-wohl positiv als auch negativ zu beurteilen-der Arten zurückzuführen. Die Gesamtde-ckung hat von 1991 bis 1996 zugenommenund ist seitdem konstant bei etwa 607o.Wiebei Dauerfläche B hat auch hier seit 1996 dieDeckung der Krautschicht abgenommen.Die Moosschicht ist seit 1997 stabi l . DieStreuauflage hat in den letzten Jahren leichtzugenommen.

Analog zur Dauerfläche B haben bis 1 996die positiv zu beurteilenden Arten an De-ckung und Stetigkeit zugenommen, seitdemistjedoch ein leichter Rückgang zu verzeich-nen. Hochstet und dominant ist weiterhinTrifolium atnense, doch mittlerweile habenCorynephorus canescens tnd Artemisiac amp e s tri s atfgeschlossen. Hohe Deckungs-werte zeigen atch F e s tuc a t rac hyp hy ll a tndRumex acetosella. Weitere hochstete Artensind Berteroa incana und Achillea millefoli-um.Die neutral bis negativ zu beurteilendenArten sind seit 1996 stark zurückgegangen.

Fazit: Wie bei der Heublumensaat (B) fandzwischen 1994 und 1995 der Übergang vonder eher ruderal geprägten Pionierfläche zueiner von Sandarten geprägten Vegetationstatt. Auch die Deckung der Krautschicht istseit 1996 zurückgegangen, bei gleichzeitigerZunahme der Grasschicht, was im wesentli-chen auf Fesruca trachyphylla und Coryne-phorus canescens zurückzuführen ist. DieKrautschicht wird nun - nebenTrfolium ar-yense - auch von Artemisia camDestris ge-prägt.

3.2.4 Samenbank (D)

Yon1992 bis 1995 hat dieArtenzahl aufderDauerfläche kontinuierlich abgenommen.Seitdem schwankt die Zahl zwischen 20 und25. Die Anzahl der jährlichen Neueinwande-rer hat ebenfalls abgenommen. DerArtenbe-satz ist mittlerweile weitgehend stabil. Nachschnellem Anstieg bis 1992 und einem lang-sameren Anstieg auf 100 Vo im Jahr I 995 istdie durchschnittliche Gesamtdeckung leichtzurückgegangen und liegt seit 1991 zwi-schen 80 und 90 ToDie seit 1993 zu beobach-tende gegenläufige Oszillation der Kraut-und Grasschicht hat sich in geringerem Aus-maß auch 1997 und 1998 fortgesetzt. DieMoosschicht hat sich seit 1994 bei einemDeckungswert von etwa 10 % stabilisiert.Eine geringe Streuanreicherung ist zr ver-zeichnen.

Noturschutz und Londschaftsplonung 34. (21 3). 2002

Uber die Jahre hat der Anteil sehr er-wünschter Ar ten immer we i te r zugenom-men, während neutral bis negativ zu beurtei-lende Arten fortwährend auf dem Rückzugsind. Negativ eingeschätzte Arten kommenauf der Fläche seit 1 994 praktisch nicht mehrvor. Die positiv zu beurteilenden Arten wei-sen hohe Stetigkeiten und Deckungsgradeauf und sind zum großen Teil bereits seit1992 atf der Fläche vertreten. Hierzu gehö-ren Rumex acetosella, Agrostis capillarisund Festuca trachyphylla. Armeria eLonga-ra hat sich seit 1994 gut etabliert. Bei denneutral zu beurteilendenArten weist Galiumverum hohe Stetigkeiten und beträchtlicheDeckungswerte auf . Poa prarensi^r ist in denletzten Jahren weitgehend ausgefallen. Imgleichen Zeitraum haben allerdings auch Ar-ten sandiger Standorte wie Trifolium arven-se und Trifolium campestre an Bedeutungvenoren.

Fazit: Bemerkenswert ist das weitgehendeund schnelle Verschwinden der als negativangesehenen Arten bereits im dritten Jahr(1993). Auch Gehölze konnten auf der Flä-che wesentlich seltener beobachtet werdenals auf den Flächen mit langsamerer Ent-wicklung der Vegetation. Prägende Art derFläche ist Festuca trachyphylla, danebenmittferweile attch Galium verum.

