nuklearmedizinische bildgebung an herz und großen gefäßen

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Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2010 · 24:169–184 DOI 10.1007/s00398-010-0786-x Eingegangen: 1. April 2010 Angenommen: 6. April 2010 Online publiziert: 10. Juni 2010 © Springer-Verlag 2010 F.T. Range 1  · C. Wenning 2  · K. Rahbar 3  · O. Schober 3  · M. Schäfers 2 1 Medizinische Klinik und Poliklinik C – Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum Münster 2 European Institute for Molecular Imaging – EIMI, Universität Münster 3 Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Münster Nuklearmedizinische Bildgebung an Herz und großen Gefäßen State of the art Nachbardisziplinen Die kardiovaskuläre Bildgebung unterliegt einem ständigen Entwicklungsprozess, der immer stärker dazu führt, kardiochir- urgische Interventionen bis ins Detail mittels nichtinvasiver Bildgebung voraus- zuplanen. Daher ist eine profunde Kennt- nis der aktuellen Möglichkeiten kardio- vaskulärer Bildgebung zunehmend ent- scheidend für präoperative Planung und postoperatives Monitoring. > Nuklearkardiologische Bildgebung erweitert die morphologische Diagnostik um funktionelle und molekulare Informationen Die nuklearmedizinische kardiovaskuläre Bildgebung (Nuklearkardiologie) nimmt innerhalb der kardiovaskulären Bildge- bung eine Sonderrolle ein, erweitert sie doch die ansonsten größtenteils morpho- logischen Informationen der konventio- nellen Bildgebung um funktionelle und molekulare Parameter im untersuchten Gewebe/Organ. Die Entwicklung auf dem Gebiet der nuklearkardiologischen Bildgebung vollzieht sich auf mehreren Ebe- nen. Technologische Weiterentwick- lungen der Single-Photon-Emissions- Tomographie(SPECT)- und Positronen- Emissions-Tomographie(PET)-Scanner führen zu einer signifikant verbesserten zeitlichen und räumlichen Auflösung. Die Einführung der EKG-getriggerten Akquisition ermöglicht die gleichzeitige dreidimensionale Beurteilung der regi- onalen und globalen Kontraktilität ohne vermehrte Strahlenexposition. Ein wei- terer entscheidender Schritt ist die Ent- wicklung von fusionierten Bildgebungs- verfahren, wie sie vor allem aus der Kom- bination von oder mit Computertomogra- phie (PET/CT, SPECT/CT), in Zukunft auch mit Magnetresonanztomographie (PET/MR) oder aber auch mit der Echo- kardiographie entstehen. Hierdurch wer- den die Stärken der einzelnen Verfahren kombiniert (Aussagen zu Morphe, Funk- tion und Molekül) und deren Schwächen zumindest partiell kompensiert. Während durch die Fusion in vielerlei Hinsicht dia- gnostisch mehr als die reine Summe der Teile resultiert, ist die Methodik techno- logisch deutlich komplexer als für Stand- alone-Verfahren. Als Basis der funktio- nellen und molekularen Bildgebung wer- den derzeit einige vielversprechende neue Radiopharmaka entwickelt, die teilwei- se bereits vor dem Schritt in die klinische Anwendung stehen und in Zukunft neue Einblicke in kardiovaskuläre Krankheits- bilder versprechen. Dieser Artikel gibt eine Übersicht zum aktuellen Stand der nuklearkardiolo- gischen bildgebenden Diagnostik bei ver- schiedenen kardiochirurgischen Frage- stellungen und wagt einen Blick in die Zu- kunft der kardiovaskulären Bildgebung. Nuklearkardiologische Methodik Akquisitionstechnik Nuklearkardiologische Myokardperfusi- onsuntersuchungen werden in den meis- ten Fällen nach physischer Ergometer- oder pharmakologischer Belastung mit- tels SPECT oder seltener PET durchge- führt. Bei der SPECT erfolgt die Messung der Radioaktivitätsverteilung innerhalb des Körpers mit einer rotierenden Gamma- kamera (NaI-Kristall). Hierdurch wird im Gegensatz zur planaren Akquisition eine überlagerungsfreie und vollständige drei- dimensionale Darstellung verschiedener Parameter des linksventrikulären Myo- kards möglich. Die SPECT ist daher der- zeitiger Stand der Technik [1]. Mit der SPECT-Technologie können Verteilungen geeigneter Radiopharmaka im linksventrikulären Myokard gemessen oder der intrakardiale Blutpool herzpha- senabhängig (Äquilibrium-Blutpool-Szin- tigraphie) dargestellt werden. Probleme beruhen hauptsächlich auf einer inhomo- genen Strahlenschwächung (Absorption) 169 Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 3 · 2010 |  

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Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2010 · 24:169–184DOI 10.1007/s00398-010-0786-xEingegangen: 1. April 2010Angenommen: 6. April 2010Online publiziert: 10. Juni 2010© Springer-Verlag 2010

F.T. Range1 · C. Wenning2 · K. Rahbar3 · O. Schober3 · M. Schäfers2

1 Medizinische Klinik und Poliklinik C – Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum Münster

2 European Institute for Molecular Imaging – EIMI, Universität Münster3 Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Münster

Nuklearmedizinische Bildgebung an Herz und großen GefäßenState of the art

Nachbardisziplinen

Die kardiovaskuläre Bildgebung unterliegt einem ständigen Entwicklungsprozess, der immer stärker dazu führt, kardiochir­urgische Interventionen bis ins Detail mittels nichtinvasiver Bildgebung voraus­zuplanen. Daher ist eine profunde Kennt­nis der aktuellen Möglichkeiten kardio­vaskulärer Bildgebung zunehmend ent­scheidend für präoperative Planung und postoperatives Monitoring.

> Nuklearkardiologische Bildgebung erweitert die morphologische Diagnostik um funktionelle und molekulare Informationen

Die nuklearmedizinische kardiovaskuläre Bildgebung (Nuklearkardiologie) nimmt innerhalb der kardiovaskulären Bildge­bung eine Sonderrolle ein, erweitert sie doch die ansonsten größtenteils morpho­logischen Informationen der konventio­nellen Bildgebung um funktionelle und molekulare Parameter im untersuchten Gewebe/Organ.

Die Entwicklung auf dem Gebiet der nuklearkardiologischen Bildgebung vollzieht sich auf mehreren Ebe­nen. Technologische Weiterentwick­lungen der Single­Photon­Emissions­Tomographie(SPECT)­ und Positronen­Emissions­Tomographie(PET)­Scanner

führen zu einer signifikant verbesserten zeitlichen und räumlichen Auflösung. Die Einführung der EKG­getriggerten Akquisition ermöglicht die gleichzeitige dreidimensionale Beurteilung der regi­onalen und globalen Kontraktilität ohne vermehrte Strahlenexposition. Ein wei­terer entscheidender Schritt ist die Ent­wicklung von fusionierten Bildgebungs­verfahren, wie sie vor allem aus der Kom­bination von oder mit Computertomogra­phie (PET/CT, SPECT/CT), in Zukunft auch mit Magnetresonanztomographie (PET/MR) oder aber auch mit der Echo­kardiographie entstehen. Hierdurch wer­den die Stärken der einzelnen Verfahren kombiniert (Aussagen zu Morphe, Funk­tion und Molekül) und deren Schwächen zumindest partiell kompensiert. Während durch die Fusion in vielerlei Hinsicht dia­gnostisch mehr als die reine Summe der Teile resultiert, ist die Methodik techno­logisch deutlich komplexer als für Stand­alone­Verfahren. Als Basis der funktio­nellen und molekularen Bildgebung wer­den derzeit einige vielversprechende neue Radiopharmaka entwickelt, die teilwei­se bereits vor dem Schritt in die klinische Anwendung stehen und in Zukunft neue Einblicke in kardiovaskuläre Krankheits­bilder versprechen.

Dieser Artikel gibt eine Übersicht zum aktuellen Stand der nuklearkardiolo­

gischen bildgebenden Diagnostik bei ver­schiedenen kardiochirurgischen Frage­stellungen und wagt einen Blick in die Zu­kunft der kardiovaskulären Bildgebung.

Nuklearkardiologische Methodik

Akquisitionstechnik

Nuklearkardiologische Myokardperfusi­onsuntersuchungen werden in den meis­ten Fällen nach physischer Ergometer­ oder pharmakologischer Belastung mit­tels SPECT oder seltener PET durchge­führt.

Bei der SPECT erfolgt die Messung der Radioaktivitätsverteilung innerhalb des Körpers mit einer rotierenden Gamma­kamera (NaI­Kristall). Hierdurch wird im Gegensatz zur planaren Akquisition eine überlagerungsfreie und vollständige drei­dimensionale Darstellung verschiedener Parameter des linksventrikulären Myo­kards möglich. Die SPECT ist daher der­zeitiger Stand der Technik [1].

