suggerierte abstraktion und subtile antagonismen in der arbeit von henrik olesen

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Suggerierte Abstraktion und subtile Antagonismen in der Arbeit von Henrik Olesen Seminar: Einführung in die Gender Studies am Beispiel Kunst- und Bildgeschichte: Feminismus/Gender/Queer in der Kunst von Moderne und Gegenwart Prof. Dr. Ilaria Hoppe SoSe 2014, Kunsthistorisches Institut, Humboldt-Universität Berlin Antoni Sadurní Viñas, MA Kunstgeschichte im globalen Kontext, Freie Universität Berlin

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Suggerierte Abstraktion und

subtile Antagonismen in der

Arbeit von Henrik Olesen

Seminar: Einführung in die Gender Studies am Beispiel Kunst- und Bildgeschichte:

Feminismus/Gender/Queer in der Kunst von Moderne und Gegenwart

Prof. Dr. Ilaria Hoppe

SoSe 2014, Kunsthistorisches Institut, Humboldt-Universität Berlin

Antoni Sadurní Viñas, MA Kunstgeschichte im globalen Kontext, Freie Universität Berlin

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WE DON’T KNOW ANYTHING YOU DON’T KNOW ANYTHING I DON’T KNOW ANYTHING ABOUT LOVE OHO YOU ARE NOTHING OHO I AM NOTHING OHO WITHOUT LOVE*

*Judith Hopf zitiert das Gedicht aus dem Buch 69 Love Songs (1999) in ihrem Aufsatz „Contrat entre les hommes et les odinateurs“ in: „How do I make myself a Body“ in: Henrik Olesen (Hrsg.), How do I make myself a body. Henrik Olesen at Malmö Konsthall, Hatje Cantz, Ostfildern, 2011, S. 27.

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I. Einleitung: Naming Splendid Impossibilities Is Not Only a Great Fuck You to the Existing World 4

II. Auswertung bestehender Literatur 6

III. abstrakt drag: queering Konzeptkunst? 7

IV. (Sexuelle) Zwischenstufe (nach Magnus Hirschfelde) 9

V. Sockelleiste / Ecken / Grenze / Bondage 11

VI. Fazit: Subtile und prägnante Antagonismen 14

VII. Bibliographie 16

VIII. Abbildungen 18

  4  

I . Einleitung: Naming Splendid Impossibil it ies Is Not Only a Great Fuck You to the

Existing World1

Im 1. Oktober 2014 hat das Parlament Kataloniens ein Gesetz gegen Homophobie und antihomosexuelle

Gewalt verabschiedet.2 Das Neue in dem Antihomophobie-Gesetzt besteht darin, dass die TäterInnen

und nicht die Opfer Beweise zur Widerlegung der Klage aufbringen müssen. Eine derartige juristische

Geschlechterpolitik hat minimale Wirksamkeit in einem globalen Kontext. Denn beispielsweise besagen

Daten aus dem Jahr 2001, gesammelt von dem Künstler Henrik Olesen,3 dass in 15 Ländern weltweit die

Partnerschaft zwischen Homosexuellen legalisiert ist, während in 24 Ländern die Zustimmung für

homosexuellen Sex größer als die für heterosexuellen ist. Außerdem ist Homosexualität in 86 Staaten

durch sodomitische Glaubensgrundsätze gesetzlich verboten und in sieben Ländern steht sie noch unter

Todesstrafe. Dies verdeutlicht, wie dringend es ist, dass wir politische Alternative für den Umgang mit der

überall präsenten gewalttätigen Homophobie finden. Dagegen stellen sich u. a.

Widerstandsbewegungen in verschiedenen Subkulturen, akademischen Bereichen sowie kritischen

Kunstkontexten. Wie wird jedoch künstlerischer Widerstand geäußert? Verdrängung und Unterdrückung

von Homosexualität wird mit Henrik Olesens (Elsberg, Dänemark, 1967) künstlerischer Arbeit und seinem

Denken konfrontiert. Dies stellt eine dieser Inseln der Resistenz dar, auf der seit ca. 15 Jahren

Gegendiskurse entstehen. Er hat systematisch die gewalttätige Heteronormativität in Arbeiten wie Some

Illustrations on Alan Turing (2008-10, Abb. 1) hinterfragt. Die Arbeit präsentiert eine künstlerische

Recherche in Form von Collagen über den schwulen Informatik-Pionier Alan Turing und die Zerstörung

seines Körpers und dessen Selbstmord. In dem Projekt Mr. Fork and Mr. Knife (2009, Abb. 2) stellt er einen

ambivalenten bildhauerischen Angriff gegen die Institution der Eltern vor. Ebenso bedeutend ist die

Arbeit Some Faggy Gestures (2010, Abb. 3), die eine bildnerische Recherche in der Form eines Atlas

Mnemosyne4 erstellt, in der queere Elemente in der traditionellen westlichen Kunstgeschichte der Neuzeit

visualisiert werden.

Olesens Gegen-Kartographie des Homsexualitätsdiskurses entfaltet sich über Strategien wie Collagen,

Texte, Installationen, Ready-mades, Künstlerbücher sowie Ausstellungen. Ein Teil seines Oeuvres besteht

aus alltäglichen Objekten, die aber in vielen Fällen wie abstrakte Kunstartefakte aussehen. Beispiele dafür

sind Arbeiten wie Zwischenstufe (nach Magnus Hirschfelde) (1999, Abb. 6), Cast 1 (2011, Abb. 14,15) oder

N. Andry: L’Orthopédie ou l’art de prévenir et de corriger dans les enfants les difformités du corps 1749

(N. Andry: Orthopädie, oder die Kunst, Deformierungen bei Kindern zu verhindern oder zu korrigieren,

                                                                                                               1 Titel eines Unterkapitels des Textes: Lars Bang Larsen, „Striking and Body Making“ in: Henrik Olesen (Hrsg.), How do I make myself a Body, 2011 Op. cit. S. 23. 2 Die Zeitschrift ara (jetzt) unterstreicht, dass die neue Rechtsvorschrift von der LGBT-Gemeinschaft die im Jahr 1991 umgebrachte Transsexuelle Sonia Rescalvo Zafra honorierte. www.ara.cat/, [02/10/2014], Barcelona. 3 Die Daten stammen aus der künstlerischen Recherche und Arbeit von Henrik Olesen Lack of Information, 2001. Weitere Informationen über diese Arbeit sind in diesem Künstlerbuch veröffentlicht: Henrik Olesen, What is authority?, Pork Salad Press, Copenhagen, 2002, S. 37-58. 4 Der Intertext-Charakter der Arbeiten Olesens besteht in einem Netzwerk intellektueller Referenzen, zitiert ist z. B. Aby Warburgs Atlas Mnemosyne seine bildnerisch-ikonographische Recherche über die westliche Kunstgeschichte, um ein schwules Gegenmodell davon zu entwickeln.

  5  

2002, Abb. 17). Wie können suggerierte Abstraktionen politischen Botschaften Nachdruck verleihen? Und

sie dennoch indirekt und in einer metaphorischen Weise beinhalten? Dieser Text fokussiert vor allem auf

die starke Tendenz zur Abstraktion eines Teils des Werkes Olesens, das, obwohl es sehr relevant scheint,

bislang wenig diskutiert wurde. Ziel wird es sein, die Arbeit Zwischenstufe (nach Magnus Hirschfelde) als

Fallbeispiel ausgiebig zu untersuchen und die suggerierte Abstraktion, die jedoch aus alltäglichen

Elementen besteht, zu untersuchen. Dabei soll analysiert werden, wie abstrakte Formen radikale

Antagonismen ins Spiel bringen können und sich sogar außerhalb homosexueller Gegendiskurse gerade

in dieser abstrakten Allgemeinheit Gehör verschaffen können.