3.2.5 Soden ß)

Von 1994 (Mahd im Frühjahr 1995) bis 1996hat die Artenzahl auf der Daueruntersu-chungsfläche deutlich zugenommen. Diestarke Neueinwanderung im Jahr 1996 rührteinerseits von typischen Sand- und Mager-rasenarten wie Corynephorus canescens,Petrorhagia proliferea und, Erigeron acrisher, aber auch von stärker ruderal geprägtenArten wie Cerastium arvense, Agropyron re-pens und Carex hirta. Von 1996 bis 1997ging die Artenzahl zurück. Hierbei sind zweiAspekte zu bemerken: 1. Einige Arten konn-ten sich zusätzlich dauerhaft auf der Flächeetablieren. 2. Gegenüber 1996 hat die Zahlder erwünschten Arten zugenommen, wäh-rend neutral und negativ zu bewertende Ar-ten zurückgegangen sind. 1998 hat die Ar-

tenzahl wieder deutlich zugenommen. Eshandelt sich meist um Spezies, die bereits infrüheren Jahren auf der Dauerfläche vorge-kommen sind. Dazu zählenz.B. Corynepho-rLts canescens, Jasione montana, Trifoliumcampestre, Carex hirta und Gehölze wie Be-tula pendula und Sallx spec.

Die durchschnittliche Gesamtdeckunswar von I 996 bis | 998 annähernd konstaniwobei die Krautschicht kontinuierlich zu-rückgegangen ist, während die Grasschichtleicht zugenommen hat. Bestandsprägendsind weiterhin die sehr erwünschten ArtenFestuca trachyphylla, Agrostis capillariswd Armeria elongata, die alle bereits übermehrere Jahre hohe Deckungsgrade und Ste-t igkeiten aufweisen. Artemisio campestr isund Hieracium piLosella haben in den letzenJahren stark abgenommen. Festuca trachy-phylla hat auf eine Pflegemahd im Herbst1997 mit leicht rückläufiger Tendenz rea-giert.

Bemerkenswert ist der vergleichsweisegeringe Anteil negativ zu beurteilender Ar-ten, die sich über den ganzen Untersu-chungszeitraum nicht dauerhaft auf der Flä-che etablieren konnten.

Fazit: Die ausgeprägte Dominanz von Fes-tuca trachyphylla und der anhaltende Rück-gang auch von Arten der Sandmagerrasen istdurch die Mahd im Frühjahr 1995 zunächstbeendet worden. Doch bereits 1996 hat sichdie Grasschicht deutlich erholt, wenn auchzwischenzeitlich unter wachsender Beteili-gung weiterer Grasarten wie Agrostis capil-larisrndPoapratensis, die seit 1997 gegen-ijber Festuca trachyphylla wieder abgenom-men haben. Arten, die auf lückige Vegetati-onsbestände angewiesen sind, konnten sichvorwiegend im Randbereich der Fläche eta-blieren bzw. sind nach Ausbreituns1995/1996 in den Jahren 1996/1997 bere iGwieder zurückgegangen. Mahd als Pflege-maßnahme wirkt offensichtlich kurzfristig,die Dominanz von Festuca trachyphyllastellt sich jedoch nach wenigen Jahren wie-der ein. Eine zweite Pflegemahd im Herbst1997 zeigte bereits deutlich geringere Wir-kung auf die Art. Die Artenzahlen sind be-sonders im Zentrum auf den Aufnahmeflä-chen (= Sodenbereich) zurückgegangen.

Schlussfolgerung: Auf Grund der positivenErgebnisse der Versuche im Volkspark Ma-rienberg wurde im Rahmen der Ausgleichs-maßnahmen für die Bebauuns des Diehl-Ge-ländes d ie Übenragung der Samenbank a lsMethode für die Flächen in Kornburg ge-wählt.

3.2.6 Samenbank, Kornburg I -3 (Fl - F6)

Nach einer Abnahme auf den Flächen Fl -F6 vom Jahr 1995 bis 1996 haben sich dieArtenzahlen weitgehend stabilisiert. DieZahl der jährlich neu gefundenen Arten iststark zurückgegangen. Der deutliche Wech-sel nach der Erstaufhahme ist wahrschein-lich auf die unterschiedliche Aufnahme-fläche in den Jahren 1994 und 1995 zurück-zuführen. Bis auf die Flächen F2 fiährlichgemähter Bereich der AE-Fläche Kornburg

1) und F6 (stark vergraster Bereich derAE-Fläche Kornburg 3) liegen die Artenzahlenzwischen 20 und 30 und damit in der Grö-ßenordnung der Vergleichsfläche D imVolkspark Marienberg.