Mit der SPECT­Technologie können Verteilungen geeigneter Radiopharmaka im linksventrikulären Myokard gemessen oder der intrakardiale Blutpool herzpha­senabhängig (Äquilibrium­Blutpool­Szin­tigraphie) dargestellt werden. Probleme beruhen hauptsächlich auf einer inhomo­genen Strahlenschwächung (Absorption)

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im Bereich des Thorax (Mamma, Lunge, Diaphragma, Leber etc.) sowie auf Arte­fakten durch Strahlung von Radioakti­vität aus dem Herzen benachbarten Or­ganen (v. a. Leber, Darm). Ersteres kann durch moderne Absorptionskorrekturen verbessert werden [2], welche daher – so­fern verfügbar – für die regelmäßige kli­nische Routinediagnostik zur Verbesse­rung der Spezifität des Verfahrens ange­wandt werden sollten. Die Verringerung von Artefakten durch Einstrahlung aus benachbarten Organen erfordert eine ent­sprechende Patientenvorbereitung (Nüch­terninjektion, anschließende Mahlzeit zur Reduktion der Leberaktivität).

> Myokarddarstellung mittels SPECT ist der derzeitige Stand der Technik

Während bei der SPECT die Detektoren um den Patienten rotieren, sind diese bei der PET zur Messung der hochenerge­tischen Vernichtungsstrahlung (511 keV) aus dem Positronenzerfall (Emission eines Photonenpaares diametral in einem Winkel von 180°) ringförmig angeordnet. Mittels PET wird durch das gleichzeitige Auftreffen (Koinzidenz) der beiden Pho­tonen an unterschiedlichen Kristallen des Tomographen die Positronenvernichtung räumlich detektierbar. Ein prinzipieller Vorteil dieses Verfahrens gegenüber der SPECT­Technik ist die Möglichkeit der absoluten Quantifizierung der dreidimen­sionalen Radioaktivitätsverteilung in vivo mit einer für die meisten klinischen Fra­gestellungen adäquaten Auflösung (8 mm oder besser) [3]. Zusätzlich ist eine hohe zeitliche Auflösung zu erreichen, die eine dynamische Akquisition der Radiophar­makakinetik erlaubt. PET­ sind im Ver­gleich zu SPECT­Systemen in Anschaf­fung und Unterhaltung aufwändiger. Die notwendige räumliche Nähe zu einem Zy­klotron ist zusätzlich zumindest für kurz­lebige PET­Radiopharmaka von Bedeu­tung. Hieraus resultiert, dass die PET­Technik nicht so flächendeckend verfüg­bar ist wie die SPECT­Technik.

Moderne Untersuchungsprotokolle be­inhalten eine EKG­Triggerung der Daten­aufnahme (Gated SPECT) [4]. Dadurch ist zusätzlich die Beurteilung regionaler und globaler Funktionsparameter mög­

lich (Ejektionsfraktion, enddiastolisches und endsystolisches Volumen, regionale Wanddickenzunahme und ­bewegung).

Durch Einführung neuartiger Kom­binationsgeräte (SPECT/CT, PET/CT) werden derzeit die bildgebenden Eigen­schaften der einzelnen Emissionstomo­graphiesysteme weiter verbessert. Die Kombination der Transmissionsmessung von Röntgenstrahlung bzw. einer Niedrig­dosis­CT mit einem Emissionssystem kann hierbei zur Berechnung der Schwä­chungskorrektur für die Szintigraphie, zur hochauflösenden morphologischen Abbildung des interessierenden Körper­abschnitts sowie letztlich einer Bildfusion von Morphe und Funktion verwendet werden.

Die Radionuklidventrikulographie (RNV) wird in der klinischen Routine zunehmend von der Gated SPECT abge­löst, findet jedoch nach wie vor Einsatz bei speziellen Fragestellungen (z. B. hämo­dynamische Relevanz einer Aortenklap­penstenose).

Radiopharmaka

Nuklearkardiologische Untersuchungen werden nach i.v.­Injektion Gamma­ oder Positronenstrahlung aussendender Radio­pharmaka durchgeführt. Die Messung der Radioaktivitätsverteilung im Herzen er­folgt mittels rotierender Gammakamera als SPECT bzw. mittels PET.

Die Perfusionsszintigraphie beruht auf dem Prinzip, dass bestimmte Radiophar­maka bei der Passage durch das Koronar­system zellulär retiniert werden. Die Re­tention erfolgt durch den Übertritt der Substanz aus den Kapillaren in die Herz­muskelzellen. Die Verteilung des Radi­opharmakons spiegelt somit den regio­nalen myokardialen Blutfluss wider.

Lange galt 201Thalliumchlorid (201Tl) als der klassische SPECT­Perfusions­tracer. Aufgrund der langen Halbwerts­zeit und der damit verbundenen hohen Strahlenexposition (□16 mSv) sowie teil­weise eingeschränkter Bildqualität haben sich in den allermeisten nuklearkardio­logischen Zentren mittlerweile 99mTech­netium­markierte Radiopharmaka wie 99mTc­Sestamibi oder 99mTc­Tetrofosmin in der Routine durchgesetzt. Sie verfügen gegenüber 201Tl über günstigere physika­

lische Eigenschaften, was insbesondere zu einer deutlich geringeren Strahlenex­position (□6–8 mSv) des Patienten führt. Es handelt sich hierbei um lipophile Kat­ionen, die angetrieben durch das negati­ve Membranpotenzial der intakten Myo­zyten in die Zelle gelangen, und dort ent­weder überwiegend in den Mitochond­rien oder im Zytoplasma akkumulieren (. Abb. 1).

Als PET­Perfusionstracer dienen 13N­Ammoniak (13NH3), 15O­Wasser (H2

15O) und 82Rubidium (82Rb). Diese erfordern wegen der sehr kurzen physikalischen Halbwertszeiten der Positronenstrahler in der Regel ein Zyklotron vor Ort.

Bei der Untersuchung der myokardi­alen Vitalität wird neben dem Einsatz der SPECT mit 201Tl­ oder den 99mTc­mar­kierten Perfusionsradiopharmaka derzeit am häufigsten 18Fluor­Desoxyglukose­PET (18F­FDG­PET) eingesetzt. 18F­FDG wird hierbei wie Glukose über Glukose­transporter in die Myozyten aufgenom­men und durch die Hexokinase phospho­ryliert. Während Glukose­6­Phosphat weiter verstoffwechselt wird, ist dies für 18F­FDG­6­Phosphat nicht möglich, wes­halb die Substanz in den Myozyten akku­muliert.

Zur Bestimmung der sympathischen Myokardinnervation steht klinisch der­zeit als SPECT­Tracer nur 123I­Metaiod­benzylguanidin (MIBG) zur Verfügung [5]. PET­Radiopharmaka zu Untersu­chung und Quantifizierung der prä­ (11C­Hydroxyephedrin) und postsynaptischen (11C­CGP 12177) sympathischen Myokar­dinnervation stehen derzeit nur an aus­gewählten Zentren zur Verfügung [6]. Weitere Radiopharmaka zur quantifi­zierenden Rezeptordiagnostik für wissen­schaftliche Fragestellungen befinden sich in Entwicklung.

Untersuchungsprotokolle

Mit den o. g. SPECT­Perfusionstracern ist grundsätzlich ein Ischämie­ und Vita­litätsnachweis im Herzmuskel möglich. Hierzu sind in der Regel zwei getrennte Untersuchungen, eine unter Belastungs­ und eine unter Ruhebedingungen nötig.

Je nach Durchführung der Stress­ und Ruheuntersuchung unmittelbar sequenzi­ell, im Abstand von 24 h oder mehreren

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Nachbardisziplinen

Tagen unterscheidet man ein 1­Tages­ von einem 2­Tages­Protokoll. Die Ent­scheidung für das jeweilige Protokoll rich­tet sich in erster Linie nach logistischen Überlegungen (stationäre vs. ambulante Patienten), körperlicher Konstitution (Adipositas), aber auch nach der persön­lichen Medikation des Patienten.

Die Auswahl der Belastungsmodalität sollte individuell dem Patienten und der Fragestellung angepasst sein. Standard­technik für die myokardiale Perfusions­szintigraphie ist die submaximale oder symptomlimitierte körperliche Belastung mittels Fahrradergometer oder Laufband. Soweit klinisch vertretbar, sollte eine an­tianginöse Medikation (insbesondere Be­tablocker, Kalziumantagonisten, Nitrate) mindestens 24 h vor der Untersuchung unterbrochen werden. Für Ausbelastung und Belastungsabbruch gelten die klinisch üblichen Kriterien. Ist die Belastung nur submaximal zu erreichen, verringert sich die Sensitivität der Methode signifikant [7]. Bei Patienten, bei denen eine maxi­male körperliche Belastung nicht möglich ist, bieten pharmakologische Belastungs­tests eine Alternative. Hierfür stehen ana­log zur Stressechokardiographie sowohl Vasodilatatoren (Adenosin, Dipyridamol) als auch Katecholamine (Dobutamin) zur Verfügung [8]. Die Injektion des Radio­pharmakons erfolgt auf maximalem Be­lastungsniveau. Etwa 15–30 min nach In­jektion des Radiopharmakons kann die SPECT­Akquisition der Stressuntersu­chung starten. An diese erste Aufnahme schließt sich im 1­Tages­Protokoll direkt eine weitere Tracerinjektion mit höherer Aktivität unter Ruhebedingungen und da­nach eine zweite SPECT­Akquisition an (die Untersuchung kann auch unter Ruhe­bedingungen begonnen und dann mit der Belastungsuntersuchung fortgesetzt wer­den). Unter Umständen kann im Vorfeld eine Nitratgabe zur maximalen Koronar­dilatation für eine optimale Ruheperfusi­on sinnvoll sein, beispielsweise zur Unter­suchung der (Rest­)Vitalität (. Abb. 2).