Aber wie kann man eine solche kunsthistorische Analyse durchführen, ohne die Kraft der Arbeiten zu

beschneiden? Wie kann Kunst, die sich jeglicher Klassifizierung entzieht, in ihrer Eigenständigkeit

bestehen bleiben und nicht klassifiziert werden, sich der Einreihung in die Kunstgeschichte entziehen und

unbequem bleiben? Darüber hinaus, wie kann die Entnormalisierung, die diese KünstlerInnen

einführen,begründen, und der Wunsch anders zu sein, die Kraft für Veränderungen freisetzen?5 Die Frage

nach der Institutionalisierung der Kritik avantgardistischer Kunst ist schon lange ein historisches Problem

politisch engagierter Kunst.6 Ein Weg aus dieser Problematik heraus wäre, wirkliche Empathie zu solcher

Kunst zu entwickeln, bis hin zu dem Punkt, dass akademische Diskurse an diese Kunst adaptiert werden

und nicht umgekehrt. Die Konzipierung dieses Textes sowie meine persönliche Position sind eng mit

Olesens Denken infiziert7. Dennoch stellt es eine komplexe Aufgabe dar, eine adäquate Methodologie zu

entwickeln, die sich der Kunst gegenüber empathisch verhält. Sie muss temporär, instabil und spezifisch

für die gegebenen Bedingungen sein; also eine akademische Übung im Rahmen eines Masterprogramms

in Deutschland darstellen. Die Thesen in Hanne Loreks Text „Das Imaginäre und die Sichtbarkeit“ sind

hierbei für mich von besonderem Interesse, weil sie den Normalfall negieren und eine Reihe von

Diskontinuitäten und Abweichungen anstatt einer stabilen Erzählung vorstellen: „Jenseits der

konstatierten wie beklagten allgegenwärtigen medialen Veröffentlichung von Sexualität liegt auch im

ästhetischen, also im engeren Sinn auf dem Kunstfeld rezipierten, visuellen Selbstbekenntnis eine

Unterwerfung unter einen wirtschaftlichen und politischen Nützlichkeitsdiskurs, dem sich –zumindest in

Teilen– zu entziehen nach wie vor eine politische Option des Ästhetischen und der Kunst sein könnte, ja

sein sollte.“8 Loreks These, dass die subversiven Intentionen nicht konformistisch durch die

Hyperlesbarkeit des Visuellen gestaltet und instrumentalisiert sind, auch meine ist. Dieser Text versucht,

sich parallel zu einer Reihe von künstlerischen Experimenten zu positionieren, die eine Fülle von

Unmöglichkeiten benennen, die nicht nur ein great fuck you auf die existierende Welt sind.9

                                                                                                               5  Renate Lorenz, Queer Art, a freak theory, trancript, Bielefeld, 2012 S. 17.  6 Peter Bürger problematisiert die Institutionalisierung avantgardistischer Kunst in der Nachkriegszeit und fragt nach der Möglichkeit ihrer politischen Wirkung im Rahmen des Museums. Peter Bürger, Theorie der Avantgarde, Suhrkamp Verlag, Berlin 1974. 7 Infizierung anstatt des konventionellen wissenschaftlichen Begriffes „Einfluss“. Vgl. Renate Lorenz, Op. Cit, S. 17.  8 Hanne Lorek, „Das Imaginäre und die Sichtbarkeit“ in: Frank Wagner, Kasper König und Julia Friedrich (Hrsg.), Das achte Feld, Ausst.-Kat. Museum Ludwig Köln, 2006, Hatje Cantz, Ostfildern, 2006, S. 128.  9 Lars Bang Larsen, „Striking and Body Making“ Op. cit. S. 23.

  6  

I I . Auswertung bestehender Literatur

Die Publikationen, die sich zwischen Künstlerbüchern und Ausstellungskatalogen bewegen, beinhalten

die relevantesten Texte über Olesens Arbeit. Diese Texte verschiedener Autoren scheinen parallel zum

Werk zu entstehen und Teil der Praxis des Künstlers zu sein. Man könnte behaupten, dass sie sogar ein

Teil eines Metatextes oder eines Metakunstwerkes sind. Ein gutes Beispiel dafür ist der Essay von Lars

Bang Larsen „Striking and Body Making,“10 weil er eine philosophische Konstellation von Referenzen und

stringenten Aphorismen, wie den Titel der Einleitung meines Textes, mit dem Werk vernetzt. Der Künstler

ist als Autor von Text-Assamblagen in diesem interpretativen Projekt aktiv. Außerdem haben viele Werke

wie Plakate, Einladungskarten oder Texttafeln den handschriftlichen Text als zentrales Element, wie es der

Text „How to make Art with Information,“11 untersucht. Eine der eloquentesten Text-Assamblagen heißt

„Pre Post Speaking Backwards,“ die Olesen für die Publikation Art After Conceptual Art12 produziert hat:

Sie besteht aus Fragmenten juristischer, kunsthistorischer und anderer Texte über die Unterdrückung

Homosexueller im Kunstbetrieb. Hierin schlägt Olesen z. B. eine alternative Interpretation der Arbeit 4’33’’

des Avantgarde-Komponisten John Cage vor, in der im Jahr 1952 der Pianist David Tudor 4 Minuten und

33 Sekunden in Stille im Theaterhaus vor seinem Klavier stand. Der legendäre Vorläufer des Happenings

und der Begriff der Stille bei Cage können nach Olesen auch als Metapher der Stille, Unsichtbarkeit und

Drohung der Homosexuellen in der New Yorker Kunstszene der 1950er Jahre verstanden werden.

Juliane Rebentischs Essay über Olesens Arbeit13 kommt zu einem ihrer interessantesten Punkte, wenn sie

unterstreicht, dass trotz der Prominenz ausgewählter und manipulierter kunsthistorischer Bilder und

juristischer Texte die zentrale Problematik von Olesens Ästhetik eigentlich der Rahmen solcher

Materialien sind, nämlich das Hinterfragen der Grenzen der Disziplinen und der Kunstkonzipierung. Sie

argumentiert, dass die leeren Vitrinen und architektonischen Wände, die den Raum in Olesens

Ausstellung in der Secession in Wien unheimlich modifizieren, die Aufmerksamkeit in den Strukturen

verschieben: „Die Verhältnisse kehren sich um; was zunächst als zentrales Werk erscheint, erweist sich

schließlich als das nur mehr technisch erzeugte Nebenprodukt einer künstlerischen Auseinandersetzung,

die uns ebenfalls nur noch in ihren Abfallprodukten zugänglich ist.“14 Was Rebentisch wichtig findet in

Bezug auf die leeren Räume, die im Kontrast zu den illustrativen Arbeiten innerhalb der Vitrinen stehen,

ist, was hier das Projekt Zwischenstufe (nach Magnus Hirschfelde) im Verhältnis zu narrativen Arbeiten (z.B.