Die durchschnittliche Gesamtdeckungliegt auf allen Flächen zwischen 80 und100 %. Sie ist im Jahr 1998 bis auf F2 etwasniedriger als in den Vorjahren. Dieses kanndurch unterschiedliche Witterungs- bzw.Niederschlagsverhältnisse im Jahr 1998 be-dingt sein. Der Rückgang der Grasschichthat sich aufallen Flächen im Jahr 1998 fort-gesetzt. Mittlerweile ist die Grasschicht nurnoch aufden Flächen F2 und F6 stärker alsdie Krautschicht. Diese Veränderung kannFolge der regelmäßigen Pflegemahd sein.Moose sind auf den Flächen meist gut eta-bliert, eine leichte Anreicherung von Streuist festzustellen.

Die Dominanzverhältnisse haben sich1998 deutlich verschoben. Agrostis capilla-r is gehört nur noch aufden Flächen Fl,F2,F5 und F6 zu den dominanten Arten. auf denFlächen F3 und F4 ist es weitgehend ausge-fällen. Weitere prägende Arten sind AchilleamilleJolium (Fl, F2, F4, F6), Poa pratensis(Fl, F3, F4, F5) und die sehr erwünschtenArten Artemisia campestris (F4,F6), Arme-ria elongata (F4) sowie Hieracium pilosella(F5). Der unerwünschte Trifolium repens er-reicht auf der Fläche F2 hohe Deckunsswer-te. Im Gegensatz Lu den Flächen im Volks-park Marienberg spielt Festuca trachyphyl-/a weiterhin nur eine untergeordnete Rolle.

Auf allen Flächen hat im Untersuchungs-zeitraum der Anteil der erwünschten Artenzu-, derAnteil der neutralen bis unerwünsch-ten Arten abgenommen. Wohl infolge derdichten Vegetationsdecke fehlt Gehölzan-flug vollständig.

Zusammenfassung: Die zunächst beobach-tete starke Gräserdominanz auf den FlächenFl - F6 ist nicht mehr vorhanden. Ledislichauf F l i s t der Deckungsante i l der Gras-schicht noch höher als jener der Kraut-schicht. Auf allen übrigen Flächen überwiegtdie Krautschicht mehr oder weniser deut-l ich. Ebenso ist die bisherige durc[gehendeDominanz von Agrostis capillaris abgelöst.Weitere wichtige Arten sind mittlerweilePoa pratensis, Achillea millefolium und aufden Flächen F4. F5 und F6 die erwünschtenArten A rt e mi s ia c amp e st ri s, H ie rac ium pilo -sella und Armeria elongata. Festuca trachy-phylla spieltkeine wesentliche Rolle. Damithaben in den letzten Jahren zumindest aufden Flächen F4, F5 und F6 typische Sandra-senarten an Bedeutung gewonnen. Arten wieJasione montana halten sich in vereinzeltenVegetationslücken.

3.2.7 Sandgrasheide (G)

Auf G hat die Artenzahl von 1995 bis 1996leicht abgenommen und ist seitdem prak-tisch konstant. Neuzugänge oder wiederge-fundene Arten sind nur wenige vorhanden.Die durchschnittliche Gesamtdeckung liegtknapp unter l00Vo.Die Grasschicht hat seit1996 abgenommen, die Ituautschicht dage-gen von 1997 bis 1998 deutlich zugenom-

Tob. l: Moßnohmen ouf den Douerunler-suchunqsflöchen.