Da Studien unter ergometrischer Belas­tung mit den kurzlebigen PET­Perfusions­radiopharmaka schwierig sowie Bildqua­lität und Quantifizierung durch Bewe­gungsartefakte stark limitiert sind, wer­den hier in der Regel medikamentöse Be­lastungen mit Vasodilatatoren durchge­

Zusammenfassung · Abstract

Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2010 · 24:169–184 DOI 10.1007/s00398-010-0786-x© Springer-Verlag 2010

F.T. Range · C. Wenning · K. Rahbar · O. Schober · M. Schäfers

Nuklearmedizinische Bildgebung an Herz und großen Gefäßen. State of the art

ZusammenfassungDie verschiedenen Verfahren der nuklear-medizinischen Diagnostik bieten dem Herz-Thorax-Chirurgen essenzielle Informationen, die a priori keine andere diagnostische Diszi-plin zu bieten in der Lage ist; sie sind deshalb ein unabdingbarer Bestandteil gewissen-hafter Therapieplanung und des Follow-up der meisten kardiochirurgischen Eingriffe an Herz und großen Gefäßen. Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über den Einsatz verschiedener Akquisitionstechniken, Radio-pharmaka und Untersuchungsprotokolle in der nuklearmedizinischen kardiovaskulären Bildgebung und deren Stellenwert innerhalb der Diagnostik von Ischämien, Vitalitätsein-schränkungen des Myokards, kardialen Tumo-ren, Entzündungen sowie der Indikations-stellung für Bypassoperationen, Herztrans-plantationen (prä- und postoperatives Moni-toring), den Einsatz von Schrittmachern/De-fibrillatoren und Klappeneingriffen. Darüber

hinaus wagen die Autoren einen Ausblick auf die künftigen Entwicklungen: in naher Zu-kunft entstehen klinisch einsetzbare, vielver-sprechende fusionierte Bildgebungsverfah-ren, die die integrierte Bewertung von funkti-onellen und morphologischen Informationen deutlich voranbringen und so ein Mehr an Gesamtinformation als die Summe der Einzel-informationen der separaten Methoden lie-fern. Daneben wird die molekulare Bildge-bung künftig mittels neuer radiochemischer Tracer eine prospektive Beurteilung der Ent-stehung kardiovaskulärer Probleme ermög-lichen und insbesondere Fragen der Plaque-diagnostik und des programmierten Zelltods klären helfen.

SchlüsselwörterNuklearkardiologische Diagnostik · SPECT · PET · Myokardiale Vitalität · Fusion Imaging · Tracer

Nuclear medicine imaging of the heart and large vessels. State of the art

AbstractUsing various nuclear medicine diagnostic methods, cardiothoracic surgeons can obtain essential information which cannot be pro-vided by other diagnostic disciplines. There-fore, they are an essential element in treat-ment planning and follow-up of most cardi-ac surgery interventions on the heart and the large vessels. The present article summarizes the use of various acquisition techniques, ra-diopharmaceuticals, and examination proto-cols in cardiovascular nuclear medicine im-aging and their value in the diagnosis of isch-emia, myocardial viability, cardiac tumors, in-flammation as well as indications for bypass operations, heart transplantations (pre- and postoperative monitoring), the use of pace-makers/defibrillators, and valve operations. In addition, the authors comment on possi-

ble future developments: new and promis-ing combined imaging techniques in clinical medicine will advance the evaluation of func-tional and morphological information and, thus, deliver more overall information than the sum of the information obtained from the individual methods. In the future, mole-cular imaging with the help of new radio-chemical tracers will facilitate the prospective evaluation of the formation of cardiovascu-lar problems and help clarify questions con-cerning plaque formation and programmed cell death.

KeywordsCardiac nuclear diagnostics · SPECT · PET · Myocardial viability · Fusion imaging · Tracer

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führt. Die PET­Akquisition erfolgt dann typischerweise dynamisch während der Belastung.

> Mangelnde Bildqualität und Bewegungsartefakte sind limitierende Faktoren

Bei der Untersuchung des myokardialen Stoffwechsels ist die klinisch vorrangige Frage die der Vitalität des Herzmuskels. Diese wird neben dem Einsatz der SPECT mit 201Tl oder den 99mTc­markierten Per­fusionsradiopharmaka derzeit am häufigs­ten mittels 18Fluor­Desoxyglukose­PET (18F­FDG­PET) untersucht (. Abb. 3). Da der Glukosestoffwechsel im Normal­zustand nur etwa 30% des myokardialen Gesamtstoffwechsels ausmacht, ist entwe­der die Erhöhung des Plasmainsulinspie­gels durch orale Glukosegabe („Glukose load“), die Gabe des Fettsäuresenkers Ol­betam (Acipimox) und/oder insbesondere bei Diabetikern die hyperinsulinämische Clamp­Technik (kontinuierliche intrave­nöse Gabe einer standardisierten Insulin­menge und Stabilisierung des Plasmaglu­kosespiegels über Glukoseinfusion; [9]) während der PET­Untersuchung erforder­lich. Klinisch wird in der Regel der Ver­gleich mit SPECT­ bzw. PET­Perfusions­studien erfolgen, um die typischen Match­ (Perfusion entspricht Stoffwechselaktivi­tät) bzw. Mismatch­Befunde (Perfusion geringer als Stoffwechsel; „hibernating myocardium“) erheben und bewerten zu können [1].

Neben dem Nachweis myokardialer Vitalität dient das klinisch weit verbrei­tete 18F­FDG hauptsächlich der Abklä­rung onkologischer Fragestellungen oder der Suche nach entzündlichen Prozessen (PET/CT).

Darstellung und Auswertung

Die Darstellung der Myokardszinti­graphie erfolgt zunächst als zweidimen­sionales tomographisches Display un­ter Gegenüberstellung der Belastungs­ und Ruheuntersuchung in drei standar­disierten Schnittebenen (SA, HLA, VLA; . Abb. 1a). Zusätzlich wird der regionale Uptake der Radiopharmaka in einem stan­dardisierten 17­ oder 20­Segment­Modell beurteilt (auch im Verhältnis zu einem

Abb. 1 8 Myokardszintigraphie. a Normalbefund: homogene Verteilung des Perfusionstracers (99mTc-Sestamibi) im linksventrikulären Myokard in der Stress- (oben) und Ruhestudie (unten) in den drei standardmäßig dargestellten Achsen SA, VLA und HLA. b Normalbefund: dreidimensionale Dar-stellung (links oben) sowie im PT (17-Segment-Modell; unten). PT stellen segmentalen SSS (links), SRS (Mitte) und SDS (rechts) dar. Äußerer, mittlerer und innerer Ring eines PT repräsentieren jeweils basisnahe, mediale und apexnahe Myokardbezirke (Ausrichtung entspricht der von Kurzachsenschnit-ten). c Vorderwandischämie: sowohl in der dreidimensionalen Darstellung (analog zu b) ausgeprägte Ischämie der apikalen und medialen Vorderwand unter Belastung (SDS=9); in Ruhe geringe verblei-bende Minderperfusion im Sinne einer nichttransmuralen Narbe. SA kurze Achse, VLA vertikale lange Achse, HLA horizontale lange Achse, PT Polartomogramm, SSS „summed stress score“, SRS „summed rest score“, SDS „summed difference score“

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Nachbardisziplinen

Referenzkollektiv). Anhand dieser Seg­mente können bei einer Perfusionsmes­sung mittels SRS (Ruheperfusion), SSS (Stressperfusion) und SDS (Unterschied von Stress­ und Ruheperfusion entspricht dem Grad der Ischämie), bei dem die seg­mentale Perfusion in Zeiner Skala von 0 (normale Perfusion) bis 4 (keine Perfusi­on) pro Segment beurteilt und dann für den Scan summiert wird, eine semiquan­titative Analyse des Schweregrads von Perfusionsdefiziten durchgeführt werden (. Abb. 1b und c; [4]).

Darüber hinaus sind dreidimensionale Darstellungen, bei denen u. a. Perfusion und Wandbewegung auf die Myokardkon­tur projiziert werden, möglich und mitt­lerweile Standard in aktueller Auswer­tesoftware. Die Berechnung der linksvent­rikulären Funktionsparameter Ejek­tionsfraktion, enddiastolisches und end­systolisches Volumen sowie regionale Wandverdickung erfolgt durch semiauto­matische Analysesoftware und zeigt eine hohe Robustheit und Reproduzierbarkeit.

Kardiochirurgisch-nuklear-kardiologische Anwendung

Koronare Bypassoperation – Ischämie und Vitalitätsbestimmung

Die wichtigste Schnittstelle aus nuklear­kardiologischer Bildgebung und Herz­Thorax­Chirurgie ist die Perfusions­ und Vitalitätsbestimmung im Vorfeld wie auch als Follow­up einer koronaren Bypassope­ration. Rein quantitativ repräsentiert die Bypassoperation den bis heute bei weitem häufigsten kardiochirurgischen Eingriff mit nur sehr geringem Rückgang der Ein­griffe trotz stetig gewachsener Möglich­keiten in der interventionellen Kardiolo­gie. Insbesondere im Falle komplexer und diffuser Dreigefäßerkrankungen kann die Bypassoperation mit besseren Langzeiter­gebnissen aufwarten als die Intervention [10].