Abb. 1), die auf den ersten Blick den Schwerpunkt des Künstlers darstellen, den Fokus auf die Ecken und

die Peripherie der Arbeit verschiebt. Meine These ist, dass die meisten Texte entweder die ästhetischen

Positionen von Olesens Werk in einem allgemeinen Sinne diskutieren oder sich auf die Bilder, Texte und

narrativen Themen fokussieren, jedoch ignorieren sie dabei die stringente Aspekte des Werks, die

tatsächlich in dem politischen und poetischen Potenzial der abstrakten Kunst besteht.

                                                                                                               10 Ibid. 11 Sabeth Buchman, “How to make art with Information” in: What is Authority. Op. Cit. S. 18. 12 Albert Alberro und Sabeth Buchman (Hrsg.), Art After Conceptual Art, The MIT Press, Cmbirdge MA, S. 213. 13 Juliane Rebentisch, „Das hundertköpfige Kunstwerk – keine Anweisung für den Leser“ in: Henrik Olesen, Secession, Wien, S. 28-37. 14 Ibid., S. 29.

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I I I . abstract drag : queering Konzeptkunst?

Renate Lorenz in Queer Art. A Freak Theory folgt der Tendenz, sich auf Arbeiten mit Fotos und Texten zu

fokussieren. Sie betitelt Olesens Strategie als transtemporal drag in ihrer Analyse der Arbeit Some Faggy

Gestures (Abb. 3). Lorenz Typologisierung der queeren Kunst bietet aber in der abstrakten Deklination

der Metapher drag eine gute Strategie, um Olesens abstrakte Arbeiten und Interventionen zu

interpretieren.

drag wird nach Lorenz als ein Akt der Übertragung anstelle der Anerkennung politischer Bedeutung

verstanden sowie als ein Akt des Sprechens ohne Autorität. drag oder Travestie15 produziert

Verbindungen anstatt Repräsentationen, drag stellt einen Weg dar, für das Verständnis der Konstruktion

und des Geschehens von Normen. Darüber hinaus ermöglicht drag es, die Normen anders im eigenen

Körper zu konstruieren und Abstand zu den Normen16 bzw. der zweigeschlechtlichen Heteronormativität,

gesund sein, weiß sein usw.17 herzustellen. Das diskursive Instrument der abstract drag konfrontiert

bestimmte Kunstwerke von Zoe Leonard und Felix Gonzalez Torres als Paradigma der Paradoxie der

Anwesenheit menschlicher Körper und ihrer politischen Kraft in ihrer eigenen Abwesenheit.18 Gerade weil

kein sichtbares Teil menschlicher Körper in dem Kunstwerk sichtbar ist, entstehen queere alternative

Verkörperungen, die neue Verbindungen zum Körper suggerieren.19 abstract drag im Fall von Gonzalez

Torres thematisiert die Zentralität des Problems des Körpers und seines eventuellen Todes und

Verschwindens in ihrer visuellen Abwesenheit. Torres’ Oeuvre basiert auf abstrakten geometrischen

Formen und Texten, die mit der Minimal- und der Konzeptkunst von Künstlern wie Sol LeWitt, Donald

Judd oder Robert Morris u. a. assoziiert werden. In seinen Werken eignet sich Torres reale Elemente wie

Glühbirnen, Bonbons oder Vorhänge an, um dadurch in einer eleganten, jedoch auch politisch

aufgeladenen Weise abstrakte Meditationen zu schaffen. Ähnlich wie bei Torres ist dies ein relevanter

Aspekt in Olesens Arbeiten, die ich als abstrakt bezeichnet habe, da sie keinen Körper darstellen, aber die

Körperpolitik problematisieren. Deshalb würde ich sie als abstract drag bezeichnen. Olesens und Torres’

abstract drag übt nicht nur eine allgemeine Kritik an der abstrakten Kunst der Moderne, sondern deckt

vielmehr ihre konkrete Kritik an der abstrakt-geometrisch vermeintlich neutralen heterosexuellen

Normalität der nordamerikanischen Konzeptkunst der 1960er Jahre auf.20

                                                                                                               15 Ich verwende den englischen Begriff drag statt „Travestie“ nicht nur, um nahe an Lorenz Text zu bleiben, sondern vielmehr, um die politisierte Praxis der drag queens und kings zu evozieren.  16 Vgl. Renate Lorenz, Op. cit., S. 21. 17 Dieses “und so weiter” ist extrem wichtig für die Strategie abstract drag, weil der Begriff „abstrakt“ eine unendliche Verkettung von Referenzen ermöglicht.  18 Vgl. ibid., S. 134. 19 Vgl. ibid.,S. 133. 20 Nach einer ersten Betrachtung der Arbeiten von Gonzalez-Torres und Olesen wirken beide sehr unterschiedlich. Trotzdem gibt es Gemeinsamkeiten wie die Tatsache, dass z. B. einerseits beide Künstler die Arbeit Box with the sound of ist own making aus dem Jahr 1963 von Robert Morris für neue queere kritische Arbeiten direkt aufgegriffen haben. Anderseits bezieht sich Olesen in manchen seinen Arbeiten auf Archivmaterialien der Chronologien-Projekte der Künstlergruppe Group Material, in der Gonzalez-Torres tätig war, als Vorläufer und Parallel. Olesen hat tatsächlich Arbeiten von Group Material erworben. What is Authority. Op. Cit. S. 90.  

  8  

Wie funktioniert eine solche queere politische Entnormalisierung21 der Konzeptkunst? Welche politisch-

künstlerischen Konflikte tauchen auf, wenn queering Konzeptkunst? Die Strategie des abstract drag und

das Geschehen von queering Konzeptkunst positionieren sich neben den Queer Politics,22 welche sich

gegen die Entpolitisierung und Institutionalisierung der schwulen Bewegung und der Konzeptkunst

wenden. Dementsprechend sind die Neologismen abstract drag und queering Konzeptkunst meine

Vorschläge gegen die mittlerweile entpolitisierte Resonanz von Begriffen wie Neokonzeptkunst oder

ortsspezifische Installationskunst, die Olesens Arbeit einschränken könnten.

Mehrere Projekte Olesens haben andere Kunstwerke als Grundlage wie z. B. die Werke von Sol LeWitt in

seinen früheren Arbeiten Ende der 1990er Jahre (Abb. 5), Max Ernst für das Künstlerbuch Anthologie de

l’amour sublime (Abb. 19) sowie die westliche Kunstgeschichte vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jhd.

in Some faggy Gestures (deshalb benutzt Lorenz den Begriff der Transtemporalität). Besonders in den

zwei zuletzt genannten Projekten klagt Olesen in einer sehr expliziten und direkten Weise homosexuelle

Themen in der Kunstgeschichte ein. Die Auseinandersetzung mit geschichtlichen Positionen funktioniert

wie ein Podest, um gegenwärtige Probleme zu adressieren sowie als Notwendigkeit des Wider-

Schreibens der westlich-männlich-zentrierten Kunstgeschichte, um die negierten und marginalisierten

Positionen der Homosexuellen in den Vordergrund zu bringen. Olesen verdeutlich auch, dass

Konzeptkunst und ihre dominante Lesart und Rezeption heteronormativ ist. Er tut dies nicht nur in einer

betont kryptisch-subjektiven Trash-Geste und Sprache, sondern bedient sich vielmehr eines inhaltlich

transformiert elliptischen Konstruktionsprinzips.23 Olesens Projekte problematisieren Oppositionen wie

Leere-Fülle, An- und Abwesenheit, Offenheit und Geschlossenheit, groß und klein. Solche Umkehrmotive

von Olesen zitieren das skulpturale Vokabular des Minimalismus und der Konzeptkunst, das

typischerweise eine ästhetische Indifferenz benutzt.24

Die Ausstellungsprojekte Olesens haben oft eine Erweiterung und Äquivalenz in Publikationen mit einer