DF Bez. Msßnshme

9 A ohne Moßnohme (Pionierflöche)

l 0 B Heublumensoot

l l C gesommelteSomen

12 D Diosporenbonk

l 3 E Soden

14 Fl Diosporenbonk

I 5 F2 Diosporenbonk

t 6 F3 Diosporenbonk

17 F4 Diosporenbonk

I 8 F5 Diosporenbonk

l9 F6 Diosporenbonl

20 G ohne Moßnohme (Sondgros-heide, ehemols beweidetl

Noturschutz und LondschoftsplonunA 34, (21 3), 2OO2 63

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Abb.4: Ordinotion (PCA) der pflonzensoziologischen Aufnohmen von l99l bis 1999 (erstre gegenzweite Achse der Houptkomponentenonolyse). Für iede Übertrogungsmethode sind die Folgeiohreols Punkte ouf einem Entwicklungspfeil dorgestellt.

men. DominanteArten sindÄ grostis capilla-ris, Hieracium pilosella, Armeria elongata,Festuca trachyphylla wd Luzula campes-rris. Hohe Stetigkeiten und Deckungsanteileerreichen mit abnehmender Tendenz Poapratensis rnd Plantago lanceolata. Der An-teil der Moose und Flechten ging von 1995bis I 997 stark zurück. Der von 1995 bis 1996gestiegene Streuanteil hat bis 1997 wiederabgenommen.

4 Vergleich und Bewertung derMoBnohmen

4.'l Zusommenfqssender Vergleich

Bedenkt man den finanziellen und losisti-schen Aufwand, so ist die Übertragutrg uottRasensoden sicherlich die aufwendigste Me-thode. Aufgrund der schwachen Bindigkeitder Sandböden erfordem Transport und Ver-legen der Soden Bodenfrost nach vorange-hender ausreichender Durchnässung der Flä-che. Eine längere Zwischenlagerung von So-den ist schwierig bis unmöglich.

Die Ubertragung der Diasporenbank istwesentlich einfacher. Die abgeschobeneobere Bodenschicht (15 bis 20cm) ist nichtan bestimmte Witterungsverhältnisse gebun-den und lässt sich leicht zwischenlagern. A1-lerdings sind die Wintermonate allen ande-ren Jahreszeiten vorzuziehen. da die Tier-welt so am wenigsten geschädigt wird. Un-tersuchunsen zur Fauna wurden bei denÜbertragu-ngen jedoch nicht durchgeführt.

Die Entnahme von Diasporen der wich-tigsten Arten erfordert mehrmaliges Bege-hen der Fläche und relativ viel Samenmate-rial, da nicht unbedingt von einer hohen Kei-mungsrate ausgegangen werden kann (vgl.BrnonruaexN 1998).

64

Heublumensaat (Mahd im August/Sep-tember) ist zwar wenig aufwendig, erfasst je-doch nur die Aten. deren Fruchtstände einegenügende Höhe erreichen. Das Aufsaugendes Mähgutes während der Mahd ist notwen-dig, um die Samenausbeute zu erhöhen.

Die Entwicklung der Flächen ist nach al-len Maßnahmen positiv zu beurteilen (vgl.Tab.2):

Flächen im Volkspark Marienberg (A - E)> Die Ausbreitung der erwünschten ZielartSilbergras (Corynephorus canescens) hältauf allen Flächen an.> Sowohl bei der Heublumensaat (B) alsauch bei derAnsaat gesammelter Samen (C)setzt sich in den letzten Jahren die erfreuli-che Entwicklung fort. Beide Flächen werdenweiterhin von Arten der lückigen Sand-magerrasen geprägt. Arten der Sandgrashei-den haben an Bedeutung gewonnen. Esbleibt abzuwarten, wie diese Entwicklung inden nächsten Jahren verläuft und ob sie nochstzirker auch auf die benachbarte Referenz-fläche A übergreift. Die F1äche mit Heublu-mensaat (B) ist stark von Freizeitaktivitätenbeeinflusst. Dieses mindert die Aussagekraftder Ergebnisse. Die Entwicklung auf denFlächen B und C verläuft weiterhin sehr ähn-lich der Entwicklung auf Fläche D (Samen-bank) in den ersten Jahren.) Die unterschiedlichen Entwicklungsge-schwindigkeiten führen zu einer hohenStrukturvielfalt der Untersuchungsfläche imVolkspark Marienberg. Wie sehr die Ent-wicklung auf den Flächen B und C von derMaßnahme gesteuert wurde und ob sie vonder Entwicklung der benachbarten Fläche Dbeeinflusst wird, lässt sich allerdings nichtbeurteilen.> Der auf der Fläche D 1996 einsetzendeReifungsprozess (Vergrasung mit Festuca

trachyphylla und teils mit Agrostis capilla-rls) hat sich seither fortgesetzt.> Dieser Prozess ist auch auf der Fläche mitübertragenen Soden (E) weiter zu beobach-ten. Die Mahd im Frühjahr 1995 hat diedominante Festuca trachyphylla für einigeJahre zurückgedrängt, eine Wiederholung imHerbst 1997 zeigte 1998 eine deutlich gerin-gere Wirkung. Arten, die lückige Beständebenötigen, finden nur in Randbereichen derFläche geeignete Lebensbedingungen.