Das skizziert bereits die Notwendigkeit einer dezidierten Diagnostik im Vorfeld des Eingriffs. Während morphologische Verfahren (Koronarangiographie und Angio­CT) die detaillierte luminogra­phische Darstellung der Koronarien leis­ten, ergänzt die nuklearkardiologische Di­agnostik in einzigartiger Weise die essen­

ziellen Informationen zu regionaler Per­fusion und Vitalität des Myokards. Unter den nuklearkardiologischen Verfahren ist hierzu die klinisch meist eingesetzte, flä­chendeckend verbreitete Myokardszinti­graphie in SPECT­ oder SPECT/CT­Tech­nik das zahlenmäßig häufigste Verfahren (. Tab. 1).

Der Vergleich zwischen Ruhe­ und Stressperfusionsuntersuchung gibt Auf­schluss darüber, ob die Perfusionsdefizite rein belastungsinduziert und somit reversi­bel in Ruhebedingungen und unter optima­ler kardialer Medikation sind, oder nicht. Somit lässt sich die Unterscheidung zwi­schen belastungsinduzierter und Ruhe­ischämie (persistierender Perfusionsde­fekt) treffen.

Im Falle eines Perfusionsdefektes, der in der Ruheuntersuchung persistiert, stellt sich die entscheidende Frage ob das minderperfundierte Areal bereits zur Narbe umgebaut ist oder im Winterschlaf (sog. „hibernating myocardium“) als vita­les Myokard überlebt hat und somit von einer Revaskularisierung reaktiviert wer­den könnte (. Abb. 1c). Die Aussage­kraft der Myokardperfusionsszintigra­phie im Hinblick auf die Vitalität des Herzmuskels ist jedoch eingeschränkt. Hinsichtlich der Vitalitätsdiagnostik

liefert der primär in der Onkologie für die PET etablierte Stoffwechsel­Tracer 18Flu­or­Desoxyglukose (18FDG) am Herzen ei­ne einzigartige absolut quantifizierbare und regional diskriminierbare Informati­on zum myokardialen Stoffwechsel, da nur der vitale Herzmuskel bei oben be­schriebener Patientenvorbereitung eine deutliche Glukoseutilisation aufweist, die Narbe jedoch nicht [11]. In Kombination mit einer Ruheperfusionsmessung kann man ablesen, ob ein Mismatch zwischen reduzierter Perfusion und gesteigertem Metabolismus (hibernating myocardium) vorliegt oder nicht (beides normal: Vita­lität; beides reduziert: Narbe). Eine szinti­graphische Differenz im Sinne von fehlen­der Perfusion im vitalen Myokardareal ist Grundlage einer Revaskularisation, da zahlreiche Studien belegen konnten, dass nach Revaskularisation des versorgenden Gefäßes sich sowohl die linksventrikuläre Funktion als auch die individuelle kardi­ovaskuläre Prognose des Patienten signifi­kant verbessern. Ein Match bedarf hinge­gen keiner kardiochirurgischen Interven­tion [12, 13].

Zusammenfassend bieten nuklearkar­diologische Verfahren vor einer geplanten Bypassoperation, ergänzend zur lumino­graphischen Stenosedetektion durch kon­

Abb. 1 8 Fortsetzung

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ventionelle Koronarangiographie oder Angio­CT, wichtige funktionelle Zusatz­informationen: einerseits, ob das Myokard im Versorgungsgebiet des stenosierten Ge­fäßes in Ruhe oder unter Belastung ischä­misch ist (Perfusion) und andererseits, ob es sich dabei um einen durch Revaskula­risation potenziell reversiblen Defekt han­delt (Vitalität), was letztlich den Nutzen einer Revaskularisation bestimmte.

Auch postoperative Komplikationen sind mit nuklearmedizinischen Verfah­ren detektier­ und nachverfolgbar. Da es sich hierbei hauptsächlich um Heilungs­probleme im Rahmen eines entzünd­lichen Geschehens handelt, sind diese im Abschnitt zu Arteriitiden und Entzün­dung subsumiert (s. u.).

Da insbesondere die koronare Mor­phologie derzeit von anderen nichtinva­siven bildgebenden Verfahren mit deut­lichen Fortschritten zunehmend unter­sucht wird (insbesondere Multislice­CT), wird in Zukunft auch die Fusion aus nu­klearmedizinischen und radiologischen Verfahren weitere Fortschritte machen. Dem aktuellen Stand dieser Verschmel­zung von funktionellen und bildgebenden Modalitäten ist der Abschnitt Fusionsima­ging gewidmet (s. u.).

Herztransplantation

Die orthotope Herztransplantation stellt die ultima ratio bei terminaler Herzinsuf­fizienz dar. Gerade in Bezug auf die be­grenzte Verfügbarkeit HLA­gematchter Organe ist eine präoperative Selektion ge­eigneter Empfänger und das postopera­tive Follow­up entscheidend; hier können nuklearkardiologische Methoden wich­tige Beiträge leisten.

Präoperatives MonitoringDie Indikation zur Transplantation ba­siert auf einer Zusammenschau von kli­nischem Zustand des Patienten unter optimaler Therapie, den wegweisenden funktionellen Untersuchungen von Lun­genfunktionsparametern, hier insbeson­dere der maximalen Sauerstoffaufnah­mekapazität, und wird ergänzt von ob­jektivierbaren, bildbasierten kardialen Befunden.

An die kardiale Diagnostik stellen sich vor einer Herztransplantation zwei kli­

Abb. 2 8 Pathologische Myokardszintigraphiebefunde nach HTx. a Perfusionsinhomogenität: diffuse Minderperfusion der Vorderwand in Ruhe und unter Belastung (Pfeile). Unten: Perfusionsscores im 17-Segment-Modell. b Inferolaterale Lateralwandischämie; koronarangiographisch fand sich eine höhergradige proximale RCX-Stenose. HTx Herztransplantation, RCX Ramus circumflexus

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Nachbardisziplinen

nische Hauptfragen: Zum einen müs­sen Parameter der linksventrikulären Dysfunktion (Ejektionsfraktion) gesam­melt werden, zum anderen der funktio­nelle Perfusions­ und Vitalitätszustand des linksventrikulären Myokards evalu­iert sein.

Als entscheidender Parameter für die linksventrikuläre Dysfunktion des Her­zens wird im Entscheidungsprozess meist eine Ejektionsfraktion von ≤30% heran­gezogen, die typischerweise mittels Echo­kardiographie oder MRT erhoben wird.

Die nuklearkardiologische Diagnos­tik bietet mit der Radionuklidventriku­lographie (RNV) nach der Äquilibri­ums­ (ERNA) oder der First­pass­Metho­de (FPRNA) [14] sowie mehr und mehr auch mit der Gated SPECT Verfahren, die auch zur Erfassung von links­ und rechts­ventrikulären Volumina und Ejektions­fraktionen eingesetzt werden können. Aufgrund der fehlenden Strahlenexpo­sition und flächendeckenderen Verfüg­barkeit sind echokardiographische und magnetresonanztomographische Verfah­ren zu dieser Fragestellung jedoch Me­thoden der ersten Wahl, weshalb nukle­armedizinische Verfahren keinen Einzug in die Routineevaluation vor Herztrans­plantation gehalten haben. Zweifellos zei­gen auch nuklearmedizinische Verfahren verlässliche, untersucherunabhängige Er­gebnisse an Patienten, die z. B. wegen Me­tallimplantaten nicht in einem MRT un­tersucht werden können [15].

Die zweite Hauptaufgabe präoperativer nichtinvasiver Diagnostik liegt im Bereich der Perfusions­ und Metabolismusbeur­teilung des Myokards. Hier bietet der be­reits im vorangegangenen Kapitel vorge­

stellte Algorithmus aus Gated SPECT zur Perfusionsmessung in Ruhe und Belas­tung und die angeschlossene PET­Bestim­mung der myokardialen Vitalität unver­zichtbare und solitäre Informationen zur Genese der linksventrikulären Insuffizi­enz. Wie bereits beschrieben ist eine links­ventrikuläre Funktionseinschränkung aus ischämischer Genese häufig bei noch vi­talem Myokard zumindest zum Teil rever­sibel und somit zusammen mit der links­ventrikulären Funktion auch die Gesamt­prognose des Patienten durch eine gezielte Revaskularisation zu verbessern und so ggf. die geplante Herztransplantation auf­schiebbar [12].

Postoperatives MonitoringDie Situation eines Patienten nach Herz­transplantation birgt eigene Risiken und Probleme. Im ersten postoperativen Jahr sind zum einen Infektionen, zum anderen die akute Abstoßungsreaktion für die Mehr zahl der Todesfälle von herztransplan­tierten Patienten verantwortlich. Im Lang­zeitverlauf rückt die chronische Transplan­tatvaskulopathie in den Vordergrund. Sie stellt eine eigene pathophysiologische En­tität dar.