Vielzahl an Materialien. In dem schon zitierten Buch What Is Authority ist eine Entlarvung des

homoerotischen Begehrens in Chris Burdens, Vito Accontis und Bruce Naumans körperlichen

Performances enthalten, welches der Kern des brillanten Artikels „Chris Burden’s seedy allure, (or how did

I learn to love conceptual art“ von Bill Arning ist.25 Die Ironie und der Humor des Textes sind vergleichbar

mit Olesens Queere-Politik des Raums der Kunstkontexte und seiner Praxis als Künstler. Solche

strategischen homoerotischen politischen Lesungen der Konzeptkunst der 1960er sind sehr aufklärend

und parallel zu den raumgreifenden Projekten Olesens wie z. B. Zwischenstufe (nach Magnus Hirschfelde),

welche sich mit den politischen Implikationen des Raums auseinandersetzt und eine Möglichkeit der

radikalen räumlichen Andersartigkeit vorstellt.26

                                                                                                               21 Vgl. ibid., S. 22. 22 Vgl. Volker Woltersdorff und Alias Lore Logorrhöe, “Queer Theory und Queer Politics” in: UTOPIE Kreativ, H. 156, Berlin, Oktober 2003, S. 914. 23 Sabeth Bachman, Op. cit., S. 33. 24 Ibid., S. 35. 25 Armin Bill, “How did I learn to love Conceptual Art“ in: What is Authority?. Op. Cit. S. 22. 26 Sabeth Bachman, Op. cit. S. 36.

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IV. (Sexuelle) Zwischenstufe (nach Magnus Hirschfelde)

Kurz nach dem Abschluss seines Kunststudiums in der Städelschule in Frankfurt am Main präsentierte

Henrik Olesen im Jahr 1999 sein Projekt Zwischenstufen (nach Magnus Hirschfelde) in dem Projektraum

OTTO in seiner Heimatstadt Kopenhagen. Diese Ausstellung thematisierte in einer prekären,

minimalistischen visuellen Sprache nicht nur die Räume der marginalisierten Körper, sondern auch die

Problematik der Binarität. Die gewalttätige Marginalisierung von Homosexuellen wird auf bildhauerische

Interventionen übertragen, u. a. mit dem Zerdrücken einer Milchtüte, die zwischen einer Sockelleiste und

der Wand eingezwängt ist. Solch physische Zerstörung der originären Form der Milchtüte verkörpert die

Züchtigung einer Position jenseits der binären Schemen: homosexuell-heterosexuell, weiß-nicht weiß,

natürlich-künstlich usw.: nämlich einer anderen Position, die man queer nennen kann oder einer, die

zwischen den Dualitäten überleben muss.

Die Arbeit wurde im Jahr 2002 im Künstlerbuch What is Authority (Abb. 10) im Zusammenhang mit

Textfragmenten reproduziert, die die Bedeutungen konkretisieren. Eines dieser anonymen Fragmente

zitiert den Begriff der Subjektivierung27 aufgrund seiner paradoxen Rolle sowohl in der Ausformierung als

auch in der externen Unterwerfung des Subjekts. Darüber hinaus reicht es nicht, die unterdrückende

Macht als rein externen Zwang zu verstehen, sondern sie muss gleichzeitig auch als etwas

wahrgenommen werden, das die Bedingungen für das Existieren selbst vorgibt. Es gibt unterschiedliche

Versionen der Arbeit, die in verschiedenen Räumen das gleiche Prinzip entwickelt haben28 (Abb. 7, 8, 9).

Im Jahr 2008 wurde die Version Zwischenstufe (nach Magnus Hirschfelde) in der Sammlung Boros in Berlin

präsentiert (Abb. 8). Ziel dieses Textes ist es jedoch, diese Arbeit im Detail außerhalb des Diskurses eines

von Hernik Olesen konzipierten Ausstellungskontextes zu betrachten. Es soll der Frage nachgegangen

werden, wie sich kritische und politische Botschaften über Gender in einer solchen Arbeit als abstract

drag entfalten können, wenn sie der üblichen Texte und Bilder im Kontext der schwulen Thematik von

Olesens Ausstellungen entbehren?

Die Ambivalenz der metaphorischen Belastung jedes der vier Elemente der Arbeit, bestehend aus dem

Titel, dem weißen Viereck, der Milchtüte und dem Zimmer, schafft bereits einen spielerischen Raum für

Spekulationen und die Verkettung von Ideen. Schon der Titel eröffnet eine erste Ebene von

Intertextualität29 in der Konzipierung des Kunstwerks, weil er sich auf Magnus Hirschfelde (1868 - 1935)

bezieht: Berliner Arzt, Sexualforscher, Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung und

                                                                                                               27 Der Name von Michel Foucault ist an zwei Stellen im Text präsent (Abb. 10). Der Rest des Textes, der neben Abbildungen des Werkes erscheint, kann vielleicht Judith Butler zugeordnet werden.  28 Bei OTTO präsentierte Olesen z. B. auch eine Version der Arbeit, in der einer Zigarettenpackung anstelle einer Milchtüte präsentiert wurde. Zwischenstufe ist im 2014 im MUMOK in Wien ausstellt geworden. Dort gab es wieder eine andere Version seiner Arbeit (Abb. 9), die unter einem Teil einer Leiste eine komplett abgeflachte Milchtüte zeigte.  29 “Der Text [oder der Titel] baut sich als Mosaik von Zitaten auf, jeder Text ist Absorption und Transformation eines anderen Textes.” Julia Kristeva, “Bachtin, das Wort, der Dialog und der Roman” in: Literaturwissenschaft und Linguistik. Ergebnisse und Perspektiven. Bd. 3: Zur linguistischen Basis der Literaturwissenschaft, Jens Ihwe.(Hrsg.). Frankfurt/M., S. 358.

  10  

Herausgeber der Zeitschrift Sexuelle Zwischenstufe30 (Abb. 13). Natürlich ist dieses Zitat eine Hommage

an Hirschfelde sowie eine Verstärkung der schwulen Gegenkultur, aber es stellt auch den Bezug zu einer

der ersten direkten Hinterfragungen des Problems der Binarität der Sexualitäten her, die als etwas

Konstruiertes und Gewalttätiges bereits im Jahr 1899 entlarvt worden war. Hirschfeldes Vorschlag einer

sexuellen Zwischenstufe ist eine direkte Reaktion gegen die Pathologisierung des schwulen Seins mit der

Erfindung des Begriffs der Homosexualität als Krankheit. Mit der strategischen Benutzung des Begriffs

Zwischenstufe anstelle von Homosexualität betont Olesen eine Entdiagnostizierung von dem Unbehagen

der Geschlechter, das schon im Jahre 1899 mit Hirschfelde begann und mit Judith Butler im Jahre 1990

Verstärkung fand. Hirschfelde war selbst ein Transvestit also eine drag queen. Seine Problematisierung

von Geschlechterkonstruktion schlägt kein drittes Geschlecht vor, sondern eine Zwischengestalt, welche

die Binarität ablehnt. Eine ähnliche Position wäre z.B. die von Kate Bornstein, die über Gender Outlaw31

(gesetzloses Geschlecht) spricht und selbst die erste Transgender-Operation erlebte. Sie schlägt eine

Übergangsfigur von Gender vor, die sich nicht auf ein normatives Schema reduzieren lässt, das auf der

Alternative von einem oder zwei beruht.32 Die problematischen Komplexitäten der zweigeschlechtlichen

Normativität finden sich in jedem Projekt des Künstlers Henrik Olesen direkt und programmatisch

konfrontiert mit kräftigem Widerstand. Deshalb komme ich zu der These, dass Zwischenstufe (Abb. 7) in

ihrer rein materiellen Realität viel ambivalenter und unspezifischer als anderer Materiell-Reich Projekte

(z.B. Abb. 3) ist. Daher vollzieht sich diese Analyse der Arbeit nah an ihren Materialien und der Titel wird

nicht als einziges striktes Leitmotiv der Analyse wahrgenommen.