Flächen in Kornburg (Fl - F6, G)> Auf den Flächen in Kornburg hat sich derVergrasungsprozes s mittlerweile umgekehrt.Auf allen Flächen haben Kräuter in den letz-ten Jahren deutlich zugenommen und domi-nieren teilweise bereits die Gräser. Agrostiscapillaris als prägende Art ist deutlich zu-rückgetreten. An Bedeutung gewonnen ha-ben Achillea millefolium tnd Poa pratensisund aufeinigen Flächen die erwünschtenAr-ten Armeria elongata, Hieracium pilosellasowie Artemisia campestris. Festuca trachy-phylla ist von untergeordneter Bedeutung.Insgesamt nimmt hier die Anzahl der positivzu beurteilendenArten zu, während dieZahlder neutral oder negativ zu bewertenden Ar-ten abnimmt.> Die Fläche F5 zeigt eine sehr erfreulicheEntwicklung mit starker Einwanderung vonpositiv zu beurteilenden Aften.> Die Verhältnisse auf der Referenzfläche Gbleiben weitgehend konstant. Die unter-schiedliche Entwicklung im Marienberg-Park und in Kornburg kann von unterschied-lichen Bodenbedingungen herrühren (Wör--nnl 2000). Der im Marienberg-Park verwen-dete Aushub des Marienbergweihers istoffensichtlich sehr schluff- und nährstoff-arm. Bei den Flächen in Kornburs handelt essich um ehemalige Acker. die abgeschobenwurden. Der hier anstehende Sand ist schluf-freicher (Wöt-rn 2000). was zu unterschied-lichen Bodenbedingungen und zu unter-schiedlicher Vegetationsentwicklung führt.

4.2 Empfehlungen

Aus den gewonnenen Erfahrungen lassensich folgende Handlungsempfehlungen ab-leiten:

> Sodenübertragung- optimaler Zeitpunkt: Winter bei gefrore-

nem Boden;- 10 bis 15 cm Soden abstechen und auf Pa-

letten verladen;- Nummerierung nicht nötig;- Zwischenlagerung in gefrorenem Zustand

nur einige Tage;- in 30 bis 50 m2 großen Inseln verlegen,

mit Sand einbetten und walzen;- erste Pflegemahd nach etwa drei Jahren.

> Oberb.odenschüttung (Diasporen-bank-Ubertragung)

- optimaler Zeitpunkt: Oktober;- 10 bis l5cm Oberboden bei trockenem

Wetter abschieben (eventuell vorher frä-sen, um Soden zu zerkleinern);

- Verteilen mit Miststreuer oder per Hand,Ieicht einfräsen und walzeu

Noturschutz und Londschoflsplonung 34, (213), 2002

-

Tob. 2: Entwicklunq der Flöchen unter den verschiedenen unl,ersuchten Moßnohmen und ihre Bewertunq.

.a.ggolitl]Heublumensoot

Etoblierung typischer Arten offenerSondmogerrosen

nur ein Teil der Arten wird erfosst nicht zu enischeiden, ob die Entwicklungdurch die Moßnohme selbst oder durchEinwonderung von den benochbortenFlöchen hervoroerufen wurde

gesommelte Somen oufwendig, wenn olle wichtigen Artengesommelt werden sollen

SomenbonkMorienberg

rosche Etoblierung von Sondortenund typischer Vegetotion

fortgesetzte Vergrosung bei der unferschiedlichen Entwicklung imMorienbergpork und in Kornburg sindunterschiedliche Bodenverhöltnisse von Be-deutung

Somenbonk Kornburg rosche Vegelotionsentwicklung, in denletzten Johren Zunohme er wünschterArten; ouf mehreren Flöchen Einwonde'rung von Sondorten (evtl. stondorts-obhöngig); Zunohme der Kroutschicht,Vergrosung rücklaufig