> Im Follow-up nach Herztransplantation steht nichtinvasive vor interventioneller Diagnostik

Im Follow­up der Patienten nach orthoto­per Herztransplantation liefern nuklear­medizinische Verfahren essenzielle funk­tionelle Mosaikinformationen, die im Zusammenspiel mehrerer nichtinvasiver bildgebender Modalitäten ein sicheres

Screening­Procedere bieten. Neben kli­nischer Untersuchung, Echokardiogra­phie sowie MRT und ggf. auch CT, haben Gated SPECT und FDG­PET­Untersu­chungen festen Stellenwert im nichtinva­siven Procedere und liefern unersetzliche Informationen zu myokardialer Perfusion und Vitalität. Detaillierte Informationen zum Koronarbaum werden darüber hin­aus mittels Koronarangiographie invasiv gewonnen. In vielen Zentren ist allerdings bereits die interventionelle Diagnostik in die zweite Reihe hinter ein pathologisches nichtinvasives Screening positioniert wor­den, ohne Qualitätseinbußen hinsichtlich der Sensitivität zu erleiden, was nicht zu­letzt im Sinne der kardiochirurgischen Patien ten ist [16].

Als Ergänzung eines solchen Vorge­hens wird zu beobachten sein, welches zusätzliche Potenzial fusionierte Bild­gebungsverfahren wie die PET/CT oder auch PET/MR einbringen können (s. Fu­sionsbildgebung).

Akute AbstoßungsreaktionDie akute Abstoßungsreaktion, tritt beson­ders in der frühen Phase nach einer Herz­transplantation auf und bedroht bis zu der Hälfte der Patienten innerhalb der ersten drei Monate nach Transplantation. Hier wird ein engmaschiges nichtinvasi ves Nach untersuchungsnetz benötigt, das ne­ben klinischer Beurteilung und Untersu­chung des Patienten die funktionellen linksventrikulären Parameter (Ejektions­fraktion) erfassen und objektivieren kann, bevor die Entscheidung zur invasiven Dia­gnostik mit der Möglichkeit zu Myokard­biopsien gefällt wird. Hierzu ist innerhalb des multimodalen Spektrums in erster

Abb. 3 7 Perfusionsszin-tigraphie. a HLA b 3D-Re-konstruktion: kompletter

Perfusionsausfall des Apex. c FDG-PET: Restvitalität be-

legt keine transmurale Narbe, sondern „hiberna-ting myocardium“ (Pfeil); durch Revaskularisation

signifikante Verbesserung der myokardialen Funk tion

möglich. HLA horizonta-le lange Achse, MSZ Myo-

kardszintigraphie

175Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 3 · 2010  | 

Tab. 1  Nuklearkardiologische Modalitäten und Tracer in der klinischen Anwendung für kardiochirurgische Fragestellungen

Fragestellung/Indikation Methode Tracer Informationsgehalt Stellenwert

Koronare Herzkrankheit/Bypassoperation

Myokardiale Perfusion/Perfusionsreserve

Gated SPECT 99mTc-Tetrofosmin/ -Sestamibi, 201Tl

Ruhe- und/oder Belastungsischämie Routine, essenziell, ubiquitär verfügbar

PET 13NH3, H215O Revaskularisierungsindikation quantifizierbar, nicht ubiquitär

verfügbar (Zyklotron)

myokardiale Vitalität Gated SPECT 99mTc-Tetrofosmin/ -Sestamibi, 201Tl

Reversible Ruheischämie vs. persistierende Narbe

Zusatzinformation der Perfusions-untersuchung

PET 18F-FDG Reversible Ruheischämie vs. persistierende Narbe

Goldstandard der Vitalitäts-beurteilung, quantifizierbar

PET z. B. Caspasen/ 99mTc-Annexin V

Apoptose-Imaging Zukunft

Plaque-Imaging PET z. B. MMP Identifikation rupturgefährdeter Plaques

Zukunft

Herztransplantation

präoperativ

Linksventrikuläre Dysfunktion

RNV 99mTc-Pertechnetat-markierte Erythrozyten

LV-EF, CI, Volumina Aufwändige Vorbereitung, häufig nur zweidimensionale Darstellung

Gated SPECT 99mTc-Tetrofosmin/ -Sestamibi, 201Tl

LV-EF und Volumina bei Perfusionsmessung mit auswertbar

Perfusion/Perfusions-reserve

Gated SPECT 99mTc-Tetrofosmin/ -Sestamibi, 201Tl

Ischämie, ggf. Revaskularisation statt HTX

Routine, essenziell

PET 13NH3, H215O quantifizierbare Perfusion In Abhängigkeit vom Tracer nicht

ubiquitär verfügbar

postoperativ

Akute Rejektion SPECT Ga67/111In-markierte Lymphozyten

spezifische lymphozytäre Entzündungslokalisation

experimentell, aufwändige Lymphozytenmarkierung

Chronische Transplantat-vaskulopathie

Gated SPECT 99mTc-Tetrofosmin/ -Sestamibi, 201Tl

Ischämie = Revaskularisations-indikation

Routine, essenziell, ubiquitär verfügbar, unique

PET 13NH3, H215O quantifizierbare Perfusion quantifizierbar, nicht ubiquitär

verfügbar (Zyklotron)

Vitien

Hämodynamik/Pendel-volumina

RNV 99mTc-Pertechnetat markierte Erythrozyten

LV-EF, CI, Volumina Aufwändige Vorbereitung, häufig nur zweidimensionale Darstellung

Gated SPECT 99mTc-Tetrofosmin/ -Sestamibi, 201Tl

LV-EF und Volumina Bei Perfusionsmessung mit auswertbar

Schrittmacher

Myokardiale Perfusion/Vitalität

Gated SPECT 99mTc-Tetrofosmin/ -Sestamibi, 201Tl

Sondenpositionierung in vitalem Myokard

Routinemäßig verfügbar

PET 18F-FDG Goldstandard der Vitalitäts-beurteilung, quantifizierbar

Defibrillator

Sympathische Myokard-innervation

SPECT 123I-MIBG Innervationsmuster bei z. B. DCM, HCM

experimentelles Verfahren

PET 11C-HED Innervationsmuster bei z. B. DCM, HCM

experimentelles Verfahren

Kardiale Tumore

Kardialer Primärtumor/Metastasen

PET 18F-FDG Stoffwechselaktive Areale intramyokardial

Nach dezidierter Patienten-vorbereitung

kardiales PET/CT

18F-FDG Zusätzlich Zuordnung zur Morphologie

Fernmetastasen bei kardialem Primärtumor

Ganzkörper PET/CT

18F-FDG Metastasenlokalisierung/ -verlaufsbeurteilung

onkologische Standardmethode, sehr hohe Sensitivität

177Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 3 · 2010  | 

Linie die Echokardiographie, im weiteren Sinne auch die MRT in der Lage. Auch Ga­ted SPECT und PET können bereits früh diese Aussagen ergänzen, sind aber auf­grund der einhergehenden Strahlenbelas­tung lediglich Ausweichmethoden, wenn nicht zusätzlich explizit Fragen nach myo­kardialer Vitalität oder Perfusion gestellt sind.

Hinsichtlich der molekularen Bildge­bung können wie auch bei Myokarditis unspezifische Entzündungsmarker wie 67Ga­ oder 111In­markierte Lymphozyten, deren myokardiale Anreicherung dem initialen Geschehen der Abstoßung ent­spricht, ebenfalls zur Erkennung der aku­ten Abstoßungsreaktion benutzt werden. Im positiven Testfall zeigt sich eine gute Korrelation zu histologischen Abstoßun­gsmerkmalen [17].

Beide Verfahren bringen jedoch eine relativ hohe Strahlenexposition mit sich, und sind aufgrund einer langen Dauer zwischen Injektion und Messung unprak­tikabel. Darüber hinaus haben sie je nach Markierungsausbeute eine limitierte Sen­sitivität bei guter Spezifität, so dass sie nur im positiven Falle aussagekräftig sind. Aus diesen Gründen haben sie nie Einzug in die klinische Realität gefunden.

In Zukunft könnte der Nachweis von 111In­Octreotid Beachtung finden, da dieses an Somatostatinrezeptoren bindet, die klassischerweise bei der Aktivierung

auf der Lymphozytenoberfläche expri­miert werden. Somit wird ein Prozess ab­gebildet, der in der pathophysiologischen Entwicklung der Invasion in das Myokard vorangeht und so noch vor Beginn histo­logischer Änderungen eine Abstoßungs­reaktion vorhersagen kann [18]. Dagegen kann 111In­Antimyosin lediglich retrospek­tiv im Schädigungsfall an den ansonsten intramyozytären Liganden binden und stellt somit einen irreversiblen Myozyten­schaden dar. Weiterhin drängen mehrere Verfahren zur Darstellung der Apoptose auch im Gebiet der Abstoßungsreaktion in die klinische Anwendung. Mittels 99mTc­markiertem Annexin V ließ sich Apoptose auch in Abstoßungsreaktionen nachweisen [19].