Die Milchtüte übt im Kunstwerk die Rolle des Anderen aus. Das Element, das sich sinnbildlich in der

Peripherie der Choreographie der Arbeit befindet, und unterdrückt wird. Anderseits kann durch eine

sexualisierte Lesart des Objekts die Aktion Milch zu trinken als erotischer Akt wahrgenommen werden, der

an das Lecken an Brüsten und Nippeln sowie die Fellatio erinnert, indem die Milch als Sperma verstanden

werden könnte. In dieser Lesart wird die sexuelle Lust durch die dominante Machtsituation gezwängt, die

durch die Struktur des Raumes konstituiert wird. Nichtsdestotrotz werden die Objekte Milch und Glas von

manchen Konzeptkünstlern anders verwendet wie z. B. bei David Lamelas als Zeichen von Inhalt in Bezug

auf das Beinhaltende (Abb. 12). Der Verdacht eines sexualisierten ironischen Zitats der Konzeptkunst

verstärkt sich darüber hinaus, wenn man das weiße Viereck als einen direkten Verweis auf die Skulpturen

von Sol LeWitt versteht, die Olesen tatsächlich kurz vor Zwischenstufe in der Arbeit 4 cubes after Sol

LeWitt aus dem Jahr 1998 mit dem Element der Milchtüte parodiert hat (Abb. 5). Olesen arbeitet oft mit

Konsumwaren, Kartonkisten, graphischen Elementen der Werbung oder den Massenmedien wie z. B.

                                                                                                               30 Magnus Hirschfeldes Theorie der sexuellen Zwischenstufen war bereits in seiner Hauptpublikation Sappho und Sokrates oder Wie erklärt sich die Liebe der Männer und Frauen zu Personen des eigenen Geschlechts? aus dem Jahr 1896 präsent. Hirschfelde formuliert die These, dass man „wissenschaftlich [...] gar nicht von Mann und Weib sprechen kann, sondern nur von Menschen, die größtenteils männlich oder größtenteils weiblich sind.“ Magnus Hirschfeld, Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen), Leipzig 1905, S. 4. 31 Kate Bornstein, Gender Outlaw: On Men, Woman and the Rest of Us. Routledge, New York, 1994. 32 Vgl. Judith Butler, Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2009 S. 78.

  11  

Zeitungsblättern. Er benutzt das neoliberale Geräusch,33 das niemals verstummt, um die Dummheit in

seinem Werk als eine Art von konkreter Poesie mit ihrer Bedrohung von Unsinn unberührt zu integrieren.

Mit der Arbeit x 4 Kellogg’s Frosties (Abb. 6) aus dem Jahr 2010, die das Spiel mit den Diskursen über

Inhalt und Beinhaltendes weiterentwickelt, erläutert Olesen die spielerische und ironische Benutzung von

Konsumwaren. Die stark reduzierte Ästhetik von Zwischenstufe betont die isolierte Position der Milchtüte,

die in einer merkwürdigen Weise humorvoll sowie einsam und dumm wirkt. Letztlich suggeriert der

Zustand der Milchtüte in der Arbeit dasselbe, was Monique Wittig in ihrem Text La pensée straight34 (Das

heterosexuelle Denken) vorstellt, nämlich, dass Heterosexualität und die normative Geschlechterordnung

wie ein politisches Zwangsregime sind, welches durch die Unterwerfung und Aneignung von Frauen (und

Homosexuellen und Anderen) funktioniert.

Es ist darüber hinaus notwendig, die Rolle des Raums als künstlerisches Medium zu untersuchen, weil sie

oft von Olesen sehr genau manipuliert wird. Der Ausstellungsraum impliziert die Performativität der

BesucherInnen in dem Sinne, dass man sich innerhalb des vordefinierten Vierecks bewegen darf. Wie

funktioniert eine solche Trennlinie in einem Ausstellungskontext mit Menschen? Meine zwei persönlichen

Erfahrungen mit dieser Arbeit habe ich jedes Mal mit einer Gruppe gemacht, die durch die Sammlung

Boros geführt wurden. In beiden Fälle haben wir als Gruppe außerhalb der Stange des Vierecks gewartet,

weil sie die Tür des Raums blockiert, und von dort aus das leere Zentrum der Arbeit beobachtet. Vielleicht

nach ein paar Minuten Warten an der Begrenzung, geprägt von der Suche nach etwas in dem leeren

Inneren und an den weißen Wänden, sind wir innerhalb der Sockelleiste gelaufen. Genau in diesem

vorherigen Moment des Wartens wird der Blick der BetrachterInnen infiziert von einer der Perspektive des

Außens, von der Peripherie der Heteronormalität, die so könnte man sogar behaupten, sich das

außerhalb der Grenze befindet, welche das leere Innere definiert. Dadurch wird die Erfahrung, der Blick

und der Betrachtungsweise aus dem Marginalen auf alle übertragen.

V. Sockelleiste / Ecken / Grenzen / Bondage

Das Viereck ist aus Holz hergestellt und simuliert die Sockelleiste eines bürgerlichen Hauses. Ihre

Dimensionen variieren in jeder Ausstellung. Die weiße Farbe referiert nicht nur auf eine allgemeine

neutrale Vorstellung von einem Privathaus, sondern verweist auch auf die dominante weiße Farbigkeit des

Ausstellungskontextes der zeitgenössischen Kunst: den sogenannten White Cube mit seinen

ideologischen Implikationen, in dessen Kontext Kunst als etwas Mystifizierendes und Ausstrahlendes

präsentiert wird.35 Dagegen ist Olesens reduzierte Trash-Ästhetik ziemlich prekär, da sie aus

                                                                                                               33 Vgl. Lars Bang Larsen, Op. Cit. S. 16. 34 Vgl. obwohl Wittig kurz in dem Buch What is Authority zitiert wird, unterstützt ihre allgemeine Positionierung in Bezug auf die Heteronormativität eine politisierte Beobachtung von Zwischenstufe. Monique Wittig, La pensée straight, Bacon Press, 1992. 35 Solche Implikationen des Ausstellungskontextes der Modernen und zeitgenössischen Zeitgenössischen Kunst wurden von Brian O’Doherty in seinem einflussreichen Text Inside the White Cube, The Ideology of the Gallery Space kritisch untersucht. O’Doherty betont hierin den religiösen Charakter des White Cubes als Konstruktion und negiert seine

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Alltagsgegenständen besteht; sie lehnt dadurch die Tendenz zur Luxuswahre der Kunst und der

kraftvollen raffinierten Materialität von Objekten im Minimalismus ab. Darüber hinaus entsteht das Gefühl

von Direktheit und Alltäglichkeit erst aus der billigen anmutenden Gestaltung des Vierecks.