Soden rosche Vegetotionsentwicklung rosche Vergrosung und Ausfoll licht-liebender Pionierorten; Pflegemohd zeigtzwor schnelle Wirkung, der Grosonteilnimmt iedoch bereits im zweiten Johrnoch der Mohd wieder zu; zweite Pflegemohd mit deutl ich geringerer Wirkung;teuerste Moßnohme mit oufwendiqerVorplonung

bereits noch drei Johren Pflegemohdnotwendig; Wiederholung noch tweiJohren

- 10 m2 Spendermaterial reichen für 150 bis200 m2Impffläche;

- das Material kann einige Zeit zwischenge-lagert werden.

> Heublumensaat- Erntezeit von Ende Juli bis Mitte August;- optimaler Zeitpunkt derAussaat: Oktober;- Verteilen von bis zu I kg Mähgut pro m2

mit dem Rechenl- der Mulcheffekt verhindert Erosion auf ge-

neigten Standorten (Krnnen & MauN imDruck);

- eine Mahd mit dem Saugmäher ist für dieInsektenfauna der Spenderfl äche ungüns-tig;

- das getrocknete Mähgut kann einige Mo-nate zwischengelagert werden.

> gesammelte Samen- Erntezeit zur Fruchtreife der Arten (von

Ende März bis Ende August);- optrmaler Zeitpunkt der Aussaat: Oktober;- mit dem Rechen einarbeitenl- die Aussaat bringt keinen Erosions-

schutz.

Aufgrund des hohen Aufwandes beim Sam-meln der Diasporen ist es sinnvoll, sich aufauseewählteArten zu konzentrieren und - alsErginzung der anderen Übertragungsmetho-den - Samen gezielt in Lücken einzustreuen.

Humoser Oberboden sollte in allen Fällenunbedingt entfernt werden. Wörrel (2000)gibt Hinweise zur Eignung verschiedenerBodentypen und Korngrößenverteilungender Sande. Optimal ist eine Kombination ausOberbodenschütlung und gezieltem Übenra-gen einzelner Pflanzen (Corynephorus cane-scens, Armeria elongata, Dianthus deltoi-des, Festuca trachyphylla). Dabei ist es rat-sam, nicht die gesamte neue Fläche zu

Naturschulz und Londschoftsplonun g 34, (2/ 3), 2OO2

behandeln, sondern diese nur inselartig zuimpfen und das aufgebrachte Oberbodenma-terial leicht einzufräsen. Das entstehendeMosaik von unterschiedlich schnell besie-delten Flächen führt zu einem Nebeneinan-der verschiedener Stadien über einen länge-ren Zeitralum und gewährleistet genügendoffene Sandflächen für die Ausbreitung derkonkurrenzschwächeren Arten und derFauna der olfenen Sandflächen (Ödland-schrecke, Sandlaufkäfer, .Hymenopteren).Bester Zeitpunkt für die Ubertragung sinddie Monate Oktober und November. daHerbstkeimer wie Teesdalia nudicaulis undCorynephorus canescens noch auflaufenkönnen.

Donksogung

Die Untersuchungen werden im Auftrag derStadt Nürnberg (Amt für Umweltplanungund Naturschutz) durchgeführt. Wir dankenDr. Dietmar Pilotek (Stadt Nürnberg), Dr.Hagen S. Fischer (IFANOS, Nürnberg) undDr. Anke Jentsch (UFZ Leipzig-Halle).

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Anschriften rlerVerfasser: Dipl.-BioI. Peter Bank undDipl.-Biol. Florian Bemmerlein-Lux, Institut für an-gewandte ökologische Studien- Planung (ffbnos pla-nung), Hessestrafe 4, D-90443 Nümberg, E-Mail

[email protected]; Dr Hans Jürgen Böhmet TechnischeUniversiüt München. Depaflmcnt ftir Ökotogie,Lehrstuhl für Lands chafi sökolo gie, Am Hochan ger 6,D-85350 Freising-Weihenstephan, E-Mail juer-g en @ de c. Io e k. a grar tu -muenc he n. de.

66 Noturschutz und Londschoftsplonun g 34, (21 3), 2002