Chronische TransplantatvaskulopathieDie Transplantatvaskulopathie entspricht pathophysiologisch nicht der koronaren Herzerkrankung, da sie anstatt durch loka­lisierte Intimaschädigung mit Ausbildung atheromatöser Plaques, deren Inflammation und Ruptur, vielmehr durch eine immuno­logisch getriggerte generalisierte fibrointi­male Hyperplasie mit diffus verteiltem Lu­menverlust insbesondere der kleineren, in­vasiv oftmals unbefriedigend intervenier­baren Koronargefäße, gekennzeichnet ist.

Daher sind die klassischen, optisch ausgewerteten luminographischen Ver­

fahren wie die Koronarangiographie oft­mals schlecht geeignet, um insbesondere den Verlauf der diffusen Lumenreduktion im jährlichen Follow­up ausreichend zu protokollieren [20].

Der invasive intrakoronare Ultraschall (IVUS) als Goldstandard zur Erkennung sublimer Veränderungen im Bereich der Koronarwand erweitert die Invasivität der Koronarangiographie, die alle Patienten nach Herztransplantation jährlich über sich ergehen lassen müssen, und steht der­zeit auch nicht ubiquitär zur Verfügung.

Die Myokardszintigraphie kann den durch schleichenden Lumenverlust des ge­samten Gefäßbaums sowie den durch die endotheliale Dysfunktion induzierten myo­kardialen Perfusionsverlust quantifizieren und so in der longitudinalen Beobachtung ein verlässlicher Indikator einer Trans­plantatvaskulopathie sein, zudem hier auch die Auswirkungen auf die Mikrozir­kulation mitberücksichtigt werden, die der Koronarangiographie verborgen bleiben. Untersuchungen unter Stressbedingungen im Myokardszintigramm haben hohen ne­gativ prädiktiven Wert [21]. Häufig zeigt sich in der Myokardszintigraphie ein regi­onal oder diffus inhomogenes Perfusions­muster ohne eindeutiges morphologisches Korrelat in der Koronarangiographie (. Abb. 2a). Dieses wird überwiegend als dif­fuse mikroangiopathische Veränderung im Rahmen der Transplantatvaskulopa­

Tab. 1  Nuklearkardiologische Modalitäten und Tracer in der klinischen Anwendung für kardiochirurgische Fragestellungen [Fortsetzung]

Fragestellung/Indikation Methode Tracer Informationsgehalt Stellenwert

Entzündung/Arteriitiden

Koronarien kardiales PET/CT

18F-FDG hochauflösende Entzündungs-lokalisation

Zukunft

Aorta/Karotiden PET 18F-FDG Lokalisation erhöhter Stoffwechselaktivität

Standardmethode und -protokolle

PET/CT 18F-FDG höher auflösende Entzündungs-lokalisation

Plaque- Imaging

MMP Identifikation rupturgefährdeter Plaques

Zukunft

Endokarditis kardiales PET/CT

18F-FDG stoffwechselaktive Klappen-auflagerungen

Routinemäßig verfügbar

Myokarditis SPECT Ga67-/111In-markierte Lymphozyten

spezifische lymphozytäre Entzündungslokalisation

experimentell, aufwändige Lymphozytenmarkierung

Septische Metastasierung Ganzkörper-PET/-CT

18F-FDG Lokalisation erhöhter Stoffwechselaktivität

onkologische Standardmethode, sehr hohe Sensitivität

postoperative Wund-heilungsstörungen

PET 18F-FDG z. B. Sternalnarben vor gezielter Revision

Routinemäßig verfügbar

SPECT Single-Photon-Emissions-Computertomographie, PET Positronen-Emissions-Tomographie, RNV Radionuklidventrikulographie, FDG Fluordesoxyglukose, MIBG Metaiodobenzylguanidin, MMP Matrix-Metalloproteinasen, HED Hydroxyephedrin, LV-EF linksvenrikuläre Ejektionsfraktion, CI Cardiac Index, D/HCM dilatative/­hypertrophe Kardiomyopathie, VT ventrikuläre Tachykardie.

178 |  Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 3 · 2010

Nachbardisziplinen

thie gedeutet [22], wobei der klinische Wert dieses Befundes noch nicht abschlie­ßend geklärt ist. Diese Informationen wer­den derzeit nur durch nuklearmedizi­nische Verfahren sicher erfasst.

Eingebettet in eine kombinierte multi­modale nichtinvasive Diagnostik, in der zusätzlich insbesondere Echokardiogra­phie und MRT weitere essenzielle Mosaik­informationen liefern, besteht eine reelle Chance, in nicht allzu ferner Zukunft die invasive Diagnostik aus dem Routine­Follow­up in die zweite Reihe zu verdrän­gen, und diese nur bei nichtinvasiv gefun­denen pathologischen Änderungen ratio­nell einzusetzen (. Abb. 2b, . Abb. 3), nicht zuletzt im Interesse der herztrans­plantierten Patienten. Einzelne Transplan­tationszentren sind bereits aktuell zu die­sem schrittweisen Vorgehen übergegan­gen, ohne Sensitivitätsänderungen des Follow­up zu beobachten [16].

Dabei sollte eine integrierte Beurteilbar­keit mehrerer Untersuchungsverfahren an­gestrebt werden, was ein zukünftiges An­wendungsgebiet der fusionierten Bildge­bung sein kann. So gibt es Ansätze, in einer dreidimensionalen computertomo­graphischen Koronarangiographie Algo­rithmen zu entwickeln, die das Volumen des virtuellen Ausgusspräparats des Koro­narbaums bestimmen und so auch eine schleichende diffuse Lumenreduktion de­tektieren können [23]. Entsprechende In­formationen können in einem kombi­nierten Gerät (SPECT/CT oder PET/CT) auf die Perfusionsmessungen (in Ruhe so­wie unter Stress) oder auf die Vitalitätsin­formation des Myokards regional exakt ge­matcht werden. Hieraus kann eine Kom­bination entstehen, die mehr Aussagen über die Relevanz der mittels nur einer Methode beobachteten Änderungen treffen kann und so die Summe der Teile übersteigt.

Auch auf dem Gebiet spezieller mole­kularer Bildgebung der chronischen Trans­plantatvaskulopathie zeichnen sich Wei­terentwicklungen ab. Experimentelle An­sätze zur Darstellung hyperplasierter In­timazellen (Tracer Z2D3) sind derzeit in der Erprobung [24].

Klappenoperation

Operationen an den Herzklappen stel­len einen großen Teil der Eingriffe in der

Herz­Thorax­Chirurgie dar. Das Haupt­augenmerk im nichtinvasiven periope­rativen Imaging liegt dabei auf Bestim­mung der hämodynamischen Relevanz von Insuffizienz oder Stenose und teilwei­se auch der seriellen Untersuchung dieser Parameter, um die Dynamik der Verän­derungen z. B. bei Endokarditis zu erfas­sen. Hierbei stehen Verfahren ohne Strah­lenexposition wie die Echokardiographie oder die MRT im Vordergrund.

Von nuklearmedizinischer Seite steht auch hier die RNV [14] bzw. die Ga­ted­SPECT­Untersuchung mit den be­reits erwähnten Limitationen zur Ver­fügung, die Pendelvolumina bei Mitral­ und Aortenklappeninsuffizienzen be­stimmen können [25]. Beide Verfahren spielen in der klinischen Routine aller­dings kaum eine Rolle.

Schrittmacher- und Defibrillatorimplantation

Die eigentliche Schrittmacher­ oder Defib­rillatorimplantation wird routinemäßig durch rein morphologisch bildgebende Verfahren begleitet. Meist reichen ein ein­facher Röntgenthorax und eventuell eine Phlebographie zur Darstellung der Durch­gängigkeit der Venen der oberen Extremi­tät aus. In Sonderfällen können bei unkla­rer myokardialer Vitalität oder diffuser Perfusionslage auch hier Gated­SPECT­ und PET­Informationen zur Planung der Sondenplatzierung in vitalem Myokard herangezogen werden.

Die Entscheidung zur Implantation von Defibrillatoren ist hingegen oft eine interdisziplinäre Therapieentscheidung, bei der zusätzlich funktionelle Informati­onen aus der molekularen nuklearmedi­zinischen Bildgebung ausschlaggebenden Charakter haben können.

Insbesondere die Darstellung der sym­pathischen Innervation des Herzens mit dem Katecholamin­Analogon 123I­Me­taiodobenzylguanidin (123I­MIBG) als SPECT­Tracer sowie 11C­Hydroxyephed­rin (11C­HED) als PET­Tracer spielt expe­rimentell eine Rolle [26].

Eine Vielzahl an Erkrankungen wie die dilatative, die hypertrophe und die seltene arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardi­omyopathie, die in ihren Frühstadien her­kömmlichen Nachweismethoden entge­

hen, aber das Risiko potenziell lebensbe­drohlicher Rhythmusstörungen bergen, können mittels solcher Zusatzuntersu­chungen gefunden und einer prophylak­tischen Defibrillatorimplantation zuge­führt werden. [27, 28, 29].

Gleiches gilt für Erkrankungen wie die idiopathische ventrikuläre Tachykar­die oder das Brugada­Syndrom, die per definitionem keinerlei morphologische Korrelate haben, sondern Ionenkanal­Er­krankungen sind, also Defekte subzellu­lärer Dimension aufweisen [30].