Die BesucherInnen werden extrem auf sich mit Bezug auf ihre potenziell ebenfalls sinnkonstitutiven

Bewegungen im Raum und ihre damit verbundene Erkenntnis der eigenen wahrnehmenden

Bedeutungsproduktion zurückgeworfen.36 Die Bedeutungen, die die Arbeit durch die Beziehungen mit

dem Raum suggeriert, eröffnen im Zusammenhang mit den verwendeten Materialien und dem Titel ein

unendliches Spiel an Deutungsmöglichkeiten, da die Kontexte, die diese Räume potenziell mit Sinn

anreichern könnten, immer wieder von den BesucherInnen experimentell erschaffen werden, dabei

jedoch nie objektiv an diesen Dingen festgemacht werden können.37 Es könnten deshalb die folgenden

Fragen formuliert werden: Sind die Sockelleisten in unseren Wohnräumen so unsichtbar, weil sie nur in

Ecken platziert sind, so dass sie langweilig und uninteressant zu sein scheinen oder birgt das Viereck als

Grenze auch das Verlangen, die Begrenzung zu übertreten wie die Textzeile des Poplieds betont: take a

walk on the wild side?38 Gibt eine Grenze Orientierung und Sicherheit und/oder blockiert sie Überläufe?

Können die Unterdrückung und die Gewalt, die Grenzen auf den Körper produzieren, anregend sein wie

Bondage-Praktiken und Sadomasochismus?

Durch die Vielfältigkeit von Paradoxien und Bedeutungen, die eine abstrakte Arbeit wie Zwischenstufe

(nach Magnus Hirschfelde) aufwerfen kann, frage ich mich, ob die Position der Sockelleiste, gerade weil

sie in die Ecken gedrängt ist, auch eine Metapher einer peripheren und marginalen Position sein könnte.

Sockelleisten sind ein fast unsichtbarer Bestandteil des Inneren von Gebäuden, an dem sich Schmutz und

Staub sammeln. Die Analogie zwischen der Sockelleiste und dem Raum der Homosexuellen sowie des

Rests der Anderen als etwas in die Ecken platziertes, wird von Olesens Arbeit Cast 1 (Abb. 14, 15)

aufgegriffen. Die Arbeit ist eine Reproduktion aus Plastik von einem elektrischen Kabel, das durch die

Ecken der Wände der Galerie sich in einer subtilen, unheimlichen und fast unsichtbaren Weise bis zum

Antiquariat, das sich neben dem Galerieraum befindet, erweitert. Mit Cast 1 konzipierte Olesen

zusammen mit dem Künstler Danh Vo die Ausstellung Master-Slave Dialectic in der Galerie Daniel

Buchholz in Köln im Jahre 2008. Die Sockelleiste von Zwischenstufe und das Kabel von Cast 1 sind in der

Ecke platziert wie auch die Serien von Möbeln aus dem Ausstellungsprojekt When Buffeted (Toter Winkel)

von dem Künstlerpaar Jay Chung & Takeki Maeda (Abb. 16). Eine Arbeit aus diesem Projekt wurde in der

Ausstellung Abandon the Parents39 präsentiert, die Olesen zusammen mit seinen deutschen Galleristen

Daniel Buchholz und Christopher Müller im Jahr 2014 kuratierte. When Buffeted (Toter Winkel)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   offenbare Neutralität. Brian O’Doherty, Inside the White Cube, The Ideology of the Gallery Space, University of California Press, Berkeley und Los Angeles, 1999. 36 Vgl. Juliane Rebentisch, Op. Cit., S. 28.  37 Ibid.  38 Lou Reeds Lied Take a walk on the wild side wurde im Jahr 1972 in dem Album Transformer veröffentlicht und verweist auf die offenen sexuellen Experimente der New Yorker Subkulturen und ihrer Drag Queens. 39 Die Ausstellung wirkt wie eine Art Wunderkammer von schwulen Materialien von Büchern bis zur Kunst. Henrik Olesen kuratierte das Projekt zusammen mit seinen befreundeten Galeristen und Freunde Daniel Buchholz und Christopher Müller im SMK, Kopenhagen im Sommer 2014.

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unterstreicht die Typologie von Möbeln, die für Ecken konzipiert werden und sich deshalb immer in den

Ecken von Räumen befinden. Die Künstler platzierten diese Möbel in den räumlichen Ecken jedoch mit

einem subtilen Abstand von ca. 10 cm zu den Wänden. Die Sockelleiste von Zwischenstufe, sowie die

Arbeit Cast 1 und When Buffeted (Toter Winkel) von Jay Chung & Takeki Maeda betonen, dass die

Position der Ecken eine Analogie zu dem fast unsichtbaren Platz des Homosexuellen und der Anderen

suggerieren kann. Die Geste, das Zentrum des Ausstellungsraums leer zu lassen, rückt die Ränder in den

Fokus der Betrachtung und gibt ihnen plötzlich eine gesonderte Relevanz, die eine performative

Subversion der normativen Hierarchien sichtbar werden lässt.

Weil die suggerierte Sockelleiste in sich geschlossen ist, erfüllt sie die Funktion der Abgrenzung, die die

freie Zirkulation im Raum blockiert. Die Sockelleiste wird so manipuliert, dass ihre fast unscheinbare

Funktion innerhalb des alltäglichen Raumes zu einer geschlossenen Struktur avanciert und den Eingang

des Zimmers räumlich blockiert. Grenzen und Rahmen implizieren Disziplinierung und Restriktionen der

Bewegungsfreiheit im privaten und öffentlichen Raum. Die Disziplinierung des Körpers der Menschen und

die implizierten Machverhältnisse sind Kern diskursiver Linien von Michel Foucaults Arbeiten, die sich in

dieser Arbeit in einer ambivalenten Weise widerspiegeln wie beispielsweise in dem schon zitierten

Textfragment über der Begriff der Subjektivierung aus dem Künstlerbuch What is autority (Abb. 10), in

dem der paradoxale Charakter dieser Form von Macht, die einerseits ausformt und andererseits

unterwirft, unterstrichen wird. Das erscheint mir bemerkenswert, weil die Assamblagen von Texten und

Abbildungen der Serie Zwischenstufen Olesens Arbeit in einem Künstlerbuch mit der philosophischen

Debatte über Macht, Körper und Diskurs von Foucault oder Judith Butler verankern.

Darüber hinaus wird Olesens Auseinadersetzung mit Foucaults Appell an den Mechanismus der

Machtverhältnisse und Disziplinierungen auch z. B. in der Arbeit von N. Andry: L’Orthopédie ou l’art de

prévenir et de corriger dans les enfants les difformités du corps 1749 (Abb. 17) sichtbar, weil er hier auf

Nicolas Andrys Druck referiert (Abb. 18), der eine sehr bekannte Illustration zu Foucaults Text

Überwachung und Strafen. Die Geburt des Gefängnis40 darstellt. Darüber hinaus verdeutlich die

Konfrontation von Olesens Arbeit N. Andry: L’Orthophédie... mit Foucaults Thesen der Hinrichtung des

Körpers durch Machtapparate in seinem Buch Olesens Interesse für die Aufdeckung von unterdrückenden

Machtverhältnissen. Die Rezeption von Foucaults Denken in Olesens Oeuvre ist eine komplexe Aufgabe,

die den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Ich möchte diesen wichtigen Bezug jedoch nicht außen

vor lassen und habe mich deshalb auf diesen Aspekt beschränkt. Anderseits betonte Foucault in einem

Interview im Jahr 1975, dass Sadomasochismus befreiend und radikal sein könnte, da er eine Form des

flexiblen Spiels mit Machthierarchien sei.41 Gibt es eine suggerierte Bondage-Beziehung zwischen der

Sockelleiste und der Milchtüte? Die Deformierung einer Form kann die Subversion der Machtverhältnisse,

                                                                                                               40 Michel Foucault, Surveiller et punir. Naissance de la prison, Gallimard, Paris, 1975.  41 Foucault kommentiert in einem Interview, dass Bondage oder Drogen ein offenes, kreatives politisches Feld des Genusses sein sollen. Die spielerische Flexibilität der Darstellung von Machtformen im Sadomasochismus ist das, was Foucault hier am meisten interessiert. Sex, Power and The Politics of Identity, Michel Foucault interviewed by B. Gallagher and A. Wilson in Toronto, June 1982, The Advocate, 400, 7th August 1984, Toronto, S. 26-30.  