Kardiale Tumoren

Die Detektion kardialer Tumoren ist ebenfalls mit nuklearmedizinischen Me­thoden möglich, birgt jedoch Besonder­heiten gegenüber der Detektion von Tu­moren in anderen Geweben.

Vereinfacht wird die Erkennung von Tumoren des Herzens dadurch, dass die häufigsten primären kardialen Tumoren, die Myxome, im Bereich der Vorhöfe lie­gen und somit in relativ dünnem Myo­kard zu finden sind, das physiologisch wenig oder keinen signifikanten Gluko­sestoffwechsel zeigt. Radioaktiv markier­te Glukose (18FDG) macht sie in der PET sichtbar [31]. Ähnliches gilt auch für die rechtsatrial gelegenen kardialen Sarkome, die die Majorität der Malignome im Her­zen darstellen (. Abb. 4).

Abhängig von den Stoffwechseleigen­schaften des Primarius lassen sich auch kardiale Metastasen abbilden, wie z. B. beim malignen Melanom oder beim ma­lignen Lymphom [32]. Erschwert wird die­se Abbildung zum einen durch die Tatsa­che, dass es sich beim Herzen um ein durch eigene Kontraktion und Atemexkursionen bewegtes Untersuchungsobjekt handelt, und zum anderen dadurch, dass die intrin­sische Glukoseutilisation des Myokards auch in Ruhe deutlich höher liegt als die der Skelettmuskulatur, weshalb speziell Malignome, die andernorts durch ihren er­höhten Glukosemetabolismus erkennbar werden, innerhalb des ventrikulären Myo­kards in ihren Frühphasen häufig schlecht detektierbar sind. In diesen Fällen lassen sich jedoch auch Untersuchungsprotokolle wählen, welche die Glukoseutilisation des Herzmuskels während der Untersuchung reduzieren [9].

179Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 3 · 2010  | 

Außerdem ermöglicht die fusionierte PET/CT ein Screening nach Metastasen bzw. Rezidiven in der prä­ und postope­rativen Behandlung gepaart mit der mor­phologisch hochauflösenden CT, und er­möglicht so die Einbindung der nuklear­medizinischen molekularen Diagnostik­ergebnisse in kardiochirurgische Entschei­dungen.

Arteriitiden/Aortitis und Entzündung

Bei den großen Gefäßen steht insbeson­dere das Entzündungsmonitoring, z. B. bei Arteriitiden, im Fokus des Interesses der nuklearkardiologischen Bildgebung. So lassen sich anhand typischer Verteilungs­muster innerhalb der entzündeten Ge­fäßwandareale, die einen erhöhten Gluko­

semetabolismus aufweisen und so in der 18FDG­PET darstellbar sind, einzelne Krankheiten identifizieren und im Verlauf der Behandlungserfolg darstellen [33].

Entzündungsmonitoring mit der 18FDG­PET spielt auch bei postoperativen Wundheilungsstörungen einer Sternum­narbe nach Sternotomie, z. B. nach Bypass­operation eine Rolle. Die normale Wund­heilung zeigt eine abflauende 18FDG­An­reicherung innerhalb des ersten Jahres [34]. Ein erhöhtes 18FDG­Signal im Zu­gangsweg lässt sicher und regional be­stimmbar auf eine Infektion der Narbe und deren Ausbreitung schließen, kann das konservativ antibiotische Regime über­wachen sowie letztlich eine gezielte partiel­le Wundrevision steuern und den Behand­lungserfolg dokumentieren.

> Entzündungsmonitoring mit 18FDG-PET hat hohen Stellenwert bei Gefäßen und Narben

Ein weiteres Einsatzgebiet der Entzün­dungsvisualisierung mit radioaktiv mar­kierter Glukose bietet sich bei einer durch Endokarditis indizierten Klappenopera­tion. Hier kann mit 18FDG die Stoffwech­selaktivität von Vegetationen auch im Verlauf beurteilt werden. So lassen sich auch stagnierende, ausgebrannte Aufla­gerungen gegen floride Entzündungen abgrenzen sowie extrakardial stoffwech­selaktive septische Streuherde detek­tieren, die einer klinischen Routinedi­agnostik entgehen können [35]. Beides kann entscheidend zur optimalen Wahl von Operationszeitpunkt und ­umfang beitragen.

Alle diese Fragestellungen profitieren von einer fusionierten Bildgebung, die ei­ne höher aufgelöste morphologische In­formation integriert, wie die 18FDG­PET/CT. Hierdurch präzisieren sich die prä­ und postoperative Planung und lässt sich das betroffene Gewebe besser charakteri­sieren (s. Fusionsimaging).

Hinsichtlich der weiteren Möglich­keiten der molekularen bildgebenden Diagnostik profitiert die Bildgebung der großen Gefäße potenziell von der Ent­wicklung neuer Tracer im Bereich des Plaque­Imaging (s. Plaque­Imaging).

Ausblick

Die Alleinstellungsmerkmale nuklear­kardiologischer Diagnostik sind begrün­det in der molekularen funkionellen Bild­gebung und der Möglichkeit zu Visuali­sierung und Quantifizierung von spezi­fischen Stoffwechselprozessen auf sub­zellulärem Niveau mittels geeigneter Tra­cer. Die Zukunft sieht daher zwei grund­legende Verbesserungen.

Zum einen hinsichtlich der besseren Einbettung dieser einzigartigen Infor­mationen in ein multimodales Gesamt­bild. Dies geschieht mittels Fusionsima­ging und erlaubt die Kombination mehre­rer Verfahren unterschiedlicher Methodik und im Idealfall die Potenzierung derer Vorteile, wodurch das entstehende Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.

Abb. 4 8 Nach Resektion histologisch gesichertes Angiosarkom des Herzens bei einer 64-jäh-rigen Patientin mit hohem FDG-Stoffwechsel (standard uptake value: 9,8) im Bereich von Atrium und Ventrikel rechts. Oben: Dreidimensionales PET/CT-Fusionsbild mit stoffwechselaktivem Tumor (11×12×8 cm). Unten: a axiales CT-Schnittbild, b axiale PET/CT-Fusionsbild, c axiales 18F-FDG-PET- Fusionsbild

180 |  Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 3 · 2010

Nachbardisziplinen

Zum zweiten schreitet die Entwick­lung spezifischer radiochemischer Tracer für das molekulare Imaging immer weiter voran, so dass in Zukunft Stoffwechsel­prozesse in vulnerablen Plaques sowie in absterbendem Gewebe visualisiert wer­den können, die morphologischen Ver­änderungen zeitlich vorausgehen.

Fusionsimaging

Die Zukunft der multimodalen nicht inva­siven kardialen Bildgebung liegt in der Fu­sion mehrerer Methoden in einem Gerät. Zum einen ermöglicht eine solche Kombi­nation als sog. „one­stop shop“ eine reale Zeitersparnis in einem immer komplexer werdenden Geflecht essenzieller Infor­mationen der nichtinvasiven, sonst seri­ell geschalteten Verfahren [36]. Darüber hinaus ergibt sich durch das genaue topo­graphische Übereinstimmen der funktio­nellen Teilinformationen der molekularen nuklearmedizinischen Verfahren mit den morphologisch höher auflösenden Tech­niken wie CT und MRT ein Mehr an In­formation als durch die Summe der Teile. Derzeit verfügbare Geräte orientieren sich noch hauptsächlich an den Bedürf­nissen des nuklearonkologischen Markts (SPECT/CT, PET/CT). Für einen Einsatz in der Kardiologie ist nicht zuletzt noch die Entwicklung designierter Untersu­chungsprotokolle für das „moving tar­get“ Herz vor der endgültigen klinischen Anwendbarkeit notwendig. Es sind schon jetzt solche gesonderten Rekonstrukti­onsalgorithmen verfügbar, die auf intrin­sische Bewegungskorrekturen setzen und so die sonst aufwändigen Überwachungen der Atemexkursionen des Thorax verein­fachen [37]. Gleiches gilt im Bereich der sog. „Soft­Fusion“, in der in separaten Untersuchungen ermittelte funktionelle und morphologische Informationen auch nachträglich mittels spezieller Software übereinander gelegt werden können.

E Sind die Rekonstruktionsalgorithmen präzise genug, verspricht die Fusion aus PET/SPECT mit der CT in vielen kardiologischen Fragestellungen deutliche Fortschritte.

Die exakte Zuordnung von quantifizier­baren Informationen über effektive myo­

kardiale Perfusion und Perfusionsreserve, die die Mikrovaskulatur mit einbezieht, so­wie über die Vitalität der abhängigen Myo­kardareale – also molekularen Informatio­nen, die nur mittels Verfahren wie PET und SPECT zu erhalten sind – können re­gional hochauflösend morphologischen Informationen über Koronarbaum, Steno­segrad der Koronarien (Angio­CT), Kalk­salzgehalt der Koronarwand (sog. Kalzium­Scoring) und Myokardstruktur aus einer Computertomographie zugeordnet wer­den. So könnten neben Untersuchungen in Planung oder im Follow­up interventio­neller oder operativer Myokardrevaskulari­sation bei koronarer Herzerkrankung auch das jährliche Follow­up nach Herztrans­plantation vom Fusionsimaging profitie­ren, und eine routinemäßige invasive Dia­gnostik nur noch im Falle pathologischer Befunde notwendig werden [16].