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in dem Sinne beinhalten, als dass sie diese wiederentdeckt, das Ziel ignoriert und die moralischen

Konsequenzen und den Schmerz als eine Form der anderen Lust formuliert. Das Spiel mit den normativen

Grenzen der Sexualitäten, denen man sich normalerweise unterwirft, ist ein Experiment in der Theorie

(sowohl in der aktivistischen Philosophie als auch in der Kunst), das ein Äquivalent in der Praxis der

Bondage haben könnte. Die Unterwerfung wird in den queeren Subkulturen der Bondage-Praktiken als

Genussform gespielt,42 darüber hinaus kann queer Bondage als Ermächtigung und Handlungsmacht

gelesen werden, weil die Opfer von normativer Unterwerfung sie ins Gegenteil verkehren und als Status

für sexuelle Lust benutzen. Olesens Oeuvre rekurriert oft auf Bilder von queer Bondage z. B. in der Arbeit

Antologie der l'amour soublime (Abb. 19), in der Bondage-Photos das subversive Element der Collagen

sind. Dadurch werden Olesens Bezüge auf Foucault sowie die Strategien und Bilder der Bondage genau

wegen ihres befreienden Potenzials, wegen ihrer spielerischen Flexibilität der Machtformen,

unterstrichen.

I I I . Fazit: subtile und prägnante Antagonismen

Henrik Olesens Werk ist paradigmatisch für die Verhältnisse zwischen Geschlechtertheorien und

Gegenwartskunst. Die suggerierte Abstraktion eines bislang übersehenen Bestandteils seines Oeuvres,

wie die Analyse der Arbeit Zwischenstufe (nach Magnus Hirschfelde) zeigt, verstärkt und erweitert

gleichzeitig die Diskussionen über Gender und Queer Politics. Der Begriff der suggerierten Abstraktion

soll als Ergänzung und Kontrast zu feministischen oder queeren Arbeiten fungieren, die den Körper

explizit darstellen. Olesens kritische Haltung lässt sich nicht regieren und widersteht sogar der

Klassifikation innerhalb der sogenannten Queer Art.43 Ein solches Entziehen der Klassifizierbarkeit der

Abstraktion hat Vorläufer und Parallelen in den Arbeiten von KünstlerInnen wie Felix Gonzalez Torres und

Zoe Leonard, die Renate Lorenz im Rahmen des abstract drag subsumiert. Die Ausformulierung des

Begriffs abstract drag bei Olesens Zwischenstufe entfaltet eine besondere Kritik an den

Kunstbedingungen, indem sie eine Funktion im Raum als ein Objekt einnimmt, dessen Identität niemals

klar beschrieben werden kann.

Dieser Text möchte die Mehrdeutigkeiten in der Arbeit Zwischenstufe aufzeigen, sowie möglichst nah an

dem Werk und seiner Materialität bleiben. Er fokussiert auf das Element der Holzlatte und ihre

Bedeutungen. Die räumlichen Bedingungen der Arbeit sind besonderes relevant in meiner Untersuchung,

                                                                                                               42 Exemplarisch dafür sind die S&M Erfahrungen von Kate Bornstein in San Francisco in der 1970er Jahre.  43 Meine Analyse ist von meiner kontroversen Erfahrung von Olesens Arbeiten in Gruppenausstellungen motiviert. Zwei Serien von Bild-Collagen zusammen mit Textarbeiten, die eine homosexuellen Thematik haben, wurden auf der 55. Venedig Biennale im Jahr 2012 und der 10. Manifesta in Sankt Petersburg im Jahr 2014 ausgestellt. Im Kontrast dazu wurden zwei Versionen des Projekts Zwischenstufe (nach Magnus Hirschfelde), die keinen direkten sichtbaren Bezug zu der spezifischen Unterdrückung Homosexueller haben, in die Präsentation der Sammlung Boros im Jahr 2010 in Berlin sowie im Jahr 2014 in der Sammlungspräsentation des MUMOK in Wien gezeigt. Meiner Meinung nach hat Zwischenstufen eine viel subtilere und prägnantere antagonistische politische Wirkung in solchen Ausstellungen als z. B. die Collagen in den genannten Ausstellungen, gerade weil sie nicht sofort als Queer-Thematik eingeordnet werden können, sondern Zwang in einem allgemeinen Sinn auf den ersten Blick evozieren.

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weil hier Raum von den BesucherInnen als bedeutungsoffen wahrgenommen wird. So wird jede denkbare

symbolische oder funktionale Ausrichtung des Raums zu einer Zone der Reflexion, die sich auf alles zu

erstrecken vermag: auf die basale Körperlichkeit unserer Wahrnehmung ebenso wie auf die räumlichen,

institutionellen und kulturellen Kontexte der Kunst.44 In der spröden Leere des Zentrums des Raumes von

Zwischenstufe entsteht eine zweite Ordnung, also der ästhetische Raum, der durch das Spiel der

Bedeutungen bestimmt ist, das wiederum nur in ihm reflexiv in Gang kommt.45 Unbeantwortet bleiben

noch viele Fragen, wie z. B ., was sonst noch für Choreographien zwischen Olesens Objekten,

Kunstwerken, Texten, BesucherInnen und dem Ausstellungsräume stattfinden? Und vor allem, inwiefern

der kritische Raum dadurch gefördert wird.

Die sexuelle Politik in Zwischenstufe ist dynamisch, relational, den Normen entgegenstehend und mit

unbestimmtem Ende. Gerade weil abstrakte Kunst es ermöglicht, nicht zu klassifizieren, die Dinge offen

für Bedeutungen zu lassen, und Antagonismen46 wirken zu lassen. Diese sind notwendig für die

Herstellung einer Öffentlichkeit und, um Konflikte und Divisionen, die Ausschließungen naturalisieren,

permanent in Frage zu stellen. Mit minimalen und deshalb subtilen und fast unsichtbaren Medien schafft

Olesens Werk einen antagonistischen kritischen Raum, der in einer abstrakten, aber sehr prägnanten

Weise das Problem des Denkens und Existierens in Binaritäten und Dichotomien hinterfragt.

Die Künstlerin Judith Hopf, die oft mit Olesen kollaborativ gearbeitet hat, liest in der Ausstellung How Do

I Make Myself a Body? ein Gedicht vor: „WE DON’T KNOW ANYTHING / YOU DON’T KNOW

ANYTHING / I DON’T KNOW ANYTHING/ ABOUT LOVE / OHO / YOU ARE NOTHING / OHO / I AM

NOTHING / OHO / WITHOUT LOVE.“47 Zwischen den antagonistisch formulierten Tatsachen, dass wir, du

und ich, nichts über Liebe wissen und, dass wir, du und ich nichts ohne Liebe sind, werden Lücken mit

abstrakten „OHOs“ thematisiert. Diese Lücken schaffen subtile und stringente Antagonismen, die Raum

für poetische und politische Möglichkeiten eröffnen.

                                                                                                               44 Vgl. Juliane Rebentisch, Op. Cit., S. 28. 45 Ibid. 46 Der Begriff Antagonismus wird entsprechend Claire Bishops Text „Antagonism and Relational Art“ verstanden: „the public sphere remains democratic only insofar as its naturalized exclusions are taken into account and made open to contestation: Conflict, division, and instability, then, do not ruin the democratic public sphere; they are conditions of its existence. […] a fully functioning democratic society is not one in which all antagonisms have disappeared, but one in which new political frontiers are constantly being drawn and brought into debate — in other words, a democratic society is one in which relations of conflict are sustained, not erased. Without antagonism there is only the imposed consensus of

authoritarian order — a total suppression of debate and discussion, which is inimical to democracy.“ In ihrem Text

paraphrasiert sie Ernesto Laclau and Chantal Mouffes Hegemony and Socialist Strategy: Towards a Radical Democratic Politics aus dem Jahr 1985. Claire Bishop, „Antagonism and Relational Aesthetics“, in: October 110, Fall 2004, MIT Press S. 37. 47 Judith Hopf zitiert das Gedicht aus dem Buch 69 Love Songs (1999) in ihrem Text „Contrat entre les hommes et les ordinateurs“ in: „How do I make myself a Body“, Op. Cit. S. 27.

  16  

IV. Bibliographie

Primärliteratur:

Alberro, Alexander und Buchmann (Hrsg.), Sabeth, Art After Conceptual Art, Generali Foundation

Collection Series, Wien und The MIT Press, Cambridge (MA) and London, 2006.

Eichler, Dominic / Rinck, Monika und Dietrich, Nikola, Judith Hopf und Henrik Olesen, TÜREN, Ausst.-

Kat., Portikus, Frankfurt am Main, 2007.

Lorenz, Renate, Queer Art: A Freak Theory, transcript, Bielefeld, 2012.

Olesen, Henrik (Hrsg.), What is authority?, Pork Salad Press, Copenhagen, 2002.

Olesen, Henrik (Hrsg.), How do I make myself a body. Henrik Olesen at Malmö Konsthall, Hatje Cantz,

Ostfildern, 2011.

Olesen, Henrik (Hrsg.), Henrik Olesen, Ausst.-Kat., Secession, Wien, 2004.

Olesen, Henrik, Some Faggy Gestures, migros museum für gegenwartskunst und JRP Ringier, Zürich,

2008.

Olesen, Henrik (Hrsg.), Mr. Fork and Ms. Knife, Ausst.-Kat., Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum

Ludwig, Köln, 2012

Olesen, Henrik, Antologie de l’Amour Sublime, Hannover: Sprengel-Museum, 2003

Verwoert, Jan, „Die nackten Wahrheiten“ in: frieze d/e I, Berlin, Sommer 2011.

Wagner, Frank, The Eighth Square: Gender, Life and Desire in Art Since 1960, Ausst.-Kat., Ludwig

Museum, 2006, Köln.

Woltersdorff, Volker und Lore Logorrhöe, Alias, “Queer Theory und Queer Politics” in: UTOPIE Kreativ,

H. 156, Berlin, Oktober 2003

  17  

Sekundärliteratur:

Claire Bishop, „Antagonism and Relational Aesthetics“, in: October 110, Fall 2004, MIT Press, MA, 2004.

Kate Bornstein, Gender Outlaw: On Men, Woman and the Rest of Us, Routledge, New York, 1994.

Judith Butler, Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen, Suhrkamp,

Frankfurt am Main, 2009.

Hirschfeld, Magnus, Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher

Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen), Leipzig, 1905.

Peter Bürger, Theorie der Avantgarde, Suhrkamp Verlag, Berlin 1974.

Foucault, Michel, (interviewed by) B. Gallagher and A. Wilson Sex, Power and The Politics of Identity,

Michel Foucault, Toronto, June 1982, The Advocate, 400, 7th August 1984, Toronto, S. 26-30.

Michel Foucault, Surveiller et punir. Naissance de la prison, Gallimard, Paris, 1975.

Brian O’Doherty, Inside the White Cube, The Ideology of the Gallery Space, University of California

Press, Berkeley und Los Angeles, 1999.

Witting, Monique, La pensé straight, Bacon Press, New York, 1992.

  18  

V. Abbildungen

1. Henrik Olesen, Some Ilustrations in der life of Alan Turing, 2008-10. Detailausschnitte von drei Elementen aus der Serie von 30 Collagen. Installationsansicht der Ausstellung Abandon the parents, SMK, Koppenhagen, 2014.

2. Henrik Olesen, Mr. Knife and Mrs. Fork, 2009. Installationsansicht Studio Voltaire, London, 2009.

             3. Henrik Olesen, Some Faggy Gestures, 2010, Installationsansicht Galerie Daniel Buchholz, Köln, 2007.

  19  

         

4. Sol LeWitt, Cubes with hidden cubes, Installationsansicht der Ausstellung in der Galerie Konrad Fisher, Düsseldorf, 1968. 5. Henrik Olesen, 4 cubes after Sol LeWitt, 1998/2008.

6. Henrik Olesen, 4 x Kellogg’s Frosties, 2010.

7. Henrik Olesen, Zwischenstufen, 1999. Installationsansichten, OTTO, Kopenhagen, 1999.

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8. Henrik Olesen, Zwischenstufe (nach Magnus Hirschfelde), 1999. Ausstellungsansicht, Sammlung Boros, Berlin, 2008.    

 

9. Henrik Olesen, Zwischenstufe (nach Magnus Hirschfelde), 1999-2011. Ausstellungsansicht, MUMOK Wien, 2014.  

 

10. Seite aus der Publikation: Henrik Olesen, What is Authority, Pork Salad Press, Kopenhagen, 2002.

  21  

 

11. Henrik Olesen, 2,78 x 3,98 m, Ausstellungsansicht der Ausstellung „How do I make myself a Body“, Galerie Daniel Buchholz, Berlin, 2008.

12. David Lamelas, To pour Milk into a Glass, 16 mm Film (8 Min.), 1972.

13. Magnus Hirschfeldes, Zeitschrift für sexuelle Zwischenstufen, 1899.

 

 

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14. Henrik Olesen, Cast 1, Installationsansichten, Galerie Daniel Buchholz, Henrik Olesen/Danh Vo, Master-Slave Dialectic, Köln, 2011. 15. Henrik Olesen, Cast 1, 2011, Polyurethan cast, 404 cm (Ø 0,5 / 1,2 cm).

16. Jay Chung & Takeki Maeda, Installationsansicht When Buffeted (Toter Winkel), Galerie Isabella Bortolozzi, Berlin, 2009.

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17. Henrik Olesen, N. Andry: L’Orthopédie ou l’art de prévenir et de corriger dans les enfants les difformités du corps 1749, 2002.

18. Nicolas Andry de Bois-Regard, L’Orthopédie ou l’art de prévenir et de corriger dans les enfants les difformités du corps, 1749.

18. Henrik Olesen, 2 Seiten aus dem Künstlerbuch Antologie de l’amour sublime, Computerausdrucke, 120 Seiten, 2003.