>Die Zukunft der multimodalen nicht invasiven kardialen Bildgebung liegt in der Fusion mehrerer Methoden in einem Gerät

Ebenso eröffnen sich im vaskulären Ent­zündungsmonitoring neue Dimensi­onen durch die höher auflösende mor­phologische Zuordnung der Stoffwechsel­informationen der 18FDG­PET im CT, was besseren Aufschluss über die Art des entzündeten Gewebes und die genaue Ausbreitung und Abgrenzung der Ent­zündung gibt und so ein kompletteres Bild vom zu erwartenden Operationssi­tus zeichnet. Ein Beispiel ist die Visuali­sierbarkeit vulnerabler Plaques in den im Vergleich zu Aorta oder Karotiden deut­lich kleineren und bewegten Koronarien mit fusionierter PET/CT [38].

In der weiteren Zukunft versprechen andere fusionierte Methoden (insbeson­dere PET/MR ggf. auch SPECT/MR) für die kardiale Bildgebung primär maßge­schneiderte Anwendungen, die spezi­fische molekulare Information mit zeit­lich hochauflösenden hämodynamisch­funktionellen und räumlich hochauf­lösenden morphologischen Informati­onen verbinden, was insbesondere dem bewegten Ziel Herz besser entsprechen kann, als die onkologisch motivierte Kombination mit der CT [39].

Zukünftige Molekulare Bildgebung

Plaque ImagingDie molekulare Bildgebung wird derzeit deutlich weiterentwickelt und in ihrem Spektrum breit ausgebaut, vor allem auf dem Gebiet neuer radiochemischer Tra­cer, die Einblicke in neue und nur mit funktionell­molekularen bildgebenden Methoden darstellbare Stoffwechselkas­kaden eröffnen. Zahlreiche molekulare Targets für die Bildgebung versprechen frühzeitigere und von den morpholo­gischen Bildgebungstechniken unabhän­gige Informationen. Tracer, die an Targets wie Matrix­Metalloproteinasen, Endothe­linrezeptoren, Adhäsionsmoleküle oder Lipoproteine binden, welche insbesonde­re in instabilen vulnerablen Plaques zeit­lich kurz vor deren Ruptur exprimiert wer­den, können radioaktiv markiert werden. In Zukunft könnte somit die Entschei­dung getroffen werden, ob z.z. B. Plaques in den Karotiden oder später auch koro­nare Stenosen, die mit herkömmlichen morphologischen Methoden als unkri­tisch bewertet würden und auch noch kei­ne funktionelle Veränderung wie Perfusi­onsausfälle oder Vitalitätsverluste verur­sachen, aus prophylaktischer Erwägung einer interventionellen oder chirurgischen Therapie zugeführt werden müssen [40]. Diese Tracer ermöglichen zukünftig eine prospektive Beurteilung der Entstehung kardiovaskulärer Probleme, wie einer be­vorstehenden Plaqueruptur mit dro­hendem Herzinfarkt im Falle der Koro­narien bzw. mit drohendem Schlaganfall im Bereich der Karotiden, und geben so dem Herz­Thorax­Chirurgen die Mög­lichkeit zu präventiven Eingriffen an die Hand.

ZelltodkaskadenDarüber hinaus existieren neue radioche­mische Verbindungen, die die Expression von Molekülen des programmierten Zell­todes darstellen. Apoptosemarker wie ra­dioaktiv markierte Caspaseinhibitoren oder Annexin V zeigen einen im Verlauf befindlichen Gewebeuntergang in SPECT oder PET und lassen so die Dynamik eines eventuell partiell reversiblen Vorgangs in Gewebe erkennen, das sich auch in kon­ventionellen molekularen Verfahren zur Vitalitätsdiagnostik sonst von Narbe

181Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 3 · 2010  | 

oder noch lebendem Myokard nicht un­terscheiden ließe. Myokardiale Apoptose konnte bereits im Tierexperiment nach­gewiesen und das Areal einer entstehen­den Narbe umschrieben werden noch vor dem komplett irreversiblen Untergang des myokardialen Gewebes [41]. Eine gezielte medikamentöse Unterbrechung dieser Apoptosekaskade könnte eine Ausbrei­tung von Myokardnarben nach rascher Rekanalisation oder auch operativer Re­vaskularisation verhindern. In Zukunft können diese Verfahren ebenfalls Revas­kularisationsentscheidungen begleiten bzw. die Erfolge dieser interdisziplinären, perfusionsverbessernden Bemühungen nicht nur retrospektiv hinsichtlich ihres Endprodukts (Narbe) sondern auch hin­sichtlich ihrer dynamischen prospektiven Entwicklung (Apoptose) begleiten. So be­hält die nuklearkardiologische molekulare auch in Zukunft eine Sonderstellung und liefert wertvolle und einzigartige funkti­onelle Informationen, die kardiochirur­gische Entscheidungen maßgebend ver­bessern können.

Die vorliegende Arbeit wurde durch den DFG-Sonderforschungsbereich SFB 656 „Molekulare kardiovaskuläre Bildgebung“, Projekt C6, Münster, unterstützt.

KorrespondenzadresseDr. F.T. Range

Medizinische Klinik und Poliklinik C – Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum Münster48149 Mü[email protected]

Range. Dr. Felix Thomas Range, Jahrgang 1978, absolvierte von 1998–2005 das Studium der Human-medizin an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster. Seit 2005 ist er am dortigen Universitäts-klinikum als Assistenzarzt in der Kardiologie beschäf-tigt. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Vorhof-flimmern und Myokardperfusion im PET sowie die generelle Nutzung von PET und CT zur kardiologischen Diagnostik.

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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184 |  Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 3 · 2010

Stent vs. Operation bei verengter Halsschlagader

Die Diskussion über die beste Behandlung

bei Patienten mit ipsilatera hochgradiger Ste-

nose der Aorta carotis interna wurde jüngst

durch die aktuellen Studien ICSS und CREST

wieder angefacht. Zur Auswahl stehen zwei

Therapieoptionen: eine Operation (Carotis-

Endarteriektomie) oder das Stenting mit Bal-

londilatation. Der Nutzen der Carotisoperati-

on wurde in zwei großen randomisierten Stu-

dien in den Vereinigten Staaten und Europa

eindeutig belegt. Bei über 70%igen Stenosen

der A. carotis interna beträgt die relative Risi-

koreduktion zugunsten der Operation 60%.

Für das Carotis-Stenting mit Ballondilatation

liegen in der Zwischenzeit vier Vergleichs-

studien mit der Carotis- Endarteriektomie

vor. Die deutsch-österreichisch-schweizer

SPACE-Studie, fand keinen Unterschied in

den 30-Tage-Komplikationsraten für die Ca-

rotisoperation oder das Stenting. Die EVA-3S-

Studie in Frankreich, fand eine signifikante

Überlegenheit der Carotisoperation.

Bei der International Carotid Stenting Study

(ICSS) handelt es sich um eine prospektive

randomisierte Studie, in die insgesamt 1413

Patienten eingeschlossen waren. Bei den

120-Tage-Häufigkeiten von Schlaganfall, Tod

oder Myokardinfarkt traten diese Ereignisse

statistisch signifikant bei 8,5% der Patienten

in der Stenting-Gruppe, verglichen mit 5,2%

in der Endarteriektomie-Gruppe auf.

In die Nordamerikanische CREST-Studie wur-

den 2502 Patienten eingeschlossen, die eine

über 70-prozentige Stenose der A. carotis

interna aufwiesen. Insgesamt war die 30-Ta-

ge-Komplikationsrate mit 5,2% beim Stenten

und 4,5% bei der Operation statistisch nicht

signifikant unterschiedlich. Es ergab sich

allerdings eine signifikant höhere Rate an

Schlaganfällen in der Stent-Gruppe mit 4,1%

versus 2,3% und eine signifikant höhere Rate

an Herzinfarkten in der Operationsgruppe

mit 2,3% versus 1,1%. Die Autoren fanden

bei einer weiteren Analyse einen Einfluss des

Alters auf die Komplikationsrate.

An den Therapieempfehlungen für Deutsch-

land wird sich durch die beiden neuen

Untersuchungen allerdings nichts ändern.

Sie wurden im Ausland unter Bedingungen

durchgeführt, die nicht mit deutschen Ver-

hältnissen vergleichbar sind, insbesondere

die Anforderungen an die Qualität der be-

handelnden Ärzte.

Für die Patientenversorgung hierzulande

bleibt nach wie vor die im deutschsprachigen

Raum durchgeführte SPACE-Studie aus

dem Jahr 2006 maßgeblich: Sie fand keinen

relevanten Unterschied zwischen beiden

Methoden. So lautet die Empfehlung, dass

für jeden Patienten ein Konsil aus Neurolo-

gen, Gefäßchirurgen und interventionellen

Neuroradiologen entscheiden soll, welcher

Eingriff am besten geeignet ist.

Literatur:

Bonati LH et al (2010) New ischaemic brain

lesions on MRI after stenting or endarte-

rectomy for symptomatic carotid stenosis:

a substudy of the International Carotid

Stenting Study (ICSS) The Lancet Neurology

9(4):353-362

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie

und der Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft,

www.dgn.org und www.dsg-info.de

Fachnachricht